Ökumenisches Heiligenlexikon

Isaak von Ninive

auch: der Syrer
syrischer Name: ܐܝܣܚܩ ܕܢܝܢܘܐ
arabischer Name: إسحاقالنينوي - Ishak an-Naynuwī

1 Gedenktag orthodox: 28. Januar, 30. Januar

1 Gedenktag koptisch: 28. Januar

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 28. Januar

1 Gedenktag assyrisch: 28. Januar

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Mönch, Bischof von Ninive, Einsiedler, Asket
* um 613 in Beth Qatraye, etwa dem heutigen Katar
um 700 im Kloster Rabban Sabor bei Schuschtar im Iran


Isaak wurde in der Region Beth Qatraye geboen; diese war seit dem 5. Jahrhundert das Zentrum der dem Nestorianismus anhängenden Christen, weil hier im sie hier Machtbereich der Muslime und unter deren Schutz standen, also außerhalb des byzantinischen Reichs, das sie deshalb hier nicht länger verfolgen konnte. Isaak wurde Mönch, nach mancher Überlieferung im Kloster Kloster Mor-Mattai bei Mossul im Irak. Seine jahrelangen Studien machten ihn zum maßgeblichen Experten in Fragen des asketischen Lebens. Um 670 wurde er durch Georg, dem Katholikos der Syrischen Kirche des Ostens - heute: Assyrische Kirche des Ostens - zum Bischof von Ninive geweiht. Er verließ sein Amt nach nur fünf Monaten und ließ sich als Einsiedler am Berg Matout im Gebiet des Erzbistums Beth Huzaye; dessen Sitz lag im - heute abgegangenen - Bēth Lapaṭ / Gondēšāpūr; der Berg war ein Zentrum für Einsiedler und Asketen. Er aß nur drei Brote pro Woche mit etwas rohes Gemüse, studierte weiter die Bibel sowie offenbar Werke von Pseudo-Dionysios-Areopagites und verfasste Schriften über Askese und Spiritualität.

Aus Isaaks Schriften:

Eine ins Meer geworfene Handvoll Sand ist das, was Sünde ist, im Vergleich zu Gottes Vorsehung und Barmherzigkeit. So wie eine reichliche Wasserquelle nicht durch eine Handvoll Staub behindert wird, so ist die Schöpfung Gnade nicht durch die Sünden seiner Kreaturen besiegt.

Jene, in denen das Licht des Glaubens wirklich leuchtet, erreichen niemals solche Unverschämtheit, Gott zu bitten: Gib uns das oder Halte jenes von uns fern. Weil ihre geistigen Augen, mit denen sie von dem echten Vater gesegnet wurden, der mit seiner großen Liebe unablässig jede väterliche Liebe übersteigt, die Vorsehung des Vaters fortwährend betrachten, sind sie nicht im Geringsten um sich selbst besorgt. Gott kann mehr als jeder andere tun und kann uns in weit größerem Maß unterstützen, als wir es jemals verlangen oder uns auch nur vorstellen können.

In dunklen Zeiten ist mehr als alles andere das Knien (d. h.: das Gebet) hilfreich.

Je mehr jemand in den Kampf der Suche nach Gott eintritt, umso näher wird sein Herz im Gebet zur Freiheit von Auseinandersetzungen kommen.

Manchmal wünscht jemand etwas Gutes, aber Gott hilft ihm nicht - vielleicht, weil die Absicht vom Teufel kam und nicht zu unserem Nutzen ist; oder vielleicht, weil es jenseits unserer Kraft ist, da wir nicht das notwendige geistige Niveau erreicht haben; oder vielleicht, weil es nicht unserer Berufung entspricht; oder vielleicht, weil die Zeit nicht reif ist, damit anzufangen; oder vielleicht, weil wir nicht über die notwendigen Kenntnisse oder die Kraft verfügen, um es zu erreichen; oder vielleicht, weil die Umstände nicht zum Erfolg beitragen. … Deshalb ist es notwendig, dass wir alle unsere guten Wünsche sorgfältig prüfen. Besser noch, tun Sie alles erst, nachdem Sie Rat gesucht haben.

Stellen Sie sicher, dass Sie die kleinen Dinge sehen, denn sonst werden Sie die wichtigen übersehen.

Wer Güte gegenüber den Armen zeigt, hat Gott als seinen Beschützer, und wer arm um Gottes willen wird, wird reichlich Schätze erwerben. Gott freut sich, wenn er Menschen sieht, die um seinetwillen Sorge um andere haben. Wenn jemand dich um etwas bittet, denke nicht: Es könnte sein, dass ich es selbst brauche, deshalb werde ich es mir belassen und Gott wird durch andere der Person geben, was sie verlangt. Solche Gedanken sind Menschen eigen, die ungerecht sind und Gott nicht kennen. Eine gerechte und großzügige Person würde nicht auf die Ehre des Helfens und des Verzichts um eines anderen willen verzichten und würde niemals eine Gelegenheit zur Hilfe auslassen. Jeder Bettler und jeder Bedürftige erhält das Notwendige, weil Gott niemanden vernachlässigt. Aber indem Ihr die Elenden mit nichts wegschickt, habt Ihr die Ehre, die Gott euch dargeboten hat, weggestoßen und euch so von seiner Gnade entfernt.

Isaak vertrat die Überzeugung, dass eine Gottesvorstellung, in der der Mensch endlos durch das Feuer oder die Hölle bestraft werden kann, mit Gottes allumfassender Liebe nicht vereinbar ist. Bewusst vermied er Themen, die in den zeitgenössischen theologischen Debatten kontrovers erörtert wurden, so konnte er von vielen verschiedenen christlichen Traditionen verehrt und geschätzt werden. Wohl aufgrund der Beschwerden des Alters und seiner zunehmenden Erblindung lebte er zuletzt im Kloster Rabban Sabor bei Schuschtar und starb hoch betagt.

Isaaks Werke wurden früh aus dem Syrisch-Aramäischen ins Äthiopische, Arabische, Griechische, Lateinische, Russische sowie in andere Sprachen übersetzt, weithin bekannt und im 8. und 9. Jahrhundert Grundlage monastischer Studien auch außerhalb der Syrischen Kirche des Ostens, besonders - und bis heute - in der Koptischen Kirche. Er wurde der zeitlich letzte Heilige, der von allen Ostkirchen anerkannt ist. Wegen Namensgleichheit mit anderen Mönchen lassen sich Lebensdaten und Werk nicht immer eindeutig ihm zuordnen. Er konnte wegen seiner undogmatischen Theologie von verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen und sogar von Muslimen rezipiert werden. Im Westen war Isaak dagegen bis zum 18. Jahrhundert vergessen.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Worte des Heiligen

Über den Aufstieg zur Gottesliebe schrieb Isaak:
Glauben ist das Tor zu den Mysterien. Was die leiblichen Augen sind für die Sinnendinge, das ist der Glaube für die verborgenen Dinge. …
Als Gnade nach der Gnade wurde den Menschen nach der Taufe die Umkehr geschenkt. Denn die Umkehr ist eine zweite Wiedergeburt aus Gott. Und das, wovon wir durch die Taufe kraft des Glaubens ein Angeld empfangen hatten, empfangen wir jetzt kraft der Umkehr als Geschenk der Gnade. … Die Umkehr ist die zweite Gnadengabe, und sie wird im Herzen geboren kraft des Glaubens und der Furcht, denn die Furcht ist die väterliche Rute, die uns lenkt, bis wir hingelangen zum Paradies der guten Dinge, dem geistigen, und wenn wir dort angelangt sind, verlässt sie uns und kehrt um.
Das Paradies ist die Gottesliebe, worin die Wonne aller Seligkeit ist. Solange wir nicht die Liebe gefunden haben, vollzieht sich unser Werk im Land der Dornen. Wir säen und ernten inmitten der Dornen, selbst wenn unser Same zu einem Samen der Gerechtigkeit wird, und zu jeder Stunde werden wir gestochen von ihnen. Und wie gerecht wir auch werden mögen, wir fristen unser Dasein im Schweiß unseres Angesichts.
Doch wenn wir die Gottesliebe finden, werden wir ernährt mit himmlischem Brot und gestärkt ohne Werke und Mühen. Das himmlische Brot ist der Herr selbst, der herabkam aus dem Himmel und der Welt das Leben schenkte. Dies ist die Nahrung der Engel. Derjenige, der die Gottesliebe gefunden hat, isst Christus jeden Tag und zu jeder Stunde und wird davon unsterblich.
Leben aus Gott erntet mithin jener, der in der Liebe lebt, und während er noch in dieser Welt weilt, atmet er schon jene Luft der Auferstehung, an der sich die Gerechten bei der Auferstehung erfreuen werden. … Dies ist der Wein, der das Herz des Menschen erfreut (Psalm 103, 15). Selig, wer von diesem Wein trinkt! Zügellose tranken davon und wurden sittsam. Sünder tranken davon und vergaßen die Pfade des Unrechts. Trunkenbolde tranken davon und wurden nüchtern. Reiche tranken davon und begehrten die Armut. Armen tranken davon und wurden reich an Hoffnung. Schwache tranken davon und wurden stark. Unwissende tranken davon und wurden Weise.
So wie es unmöglich ist, das große Meer zu überqueren ohne Schiff, so auch vermag keiner hinüberzugelangen zur Liebe ohne die Furcht. Das stinkende Meer, das uns trennt vom geistigen Paradies, können wir nur überqueren mit dem Boot der Umkehr, das als Ruderer die Furcht hat. Wenn aber diese Ruderer der Furcht das Boot der Umkehr, mit dem wir das Meer dieser Welt überqueren zu Gott, nicht richtig steuern, werden wir untergehen im stinkenden Meer. Die Umkehr ist das Boot, die Furcht ist der Steuermann, und die Liebe ist der göttliche Hafen. … Wenn wir zur Liebe gelangen, sind wir zu Gott gelangt, und unser Weg ist vollendet. Wir sind auf der Insel gelandet, die jenseits ist von dieser Welt, wo der Vater ist und der Sohn und der Heilige Geist.

Quelle: s33939bc9149089cf.jimcontent.com/download/version

Zitate von Isaak:

Wenn sich Gott damit Zeit lässt, dir deine Bitte zu gewähren, wenn du also bittest und das Erbetene nicht sogleich erhältst, dann sei nicht beunruhigt. Denn du bist nicht weiser als Gott.

Such dir einen Arzt, noch bevor du krank wirst. Bete, noch bevor dich die Drangsal trifft. Und zur Zeit der Drangsal wirst du ihn [Gott] finden und er wird dir antworten.

So wie ein Sandkorn nichts wiegt im Vergleich zu einer großen Menge Gold, so fällt die Gerechtigkeit Gottes nicht ins Gewicht im Vergleich zu seiner Barmherzigkeit.

Wenn du durch Versuchungen zu Fall kommst, gib deine Hoffnung nicht auf. Denn jeder Kaufmann, der die Meere und Länder bereist, macht auch einmal einen Verlust; und kein Bauer erntet alles, was er gesät hat.

Wer die Wahrheit verkostet hat, der streitet nicht über sie. Scheint jemand in den Augen der Menschen vor Eifer für die Wahrheit zu brennen, dann hat er noch nicht gelernt, von welcher Art die Wahrheit wirklich ist. Hätte er dies gelernt, so würde er von seinem Fanatismus für die Wahrheit Abstand nehmen.

Aus Liebe hat Gott die Welt ins Dasein gebracht, aus Liebe lenkt er ihren Lauf in der Zeit, aus Liebe führt er sie zu jener wundervollen Verwandlung, und aus Liebe wird diese Welt einst im großen Geheimnis dessen aufgehen, der all dies vollbracht hat. Von Liebe ist der ganze Lauf der Schöpfung umgriffen.

Quelle: Sebastian Brock, Die Weisheit Isaaks des Syrers. Eine Auswahl aus seinem Werk, übersetzt von Karl Pinggéra, Würzburg 2003

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.10.2023

Quellen:
• https://en.wikipedia.org/wiki/Isaac_of_Nineveh - abgerufen am 20.07.2023
• https://de.wikipedia.org/wiki/Isaak_von_Ninive - abgerufen am 20.07.2023
• https://orthpedia.de/index.php/Isaak_der_Syrer - abgerufen am 20.07.2023
• https://gedsh.bethmardutho.org/Beth-Qatraye - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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