Ökumenisches Heiligenlexikon

Ratbert von Corbie

auch: Paschasius Ratbertus, Paschasius Radbertus

1 Gedenktag katholisch: 26. April
Erhebung und Übertragung der Gebeine: 12. Juli

Name bedeutet: R: glänzender Rat (althochdt.)
P: der Österliche (hebr. - latein.)

Abt in Corbie
* um 790 bei Soissons in Frankreich
um 859 in Corbie in Frankreich


Ratbert wurde im damaligen Frauenkloster Notre Dame in Soissons erzogen. Er wurde Mönch in Corbie, war dort ein Schüler von Adalhard, wurde Diakon - aber nie Priester - und selbst angesehener Lehrer. 842 wurde Ratbert Abt seines Klosters, dann wurde er hineingezogen in die Auseinandersetzungen des Abtes Wala mit Kaiser Ludwig dem Frommen und schrieb zu Walas Verteidigung das Epitaphium Arsenii; deshalb musste er das Amt des Abtes aufgeben und lebte dann nur noch für seine Studien, zeitweise in St-Riquier.

Ratbert verfasste die Leidensgeschichte von Valerius und Rufinus und die Lebensgeschichte von Adalhard, eine Auslegung der Klagelieder des Jeremia mit Anspielungen auf die Zeitgeschichte. De fide, spe et caritate, Von Glaube, Hoffnung und Liebe, und seine Auslegung des 44. Psalms sind erbauliche Schriften. Am umfangreichsten ist die in jahrelanger Arbeit entstandene Auslegung des Matthäusevangeliums. Nachdem Ratbert 822 mit Wala und Adalhard an der Gründung des Klosters Corvey teilgenommen hatte, schrieb er auf Bitten von Abt Guarinus De corpore et sanguine Domini, Über Körper und Blut Christi. Ratbert betonte darin die völlige Einheit des eucharistischenDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. und des historischen Leibes Christi und legte damit den Grundstein für die Transsubstantiationslehre: Weil Christi Leib eine geistliche Speise sei, bleibe zwar die äußere Gestalt und der Geschmack der Elemente erhalten, die Substanz werde aber innerlich verwandelt in den realen fleischlichen Leib Christi, wie er ihn auf Erden getragen hat. Das Werk wurde bald schon Augustinus zugeschrieben und erhielt damit höchste Autorität; nachdem Ratbert seine Überarbeitung 844 König Karl dem Kahlen gewidmet hatte, erfuhr er aber auch Kritik, so durch Hrabanus Maurus. Auch zur Lehre über Maria trugen Ratberts Werke wesentliches bei, v. a. seine Abhandlung cogitis me, Ich glaube über die Aufnahme Marias in den Himmel, die bald schon ins Brevier übernommen und somit weit verbreitet wurde.

Ratberts Gebeine wurden 1073 erhoben und in die Pfarrkirche St-Pierre in Corbie übertragen.

Kanonisation: Die auf Anordnung von Papst Gregor X. erfolgte Erhebung der Gebeine am 12. Juli 1073 bedeutete die Heiligsprechung.

Worte des Heiligen

Paschasius Radbertus’ bekanntestes Werk heißt Vom Leib und Blut des Herrn. Auf die Frage, warum das einmal vollbrachte Opfer Christi täglich dargebracht werden muss und welchen Nutzen die Mysterien denen bringen, die sie würdig empfangen, gibt er darin zur Antwort:

Christus hat zwar einmal im Fleisch gelitten und durch sein einmaliges Todesleiden die Welt ein für allemal erlöst. Er ist aus dem Tod wieder zum Leben erstanden (Hebräerbrief 9, 12), und der Tod hat über ihn keine Gewalt mehr (Römerbrief 6, 9). Trotzdem wird dieses Opfer täglich erneuert, weil die Weisheit Gottes, des Vaters, dies aus vielen Gründen für uns als notwendig erachtet hat.
Erstens deswegen, weil wir täglich Sünden begehen, wenigstens solche, die der schwache Mensch nicht vermeiden kann. Zwar wird in der Taufe alle Schuld nachgelassen, aber es bleibt im Fleische die Neigung zur Sünde. Daher sagt der Psalmist (Psalm 102, 1.3): Preise, meine Seele, den Herrn, der alle deine Sünden vergibt, der alle deine Gebrechen heilt. Weil wir also täglich fallen, wird auch täglich Christus sakramental für uns geopfert und das Leiden Christi im Mysterium überliefert, damit er, der einmal durch sein Sterben den Tod besiegt hat, täglich durch diese Geheimnisse seines Leibes und Blutes die Rückfälle in die Sünde wiedergutmache. …
Zweitens wird es gefeiert, damit, wie im Paradies der Baum des Lebens stand, so die heilige Kirche Gottes, die im Hohenlied (4, 13) das Paradies der Wonne genannt wird, in sich das Mysterium des Lebens besitze, das dieser Baum vorbildete. Wer davon isst und die Gebote des Lebens hält, kann auf ewig nicht sterben.
Der dritte Grund ist, dass alle Wiedergeborenen, die würdig dieses Leben empfangen, eins werden, wenn Christus, den sie schon in der Taufe angezogen haben, durch dieses Sakrament in ihnen leibhaft bleibt, so dass sie als Gläubige in Christus eins sind und er in ihnen verharrt. So soll jenes Wort in Erfüllung gehen, das er selber zum Vater betet: Doch nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für jene, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien wie du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien. (Johannesevangelium 17, 20f) …
Das also sind die Wirkungen der beiden Sakramente. Durch die Taufe werden wir in Christus wiedergeboren, und durch das Sakrament des Leibes und Blutes bleibt Christus nicht nur durch den Glauben, sondern auch durch die Einheit des Fleisches und Blutes unleugbar in uns. So sind wir nunmehr Glieder Christi und nähren uns von seinem Fleisch, so dass wir nichts anderes sind als sein Fleisch und Blut, wovon wir leben.

Quelle: Paschasius Radbert: Vom Leib und Blut des Herrn. Christliche Meister 34, Trier 1988, S. 42 - 45

Zitat von Radbert über die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.:

Nichts Größeres hat nämlich Christus seiner Kirche im Mysterium hinterlassen als dieses Sakrament und die Taufe und die Heiligen Schriften. In allen dreien wirkt der Heilige Geist, das Unterpfand der ganzen Kirche, unter der äußeren Hülle geheimnisvoll unser Heil im Hinblick auf das unsterbliche Leben.

Dazu also ist das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt (Johannesevangelium 1, 14), damit durch das fleischgewordene göttliche Wort das Fleisch zum göttlichen Wort aufsteige, da ja das Fleisch des Wortes in diesem Mysterium Nahrung und Speise der Gläubigen wird.

Dieses Sakrament … wird deshalb mit Brot gefeiert, weil Christus das Brot ist, das vom Himmel herabkam (Johannesevangelium 6,51). Doch wie Brot hier etwas ganz anderes bedeutet als unser Brot, so ist sein Fleisch von unserem jetzigen sterblichen Fleisch gar sehr verschieden. Sein Fleisch vollbringt durch Leiden die Erlösung der Menschheit, und zwar als wirkliches Fleisch, als Brot aber gewährt es den für die Ewigkeit Wiedergeborenen die Nahrung der Unsterblichkeit. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn schon das (irdische) Fleisch Christi Brot genannt wird, da auch das Fleisch, das unter der sichtbaren Gestalt von Brot dargereicht wird, nichts anderes ist als sein Fleisch, und zwar jenes, von dem der Glaube bekennt, dass Christus wahrhaft im gleichen Fleisch gelitten hat, und zugleich Brot ist, weil das Weizenkorn in die Erde gefallen ist und uns aus sich durch den Glauben als reinen Weizen erzeugt hat. So schenkte er sich selbst seinen aus ihm geborenen Gliedern als das Leben und war damit für uns nichts anderes als das ewige Brot.

Quelle: Paschasius Radbert: Vom Leib und Blut des Herrn. Christliche Meister 34, Trier 1988, S. 16f, 48

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Schriften von Ratbert gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 26.07.2022

Quellen:
• http://www.autobahnkirche.de/dc/hk/FMPro?-db=namenstag.fp5&-format=record%5fdetail.htm&-lay=layout &Name=ratbert&-recid=33151&-find=
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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