Ökumenisches Heiligenlexikon

Johann Maier

1 Gedenktag katholisch: 24. April

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Priester, Märtyrer
* 23. Juni 1906 in Berghofen, heute Ortsteil von Aham in Bayern
24. April 1945 1 in Regensburg in Bayern


Eingang zum Germanicum et Hungaricum in Rom
Eingang zum Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom

Johann Maier besuchte das Gymnasium der Benediktiner im Kloster in Metten und studierte am Priesterseminar am ehemaligen Schottenkloster St. Jakob in Regensburg und am berühmten Collegium Germanicum in Rom, wo er 1933 seine Primiz feierte. Nach einer großen Reise quer durch Westeuropa und zu großen katholischen Städten in Norddeutschland war er in verschiedenen Gemeinden in Bayern tätig und wurde dann Spiritual im Kloster der Missionsdominikanerinnen vom hl. Herzen Jesu in Strahlfeld, das Ausbildungsstätte junger Missionarinnen war, die auch als Strahlfelder Schwestern bekannt wurden. Anfang 1939 kam Johann Maier als Repetitor für scholastische Philosophie ans Priesterseminar in Regensburg, gleichzeitig wurde er dort Domprediger. Er galt als einer der mutigsten Prediger im nationalsozialistischen Deutschland, war ein sehr beliebter Beichtvater und Freund der Künste. In den letzten Kriegstagen zeigte er sich als Mahner zu Frieden und Versöhnlichkeit.

Als am 22. April 1945 US-Panzerverbände schon an der Donau standen, forderte Reichsverteidigungskommissar Ludwig Ruckdeschel bei einer Kundgebung die Verteidigung Regensburgs bis zum Äußersten. Am nächsten Tag versammelten sich mehrere hundert aufgebrachte Menschen bei einer Kundgebung auf dem Moltkeplatz; Johann Maier ergriff das Wort und wollte die Menge beruhigen: nur durch eine Bitte, nicht durch Forderungen könne man die kampflose Übergabe der Stadt erreichen. Noch während er sprach, wurde er von Polizisten in Zivil festgenommen - ebenso wie weitere Teilnehmer der Demonstration - und zusammen mit dem Lagerarbeiter Josef Zirkl von einem hastig zusammengerufenen Standgericht noch am selben Abend zum Tode verurteilt; er habe öffentlich den Willen des deutschen Volkes zur Selbstbehauptung zu lähmen versucht. Am frühen Morgen um 3.25 Uhr wurden Maier und Zirkl auf dem Moltkeplatz gehängt; fast zeitgleich machten sich Wehrmachts-Einheiten und die SS bereit, die Stadt zu verlassen und sich Richtung Süden abzusetzen.

Offenkundig hatten die Amerikaner Nachricht von der Bereitschaft zur Übergabe der Stadt bekommen, sie stoppten den Angriff auf Regensburg; Johann Maier gilt deshalb als Retter Regensburgs. Bischof Buchberger, der wohl zumindest einen Aufschub der Urteilsvollstreckung hätte erreichen können, schwieg in jener Nacht. Freunde von Maier bauten darauf, dass sein Oberhirte und das Domkapitel etwas unternehmen würden, um das Leben der Verurteilten zu retten, zumal sie die Nacht in einem Versteck in nächster Nähe des Standgerichts und Vollstreckungsortes verbrachten. Aber Bischof Buchberger hatte offenbar Angst; eine Intervention sei aussichtslos, verteidigte er sich.

Gedenktafel für Johann Maier im Dom in Regensburg
Gedenktafel für Johann Maier im Dom in Regensburg

Drei Tage nach Maiers Tod erfolgte der Einmarsch der Amerikaner. Maiers Grab befindet sich in der Bischofsgrablege des Domes in Regensburg, in dem auch eine Gedenktafel an ihn erinnert.

1 Die Amtseinführung des früheren Regensburger Professors Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. fand am 60. Todestag des Regensburger Dompredigers statt.


Worte von Johann Maier

Bei seiner letzten Predigt im Dom in Regensburg am 3. Sonntag nach Ostern, dem 22. April 1945, beschränkte Maier sich wegen Fliegeralarms auf zwei Gedanken:
Der erste Gedanke, den der erste Papst [gemeint ist 1. Petrusbrief 2, 11 - 17] ausspricht, lautet: In der Stunde der Heimsuchung sollen alle Heiden erkennen, dass ihr am Platze seid, dass ihr für Ruhe und Ordnung sorgt, wenn alles andere zu zerbrechen scheint, wenn alle ihren Posten verlassen möchten. Dort müsst ihr stehen, um das Gute, das Rechte, die Wahrheit zu vertreten. Mache sich keiner vor, so sagt er, dass er als Freier ungebunden leben soll am Tag der Heimsuchung, sondern es sollen andere, die bisher keine Ahnung hatten von dem, was an christlicher Güte und Kraft da ist, niederknien und den Vater preisen, der euch diese Kraft und diesen Idealismus gab. Dort dürft ihr nicht das Recht verlassen, dürft nicht Rache suchen, dürft nicht die Ungebundenheit tun, sondern es soll so werden, dass gerade die, welche die Rache fürchten, [welche] das Unrecht tun, dass die dann sehen und niederknien müssen, weil wir Christen die allerersten sein müssen, um Ruhe und Frieden, Recht und Gnade ergehen zu lassen. Das ist der erste Gedanke in dieser heutigen Epistel.
Der zweite Gedanke ist der unserer grundsätzlichen Einstellung zum Staat und zu seinen Führern: Fürchte Gott und ehre den König! Es gibt keine Gewalt außer von Gott; aber über ihr steht Gott. Fürchte Gott und tue niemals, was Unrecht ist; über jeder Gewalt steht Gott, den musst Du fürchten. Lieber muss Dir Dein Kopf feil sein als Unrecht tun - unter allen Umständen. Nicht das ist die Freiheit, dass wir Kinder Gottes uns verleiten lassen, das zweite zu übersehen: bis zum letzten Augenblick, immer und unter allen Umständen. Ehre den König und den, der von ihm gesandt!
Eine entscheidendere Wegweisung könnten wir uns heute nicht wünschen aus dem Munde dessen, der das Fundament des Hauses Gottes ist, der die Schlüssel trägt, der bindet und löst und die Freiheit kündet. Wenn Du anders vorgehst, dann gehst Du einer neuen Knechtschaft entgegen, einer furchtbareren, der Knechtschaft des Teufels, der Lüge, des Hasses; denn wer den Hass predigt, predigt die Knechtschaft für die, denen er predigt, und für sich selbst. Wer Liebe predigt, predigt die Wahrheit und Freiheit für die, denen er predigt, und für sich selber.
Das ist wohlgefällig in Christus Jesus, unserm Herrn: Ihm sei Ehre und Lob in den Tagen der Heimsuchung, So schreibt er, weil und insoweit sie an uns sehen diese Kraft, diese männliche Kraft der Güte in der Verteidigung des Rechtes, in der Kraft des Dienstes am Menschen, in Wahrheit und Liebe.
In dieser Meinung beten wir für unser Volk, für seine Führer, für unser Vaterland, für unsere Stadt und unsere Wehrmacht, für alle, alle, alle, die in diesen Tagen Schwerstes in ihrem Gewissen und nach außen zu ertragen haben!

Quelle: Anton M. J. Kormann: Domprediger Dr. Johann Maier Märtyrer - Person Ort Zeit 1933 - 1945. Nittendorf 2006, S. 320 - 323

Zitate von Johann Maier:

zur Rassenlehre der NSDAP: Christus war der Sohn eines jüdischen Mädchens.

zum Euthanasieprogramm des 3. Reiches: Auch dort, wo Kreuz und Leid einbricht in ein Leben, … muss auch das … noch einen Sinn haben, einen höheren, dass niemand ein Recht hätte, dieses Leben auszulöschen, sonst ist der Herr des Lebens nicht anerkannt. Und alle, die glauben, ein schweres Leben sei nicht wert, gelebt zu werden, die glauben nicht an Gott, auch wenn sie seinen Namen im Munde führen, sie schlagen unserm Herrgott ins Antlitz.

zum Heldenmythos der Nazis: Helden und Heilige sind nicht ein Zusammenklang [von Worten] nur: Wahre Helden sind Heilige, und Heilige müssen Helden sein, Menschen aus einem Guss.

Die einzige Bibel, die die Menschen heute noch lesen, sind die Christen. (2. Fastenpredigt, 29. Februar 1945)

Der Zorn ist eine gute Gabe Gottes. Den Zorn nicht dort einsetzen, wo er zerstörend ist, sondern als aufbauend. (1. Fastenpredigt, 22. Februar 1945)

Nur wer die Überlegenheit seiner Sache klar durchschaut hat und von ihrer Größe ergriffen ist, wird sich dafür einsetzen: kraftvoll, siegesgewiss und opferbereit. (Ansprache, 25. März 1942)

Wer lächelnd in den Tod geht, dem glauben wir nicht; denn er betrügt ich selbst. ... Auch auf unserer Stirn wird der Angstschweiß sich sammeln. (Dompredigt, 5.November 1944)

Wenn Er [Jesus am Ölberg] als Sohn Gottes nicht erhört wurde im wörtlichen Sinn, können wir erwarten, dass es uns besser ginge als Ihm? (4. Fastenpredigt, 15. März 1945)

Quelle: Anton M. J. Kormann: Domprediger Dr. Johann Maier Märtyrer - Person Ort Zeit 1933 - 1945. Nittendorf 2006, S. 328, 336, 399, 405 - 409

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Der Dom in Regensburg ist täglich ab 6.30 Uhr geöffnet, im Juni bis September bis 19 Uhr, im April, Mai und Oktober bis 18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr. Der Domschatz ist täglich von 11 Uhr bis 17 Uhr, sonntags erst ab 12 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.03.2021

Quellen:
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998
• http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/kriegsende/widerstand-terror-johann-maier.xml
• Hans Metzeler, E-Mail vom 3. November 2006

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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