Heinrich Egher
auch: Heinrich Eger, Heinrich von Kalkar
Gedenktag katholisch: 20. Dezember
Name bedeutet: der reiche Schützer (althochdt.)
Heinrich Egher war Kanoniker an St. Georg in Köln und an der Stiftskirche in Kaiserswerth. 1365 trat er ins Kloster der Kartäuser in Köln ein und wurde später Prior im Kloster Monnikhuizen bei Arnheim. Seinem Einfluss ist die Bekehrung von Geert Groote zu verdanken. Heinrich Egher wurde Prior in Köln, dann im heute von Kapuzinern bewohnten Kloster in Königshofen - dem heutigen Stadtteil Koenigshoffen von Straßburg. Schließlich wirkte er als Visitator für mehrere Ordensprovinzen in verschiedenen Ländern, auch nahm er an mehreren Generalkapiteln seines Ordens teil.
Heinrich Egher war ein äußerst vielseitiger Schriftsteller und verfasste neben musiktheoretischen und anderen Werken
vor allem auch asketisch-mystische Schriften. Er bekannte sich zur Devotio Moderna
, einer der
deutschen Mystik verwandten religiösen Erneuerungsbewegung, die eine persönliche, innere Frömmigkeit in der Nachfolge
Christi erstrebte, und die er nachhaltig beeinflusste. Zudem förderte er
die Herz-Jesu-Verehrung und das
Rosenkranzgebet.
Worte von Heinrich Egher
Die folgenden Texte atmen kartusianische Spiritualität, sie
stammen aus Briefen an Heinrichs Mitbruder Petrus, die später im Liber exhortationis
, dem Büchlein geistlicher
Ermahnung
zusammengefasst wurden:
LERNE ZU STERBEN!
Schau aufmerksam auf das Verhalten eines Toten, wie schweigsam, wie geduldig, wie einsam [er ist]! Wenn über einen
Toten gesagt wird: Er ist unzüchtig, er ist stolz, er war ein Bösewicht
, und alle übrigen Schmähungen [über ihn
ausgestoßen werden], so hört man von ihm keinen Laut. So sollst auch du sein, wenn man zu dir sagt: Ach, die Brüder
nehmen Ärgernis an deinen Versuchungen und Demütigungen!
[Dann] denk an Christus, der gelitten hat und mehr als alle
gedemütigt wurde! Wer war denn über seinen überaus schmählichen Tod erbaut? Es weinte seine
Mutter, es flohen im Glauben zweifelnd seine Jünger, die Juden verspotteten ihn.
Und siehe, welchen Ruhm er [nun] nach einer so großen Demütigung und Schmach besitzt! Du sollst dich also selbst verleugnen
und Christus nachfolgen bei jedweder Art von Demütigung und Schmach! …
Lasst uns [also] in Geduld in dem für uns bestimmten Wettkampf laufen und dabei Jesus, den Urheber und Vollender
des Glaubens vor Augen haben, ihn, der angesichts der ihm in Aussicht gestellten Freude die Schmach verachtete und das
Kreuz auf sich nahm. Ahme also den Herrn Jesus nach! Kümmere dich nicht darum, wenn andere dir schmeicheln und dich loben
oder wenn sie etwa an dir deine Anmut bewundern. Sei immer bereit und mit gottergebenem Glauben gerüstet gegenüber
Schmähungen, Widerwärtigkeiten, Vorwürfen, Spott, Anfechtungen, Versuchungen, Krankheiten und anderem mehr.[Und] wenn dir fleischliches Denken einflüstern will:
Ach, nun sollst du wieder durch den Satansboten
heimgesucht und vor den Brüdern beschämt werden, vor denen du gestern oder den Tag zuvor noch so gottergeben warst
, so
sollt du [innerlich] antworten: Das ist eine Gotteslästerung. Siehe, mit welcher Ehrerbietung der Herr Jesus am
Palmsonntag nach
Jerusalem geleitet wurde, so dass man rief:
Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn!
und [wie] er am darauffolgenden
Freitag so willig und geduldig vor ihren Augen das Kreuz
trug. So soll es also, soweit es an dir liegt, dein Wunsch sein, immer verachtet, beschämt, für nichts erachtet, von
innen und außen gedemütigt zu werden, und so trage freudig das Kreuz des Herrn Jesus!
Quelle: P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. = Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 394 - 420, S. 262f; eigene Übersetzung
Zitat von Heinrich Egher:
So soll deine Seele und dein dem Leib eingegossener Geist äußerlich für den Leib sorgen, dass er
innerlich Gott im Bewusstsein hält. Denn Gott ist überall, überall ganz, einer, einfach, ungeteilt, und nichts ist einem
liebenden und von Sehnsucht erfülltem Herzen gegenwärtiger als Gott, und nichts anderes sucht Gott von dir als dein Herz.
Es gibt viele Gründe, die dich zum Schweigen veranlassen sollten: Denn erstens wirkt Gott in diesem Schweigen sein
edelstes Werk, das dich ihm ähnlich macht. Zweitens, du hast viele sichtbare Gegner, nämlich die Welt und das Fleisch,
und unsichtbare, nämlich die bösen Geister. Diese alle brauchst du, was immer über dich kommt, in diesem Schweigen nicht
zu fürchten; denn der Herr wird für dich kämpfen. Drittens wegen deiner unsichtbaren Freunde und Helfer, nämlich der
heiligen Engel, die sich in diesem Schweigen mit dir mitfreuen und dich verteidigen, und auch wegen der sichtbaren Freunde,
nämlich deiner Eltern, Brüder und Bekannten. Wenn du nämlich aus Liebe zu ihm Gott eine so überaus wohlgefälligen Dienst
erweist, wird [auch] er die Deinen in ihren Nöten nicht allein lassen.
Wenn dir irgend jemand innerlich lästig ist, so trachte danach, ihm gegenüber umso gefälliger und freundlicher zu
sein, so wirst du schnell verspüren, wie eine solche Krankheit geheilt wird.
Quelle: P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. =
Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 288 - 292, S. 258; eigene Übersetzung
P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. =
Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 811 - 821, S. 279; eigene Übersetzung
P. Orbán (Hrsg.): Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar. =
Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd.3. Universität Salzburg 1984, VV. 246 - 248, S. 256; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 05.12.2019
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