Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Gewalt und Krieg
Im Unterschied zur alttestamentlichWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. -jüdischen Tradition lehnt Jesus von Nazareth Gewaltanwendung bei der Durchsetzung persönlicher Ziele bzw. bei der Verkündigung des Evangeliums radikal ab (vgl. Matthäusevangelium 5, 39 - 42). Das gilt für den einzelnen Jünger Jesu wie für die Kirche insgesamt, auch wenn diese im Laufe ihrer Geschichte immer wieder sein Verbot missachtet hat.
1. Grundsätzliche Kritik an Gewalt und Krieg
2. Möglichkeit eines gerechtes Krieges
3. Bürgerkrieg
4. Gewaltanwendung zur Verbreitung des Evangeliums
1. Grundsätzliche Kritik an Gewalt und Krieg
Begeht der einzelne einen Mord, nennt man es Verbrechen, Tapferkeit aber, wenn das Morden im Namen des Staates geschieht: Cyprian von Karthago (BKV I 45).
Bei einer Visitation
im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs deutet Eustachius Kugler
(† 1946) das schreckliche Geschehen als
Strafgericht Gottes:
Wir alle, liebe
Mitbrüder, kennen und fühlen die Schwere der
Zeitverhältnisse und ich brauche darüber nichts zu sagen.
Wenn wir die Weltlage etwas betrachten, können wir zu der
Ansicht kommen, dass der liebe Gott die Völker schwer
heimgesucht hat wegen der Glaubenslosigkeit, Sittenlosigkeit und
gänzlicher Absage an Gott. Die Strafgerichte Gottes sind nunmehr
über die Völker hereingebrochen. Die Mittel zur Versöhnung
des so schwer beleidigten Vaters im Himmel sind alt, aber doch immer
wieder neu. Die liebe Gottesmutter hat selbe wiederum bei ihrem
Erscheinen in Fatima in Erinnerung gebracht und besonders Buße
und Gebet empfohlen. Ergreifen wir, liebe Mitbrüder, diese
Mittel und gebrauchen wir dieselben recht oft. Lassen wir uns nicht
die irrige Meinung in den Sinn kommen, weil jetzt Krieg ist, geht es
nicht so genau, da ist alles erlaubt. Das Gegenteil muss der Fall
sein, aber deswegen, weil Krieg ist und die Strafrute Gottes über
uns hereingebrochen ist. Wegen unserer Sünden müssen wir
uns bessern und in allem, besonders mit unseren Gelübden und
sonstigen Pflichten es recht genau nehmen.
[Magnus
Morhardt: Gottvertrauen und Nächstenliebe. Ein geistliches
Profil von Frater Eustachius Kugler. München 2008, S. 105f]
Carlo Gnocchi (†
1956) schreibt über die Ursachen von Kriegen:
Der Krieg
entsteht aus einer moralischen Unordnung, viel mehr als aus einem
ökonomischen Ungleichgewicht oder aus einer Störung der
politischen Ordnung: Der Krieg entsteht aus [menschlicher] Schuld.
Das, was unerbittlich zum Konflikt führt, ist der Hochmut und
der Egoismus der mächtigen Nationen, die Gier und Stumpfheit der
reichen Völker, der künstlich entfachte Hass zwischen
Nationen und Rassen, das Misstrauen und die Unbeständigkeit in
den internationalen Beziehungen, die Willkür derer, die
herrschen, der Hedonismus. der die Grundlagen des individuellen
Lebens bedroht und das Leben der Nationen an den Abgrund bringt, es
sind die übermacht, die Ungerechtigkeit, die Lüge, der
Neid, die Verleumdung, in einem Wort: die ganze Ansammlung der
menschlichen Leidenschaften und Schuld. Dies und nichts anderes ist
die wahre und unterirdische Ursache, die die Kriege bestimmt, auch
wenn an der Oberfläche die Gründe der Politik, der
Wirtschaft und der Diplomatie erscheinen und wirken.
[Carlo
Gnocchi: Cristo con gli Alpini. Mursia, Milano 2008, S. 71f; eigene Übersetzung]
Jerzy Popiełuszko
(† 1984):
Kämpfe nicht
gegen die Gewalt. Gewalt ist ein Zeichen von Schwäche, nicht von
Kraft. Eine Idee, die Waffen braucht, um am Leben zu bleiben, stirbt
rasch ab. Eine Idee, die nur durch Anwendung von Gewalt
aufrechterhalten bleibt, ist entstellt. Einer Idee, die lebensfähig
ist, folgen spontan Millionen Menschen.
Eine Staatsmacht,
die über eingeschüchterte Bürger herrscht, erniedrigt
die eigene Autorität, lässt das kulturelle Leben der Nation
verarmen, degradiert den Wert der Arbeit. Die Zivilcourage zu fördern
liegt deshalb sowohl im Interesse der Staatsmacht wie auch im
Interesse der Staatsbürger.
[Jerzy Popiełuszko: An das Volk. Predigten und Überlegungen 1982 - 1984,
hrsg. von Franciszek Blachnicki, übersetzt von Michael Kirch. Düsseldorf 1985]
Papst Johannes Paul II.
(† 2005):
Krieg ist niemals ein
unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für
die Menschheit.
2. Möglichkeit eines gerechtes Krieges
Nur weil die Herrschaft von Ungerechten über Gerechtere noch schlimmer wäre, kann man den notwendigen und siegreichen Krieg noch ein Glück heißen: Augustinus von Hippo (BKV I 207).
Das Furchtbare des Krieges, auch des gerechten: Augustinus von Hippo (BKV III 217f).
Augustinus von Hippo (†
430):
Der Wille muss den Frieden im Auge haben, der Krieg
darf nur die Folge der Notwendigkeit sein.
[BKV
X 182f].
Nach dem Der Universalgelehrten, Theologen, Philosophen, Priester, Autoren und Humanisten Erasmus
von Rotterdam († 1536) ruht die allgemeine
Menschheitskultur auf zwei Säulen: der Ethik der antiken
Philosophie und der des Neuen Testaments. Ein Beispiel für das
Zusammenwirken beider ist der Ausschnitt aus dem Fürstenspiegel,
in dem er die Berechtigung eines gerechten Krieges in Frage stellt:
Obwohl ein
Herrscher niemals einen unüberlegten Entschluss fassen dürfte,
wird er niemals bedächtiger und umsichtiger sein, als wenn er
einen Krieg beginnen muss, weil zwar auch aus anderen Gegebenheiten
Nachteile entstehen können, aus einem einzigen Krieg aber der
Untergang alles Wertvollen seinen Anfang nimmt und aus ihm ein Meer
von Unheil hervorströmt und weil ferner kein anderes Unheil so
hartnäckig erhalten bleibt. Krieg entsteht aus Krieg. Aus einem
ganz kleinen wird ein ganz großer, aus einem einzigen ein
zweiter, aus Kurzweil Ernst und Grausen. Und das Unheil eines
Krieges, der anderswo entstanden ist, breitet sich bei den Nächsten
und sogar bei den weiter Entfernten aus.
Ein guter Herrscher
wird niemals einen Krieg beginnen, außer er kann ihn auf keine
Weise vermeiden, obwohl er alles versucht hat. Wenn wir diese
Einstellung hätten, würde kaum jemals ein Krieg zwischen
den Menschen ausbrechen. Wenn schließlich etwas so Unheilvolles
nicht vermieden werden kann, wird es die nächste Sorge des
Herrschers sein, dass er mit möglichst geringem Schaden für
seine Untertanen und mit möglichst wenig Vergießen von
Christenblut geführt und möglichst schnell beendet werde.
Der wahrhaft christliche Herrscher soll zuerst bedenken, welch großer
Unterschied zwischen dem Menschen, einem Wesen, das für Frieden
und Güte geboren ist, und den wilden Tieren besteht, die für
Beutemachen und Kampf geboren sind, ferner, welch ein Unterschied
zwischen einem Menschen, der nur Mensch, und einem, der auch Christ
ist, besteht. Hierauf überlege er, wie erstrebenswert, wie edel
und vorteilhaft der Friede, wie verhängnisvoll und
verbrecherisch der Krieg im Gegensatz dazu ist, welche Schar von
übeln aller Art er mit sich bringt, auch wenn es der gerechteste
Krieg ist, falls überhaupt ein Krieg gerecht genannt werden
kann. Schließlich schalte er alle Gefühle aus und wende
nur die Vernunft zur überlegung an, bis er errechnet hat, wie
viel der Krieg kosten wird und ob das, was durch den Krieg erreicht
werden soll, dafürsteht, auch wenn der Sieg sicher ist, der
nicht immer die gerechte Sache zu begünstigen pflegt. Berechne
die Sorgen, den Aufwand, die Gefahren, die lästige und lange
Rüstung. … Nichts wünscht der Herrscher mehr, als seine
Untertanen in jeder Hinsicht unversehrt und in günstiger Lage zu
sehen. Aber wenn er die Erfahrung des Kriegführens macht, ist er
gezwungen, die Jugend vielen Gefahren auszusetzen und oft in einer
einzigen Stunde viele zu Waisen, Witwen, kinderlosen Greisen, zu
Bettlern und Unglücklichen zu machen. …
Manche Herrscher
täuschen sich durch folgende überlegung: Es gibt gerechte
Kriege, und ich habe einen gerechten Grund, einen gerechten Krieg zu
beginnen. Ob es überhaupt einen gerechten Krieg gibt, lassen wir
einmal außer acht, wem aber erscheint sein Anliegen nicht
gerecht? Bei der großen Veränderlichkeit und dem raschen
Wechsel der menschlichen Situation, bei so vielen eben geschlossenen
und schon wieder zerrissenen Verträgen, wem könnte da ein
Vorwand fehlen, wenn jeder Vorwand ausreicht, einen Krieg zu
inszenieren?
Aber die kirchlichen
Vorschriften verwerfen nicht jeden Krieg. Auch Augustinus von Hippo billigt ihn
irgendwo. Auch der hl. Bernhard lobt einige Soldaten. Aber Christus
selbst, aber Petrus, aber
Paulus lehren überall das Gegenteil.
Warum gilt ihre Autorität bei uns weniger als die des Augustinus
oder Bernhard? Augustinus billigte an der einen oder anderen Stelle
den Krieg, aber die gesamte Lehre Christi ist gegen den Krieg
gerichtet. …
Alles beurteilt der
gute Herrscher nach dem Vorteil für die Allgemeinheit, sonst ist
er kein Herrscher. Es gibt über Menschen nicht die gleichen
Rechte wie über Tiere. Ein guter Teil der Herrschaft beruht auf
der Zustimmung des Volkes, sie schafft in erster Linie die Könige.
Und wenn schon ein Streit zwischen Herrschern entsteht, warum geht
man nicht lieber zu Schiedsrichtern? Es gibt so viele Bischöfe,
so viele äbte und Gelehrte, viele bedeutende Beamte, durch deren
Urteil man die Angelegenheit eher erledigen könnte als durch
Niedermetzeln, Raubzüge und viele Katastrophen für den
gesamten Erdkreis. …
Wir sehen, dass Kriege
aus Kriegen entstehen, Kriege den Kriegen folgen und dass es kein Maß
und Ende des Unruhestiftens gibt. Es steht zur Genüge fest, dass
durch diese Maßnahmen nichts erreicht wird. Es müssen
daher andere Heilmittel versucht werden. Nicht einmal unter
vertrauten Freunden wird Freundschaft bestehen bleiben, wenn nicht
manchmal einer dem anderen nachgibt. Oft sieht der Gatte der Gattin
etwas nach, damit er keine Zwietracht entfache. Was bringt der Krieg
anderes hervor als Krieg? Aber Zuvorkommenheit ermuntert zu
Zuvorkommenheit, Gerechtigkeit zu Gerechtigkeit.
Einen frommen und
gütigen Herrscher wird es auch beeindrucken zu erkennen, dass
aus dem unermesslichen Unheil, welches jeder Krieg mit sich bringt,
der größte Teil über die kommt, die der Krieg nichts
angeht und die dieses Unglück am wenigsten verdient haben. …
Und sehr oft zerstören
wir eine Stadt unter größerer Anstrengung und mit größeren
Kosten, als man eine neue hätte gründen können, und
wir inszenieren einen Krieg mit so großem Aufwand, mit so
großen Ausgaben, mit solcher Mühe und Sorgfalt, dass aus
dem zehnten Teil dieser Anstrengungen der Friede hätte erhalten
werden können. …
Was glauben wir, was
Türken und Sarazenen über uns sprechen, wenn sie sehen,
dass es schon viele Jahrhunderte hindurch zu keiner Einigung zwischen
christlichen Herrschern kommt? Dass der Friede durch keine Verträge
erhalten bleibt? Dass es kein Maß im Blutvergießen gibt,
dass es unter den Heiden weniger Unruhen gibt als unter denen, die
sich nach der Lehre Christi zur höchsten Eintracht bekennen? …
Wenn wir auch zugeben,
dass ein Krieg mitunter gerecht ist, wir aber dennoch sehen, dass
alle Menschen sich wie toll auf dieses Verderben stürzen, wäre
es die Aufgabe der klugen Priester, den Geist des Volkes und der
Herrscher in die entgegengesetzte Richtung zu lenken. Nun aber sehen
wir, dass sie manchmal die Kriegshetzer sind. Der Bischof schämt
sich nicht, sich im Feldlager aufzuhalten: dort ist das Kreuz, dort
der Leib Christi; und mit höllischen Sakramenten vermengen sie
die himmlischen und auf blutige Auseinandersetzungen wenden sie die
Symbole der höchsten Liebe an. Und was noch absurder ist, in
beiden Lagern ist Christus gegenwärtig, als ob er mit sich
selbst kämpfe. Es ist nicht genug damit, dass der Krieg unter
Christen geduldet wird, sondern er wird sogar für die höchste
Ehre gehalten. …
Ich bin der Meinung,
dass man auch gegen die Türken nicht unüberlegt einen Krieg
beginnen dürfe, vor allem nicht, wenn ich bedenke, dass das
Reich Christi auf ganz entgegengesetzte Weise entstand, sich
ausbreitete und festigte. Es ziemt sich nicht, es auf andere Weise zu
schützen als durch die Mittel, durch die es entstand und sich
ausbreitete. Und wir sehen, dass unter dem Vorwand von Kriegen dieser
Art das christliche Volk so oft ausgeplündert wurde und man
sonst nichts erreichte. Wenn es um die Sache des Glaubens geht, wird
der Glaube durch das Leiden der Märtyrer und nicht durch Truppen
vermehrt und verherrlicht.
[Erasmus
von Rotterdam: Institutio principis christiani u. a., übersetzt von
G. Christian. In Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Schriften,
hrsg. von W. Welzig, Bd. 5. WBG, Darmstadt 1968, S. 339 - 353]
3. Bürgerkrieg
Gregor von Tours († 594) nützt sein Geschichtswerk
auch zu moralischen Appellen. Was Gregor über Bürgerkriege
schreibt, ist durchaus auch heute noch aktuell:
Mit Ekel berichte
ich über die verschiedenen Bürgerkriege, welche Volk und
Reich der Franken zugrunde richten; darin erblicken wir bereits, was
noch schlimmer ist, jene Zeit, die der Herr vorausgesagt über
den Anfang der Wehen [der Endzeit] vorausgesagt hat: 'Der Vater steht
gegen den Sohn auf, der Sohn gegen den Vater, der Bruder gegen den
Bruder, der Nächste gegen den Nahen' [vgl. Mt 10,21].
Eigentlich hätten sie die Beispiele früherer Könige
davor abschrecken müssen, die, weil sie gespalten waren,
sogleich von den Feinden vernichtet wurden. Wie oft ist die Stadt der
Städte selbst und die Hauptstadt der ganzen Welt, wenn sie
Bürgerkriege begann, ins Verderben gestürzt! Wenn der
Bürgerkrieg aufhörte, erstand sie gleichsam aus dem
Erdboden wieder neu: …
Was treibt ihr? Was
sucht ihr? Woran habt ihr nicht überfluss? In den Häusern
nimmt der Luxus überhand; in den Speichern sind Wein, Weizen und
öl in Hülle und Fülle vorhanden; in den Schatzkammern
wird Gold und Silber aufgehäuft. Eines nur fehlt euch, dass ihr
ohne Frieden auf die Gnade Gottes verzichten müsst. Warum nimmt
der eine dem anderen sein Eigentum weg? Warum begehrt ein weiterer
nach fremdem Gut? Habt, bitte, Acht auf das Wort des Apostels: Wenn
ihr euch gegenseitig beißt und auffresst, seht zu, dass ihr
nicht von einander verschlungen werdet!
[Galaterbrief 5, 15]
Durchforscht sorgfältig
die Schriften der Alten, und ihr werdet sehen, was Bürgerkriege
hervorbringen. Forscht nach, was Orosius über die Karthager
schreibt: dieser sagt, ihre Stadt und ihre Umgebung seinen nach 700
Jahren zerstört worden und er fügt hinzu: 'Was hat sie so
lange am Leben erhalten? Die Eintracht! Was hat sie nach so langer
Zeit zerstört? Die Zwietracht!' Hütet euch vor der
Zwietracht, hütet euch vor Bürgerkriegen, die euch und euer
Volk zugrunde richten! Was ist denn anderes zu erwarten, als dass ihr
nach der Niederlage eures Heeres ohne Beistand bleibt, und ihr von
feindlichen Völkern überwältigt dem Untergang geweiht
seid.? Wenn dich, König, der Bürgerkrieg freut, übe
das, was sich nach den Worten des Apostels [Galaterbrief 5,17] beim Menschen
abspielt, dass das Begehren des Geistes sich gegen das Fleisch
richtet, die Laster den Tugenden weichen und dass du als freier Mann
deinem Haupt, d. h. Christus, dienst, der einst in Unfreiheit der
Wurzel des Schlechten gedient hattest.
[Historia Francorum,
liber V., Prologus, MPL 71, Sp. 315f; eigene Übersetzung]
4. Gewaltanwendung zur Verbreitung des Evangeliums
Nach Papst Nikolaus I. († 867)
ist Gewalt ist kein Mittel zur Bekehrung
Ungläubiger:
Mit den
Ungläubigen und Götzendienern soll keinerlei Gemeinschaft
gepflegt werden. Gleichwohl darf ihnen gegenüber keinesfalls
Gewalt angewendet werden, um sie zu Glauben zu bringen. Denn alles,
was nicht nach dem freien Willen geschieht, kann nicht gut sein,
steht doch geschrieben:
Freiwillig will ich dir ein Opfer
darbringen
(Psalm 53); … denn Gott gebietet freiwillige
Gefolgschaft, die nur von Freiwilligen geleistet werden kann; denn
hätte er Gewalt anwenden wollen, hätte keiner seiner
Allmacht widerstehen können.
[MPL 119, resp. 41, Sp. 995; eigene Übersetzung]
In seinem Traktat
über die einzige Art der Berufung
widerspricht
Bartholomé de Las Casas († 1566) der
Meinung, zuerst müssten die Indianer gewaltsam unterworfen
werden, dann könne ihnen das Evangelium gepredigt werden:
Wenn also der
Mensch und das vernunftbegabte Geschöpf selbst der Bestimmung
seiner Natur gemäß auf liebliche, sanfte und angenehme
Weise zum Gut - besonders des Glaubens und der Religion - geführt
und geleitet werden muss, die Kriege aber bewirken, dass er genau
gegenteilig aufrücksichtslose, erbitternde, harte, raue und
gewaltsame Weise bewegt und geführt, ja sogar gezwungen wird,
dann ist offenkundig, dass solche Mittel, da sie unnatürlich und
der Beschaffenheit der menschlichen Natur entgegengesetzt sind, die
entgegengesetzten Wirkungen erzielen, nämlich, dass die Menschen
das, was mit dem Glauben zu tun hat, nicht hören wollen und, was
immer ihnen gesagt wird, verschmähen.
Also ist es der
Güte Christi und seiner königlichen Würde weder
angemessen, sein Reich mit den materiellen Waffen des Krieges, durch
die Ermordung von Menschen, durch Blutbäder, Gewalttaten,
Raubzüge und ähnliche unheilvolle Taten zu erwerben, noch,
es so zu vergrößern oder zu bewahren, sondern ganz
Gegenteil muss dies durch die Lieblichkeit der Lehre, mit den
Sakramenten der Kirche, durch Verzeihung, Erbarmen und Wohltaten, in
Frieden, Sanftmut, Nächstenliebe und Güte geschehen.
[Bartolomé
de Las Casas: Werkauswahl, hrsg. von Mariano Delgado. =
Missionstheologische Schriften, Bd. 1. Ferdinand Schöningh,
Paderborn usw. 1994, S. 261, 303]
Rochus González de Santa Cruz († 1628):
Gott befiehlt
nicht, dass das Evangelium Unseres Herrn Jesus Christus mit dem Lärm
von Waffen und Plünderung verkündet wird. Was er vielmehr
befiehlt, ist das Beispiel eines guten Lebens und heiligen Lehrens.
Das ist es, was die heiligen Apostel und die apostolischen Verkünder
taten, wobei sie so weit gingen, ihr eigenes Blut zu vergießen.
Und tatsächlich haben drei heilige Mitglieder unserer
Gesellschaft in Chile dafür ihr Blut vergossen.
[C.
J. Naspy, S.J.: Conquistador without sword / The Life of Roque
González, S.J.. Loyola University Press 1984, S. 197 - 206; eigene Übersetzung]
Georg Michael Wittmann († 1833):
Das Christentum soll
sich zwar über die ganze Erde ausbreiten, allein nimmer durch
Schwertes Macht, sondern durch Dulden und Leiden, durch Sanftmaut und
milde Gesinnung. Darum hat auch Christus einmal gesagt.
Seht! Ich
sende euch wie Schafe unter die Wölfe.
(Matthäusevangelium 10, 16).
Daniel Comboni († 1881):
Alle Werke
Gottes und besonders die der katholischen Mission, die die Zerstörung
des Dämonenreiches und die Aufrichtung des Reiches Jesu Christi
zum Ziel haben, müssen zu Füßen des Kreuzes
entstehen! Durch das Kreuz und das Martyrium wurden alle Missionen
gegründet und entfaltet. Zentralafrika, die schwierigste und
anstrengendste aller Missionen, kann nicht einen anderen Weg
einschlagen und zurücklegen als die übrigen Werke Gottes.
Sie muss den Weg des Kreuzes und des Martyriums gehen, wie der
göttliche Urheber unseres Glaubens nur durch Leiden und Tod zu
einer glorreichen Auferstehung gelangt ist und wie die katholische
Kirche, die aus seinem lauteren Herzen hervorgegangen und in das Blut
ihrer Märtyrer getaucht ist, sich über die Erde
ausgebreitet hat.
[Giuseppe
Faraci, Josef Uhl (Übers.): Daniel Comboni / Ein Leben für
Afrika. Steyler Verlag Nettetal 1994, S. 76]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 21.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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