Augustinus von Canterbury
auch: von England
Gedenktag katholisch: 27. Mai
nicht gebotener Gedenktag
Fest in England
gebotener Gedenktag im Trappistenorden
28. Mai, Todestag: 26. Mai
Gedenktag der Aussendung als Missionar: 19. April
Todestag: 26. Mai
in England: Übertragung der Gebeine: 6. September, 10. September, 13. September
Gedenktag evangelisch: 26. Mai
Gedenktag anglikanisch: 26. Mai
Gedenktag orthodox: 26. Mai, 27. Mai
Name bedeutet: der Erhabene (latein.)
Augustinus war Benediktinermönch, dann Prior im damals Andreas geweihten Kloster in Rom an der Stelle des heutigen Klosters San Gregorio Magno al Celio in Rom, das auf Familienbesitz von Papst Gregor dem Großen von diesem gegründet worden war. Dieser sandte ihn 596 zusammen mit vierzig Mönchen zur Mission nach England.
Als Augustinus und seine Mönche Aix-en-Provence erreichten, waren sie von den Berichten über die wilden Inselbewohner in Britannien dermaßen entsetzt, dass Augustinus das Unternehmen aufgeben wollte und nach Rom zurückkehrte. Doch der Papst bestand auf seiner Anweisung, erhob Augustinus zum Abt und gab ihm Empfehlungsschreiben an die fränkischen Fürsten und Bischöfe mit, in denen er diese bat, sich an der Mission zu beteiligen und sie zu unterstützen. Damit brach Augustinus mit etwa 40 Gefährten im Frühjahr 597 zum zweiten Mal auf. Der Weg führte sie - wahrscheinlich vom römischen Hafen in Ostia übers Meer - zum Hafen von Marseille, dann gingen sie an Land die Rhône entlang über Vienne nach Tours, wo sie am Grab von Martin dessen Segen für ihre Mission erbitten wollten. Nach Ostern 597 erreichten sie die Ärmelkanalküste und fuhren über die Nordsee.
Die Landungsstätte war die damalige Insel Thanet - heute die Gegend um
Ramsgate und Teil des Festlandes - im Königreich
Kent. Entgegen den Berichten fanden Augustinus und seine Gefährten
im südlichen England eine blühende bäuerliche Zivilisation vor. Die Angelsachsen bildeten unter ihren Häuptlingen oder
Kleinkönigen eine Kriegergesellschaft, wohnten in großen Holzhäusern, in denen sie in Fülle aßen und tranken, waren bewaffnet
mit prächtigen Messern und Schwertern - von denen sie ihren Namen Sachsen
, seax
, ableiteten -, hatten eine
Vorliebe für kostbares Geschmeide und verehrten die alten nordischen Götter Wotan und Thor. Bertha, eine Enkelin von König
Chlodwig in Frankreich, die Ehefrau des Königs Ethelbert von Kent,
war bereits Christin. Die römischen Mönche wurden von Ethelbert freundlich aufgenommen, dem König von Kent gefiel Augustinus,
er durfte in Südengland lehren und predigen und erhielt das heutige
Canterbury als Bischofssitz zugewiesen. Am
2. Juni 597 ließ sich der König selbst taufen. Die Königin stellte den Missionaren ihre Hofkapelle zur Verfügung: die im
Osten von Canterbury gelegene Martinskirche, von deren Grundmauern es
noch Reste gibt. Am Weihnachtstag 597 fand in Canterbury die
Massentaufe von zehntausend neuen Christen statt.
Ob seiner großen Missionserfolge wurde Augustinus 598 in Arles in Südfrankreich - Kathedrale war damals die Basilika Saint-Étienne an der Stelle der heutigen Kathedrale Saint-Trophime - vom dortigen Erzbischof und päpstlichen Legaten Virgilius zum Bischof geweiht und 601 von Papst Gregor zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Gregor legte auf Anfrage von Augustinus die Organisation der englischen Kirche fest: Als Primas von England sollte er zwei Kirchenprovinzen - London im Süden und York im Norden errichten, die jeweils 12 Suffraganbistümern vorstehen; Augustinus selbst sollte der britannischen Kirche vorstehen, was ihm aber wegen der Feindseligkeiten zwischen Briten und Angelsachsen nicht gelang. Gregors Auftrag führte Augustinus auch deshalb nur teilweise aus: er gründete drei weitere Bischofssitze in Kent, in Rochester und in London, ließ aber den Metropolitansitz in Canterbury. Dort gründete er das Kloster als Ausbildungsstätte für Priester.
Der Papst beauftragte eine zweite Missionsexpedition unter Leitung von Laurentius von Canterbury und Mellitus. Die Erfolge verleiteten Papst Gregor auch zu euphorischen Visionen. An großen Festtagen sollten auch weiterhin - wie gewohnt - Rinder geschlachtet und Gelage gefeiert werden: primitiven Menschen müsse gestattet sein, ihr Ziel gemach statt in jähen Sprüngen zu erreichen, schrieb der Papst. Den neu gewonnenen Christen blieb auch die Wahl zwischen römischen, fränkischen oder keltischen Liturgien überlassen. Andererseits wurde der KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. strenger römischer Disziplin unterstellt. Die Verbindungen zum europäischen Festland wurden gefestigt, das Land kirchlich in die heute noch bestehenden Provinzen, Diözesen und Gemeinden eingeteilt. Um 603 versuchte Augustinus erfolglos, die Einheit der keltischen und römischen Kirche in der Liturgie und in der Glaubensausübung herzustellen, v. a. die Anerkennung der römischen Osterfestberechnung und Taufweise zu erreichen.
Augustinus starb kurz nach Papst Gregor. Er fand seine letzte Ruhestätte in der von König Ethelbert erbauten Kirche seines Klosters in Canterbury, die den Aposteln Petrus und Paulus geweiht war und später nach Augustinus benannt wurde. Kurz vor seinem Tod hatte er Laurentius zu seinem Nachfolger geweiht.
Das Werk des Augustinus zerbrach unmittelbar nach ihm, vor allem an den verschiedenartigen Ambitionen der
angelsächsischen Stämme und ihrer Herrscher. Unter Ethelberts
Nachfolger wurde Kent wieder heidnisch,
1200 Mönche fielen in Bangor den Angeln zum
Opfer. Augustinus war also nicht der Missionar Englands, hat aber für die Christianisierung tragfähige Fundamente geschaffen
und wird deshalb trotzdem als Apostel Englands
bezeichnet. Erst
Theodor von Canterbury vollendete die unter Augustinus begonnene
Mission und Kirchenorganisation.
Trotz seiner großen Bedeutung wurde über Augustinus keine Lebensgeschichte verfasst. Die Nachrichten über ihn stammen v. a. von Beda „Venerabilis”. Auf ihn geht die These zurück, Augustinus habe durch sein hochmütiges Auftreten die Einigung mit den Briten verhindert, was aber wohl eine Fehlinterpretation der Ausführungen Bedas ist.
Schriften von Augustinus und seine Lebensgeschichten gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Die
Kirche San Gregorio Magno al Celio in Rom
kann täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr besucht werden, man muss an der Klosterpforte neben dem
Kircheneingang klingeln. (2017)
Das Musée des Docks Romains in Marseille ist
täglich außer montags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2024)
Die Kathedrale Saint-Trophime in Arles ist
täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2024)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.05.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I,
Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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