Rafael Arnáiz Barón
Taufname: Rafael Arturo Alvaro José de la Inmaculada Concepción y San Luis Gonzaga
Gedenktag katholisch: 26. April
nicht gebotener Gedenktag im Trappistenorden: 27. April
nicht gebotener Gedenktag im Zisterzienserorden, im Erzbistum Burgos, im Bistum Palencia und im Bistum Oviedo: 27. April
Name bedeutet: R: Heiler mit Gottes Hilfe (hebr.)
Ar: der Bär (keltisch)
Al: der ganze Wärter (althochdt. - spanisch)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
IC: unbefleckte Empfängnis (von Maria) (latein.)
SLG: nach Luigi von Gonzaga
Rafael Arnáiz Barón wurde als ältestes von vier Kindern des Rafael Arnáiz Sánchez de la Campa und der Mercedes Barón
Torres, einer wohlhabenden Familie, geboren. Die Erziehung im katholischen Elternhaus prägte ihn sein Leben lang. Ab 1920
besuchte er das Jesuitenkolleg La Merced in
seiner Heimatstadt und wurde Mitglied der
Marianischen Kongregation, ab 1923 das Jesuitenkolleg
in Oviédo. 1929 begann er mit dem Studium der Architektur, zunächst an der
Universität in Oviedo, ab 1930 an der
Universität in Madrid. In einem Tagesplan, den er
mit den Worten Alles für Jesus
überschrieben hatte, legte er Zeiten für Studium und Gebet genau fest.
1930 besuchte Rafael Arnáiz Barón erstmals das Trappistenkloster San Isidro de
Dueñas in Palencia. 1933 leistete er seinen
Militärdienst bei den Pionieren der Minenleger, im November bat er dann um Aufnahme in die Trappistenabtei. Als Ordensnamen
behielt er seinen Taufnamen, dem er - wie bei den Trappisten üblich - den Namen Maria voranstellte. Am Tag seiner
Einkleidung schrieb er an seine Mutter: Ich bin immer überzeugter davon, dass Gott die Trapa für mich geschaffen hat
und mich für die Trapa. Es ist unverkennbar: die einzig wahre Einsicht in der Welt ist, den Platz einzunehmen, den Gott
für uns vorgesehen hat.
Vier Monate verbrachte er in seiner Trapa, dann erkrankte er an Diabetes und musste das Kloster
verlassen; nach einigen Monaten verbesserte sich sein Zustand, aber er konnte die volle Strenge der Regel nicht tragen und
deshalb keine Profess ablegen. So kehrte er im Januar 1936 als Oblate in die Abtei
zurück und lebte dort fortan auf der Krankenstation.
1936 wurde sein Jahrgang für den Spanischen Bürgerkriegs zum Wehrdienst eingezogen, Rafael jedoch wurde nach drei Monaten für untauglich erklärt und kehrte in die Abtei zurück. Anfang Januar 1937 verschlimmerte sich seine Krankheit erneut, seine Oberen beschlossen wieder, ihn nach Hause zu schicken.
Dies ist das dritte Mal, dass ich mein Ordensgewand ablege und weltliche Kleidung anziehe. Das erste Mal glaubte ich vor Kummer zu sterben. Das zweite Mal ging ich wegen des Krieges. Ich ging gerne. Ich ging auf Urlaub. Das Neue, das der Krieg mit sich brachte, die Neugierde, einige Tage Erholung von den Bußübungen erschienen mir gut. Ich wusste, dass mir die Rückkehr ins Kloster schwerfallen würde. Ich erkannte, dass Gott mich auf die Probe stellte. Das ditte Mal – das ist jetzt – sehe ich Gottes Hand so deutlich, dass es mir einerlei ist, denn das Leid ist die einzige Währung, die eines Tages Wert haben wird. Wo du auch hingehst, wirst du das Kreuz finden, sagt Thomas von Kempis.
Nachdem sich sein Gesundheitszustand wieder verbessert hatte, kehrte er im Dezember 1937 erneut in die Abtei zurück.
Nach langer Zeit des Leidens und Ringes gelang es Rafael schließlich, die dunkle Nacht, die ihn umgab, zu durchbrechen.
Im März 1938 notierte er: Gott liebt mich so sehr, dass selbst die Engel es nicht
begreifen! Wie groß ist Gottes Barmherzigkeit! Er liebt mich! Er ist meine Freund, mein Bruder, mein Vater, mein Lehrer!
… Ach, mein Jesus, mir fehlen Papier und Feder! … Wie ist es
möglich, dass ich noch die Gelassenheit habe, an etwas zu denken, was die Welt vernünftig nennt, ich, der ich den Verstand
verliere, wenn ich an dich denke!
Am Ostersonntag 1938 überreichte der Abt des Klosters Rafael ehrenhalber die Kleidung der Professmönche. Rafaels Gesundheitszustand verschlimmerte sich; nach einigen Tagen des schlimmen Leidens verstarb er.
Kanonisation: Rafael Arnáiz Barón wurde am 27. September 1992 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, am 11. Oktober 2009 wurde er in Rom von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Worte des Heiligen
Die Spiritualität des Trappisten erweist sich in der Küchenarbeit. Der Mystiker schreibt über Die
Pirouetten der Rüben
:
Drei Uhr nachmittags an einem regnerischen Tag im Monat Dezember. … Man hat mir ein Messer in die Hand
gegeben und vor mich hin einen Korb mit einer Art von sehr großen weißen Möhren gestellt, die sich als Rüben entpuppen.
… Warum nur habe ich mein Elternhaus verlassen und bin hergekommen, um in dieser Kälte diese so hässlichen Dinger
zu schälen! Es ist wirklich lächerlich, mit der Ernsthaftigkeit eines Trauerbeamten Rüben zu schälen. Ich erinnere mich an
mein Zuhause, an meine Eltern und Geschwister, an meine Freiheit, die ich zurückgelassen habe, um mich hier zwischen
Linsen, Kartoffeln, Kohlköpfen und Rüben einzusperren. Es ist ein trüber Tag. Meine Hände sind gerötet und meine Füße vor
Kälte erstarrt. Und die Seele? Herr, vielleicht leidet die Seele ein wenig. Suchen wir Zuflucht in der Stille!
Die Zeit vergeht mit meinen Gedanken, den Rüben und der Kälte. Plötzlich und schnell wie der Wind dringt ein helles
Licht in meine Seele, ein göttliches Licht, Sache eines Augenblicks. Jemand fragt mich, was ich tue. Was ich tue? Heiligste
Jungfrau, was für eine Frage! Rüben schälen, Rüben schälen! Wozu? – Und das Herz macht einen Sprung und antwortet, ohne groß
nachgedacht zu haben: Ich schäle Rüben aus Liebe – aus Liebe zu Jesus Christus!
Ich kann nichts sagen, was man wirklich begreifen könnte. Aber dort drinnen, tief drinnen in der Seele löste ein ganz
großer Friede die Verwirrung ab, die ich vorher empfunden hatte. Ich kann nur sagen, dass man die kleinsten Dinge des Lebens
in Akte der Liebe zu Gott verwandeln kann, dass das Schälen einiger Rüben aus echter Liebe zu Gott Ihm genau so viel Ehre
und uns ebenso viele Verdienste erwirken kann wie die Eroberung Amerikas. Der Gedanke daran, dass ich einzig und allein
durch seine Barmherzigkeit das große Glück habe, etwas für Ihn zu leiden, ist etwas, das die Seele mit einer solchen Freude
erfüllt, dass ich – wenn ich mich von meinem inneren Drang hätte leiten lassen – am liebsten angefangen hätte, Rüben nach
rechts und links zu werfen, um diesen armen Wurzeln des Erdbodens die Freude meines Herzens zu vermitteln. Ich hätte echte
Jongleurkunststücke mit den Rüben, dem Messer und der Schürze zustande gebracht. …
Aber alles geht vorüber, sogar die Versuchung. … Was soll die Betrübnis eines Augenblicks, das Leid einer kurzen
Zeit! … Ich kann sagen, dass es keinen Schmerz gibt, der nicht seinen Ausgleich hätte in diesem oder im anderen Leben,
und dass in Wirklichkeit sehr wenig von uns verlangt wird, um den Himmel zu verdienen. … Lasst uns die Zeit gut
nutzen! Lasst uns dieses gesegnete Kreuz lieben, das der Herr auf unsern Weg stellt, wie immer es auch sei oder sein wird!
Nützen wir die kleinen Dinge des täglichen Lebens, des gewöhnlichen Lebens! Um große Heilige zu sein, bedarf es nicht
großer Dinge; es genügt, die kleinen Dinge auf großartige Weise zu tun. … Wichtig ist, etwas für Ihn zu tun, sich an
Ihn zu erinnern. Der Ort, die soziale Stellung und die Tätigkeit sind unwichtig. Gott kann mich heilig machen, ob ich nun
Kartoffeln schäle oder ein Reich regiere.
Als die Arbeit beendet war und ich im Gebet zu Jesus ging, stellte ich dort einen Korb mit fein geschälten, sauberen
Rüben nieder. … Ich hatte Ihm nichts anderes anzubieten; aber Gott genügt das, was Ihm mit ganzem Herzen geschenkt
wird, seien es nun Rüben oder Kaiserreiche.
Quelle: Rafael Arnáiz Barón. Mystiker und Mönch, Nur Gast auf Erden? 12. Dezember 1936. Übersetzt aus dem Spanischen von Ingrid Mohr, Langwaden, Grevenbroich 1996, S. 460ff
Zitat von Rafael Arnáiz Barón:
Gott ist in allem, aber dieses alles ist nicht Gott. Die Menschen, die daran gewöhnt sind, den Schöpfer
in den unscheinbarsten Dingen der Schöpfung zu erkennen, in den Wundern der Natur, in der Harmonie des Introitus einer
hl. Messe oder im Herzen eines Menschen, empfinden zweifellos tiefe Freude an Gott, und Gott bedient sich recht häufig
all dessen, um eine schlafende Seele aufzuwecken!
Dass die Seele Gott tatsächlich sieht, daran zweifelt niemand; aber es geschieht auf unvollkommene Weise; denn bevor
sie die Landschaft erkennt, hat sich ihr Blick mit dem Nebel aufgehalten oder auch mit einem Insekt oder mit der Sonne,
einem Musikstück oder mit der Großartigkeit eines Herzens. …
Wie deutlich erkennt man schließlich, dass es in der totalen Einsamkeit ist, in der man Gott wirklich findet! Wie groß
ist Seine Barmherzigkeit, wenn sie, indem sie uns über alles Geschaffene hinwegblicken lässt, uns in diese unendlich
weite Ebene versetzt, wo es weder Steine noch Bäume, weder Himmel noch Sterne gibt, in diese Ebene, die kein Ende hat,
wo es keine Farben gibt, wo nicht einmal Menschen anzutreffen sind, wo nichts ist, was die Seele von Gott ablenken könnte!
Quelle: Rafael Arnáiz Barón. Mystiker und Mönch, Nur Gast auf Erden? 11. Dezember 1936. Übersetzt aus dem Spanischen von Ingrid Mohr, Langwaden, Grevenbroich 1996, S. 416
Im Schweigen liebt man Gott besser; mit dem Schweigen ist das Leid heilsamer. Im Schweigen ist es, wo
man häufig den Trost findet, den die Geschöpfe nicht geben können. Wie herrlich und angenehm ist das Schweigen! Wie sehr
hilft es der Seele, Gott zu suchen! Und wie sehr hilft es uns – wenn man Gott einmal gefunden hat –‚ an Ihm festzuhalten
und Seine Gegenwart nicht zu entweihen!
Quelle: Rafael Arnáiz Barón. Mystiker und Mönch, Nur Gast auf Erden? 25. Juli 1936. Übersetzt aus dem Spanischen von Ingrid Mohr, Langwaden, Grevenbroich 1996, S. 425
Das Schweigen ist wie ein Meer, in dem unsere Gedanken auf die Reise gehen.
Und so wie das Meer von allen möglichen Schiffen durchpflügt wird, manchmal von kleinen Kuttern, andere Male von stolzen
und majestätischen Dampfern, so ist auch das Meer unseres Schweigens bevölkert: einmal von kleinen
Schonern
mit
weißen Segeln, ein andermal von schmutzigen Fischkuttern
, die viel Qualm ausstoßen, dann wieder von einem
Ozeanriesen
, der mit Gelassenheit dahingleitet und die Gewässer majestätisch durchquert. Das Leben des Schweigens
lässt sich sehr gut mit dem Meer vergleichen, mit der Stille des Meeres, mit dem Meer in Ruhe. Die Seele im Schweigen
gleicht dem Meer, wenn es nicht einmal von der sanftesten Brise bewegt wird. Durch die Seele in Ruhe wandern Gedanken an
Gott. Und je mehr Schweigen, desto mehr Frieden, mehr Gelassenheit und größere Leichtigkeit, um in der Gegenwart Gottes
zu leben.
Quelle: Rafael Arnáiz Barón. Mystiker und Mönch, Nur Gast auf Erden? 30. Juli 1935. Übersetzt aus dem Spanischen von Ingrid Mohr, Langwaden, Grevenbroich 1996, S. 458
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Schwester Ingrid Mohr P.I.J. verfasste die Biografie (Link mit Vergütung) Nur Gast auf Erden? Rafael Anáiz Barón. Mystiker und Mönch.
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- zuletzt aktualisiert am 23.01.2022
Quellen:
• Daniel Tibi, E-Mail vom 12. Oktober 2008, unter Verwendung von:
• Ingrid Mohr (Hrsg.): Nur Gast auf Erden? Rafael Arnáiz Barón. Mystiker und Mönch. Erstmalige deutsche Gesamtausgabe
seiner Schriften. Zisterzienserkonvent Langwaden 1996
• Ingrid Mohr (Hrsg.): Wenn ich tausend Leben hätte: Rafael Arnáiz Barón. Zisterzienserkonvent Langwaden 2006
• Newsletter von Radio Vatikan – 11. Oktober 2009
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 4. Christiana, Stein am Rhein 2000
• http://revistaalfonso2.es/la-casa-que-nos-cobija/
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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