Ökumenisches Heiligenlexikon

Anglikanische Kirchen


Die Anglikanischen Kirchen sehen ihre Wurzeln in der Zeit, als das Christentum sich im römischen Reich ausbreitete und verstehen sich als Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die sich aber der Tradition und Theologie der englisch-schottischen Reformation verpflichtet haben. Diese Reformation war für sie nicht ein Bruch mit der römisch-katholischen Kirche, sondern deren notwendige Reform auf dem Gebiet der britischen Inseln.

Nachdem unter König Heinrich VIII. 1529 Konflikte zwischen dem englischen Thron und dem Papst über die Rechtmäßigkeit der königlichen Ehen aufkamen, erklärten die Bischöfe Englands, dass sie in Heinrich und nicht im Papst das Oberhaupt der englischen Kirche sehen, womit die Vormachtstellung Roms für die englische Kirche abgelehnt wurde. Die erste Veränderung war die Abschaffung der lateinischen Sprache zugunsten der englischen; das erste Book of Common Prayer, Buch des gemeinsamen Gebets, in der Landessprache, erarbeitet von Erzbischof Thomas Cranmer, wurde am Pfingstfest 1549 eingeführt. Diese Liturgie hat die Feier der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. als zentrales Element und lehnt sich auch sonst an die römisch-katholische Tradition an entsprechend dem anglikanischen Selbstverständnis als Teil der universalen katholischen Kirche, benützt aber schon seit der Reformation die Landessprache. Eine wichtige Tradition ist das Stundengebet Daily Office, täglicher Dienst; auch das Rosenkranzgebet ist verbreitet, wobei dessen Gebete weniger auf Maria und stärker auf Jesus Christus ausgerichtet sind. Die anglikanischen Männer- und Frauenorden haben sich meist aus den schon zur Reformationszeit bestehenden katholischen Orden entwickelt.

Grundlage der Lehre sind
• die 39 Artikel, die unter Leitung des Erzbischofs von Canterbury, Matthew Parker, 1563 in der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Canterbury zusammengestellt wurden; nach weiterer Bearbeitung wurden sie von bis 1571 Königin Elisabeth I. unterzeichnet und vom Parlament als verbindlich beschlossen;
• das Book of Common Prayer mit den Ordnungen für Morgen- und Abendgebet, Taufe, EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23., Konfirmation und Trauung sowie Texte zum kirchlichen Dienst an Frauen, bei Krankenbesuchen, Bestattungen und Ordination;
• die Regeln zur Ernennung von Bischöfen, Priestern und Diakonen.

Die Anglikanischen Kirchen verstehen sich als in Apostolischer Sukzession stehend, da ihre Bischöfe beim Bruch mit Rom ja rechtmäßig geweiht waren; dies wird auch von den Orthodoxen Kirchen anerkannt, aber nicht von der römisch-katholischen Kirche. Die Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen besteht heute aus 38 selbständigen Landeskirchen bzw. Provinzen, mit jeweils mehreren Bistümern, denen je ein Primas vorsteht. Neben der Church of England gehört dazu die Episkopalkirche der Vereinigten Staaten, die sich nach der amerikanischen Unabhängigkeit bildete. Weitere Kirchen entstanden in anderen Ländern, v. a. in englischsprachigen Gebieten sowie in den Ländern des Commonwealth.

Die Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen hat keine zentralisierte Autorität; kein Bischof - weder der von Rom noch von Konstantinopel oder von Canterbury - ist weisungsbefugt; der Erzbischof von Canterbury ist als Nachfolger von Augustinus von Canterbury aber der Primas der Church of England als primus inter pares. Jede der Kirchen wird von einer SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. geleitet, die sich aus ihren Bischöfen, Vertretern des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. und Laien zusammensetzt. Ihr steht jeweils ein von der Synode gewählter Primas vor, dessen Amtszeit meist beschränkt ist.

Die Lambeth Conference - benannt nach dem Lambeth Palace, der Residenz des Erzbischofs von Canterbury in London - tagt als Konferenz der Bischöfe aller Kirchen der Anglikanischen Kirchengemeinschaft alle zehn Jahre um Sachen, die von praktischen Interesse sind, zu diskutieren, und das, was wir für zweckmäßig halten, in Beschlüssen festzuhalten, die als sicherer Wegweiser für künftige Aktionen dienen mögen. Zudem tritt die Anglikanische Beratende Versammlung seit 1968 etwa alle drei Jahre zusammen; sie soll koordinieren und setzt sich Delegierten der Kirchenprovinzen zusammen, die je nach Größe einen bis drei Delegierte stellen.

Unterschieden wird
• die High Church, die den Anglikanismus katholisch, also sakramental und in bruchloser Tradition mit der alten Kirche interpretiert einschließlich katholischem EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.- und Amtsverständnis. Nach der Konversion von John Henry Newman zur Römisch-Katholischen Kirche nahm sein Einfluss ab;
• die Low Church mit eher protestantisch-calvinistischer Sicht der Kirche, wonach die Kirche nicht selbst Gegenstand des Glaubens ist, sondern Konsequenz aus der Predigt des Evangeliums. Kirche definiert sich demnach aus den lokalen Gemeinden, dem Glauben der einzelnen Christen und ihrer Lebensgestaltung.
Die High Church ist im Königshaus, beim Adel und bürgerlichen Eliten verbreitet, die Low Church im Volk.

Unterschiede zwischen den Anglikanischen Kirchen gibt es in der Frage der Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern. Nachdem 1944 in Hongkong die erste Weihe einer Frau zur Priesterin erfolgt war, musste sie nach Kriegsende das Amt zur Vermeidung eines Disputs mit dem Erzbischof von Canterbury wieder ruhen lassen. In den 1970-er Jahren wurde dann die Frauenordination in den Kirchen der USA, Kanadas und Neuseelands etabliert. Die erste anglikanische Bischöfin wurde 1989 in Boston geweiht. 2018 gab es
• 17 Provinzen mit Zulassung von Frauen zum Diakonen-, Priester- und Bischofsamt, darunter die Church of England, und die Episkopalkirche der Vereinigten Staaten,
• 10 Provinzen mit Zulassung der Frauen zu Diakonat und Priesteramt,
• 3 Provinzen mit Zulassung der Frauen zum Diakonat und
• 8 Provinzen ohne Frauenordination.

Heftig umstritten sind die Fragen der Trauung homosexueller Paare und der Weihe homosexueller Priester. 2003 wurde in Concord in New Hampshire ein sich zu seiner Homosexualität Bekennender zum Bischof geweiht, obwohl die Lambeth-Konferenzen 1988 und 1998 mehrheitlich festgestellt hatten, dass homosexuelle Praxis mit der Heiligen Schrift unvereinbar sei. 2013 beschloss die Church of England, dass homosexuelle anglikanische Geistliche eine Lebenspartnerschaft eingehen dürfen, solange sie enthaltsam leben, und erlaubte die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einem Gottesdienst, letzteres ist auch in Neu Seeland und Brasilien seit 2018 möglich. 2017 erlaubte die Anglikanische Kirche in Schottland die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare, nachdem dies bereits in den USA und in Kanada möglich war.

In Deutschland gibt es rund 40 anglikanische bzw. episkopale Gemeinden, in der Schweiz acht, in Österreich eine in Wien mit einigen Satellitengemeinden.

Die Anglikanische Kirchengemeinschaft ist Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen und steht in Kirchengemeinschaft mit der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen sowie der Unabhängigen Philippinischen Kirche und in Indien mit der Unabhängigen Syrischen Kirche von Malabar und der Mar-Thoma-Kirche. Seit 2003 gibt es ein Abkommen mit der Methodistischen Kirche über gemeinsame Gottesdienste und Kirchenbenutzung sowie die Vertiefung der Beziehungen.

Vereinzelt haben Kirchen die Verbindung zur Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen abgebrochen, blieben aber in der anglikanischen Tradition als Anglican continuing churches.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.11.2018
korrekt zitieren:
Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Quellen:

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