Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Herz Jesu

Ausgehend von einer symbolisch-mystischen Deutung von Johannesevangelium 7, 37 - 44 in der Väterzeit entwickelte sich im 12./13. Jahrhundert die Herz-Jesu-Verehrung, besonders zu nennen ist hier Gertrud von Helfta. Im 17. Jahrhundert trugen vor allem Johannes Eudes und Margareta Maria Alacoque zur Förderung der Herz-Jesu-Verehrung bei, die bis in die Gegenwart hinein in den Herz-Jesu-Freitagen und im Herz-Jesu-Fest liturgischen Ausdruck findet.

Nach Guerricus von Igny († 1157) gibt es eine dreifache Begegnung mit Gott:
Einmal wurde er der Welt geschenkt in Menschengestalt, zu bestimmten Tagen und Stunden schenkt er sich uns in der Gestalt des Brotes, häufiger jedoch begegnet er den Glaubenden in der Erfahrung seines Geistes. Das erste dient zur Erlösung, das zweite zur Heiligung, das dritte jedoch zum Trost.
Das erste erfordert den rechten Glauben, das zweite ein reines Gewissen, das dritte eine stets bereite Hingabe. Sie erhebt den Geist, damit er der Gnade entgegenstrebt, öffnet das Herz, damit es sie einlässt, und macht das Liebesvermögen weit, damit es ihn in seiner ganzen Fülle aufnimmt: Das Herz Jesu steht offen für alle: Was ist die Wunde an der Seite Christi anderes als ein offenes Tor? Die Türe an der Seite der Arche Noah war für die Menschen gedacht, die aus der Sintflut gerettet werden sollten. Sie war nur ein Vorausbild, das offene Herz Jesu aber ist eine bleibende Wahrheit. Hier wird nicht nur das irdische Leben gerettet, sondern das unsterbliche Leben wieder gewonnen. Dafür hat er nämlich voll Erbarmen seine Seite geöffnet, dass das Blut seiner Wunde dir Leben schenke, die Wärme seines Leibes dich belebe und der Geist seines Herzens in dich einströme. Bei ihm wirst du sichere Zuflucht finden, bis das Unheil vorüber ist. Bei ihm wirst du nicht frieren, denn in diesem Herzen erkaltet die Liebe nicht. Bei ihm wirst du überströmen vor Freude - besonders dann, wenn deine Sterblichkeit vom Leben des Hauptes verschlungen sein wird.

[Maria Hildegard Brem: Guerric von Igny - Über das geistliche Wachstum, Zisterziensische Spiritualität für den Alltag 4. Regensburg 2003, S. 20]

Gertrud von Helfta die Große († 1301/2) schreibt vom Dienste des göttlichen Herzens:
Als sie ein andermal sich anstrengte, die einzelnen Noten und Worte mit großer Andacht zu singen, hieran aber aus menschlicher Schwachheit öfter gehindert wurde, sprach sie trauernd bei sich selbst: Welcher Gewinn wird aus einer Anstrengung ersprießen, der so große Unbeständigkeit anhaftet? Der Herr, der ihre Trauer nicht ertragen konnte, stellte ihr gleichsam mit seinen eigenen Händen sein göttliches Herz unter dem Bilde einer brennenden Lampe vor mit den Worten: Sieh, ich zeige den Augen deines Geistes mein süßestes Herz, das Werkzeug der anbetungswürdigen Dreieinigkeit, dem du alles, was du aus dir weniger vollkommen vermagst, zur Ergänzung vertrauensvoll empfehlen sollst: so wird dann alles vor meinen Augen höchst vollkommen erscheinen. Denn gleichwie ein treuer Knecht seinem Herrn zu allem bereit steht, so wird von nun an mein Herz dir immer zu Diensten sein, um deine Nachlässigkeiten zu ergänzen.über diese unerhörte Herablassung des Herrn erschrak und staunte sie; für durchaus unpassend hielt sie es, dass das einzig hocherhabene Herz ihres Herrn, die Schatzkammer der Gottheit, die jegliches Gute umschließt, ihr, der so Geringen, zur Ergänzung ihrer Nachlässigkeiten wie ein Diener bereit stehe.
[Gertrud die Große: Gesandter der göttlichen Liebe, übersetzt von J. Weißbrot. Herder, Freiburg-Basel-Wien 2001, 23. Kapitel, S. 157f.]

Maria Angela Astorch († 1665):
Du mein unvergleichlicher Schatz, mein ganzer Reichtum, [du bist] ganz Erbarmen und Milde. Du, oh liebliches Herz, bist meine Zuflucht und kommst meinen Nöten zu Hilfe. Denn nur du bist meine sichere Hoffnung in allem, was ich erhoffe. Du bist das Licht und die Ruhe in einen Zweifeln, der Mut in meinen Schmerzen, der innerste Mittelpunkt meiner Seele, voll von Erbarmen gegenüber meinem Geist, sicherer Hafen bei meinem Schiffbruch: oh du mein zärtlicher und aufmerksamer Liebhaber!
Mehr als alle [anderen] heiligen Glieder meines Herrn Jesus Christus, bist du mir, oh du von Liebe überfließendes Herz, meine milde Ruhe. Je größer meine Betrübnis ist, desto mehr finde ich Erleichterung und Stärkung in dir. In dir wird der wahre Glaube lebendig, erweitert sich meine Hoffnung und entzündet sich die Liebe.
Welch ein Jubel, welch innere Empfindungen! Welch zarte [inneren] Berührungen und Anstöße! … Welch ein Wunsch zu lieben und zu leiden, da ich doch alles in dir entdecke, geliebtestes Herz [Jesu]!

[eigene Übersetzung aus dem Portugiesischen]

Johannes Eudes († 1680):
Das Herz unseres Erlösers ist ein brennender Herd der Liebe in Bezug auf uns: der reinigenden Liebe, der erleuchtenden Liebe, der heiligenden Liebe, der umwandelnden Liebe und der vergöttlichenden Liebe:
Der reinigenden Liebe, in der die Herzen vollkommener als Gold im Feuer gereinigt werden.
Der erleuchtenden Liebe, die die Finsternisse der Hölle, von denen die Erde verhüllt ist, beseitigt und die uns eintreten lässt in die wunderbaren Lichter des Himmels: 'Er hat uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen (1. Petrusbrief 2, 9).
Der heiligenden Liebe, die die Sünde in unseren Seelen beseitigt, um hier das Reich der Gnade zu errichten.
Der umwandelnden Liebe, die die Schlangen in Tauben verwandelt, die Wölfe in Lämmer, die wilden Tier ein Engel, die Kinder des Teufels in Kinder Gottes, die Kinde des Zorns und des Fluches in Kinder der Gnade und des Segens.
Der vergöttlichenden Liebe, die die Menschen zu Göttern macht, indem es sie teilnehmen lässt an der Heiligkeit Gottes, seiner Barmherzigkeit, seiner Geduld, seiner Güte, seiner Liebe, seiner Wohltätigkeit und an seinen übrigen göttlichen Vollkommenheiten: teilnehmend an der göttlichen Natur (2. Petrusbrief 1, 4).

[Saint Jean Eudes, coeurs armirable, livre 12, O. C. 8,350; eigene Übersetzung]

Claudius de la Colombière († 1682):
Sieh du dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es sich bis zum Letzten nichts ersparte und sich verzehrte, um ihnen seine Liebe zu bezeugen.

Margareta Maria Alacoque († 1690) gibt Ratschläge für das rechte Verhalten in den Abgründen des Lebens:
Wenn wir uns in einem Abgrund des Widerstandes und der Gegensätzlichkeit gegen den Willen Gottes befinden, müssen wir uns in jenen der Unterwürfigkeit und der Gleichförmigkeit mit dem heiligen Willen des heiligsten Herzens des Heilandes versenken und da all unseren Widerstand verlieren, um uns mit jener glücklichen Gleichförmigkeit zu bekleiden in allen Verfügungen, die er über uns treffen will.
Wenn Sie sich in dem Abgrund der Trockenheit und der Ohnmacht befinden, versenken Sie sich in das liebenswürdigste Herz Jesu, das ein Abgrund der Macht in Ihnen ist, ohne dessen Süßigkeit kosten zu wollen, es sei denn, es gefiele ihm so.
Wenn Sie in einem Abgrund der Armut sind, entblößt von allem und auch von sich selbst, versenken Sie sich in das heiligste Herz; es wird Sie bereichern und Sie mit Freude umkleiden, wenn Sie es gewähren lassen.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Schwachheit befinden, in den Sie jeden Augenblick fallen, versenken Sie sich in die Kraft des heiligsten Herzens, das Sie stärken und ebenso häufig wieder aufrichten wird.
Wenn Sie in einem Abgrund der Armseligkeiten sind, versenken Sie dieselben in die Erbarmungen dieses anbetungswürdigen Herzens; und verlieren Sie da Ihre Armseligkeiten und betrachten Sie sich als ein Gebilde seiner Erbarmungen.
Wenn Sie sich in einem Abgrund des Hochmutes und der eitlen Selbstschätzung befinden, versenken Sie ihn sogleich in jenen der Demut des heiligsten Herzens, in dem Sie alles verlieren müssen, was sich in Ihnen erhebt, um sich mit seiner heiligen Vernichtung zu umkleiden durch die Liebe zu Ihrer Erniedrigung.
Wenn Sie in einem Abgrund der Unwissenheit sind, versenken Sie sich in das liebenswürdige Herz Jesu, das ein Abgrund der Wissenschaft ist und in dem Sie lernen werden, es zu lieben und zu tun, was es von Ihnen wünscht.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Untreue und der Unbeständigkeit befinden, versenken Sie sich in jenen der Festigkeit und Beständigkeit des heiligsten Herzens Jesu, unseres wahren und treuen Freundes, der uns lehren wird, ihm treu und beständig zu sein, wie er es immer in seiner Liebe zu uns war.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Dürftigkeit befinden, versenken Sie sich in jenen der Fülle aller Art und der Güter des anbetungswürdigen Herzens Jesu; und da verlieren Sie sich wie eine abflusslose Quelle, um darin durch wahre Abtötung eine Quelle des Lebens zu finden, damit Sie nur mehr mit den Augen Jesu schauen, nur mehr mit seinen Ohren hören, nur mehr mit seiner Zunge sprechen und nur mehr durch sein liebenswürdiges Herz lieben.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Undankbarkeit für die großen Güter, die Sie von Gott empfangen haben, befinden, versenken Sie sich in das göttliche Herz, das eine Quelle der Dankbarkeit ist, mit der es Sie erfüllen wird, wenn Sie es bitten, für Sie Ersatz zu leisten, und das selbst uns verschaffen wird, was wir ihm schulden.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Heftigkeit und des Zornes sehen, versenken Sie sich in jenen der Sanftmut des liebenswürdigen Herzens Jesu, damit er Sie sanft und demütig mache, wie es ist.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Zerstreuungen befinden, versenken Sie dieselben in den Abgrund der Ruhe des heiligsten Herzens, das Ihnen unfehlbar den Sieg geben wird, wenn Sie dieselben großmütig bekämpfen.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Finsternis befinden, versenken Sie sich in jenen des Lichtes des göttlichen Herzens; es verlieren sich da Ihre Schatten und es umkleidet Sie mit seinem Licht, von dem Sie sich führen lassen müssen wie eine Blinde, die alles nur mehr in diesem göttlichen Licht sehen will.
Wenn Sie sich in einen Abgrund der Traurigkeit getaucht finden, versenken Sie sich in jenen der göttlichen Freude des heiligsten Herzens und Sie werden einen solchen Schatz derselben finden, der all Ihre Traurigkeit und Betrübnis des Geistes zerstreuen wird.
Wenn Sie sich in Angst und Unruhe befinden, versenken Sie sich in den Frieden dieses anbetungswürdigen Herzens, den Ihnen niemand nehmen kann.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Furcht befinden, versenken Sie sich in jenen des Vertrauens des heiligsten Herzens und lassen Sie da die Furcht vor der Liebe weichen.
Wenn Sie sich im Abgrund des Missvergnügens und der Unzufriedenheit fühlen, versenken Sie sich in das heiligste Herz, um sie darin zu verlieren und nur in ihm allein Freude zu haben.
Wenn Sie sich in einem Abgrund der Bitterkeit und des Leidens befinden, versenken Sie sich in das heiligste Herz Jesu, um sie mit dem seinen zu vereinigen; da werden Sie einen Schatz der Freude finden, der Sie unterwürfig macht gegen alles, was er mit Ihnen tun will, und Sie werden alles schweigend leiden, ohne zu klagen.
Versenken Sie sich oft in die Liebe dieses liebenswürdigen Herzens, damit Sie dem Nächsten nichts tun, was nur irgendwie diese Tugend verletzt, und tun Sie den anderen nichts, was Sie nicht wollten, dass man Ihnen tue.
Sie können sich in dasselbe auch versenken als in einen Abgrund der Reinheit und der Vollendung, um Ihre Absichten zu reinigen und Ihre Wünsche und Bestrebungen zu vollenden, Ihr Leben der Sünde und der Unvollkommenheit abzuschließen und jenes der Gnade, der Liebe und der Vollkommenheit zu finden, zu dem es Sie bestimmt.
O verlieren Sie sich in diesem heiligen Abgrund und verlassen Sie denselben nicht mehr, denn er wird Ihr verhärtetes Herz erweichen und es empfindlich machen für seine Gnaden und seine Liebe.

[M. Breig, Leben und Werke der heiligen Margareta Maria Alacoque, Unterweisungen, Leutesdorf 1993, S. 148-51]

Emilie Schneider († 1859) berichtet in einem Brief vom 8. März 1857 von einer inneren Schau, die ihr Leben entscheidend prägen sollte:
Als ich eines Tages gleich beim Anfang der heiligen Messe tief durchdrungen war von diesem wunderbaren Geheimnis göttlicher Liebe, sah ich gleich nach der Wandlung meinen geliebten Heiland. Aus seinen heiligen Wunden strömten im reichlichem Maße Strahlen von wunderbarem Glanze. Bei diesem Anblick ward meine Seele von Wonne erfüllt. Ich wollte mich ihm nahen, um von diesen Strahlen überströmt zu werden. Da sah ich, wie dieselben sich über die Anwesenden, doch nicht über alle, verbreiteten und ergossen; dann bemerkte ich, wie der Raum sich ausdehnte, bis er unübersehbar und die Zahl der Anwesenden unzählbar war. Die Strahlen verbreiteten sich in einem Augenblick über alle und teilten sich ihnen in der ungleichem Maße mit. Auch ich hatte Anteil an den Gnadenstrahlen meines geliebten Heilandes, und meine Seele wurde davon in ein Meer von Seligkeit versenkt. Als ich mich wieder im natürlichen Zustand befand, war mein Herz von einer so großen Glut entzündet, dass ich nicht weiß, wie es nicht ganz davon verzehr wurde. Ich hatte ein so großes Verlangen, alle Menschen von recht lebendigem Glauben in Betreff dieses Geheimnisses der Liebe belebt und von glühender Liebe zu meinem geliebten Heiland entzündet zu sehen, dass ich, um dies zu erlangen, für alle und für jeden einzelnen mein Leben hätte hingeben wollen. Wenige Tage später sah ich wieder nach der Wandlung [bei der Eucharistie] meinen geliebten Heiland von unbeschreiblichem Glanze umgeben. Aus seinen heiligen Wunden, besonders aus seiner Herzenswunde, sah ich in wunderbaren Gestalten die Gnaden fließen. Bei diesem Anblick versank ich in heiliges Staunen. Da sagte mein geliebter Heiland: Was du hier siehst und nicht verstehst, sind die Früchte meiner Liebe zu den Menschen. Vergiss nimmer, was du gesehen, und suche hier, wessen du bedarfst.
[Karl Richstätter SJ, Eine moderne deutsche Mystikerin / Leben und Briefe der Schwester Emilie Schneider, Freiburg i. B. 1924, S. 200]

Maria Bernhardine Soubirous († 1879)
Eine gute Ordensfrau soll Gott bitten um: Mehr Demut als Erniedrigungen, mehr Geduld als Leiden, mehr Willen als gute Werke, mehr Liebe als Taten, mehr Hingabe als Befehle, mehr Wirken als Worte, mehr Streben nach Heiligkeit als nach Gesundheit. Hingabe ohne Grenzen, Liebe und Treue zu Jesus, meinem Bräutigam bis in den Tod. Jesu Herz mit allen seinen Schätzen ist mein Teil; dort lebe ich, dort sterbe ich in Freuden inmitten der Leiden.

Ludwig von Casoria († 1885) schreibt an eine Franziskanerin anlässlich der Herz-Jesu-Festes 1878 über die wahre Herz-Jesu-Verehrung:
Weder du noch ich sind [bis jetzt wahre] Freunde des Herzens Jesu. Wir haben gute Vorsätze in schöne Worte gepackt; aber wir wollen tun, was uns gut scheint und gefällt, um Trost, Vergnügen und Geschmack an Jesus Christus zu empfinden. Dies gefiel mir in meiner Jugendzeit, als mein Geist es liebte, sich an den Wonnen der Liebe und Zuneigung, wozu wir von unserer Natur aus geneigt sind, zu erquicken und sie zu verkosten; wenn unsere Natur aber nicht von der Liebe Christi, vom Leiden Jesu Christi und von den Schmerzen des geduldigen Jesus gedemütigt wird, wenn wir nicht die Wunden Christi in unserer Seele und in unserem Leib tragen, lieben wir das Herz Jesu nicht. Wenn wir nicht in das Herz Jesu eintreten, wenn wir nicht mit Ihm ans Kreuz steigen, und wir nicht weinend danach verlangen, wie Er aus Liebe und aus Schmerz am Kreuz gequält zu sein, ohne irgend einen Trost, ohne irgend ein Geschöpf, das uns tröstet, uns hilft, mit uns leidet, das uns statt frischem Wasser Galle, Bitterkeit und Undank reicht und eine Lanze ins Herz sticht, [wahrhaftig] nur so werden wird wahre Verehrer des Herzens Jesu sein, nur dann werden wir sagen können: Ich bin ein Kind des Herzens Gottes; ich komme vom Herzen und ich kenne das Herz meines Gottes Jesus.
Wo sind diese großen Seelen? Es ist besser, sich immer in der Wunde Christi aufzuhalten als im heiligen Paradies, weil die höchste Liebe keine Ruhe sucht, ihre Ruhe ist der Gekreuzigte Christus. Solange die Seele nicht eintritt und sich nicht umbildet in den Gekreuzigten Jesus, findet sie keinen Frieden, ist ihr Genuss kein Genuss; ihr [wahrer] Genuss ist vielmehr die Verlassenheit, die Missachtung, die serafische Armut [des hl Franziskus]. Das Herz Jesu ist angenehme Wonne für die schwachen jugendlichen Seelen, für die Anfänger auf dem Weg des Herrn. Aber diejenigen, die aufsteigen, einen großen Schritt nach oben machen wollen, müssen ihr Fleisch und ihren Geist kreuzigen; sie müssen den hl. Franziskus mit seinen Wundmalen lieben und nachahmen; sie müssen dem inneren Stolz, ihren Skrupeln und geistlichen Fantasien entsagen.

[P. Ludovico (Palmentieri) da Casoria, Epistolario, a cura di P. Giocchino (Francesco) d'Andrea, vol. 2, Napoli 1989, S. 977; eigene Übersetzung]

Johannes Bosco († 1888): Die Quelle aller Gnaden ist das heiligste Herz Jesu. (XVII, 214)

Damian de Veuster († 1889): Wie schön ist es, als Kind der heiligste Herzen zu sterben.

Am 6. Januar 1899 schrieb Maria vom göttlichen Herzen Jesu Gräfin Droste zu Vischering († 1899) zum zweiten Mal an Papst Leo XIII. und äußerte die Bitte, er möge die Welt dem göttlichen Herzen Jesu weihen:
An der Vigil des Festes der Unbefleckten Empfängnis ließ mich der Heiland erkennen, dass Er durch diesen neuen Aufschwung, den die Verehrung Seines Göttlichen Herzens nehmen soll, ein neues Licht über die ganze Welt leuchten lassen will, und die Worte der dritten Weihnachtsmesse drangen mir ins Herz: Quia hodie descendit lux magna super terram [Heute stieg ein großes Licht auf die Erde herab.]. Ich glaubte, dieses Licht zu schauen, das Herz Jesu, diese anbetungswürdige Sonne, welche ihre Strahlen auf die Erde herabsandte, zuerst auf einen engeren Kreis, dann sie ausbreitend und endlich die ganze Welt erleuchtend. Und Er sagte: Vom Glanze dieses Lichtes werden die Völker und Nationen erleuchtet und von seiner Glut wieder erwärmt werden. Ich erkannte das sehnlichste Verlangen, das Er hat, Sein anbetungswürdigstes Herz mehr und mehr verherrlicht und erkannt zu sehen und Seine Gaben und Segnungen über die ganze Welt auszugießen. Und Er erwählte Eure Heiligkeit, indem Er Ihre Tage verlängerte, damit Sie Ihm diese Ehre zu erweisen vermöchten, Sein beleidigtes Herz zu trösten und auf Ihre Seele erlesene Gnaden herabzuziehen, welche diesem Göttlichen Herzen entströmen, der Quelle jeglicher Gnade, der Stätte des Friedens und des Glückes. Ich fühle mich unwürdig, alles dies Eurer Heiligkeit mitzuteilen. Aber nachdem mich der Heiland mehr und mehr von meinem Elende hatte durchdringen und mich die Hingabe meiner selbst als Opfer und Braut Seines Herzens erneuern lassen, indem ich gern jede Art von Leiden, Verdemütigung und Missachtung annahm, gab Er mir den gemessenen Befehl für Eure Heiligkeit, abermals an Euch über diesen Gegenstand zu schreiben.
Es könnte befremden, dass der Heiland diese Weihe der ganzen Welt verlangt und Sich nicht an der Weihe der katholischen Kirche genügen lässt. Aber so glühend ist Sein Wunsch, zu herrschen, geliebt und verherrlicht zu werden und alle Herzen mit Seiner Liebe und Barmherzigkeit zu entzünden, dass Er wünscht, Eure Heiligkeit möchte Ihm die Herzen aller jener darbringen, welche Ihm durch die heilige Taufe gehören, um ihnen die Rückkehr zur wahren Kirche zu erleichtern, ebenso die Herzen aller jener, welche das geistliche Leben noch nicht durch die Taufe empfangen haben, für die Er aber auch Sein Leben und Blut hingegeben hat und die auch berufen sind, eines Tages Kinder der heiligen Kirche zu werden, um durch dieses Mittel ihre geistliche Geburt zu beschleunigen.

[Max Bierbaum, Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering. Ein Lebensbild. Herder, Freiburg-Basel-Wien 1966, S. 205f.]

Blandina Merten († 1918):
Das Herz Jesu ist der Spiegel der Gott liebenden Seele, in dem sie sich täglich schauen und ihre ähnlichkeit und Unähnlichkeit mit Ihm feststellen kann. Es ist der Seele das beste Betrachtungsbuch, der weiseste und liebenswürdigste Lehrer und Berater, höchste Quelle des Trostes und süßester Ort der Ruhe. Wenn wir es verständen, immer in der rechten Weise das göttliche Herz zu befragen und zu verstehen, wir hätten nichts anderes mehr nötig, wir fänden alles in Ihm.
[Dienerin Gottes Schwester Blandina Merten OSU / Ursuline von Calvarienberg, Aus ihren Schriften, Ahrweiler 4 1985, S. 30f.]

Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit Catez († 1906):
Mein Lieblingsbuch: die Seele Christi, sie offenbart mir alle Geheimnisse des himmlischen Vaters.

Guido Maria Conforti von Parma († 1931):
Ein Leben der Liebe war das Leben Christi auf dieser Erde und ein Leben der Liebe ist jenes, das er weiter in unserer Mitte führt im verehrungswürdigen Sakrament des Altares, wo er fortfährt, Wohltaten zu spenden und zu heilen, wie er es schon tat in der Zeit seiner [irdischen] Sendung; hier hat er überdies den Grund gelegt für alle Schätze seiner Güte; hier offenbart sich vorzugsweise die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen; hier sollen wir mit den Augen des Glaubens das Herz Christi betrachten und verehren, das ununterbrochen für uns schlägt, in Sehnsucht nach unserer Heiligung und unserer Glückseligkeit.
[Lettera Pastorale, 10 Febbraio 1917; eigene Übersetzung]

Alois Andritzki († 1943):
Es sinnt sein Herz von Geschlecht zu Geschlecht, dem Tode ihre Seelen zu entreißen und sie in Hungersnot zu nähren. Dieser Gedanke erfüllt uns mit großer Hoffnung. Mag es auch noch so schwere Zeiten geben, nie sind wir verlassen. Wir sollen uns jetzt läutern, besonders jetzt bemühen, unser Herz Seinem Herzen gleich zu bilden - auch wir sollen im Gedanken der Generationen denken und leben und opfern: das Samenkorn, das stirbt, bringt neues Leben. Mit dem Worte Pauli: täglich lasst uns der Welt absterben wird ernst gemacht. Darum wissen wir auch, dass daraus neues Leben erblüht. So können wir mit innerer Ruhe die künftigen Tage erwarten. So ist uns das Herz Jesu, in dem die Glut der Liebe zu uns nie erlischt, wahrlich eine Stätte der Ruhe, aber auch uns Büssenden die rettende Zuflucht. Darum lasst uns nicht aufhören, dem dreieinigen Gott Dank zu sagen: Alleluja.
[Brief aus dem KZ Dachau vom 14. Juni 1942]

Eustachius Kugler († 1946):
Das heiligste Herz Jesu soll mein Lehrer sein in der Vollkommenheit; ich will mich in allem fragen: Wie Jesus gehandelt hätte, so will auch ich handeln.


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 09.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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