Magnus von Füssen
auch: Mang
eigentlich: Maginold
Gedenktag katholisch: 6. September
gebotener Gedenktag im Bistum Augsburg und Feldkirch
nicht gebotener Gedenktag im Bistum München-Freising, Rottenburg, Innsbruck und St. Gallen
Name bedeutet: der Große (latein.)
Magnus lebte zunächst mit anderen zusammen als Einsiedler und Mönch an der Stelle des heutigen
Klosters St. Gallen und wurde - nach der von
seinem Gefährten Theodor verfassten Lebensgeschichte - im 8. Jahrhundert der Apostel des
Allgäus
. Der Legende nach war er ein Gefährte von
Gallus und auch von Kolumban
1, zu dessen Grab nach
bei Piacenza er eine
Wallfahrt unternahm und dort dessen Abtsstab empfing. Tatsächlich war Magnus wohl
im Auftrag von Bischof Wikterp zusammen mit
Tozzo und Theodor ab etwa 746 im Oställgäu tätig. Zunächst wirkte er
mit Theodor in Kempten, wo er der Überlieferung
nach auf Schlangen und Dämonen traf und diese durch Kolumbans Abtsstab vertrieb sowie deren Anführer, eine große Boa, tötete.
Während Theodor dann in Kempten blieb, wirkte Magnus am oberen Lech und baute 746 zunächst ein Bethaus an der Stelle der heutigen Kirche in Waltenhofen - dem heutigen Ortsteil von Schwangau bei Füssen -, dann gründete er eine Klosterzelle im heutigen Füssen, die von König Pippin dem Jüngeren mit Gütern ausgestattet wurde und aus der eine klösterliche Gemeinschaft wuchs.
Wundererzählungen zufolge überwältigte Magnus einen Drachen, der ihm den Weg versperren wollte; dies wird für mehrere
Orte erzählt, so für Roßhaupten. Mit
Kolumbans Stab soll er Schlangen und Bären, die die Einwohner
bedrohten, vertrieben haben. Außerdem zwang er damit einen Bären, von seinen Äpfeln abzulassen. Der Bär zeigte ihm auch eine
Erzader, die Magnus zum Wohl der Füssener abbauen ließ. Auch Kleinlebewesen wie die für die Landwirtschaft schädlichen
Maikäfer oder Engerlinge habe er bekämpft, er galt deshalb als Patron gegen Ungeziefer Enger-Prozessionen
fanden
vielerorts statt.
Tatsächlich wirkte Magnus um 750 in Füssen, aber damals war die Christianisierung Bayerns schon seit einem halben Jahrhundert abgeschlossen, in Füssen existierte schon die Stephanus gewidmete Pfarrei. Anders als in der Legende, die von einem wilden Land berichtet, lag Füssen in Wahrheit an einer stark frequentierten, antiken Straße, der Via Claudia Augusta, die die Verbindung vom Bischofssitz Augsburg zur Kirchenleitung in Rom herstellte. Der Auftrag, mit dem der zunächst noch nicht zum Priester geweihte Magnus nach Füssen geschickt wurde, bleibt unklar.
Die Klostergründung in Füssen erfolgte nicht durch Magnus, sondern wohl erst unter Karl I. „dem Großen”, der entlang der Wege nach Rom Klöster entstehen ließ; nach kleinen Anfängen wurde die Mönchsgemeinschaft um 850 vom Augsburger Bischof Lanto wiederbegründet; dabei wurden Magnus' - der Überlieferung zufolge unversehrte - Gebeine erhoben und zusammen mit Teilen seines Gewandes und des Kolumban zugeschriebenen Wanderstabes in die Krypta der neuen Kirche des ihm benannten Benediktinerklosters St. Mang in Füssen übertragen.
Magnus' Grab galt dann in späterer Zeit als verschollen; Abt Johannes Hess von St. Mang ließ im 15. Jahrhundert vergeblich danach suchen, ebenso Abt Martin Stempfle im 17. Jahrhundert. Erst in den 1960er Jahren gelang der archäologische Nachweis, dass die heutige Annakapelle die erste Klosterkirche war und dort das Grab des heiligen Magnus zu finden sei.
Magnus wurde als Apostel des Allgäus
auch in
Tirol, in der Schweiz sowie in Altbayern und
Schwaben hoch verehrt und teilweise zu den
Nothelfern gezählt. Auch heute noch wird in
Schussenried, früher auch in
Wangen im Allgäu, der St.-Mang-Stab - ursprünglich
Kolumbans Abtsstab - in einem silbernen Reliquiar bei
Bittprozessionen gegen Schäden über die Felder getragen.
Das Kloster St. Mang wurde 1802 in der Säkularisation aufgelöst und weltlichen Fürsten übergeben, heute gehört es der Stadtverwaltung und dient als Rathaus. In St. Gallen ist die Kirche St. Mangen ihm geweiht. Auch das Kloster in Bobbio wurde 1803 unter französischer Besatzung geschlossen, die Kirche ist heute Pfarrkirche.
Attribute:
mit Stab Drachen bekämpfend, mit Bär
Patron
des Allgäus, von
Füssen und
Kempten; für das Vieh; gegen Augenleiden,
Schlangenbiss, Würmer, Ratten, Mäuse und Feldungeziefer wie Maikäfer oder Engerlinge
Bauernregeln:
Wie's Wetter ist am Magnus-Tag, / es vier Wochen bleiben mag.
St. Mang / schlägt's Kraut mit der Stang.
St. Mang / säht den ersten Strang.
1 ▲ Tatsächlich lebte Magnus rund 100 Jahre später.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon noch nicht online
Die
Kirche des ehemaligen Klosters in Bobbio ist täglich
von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2023)
In Roßhaupten wurde 2014 ein Drachenweg
eröffnet, der auch durch die Schlucht führt, in der der Drache angeblich wohnte, und der über die Legende informiert:
Magnus steckte geweihtes Brot in seinen Ranzen und nahm Pech und Harz in die
Hand und auch den Krummstab des heiligen Gallus,
hängte sich das Kreuz um den Hals … Kaum hatte der Drache ihn erblickt, da richtete er
sich sogleich auf und stürzte sich auf ihn. Jener aber schleuderte ihm das Pech und das
Harz, das er in der Hand hielt, in den Rachen und sprach:
Hilf mir, Herr, mein Gott!
Kaum hatte er dies ausgesprochen, da begann der Drache unverzüglich zu brennen, zerbarst
und verendete.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 02.11.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/september.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2. Aufl. 2011
• https://www.kreisbote.de/lokales/fuessen/neue-attraktion-3606562.html - abgerufen am 25.03.2023
• Infotafeln an der Drachenschlucht
in Roßhaupten
• https://www.burgen.de/magazin/gedenktag-des-heiligen-magnus-in-kloster-schussenried - abgerufen am 25.03.2023
• https://www.kreisbote.de/lokales/fuessen/architekt-magnus-peresson-nimmt-eine-historische-zeitreise-durch-fuessen-6723736.html - abgerufen am 25.03.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.