Ökumenisches Heiligenlexikon

Mathilde von Tuszien

italienischer Name: Matilde
auch: von Canossa

1 Gedenktag katholisch: 24. Juli

Name bedeutet: die im Kampf Mächtige (althochdt.)

Markgräfin der Toskana
* 1046 (?) in Mantua in Italien
24. Juli 1115 in Bondeno di Roncòre, heute Bondanazzo, Ortsteil von Gonzaga bei Reggio Emilia


Buchmaleri: Mathilde vor dem Bischof von Modena, frühes 12. Jahrhundert, im Kapitulararchiv in Modena
Buchmaleri: Mathilde vor dem Bischof von Modena, frühes 12. Jahrhundert, im Kapitulararchiv in Modena Foto: Bede735

Mathilde war die dritte Tochter des mächtigen Adeligen Bonifatius III. dem Tyrannen von Canossa, des Markgrafen von Tuscien - der heutigen Toskana - und seiner zweiten Frau Beatrice von Lothringen, die eng verwandt war mit den Kaisern Heinrich III. und Heinrich IV. 1052 wurde ihr Vater auf der Jagd von einem seiner Vasallen ermordet, 1053 starben ihre zwei älteren Brüder - wahrscheinlich durch unbeabsichtigte Vergiftung. Kaiser Heinrich III. nahm 1055 Mathilde und ihre Mutter als Geiseln und brachte sie nach Deutschland, doch nach einem Jahr starb er und Mathilde kehrte nach Italien zurück. 1069 heiratete sie Gottfried den Buckligen, den Herzog von Niederlothringen; ihr einziges Kind starb wenige Tage nach der Geburt. Da sie keinen männlichen Erben geboren hatte, fiel sie in Ungnade, 1072 floh sie und kehrte zu ihrer Mutter nach Canossa zurück. 1073/1074 reiste Gottfried nach Italien, um Mathilde zurückzugewinnen, bot ihr Besitz und Heere an, doch sie blieb standhaft, was zu ihrem Ruf als Frau ohne Schwäche beitrug. 1076 starb ihr Mann als Opfer eines Hinterhaltes - manche machen Mathilde dafür verantwortlich, jedenfalls zeigte sie keinerlei Trauer. Im selben Jahr starb auch Mathildes Mutter und sie wurde alleinige Herrscherin aller Ländereien von der Toskana bis zum Gardasee und von Gebieten in Lothringen. Sie soll auch die durch italienische Mönche 1070 erfolgte Gründung des Klosters Orval im heutigen Villers-devant-Orval in Belgien unterstützt haben.

Berühmt wurde Mathilde durch die Begegnung von Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. bei Mathilde auf der Burg Canossa im Investiturstreit; um die Aufhebung der Exkommunikation durch den Papst zu erreichen, musste der Kaiser drei Tage und drei Nächte kniend mit Asche bedeckt vor dem Eingangsportal der Burg ausharren. 1079 übertrug Mathilde, beraten von Bernhard von Parma und im offenen Widerspruch zum Kaiser, alle ihre Ländereien dem Papst; als kaiserliche Truppen die unter Mathildes Führung stehenden päpstlichen deshalb bekämpften, erlitten letztere zunächst eine Niederlage, 1084 in der berühmten Schlacht von Sorbara - einem Ortsteil von Bomporto bei Modena - aber den Sieg. Nachdem Papst Gregor VII. 1085 gestorben war, verlor Mathilde die Unterstützung durch die päpstlichen Truppen und verheiratete sich deshalb 1089 im Alter von 43 Jahren mit dem 17-jährigen Herzog Welf V. von Bayern, den sie zuvor durch eine Truppe von tausenden bewaffneten Männer hatte gefangen nehmen lassen; der Herzog war wenig begeistert, das Paar blieb kinderlos, 1095 wurde die Ehe annulliert. 1090 zog Kaiser Heinrich IV. nach Italien, um der Kirche eine endgültige Niederlage beizubringen; Mathilde verschanzte sich 1092 in ihrer Burg Canossa und es gelang ihr, den Sieg der kaiserlichen Truppen zu verhindern; viele Städte wie Mailand, Cremona, Lodi oder Piacenza schlossen sich Gräfin Mathilde an, um der kaiserlichen Herrschaft zu entgehen. 1093 wurde Konrad von Lothringen mit Unterstützung von Papst Urban II., Mathilde und einem Bündnis lombardischer Städte zum König von Italien gekrönt, im selben Jahr gewährte Mathilde der vor ihrem tyrannischen und unmoralischen Mann geflohenen Kaisergattin Asyl in der Burg Canossa. Zuletzt lebte Mathilde in ihrer - heute spurlos angegangenen - Residenz Bondeno, in der sie in den letzten Monaten vor ihrem Schlafzimmer eine Kapelle hatte errichten lassen, um trotz ihrer Krankheit die Messen besuchen zu können.

Mathilde wurde im Kloster San Benedetto in Polirone in San Benedetto Po bestattet. 1632 ließ Papst Urban VIII. ihre Gebeine nach Rom in die Engelsburg übertragen und 1634 in die vatikanischen Grotten im Petersdom, in denen das Grab von Petrus und 20 Päpsten ist.

Die kirchliche Überlieferung stilisierte Mathilde zu einer Gräfin, die sich wie eine Nonne der Kontemplation und dem Glauben widmete. Jedenfalls stiftete sie eine ganze Reihe von Kirchen und Klöstern, so z. B. 1071 das damalige Kloster in Frassinoro bei Modena, das Kloster Santa Maria Assunta in Valsamoggia bei Bologna oder 1073 die Rundkirche San Lorenzo in Mantua. Geschichtsschreiber zeichnen Mathilde als Frau mit starken spirituellen als auch sinnlichen Leidenschaften, manche nannten sie Geliebte der Päpste Gregor VII. und Urban II..





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.12.2025

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 4. Band: M-P. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, Fortgesetzt von J. N. Ginal, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1875
• https://it.wikipedia.org/wiki/Matilde_di_Canossa - abgerufen am 12.12.2025

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.