Ökumenisches Heiligenlexikon

Genoveva von Paris

auch: Genovefa
französischer Name: Geneviève

1 Gedenktag katholisch: 3. Januar
nicht gebotener Gedenktag in Frankreich
Erhebung der Gebeine: 10. Januar
in Paris: Übertragung der Gebeine: 28. Oktober, 29. Oktober, 10. November

1 Gedenktag orthodox: 3. Januar

Name bedeutet: die sich weiträumig Bewegende (germanisch) oder: Frau des Adels (gallisch) oder: Tochter des Mannes, der im Recht ist (keltisch)

Nonne
* um 422 in Nanterre in Frankreich
3. Januar 502 (?) in Paris in Frankreich


Genoveva war die Tochter von gallisch-römischen Patriziern, ihr Vater hatte den römischen Namen Severus, ihre Mutter den griechischen Gerontia. Die Legende lässt Engel über der Wiege des neugeborenen Kindes singen. Im Alter von sieben Jahren erlebte Genoveva in der heimatlichen Kirche in Nanterre zwei Wanderbischöfe, die - unterwegs nach England - Station machten und predigten. Einer der beiden war Germanus von Auxerre; er gab ihr - mit dem Hinweis, es statt Gold und Perlen zu tragen - ein kupfernes Medaillon mit dem Kreuzzeichen und weihte sie 429 für ein heilig zu führendes Leben.

Ihre durch ungerechte Vorwürfe erblindete Mutter heilte Genoveva mit Wasser, später wirkte sie Wunder gegen viele Arten von Erkrankungen, offensichtlich besonders wirksam auch gegen Formen der Besessenheit; Bischof Germanus musste deshalb die gegen sie erhobenen Verleumdungen, sie sei Zauberin, zurückweisen. Mit fünfzehn Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Vor 451 - der Überlieferung zufolge schon im Alter von 16 Jahren - ging sie nach dem frühen Tod ihrer Eltern zu einer Tante nach Paris, wo sie großen Einfluss auf die Bürgerschaft hatte und im Dienst für Arme und Kranke lebte. Als sie vor Erschöpfung zu sterben drohte, berichtete sie nach ihrer Genesung, Engel hätten sie bis vor Gottes Angesicht getragen.

Bild, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Stiftskirche St-Barnard in Romans-sur-Isère
Bild, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Stiftskirche St-Barnard in Romans-sur-Isère

Genovevas Gebet soll die Stadt Paris vor den Hunnen gerettet haben: als Attila 451 auf Paris marschierte, sammelte sie der Legende nach Frauen zum Gebet und feuerte in einer leidenschaftlichen Predigt die Männer an, Maßnahmen zur Verteidigung zu ergreifen. Die geängstigten Männer wollten Genoveva steinigen, ja sogar in den Fluss werfen, die Frauen jedoch ließen sich von der Jungfrau umstimmen und beteten mit ihr. Das Wunder geschah: die Hunnen wichen zurück und umgingen die Stadt, um sich nach Orléans zu wenden - gerade dorthin, wohin die Bevölkerung hatte fliehen wollen. In der Schlacht bei den Katalaunischen Feldern - wohl nahe Troyes - wurden die Asiaten dann besiegt.

Bei einer späteren Belagerung der Stadt Paris durch die letzten römischen Truppen rettete Genoveva die Bevölkerung vor dem Hungertod: es gelang ihr, mit Schiffen aus der Stadt zu entkommen; mit reich beladenen Schiffen kehrte Genoveva aus Troyes zurück und konnte allen das Notwendige austeilen. Dabei hat sie der Legende zufolge zwei Drachen, die an einer Seine-Biegung den Schiffen den Untergang androhten, durch ihr Gebet für immer vertrieben Zur Verbreitung des Christentums soll sie beigetragen haben, indem sie Frankenherrscher Chlodwig I. bekehrte und mit ihm das gesamte Volk zum Christentum brachte. Sie leitete den Bau der ersten Dionysius geweihten Kirche bei Paris und übte großen Einflus auf den KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. aus.

Ihre große Nächstenliebe wirkte nach den Legenden viele Heilungen und hilfreiche Taten: Genoveva rettete einen vierjährigen Knaben aus einem Brunnen; mit ihrem Pallium, das sie über ihn warf, erwachte er zum Leben. Beim Bau der Basilika St-Dénis, den Genoveva leitete, ging den Bauleuten das Getränk aus, sie ließ den Kelch holen, der sich auf ihr Gebet hin füllte und gefüllt blieb, bis der Bau vollendet war. Eine Kerze hatte ihr ein Teufel ausgeblasen, ein Engel aber wieder angezündet; auch wenn Kerzen beim Kirchgang oder in ihrer Kammer erloschen, entzündeten sie sich wieder, wenn Genoveva sie in die Hand nahm. Partikel ihrer Kerzen bewirkten Heilungen. Als Merowingerkönig Childerich I. die Stadttore schließen ließ, damit Genoveva die Gefangenen nicht befreie, eilte sie herbei, die Tore öffneten sich von selbst und die Schlüssel blieben in ihrer Hand.

Über Genovevas Grab wurde durch Chlodwig die Apostelkirche - die seit dem 9. Jahrhundert ihr geweihte Kirche Sainte-Geneviève - errichtet. Nach ihrem Tod ereigneten sich noch zahlreiche Wunder an ihrer Grabstätte. Mitte des 6. Jahrhunderts berichtete Gregor von Tours, Mitte des 7. Jahrhunderts wurde sie in Luxeuil - dem heutigen Luxeuil-les-Bains verehrt. Mehrfach wurden im 9. Jahrhundert ihre Reliquien vor den Normannen gerettet, 885/886 wurde die Rettung der Stadt Paris ihrer Fürbitte zugeschrieben. Als im Jahr 1129 in Frankreich eine bisher unbekannte Fieberkrankheit durch verunreinigtes Getreide auftrat, bei welcher menschliche Heilkunst versagte, wandte man sich an die Schutzheilige um Fürsprache; alle, die ihre Reliquien berührten, wurden der Überlieferung zufolge geheilt; für dieses Wunder legte Papst Innozenz II. den 26. November als Gedenktag fest. 1162 veranlasste König Ludwig VII. eine Überprüfung ihrer Reliquien und der 10. Januar als Feiertag dieser Erhebung der Gebeine eingeführt. Im Mittelalter war sie als die die merowingische Johanna von Orléans die volkstümlichste Heilige Frankreichs und wurde zur Schutzheiligen von Paris. König Ludwig XV. ließ ihr zu Ehren 1764 die Kirche Sainte-Geneviève erneuern, die in der Französischen Revolution 1791 von der Konstituierenden Versammlung benutzt und dann zum Panthéon umgebaut wurde, der Totengedenkstätte für hochrangige französische Persönlichkeiten. Genovevas Gebeine wurden 1793 verbrannt und in die Seine geworfen; in der Kirche Saint-Étienne-du-Mont am Place Sainte-Geneviève in Paris hat man ihr ein neues Grabmal errrichtet.

Foto von Eduoard Baldus, um 1855: Das Panthéon, die Kirche St-Geneviève in Paris
Foto von Eduoard Baldus, um 1855: Das Panthéon, die Kirche St-Geneviève in Paris

Unabhängig von den in drei Hauptversionen erhaltenen Lebensbeschreibungen Genovevas - der ältesten von 520, wohl durch Chlothilde beauftragt - ist die von den deutschen Volksbüchern aufgenommene Kreuzzugslegende der Genoveva, die dort mit ihrem Sohn Schmerzensreich vertrieben und im Wald von einer Hirschkuh ernährt wurde.

Attribute: Kerze, Engel und Teufel, kelchartiges Gefäß und die Schlüssel von Paris
Patronin von Paris, der Frauen, Hirten, Winzer, Wachszieher und Hutmacher; gegen Augenleiden, Fieber, Blattern, Aussatz, Pest, Trockenheit und Krieg
Bauernregel: Bringt Genoveva uns Sturm und Wind, / so ist uns Waltraud oft gelind.

Acta Sanctorum

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.11.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Erna und Hans Melchers: Das große Buch der Heiligen. 5. Aufl., Südwest, München 1982
• François Pottier, Präsident der Bruderschaft der Träger vom Reliquienschrein der heiligen Genovefa aus Paris, E-Mail vom 27. 10. 2004
• Iris Vandenbroeck-Akhouti, E-Mail vom 26. Januar 2005
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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