Ökumenisches Heiligenlexikon

Pauline Marie Jaricot

1 Gedenktag katholisch: 9. Januar

Name bedeutet: P: die Kleine (griech. - latein.)
M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)

Vereinsgründerin, Wohltäterin
* 22. Juli 1799 in Lyon in Frankreich
9. Januar 1862 in Lyon in Frankreich


Pauline Marie Jaricot
Pauline Marie Jaricot

Pauline Marie Jaricot war die Tochter eines reichen Seidenfabrikanten mit tiefem katholischem Glauben. Nach einem Sturz wurde sie sehr krank; noch während ihre Mutter sie aufopferungsvoll pflegte, starb diese. 1815 zog ihr Vater Paul mit Pauline und deren sechs Geschwistern in das heute abgegangene Haus in der Rue Puits Gaillot 21. Nach einer Predigt legte sie 1816 in der Kapelle Saint Thomas an der Kirche Notre-Dame de Fourvière in Lyon ein Keuschheitsgelübde ab und begann, ihr Vermögen an Arbeiter, Kranke, Notleidende und für religiöse Zwecke zu verschenken. 1817 gründete sie den Verein Les Réparatrices du Cœur de Jésus méconnu et méprisé, Sühnewerk des missverstandenen und verachteten Herzens Jesu, für Arbeiterinnen und Dienstmägde.

Zur Unterstützung der Mission warb sie ab 1819 für einen nationalen Missionsverein, dessen Mitglieder sich verpflichteten, täglich ein Gebet zu verrichten und wöchentlich 5 Centimes zu spenden. Diese Société pour la Propagation de la foi, Verein zur Verbreitung des Glaubens, auch Lyoner Missionsverein genannt, spielte bald schon eine führende Rolle in der Missionsbewegung Frankreichs; er wurde 1822 anerkannt. 1824 nahm sie an der Gründungsmesse der von Johannes-Claudius Colin gegründeten Gesellschaft Mariens, der Maristen, in der Kapelle St-Thomas - heute im Komplex der Basilika Notre-Dame de Fourvière - in Lyon teil. 1826 rief sie L'œuvre du Rosaire, das Rosenkranz-Werk, ins Leben.

Filomena geweihte Kapelle neben dem „Maison de Lorette”, darüber die Kirche Notre-Dame de Fourvière
Filomena geweihte Kapelle neben dem Maison de Lorette, darüber die Kirche Notre-Dame de Fourvière

1832 kaufte Pauline Marie Jaricot in Lyon ein Landgut, das sie dann Maison de Lorette nannte in Erinnerung an ihre Pilgerfahrten zum Geburtshaus der Maria in Loreto, das dann Sitz der Société pour la Propagation de la foi wurde - heute hat sie als Teil des Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung ihren ihren Sitz im Zentrum von Lyon. 1835 erwarb Pauline Marie auch das Anwesen der Lazaristen - der von Vinzenz von Paul gegründeten == Vinzentiner -, das sie 1839 den Brüdern der christlichen Schulen übergab, die dort 1839 eine bis heute bestehende Schule einrichteten.

Sanktuarium Santa Filomena in Mugnano del Cardinale
Sanktuarium Santa Filomena in Mugnano del Cardinale

1835 besuchte Pauline auf Empfehlung von Johannes-Maria Vianney das Grab von Philomena von Rom in Mugnano del Cardinale bei Nola und wurde dort von ihrer schweren Krankheit geheilt; Papst Gregor XVI. war Zeuge dieses Wunders. Danach förderte auch Pauline Philomenas Verehrung in Frankreich. 1839 ließ Pauline an ihrem Maison de Lorette eine Filomena geweihte Kapelle errichten.

1830 bis 1834 kam es in Lyon wiederholt zu Aufständen der Arbeiter, v.a. der vielen Seidenarbeiter, deren Löhne sich durch den Einsatz von Maschinen massiv verschlechterten, was Pauline scharf kritisierte. 1845 kaufte sie eine Erzhütte nahe Rustrel bei Apt, die nach arbeiterfreundlichen Grundsätzen geführt werden sollte, doch die Verwalter der Fabrik unterschlugen Geld, das Unternehmen ging 1852 in Konkurs, Pauline verlor ihr gesamtes Vermögen und wurde in der Folge angefeindet und geschmäht; bis zu ihrem Tod lebte sie dann in Armut.

Ursprüngliche Ruhestätte von Pauline Marie Jaricot im Familiengrab auf dem Friedhof Loyasse in Lyon
Ursprüngliche Ruhestätte von Pauline Marie Jaricot im Familiengrab auf dem Friedhof Loyasse in Lyon

Pauline Marie Jaricot wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Loyasse in Lyon bestattet, 1935 wurden ihre Gebeine in die Kirche Saint-Nizier in Lyon übertragen. 1922 wurde ihr Missionsverein zum Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung mit Sitz im ehemaligen Jesuitenkolleg im Palazzo di Propaganda Fide in Rom umgewandelt.

Kanonisation: 1930 wurde das Verfahren zur Seligsprechung eingeleitet, Papst Johannes XXIII. erklärte Pauline Marie Jaricot 1963 zur ehrwürdigen Dienerin Gottes. Nach der 2020 erfolgten Anerkennung eines durch ihre Fürbitte gewirkten Wunders fand ihre Seligsprechung am 22. Mai 2022 zum 200-jährigen Jubiläum des Missionsvereins durch deren Leiter, Kardinal Luis Antonio Tagle im Auftrag von Papst Franziskus im Einkaufs- und Veranstaltungszentrum Eurexpo in Lyon statt.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kapelle St-Thomas ist verschlossen, das Gelände der Basilika Notre-Dame de Fourvière in Lyon ist täglich von 7 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. (2024)
Im Maison de Lorette in Lyon gibt es ein Museum über Leben und Wirken von Pauline Marie Jaricot; es ist - außer im Januar - täglich von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2024)
Dieselben Öffenungszeiten hat dort die Filomena-Kapelle.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.06.2024

Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Pauline_Marie_Jaricot - abgerufen am 08.05.2023
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Pauline-Marie_Jaricot - abgerufen am 08.05.2023
• https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2020-05/kirche-frankreiche-mission-seligsprechung.html - abgerufen am 08.05.2023
• https://www.paulinejaricot.org/biographie-de-pauline-jaricot - abgerufen am 15.05.2024
• http://rustrel.free.fr/chrologie_usines.htm - abgerufen am 22.05.2024
• http://rustrel.free.fr/usines.htm - abgerufen am 22.05.2024
• https://www.paulinejaricot.org/biographie-de-pauline-jaricot - abgerufen am 27.06.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.