Arbeo von Freising
auch: Aribo, Arbo
Gedenktag katholisch: 4. Mai
Name bedeutet: ?
Arbeo, von Bischof Erimbert von Freising, dem Bruder von Korbinian, ausgebildet, wurde Benediktiner, Priester und Notar. 763 wurde er erster Abt des Klosters Scharnitz im heutigen Klais bei Mittenwald 1 und 764 Bischof von Freising. Um 770 verlegte er das Kloster nach Schlehdorf am Kochelsee.
Arbeo mehrte den Besitz seiner Diözese und gründete 762 das Kloster der Benediktiner in Schäftlarn, 769 das einem Candidus 2 und Korbinian von Freising geweihte Kloster in Innichen - italienisch heute San Candido - im Pustertal und um 768 das Kloster Schliersee in Oberbayern.
Arbeo förderte in Freising die Domschule und
die Bibliothek, gilt als Verfasser des ersten lateinisch-deutschen Wöterbuches, übersetzte Bibeltexte ins Althochdeutsche
und schrieb eine Biografie seines Lehrers Korbinian, dessen
Gebeine er von Kains - dem heutigen
Kuens / Caines bei Meran - in den Dom nach
Freising überführte. Auch die Biografie von Emmeram von Regensburg stammt aus
seiner Feder; beide sind die frühesten Quellen der bayrischer Kirchen- und Profangeschichte. Man nimmt wohl zu Recht an,
dass auf ihn auch der so genannte Abrogans
zurückgeht: das älteste deutsche Glossar, das mit am Beginn der deutschen
Sprachgeschichte steht: Althochdeutsch entstand aus den Aufgaben der Mission, denn die Mission bedurfte einer gemeinsamen
Sprache, um die Inhalte der christlichen Botschaft verständlich zu machen.
Arbeo unterstützte Frankenkönig Karl I. gegen den bayrischen Herzog Tassilo III.; offenbar zwang dieser ihn deshalb zumindest zeitweise, auf die Leitung seines Bistums zu verzichten, denn 782 verwaltete Abt Atto von Schlehdorf das Bistum.
Arbeos Grab ist in der Krypta des Domes in Freising.
Das erste Kloster Schliersee befand sich noch nicht im heutigen Ort Schliersee, sondern auf dem Kirchbichl zwischen Westenhofen und Hausham. Nachdem das Kloster in den Ungarnstürmen um 907 untergegangen war, gründete es Bischof Otto von Freising 1141 neu und verlegte es an den Ort der heutigen Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee. Ursprünglich ein Benediktinerkloster, war es von 1260 bis 1493 Kollegiatstift. Dieses wurde um 1494 an die Frauenkirche nach München verlegt und 1803 durch die Säkularisation aufgehoben.
1 ▲ Das Kloster Scharnitz / Scaritia lag wohl in Klais bei Mittenwald, dort wurde 1972 an der früheren Römerstraße Via Raetia von Verona nach Augsburg eine 763 erbaute kleine frühmittelalterliche Kirchenanlage ausgegraben; unwahrscheinlich, aber möglich, wäre auch Mittenwald, wo die Pfarrkirche noch heute – wie seinerzeit in Scaritia – St. Peter und Paul geweiht ist.
2 ▲ Dieser Candidus war angeblich Erzbischof in Reims und Märtyrer, dessen Reliquien nach Innichen kamen; in der dortigen Bischofsliste ist er unbekannt, die Bollandisten vermuten einen anderen Candidus, denkbar wäre u. E. Candidus aus Agaunum.
Worte des Heiligen
Aufschlussreich ist Arbeos Beschreibung von
Regensburg und seiner Umgebung, die sicherlich
noch so war wie zur Zeit Emmerams, dessen Leben und Martyrium wohl ein
Jahrhundert zuvor anzusetzen ist. Auch die Situation des Christentums wird sich kaum geändert haben. Arbeo schreibt über
Emmeram:
Der heilige Diener Gottes erwiderte, er sei in der Absicht aus dem gallischen Reich ausgezogen, um die Völker
der Hunnen zu bekehren, die vom Gott des Himmels, vom gekreuzigten Christus, nichts wüssten. Er sah jedoch ein, dass es
ihm nicht vergönnt sein werde, die vorgenommene Reise auszuführen. Deshalb schaute er das Land an: Es war sehr gut,
lieblich anzusehen, reich an Hainen, wohlversehen mit Wein. Es besaß Eisen in Fülle und Gold, Silber und Purpur im
Überfluss. Seine Männer, hochgewachsen und stark, waren auf Nächstenliebe und Sitte gegründet. Das Erdreich war fruchtbar
und brachte üppig Saaten hervor, und der Erdboden schien von Vieh und Herden aller Art fast bedeckt zu sein. Honig und
Bienen waren wahrlich in reichlicher Menge vorhanden. In Seen und Flüssen gab es Fische in großer Zahl. Das Land war von
klaren Quellen und Bächen bewässert und besaß an Salz, soviel es bedurfte. Die Stadt, nämlich Regensburg, war uneinnehmbar,
aus Quadern erbaut, mit hochragenden Türmen und mit Brunnen reichlich versehen. Im Norden bespült sie die Donau, die in
geradem Lauf gen Osten strömt. Das Bergland war ergiebig an Obst und bot Weiden und saftiges Gras. Das Waldgebirge war
mit wilden Tieren bevölkert und das Unterholz mit Hirschen, Elchen, Auerochsen, Rehen, Steinböcken und mit Tieren und Wild
aller Art.
Aber die Bewohner, die erst vor kurzem zum Christentum bekehrt waren, hatten zu jener Zeit den Götzendienst noch nicht
völlig bei sich ausgemerzt. Wie ihre Väter tranken sie mit ihren Kindern aus demselben Kelch die Minne Christi und der
Dämonen. Daher beschloss der ehrwürdige Bischof auf göttliche Eingebung, den Götzendienst, den er wahrgenommen hatte, von
Grund aus auszurotten, und, nachdem er dem Erdreich der Herzen der Landesbewohner die Saat des Glaubens anvertraut hätte,
mehr reife Frucht der Lehre in die Scheuern zu bergen. Zuletzt wollte er dort seinen ruhmreichen Tod finden. Die Gegend,
in der er weilte, sollte ihm zum Kampfplatz dienen. Während er dies erwog, war er drei Jahre rastlos tätig, indem er im
Gebiet jenes Fürsten durch Städte und Flecken, durch die Dörfer und in die Häuser der Gläubigen hin und wieder eilte. Mit
Eifer widmete er sich der Seelsorge, pflanzte den einen den Samen des Glaubens ins Herz, und vom Leibe der anderen tilgte
er durch unnachsichtige Ermahnung die Sünden mit der Wurzel ab.
Quelle: Arbeo: Vita et passio Sancti Haimhrammi Martyris. Leben und Leiden des hl. Emmeram, Lateinisch - deutsch von Bernhard Bischoff. München 1953, S. 15 - 19
Zitat von Arbeo:
Emmerams Umgang mit den Menschen schildert Arbeo wie folgt:
Den Sanftmütigen zeigte er sich demütig, den Mächtigen gegenüber bewies er aufrecht die Tapferkeit des Löwen; alles,
was er aus den Händen der Gläubigen empfing, teilte er mit Danksagung an die Bedürftigen aus, ausgenommen ein einziges
Gewand. … Er war über alle Maßen leutselig im Umgang mit den Frauen wie mit den Männern und hegte im Innern seines Herzens
eifrige Sorge für sie. So sehr er es nur vermochte, benetzte er das Herz jedes einzelnen. Wo aber die öffentlich
angewandte Sorge nicht genügte, da teilte er sie aufs sorgsamste im Geheimen aus, so dass er kaum an einem vorüberging,
ohne in dessen Herz einen göttlichen Funken zu säen.
Quelle: Arbeo: Vita et passio Sancti Haimhrammi Martyris. Leben und Leiden des hl. Emmeram, Lateinisch - deutsch von Bernhard Bischoff. München 1953, S. 31
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die Stiftskirche in Innichen ist täglich von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet (2021)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 02.10.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Franz-Paul Reindl aus 82494 Krün, E-Mail vom 20. September 2012
• https://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0363&templ=relaunch_vorlage_detail_geschichte
- abgerufen am 20.07.2023
• https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Schliersee - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.