Ökumenisches Heiligenlexikon

Petrus Werhun

auch: Petro
ukrainisch: Петро Вергун

1 Gedenktag katholisch: 7. Februar
nicht gebotener Gedenktag in Berlin

Name bedeutet: der Fels (griech. - latein.)

Priester, Märtyrer
* 1890 in Gorodok bei Lemberg, heute L'viv in der Ukraine
7. Februar 1957 in Angarsk in Sibirien in Russland


Petrus Werhun wuchs im damals österreichischen Lemberg auf. Er absolvierte das ukrainische Gymnasium und studierte an der Lehrerbildungsanstalt. Im ersten Weltkrieg diente er als Soldat. Nach dem Zusammenburch der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918 schloss er sich der ukrainisch-galizischen Armee an, um die Freiheit seiner Heimat von der nun polnischen Besatzung zu erkämpfen. 1920 geriet er in polnische Gefangenschaft, aus der er sich durch die Flucht nach Deutschland rettete. Er entschloss sich, Priester zu werden, und studierte in Prag Osteuropäische Kirchengeschichte, Ukrainistik, Kunstgeschichte und Theologie. An der Ukrainischen Freien Universität in Prag wurde er 1926 zum Doktor der Philosophie promoviert, 1927 in Lemberg zum Priester geweiht und kam nach Berlin als Seelsorger im St. JosefsheimSt. Josefsheim der von Maria Tauscher gegründeten Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu, zugleich zuständig für die katholischen Ukrainer in Deutschland, wo er v. a. zerstreute Arbeitskolonien und landwirtschaftliche Saisonarbeiter betreute. Ab 1939 kamen die ukrainischen Zwangsarbeiter hinzu, er war nun für etwa 1,5 Millionen Ukrainer zuständig.

Zur Stärkung seiner Position im misstrauischen nationalsozialistischen Staat wurde Petrus Werhun 1937 zum päpstlichen Hausprälaten ernannt. 1939 konnte ein Ausweisungsbefehl durch das Eingreifen des päpstlichen Nuntius rückgängig gemacht werden. Im November 1940 errichtete Papst Pius XII. die Apostolische Administratur für die katholischen Ukrainer in Deutschland und ernannte Petro Werhun zum Apostolischen Visitator mit den Rechten eines Apostolischen AdministratorsEin Apostolischer Administrator ist ein vom Papst eingesetzter Verwalter einer Diözese. Er übt sein Amt nicht wie ein Bischof als Amt göttlichen Rechts aus, sondern ist als Vikar weisungsgebundener Stellvertreter des Papstes. . Nun konnte er der Ukrainerseelsorge in Deutschland eine organisatorische Struktur geben. Er gründete mehrere Pfarreien und errichtete ukrainische Schulen in Bremen und Hamburg.

Ein besonderes Anliegen war Petrus Werhun, Verständnis für die Ostkirche zu wecken; in vielen Kirchen und Priesterseminaren hielt er Ostkirchentage ab, im Bund Neudeutschland bildeten sich Ostkirchenkreise, die ihn auch zur Feier der Liturgie einluden.

Brief vom 8. Juni 1941 an seine Priester:
Ich bin besorgt um Eure priesterliche Heiligung. Nur jener, der aus der Fülle des geistlichen Lebens schöpft, kann dieses Leben in die Herzen und Seelen seiner Gläubigen einpflanzen. Bitte sorgt dafür, vor allem erfüllt zu sein vom Geist Gottes und der Göttlichen Liebe …

Pastorales Schreiben vom Oktober 1943:
Bittet immer um Hilfe und die Gottesmutter wird euch immer vor allem Bösen schützen. Dann werden unsere täglichen Sorgen nicht zu groß sein, um sie bewältigen zu können; dann werden die Sirenen nicht erschrecken, weder der schreckliche Lärm der Bombardierungen noch die Artillerie und Maschienengewehrfeuer. Dann wird der Tod nicht ein Gegenstand zum Fürchten sein. Denn die Gottesmutter und der Erlöser selbst werden bei uns sein.

Beim Kriegsende 1945 blieb Petrus Werhun in Berlin, um weiter seinen ukrainischen Landsleuten zu dienen, statt sich wie geplant ins Kloster der Benediktiner nach Niederaltaich zurückzuziehen, wo er 1938 als Oblate aufgenommen worden war und im Ruhestand als Mönch leben wollte. Am 22. Juni wurde er von Sowjetsoldaten verhaftet. Danach fehlte jahrelang jede Spur von ihm - bis schließlich bekannt wurde, dass ein sowjetisches Militärtribunal ihn wegen Kollaboration mit dem Feind zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt hatte. Nach Verbüßung der Strafe im Straflager in Taischet beim Bajkalsee wurde er nach Angarsk verbannt.

2002 wurde in Angarsk Petrus Werhuns Grab ausfindig gemacht und seine Gebeine erhoben. Reliquien wurden nach L'viv in der Ukraine und nach Berlin überführt 2006 kamen Reliquien nach Niederaltaich. Auch in der Kathedrale der Apostolischen Exarchie für katholische Ukrainer in Deutschland in München werden Reliquien aufbewahrt.

Kanonisation: Am 27. Juni 2001 wurde Petrus Werhun von Papst Johannes Paul II. während seines Pastoralbesuchs in der Ukraine zusammen mit 26 anderen Märtyrern der nationalsozialistischen Besatzung oder der kommunistischen Sowjetherrschaft seliggesprochen.

Worte des Seligen

In seinem Kurzen Grundriß der Kirchengeschichte der Ukraine, verfasst 1941, weist Werhun darauf hin, dass der Ursprung des Christentums im slawischen Osten nicht in Russland, sondern in der Ukraine liegt: Großfürst Wladimir ließ sich und sein Volk im Jahre 988 taufen und zwar nach dem griechisch-orthodoxen Ritus. Die Schönheit der dortigen Liturgie hatte es ihm angetan. Nach der Trennung von Ost- und Westkirche im Jahr 1054 kam es 1596 zur Union eines Teils der ukrainischen orthodoxen Kirche mit der lateinischen Kirche. Damit betrat die später griechisch-katholisch genannte Kirche jedoch einen Dornenweg. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der alten orthodoxen Kirche. Aber auch von der polnisch geprägten lateinischen Kirche wurden die Unierten kaum anerkannt, gedemütigt und in vieler Hinsicht benachteiligt. Am Schluss seines Vortrags weist Werhun auf die Schlüsselstellung der Ukraine zwischen Ost und West hin. Dem vorkonziliaren Denken entsprechend kann er sich eine Einheit der Kirchen nur in der Bekehrung der Orthodoxen zur katholischen Kirche vorstellen:

Die göttliche Vorsehung hat dem ukrainischen Volk an der Grenze zwischen dem Westen und Osten seine Wohnplätze angewiesen. Die östlichen und westlichen Einflüsse kreuzen sich auf seinem Territorium, wie in einem Fokus. Ohne die östlichen Eigenschaften eingebüßt zu haben, hat das ukrainische Volk verstanden, nicht nur die westlichen Elemente in die eigene Kultur, Psyche und die ganze Mentalität aufzunehmen, sondern sie zu einem koordinierten harmonischen Faktum zu entwickeln. Die ukrainische griechisch-katholisch-unierte Kirche ist das markanteste Merkmal dieser synthetischen Harmonie. Ihre Entwicklung sowie Organisation kann als Leitfaden bei der Gewinnung der übrigen orthodoxen Völker für die katholische Kirche dienen. Eben in dem bereits Erwähnten sowie in der Mittelstellung zwischen West und Ost liegt die Bedeutung der Ukraine für die Union. 'Dies haben schon vor Jahrhunderten die Nachfolger Petri erkannt. Am 25. März 1629 sprach der Papst Urban VIII. die denkwürdigen Worte: O mei Rutheni per vos ego orientem spero convertendum, Ihr Ukrainer, mit eurer Hilfe kann - so hoffe ich - der Osten bekehrt werden. Jedoch seit dieser Zeit hat sich so manches geändert. Der Orient ist komplizierter geworden. Die östlichen Völker haben sich gewaltig vermehrt. Aber der große Gedanke lebt weiter und wir haben zu Gott die Hoffnung, dass, wenn der ukrainischen Geistlichkeit gegenwärtig aus unklugen politischen Rücksichten Hemmnisse in den Weg gelegt werden, sie doch das vom Nachfolger Petri ausgesprochene Vertrauen durch die Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen wenigstens teilweise rechtfertigen. und beitragen werde, damit die Worte des Erlösers in Erfüllung gehen können: ES WERDE EIN HIRT UND EINE HERDE!

Quelle: Peter Werhun: Kurzer Grundriß der Kirchengeschichte der Ukraine, Berlin 1941, S. 32

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.09.2024

Quellen:
• http://www.ukrainische-kirche.de/index.php?id=28,0,0,1,0,0

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.