Roger Schutz
Gedenktag evangelisch: 16. August
Name bedeutet: der mit dem Speer Ruhmreiche (engl./franz. - althochdt.)

Roger Louis Schutz-Marsauche, Sohn eines Pfarrers der Reformierten Kirche, studierte von 1935 bis 1939 Theologie in
Lausanne und
Straßburg. 1940 gab er seine sichere Karriere
als Pfarrer auf und fuhr mit dem Fahrrad in ein kleines Bergdorf nach Frankreich, das direkt an der Demarkationslinie
zwischen dem deutsch besetzten Frankreich und den französischen Truppen des freien Südens lag: das Dorf
Taizé. Er wollte dort eine Gemeinschaft gründen,
die das christliche Ideal der Versöhnung lebte. Er versteckte viele Flüchtlinge, darunter vor allem Juden. Nach Kriegsende
kümmerte er sich um deutsche Kriegsgefangene. Freunde und Gleichgesinnte, darunter auch Katholiken, schlossen sich Roger
Schutz an und er entdeckte, dass auch sein Christsein sich erst im Zusammenfluss mit der katholischen Theologie
richtig entwickelte.

1949 legten die ersten sieben Brüder ein gemeinsames Gelübde zum überkonfessionellen klösterlichen Leben ab und
gründeten damit die Communauté
, die Gemeinschaft
von
Taizé. Die Ordensmitglieder leben nach den
evangelischen Räten
- Maßstäben, die der Bergpredigt entnommen sind - in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Die
Entwicklung des inneren Lebens
einerseits, die Solidarität mit den Menschen
andererseits sind Grundpfeiler
der Gemeinschaft. Frère Roger, wie er sich nun nannte, stand der Gemeinschaft bis zu seinem Tod als Prior vor.

Seit den 50er-Jahren versammelten sich Zehntausende vor allem junger Christen aus Europa und der ganzen Welt in
Taizé zu Gesprächen und zum Gebet. 1950
richtete er mehrere Eingaben an Papst Pius XII., um das Dogma von der leiblichen
Aufnahme der Maria in den Himmel zu verhindern; nachdem er kein Gehör fand,
gab es jahrelang keine Kontakte mehr zwischen Roger Schutz und dem Vatikan. Nach der
Wahl von Papst Johannes XXIII., der Taizé den kleinen Frühling der
Kirche
nannte, begann ein intensiver Gedanken- und Meinungsaustausch mit dem Vatikan, 1962 wurde Roger Schutz zum
2. Vatikanischen Konzil eingeladen. Dort lernte er auch Karol Woityła,
den späteren Papst Johannes Paul II., kennen, der später zweimal
Taizé besuchte und Schutz 1973 nach Polen einlud.
Roger Schutz und sein kleiner Orden fanden wachsenden Zuspruch unter jungen Menschen aus allen Teilen Europas; das
Konzil der Jugend
, das 1974 in Taizé
stattfand, wurde von mehr als 40.000 Jugendlichen besucht. Seither treffen sich jährlich Zehntausende junger Menschen aus
allen Teilen der Welt im Rahmen des Europäischen Pilgerweges des Vertrauens auf der Erde
in wechselnden
europäischen Städten. Bis zu 60.000 Jugendliche aus allen Erdteilen sprechen in den Wochentreffen über Glaubens- und
Sinnfragen, beten und feiern gemeinsam Gottesdienst. Inzwischen gehören der ökumenischen Gemeinschaft 100 Brüder aus
evangelischen und katholischen Kirchen und aus 25 Nationen an. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt selbst und verzichten
auf Spenden und Gaben. Einige Brüder leben mit den Ärmsten in Asien, Afrika und Südamerika.
Nada de turbe,
Nichts störe dich
In der zunächst protestantisch, dann überkonfessionell orientierten Gemeinschaft stand der ökumenische Gedanke immer
vornean. Es komme nicht auf die theologischen Differenzen an: Suchen wir nicht, wer recht oder unrecht hat, sondern
versöhnen wir uns
, sagte er mit einem Satz, den er von Papst Johannes
XXIII. übernahm. Nachdem 1949 sieben Protestanten die Gelübde abgelegt hatten, kam 1969 der erste Katholik zur
Gemeinschaft hinzu; heute sind rund ⅓ der Brüder römisch-katholisch. Schutz stellte sich eine Art dritter Konfession
vor und schlug dafür in den 1970er-Jahren eine Doppelmitgliedschaft in beiden Kirchen vor, um so zu einer Kirche der
Gemeinschaft
zu werden, die insgesamt den Papst als sichtbaren Garanten der Einheit anerkenne.
Frère Roger beschrieb seine Grundgedanken in den Büchern In allem ein innerer Friede
und Kampf und
Kontemplation
; aber er wirkte bis zuletzt v. a. durch sein Vorbild, seine persönliche Ausstrahlung und seine
Glaubwürdigkeit: das Vertrauen des Herzens
sei aller Dinge Anfang
. Nicht mit Moralpredigten, sondern durch
erfahrbare Güte des Herzens gewann er vor allem junge Leute. 1974 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels,
1988 den UNESCO-Preis für Friedenserziehung, 1989 in
Aachen den Internationalen Karlspreis. In
Italien wird er der heilige Franziskus des 20. Jahrhunderts
genannt.
Roger Schutz erlag wenige Stunden nach dem Attentat den Verletztungen, die ihm eine psychisch gestörte Besucherin während des Abendgebets in Taizé vor 2500 Jugendlichen mit drei Messerstichen zufügte. Schon vor acht Jahren hatte er Frère Alois Löser bestimmt, ihm nach seinem Tod als Verantwortlicher für die Communauté nachzufolgen.
Die internationale ökumenische Communauté de Taizé hat auf ihrer Website in 27 Sprachen Informationen über das Leben in der Gemeinschaft, über Frère Roger Schutz und über Möglichkeiten des Besuches in Taizé.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.01.2020
Quellen:
• Chronik-Kalender 2005 Kalenderblatt vom 12. Mai. Harenberg, Dortmund 2004
• Paul Kreiner: Sein Vertrauen war grenzenlos. Stuttgarter Zeitung, 18. August 2004
• Martin Schuck: Nähe zum Papst. zeitzeichen 9/2005
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.