Ökumenisches Heiligenlexikon

Silvester I.

1 Gedenktag katholisch: 31. Dezember
nicht gebotener Gedenktag
Kommemoration

1 Gedenktag orthodox: 2. Januar

1 Gedenktag armenisch: 2. Januar
liturgische Feier am Samstag am oder nach dem 30. Dezember und am sechsten Samstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

1 Gedenktag koptisch: 2. Januar
als Konzilsvater: 5. November

1 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 2. Januar

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 2. Januar, 19. Dezember

Name bedeutet: der Waldmann (latein.)

Bischof von Rom
* in Rom
31. Dezember 335 daselbst


Kirche San Silvestro auf dem Monte Soratte
Kirche San Silvestro auf dem Monte Soratte

Silvester war traditioneller, aber zweifelhafter Überlieferung zufolge der Sohn von Justa. Er wurde wohl noch vor Beginn der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian im Jahr 284 zum Priester geweiht. Vor den Verfolgungen - und der in Rom grassierenden Lepra - zog er sich dann zeitweise in eine Höhle am Mons Soracte - heute Monte Soratte - zurück; auf dessen Gipfel habe er eine Kirche errichtet an der Stelle eines zuvor dort für die Dis Pater, die Götter der Unterwelt Pluto und Orcus, stehenden heidnischen Heiligtums; daraus wuchs ein ihm geweihtes Kloster.

Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, in der Silvester geweihten Kapelle der Kirche der Quattro Coronati in Rom
Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, im Silvester geweihten Oratorium an der Kirche Santi Quattro Coronati in Rom

Sein Amt als römischer Bischof trat Silvester 314 an - ein Jahr, nachdem die römischen Kaiser Konstantin der Große und Licinius 313 die christliche Kirche anerkannt und im Edikt von Mailand jedem Bürger des Reiches das Recht auf freie Religionsausübung gewährt hatten. Diese Ereignisse, oft legendär überhöht, begründen Silvesters Bedeutsamkeit, sein eigenes Wirken hat dazu wenig beigetragen.

Die meist im 5. Jahrhundert entstandenen Legenden berichten Silvesters Standhaftigkeit während der noch andauernden Verfolgungen: Er warnte den Statthalter, der ihn zwingen wollte, die von ihm verwahrten Besitztümer von Christen herauszugeben, bis dieser beim Essen an einer Fischgräte erstickte. Er heilte und bekehrte den angeblich aussätzigen Kaiser; die Legende sagt auch, dass er Konstantin getauft habe, was geschichtlich nicht haltbar ist. Diese Legende ging auch in die Konstantinische Schenkung ein, eine gefälschte Urkunde, die zur Legitimation der Besitzansprüche und Herrschaftsrechte des Papsttums diente, derzufolge Konstantin dem Bischof die Stadt Rom und das ganze Abendland zu eigen gab und ihm das Tragen der kaiserlichen Insignien erlaubte.

Die Legenden erzählen von einem Streitgespräch, das Silvester mit zwölf jüdischen Rabbinern geführt habe, weil Helena ihren inzwischen getauften Sohn Konstantin zum Judentum bekehren wollte. Silvester obsiegte im Disput gegen elf der gelehrten Juden; der zwölfte, Zambri, tötete einen Stier durch die Nennung des Namens Gottes, den der Stier nicht ertragen konnte, um so die Kraft seines Glaubens zu beweisen. Silvester aber konnte mit Gottes Hilfe sogar den toten Stier zum Leben auferwecken, worauf auch Zambri wie die anderen Rabbiner und Helena sich sofort taufen ließen. Heidnische Priester bekehrte Silvester demnach, indem er einen Drachen bezwang.

Kölner Werkstatt: Silvester wird durch Konstantin als Papst gekrönt. Detail von der nördlichen Chorschranke im Dom in Köln, um 1332
Kölner Werkstatt: Silvester wird durch Konstantin als Papst gekrönt. Detail von der nördlichen Chorschranke im Dom in Köln, um 1332

Weder bei der epochalen Hinwendung Konstantins zum Christentum noch bei der Bewältigung der kirchenpolitischen und dogmatischen Auseinandersetzungen spielte Silvester eine für seine Zeitgenossen erinnerungswürdige Rolle. Er nahm weder 314 an der ReichssynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Arles teil, wo die Auseinandersetzung mit dem Donatismus begann, noch 325 am 1. Konzil von Nicäa mit den wegweisenden Entscheidungen um die Wesensart Jesu Christi und gegen den bedrohlichen Arianismus. Den Synodalen von Arles schrieb er, er könne die Apostelgräber in Rom nicht im Stich lassen. Noch im späten 4. Jahrhundert belasteten die Donatisten Silvester selbst wie seine Vorgänger mit dem Vorwurf des vorübergehenden Abfalls vom Glauben während der Verfolgungen unter Kaiser Diokletian. Das Fernbleiben vom Konzil in Nicäa begründete Eusebius von Cäsarea mit Silvesters hohem Alter, aber er hat das Konzil immerhin noch um ein Jahrzehnt überlebt.

Silvester ließ über den Priscilla-Katakomben eine Kirche bauen. An der Stelle der heutigen Kirche San Martino ai Monti ließ er in einem geschenktem Haus - wohl ein Nebengebäude der riesigen Thermen des Trajan - ein Oratorium errichten, das allen Märtyrern geweiht wurde; in ihm fand 324 eine Sitzung zur Vorbereitung des 1. Konzils von Nicäa statt. Silvester wurde dann im Coemeterium der Priscilla bestattet, ob in der von ihm erbauten Kirche oder einem der unterirdischen Gänge ist umstritten. Um 760 erfolgte durch Papst Paul I. die Übertragung seiner Gebeine in die Kirche San Silvestro e Stefano - die heutige Kirche San Silvestro in Capite in Rom, auch in seiner Kirche San Martino ai Monti liegen Reliquien in der Krypta. Weitere Gebeine - darunter ein Teil der Schädelrelliquie - kamen in das dann ihm geweihte Kloster San Silvestro der Benediktiner nach Nonàntola.

Reliquien in der Krypta der Kirche San Silvestro des Klosters in Nonàntola
Reliquien in der Krypta der Kirche San Silvestro des Klosters in Nonàntola

Die erste Redaktion des römischen Papstbuches aus dem früheren 6. Jahrhundert stützte sich schon auf Legenden und listete im wesentlichen die in seiner Amtszeit erfolgten Kirchengründungen und -ausstattungen in Rom und Umgebung auf. Das älteste erhaltene Bild von Silvester, ein Mosaik in einem Gebäude aus dem 3. Jahrhundert, deutet auf den allmählichen Übergang vom einfachen liturgischen Gedächtnis der Grablegung zur kultischen Verehrung des Bischofs hin.

Die älteste Fassung des Actus Silvestri stammt wohl aus dem im letzten Jahrzehnt des 4. bis ersten Jahrzehnt des 5. Jahrhundert, angeregt durch das damalige römisch-kirchliche Selbst- und Geschichtsbewusstsein. Das Fest für Silvester wird schon seit dem 5. Jahrhundert im ganzen christlichen Europa gefeiert. Die Silvesternacht zum Jahreswechsel ist von einer Fülle des Brauchtums geprägt, Silvesterumzüge waren früher verbreitet.

Medaillon, um 1848, in der Basilika San Paolo fuori le Mura in Rom
Medaillon, um 1848, in der Basilika San Paolo fuori le Mura in Rom

Patron der Haustiere; für eine gute Futterernte, ein gutes neues Jahr
Bauernregeln: Silvesternacht düster oder klar, / deutet auf ein neues Jahr.
Ist's zu Silvester hell und klar, / steht vor der Tür das neue Jahr.
Gefriert's an Silvester zu Berg und Tal, / geschieht auch dies zum letzten Mal.
Wind in St. Silvesters Nacht, / hat nie Wein und Korn gebracht.
Silvester Wind und warme Sunnen / wirft jede Hoffnung in den Brunnen.
Silvesternacht wenig Wind und Morgensonn, / gibt Hoffnung auf Wein und Korn.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Legenda Aurea: Silvester I.

Catholic Encyclopedia

Schriften von Silvester und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kirche San Silvestro in Capite in Rom ist werktags von 7 Uhr bis 13 Uhr und von 15.30 Uhr bis 19 Uhr, sonntags von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 16 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. (2017)
Die Kirche Santi Quattro Coronati in Rom ist täglich von 6.30 Uhr bis 12.45 Uhr und von 15.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet; für den Kreuzgang beträgt der Eintritt 2 €; zur Besichtigung des Oratorium San Silvestro kann man zu den angegebene Zeiten an dessen Eingang nach den Schwestern läuten, der Eintritt hierfür beträgt 1 €. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• C. S., Brief vom 7. Februar 2005
• http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/personen/schmitz/vl9899/bild-3.htm nicht mehr erreichbar
• http://www.bauernregeln.net/dezember.html nicht mehr erreichbar
• Chronik-Kalender 2006, Harenberg, Dortmund 2005
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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