Ökumenisches Heiligenlexikon

Heinrich Egher

auch: Heinrich Eger, Heinrich von Kalkar

1 Gedenktag katholisch: 20. Dezember

Name bedeutet: der reiche Schützer (althochdt.)

Prior in Arnheim, Köln und Straßburg
* 1328 in Kalkar am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen
20. Dezember 1408 in Köln in Nordrhein-Westfalen


Kartäuserkirche in Köln, 1393 geweiht, heute Evang. Kirche, das Kloster ist Sitz der Evangelischen Kirchenverwaltung Köln
Kartäuserkirche in Köln, 1393 geweiht, heute Evang. Kirche, das Kloster ist Sitz der Evangelischen Kirchenverwaltung Köln

Heinrich Egher war Kanoniker an St. Georg in Köln und an der Stiftskirche in Kaiserswerth. 1365 trat er ins Kloster der Kartäuser in Köln ein und wurde später Prior im Kloster Monnikhuizen bei Arnheim. Seinem Einfluss ist die Bekehrung von Geert Groote zu verdanken. Heinrich Egher wurde Prior in Köln, dann im heute von Kapuzinern bewohnten Kloster in Königshofen - dem heutigen Stadtteil Koenigshoffen von Straßburg. Schließlich wirkte er als Visitator für mehrere Ordensprovinzen in verschiedenen Ländern, auch nahm er an mehreren Generalkapiteln seines Ordens teil.

Heinrich Egher war ein äußerst vielseitiger Schriftsteller und verfasste neben musiktheoretischen und anderen Werken vor allem auch asketisch-mystische Schriften. Er bekannte sich zur Devotio Moderna, einer der deutschen Mystik verwandten religiösen Erneuerungsbewegung, die eine persönliche, innere Frömmigkeit in der Nachfolge Christi erstrebte, und die er nachhaltig beeinflusste. Zudem förderte er die Herz-Jesu-Verehrung und das Rosenkranzgebet.


Worte von Heinrich Egher

Die folgenden Texte atmen kartusianische Spiritualität, sie stammen aus Briefen an Heinrichs Mitbruder Petrus, die später im Liber exhortationis, dem Büchlein geistlicher Ermahnung zusammengefasst wurden:

LERNE ZU STERBEN!
Schau aufmerksam auf das Verhalten eines Toten, wie schweigsam, wie geduldig, wie einsam [er ist]! Wenn über einen Toten gesagt wird: Er ist unzüchtig, er ist stolz, er war ein Bösewicht, und alle übrigen Schmähungen [über ihn ausgestoßen werden], so hört man von ihm keinen Laut. So sollst auch du sein, wenn man zu dir sagt: Ach, die Brüder nehmen Ärgernis an deinen Versuchungen und Demütigungen! [Dann] denk an Christus, der gelitten hat und mehr als alle gedemütigt wurde! Wer war denn über seinen überaus schmählichen Tod erbaut? Es weinte seine Mutter, es flohen im Glauben zweifelnd seine Jünger, die Juden verspotteten ihn. Und siehe, welchen Ruhm er [nun] nach einer so großen Demütigung und Schmach besitzt! Du sollst dich also selbst verleugnen und Christus nachfolgen bei jedweder Art von Demütigung und Schmach! …
Lasst uns [also] in Geduld in dem für uns bestimmten Wettkampf laufen und dabei Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens vor Augen haben, ihn, der angesichts der ihm in Aussicht gestellten Freude die Schmach verachtete und das Kreuz auf sich nahm. Ahme also den Herrn Jesus nach! Kümmere dich nicht darum, wenn andere dir schmeicheln und dich loben oder wenn sie etwa an dir deine Anmut bewundern. Sei immer bereit und mit gottergebenem Glauben gerüstet gegenüber Schmähungen, Widerwärtigkeiten, Vorwürfen, Spott, Anfechtungen, Versuchungen, Krankheiten und anderem mehr.


[Und] wenn dir fleischliches Denken einflüstern will: Ach, nun sollst du wieder durch den Satansboten heimgesucht und vor den Brüdern beschämt werden, vor denen du gestern oder den Tag zuvor noch so gottergeben warst, so sollt du [innerlich] antworten: Das ist eine Gotteslästerung. Siehe, mit welcher Ehrerbietung der Herr Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem geleitet wurde, so dass man rief: Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn! und [wie] er am darauffolgenden Freitag so willig und geduldig vor ihren Augen das Kreuz trug. So soll es also, soweit es an dir liegt, dein Wunsch sein, immer verachtet, beschämt, für nichts erachtet, von innen und außen gedemütigt zu werden, und so trage freudig das Kreuz des Herrn Jesus!

Quelle: P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. = Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 394 - 420, S. 262f; eigene Übersetzung

Zitat von Heinrich Egher:

So soll deine Seele und dein dem Leib eingegossener Geist äußerlich für den Leib sorgen, dass er innerlich Gott im Bewusstsein hält. Denn Gott ist überall, überall ganz, einer, einfach, ungeteilt, und nichts ist einem liebenden und von Sehnsucht erfülltem Herzen gegenwärtiger als Gott, und nichts anderes sucht Gott von dir als dein Herz.
Es gibt viele Gründe, die dich zum Schweigen veranlassen sollten: Denn erstens wirkt Gott in diesem Schweigen sein edelstes Werk, das dich ihm ähnlich macht. Zweitens, du hast viele sichtbare Gegner, nämlich die Welt und das Fleisch, und unsichtbare, nämlich die bösen Geister. Diese alle brauchst du, was immer über dich kommt, in diesem Schweigen nicht zu fürchten; denn der Herr wird für dich kämpfen. Drittens wegen deiner unsichtbaren Freunde und Helfer, nämlich der heiligen Engel, die sich in diesem Schweigen mit dir mitfreuen und dich verteidigen, und auch wegen der sichtbaren Freunde, nämlich deiner Eltern, Brüder und Bekannten. Wenn du nämlich aus Liebe zu ihm Gott eine so überaus wohlgefälligen Dienst erweist, wird [auch] er die Deinen in ihren Nöten nicht allein lassen.
Wenn dir irgend jemand innerlich lästig ist, so trachte danach, ihm gegenüber umso gefälliger und freundlicher zu sein, so wirst du schnell verspüren, wie eine solche Krankheit geheilt wird.

Quelle: P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. = Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 288 - 292, S. 258; eigene Übersetzung
P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. = Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 811 - 821, S. 279; eigene Übersetzung
P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. = Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 246 - 248, S. 256; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.12.2019

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korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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