Rochus von Montpellier
Gedenktag katholisch: 16. August
gebotener Gedenktag im weiblichen Zweig des Malteserordens
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Fulda und Mainz, im Erzbistum Mailand und im
Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.
Teil des Bistums Lugano, im Bistum Opole / Oppeln, in den Bistümern Valencia, Orihuela-Alicante, Santander und
Segorbe-Castellón sowie bei den Franziskaner-Tertiaren
Messe an einigen Orten
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Erscheinung in Frascati: 18. Juni
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 18. April
Name bedeutet: der Fels (französisch - latinisiert)
Die Überlieferungen über Rochus sind legendär. Demnach wurde er während des 100-jährigen Krieges geboren als Sohn des noblen Herren Jean Roch de la Croix, der 1363 erster Konsul von Montpellier wurde, und der aus der Lombardei stammenden Liberia; von seinen Eltern wurde er christlich erzogen, sie ließen ihn in der damaligen Kirche Notre Dame des Tables - sie stand auf dem heutigen Platz Jean Jaurès, ihre Krypta ist erhalten - taufen. Er studierte Medizin und wurde im Kloster der Dominikaner in seiner Heimatstadt weiter ausgebildet. 1358 und 1361 starben während der Pestepidemien in der Stadt monatelang täglich bis zu 500 Menschen, auch Rochus verlor im Alter von 17 Jahren beide Eltern.
Rochus verschenkte sein Vermögen an Arme, trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich auf Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom. 1367 erreichte er Acquapendente bei Viterbo, wo er drei Monate lang blieb und bei der Pflege von Pestkranken half; dabei zeigte sich seine Gabe, Pestkranke allein durch das Zeichen des Kreuzes Christi wundersam zu heilen. Er wollte dann den Heimweg antreten, aber in Cesena, wo auch die Pest wütete, erkannte er, dass Gott ihn brauche, und setzte seine Reise nach Rom fort.
Anfang 1368 kam er nach Rom und heilte im Hospiz
Santo Spirito wieder viele Menschen, darunter einen Kardinal, dennoch blieb er arm und ohne Ansehen. Er traf hier auch
den nach Rom zurückgekehrten Papst Urban V., den er schon bei der Weihe der
neuen Klosterkirche und zukünftigen Kathedrale
in Montpellier kennengelernt hatte; der habe zu ihm gesagt: Es scheint mir, dass du ins Paradies kommst.
1370 verließ Rochus Rom, um nach Montpellier zurückzukehren; auf der Rückreise heilte er in Piacenza wieder Pestkranke und wurde dabei selbst von der Seuche befallen; im Spital ob seiner Armut nicht geduldet, zog er sich in eine Hütte des nahen Waldes Sarmato zurück, um dort zu sterben; eine Quelle entsprang, um ihm Wasser zu geben, der Hund des benachbarten Edelmanns Gothard Pallastrelli 2 brachte ihm täglich Brot und leckte seine Pestbeulen. Schließlich erschien ein Engel, der Rochus heilte, worauf dieser wieder nach Piacenza ging, um sich den Pestkranken zu widmen, und dann die Heimreise anzutreten.
Unterwegs wurde Rochus in die Geschehnisse des Krieges zwischen dem Herzog von Mailand und der päpstlichen Liga verwickelt: als Spion verdächtigt, wurde er in Broni bei Pavia verhaftet und nach Voghera gebracht. Obwohl sein Onkel dort Stadtherr war, gab Rochus die Anonymität als Pilger nicht auf und bat ihn nicht um Hilfe, sondern ertrug fünf Jahre lang die Gefängnishaft. Erst in der Nacht seines Todes offenbarte er sich dem Priester, der ihm Beistand leistete.
Nun wurde auch das kreuzförmige Muttermal auf Rochus' Brust erkannt, das seit seiner Geburt immer größer und schöner geworden war. Er wurde in Voghera bestattet, wo schon 1382 sein Andenken begangen wurde und ihm heute eine Kirche geweiht ist.
1420 wurde in Montpellier -an heute unbekannter Stelle - eine Rochus geweihte Kapelle errichtet. Rochus' Lebensgeschichte verfasste der Philosoph und Staatsmann Francesco Diedo 1478 in Venedig, ältere Akten datieren nach 1430 und besitzen ebenfalls kaum Glaubwürdigkeit.
Rochus wurde schon Anfang des 15. Jahrhunderts in Südfrankreich verehrt. Der größte Teil seiner Gebeine wurde 1485 nach Venedig übertragen, wo man für ihn die Kirche San Rocco erbaute; kleine Reliquien kamen in die von 1860 bis 1868 gebaute Kirche St-Roch nach Montpellier. Von Venedig aus verbreitete sich die Verehrung rasch, Rochus wurde einer der volkstümlichsten Heiligen, oft als Nothelfer angerufen, obwohl er nicht zu den klassischen 14 Nothelfern gehört. Spitäler für Pestkranke wurden nach ihm Rochus-Hospital genannt.
Allein in Italien sind ihm 3000 Kirchen geweiht, 74 Orte und 36 Stadtteile größere Städte tragen dort seinen Namen. Insbesondere die Franziskaner förderten seine Verehrung. In Ruffano bei Lecce in Apulien wird für ihn jährlich ein großes Fest gefeiert, in der Nacht zum Gedenktag ziehen Trommler durch die Straßen, denn es wird vor Ort erzählt, er sei hier begraben.
In Piacenza ist die 1579 geweihte Kirche San Rocco
Sitz der 1524 gegründeten und nach ihm benannten Bruderschaft, die 1940 aufgelöst wurde. In Parma ist ihm die
Kirche San Rocco der
Jesuiten geweiht. In Südfrankreich und Nordspanien werden bis heute an Häusern die
Buchstaben VSR
, Vive Saint Roche
, es lebe der Heilige Rochus
, angebracht. In Deutschland gibt es aufgrund
eines Gelübdes seit dem Pestjahr 1666 die - auch von Johann Wolfgang von Goethe geschilderte -
Wallfahrt zur
Rochus-Kapelle auf dem Rochus-Berg bei Bingen;
sie ist Europas größte Wallfahrt zu seinen Ehren; dort wurde 1754 die Rochus-Bruderschaft gegründet, 1814 die Kapelle
erneuert und 1895 die heutige Kapelle gebaut.
Kanonisation:
Die Nachricht, das Konzil von Konstanz habe 1414 Rochus' Verehrung
offiziell anerkannt und ihn mit einer Prozession gewürdigt, ist legendär. Dass Papst Clemens VII. um 1530 und Papst
Benedikt XIII. um 1727 ihn für heilig erklärt haben, ist ebenfalls nicht auf ein offizielles Verfahren zurückzuführen.
Attribute:
als Pilger, Pestbeule am Oberschenkel, Hund mit Brot im Maul, Salbenbüchse
Patron
von Montpellier,
Venedig,
Parma und Eichtal in Oberschlesien - dem
heutigen Dąbrówka Górna in Polen; der Gefangenen,
Kranken, Kranken- und Siechenhäuser; der Ärzte, Chirurgen, Apotheker, Bauern, Gärtner, Schreiner, Pflasterer,
Bürstenbinder, Totengräber und Kunsthändler; des Viehs; gegen Pest und Cholera, Seuchen, Tollwut, Fuß-, Bein- und
Knieleiden, Unglücksfälle
Bauernregel:
Wenn St. Rochus trübe schaut, / kommt die Raupe in das Kraut.
1 ▲ In deutschen Quellen werden allgemein für Rochus die Lebensdaten von 1295 bis 1327 genannt; diese stammen aus der Vita Sancti Rochi des Francesco Diedo von 1478. In Montpellier und internationalen Quellen werden in Folge der Forschungen von Pierre Bolle aus dem Jahr 2001 die nun auch von uns benutzten Daten genannt.
2 ▲ Dieser Edelmann Gothard Pallastrelli zeigte sich der Legende zufolge von Rochus' Beispiel so beeindruckt, dass er zu dessen Schüler und dann zu einem Einsiedler wurde, der dem Gotthard-Pass seinen Namen gab. Er war demnach der erste Biograf von Rochus und zeichnete dessen einziges authentisches Portrait, das in der Kirche Sant'Anna in Piacenza zu sehen ist.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon noch nicht online
Die Kirche
San Rocco in Venedig ist täglich von 9.30 Uhr
bis 17 Uhr geöffnet, der Zutritt erfolgt über die Scuola Grande di San Rocco
, einem Museum, der Eintritt beträgt
zusammen 10 €. (2020)
Die Rochus-Kapelle auf dem Rochus-Berg bei
Bingen ist samstags und sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, dabei finden ehrenamtliche Führungen statt. (2022)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.05.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• Informationen in der Kirche St-Roch in
Montpellier
• https://www.tripadvisor.it/ShowUserReviews-g187805-d7918528-r416384346-Chiesa_di_San_Rocco-Piacenza_Province_of_Piacenza_Emilia_Romagna.html
- abgerufen am 09.02.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.