Johannes Bugenhagen
Beiname: Dr. Pomeranus
Gedenktag evangelisch: 20. April
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Johannes Bugenhagen - sein Beinamen Dr. Pomeranus leitete sich von seiner Heimat in
Pommern ab - studierte ab 1502 an der
Universität - damals im vormaligen Kloster der
Dominikaner, heute die Poliklinik - in Greifswald, verließ die Universität aber schon
nach zwei Jahren und wurde Leiter der Lateinschule in Treptow an der Rega - dem heutigen
Trzebiatów -, was ihm hohes Ansehen einbrachte.
In intensiven Studien befasste er sich mit humanistischer Literatur und Erasmus von Rotterdam, der Heiligen Schrift und den
Lehren der Kirchenväter. Zurück zu den Quellen
, das Programm des Erasmus,
wurde ihm zur Leitschnur; deshalb wirkte er auch mit an einem Lehrbuch der lateinischen Sprache. 1509 wurde er zum Priester
geweiht, obwohl er nie Theologie studiert hatte.
Zusätzlich zu seiner Aufgabe als Schulleiter übernahm Johannes Bugenhagen 1517 ein Lektorat im - heute abgegangenen -
heute Kloster der
Prämonstratenser in Białoboki - heute ein Stadtteil von Trzebiatów. Er las über
die Psalmen und das Matthäusevangelium, zu dessen Passionsgeschichte er eine Art Konkordanz mit Kommentaren aus Zitaten der
Kirchenväter verfasste. 1518 - oder 1519 - kritisierte er am Gedenktag der Apostel Petrus
und Paulus den Lebensstil vieler KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
und hielt ihnen die Apostel als Vorbilder der Barmherzigkeit vor. Auf einer Forschungsreise durch
Pommern sammelte er Urkunden und Chroniken, die er zu dem
Geschichtswerk Pomerania
verarbeitete, das er 1518 Herzog Bogislav X. überreichte.
Martin Luthers 1520 erschienene antirömische Schrift Von der
babylonischen Gefangenschaft der Kirche
erzürnte Bugenhagen zunächst, führte dann aber zu seinem Anschluss an die
Reformation und 1521 zur Übersiedlung nach Wittenberg, wo er trotz seines Alters an der 1502 gegründeten damaligen
Universität Leucorea
- heute die Stiftung
Leucorea mit wissenschaftlichen Instituten - mit dem Studium der Theologie begann; noch im selben Jahr wurde er auf Bitten von
Philipp Melanchthon zum Lehrer an der Hochschule mit einem Kolleg über
die Auslegung der Psalmen - 1524 erschien sie als Buch und begründete seinen Ruf als Exeget. Schon drei Jahre vor Luther
heiratete er 1522 Walburga Rörer und wurde so zum Begründer des evangelischen Pfarrhauses: ab 1523 wirkte er als
Pfarrer an der Wittenberger Stadtkirche St. Marien
und als persönlicher Seelsorger Luthers, 1525 hielt er dessen Trauung mit
Katharina von Bora.
In einem gedruckt weit verbreiteten Brief an den
Breslauer Pfarrer Johann Heß griff Bugenhagen das
symbolische Verständnis des Abendmahls bei Huldreich Zwingli an und
eröffnete damit den Abendmahlsstreit unter den Reformatoren. Gemeinsam mit
Philipp Melanchthon war ihm die Umsetzung der reformatorischen
Erkenntnisse ins Alltagsleben der Glaubenden zentrales Anliegen; hierzu verfasste er seine wohl wichtigste Schrift Von
dem Christlichen glauben vnd rechten guten wercken
, die 1526 erschien. Im April 1529 wurde er von
Martin Luther zur Flensburger Disputation
mit
Melchior Hofmann über Schriftverständnis und Abendmahlsauffassung gesandt,
diese fand im damaligen Kloster der
Franziskaner in Flensburg statt, erbrachte aber keine Einigung.
An der Wittenberger Universität hielt Bugenhagen
weiter theologische Vorlesungen und wurde 1533 Professor. Seit 1532 war er auch Superintendent,
Luther bezeichnete ihn als Bischof der Reformation
. Er half Luther
1539 bis 1541 bei der Revision seiner Übersetzung der Bibel, die er selbst unter dem Titel Det Nye Testament
ins
Niederdeutsche übertrug. 1539 wurde er Generalsuperintendent des sächsischen Kurkreises. Nach dem Tod Luthers hielt er
die Leichenpredigt und sorgte er sich um dessen Witwe Katharina und
ihre Kinder.
Sein überragendes Organisationstalent ließ Johannes Bugenhagen Kirchenordnungen für Norddeutschland und Skandinavien
verfassen; die für Braunschweig von 1528 erlangte
dann überregionale Bedeutung, weil Bugenhagen nach ihrem Vorbild viele weitere Kirchenordnungen verfasste, so 1529 für
Hamburg; dort wohnte er in der Doktorei
, dem Haus des mittlerweile aus Hamburg geflohenen Domdekans - es stand auf
dem Platz südlich der Kirche St. Petri. Gleichzeitig
eröffnete er im Gebäude des aufgehobenen Dominikanerklosters St. Johannis - es stand
auf dem heutigen Platz vor dem Rathaus die
Gelehrtenschule Johanneum
. 1531 folgte die Kirchenordnung für
Lübeck, 1545/35 für
Pommern, 1542 für
Schleswig und
Holstein, 1543 für
Braunschweig-Wolfenbüttel und 1544 für
Hildesheim.
Diese Kirchenordnungen machten Bugenhagen zum Reformator des Nordens
. In ihnen wurden nicht nur die
Gottesdienstordnung, sondern auch das Schulwesen - das für Bugenhagen eine aus der Kindertaufe folgende Notwendigkeit war -
und soziale Fragen geregelt. Auch für andere Kirchenordnungen wurden die Bugenhagensche zum Vorbild. In Dänemark reformierte
er 1537 die Kirche und die Universität in Kopenhagen,
die neue Kirchenordnung von 1539 ist noch heute die Grundlage der dänischen Verfassung.
Nach dem Schmalkaldischen Krieg fiel Wittenberg an Sachsen, das mit Kaiser Karl V. verbunden war und gegen Johann Friedrich gewonnen hatte; Bugenhagen - ebenso wie Melanchthon - arrangierte sich mit dem neuen Landesherrn, was ihm von manchen den Vorwurf einbrachte, die Reformation zu verraten.
Google hat das Buch von Karl August Traugott
Vogt u.a: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der lutherischen Kirche. IV. Theil. Johannes
Bugenhagen
, veröffentlicht 1867, digitalisiert. Sie finden es bei uns als
pdf-Datei.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Web 3.0 - Leserkommentare:
In Ihrem lobenswerten Ökumenischen Heiligenlexikon wird nach wie vor Johannes Bugenhagen mit dem Cranach-Porträt aus dem Jahre 1532, jetzt im Besitz des Kirchenkreises Hamburg-Ost, in Verbindung gebracht, obwohl dies schon seit 27 Jahren durch Jochen Pause widerlegt ist, zuletzt auch 2000 durch Inge Mager. Das früheste erhaltene Bugenhagen-Bildnis stammt auch von Lucas Cranach d. Ä., aber aus dem Jahre 1537 (Lutherhaus Wittenberg).
Ich werde demnächst in einer gesonderten Publikation den Nachweis erbringen, wer auf dem Bildnis von 1532 dargestellt ist, aber darum geht es hier ja nicht. So sehr das Bugenhagen-Bildnis von 1537 (siehe oben, J. S.) gegenüber dem Bild aus dem Jahre 1532 abfällt, so weisen die Bugenhagen-Bildnisse eine gegenläufige Tendenz auf: Bugenhagen wird immer aufwändiger dargestellt, 1547 auf dem Reformationsaltar in der Wittenberger Stadtkirche, 1560 auf dem Epitaph nach seinem Tode und 1569 auf dem Epitaph für Paul Eber.
Ferdinand Ahuis über E-Mail, 31. Juli 2010
Die
Stadtkirche St. Marien in Wittenberg ist montags
von 12 Uhr bis 16 Uhr und an allen anderen Tagen von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
Der Dom in Lübeck ist täglich von 10 Uhr bis
16 Uhr geöffnet. (2024)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 07.10.2024
Quellen:
• Volker Gummelt: Der Reformator des Nordens. Deutsches Pfarrerblatt 4/2008
• Anneliese Bieber-Wallmann: Makel des Verrats. zeitzeichen 4/2008
• Ferdinand Ahuis: Das Bugenhagen-Porträt Lucas Cranachs des Älteren und die Reformation in Hamburg. In: Auskunft 44 (2024),
S. 185 - 199
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.
07.10.2024