Ökumenisches Heiligenlexikon

Unterschiede der Wesenszüge der drei großen christlichen Konfessionen

Diese Synopse basiert im Wesentlichen auf der Arbeit von Maria Duffner, sie ist entstanden für ein Lehrbuch für Gymnasien in Österreich. maria.duffner@schule.at herzlichen Dank!

Orthodoxe Kirche(n) Römisch-katholische Kirche Evangelische Kirchen
Begriff órthos (griech.)
= wahr, richtig
- dókeo (griech.)
= glauben    oder:
- doxázo (griech.)
= verehren, rühmen
katholikos (griech.)
= allgemein, umfassend
Euangelion (griech.)
= frohe Botschaft
Trennung 16. Juli 1054: gegenseitiger Bann des päpstlichen Gesandten Kardinal Humbert von Silvacandida und des Patriarchen Michael Kerullarios
Aufhebung des Bannes am 7. Dezember 1965 - einen Tag vor Beendigung des 2. Vatikanischen Konzils - durch Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras
31.Oktober 1517: Martin Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche in Wittenberg;
1521: Luthers Exkommunikation (Bannbulle) durch Papst Leo X.
1530: Reichstag in Augsburg: Augsburger Bekenntnis von Philipp Melanchthon
Ratio fidei von Huldreich Zwingli, dann allgemein Helvetisches Bekenntnis benannt
Gründe für die Trennung - Gegenseitiges Unverständnis für die griechische (östliche) bzw. lateinisch-römische (westliche) Ausprägung des Christentums
- Verwechslung von Einheit mit Uniformität
- Machtstreben auf beiden Seiten
- Treue zur eigenen, gewachsenen Tradition
- Missstände in der Kirche (z. B. Missbrauch des Ablasses)
- bei vielen Christen Bewusstsein für Notwendigkeit einer Reform der Kirche
- Neubesinnung auf die Bibel (Einfluss des Humanismus!)
Hindernisse zur Wiedervereinigung heute - Mentalitätsunterschiede und daraus resultierende Arroganz der römischen Kirche gegenüber dem Osten
-Politisch-kriegerische Greuel zwischen beiden Konfessionen:
1204: die Eroberung Konstantinopels im 4. Kreuzzug;
1453: Hilfe gegen Osmanen kommt zu spät, Konstantinopel wird erobert;
bis heute: Konflikte zwischen Kroaten und Serben
- Unierte Christen werden als von Rom zu Unrecht vereinnahmt betrachtet
- Mentalitätsunterschiede und daraus resultierende Arroganz: Katholiken sind demnach die einzig wahre Kirche Jesu Christi, alle anderen müssen sich zu ihr bekehren. Die Schuld der Trennung liegt bei den anderen. - Kirchenverständnis: katholisch gilt Kirche als Mittlerin des Heils, evangelisch als Versammlung der Gläubigen;
- Amtsverständnis: katholische Priester haben herausgehobenen Sonderstatus, evangelische Pfarrer üben nur das Priestertum aller Gläubigen in Vollzeitbeschäftigung aus;
- Abendmahlslehre: katholisch werden die Elemente real im Christi Leib und Blut gewandelt, lutherisch kommt Christus wirklich zu ihnen, reformiert sind sie Zeichen für Christus
Einigungsversuche 1274: 2. Konzil von Lyon
1431-1437: Konzil von Basel und Ferrara-Florenz. Dabei wurden vor allem theologische Probleme geklärt. Eine Folge war die Union von Brest-Litowsk - dem heutigen Berestov
- seit 1950: Ökumenische Bewegung und Aufnahme offizieller Dialoge
- Reichstage in der Reformationszeit, um Ausgrenzung/Spaltung abzuwenden

- Ökumenische Bewegung (Weltkirchenrat)
- Offizielle Dialoge mit der Orthodoxen und der Katholischen Kirche
  1962 - 1965: 2. Vatikanisches Konzil: verstehende, vorsichtige Annäherung an die getrennten Christen
Glaubensbekenntnis Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis Apostolisches und Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis Apostolisches und Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis
anerkannte Konzile die ersten 7 Konzile bis zum 2. Konzil von Nicäa 787 21 ökumenische Konzile 18 vorreformatorische Konzile bis zum 5. Laterankonzil, aber alle unter dem Vorbehalt der Autorität der Bibel (Luther: auch Konzile haben geirrt)
theologische Unterschiede zur katholischen Kirche: keine
zu den Evangelischen: siehe katholische Kirche
zu den Orthodoxen:
keine
zu den Evangelischen:
- Ziel bei Katholiken ist die Verwirklichung des christlichen Ideals der Nachahmung Christi im Laufe der Geschichte

- Rechtfertigungslehre: Es bedarf nicht nur des Glaubens und der Gnade, um gerettet zu werden, der Mensch soll dazu auch Gutes tun, zu dem er befähigt ist, der Glaube muss sich in Werken erweisen
- Kirchenverständnis: die (katholische!) Kirche ist Mittlerin des Heils, an ihr vorbei führt kein Weg zu Gott
- Amtsverständnis: Priester haben herausgehobenen Sonderstatus

- Abendmahlslehre:
Brot und Wein werden real in Christi Leib und Blut gewandelt
zur Orthodoxen und Katholischen Kirche:

- bei Evangelischen Christen viel stärkere Konzentration auf den Kreuzestod Jesu und sein Erlösungswerk

- Rechtfertigungslehre: Der Mensch kann von sich aus nichts tun, Gottes Gnade ist Geschenk. Gute Werke sind Folge des in Gnaden geschenkten Glaubens

- Kirchenverständnis: die wahre Kirche ist unsichtbar, sichtbar ist die Versammlung der Gläubigen
- Amtsverständnis: Pfarrer üben nur das Priestertum aller Gläubigen in Vollzeit- beschäftigung aus
- Abendmahlslehre:
- lutherisch: Christus kommt zu den Elementen wirklich hinzu
- reformiert: die Elemente sind Zeichen für Christus
Weltbild Die Theologie ist nur verständlich vor dem Hintergrund des platonischen Denkens: Diese Philosophie geht aus von der Existenz ewiger Ideen, deren Abbild die erfahrbare Wirklichkeit ist. Für den Menschen bedeutet das, dass das, was er hier erfährt, nur ein schwacher Abglanz der Ewigkeit ist. (vgl. das Höhlengleichnis) Westliche Kirchen haben das im ganzen Abendland verbreitete aristotelische Weltbild: Es ist induktiv, geht von der direkten Erfahrung aus: von der erfahrbaren Wirklichkeit wird zurückgeschlossen auf eine transzendente Wirklichkeit.
Lehre basiert auf der schriftlichen (Bibel: AT und NT) und mündlichen Überlieferung sowie der Tradition, große Wertschätzung der Kirchenväter basiert auf der Bibel, der mündlichen Überlieferung und den in der Tradition der (katholischen) Kirche entwickelten Dogmen basiert nur auf der Bibel (sola scriptura)
Gottesverständnis Christus war das Bild Gottes in dieser Welt. Christus wird als Weltenrichter (Pantokrator) dargestellt, der den Menschen zur Rechenschaft ziehen wird; Gott wird immer als der verstanden, der das Heil der Menschen will.
Denn ein gütiger und menschenliebender Gott bist Du, und Dir senden wir den Lobpreis empor: dem Vater, dem Sohn und Gott, dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Liturgikon, S. 429)
Seit dem 2. Vatikanischen Konzil ist ein Verständniswandel zu bemerken:
Gott ist ein liebevoller Vater (gegenüber der tradierten Aussage, dass Gott ein gerechter Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft).
Die Menschlichkeit Jesu als Bruder aller Menschen wird stärker betont
Für die Reformatoren war Gott ist ein strenger Richter, aber auch der gute Hirte, wie im Psalm 23. Durch Jesu Tod am Kreuz sind die, die das gläubig annehmen, gerechtfertigt worden.
Neuerdings wird Gott stärker als der liebende und sorgende Vater, der das Heil der Menschen will, gesehen
Sakramente es gibt sieben Sakramente (wie in der katholischen Kirche)
- zusammen mit der Taufe wird die Firmung und die erste Kommunion gespendet

- Prinzipiell gilt die Unauflöslichkeit der Ehe, sie kann aber geschieden werden; kirchliche Wiederverheiratung ist nach einem Bußakt möglich
- Priesteramtskandidaten können vor der Weihe zum Diakon heiraten.
es gibt sieben Sakramente:
Taufe, Firmung, Bußsakrament (Beichte), Kommunion, Eheschließung, Weihe zum geistlichen Amt, Krankensalbung

- Die Ehe ist unauflöslich, sie kann höchstens für ungültig erklärt werden
 
 
- Diakone, die Priester werden wollen, Priester und Bischöfe müssen zölibatär leben.
es gibt zwei Sakramente: als solche gelten nur die, die nach protestantischem Verständnis tatsächlich auf Jesus zurückgehen:
Taufe und Abendmahl
- Die Ehe ist ein bürgerliches Rechtsgeschäft, sie wird in der Kirche gesegnet. Sie kann geschieden werden.

- Pfarrer und Pfarrerinnen sind in der Regel verheiratet, sie sind meist ausgebildete Theologen, werden von der Gemeinde gewählt
Ideal Mönchtum
- Klostergottesdienste (Vesper, das kirchliche Abendgebet, und Matutin, das Morgengebet, werden auch in der Pfarrei gebetet)
aktiver Einsatz für das Reich Gottes, die kirchlichen Gesetze erfüllend (Codex Iuris Canonici). Die Frage nach der actio gilt für Laien und Mönche - Leben nach dem Vorbild Jesu
- Frömmigkeit aus dem Geist der Bibel, möglichst eine vertiefte Kenntnis der Bibel an Hand von theologisch fundierten Predigten erwerben
Gottesdienste - neben der Göttlichen Liturgie (Messe) haben Gottesdienste aus dem klösterlichen Stundengebet besondere Bedeutung
- Wortgottesdienste werden oft gefeiert (Totenfeier, Lobfeier = Te Deum, Namenspatrone
- Predigt hat geringeren Stellenwert; es gibt genug überlieferte Texte, in denen Bibelstellen meditiert und aktualisiert werden
- es werden nicht nur Gehör (Texte und Lieder), sondern auch Augen (Ikonen = Bilder) und Geruchssinn (aromatisierter Weihrauch) angesprochen
- Die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. (Messe) wird jeden Sonntag, seit der Liturgiereform 1969 in der Muttersprache, gefeiert. Seither ist der Altar näher zum Volk gerückt, der Priester steht mit dem Gesicht zum Volk
- Viele andere Gottesdienstformen wie Segen, Andachten, Kreuzweg usw. sind heute weithin verschwunden
- Wortgottesdienste mit Kommunionfeier nehmen aufgrund des Priestermangels zu
- Jugendliche suchen nach anderen Gottesdienstformen, z. B. Jugendvespern
- Die Predigt ist wichtig, steht an relativ zentraler Stelle
- Gemeindegottesdienst, nur an Sonn- und Feiertagen; eher selten Gottesdienste mit Abendmahlsfeiern
- Im Zentrum stehen Schriftlesungen und Predigt
- Bei den Reformierten Christen gibt es keinen Altar- und Bilderschmuck in der Kirche
Dogmen sind Bekenntnisse der Großtaten Gottes, die in der Bibel festgehalten und deshalb nicht diskutabel sind sind Glaubenssätze, d. h. in Sprache gefasste Richtschnur des Glaubens. Sie müssen in der Tradition der (katholischen) Kirche verankert sein Die altkirchlichen Dogmen werden anerkannt, weil sie schriftkonform sind
Organisation 15 autokephale (eigenständige) und 3 autonome (teilweise eigenständige) Kirchen:
Die Eigenständigkeit bezieht sich auf pastorale Fragen und Fragen der Verwaltung. In Glaubensfragen fallen Entscheidungen nach Übereinkunft mit den anderen Kirchen. Ehrenvorrang (Ehrenprimat) unter den Kirchenoberhäuptern der Landeskirchen hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel
hierarchisch-synodale Struktur:
Die Gläubigen sind in Pfarreien zusammengefasst, die Pfarreien in Diözesen mit einem Bischof an der Spitze, die Bischöfe unterstehen dem Papst.
Papst, Bischöfen und Pfarrern stehen Beratungsgremien zur Seite, die Anhörungs- und Mitspracherecht haben
Landeskirchensystem:
Es gibt keine zentrale Instanz, Kirchengemeinden sind selbständig. Es gibt aber Zusammenschlüsse, meist ausgerichtet nach den staatlichen Ebenen.
Dazu gibt es Zusammenschlüsse der Landeskirchen wie den lutheranischen und den reformierten Weltbund
Selbstverständnis als Kirche Die Kirche hat heilende, nicht strafende Aufgaben, sie soll dem Menschen in seiner Schwäche auf seinem Weg zu Gott entgegenkommen Die katholische Kirche sieht sich als die Gemeinschaft, in der die Kirche Jesu Christi verwirklicht ist. Der Bischof von Rom ist Garant für die unverfälschte Bewahrung des christlichen Glaubens und der Einheit der Kirche Der an der Bibel orientierte Gläubige versteht sich als befreiter Mensch - auch befreit von Bevormundung durch kirchliche und weltliche Autoritäten. Er hält fest an der von späterer Überlieferung gereinigten Lehre Jesu, an seinem ursprünglichen Wort
Kirchliche Ämter Diakone und Priester - sie können verheiratet sein - oder sie gehören einem Kloster an.
Bischöfe sind immer Mönche, also ehelos; verwitwete Priester können Bischof werden, sie schließen sich einem Kloster an; Bischofskandidaten sollten über eine gute Hochschulausbildung verfügen
Diakone, Priester und Bischöfe - sie müssen ehelos sein;
ständige Diakone, mit Hilfsdiensten betraut, sind normalerweise verheiratet
Es gibt keinen speziellen Priesterstand, aber hauptamtliche Geistliche: Pfarrer, Superintendenten / Dekane, Landesbischöfe.
In reformierten Kirchen steht ein Kirchenpräsident, der auch Laie sein kann, an der Spitze der Kirche.
Frauen sind seit Neuerem zu allen kirchlichen Ämtern zugelassen
Stellung in der Ökumene Die Orthodoxe Kirche repräsentiert in der Kirche Jesu Christi die griechische und slawische Christenheit Die katholische Kirche repräsentiert die lateinisch/abendländische Christenheit, zunehmend ist sie aber auch die Kirche in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas Evangelische Kirchen gehören zur lateinisch/abendländischen Christenheit und sind aus der neueren europäischen Geistesentwicklung zu verstehen, heute auch oft geprägt von nordamerikanischem Denken
Verbreitung im 1. Jahrtausend im Oströmischen Reich bis nach Russland, daher die Bezeichnung Ostkirche.
heute: durch Auswanderung, Flucht und Gastarbeiter auch weltweit
weltweit weltweit mit Schwerpunkt im nördlichen Europa und in der angelsächsischen Welt
Zahl etwa 150 Millionen Menschen, etwa 12,5% der Christen, etwa 4% der Weltbevölkerung etwa 700 Millionen Menschen, etwa 58% der Christen, etwa 23% der Weltbevölkerung etwa 120 Millionen Menschen, etwa 10% der Christen, etwa 3,6% der Weltbevölkerung




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Autorin: Maria Duffner - zuletzt aktualisiert am 21.10.2018

korrekt zitieren: Maria Duffner: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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