Ökumenisches Heiligenlexikon

Jakobus de Voragine

italienischer Name: Jacopo
auch: Jacobus, Jakob
auch: Varagine, von Varazze

1 Gedenktag katholisch: 13. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Dominikanerorden

Name bedeutet: der Nachgeborene (hebr.)

Erzbischof von Genua, Ordensmann
* um 1229 in Voragine, heute Varazze bei Genua in Italien
14. Juli 1298 in Genua in Italien


Kapelle, angeblich an derStelle des Geburtshauses von Jakobus, in den Bergen bei Varazze
Kapelle, angeblich an derStelle des Geburtshauses von Jakobus, in den Bergen bei Varazze

Jakobus, Sohn der Adelsfamilie De Fazio, trat schon 1244 ins Kloster der Dominikaner an Santa Maria di Castello in Genua ein. Mit 22 Jahren wurde er Professor für Theologie, 1260 Prior in seinem Kloster. 1267 bis 1278 und wieder 1281 bis 1286 wirkte er als Ordensprovinzial für die Lombardei. 1288 wurde er zum Erzbischof von Genua gewählt, aber er lehnte die Wahl ab und nahm sie erst 1292 an. Seine wichtigste Aufgabe als Erzbischof sah er in der Reform des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. und in den Bemühungen um Frieden zwischen den in Genua zerstrittenen Parteien.

Buchmalerei aus: Jakobus de Voragine: Legenda aurea, übersetzt von Jean de Vignay, Paris, 14. Jahrhundert: Jakobus de Voragine predigt. Bibliothèque Nationale de France in Paris, Richelieu Manuscrits
Buchmalerei aus: Jakobus de Voragine: Legenda aurea, übersetzt von Jean de Vignay, Paris, 14. Jahrhundert: Jakobus de Voragine predigt. Richelieu Manuscrits in der Bibliothèque Nationale de France in Paris

Dazu helfen sollte die 1295 bis 1297 von Jakobus verfasste Geschichte der Stadt Genua, die Chronica Januensis. Überliefert sind ferner vier Predigtreihen zu Heiligenfesten, Sonntagen, Fasttagen und über Maria. Berühmt wurde er durch die von ihm verfasste Legenda sanctorum, eine Sammlung von rund 150 Heiligenlegenden, angeordnet nach dem Jahreslauf und als volkstümliches Andachtsbuch konzipiert. Das Werk fand weiteste Verbreitung, ist heute noch in über 1000 Handschriften überliefert, wurde vielfach umgestaltet und erweitert und in alle abenländischen Sprachen übersetzt. Es hat die Heiligendarstellung der folgenden Jahrhunderte nachhaltig beeinflusst und diente vielen Künstlern des Mittelalters als Quelle der Motive in der Darstellung von Heiligen. Als Legenda aurea, Goldene Legende, ist das Werk bis heute die bedeutsamste Sammlung von Heiligenlegenden und noch immer weit verbreitet.

Jakobus ist in der Kirche der Dominikaner in Varazze unter dem Hauptaltar beigesetzt. An der wahrscheinlichen Stelle seines Geburtshauses in den Bergen weit oberhalb der Stadt wurde eine Kapelle errichtet.

Kanonisation: 1816 durch Papst Pius VII.
Patron von Varazze


Worte des Seligen

Jakobus de Voragine beginnt seine Legenda Aurea im Prolog mit einem Überblick über das Kirchenjahr und seine Bedeutung:
Die ganze Zeit vergänglichen Lebens wird in vier Teile mit Unterschieden geteilt. Das erste ist die Zeit eines verirrten Lebens; diese währte von dem Zeitpunkt an, da Adam die erste Sünde beging, bis auf die Zeit des Mose. Die Zeit begeht die Christenheit von Septuagesima bis Ostern [d. h. der inzwischen abgeschafften Vorfasten- und der Fastenzeit]. … Das zweite ist eine Zeit der Erneuerung oder des Widerrufs, diese währte von Mose bis zur Geburt unsres Herrn; denn in dieser Zeit wurde der Mensch erneuert und zum Glauben gerufen durch den Mund der Propheten. Die Zeit begeht die Christenheit vom Advent bis Weihnachten. … Das dritte ist eine Zeit der Versöhnung, da uns Christus mit seinem verdienstlichen Leben und Tod mit Gott seinem Vater versöhnt hat. Die Zeit begeht die Christenheit von Ostern bis Pfingsten. … Das vierte ist eine Zeit der Pilgerschaft, das ist die Zeit des gegenwärtigen Lebens, in der wir gerade pilgern, sie ist voll Kampf und Widerwärtigkeit. Die Zeit begeht die Christenheit von der Pfingsten bis zum Advent. …
Diese vier Unterschiede der geistlichen Zeit vergleicht man mit den vier Teilen des natürlichen Jahres, also dass die erste Zeit den Winter, die zweite den Frühling, die dritte den Sommer, die vierte den Herbst bedeutet; und der Sinn dieses Vergleichs ist offenbar.
Ein anderes Gleichnis sind die Teile des Tages, sodass also die erste geistliche Zeit der Nacht, die zweite dem Morgen, die dritte dem Mittage, die vierte dem Abend gleicht.
Obgleich die Zeit der Verirrung der Zeit der Erneuerung vorausgeht, so hebt doch die Kirche alle Feier an mit dem Advent und nicht mit Septuagesima. Denn sie will nicht anfangen mit der Verirrung, und sieht nicht auf die Ordnung der Zeit, sondern auf die Sache; so tun es auch oft die Evangelisten in ihren Büchern. Auch wird durch die Ankunft des Herrn alles erneuert, darum heißt diese Zeit: Zeit der Erneuerung. Dies meint der Herr in dem Buch der Geheimen Offenbarung, da er spricht: Nehmt wahr, ich erneuere alle Dinge (Offenbarung 21, 5).

Quelle: Christoph Wetzel (Hrsg.):Legenda Aurea / Aus der Goldenen Legende des Jakobus de Voragine. Herder, Freiburg u. a. 2007, S. 8

Zitat von Jakobus de Voragine zur Menschwerdung Gottes:

Vom Menschen aus gesehen war es der rechte Zeitpunkt; denn der Mensch wurde unter dem Gesetz der Natur bald gewahr, dass ihm die Gotteserkenntnis fehlte. Er fiel in die Verirrungen des Götzendienstes und musste schreien: Herr erleuchte mein Auge (Psalm 12, 4). Danach kam das Gesetz und legte ihm Gebote auf. Da wurde er seiner Schwachheit inne; … denn das Gesetz hatte ihn zwar erzogen, aber nicht von der Sünde befreit und ihm nicht durch die Gnade zum Guten verholfen. Gottes Sohn kam also zur rechten Zeit, da der Mensch seiner Schwäche und Unwissenheit innegeworden war, denn wäre er vorher gekommen, so hätte der Mensch das Heil seinem eigenen Verdienst zugeschrieben und für die göttliche Arznei zu danken vergessen. Auch war es der rechte Augenblick im Sinne der Zeit, denn es steht geschrieben: Da die Zeit erfüllt war (Galaterbrief 4, 4). Davon schreibt Augustinus: … Christus kam zur rechten Zeit für die große Wunde und Krankheit des Menschengeschlechts. Denn die Krankheit des Menschen war so groß, dass er eines großen Arztes bedurfte. Davon spricht Augustinus Der große Arzt kam, da die ganze Welt ein großer Kranker war.

Quelle: Christoph Wetzel (Hrsg.):Legenda Aurea / Aus der Goldenen Legende des Jakobus de Voragine. Herder, Freiburg u. a. 2007, S. 10

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Gerd-Klaus Kaltenbrunner stellt Jakobus und seine Zeit dar im Artikel Der Geist des Mittelalters in der Zeitschrift Junge Freiheit.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.10.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.. Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://it.wikipedia.org/wiki/Jacopo_da_Varazze - abgerufen am 04.09.2022

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.