Ökumenisches Heiligenlexikon

Pilar im Marienlexikon


Unsere Liebe Frau von El Pilar. Die Diözese Saragossa feiert am 12. Oktober den Gedenktag der Erscheinung der Gottesmutter im Jahre 40 vor dem Apostel Jakobus, dem Bruder des Johannes, am Ufer des Flusses Ebro. Andere Überlieferungen nennen den 2. Januar als den Tag der Erscheinung und des Festes von El Pilar, sowie den 12. Oktober als den Weihetag der Kirche. Nach der Legende kam Maria noch zu Lebzeiten, von Engeln getragen, nach Saragossa, weil ihr göttlicher Sohn dies der Mutter aufgetragen hatte: sie sollte dem Apostel Jakobus, der in Spanien predigte, wegen der Schwierigkeiten seiner Missionsarbeit Trost bringen. Maria erschien auf einer Säule, von singenden Engeln umgeben, und empfahl dem Apostel, an dieser Stelle eine Kapelle zu bauen. Als sie verschwand, fand sich am Ort der Erscheinung eine Säule (Pilar), die noch heute eine Statue der Gottesmutter trägt und von vielen wie eine Reliquie verehrt wird. Nach einer anderen Version trugen die Engel auch ein Bild Marias mit, das vom hl. Lukas gemalt worden war und das eigentliche Gnadenbild gewesen sein soll, bis es in den Wirren der maurischen Invasion verloren ging. Das älteste Zeugnis dieser Tradition enthält der Kodex der Moralia in Job von Gregor „dem Großen” (Archiv der Basilika von El Pilar, 13. Jh.). Gleichzeitig entstand auch ein anderes Dokument, das zum ersten Mal die Anrufung Virgen del Pilar enthält; es handelt sich um einen Erlass vom 27. 5. 1299, der die Gläubigen von Steuern befreit, wenn sie diese Kirche besuchen. An diesem Dokument hängt das älteste erhaltene Siegel des Stadtrates von Saragossa.

Allerdings gab es schon wesentlich früher in Caesaraugusta (heute Saragossa) eine Marienkirche, die von vielen Gläubigen besucht wurde. In der Historia translationis sancti Vincentii des Mönchs Aimoinus aus dem Kloster S. Germain des Pres in Paris (um 870; PL 126, 1016), wird diese Marienkirche (ecclesia Beatae Mariae semper Virginis) als der Ort bestimmt, in dem der Bischof Senior von Saragossa die Reliquien des hl.Vinzenz um die Mitte des 9. Jh.s aufbewahren ließ. Die Tatsache, daß die islamischen Herrscher nur wenige Kirchen für den Kult der mozarabischen Christen zuließen und keinen Neubau erlaubten, führt zu der Annahme, dass die erwähnte Kirche schon während der westgotischen Herrschaft existiert haben muss. Eine weitere frühe Marienkirche erwähnt das Testament (Barcelona, Diözesanarchiv) eines ansonsten unbekannten Gefangenen der Mauren in Córdoba, namens Moción († 986), der den (Marienkirchen ad Sancta Maria qui est sita in Caragotia et ad Sanctas Massas qui sunt foris muros 100 Sueldos vermachte. Auch diese Kirche muss schon vor der Eroberung Saragossas durch die Mauren bestanden haben.

Die Marienkirche, die in der Geschichte des Aimoinus als Mater ecclesiarum eiusdem urbis bezeichnet wird, war die Bischofskirche der mozarabischen Christen, wie aus anderen Dokumenten hervorgeht. Wahrscheinlich ist sie mit jener westgotischen Kirche St. Marien in Saragossa identisch, mit der das Grab des Bischofs Braulius immer wieder in Verbindung gebracht wurde. Daneben gab es auch große Kathedralen, wie Toledo und Mérida, die nach der Bekehrung der Westgoten der Gottesmutter geweiht waren. Die gotische Kathedrale Seo von Saragossa wurde erst nach der Wiedereroberung der Stadt von den Christen gebaut, wobei zwei Dokumente in Hinblick auf ihre Würde und ihr v wichtig sind. Durch die Bulle Litteras devotionis gewährte Papst Gelasius II. am 10. 12. 1118 denen verschiedene Ablässe, die bei der Befreiung der Stadt gestorben waren, sowie jenen, qui praefatae urbis ecclesiae … aliquid donent vel donaverint. Dass damit die Marienkirche gemeint ist, geht aus einem Schreiben hervor, das Petrus, der erste Bischof nach der Wiedereroberung, am 18. 12. 1118 an die Gläubigen, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte usw. aller christlichen Reiche unter Berufung auf die Bulle des Papstes richtete, damit sie für die Kirche Beatae et gloriosae Mariae in urbe Caesaraugustana spenden sollten. Das setzt wiederum voraus, dass diese Kirche den Adressaten bekannt und für sie von Bedeutung war.

Aus dem 12., 13. und 14. Jh. gibt es weitere päpstliche Bullen und königliche Erlasse, in denen der Marienkirche, dem betreuenden Klerus sowie den Gläubigen, die zu dieser Kirche pilgern, Ablässe und Privilegien gewährt werden, wobei immer häufiger der name El Pilar vorkommt.

Die span. Habsburger wurden — vielleicht weil der Entdeckungstag Amerikas mit dem Patroziniumsfest von El P. (12. Oktober) zusammenfällt — die mächtigsten Förderer der Kirche von El P., der sie gewaltige Schätze vermachten, die noch heute in der Schatzkammer der Basilika aufbewahrt werden. 1640 ereignete sich das weitbekannte Wunder von Calanda: Ein junger Arbeiter (später Bettler) gewann sein vor Monaten amputiertes und begrabenes Bein zurück, nachdem er sich in seiner Not hilfesuchend täglich an Maria gewandt hatte. Die Umstände dieses Wunders, die sowohl von den zivilen als auch kirchlichen Behörden intensiv geprüft wurden, wurden in Latein und fast allen Sprachen Europas veröffentlicht und trugen zur Verbreitung der Verehrung ULF von El P. bei.

Zu Beginn des 16. Jh.s wurde die Gnadenkapelle im gotischen Stil neu gestaltet. 1754 — 65 wurde die Kirche neu gebaut, deren vier Türme erst in diesem Jh. mit Spenden aus dem Volk vollendet wurden. 1863 wurde sie nach Plänen des Architekten Ventura Rocbriguez, der den Bau der barocken Kirche im 18. Jh. geleitet hatte, erweitert. Rom gewährte der Kirche El P. nicht nur unzählige Privilegien, sondern unter Innozenz XIII. (1723) auch ein eigenes Festoffizium mit Messformular, das Clemens II. 1739 in allen span. Gebieten zuließ. Die kanonische Krönung der Statue fand 1905 statt; das span. Volk und viele südamerikanische Bürger finanzierten die wertvollen Kronen für Mutter und Kind, Papst Pius X. weihte sie. Am 24. 6. 1948 erhob Pius XII. die Kirche zur Basilica Maior.

Von seiten des span. Staates wurde die Kirche zum Nationaldenkmal erklärt und die Hispanische Nation, die Hispanidad — die iberoamerikanischen Nationen eingeschlossen, die der Marienkirche ihre Fahnen schenkten — ULF von El P. geweiht.

Anlässlich der 19. Jahrhundertfeier der Erscheinung (1940) pilgerten alle span. Diözesen mit ihren Bischöfen sowie unzählige Städte aus Spanien und Südamerika mit ihren Bürgermeistern zum P. um der GM die Gaben ihrer Ortschaft zu bringen. Johannes Paul II. würdigte die Verbindung der Kirche von El P. mit Amerika und besuchte sie 1984 zum zweiten Mal, um dort die Jahrnovene zum Dank für die Evangelisierung Amerikas vor seinem Besuch in S. Domingo zu eröffnen. Im marian. Jahr 1954 fand in Saragossa der nat. marian. Kongress und 1979 der VIII. Mariol. und XV. Marian. Weltkongress statt. Die Gläubigen Saragossas besuchen ihre Mutter in El P. täglich; die Zahl der Pilger während eines Jahres übersteigt die 8 Millionen.

Lit.: Z. Garcia Villada, Historia Ecleszästica de Espana I, 1929. — L. Aina, El P. La Tradidon y la historia, 1939. — F. Galindo, La virgen del P. y Espana, 1940. — R. del Arco, El templo di NS del P. en la Edad Media, In: Estudios de la Edad media de la Corona de Aragón I, 1945, 9—145. — L. Aina, El Milagro de Calanda a Nivel Histórico, 1972. — J. A. Gracia, El P. Historia, Arte, Espiritu, 1978

J. Ibanez/F. Mendoza/G. Ravira


Remigius Bäumer und Leo Scheffczyk (Hg.): Marienlexikon, Bd. 5, EOS Verlag St. Ottilien, 1993

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zuletzt aktualisiert am 11.09.2016
korrekt zitieren:
Remigius Bäumer und Leo Scheffczyk (Hg.): Marienlexikon: Artikel
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