Ökumenisches Heiligenlexikon

Gallus

1 Gedenktag katholisch: 16. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Hochfest im Bistum St. Gallen
gebotener Gedenktag im Bistum Chur, Sitten und Feldkirch
nicht gebotener Gedenktag in Irland und im Ambrosianischen      Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet. Teil des Bistums Lugano
Diözesankalender Augsburg, Rottenburg, Basel und Lausanne-Genf-Fribourg
Gedenktag in Straßburg: 23. November
Übertragung der Gebeine: 19. Februar

1 Gedenktag evangelisch: 16. Oktober

1 Gedenktag orthodox: 16. Oktober

Name bedeutet: der Gallier (latein.)

Mönch, Einsiedler, Glaubensbote am Bodensee
* um 550 in Irland (?)
16. Oktober 640 (?) in Arbon in der Schweiz


Gallus wurde der Überlieferung zufolge von seinen frommen, adligen Eltern ins Kloster Bangor zur Ausbildung gegeben. Dort weihte ihn Kolumban zum Priester. Mit ihm und elf weiteren Gefährten machte er sich um 590 auf und zog von Irland aus nach Luxeuil - dem heutigen Luxeuil-les-Bains - in Frankreich.

Buchmalerei, um 1135
Buchmalerei, um 1135

Der Überlieferung zufolge kam Gallus nach der Überfahrt von Irland auf das Festland zunächst in die Bretagne und gründete in Langast eine Einsiedelei und ein Oratorium sowie im benachbarten Le Montrei ein kleines Kloster.

Moderne Forschungen gehen davon aus, dass Gallus aus der Gegend der Vogesen stammte und sich Kolumban anschloss, als dieser mit seinen Gefährten im Kloster Luxeuil - lebte. Jedenfalls zog Gallus von hier aus zusammen mit Kolumban um 610 nach Alemannien. Die Missionsversuche in der Schweiz scheiterten zunächst; Gallus zerstörte dämonische Stätten, so in Tuggen am Zürichsee während einer Predigt von Kolumban einen heidnischen Opferaltar durch Brandstiftung. Vor den Angriffen des in seiner Burg in Überlingen residierenden alemannischen Herzogs Gunzo flohen Gallus und Kolumban nach Bregenz; dort warf Gallus in dreijährigem Wirken in den Jahren 610 bis 612 wieder Götzenbilder in den Bodensee und sie errichteten die zerstörte, Aurelia geweihte Kirche neu - wohl an der Stelle der heutigen Galluskirche; schließlich wurden sie wieder vertrieben. Gallus und Kolumban trennten sich - ob auf Grund einer schweren Krankheit von Gallus oder wegen unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten, ist umstritten - jedenfalls zog Kolumban nun über die Alpen nach Norditalien. Berichtet wird, dass Kolumban Gallus verboten habe, die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. zu feiern und weiter zu missionieren.

Galluskapelle auf dem Areal des früheren römischen Kastells <q>Arbor Felix</q>, errichtet Ende des 3. Jahrhunderts, aufgegeben mit dem Ende der römischen Herrschaft 401, dann Wohnplatz und Ort der christlichen Gemeinde, die Gallus bei seiner Ankunft vorfand
Galluskapelle auf dem Areal des früheren römischen Kastells Arbor Felix, errichtet Ende des 3. Jahrhunderts, aufgegeben mit dem Ende der römischen Herrschaft 401, dann Wohnplatz und Ort der christlichen Gemeinde, die Gallus bei seiner Ankunft vorfand

Gallus fand nun der Überlieferung nach 612 den Weg nach Arbon am Bodensee zu einem Priester Willimarus, dessen Diakon Hiltibald einen für Einsiedler geeigneten Orte kannte und Gallus zusammen mit Maginold 1 , einem seiner drei KaplaneEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator., zu einem Berg schickte, aus dem reichlich gesundes Wasser fließe: dies war die Quelle der Steinach. Legenden erzählen, ein Otter habe Gallus beim Fischen geholfen und dafür die Hälfte des Fanges abbekommen. Nach Gebet und Fasten machten sich Gallus und Maginold auf den Weg, den ihnen Luzifer mit Feuer zu verwehren suchte und der den erschöpften Wanderern kein Ende zu nehmen schien. Mit Fasten und Beten zogen sie dennoch weiter. Als Gallus stürzte, nahm er dies als Zeichen, das ihm sein Stock mit dem daran befindlichen Reliquiensäckchen gewiesen habe. Sie legten sich schlafen, denn Gallus erklärte, keine Furcht vor wilden Tieren zu haben, auch Daniel sei von den Löwen kein Unheil geschehen.

Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus 'St. Galler Hausheilige': Gallus beim Fischen in der Steinach, um 1455, in der Stiftsbibliothek in St. Gallen
Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus St. Galler Hausheilige: Gallus beim Fischen in der Steinach, um 1455, in der Stiftsbibliothek im Kloster in St. Gallen

In der Nacht kam ein Bär und machte sich über die Reste des Abendessens her. Gallus befahl ihm, Holz für Feuer und den Bau einer Zelle herbeizuschaffen, er werde dann alle Tage Brot erhalten, müsse aber auch alle anderen wilden Tiere abwehren. Andere Legenden erwähnen, dass Gallus dem Bären einen Dorn aus dem Fuß gezogen und ihn dadurch gefügig gemacht habe. Beim nun beginnenden Bau erwies sich ein Balken als zu kurz; Gallus ließ alle Bauleute in seiner Zelle am Gebet und am Mahl des heiligen Brotes teilnehmen - als sie zur Baustelle zurück kamen, konnte der Balken in richtiger Länge eingefügt werden. 612 wurde die Einsiedlerklause an der Steinach errichtet an der Stelle des heutigen Klosters St. Gallen.

Josef Ignaz Weiss: Deckenbild, um 1796, in der Galluskirche in St. Gallenkappel
Josef Ignaz Weiss: Deckenbild, um 1796, in der Galluskirche in St. Gallenkappel

Gallus lebte nun in dieser Einsiedelei, er faszinierte die rauen Alemannen vor allem durch sein Wort und zeichnete sich neben seiner leidenschaftlichen Frömmigkeit durch Menschenliebe und Naturverbundenheit aus, auch Heilungen werden ihm zugeschrieben; Frideburga, die Tochter des Herzogs Gunzo, der ihn einst vertrieben hatte, habe er von Besessenheit geheilt und so doch noch das Wohlwollen des Fürsten erhalten, deshalb habe Gunzo ihm im Jahr 615 aus Dankbarkeit das Amt des Bischofs von Konstanz angeboten, aber Gallus wollte Einsiedler bleiben und empfahl seinen Gefährten Johannes.

Gallus war der erste Missionar in Mitteleuropa, von dem erzählt wird, dass er sich mit den Volkssprachen befasste und nicht nur in Latein predigte. Nach und nach sammelte er eine Schar von Jüngern um sich, deren Leben von strenger Bußdisziplin, Gebet und Schriftbetrachtung geprägt war. Außerdem wurden die Wissenschaften gepflegt - Mitteleuropa war damals Entwicklungsland, Irland dem Festland weit überlegen.

Gallus schaute der Überlieferung nach den Tod von Kolumban im Jahr 615 - der sich erst kurz zuvor mit seinem Schüler ausgesöhnt hatte - und hielt die Totenmesse für ihn. 629 kam eine Abordnung des Klosters Luxeuil - in seine Zelle, um ihn als Nachfolger von Eustasius für das Amt des Abtes zu gewinnen, auch dieses Angebot schlug er aus. In hohem Alter predigte Gallus noch in Arbon, wo er starb. Nach seinem Tod fand man in einem Kästchen, das er bei sich getragen hatte, eine spitzige blutige Kette; Wunden an seinem Leibe entsprachen dieser Kette: mit ihr hatte er sich zur Kasteiung gegürtet, man legte sie deshalb mit in sein Grab neben dem Altar seiner Zelle im später nach ihm benannten St. Gallen.

Aus der Zelle des Gallus entstand 719 durch Otmar das Kloster der Benediktiner, das Otmar nach Gallus benannte, später entwickelte sich daraus die Stadt St. Gallen; irische Gelehrte und Künstler, die in ihrer Heimat von den Wikingern verfolgt wurden, kamen in das Kloster; 1805 wurde es in der Säkularisation aufgehoben. Das Grab von Gallus war Wallfahrtsstätte. Die Verehrung breitete sich aus in der deutschen Schweiz - Reliquien werden z. B. in Meggen verwahrt, wo ihm auch die frühere Kirche geweiht war -, in Süddeutschland und im Elsass. Gallus' Lebensgeschichte wurde erstmals wohl im späten 7. Jahrhundert aufgeschrieben, dann eine zweite Fassung im späten 8. Jahrhundert im Kloster Reichenau und diese um 833 durch Walahfrid Strabo überarbeitet; nun wurde sie weit verbreitet.

Gallus' Reliquien in der Kathedrale des Klosters St. Gallen
Gallus' Reliquien in der Kathedrale des Klosters St. Gallen

Nach Gallus nennen sich die Stadt und der Kanton St. Gallen, der Ort St. Gallenkappel beim Zürcher See, St. Gallenkirch im Montafon, wo im 11./12. Jahrhundert an der Stelle der heutigen Kirche eine ihm geweihte Kapelle errichtet wurde, Gallneukirchen bei Linz in Österreich und Gallen - heute ein Ortsteil von Jesewitz in Sachsen. In Prag trägt eine alte Kirche seinen Namen: Sv Havla, um 1350 wurde sein Kopf dorthin überführt und später in den Veitsdom gebracht ; der Überlieferung nach wurde dieser zusammen mit dem von Otmar durch König Karl IV. 1353 entwendet, als er St. Gallen besuchte. Seit 1880 trägt auch der Frankfurter Stadtteil Gallus mit der ihm geweihten Kirche seinen Namen. In seinem Namen gesegneter Wein helfe bei Fieber; St. Galli' Wein bezeichnet Bauernwein.

Attribute: als Mönch, als Pilger, Bär
Patron der Stadt St. Gallen und des Kantons St. Gallen; der Gänse, Hühner und Hähne; der Fieberkranken; des Bistums St. Gallen
Bauernregeln: Bis St. Gallus müssen alle Früchte, die im Frühjahr Samen bringen sollen, aus dem Garten in den Keller.
Hedwig und St. Gall' / machen das schöne Wetter all.
Viel Regen zu Gallus - Regen bis Weihnachten.
Wenn St. Gallus Regen fällt, / der Regen sich bis Weihnacht hält.
Mit St. Hedwig und St. Gall' / schweigt der Vögel Sang und Schall.
Auf St. Gallen' Tag / muss jeder Apfel in sein' Sack.
Auf St. Gallus-Tag / nichts mehr draußen bleiben mag.
Auf St. Gall / bleibt die Kuh im Stall.
St. Gallen/lässt Äpfel und Schnee fallen.
Trockenheit am St. Gallus-Tag verkündet einen trockenen Sommer.
Tritt St. Gallus trocken auf, / folgt ein nasser Sommer drauf.
Gießt Gallus wie aus einem Fass, / ist der nächste Sommer nass.
Ist St. Gallus nicht trocken, / folgt ein Sommer mit nassen Socken.
Wenn Gallus kommt hau' ab den Kohl, / er schmeckt im Winter trefflich wohl.

Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus 'St. Galler Hausheilige': Der verkrüppelte Maurus erhielt Gallus' Schuhe und Strümpfe und wurde dadurch geheilt, um 1455, in der Stiftsbibliothek in St. Gallen
Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus St. Galler Hausheilige: Der verkrüppelte Maurus erhielt Gallus' Schuhe und Strümpfe und wurde dadurch geheilt, um 1455, in der Stiftsbibliothek im Kloster in St. Gallen

1 Tatsächlich lebte Maginold rund 100 Jahre später.

Gallus und Kolumban in Tuggen


Gallus und Bregenz

Catholic Encyclopedia

Gallus' Predigt in Konstanz gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Galluskapelle in Arbon kann besichtigt werden nach Vereinbarung mit dem Infozentrum Arbon - www.arbontourismus.ch - oder dem Katholischen Pfarramt Arbon - www.kath-arbon.ch.(2015)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 18.10.2023

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.gallustheater.de/ges/stgallus.htm - abgerufen am 18.07.2023
• http://www.bauernregeln.net/oktober.html nicht mehr erreichbar
• Anton Bereuter: St. Gallus Bregenz. Schnell & Steiner, München/Regensburg 4. Aufl 1993
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Infotafel an der Galluskapelle in Arbon
• Hans Geisser / Herbert Haltmeier: Die Galluskapelle in Arbon, Kath. Kirchengemeinde Arbon o. J. (2015)
• Benno Schubiger: St. Gallenkappel SG, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel 1980
• Infotafel in der Kirche in St. Gallenkirch
• https://www.vaterland.li/region/ostschweiz/gallus-im-tal-der-heiligen;art193,340744 - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.20min.ch/story/st-gallen-will-schaedel-der-klostergruender-zurueck-208435037756 - abgerufen am 18.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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