Ökumenisches Heiligenlexikon

Irenäus von Lyon

eigentlich (griechisch): Eirenaios
auch: Hereneus

1 Gedenktag katholisch: 28. Juni
gebotener Gedenktag
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
3. Juli, Todestag: 28. Juni
Erhebung der Gebeine: 6. April
Auffindung der Gebeine in Catanzaro in Kalabrien: 22. Juni

1 Gedenktag evangelisch: 28. Juni

1 Gedenktag anglikanisch: 28. Juni

1 Gedenktag orthodox: 23. August

1 Gedenktag armenisch: 23. August
liturgische Feier am 4. Montag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 21. Dezember

Name bedeutet: der Friedliche (griech.)

Bischof von Lyon, Märtyrer (?), Kirchenlehrer
* um 135 in Smyrna, heute Ízmir (?) in der Türkei
um 202 in Lyon in Frankreich


Irenäus war Grieche aus einer wohl schon christlichen Familie, ein gebildeter Mann und offenbar Schüler des Polykarp von Smyrna. Irenäus arbeitete als junger Mann in Lyon in Frankreich in einer Kolonie kleinasiatischer Händler. Erstmals historisch in Erscheinung trat er als Presbyter der griechischsprachigen Gemeinde der Stadt, als in einer der Verfolgungen inhaftierte Christen aus Vienne und Lyon ihn mit einem Empfehlungsschreiben und einer vermittelnden Stellungnahme zur Frage des Montanismus nach Rom schickten; dies bewahrte ihn wohl vor dem Märtyrertod, den viele Christen in Lyon während seiner Abwesenheit erlitten. Nach der Rückkehr wählte der Rest der Gemeinde von Lyon ihn - wohl 177 oder 178 - zum Bischof.

In der Auseinandersetzung mit den Lehren des Gnostizismus und anderer Strömungen seiner Zeit verfasste Irenäus um 180 in fünf Büchern die klassisch gewordene Polemik Adversus haereses, gegen die Irrlehren, die erste zusammenfassende Übersicht über den christlichen Glauben als Entlarvung und Widerlegung der fälschlich so genannten Gnosis mit ausführlichen Beweisen aus der Heiligen Schrift. Erst 1904 wurde seine kleine Schrift Erweis der apostolischen Verkündigung in armenischer Übersetzung entdeckt, die als Katechese mit christologischer Interpretation alttestamentlicherWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Texte die christliche Botschaft entfaltet.

Irenäus stellte die Kirche in ihrer Ursprünglichkeit, Universalität und Einigkeit gegen die Irrlehren, die von Abweichung und Zersplitterung geprägt seien. Er unterstreicht die Legitimität der Kirche durch die apostolische Sukzession der Bischöfe, beispielhaft dargestellt an den Bischöfen von Rom, und durch das Festhalten an den einzig maßgeblichen Schriften des Alten TestamentsWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. und des Neuen Testamentes als Kanon der Wahrheit. Irenäus entwickelte Ansätze einer Methodenlehre der Exegese. Gegen gnostische Vorstellungen betont er den Glauben an den einzigen Gott und Schöpfer, die Bejahung des Lebens in der Welt, die Bedeutung der Ethik, die Erwartung der Wiederkunft Christi. Sein Geschichtsbild ist teleologisch: der von Gottes Händen - d. h. Sohn und Heiligem Geist - gebildete Mensch strebt nach Gottes Heilsplan der Vollendung zu; Adams Sünde ist durch die Menschwerdung Christi aufgehoben, unter Anleitung des Heiligen Geistes wird der Mensch an Gott gewöhnt und strebt zur Auferstehung mit Leib, Seele und Geist - verstanden als Anteil am lebendig machenden Geist Gottes.

Irenäus bezieht sich in seinen Schriften auf Autoritäten aus Kleinasien wie Polykarp von Smyrna und Papias von Hierapolis, auch Theophilos von Antiochien liegt ihm offenbar zugrunde. Er kannte Werke von Clemens I., Ignatius von Antiochia und Justinus. Irenäus ist einer der Begründer der christlichen Theologie, daher trägt er auch die Ehrennamen Vater der Dogmatik und Leuchte des Abendlandes, deshalb wurde er zu den Kirchenvätern gezählt und am 21. Januar 2022 von Papst Franziskus zum Kirchenlehrer ernannt; dabei verlieh Franziskus ihm zugleich den Titel Doctor unitatis, Lehrer der Einheit.

Hieronymus nannte Irenäus Märtyrer. Gregor von Tours erwähnte, dass Irenäus um 202 unter dem römischen Kaiser Lucius Septimius Severus den Märtyrertod gestorben sei. Der Märtyrertod hat aber keinen historischen Beleg. Der Überlieferung zufolge wurde Irenäus von seinem Schüler, dem Priester Clemens, bestattet.

Worte des Heiligen

Die Gegensätze und Verschiedenheiten in der Welt sprechen nicht gegen das Wirken eines ordnenden Schöpfergottes, im Gegenteil:
Die mannigfache Verschiedenheit der erschaffenen Dinge lässt sich so erklären: In Bezug auf die ganze Schöpfung sind alle passend und wohl geordnet, zu einander jedoch sind sie entgegengesetzt und nicht passend:
Es verhält sich so wie mit dem Klang einer Zither: Durch den Unterschied der verschiedenen Töne bringt sie eine wohlklingende Melodie hervor, die aus vielen und gegensätzlichen Tönen besteht. Wer also die Wahrheit liebt, darf sich durch den Unterschied der verschiedenen Töne nicht verleiten lassen, für diese verschiedene Künstler und Urheber anzunehmen, so dass der eine die höheren, der andere die tieferen, der dritte die mittleren Töne gemacht habe, sondern ein und derselbe hat das ganze weise Werk schön und richtig, gut und prächtig hergestellt. Diejenigen, die die Melodie hören, müssen den Künstler loben und rühmen, bei den einen die Anspannung bewundern, bei den anderen aber auf die Lockerheit achten, bei wieder anderen die Mischung zwischen beidem heraushören, bei anderen die musikalische Form in Betracht ziehen und die besondere Bedeutung jeder dieser unterschiedlichen Vortragsweisen und deren Ursache untersuchen.
[Wenn man so auch in Sachen des Glaubens vorgeht,] verändert man nirgendwo die Grundsätze des Glaubens, noch wird man irre am Künstler, noch verwirft man den Glauben an den einen Gott, der alles geschaffen hat, noch lästert man unseren Schöpfer. …
Halte also Ordnung in deinem Wissen und erhebe dich nicht über Gott selbst, indem du seine Güter verkennst, denn du kannst ihn nicht übersteigen.


Der Mensch wird nur dann zu einem wahren Kunstwerk Gottes, wenn er sich sein ganzes Leben hindurch von ihm formen und gestalten lässt:
[Mensch,] es gehört sich, dass du zuerst die Ordnung des Menschen einhältst, dann erst [kannst du] an der Herrlichkeit Gottes teilhaben. Denn nicht du schaffst Gott, sondern Gott schafft dich. Wenn du also ein Werk Gottes bist, dann erwarte die Hand deines Künstlers, die alles zur rechten Zeit macht, zur rechten Zeit aber [auch], was dich betrifft, der du geschaffen wirst. Zeige ihm gegenüber aber dein Herz weich und bildbar und bewahre die Gestalt, die dir der Künstler gegeben hat, behalte in dir die Formbarkeit [eigentlich: Feuchtigkeit], damit du nicht in Verhärtung die Spuren seiner Finger verlierst. Wenn du aber so dein Gefüge bewahrst, wirst du zur Vollkommenheit emporsteigen: Denn durch die Kunstfertigkeit Gottes wird das, was in dir Lehm ist, verborgen. Seine Hand hat in dir den Stoff gestaltet: Sie wird dich von innen und außen mit reinem Gold und Silber zieren und dich so sehr schmücken, dass der König nach deiner Schönheit verlangt (Psalm 45, 12). Wenn du dich aber verhärtest und seine Kunstfertigkeit zurückweist und dich ihm gegenüber undankbar erweist, dass du [nur] ein Mensch geworden bist, dann hast du in deiner Undankbarkeit gegenüber Gott zugleich mit seiner Kunstfertigkeit auch schon dein Leben verloren. Das Erschaffen gehört nämlich zum Wesen der Güte Gottes, das Geschaffenwerden aber zum Wesen der Natur des Menschen. Wenn du ihm also übergibst, was dein Anteil ist, d. h. Glauben an ihn und Gehorsam, dann wirst du seine Kunstfertigkeit erfahren und ein vollkommenes Werk Gottes sein.

Quelle: Irenaeus: Adversus haereses 2,25.2.4. In: Patrologia Graeca 7, Sp. 798f = BKV2, Bd. 4, S. 171 - 173; bearbeitet
Quelle: Irenaeus: Adversus haereses 4,39,2. In: Patrologia Graeca PG 7, Sp. 1110 = BKV2 Bd. 4, S. 465f; bearbeitet

Zitate von Irenaeus:

Gott erschuf den Menschen, um jemanden zu haben, dem er seine Liebe erweisen könne.

Die Herrlichkeit Gottes verleiht Leben. Die Gott schauen, erhalten Anteil am Leben. Deswegen macht sich der unfassbare, unbegreifliche Gott sichtbar, begreifbar und fassbar für die Menschen, um ihnen Leben zu schenken, wenn sie ihn durch den Glauben aufnehmen und sehen.
Quelle: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=5402_Irenäus+von+Lyon, abgerufen am 13. November 2019

Da der Glaube ein und derselbe ist, hat keiner mehr, der viel über ihn sagen kann, und keiner weniger, der wenig über ihn sagen kann.
Quelle: Irenaeus: Adversus haereses 1,10,2

Wo die Kirche, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes, dort ist die Kirche und alle Gnade.
Quelle: Irenaeus: Adversus haereses 3,24,1

Mit der römischen Kirche nämlich muss wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von allen Orten, denn in ihr ist von denen, die von allen Orten kommen, immer die apostolische Tradition bewahrt worden.
Quelle: Irenaeus: Adversus haereses 3,3,2

Der Knoten des Ungehorsams der Eva wurde durch den Gehorsam Marias gelöst.

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Spärliche Ruinen der Stadtmauer von Smyrna aus dem 7. Jahrhundert liegen in einer Vorstadt des heutigen Ízmir; sie sind eingezäunt, eine Besichtigung ist derzeit nicht möglich.
Die Ruinen der Agora aus dem 2. Jahrhundert liegen im Zentrum, im Stadtteil Namazgah; der Eintritt für die Besichtigung beträgt 2 €. (2013)

Weitere Fotos und Reiseeindrücke aus Ízmir gibt es in unserem Reiseblog.

Catholic Encyclopedia

Werke von Irenäus auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

weitere Schriften von Irenäus gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Eusebius von Cäsarea zitierte Irenäus ausführlich in seiner Kirchengeschichte im Bericht der Märtyrer über Irenäus, insbesondere mit dem Bericht des Irenäus über die Heilige Schrift und dem Schreiben des Irenäus an die Schismatiker in Rom, weitere Schriften gibt es unter Irenäus von Lyon, alles zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.02.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/weltkirche/irenaeus-von-lyon-wird-lehrer-der-einheit-art-222000 - abgerufen am 02.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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