Ökumenisches Heiligenlexikon

Dionysius von Paris

französischer Name: Dénis

3 Gedenktag katholisch: 9. Oktober
nicht gebotener Gedenktag
Gedächtnis IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Trifft ein Fest IV. Klasse auf den selben Tag wie ein Fest III. Klasse, dann kann das Fest IV. Klasse nie gefeiert, sondern immer nur kommemoriert werden. Um ein solches „nichtfeierbares” Fest IV. Klasse zu kennzeichnen, bezeichnen wir es nicht als „Gedenktag”, sondern als „Gedächtnis” IV. Klasse.

nicht gebotener Gedenktag in Polen: 10. Oktober
Übertragung der Gebeine: 17. Februar
Erhebung der Gebeine: 23. März
Weihe der Kirche in Amiens: 15. April
Auffindung der Kleider von Dionysius und Rusticus und des Bischofsstabes: 22. Mai
in Paris: Übertragung der Gebeine: 4. Dezember

3 Gedenktag anglikanisch: 9. Oktober

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 9. Oktober

Name bedeutet: dem (griechischen) Gott Dionysos geweiht (griech. - latein.)

Glaubensbote in Gallien, erster Bischof von Paris, Märtyrer, Nothelfer
* in Italien (?)
nach 250 in Lutecia Parisiorum, heute Paris in Frankreich


'Steinhövelfenster', Speyer 1280, in der Kirche St. Dionys in Esslingen in Baden-Württemberg
Steinhövelfenster, Speyer 1280, in der Kirche St. Dionys in Esslingen

Dionysius wurde nach dem Bericht von Gregor von Tours vom römischen Bischof Fabianus um 250 zusammen mit sechs Gefährten als Missionar nach Gallien geschickt und war vermutlich der erste Bischof im römischen Lutecia Parisiorum, dem heutigen Paris. Nachdem er dort zu predigen angefangen hatte, ordnete der römische Gouverneur seine Verhaftung an und ließ ihn enthaupten, der Überlieferung zufolge an der Stelle der späteren Kapelle der Märtyrer / St-Denis und heute Krypta St-Denis.

In der gallischen Fassung des Hieronymus zugeschriebenen Martyrologiums wird auch von Dionysius' beiden Leidensgefährten, dem Priester Rusticus und dem Diakon Eleutherius berichtet. Die älteste Aufzeichnung seiner Leidensgeschichte um 520 erzählt von Dionysius' Weihe durch Clemens I., seiner Aussendung mit zwei Gefährten und seiner Hinrichtung vor den Toren der Stadt Paris. Eine wohl zur Zeit von Abt Fulrad entstandene Leidenserzählung setzt Dionysius mit Dionysios Areopagites gleich, diese Identifizierung ist noch im Martyrologium Romanum von 1962 übernommen; nun taucht auch erstmals die Legende auf, wonach Dionysius nach seiner Hinrichtung aufgestanden und mit seinem Kopf in den Händen fünfeinhalb Meilen weit gegangen ist, um seinen Kopf vom Richtplatz auf dem Montmartre 1 zu dem Ort zu tragen, wo er begraben sein wollte. Dort vollzog die fromme Frau Catulla die Bestattung.

Fresko, um 1600, in der Kirche San Stefano Rotondo in Rom
Fresko, um 1600, in der Kirche San Stefano Rotondo in Rom

Dieses Bild von Dionysius, der seinen Kopf - meist unter dem Arm - trägt, hat in der Folgezeit die Überlieferung geprägt. Die Identifizierung mit Dionysios Areopagites wurde durch Hilduin I., den Abt des Klosters St-Denis in Paris in einer neu verfassten Lebensgeschichte bekräftigt und hatte dann lange Bestand, obwohl es daneben immer schon andere Traditionen gab - so bei Beda Venerabilis, Ado von Vienne oder Usuard - und schon früh Zweifel laut wurden; Lorenzo Valla hat diese Gleichsetzung im 15. Jahrhundert endgültig als Irrtum entlarvt, dennoch fand sie bis ins 19. Jahrhundert hinein noch Anhänger.

Glasfenster: die Legende des Dionysius von Paris und des Dionysios Areopagites, um 1517, in der Kathedrale in Bourges
Glasfenster: die Legende des Dionysius von Paris und des Dionysios Areopagites, um 1517, in der Kathedrale in Bourges

Die Lebensgeschichte der Genoveva berichtet, dass auf deren Initiative um 460 über dem Grab von Dionysius eine ihm geweihte Basilika errichtet worden ist; diese wurde um 505 erweitert und diente nun den Merowingern als Grablege. An dieser Stelle errichtete der fränkische König Dagobert I. 626 die nach Dionysius benannte Abtei mit der Kathedrale Saint-Denis, die dann auch Grabstätte der Karolinger und der französischen Könige war.

kolorierter Holzschnitt, aus: Hartmann Schedel: Nürnberger Weltchronik, 1493
kolorierter Holzschnitt, aus: Hartmann Schedel: Nürnberger Weltchronik, 1493

Weil er enthauptet wurde, wird Dionysius gegen Kopfweh angerufen. Spätestens im 9. Jahrhundert war er zum unbestrittenen Nationalheiligen des Frankenreiches geworden, der Kult war in Frankreich und Spanien verbreitet. In Regensburg wurde um 1050 sogar der Anspruch erhoben, nicht in St-Denis, sondern in St. Emmeram lägen die wahren Gebeine des Heiligen; Kaiser Arnulf habe diese um 890 bei seinem Feldzug gegen die Normannen in Paris befreit und dann in Regensburg versteckt, wo man sie 1049 wiedergefunden habe; die Verehrung erhielt nun auch in Deutschland ihren Aufschwung.

Als 1124 ein Einfall des deutschen Kaisers Heinrich V. drohte, ließ König Ludwig VI. die Fahne des Dionysius aus St-Denis in Paris holen, was den Kaiser anscheinend zum Rückzug veranlasste; seitdem begleitete diese Fahne Frankreich bei seinen Feldzügen, Dionysius wurde zum Symbol der französischen Königs- und Staatsidee, Patron der französischen Könige und zum Nationalheiligen. Im 14./15. Jahrhundert erlangte er weitere Popularität auch außerhalb von Frankreich durch Aufnahme unter die 14 Nothelfer.

Attribute: Schwert, seinen Kopf tragend
Patron der Schützen; gegen Kopfschmerzen, Tollwut, Gewissensunruhe und Seelenleiden; bei Hundebissen und Syphilis
Bauernregel: Regnet's an St. Dionys, / regnet's den ganzen Winter gewiss.
Donisl nass, / Winter nass.
Regen an St. Dionys, / viel Regen und Schnee im Winter gewiss.

1 von mons martyrum, Berg der Märtyrer

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.07.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/september.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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