Ökumenisches Heiligenlexikon

Magnus von Füssen

auch: Mang
eigentlich: Maginold

1 Gedenktag katholisch: 6. September
gebotener Gedenktag im Bistum Augsburg und Feldkirch
nicht gebotener Gedenktag im Bistum München-Freising, Rottenburg, Innsbruck und St. Gallen

Name bedeutet: der Große (latein.)

Glaubensbote im Allgäu
* um 699 bei St. Gallen (?) in der Schweiz
6. September 772 (?) in Füssen in Bayern


Fresko: Magnus (links) mit Gallus, um 980, in der Magnuskrypta der Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen
Fresko: Magnus (links) mit Gallus, um 980, in der Magnuskrypta der Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen

Magnus lebte zunächst mit anderen zusammen als Einsiedler und Mönch an der Stelle des heutigen Klosters St. Gallen und wurde - nach der von seinem Gefährten Theodor verfassten Lebensgeschichte - im 8. Jahrhundert der Apostel des Allgäus. Der Legende nach war er ein Gefährte von Gallus und auch von Kolumban 1, zu dessen Grab nach bei Piacenza er eine Wallfahrt unternahm und dort dessen Abtsstab empfing. Tatsächlich war Magnus wohl im Auftrag von Bischof Wikterp zusammen mit Tozzo und Theodor ab etwa 746 im Oställgäu tätig. Zunächst wirkte er mit Theodor in Kempten, wo er der Überlieferung nach auf Schlangen und Dämonen traf und diese durch Kolumbans Abtsstab vertrieb sowie deren Anführer, eine große Boa, tötete.

Während Theodor dann in Kempten blieb, wirkte Magnus am oberen Lech und baute 746 zunächst ein Bethaus an der Stelle der heutigen Kirche in Waltenhofen - dem heutigen Ortsteil von Schwangau bei Füssen -, dann gründete er eine Klosterzelle im heutigen Füssen, die von König Pippin dem Jüngeren mit Gütern ausgestattet wurde und aus der eine klösterliche Gemeinschaft wuchs.

Drachen-Denkmal an der Brücke über die Schlucht in Roßhaupten
Drachen-Denkmal an der Brücke über die Schlucht in Roßhaupten

Wundererzählungen zufolge überwältigte Magnus einen Drachen, der ihm den Weg versperren wollte; dies wird für mehrere Orte erzählt, so für Roßhaupten. Mit Kolumbans Stab soll er Schlangen und Bären, die die Einwohner bedrohten, vertrieben haben. Außerdem zwang er damit einen Bären, von seinen Äpfeln abzulassen. Der Bär zeigte ihm auch eine Erzader, die Magnus zum Wohl der Füssener abbauen ließ. Auch Kleinlebewesen wie die für die Landwirtschaft schädlichen Maikäfer oder Engerlinge habe er bekämpft, er galt deshalb als Patron gegen Ungeziefer Enger-Prozessionen fanden vielerorts statt.

Drachen- in Roßhaupten
Drachen-Schlucht in Roßhaupten

Tatsächlich wirkte Magnus um 750 in Füssen, aber damals war die Christianisierung Bayerns schon seit einem halben Jahrhundert abgeschlossen, in Füssen existierte schon die Stephanus gewidmete Pfarrei. Anders als in der Legende, die von einem wilden Land berichtet, lag Füssen in Wahrheit an einer stark frequentierten, antiken Straße, der Via Claudia Augusta, die die Verbindung vom Bischofssitz Augsburg zur Kirchenleitung in Rom herstellte. Der Auftrag, mit dem der zunächst noch nicht zum Priester geweihte Magnus nach Füssen geschickt wurde, bleibt unklar.

Die Klostergründung in Füssen erfolgte nicht durch Magnus, sondern wohl erst unter Karl I. „dem Großen”, der entlang der Wege nach Rom Klöster entstehen ließ; nach kleinen Anfängen wurde die Mönchsgemeinschaft um 850 vom Augsburger Bischof Lanto wiederbegründet; dabei wurden Magnus' - der Überlieferung zufolge unversehrte - Gebeine erhoben und zusammen mit Teilen seines Gewandes und des Kolumban zugeschriebenen Wanderstabes in die Krypta der neuen Kirche des ihm benannten Benediktinerklosters St. Mang in Füssen übertragen.

Magnus' Grab galt dann in späterer Zeit als verschollen; Abt Johannes Hess von St. Mang ließ im 15. Jahrhundert vergeblich danach suchen, ebenso Abt Martin Stempfle im 17. Jahrhundert. Erst in den 1960er Jahren gelang der archäologische Nachweis, dass die heutige Annakapelle die erste Klosterkirche war und dort das Grab des heiligen Magnus zu finden sei.

Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus 'St. Galler Hausheilige': Beschwörung des Drachen mit dem Gallus-Stab bei Kempten, um 1455, in der Bibliothek des Klosters in St. Gallen
Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus St. Galler Hausheilige: Beschwörung des Drachen mit dem Gallus-Stab bei Kempten, um 1455, in der Bibliothek des Klosters in St. Gallen

Magnus wurde als Apostel des Allgäus auch in Tirol, in der Schweiz sowie in Altbayern und Schwaben hoch verehrt und teilweise zu den Nothelfern gezählt. Auch heute noch wird in Schussenried, früher auch in Wangen im Allgäu, der St.-Mang-Stab - ursprünglich Kolumbans Abtsstab - in einem silbernen Reliquiar bei Bittprozessionen gegen Schäden über die Felder getragen.

Das Kloster St. Mang wurde 1802 in der Säkularisation aufgelöst und weltlichen Fürsten übergeben, heute gehört es der Stadtverwaltung und dient als Rathaus. In St. Gallen ist die Kirche St. Mangen ihm geweiht. Auch das Kloster in Bobbio wurde 1803 unter französischer Besatzung geschlossen, die Kirche ist heute Pfarrkirche.

Attribute: mit Stab Drachen bekämpfend, mit Bär
Patron des Allgäus, von Füssen und Kempten; für das Vieh; gegen Augenleiden, Schlangenbiss, Würmer, Ratten, Mäuse und Feldungeziefer wie Maikäfer oder Engerlinge
Bauernregeln: Wie's Wetter ist am Magnus-Tag, / es vier Wochen bleiben mag.
St. Mang / schlägt's Kraut mit der Stang.
St. Mang / säht den ersten Strang.

1 Tatsächlich lebte Magnus rund 100 Jahre später.

Die Magnus-Reliquien


Bilder zu Magnus


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Die Kirche des ehemaligen Klosters in Bobbio ist täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2023)
In Roßhaupten wurde 2014 ein Drachenweg eröffnet, der auch durch die Schlucht führt, in der der Drache angeblich wohnte, und der über die Legende informiert:
Magnus steckte geweihtes Brot in seinen Ranzen und nahm Pech und Harz in die Hand und auch den Krummstab des heiligen Gallus, hängte sich das Kreuz um den Hals … Kaum hatte der Drache ihn erblickt, da richtete er sich sogleich auf und stürzte sich auf ihn. Jener aber schleuderte ihm das Pech und das Harz, das er in der Hand hielt, in den Rachen und sprach: Hilf mir, Herr, mein Gott! Kaum hatte er dies ausgesprochen, da begann der Drache unverzüglich zu brennen, zerbarst und verendete.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.11.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/september.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2. Aufl. 2011
• https://www.kreisbote.de/lokales/fuessen/neue-attraktion-3606562.html - abgerufen am 25.03.2023
• Infotafeln an der Drachenschlucht in Roßhaupten
• https://www.burgen.de/magazin/gedenktag-des-heiligen-magnus-in-kloster-schussenried - abgerufen am 25.03.2023
• https://www.kreisbote.de/lokales/fuessen/architekt-magnus-peresson-nimmt-eine-historische-zeitreise-durch-fuessen-6723736.html - abgerufen am 25.03.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.