Zeno von Verona
Gedenktag katholisch: 12. April
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising, im Erzbistum Mailand und im
Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.
Teil des Bistums Lugano
12. April (Todestag), Tag seiner Bischofsweihe: 8. Dezember
in Verona: gebotener Gedenktag für alle heiligen Bischöfe von Verona: 27. April
Übertragung der Gebeine: 21. Mai, 21. Juli
in Radolfzell: 3. Sonntag im Juli
in Chur: 2. September
Gedenktag orthodox: 12. April
Name: nach dem Göttervater Zeus (griech.)
Zeno wurde um 362 zum Bischof von Verona gewählt. Seine Legende rühmt an ihm die Fürsorge für Arme und Kranke. Zeno bestritt demnach seinen Unterhalt durch Fischfang aus der Etsch. So fanden ihn auch die Boten des Kaisers Gallienus, die ihn um Gebetsheilung für die besessene Tochter des Kaisers baten.
Eine Sammlung von 30 Predigten und über 60 weiteren Einladungen und Vorreden zur Tauf- und Osterliturgie, Kurzpredigten und Fragmenten wurde nach Zenos Tod zusammengestellt. Sie weisen ihn aus als Bekämpfer des Arianismus und des Judentums und Vertreter der Theologie des 1. Konzils von Nicäa. Sie behandeln vorzugsweise Texte des Alten TestamentsWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. und bezeugen eine solide Bildung; die Personen und Ereignisse des AT werden konsequent als auf Christus hinführend interpretiert. Als einer der ersten in der abendländischen Kirche setzte er sich nachdrücklich für die Lehre von der Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria ein und er förderte das Jungfrauenwesen, deshalb gründete er eines der ersten Frauenklöster.
Nur legendarischen Wert hat die Überlieferung bei Gregor von Tours und die in einer um 800 verfassten Lebensgeschichte. Der Gedenktag ist der Tag von Zenos Bischofsweihe.
Über Zenos Grab in Verona entstand schon bald die
Kirche San Zeno.
Petronius von Bologna berichtete in einer Predigt von Wundern am
Grab. Die Kirche soll einst auf wunderbare Weise von Überflutung verschont geblieben sein, wie Papst
Gregor „der Große” in seinen Dialogen
erzählte; das Wasser sei
bei offenen Türen wie eine Mauer stehen geblieben und nicht in die Kirche eingedrungen; deshalb wurde Zeno Patron gegen
Wasserschäden. Nach einem Erdbeben wurde die Kirche zerstört, an derselben Stelle entstand zwischen 1118 und 1135
die prächtige heutige Kirche San Zeno. Schon zu Lebzeiten wurde Zeno wie ein Heiliger verehrt, Schwerpunkt der Verehrung
ist noch heute Mais im heutigen Meran.
Korbinian soll die von ihm erbaute Kapelle bei Mais Zeno geweiht
haben, er brachte die Verehrung Zenos auch nach Bayern.
Hrabanus Maurus überführte Reliquien in die frühere Elisabethenkirche - heute ein Kaufhaus - nach Ulm sowie weitere in sein Kloster - an der Stelle des heutigen Domes - nach Fulda. Bischof Radulph von Verona gründete Anfang des 8. Jahrhunderts das Kloster in Radolfzell am Bodensee, Zenos Haupt wurde deshalb 830 dorthin gebracht. Unter dem Einfluss von Korbinian von Freising wurde er auch in Bayern populär: eine Reliquie kam nach Isen bei Erding, für sie stiftete Propst Ladislaus von Achdorf 1451 eine Silberbüste, die nun im Germanische Nationalmuseum in Nürnberg steht.
In Radolfzell wird Zeno zusammen mit
Theopompus und Synesius, von
denen Radolfzell ebenfalls je eine Kopfreliquie hat, als die Hausherren
verehrt; das wird seit 1725 bzw. 1806
jeweils am 3. Sonntag im Juli gefeiert. Die ehemalige Kloster- und heutige
Pfarrkirche in Isen bei Erding ist ihm geweiht,
ebenso die ehemalige Kloster- und heutige Pfarrkirche
in Bad Reichenhall.
Attribute:
Angel, Korb oder Buch mit zwei Fischen
Patron
von Verona,
Pistoia,
Radolfzell,
(Bad) Reichenhall und
Isen bei Erding; der Kinder, die schlecht Gehen
und Sprechen lernen; bei Überschwemmungen; gegen Wasserschäden
Worte des Heiligen
In einem Traktat über die drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe hebt er letztere als deren
Gipfel hervor:
Die Liebe hat kein Ende
, sie wächst jeden Augenblick und je mehr die Liebenden einander Liebe erweisen, desto
größer wird ihre gegenseitige Liebesschuld. Sie liebt auch niemanden aus Rücksicht auf ihre eigene Persönlichkeit, denn sie
versteht es nicht zu schmeicheln. Sie liebt nicht um der Ehre willen, denn sie ist nicht ehrgeizig. Sie liebt nicht um des
Geschlechtes willen, für sie sind beide Geschlechter nur eines. Sie liebt nicht nur eine Zeitlang, denn sie ist nicht
wankelmütig. Sie ist nicht eifersüchtig, denn sie weiß nicht, was Neid ist. Sie wird nicht aufgeblasen, denn sie hegt die
Demut. Sie denkt nichts Arges, denn sie ist einfältig. Sie zürnt nicht, denn sie erträgt auch gern das Unrecht. Sie täuscht
nicht, denn sie hält getreu ihr gegebenes Wort. Sie verlangt nichts, denn sie hat nichts notwendig als ihr Sein.
Die Liebe ist es, die das flache Land, die Städte und Völker bis zur Stunde in Ruhe und Frieden erhält. Die Liebe ist es,
die in der Umgebung der Könige die Schwerter für sie gefahrlos macht. Die Liebe ist es, die Kriege unterdrückt,
Streitigkeiten aus der Welt schafft, Rechte auf ihre Ansprüche verzichten lässt, Gerichtshöfe milde stimmt, den Hass
ausrottet, den Zorn erstickt. Die Liebe ist es, die das Meer durchschifft, den Erdkreis umwandert, durch den Handel den
Nationen das Notwendige vermittelt. Und - Brüder - ein kurzes Wort über ihre Macht: Alles, was die Natur einem Ort versagt
hat, übermittelt ihm die Liebe. Sie ist es, die als eheliche Liebe zwei Menschen durch das ehrwürdige Sakrament vereinigt
zu einem Fleisch. Sie ist es, die der Menschheit durch die Geburt das Sein ermöglicht. Ihr ist es zu danken, dass die Gattin
teuer ist, die Kinder gut geartet, die Väter wahre Väter sind. Ihr ist es zu danken, dass andere uns wie wir uns selbst,
ja noch mehr als wir uns selbst, nahestehen, ja unsere Freunde sind. Ihr ist es zu danken, dass wir unsere Sklaven wie
Kinder lieben und umgekehrt sie uns gern als ihre Herren verehren. Ihr ist es zu danken, dass wir nicht nur Bekannten oder
Freunden, sondern oftmals auch solchen, die wir niemals gesehen, Liebe erweisen. …
O Liebe, wie gütig bist du! Wie reich! Wie mächtig! Nichts hat, wer dich nicht hat! … Du erhältst dem für den
Himmel bestimmten Volk das Leben, wenn du Frieden gewährest, den Glauben behütest, die Unschuld schützest, die Wahrheit
förderst, die Geduld liebst, die Hoffnung vor Augen hältst. Du schaffst aus Menschen, die in ihrem Charakter, ihrem
Lebensalter, ihrem Untertanenverhältnis verschieden sind, nur die eine Natur ihr eigen nennen, auch einen Geist, einen
Leib. Du duldest es nicht, dass die glorreichen Märtyrer sich von dem Bekenntnis des christlichen Namens abbringen lassen.
… Du gibst dich zufrieden, nackt zu sein, um Nackte bekleiden zu können. Für dich wird der Hunger zur Sättigung, wenn
dein Brot ein hungriger Armer isst. Deine Vermögensanlage besteht darin, dass das, was du hast, ganz der Barmherzigkeit
gehört. Du allein weißt nicht, was es heißt, sich bitten zu lassen. Du reichst den Unterdrückten oder in irgendeiner Not
sich Befindlichen, auch mit Opfern für dich selbst, die rettende Hand. Du bist das Auge der Blinden. Du bist der Fuß der
Lahmen. Du bist der verlässigste Schild der Witwen. Du vertrittst an Waisen die Stelle der Eltern, besser als diese selbst.
Deine Augen werden niemals trocken, weil entweder Barmherzigkeit oder Freude es nicht zulassen. Du liebst auch deine Feinde
in einer Art, dass niemand unterscheiden kann, was für dich noch für ein Unterschied besteht zwischen ihnen und deinen
Freunden. Du verbindest himmlische Geheimnisse mit menschlichen Dingen, menschliche Geheimnisse mit himmlischen Dingen.
Quelle: Des heiligen Bischofs Zeno von Verona Traktate. Aus dem Lateinischen übersetzt von Andreas Bigelmair, Bibliothek der Kirchenväter, 2. Reihe, Bd. 10. München 1934, S. 78 - 80
Zitate von Zeno:
Vermeide es, über das zu disputieren, was die Grenze menschlichen Erkennens überschreitet! In gewissem
Sinn leugnet Gott, wer ihn beweist; denn eine Verteidigung lässt man nur einem Schwachen zuteil werden; und der kann Gott
nicht mehr Ehrfurcht entgegenbringen, der da meint, es sei seiner Begabung zu verdanken, dass Gott anerkannt wird.
Das ist die wahre Größe des Glaubens, dass der Mensch Gott treu dient; dass er auf ihn allein sein Vertrauen
setzt; dass er erkennt, dass er seine Bezeichnung Fidelis (der Gläubige) von Fidelitas (Glaubenswilligkeit) und Fiducia
(gläubiges Vertrauen) trägt; dass er ein schuldloses Leben führt; dass er nur mit einem guten Gewissen, aber nicht mit
Geschwätzigkeit, die in Wirklichkeit die Mutter von Sünde ist, Gott zu erkennen wagt; dass er die eine Fülle der Macht
der Dreifaltigkeit, die als eine im Geist, als eine im Glauben erfasst wird, nicht verletzt, sondern verehrt.
Mit Recht hasst Gott … die Habsucht. Sie ist ein unergründliches Verlangen, eine blinde Begierde, eine wahnsinnige
Leidenschaft, eine Raubsucht, die keine Grenze hat, eine Spannung, die keine Ruhe findet, die nie zum Ziel ihrer Wünsche
kommt, weil sie kein Genügen kennt, Sie bricht die Treue; sie vernachlässigt die Liebe; sie verleugnet die Gerechtigkeit;
sie erkennt keine Gefühle an; sie setzt sich über die göttlichen Rechte hinweg; sie macht die menschlichen durch spitzfindige
Beweisführungen zunichte, um, wenn möglich, die ganze Welt an sich zu reißen, Wollt ihr wissen, was für eine Art des Unheils
sie ist? Sicherlich richtet sie ihre Wut gegen denjenigen, der sie liebt, noch mehr als gegen andere. Doch wer sie überwindet,
der wird das ewige Leben haben.
Quelle: Des heiligen Bischofs Zeno von Verona Traktate. Aus dem Lateinischen übersetzt von Andreas Bigelmair, Bibliothek der Kirchenväter, 2. Reihe, Bd. 10. München 1934, S. 65f, 71f, 144
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Das Hausherrenlied von Radolfzell
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Papst Gregor „der Große” erzählte in seinen Diakogen
Von der Kirche
des seligen Märtyrers Zeno in Verona, in die das Wasser bei einer Überschwemmung trotz offenstehender Türen nicht eindrang.
Auch Predigten
und Ansprachen von Zeno gibt es auf Deutsch zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der
Université Fribourg.
weitere Schriften von Zeno und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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- zuletzt aktualisiert am 17.04.2024
Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• https://www.kath-radolfzell.de/ueber-uns/pfarrgemeinden/muenster-ulf/beschreibung-muenster-ulf - abgerufen am 15.11.2023
• Gudrun Litz: Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten. Mohr - Siebeck, Tübingen 2007
• https://www.sueddeutsche.de/bayern/kirchengeschichte-zeno-isen-reichenhall-ausstellung-1.4938740 - abgerufen am 15.11.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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