Ökumenisches Heiligenlexikon

Chrysanthus


Russische Ikone: Chrysanthus und Daria
Russische Ikone: Chrysanthus und Daria

Die Legende erzählt von Chrysanthus, dass er Christ geworden war, aber von seinem Vater bedrängt wurde, wieder vom Glauben zu lassen. Nach vielen vergeblichen Bemühungen ließ der Vater den Sohn mit fünf Jungfrauen, die ihn verführen sollten, einsperren. Aber diese fielen in einen tiefen Schlaf, aßen und tranken nichts mehr. Schließlich sollte die weise, der Göttin Vesta geweihte Jungfrau Daria Chrysanthus überreden. Ein gelehrtes Streitgespräch endete mit Darias Bekehrung und dem Entschluss, zu des Vaters Wohlgefallen eine Ehe zu schließen, sich aber Keuschheit zu geloben.

Ihre gemeinsamen Predigten und Bekehrungen veranlassten einen Fürsten, der die Christen verfolgte, Chrysanthus in ein stinkendes Gefängnis zu werfen, das sich aber alsbald mit Wohlgeruch erfüllte. Daria wurde in ein Bordell verschleppt, aber ein aus dem Zwinger des Fürsten ausgebrochener Löwe beschützte sie; er packte einen Jüngling, der sich Daria begehrlich nahen wollte, und legte ihn ihr zu Füßen; den Dienern, die sie greifen sollten, ging es ebenso, unbeschädigt standen sie auf und bekehrten sich. Da ließ der Fürst ein großes Feuer machen, um Chrysanthus und Daria mitsamt dem Löwen zu verbrennen. Daria gebot dem Löwen, davonzugehen und keinem Menschen mehr ein Leid anzutun. Als dann das Feuer Chrysanthus und Daria nichts anhaben konnte, wurden beide in eine Grube geworfen und mit Sand und Steinen zugeschüttet, um den Tod durch Ersticken zu erleiden.

Als Ort dieses Martyriums von Daria und Chrysanthus wird Narbonne, als Zeit um 285 genannt.

Relief an der Chrysanthus und Daria geweihten Stiftskirche in Bad Münstereifel
Relief an der Chrysanthus und Daria geweihten Stiftskirche in Bad Münstereifel

Ähnlich wird von einem Ägypter Chrysanthus erzählt, der mit seiner Frau Daria in Rom gesteinigt und bei lebendigem Leib begraben wurde. Der Präfekt Celerinus hatte sie demnach dem Tribun Claudius von Rom anvertraut, der sich jedoch zum Christentum bekehrte zusammen mit seiner Frau Hilaria, ihren beiden Söhnen Maurus und Jason, weiteren Verwandten und Freunden sowie 70 Soldaten der Garnison, die die Festgenommenen in Gewahrsam hatte. Nachdem Kaiser Numerian dies entdeckte, wurden sie alle von diesem selbst zum Tode verurteilt. Chrysanthus und Daria wurden an die Via Salaria geführt, dort in eine Grube geworfen und lebendig begraben. Sie wurden dann in den Katakomben des Thrason an der Via Salaria beigesetzt; Papst Damasus I. versah das Grab demnach mit einer Inschrift. Im 7. Jahrhundert wurde zu Ehren der beiden in Rom eine Kirche geweiht, deren Reste über den Katakomben des Thrason noch bis ins 16. Jahrhundert zu sehen waren.

angeblicher Sarkophag von Chrysanthus und Daria , um 380, in der Krypta der Kirche des Klosters Saint-Victor in Marseille
angeblicher Sarkophag von Chrysanthus und Daria, um 380, in der Krypta der Kirche des Klosters Saint-Victor in Marseille

Die Verehrung von Chrysanthus und Daria ist sehr alt und gut bezeugt: sie findet sich im Martyrologium des Hieronymus, im Heiligenkalender von Neapel, in liturgischen Büchern aus Gallien und Spanien. Unzweifelhaft ist auch ihr Begräbnis in den Katakomben des Thrason, bezeugt in allen Pilgerverzeichnissen. Unter Papst Stephan V. kamen ihre Reliquien um 888 zusammen mit jenen von Diodorus, Marianus und deren Gefährten in die Kirche Santi Dodici Apostoli in Rom. In Verzeichnissen jener Zeit aus Trier und aus Konstanz werden beide zum 27. Oktober genannt als Märtyrer aus Mauretanien. In der Krypta der Kirche des Klosters Saint-Victor in Marseille wird ihr angeblicher Sarkophag aus Carrara-Marmor gezeigt.

In den Orthodoxen Kirchen werden zudem der Priester Diodorus und der Diakon Marianus als weitere Märtyrer genannt.

Stiftskirche in Bad Münstereifel
Stiftskirche in Bad Münstereifel

Unklar bleibt der Todestag von Chrysanthus und Daria: als Gedenktage genannt werden der 12. August in der mozarabischenDer mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird. Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten. Liturgie, der 25. November im Kalender von Neapel und in einer Inschrift in der römischen Kirche San Silvestro in Capite, der 29. November - das ist aber der Gedenktag der mit Chrysanthus und Daria verbundenen Saturninus und Sisinnius -, der 19. und 20. Dezember nur in späteren Quellen.

Reliquien von Chrysanthus und Daria kamen 844 nach Prüm, 848 nach Münstereifel - heute Bad Münstereifel -, wo ihnen die Stiftskirche geweiht ist, und einige davon von dort schon bald nach Zülpich in die damals ihnen geweihte Kirche, die heute aber Petrus geweiht ist, nach ihrer völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg als moderner Bau neu errichtet wurde und wo sie noch heute verehrt werden. Unter Papst Stephan V. kamen Reliquien um 888 zusammen mit jenen Daria sowie von Diodorus, Marianus und deren Gefährten in die Kirche Santi Dodici Apostoli in Rom; Reliquien von Chrysanthus kamen 1644 auch in den Stephansdom nach Wien. Weitere Reliquien werden in Salzburg, Neapel, in der Kathedrale in Reggio Emilia und in Oria verehrt.

Attribute: mit Löwe, als Ritter, mit Blumenkranz auf dem Lockenkopf
Patron der Richter

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Katakomben des Thrason in Rom - Eingang ist eine Falltür im Bürgersteig - sind nicht öffentlich zugänglich. (2017)
Die Kathedrale in Reggio Emilia ist werktags von 7.30 Uhr bis 19.30 Uhr und sonntags von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.05.2024

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Bruno W. Häuptli. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XXV, Nordhausen 2005
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Inschrift in der Kirche Santi Dodici Apostoli in Rom

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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