Vinzenz Pallotti
italienischer Name: Vincenzo
Gedenktag katholisch: 22. Januar
Hochfest bei den Pallottinern
gebotener Gedenktag bei den Paulanern
nicht gebotener Gedenktag in Polen, in Deutschland und im Trinitarierorden
Name bedeutet: der Siegende (latein.)
Vinzenz Pallotti wurde in eine Zeit des Umbruchs hinein geboren, bislang scheinbar sichere Ordnung galt nicht mehr,
Kirche und Kirchenstaat schwankten unter den Anfragen von Aufklärung und Französicher
Revolution; die Stadt Rom war ein Moloch, in
dem der Großteil der Bevölkerung im Elend lebte. Als Kind wurde Vinzenz getragen vom tiefen Glauben seiner Eltern. Er
konnte trotz seiner schwachen Gesundheit studieren. Bei aller äußerlichen und inneren Gebrechlichkeit wusste er sich
getragen von der Gewissheit und der Erfahrung vom Gott der unendlichen Liebe
, trat dem Dritten Orden der
Trinitarier bei und wurde 1818 zum Priester geweiht.
Vinzenz' Denken blieb nicht in den eingefahrenen Gleisen der Kirche seiner Zeit. Durch seine Erfahrung von der Liebe Gottes entwickelte er sich von einem sehr introvertierten, fast ängstlichen Priester zu einem Mann und Priester, der so weit dachte, dass die Welt darin Platz fand. Seine Methoden waren manchmal etwas unkonventionell, dienten aber immer seinem Ziel: so zog er als Priester seinen Hut vor den Menschen, die ihm begegneten und versuchte mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Er nahm sich einer Frau an, die mut- und orientierungslos durch Rom irrte, weil sie aus religiösem Übereifer ihre Familie verlassen hatte und nun aufgrund einer Krankheit nicht zurück konnte.
Vinzenz Pallotti wurde Pfarrer an der heruntergekommenen Kirche Santo Spirito dei Napoletani in Rom. Die fünf anderen Pfarrer der Gemeinde, deren Vorgesetzter er nun wurde, intrigierten gegen ihn und verleumdeten ihn, aber er duldete und siegte. Die Gemeinde wandelte sich zusehends und wurde zu einem geistig-spirituellen Mittelpunkt Roms. Bald sprach sich sein Charisma herum, er wurde zu einem gefragten Beichtvater und Prediger, rastlos unterwegs zu den Menschen, denen er als Liebeswerber Gottes entgegenkam. Allen die keine Hoffnung hatten, schenkte Padre Pallotti seine Zuwendung um ihnen zu zeigen, dass sie Gottes geliebte Kinder sind.
Vinzenz war Seelsorger für Jugendliche ohne Ziel und Arbeit, für Waisen, Kranke, Söldner und Gefangene. Als
Volksmissionar erkannte er, dass angesichts der heraufziehenden Umbrüche in Europa Laien und Priester gemeinsam den
Verkündigungsdienst leisten müssen; deshalb scharte er Mitarbeiter um sich gründete 1835 die Vereinigung des
katholischen Apostolats
: jeder Getaufte, jeder Mensch als Ebenbild Gottes auf seinem Platz sollte mitwirken, den
Glauben zu verbreiten und die Liebe neu zu entzünden
. Aus dieser Vereinigung von Männern und Frauen aus allen
Schichten bildet sich 1843 die Schwesterngemeinschaft der Pallottinerinnen und dann
auch die Priester- und Brüdergemeinschaft der Pallottiner. Ihr besonderes Kennzeichen ist der Verkündigungsdienst auch
von Laien. Vinzenz Pallotti wollte ein weltumspannendes Netz kleiner Zentren aufbauen, die der Evangelisation verpflichtet
sind, sein früher Tod verhinderte aber weiteren Ausbau der Gemeinschaft.
In den Straßenkämpfen der Revolution und durch Missgunst im Vatikan schrumpfte Vinzenz' Gemeinschaft wieder auf wenige Mitglieder. Am Ende seiner Kräfte starb er an Lungenentzündung im Haus neben der Kirche San Salvatore in Onda in Rom, nachdem er einem Bettler seinen Mantel geschenkt und sich ohne Mantel im Beichtstuhl erkältet hatte. Sein Grab ist in einem gläsernen Sarg unter dem Hauptaltar der Kirche S. Salvatore in Onda.
Erst im 2. Vatikanischen Konzil wurde Padre Pallottis Ausweitung der apostolischen Aufgabe für jeden katholischen Christen wieder aufgenommen. Papst Johannes Paul II. ermunterte 1995 die sich neu gründende Gesamtgemeinschaft, das Charisma ihres Gründers wieder zu entdecken.
Kanonisation: Vinzenz Pallotti wurde am 22. Januar 1950 von Papst Pius XII. selig- und am 20. Januar 1963 von Papst Johannes XXIII. während des 2. Vatikanischen Konzils heiliggesprochen.
Worte des Heiligen
Nach Vinzenz Pallotti hat jeder Christ einen apostolischen Auftrag. Wie er diesem am besten gerecht werden
kann, führt er im Folgenden aus:
Wir müssen in den verschiedenen Situationen des Tages, bevor wir an die Arbeit gehen, erwägen, welche Gedanken unser
Herr Jesus Christus hatte und welche Gefühle sein göttliches Herz empfände. Ebenso müssen wir erwägen, wenn wir sprechen
müssen, welche Worte der Demut, der Sanftmut, der Liebe, der Geduld, der Klugheit unser Herr Jesus Christus spräche. Denken
wir darüber nach, wie maßvoll seine Worte waren, weder viele noch zu wenige …, mit einem Wort: In allem müssen wir uns
vorstellen, unseren Herrn Jesus Christus zu sehen.
Aus eigener Kraft sind wir nicht fähig, unseren apostolischem Auftrag gerecht zu werden. Wir brauchen dazu Gottes
Hilfe. Diese können wir mit folgendem Gebet erflehen:
Ich möchte Brot werden, um die Hungernden zu sättigen;
ich möchte Kleidung werden, um die Nackten zu bekleiden;
ich möchte Getränk werden, um die Durstigen zu tränken;
ich möchte Heiltrunk werden, um den Magen der Schwachen zu stärken;
ich möchte weiches Lager werden, um die müden Glieder der Ermüdeten ausruhen zu lassen;
ich möchte Heilmittel und Gesundheit werden, um die Gebrechen der Kranken, der Behinderten, der Versehrten, der Tauben
und Stummen usw. zu heilen;
ich möchte Licht werden, um die geistig und körperlich Blinden zu erleuchten;
ich möchte Leben werden, um alle toten Geschöpfe zum Leben der Gnade oder zum körperlichen Leben zu erwecken oder zu beidem.
Ach, mein GOTT, mein GOTT! Es geschehe in mir und in allen und immer alles nach deinem allerheiligsten Willen.
Quelle: Vinzenz Pallotti: Ausgewählte Schriften, hrsg. von Bruno Bayer und Josef Zweifel, 3. Aufl. Friedberg bei Augsburg 1999
Zitate von Vinzenz Pallotti:
Das Wesen des Apostolats fordert, dass wir im Weinberg des Herrn all das einsetzen, was unmittelbar zur
größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen mehr beiträgt.
Die wichtigste Angelegenheit, die es in der Welt überhaupt geben kann, ist die Rettung einer Seele.
Gott ist in seiner Milde und Barmherzigkeit zufrieden, wenn wir tun, was wir können. Und er verlangt nicht, dass wir
ein Ziel erreichen, zu dem wir niemals gelangen können.
Suchen Sie Gott und Sie werden ihn finden.
Suchen Sie Gott in allen Dingen, und Sie werden ihn in allem finden.
Suchen Sie ihn immer, und Sie werden ihn immer finden.Wenn wir nicht beten oder nicht recht beten, bauen wir vor der Güte Gottes, die uns überfluten will, einen Staudamm auf.
Denke daran, dass alles Schwere, das Gott uns schickt, aus Seiner unendlichen Liebe kommt.
Eine halbe Stunde, die wir in aller Ruhe dazu verwenden, um einmal die Geschäftsbücher unserer Seele zu überprüfen,
reicht dazu aus, unsere Seele den Händen des Teufels zu entreißen und sie in die Hände Gottes zu legen.
Quelle: Vinzenz Pallotti: Ausgewählte Schriften, hrsg. von Bruno Bayer und Josef Zweifel, 3. Aufl. Friedberg bei Augsburg 1999
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Mehr über das Leben, die Vision und viele Aspekte des Wirkens von Pallotti gibt es auf der Webpräsenz der Vereinigung des katholischen Apostolats, auf der Homepage der Pallottinerinnen und der Webseite der Pallottiner.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kirche San Salvatore in Onda in Rom ist täglich von 10 Uhr bis 12 Uhr und - außer mittwochs - von 16 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 09.02.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Nicolas Schnall, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Herz-Jesu-Provinz der Pallottiner in 86316 Friedberg,
E-Mail vom 25. November 2010
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.