Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Herz Jesu
Ausgehend von einer symbolisch-mystischen Deutung von Johannesevangelium 7, 37 - 44 in der Väterzeit entwickelte sich im 12./13. Jahrhundert die Herz-Jesu-Verehrung, besonders zu nennen ist hier Gertrud von Helfta. Im 17. Jahrhundert trugen vor allem Johannes Eudes und Margareta Maria Alacoque zur Förderung der Herz-Jesu-Verehrung bei, die bis in die Gegenwart hinein in den Herz-Jesu-Freitagen und im Herz-Jesu-Fest liturgischen Ausdruck findet.
Nach Guerricus von Igny
(† 1157) gibt es eine dreifache Begegnung
mit Gott:
Einmal wurde er
der Welt geschenkt in Menschengestalt, zu bestimmten Tagen und
Stunden schenkt er sich uns in der Gestalt des Brotes, häufiger
jedoch begegnet er den Glaubenden in der Erfahrung seines Geistes.
Das erste dient zur Erlösung, das zweite zur Heiligung, das
dritte jedoch zum Trost.
Das erste erfordert den
rechten Glauben, das zweite ein reines Gewissen, das dritte eine
stets bereite Hingabe. Sie erhebt den Geist, damit er der Gnade
entgegenstrebt, öffnet das Herz, damit es sie einlässt, und
macht das Liebesvermögen weit, damit es ihn in seiner ganzen
Fülle aufnimmt: Das Herz Jesu steht offen für alle: Was ist
die Wunde an der Seite Christi anderes als ein offenes Tor? Die Türe
an der Seite der Arche Noah war für die Menschen gedacht, die
aus der Sintflut gerettet werden sollten. Sie war nur ein Vorausbild,
das offene Herz Jesu aber ist eine bleibende Wahrheit. Hier wird
nicht nur das irdische Leben gerettet, sondern das unsterbliche Leben
wieder gewonnen. Dafür hat er nämlich voll Erbarmen seine
Seite geöffnet, dass das Blut seiner Wunde dir Leben schenke,
die Wärme seines Leibes dich belebe und der Geist seines Herzens
in dich einströme. Bei ihm wirst du sichere Zuflucht finden, bis
das Unheil vorüber ist. Bei ihm wirst du nicht frieren, denn in
diesem Herzen erkaltet die Liebe nicht. Bei ihm wirst du überströmen
vor Freude - besonders dann, wenn deine Sterblichkeit vom Leben des
Hauptes verschlungen sein wird.
[Maria
Hildegard Brem: Guerric von Igny - Über das geistliche Wachstum,
Zisterziensische Spiritualität für den Alltag 4.
Regensburg 2003, S. 20]
Gertrud von Helfta die Große
(† 1301/2) schreibt vom Dienste des
göttlichen Herzens
:
Als sie ein
andermal sich anstrengte, die einzelnen Noten und Worte mit großer
Andacht zu singen, hieran aber aus menschlicher Schwachheit öfter
gehindert wurde, sprach sie trauernd bei sich selbst:
Welcher
Gewinn wird aus einer Anstrengung ersprießen, der so große
Unbeständigkeit anhaftet?
Der Herr, der ihre Trauer nicht
ertragen konnte, stellte ihr gleichsam mit seinen eigenen Händen
sein göttliches Herz unter dem Bilde einer brennenden Lampe vor
mit den Worten: Sieh, ich zeige den Augen deines Geistes mein
süßestes Herz, das Werkzeug der anbetungswürdigen
Dreieinigkeit, dem du alles, was du aus dir weniger vollkommen
vermagst, zur Ergänzung vertrauensvoll empfehlen sollst: so wird
dann alles vor meinen Augen höchst vollkommen erscheinen. Denn
gleichwie ein treuer Knecht seinem Herrn zu allem bereit steht, so
wird von nun an mein Herz dir immer zu Diensten sein, um deine
Nachlässigkeiten zu ergänzen.
über diese
unerhörte Herablassung des Herrn erschrak und staunte sie; für
durchaus unpassend hielt sie es, dass das einzig hocherhabene Herz
ihres Herrn, die Schatzkammer der Gottheit, die jegliches Gute
umschließt, ihr, der so Geringen, zur Ergänzung ihrer
Nachlässigkeiten wie ein Diener bereit stehe.
[Gertrud die Große: Gesandter der göttlichen Liebe, übersetzt von
J. Weißbrot. Herder, Freiburg-Basel-Wien 2001, 23. Kapitel, S.
157f.]
Maria Angela Astorch († 1665):
Du mein
unvergleichlicher Schatz, mein ganzer Reichtum, [du bist] ganz
Erbarmen und Milde. Du, oh liebliches Herz, bist meine Zuflucht und
kommst meinen Nöten zu Hilfe. Denn nur du bist meine sichere
Hoffnung in allem, was ich erhoffe. Du bist das Licht und die Ruhe in
einen Zweifeln, der Mut in meinen Schmerzen, der innerste Mittelpunkt
meiner Seele, voll von Erbarmen gegenüber meinem Geist, sicherer
Hafen bei meinem Schiffbruch: oh du mein zärtlicher und
aufmerksamer Liebhaber!
Mehr als alle [anderen]
heiligen Glieder meines Herrn Jesus Christus, bist du mir, oh du von
Liebe überfließendes Herz, meine milde Ruhe. Je größer
meine Betrübnis ist, desto mehr finde ich Erleichterung und
Stärkung in dir. In dir wird der wahre Glaube lebendig,
erweitert sich meine Hoffnung und entzündet sich die Liebe.
Welch ein Jubel, welch
innere Empfindungen! Welch zarte [inneren] Berührungen und
Anstöße! … Welch ein Wunsch zu lieben und zu leiden, da
ich doch alles in dir entdecke, geliebtestes Herz [Jesu]!
[eigene Übersetzung aus dem Portugiesischen]
Johannes Eudes (†
1680):
Das Herz unseres
Erlösers ist ein brennender Herd der Liebe in Bezug auf uns: der
reinigenden Liebe, der erleuchtenden Liebe, der heiligenden Liebe,
der umwandelnden Liebe und der vergöttlichenden Liebe:
Der
reinigenden Liebe, in der die Herzen vollkommener als Gold im Feuer
gereinigt werden.
Der erleuchtenden
Liebe, die die Finsternisse der Hölle, von denen die Erde
verhüllt ist, beseitigt und die uns eintreten lässt in die
wunderbaren Lichter des Himmels: 'Er hat uns aus der Finsternis in
sein wunderbares Licht gerufen
(1. Petrusbrief 2, 9).
Der heiligenden Liebe,
die die Sünde in unseren Seelen beseitigt, um hier das Reich der
Gnade zu errichten.
Der umwandelnden Liebe,
die die Schlangen in Tauben verwandelt, die Wölfe in Lämmer,
die wilden Tier ein Engel, die Kinder des Teufels in Kinder Gottes,
die Kinde des Zorns und des Fluches in Kinder der Gnade und des
Segens.
Der vergöttlichenden
Liebe, die die Menschen zu Göttern macht, indem es sie
teilnehmen lässt an der Heiligkeit Gottes, seiner
Barmherzigkeit, seiner Geduld, seiner Güte, seiner Liebe, seiner
Wohltätigkeit und an seinen übrigen göttlichen
Vollkommenheiten: teilnehmend an der göttlichen Natur
(2. Petrusbrief
1, 4).
[Saint Jean Eudes, coeurs armirable, livre 12, O. C. 8,350; eigene Übersetzung]
Claudius de la Colombière († 1682):
Sieh du dieses
Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es sich bis zum
Letzten nichts ersparte und sich verzehrte, um ihnen seine Liebe zu
bezeugen.
Margareta Maria Alacoque
(† 1690) gibt Ratschläge für
das rechte Verhalten in den Abgründen des Lebens:
Wenn wir uns in
einem Abgrund des Widerstandes und der Gegensätzlichkeit gegen
den Willen Gottes befinden, müssen wir uns in jenen der
Unterwürfigkeit und der Gleichförmigkeit mit dem heiligen
Willen des heiligsten Herzens des Heilandes versenken und da all
unseren Widerstand verlieren, um uns mit jener glücklichen
Gleichförmigkeit zu bekleiden in allen Verfügungen, die er
über uns treffen will.
Wenn Sie sich in dem
Abgrund der Trockenheit und der Ohnmacht befinden, versenken Sie sich
in das liebenswürdigste Herz Jesu, das ein Abgrund der Macht in
Ihnen ist, ohne dessen Süßigkeit kosten zu wollen, es sei
denn, es gefiele ihm so.
Wenn Sie in einem
Abgrund der Armut sind, entblößt von allem und auch von
sich selbst, versenken Sie sich in das heiligste Herz; es wird Sie
bereichern und Sie mit Freude umkleiden, wenn Sie es gewähren
lassen.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Schwachheit befinden, in den Sie jeden Augenblick fallen,
versenken Sie sich in die Kraft des heiligsten Herzens, das Sie
stärken und ebenso häufig wieder aufrichten wird.
Wenn Sie in einem
Abgrund der Armseligkeiten sind, versenken Sie dieselben in die
Erbarmungen dieses anbetungswürdigen Herzens; und verlieren Sie
da Ihre Armseligkeiten und betrachten Sie sich als ein Gebilde seiner
Erbarmungen.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund des Hochmutes und der eitlen Selbstschätzung befinden,
versenken Sie ihn sogleich in jenen der Demut des heiligsten Herzens,
in dem Sie alles verlieren müssen, was sich in Ihnen erhebt, um
sich mit seiner heiligen Vernichtung zu umkleiden durch die Liebe zu
Ihrer Erniedrigung.
Wenn Sie in einem
Abgrund der Unwissenheit sind, versenken Sie sich in das
liebenswürdige Herz Jesu, das ein Abgrund der Wissenschaft ist
und in dem Sie lernen werden, es zu lieben und zu tun, was es von
Ihnen wünscht.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Untreue und der Unbeständigkeit befinden, versenken
Sie sich in jenen der Festigkeit und Beständigkeit des
heiligsten Herzens Jesu, unseres wahren und treuen Freundes, der uns
lehren wird, ihm treu und beständig zu sein, wie er es immer in
seiner Liebe zu uns war.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Dürftigkeit befinden, versenken Sie sich in jenen
der Fülle aller Art und der Güter des anbetungswürdigen
Herzens Jesu; und da verlieren Sie sich wie eine abflusslose Quelle,
um darin durch wahre Abtötung eine Quelle des Lebens zu finden,
damit Sie nur mehr mit den Augen Jesu schauen, nur mehr mit seinen
Ohren hören, nur mehr mit seiner Zunge sprechen und nur mehr
durch sein liebenswürdiges Herz lieben.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Undankbarkeit für die großen Güter, die
Sie von Gott empfangen haben, befinden, versenken Sie sich in das
göttliche Herz, das eine Quelle der Dankbarkeit ist, mit der es
Sie erfüllen wird, wenn Sie es bitten, für Sie Ersatz zu
leisten, und das selbst uns verschaffen wird, was wir ihm schulden.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Heftigkeit und des Zornes sehen, versenken Sie sich in
jenen der Sanftmut des liebenswürdigen Herzens Jesu, damit er
Sie sanft und demütig mache, wie es ist.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Zerstreuungen befinden, versenken Sie dieselben in den
Abgrund der Ruhe des heiligsten Herzens, das Ihnen unfehlbar den Sieg
geben wird, wenn Sie dieselben großmütig bekämpfen.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Finsternis befinden, versenken Sie sich in jenen des
Lichtes des göttlichen Herzens; es verlieren sich da Ihre
Schatten und es umkleidet Sie mit seinem Licht, von dem Sie sich
führen lassen müssen wie eine Blinde, die alles nur mehr in
diesem göttlichen Licht sehen will.
Wenn Sie sich in einen
Abgrund der Traurigkeit getaucht finden, versenken Sie sich in jenen
der göttlichen Freude des heiligsten Herzens und Sie werden
einen solchen Schatz derselben finden, der all Ihre Traurigkeit und
Betrübnis des Geistes zerstreuen wird.
Wenn Sie sich in Angst
und Unruhe befinden, versenken Sie sich in den Frieden dieses
anbetungswürdigen Herzens, den Ihnen niemand nehmen kann.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Furcht befinden, versenken Sie sich in jenen des
Vertrauens des heiligsten Herzens und lassen Sie da die Furcht vor
der Liebe weichen.
Wenn Sie sich im
Abgrund des Missvergnügens und der Unzufriedenheit fühlen,
versenken Sie sich in das heiligste Herz, um sie darin zu verlieren
und nur in ihm allein Freude zu haben.
Wenn Sie sich in einem
Abgrund der Bitterkeit und des Leidens befinden, versenken Sie sich
in das heiligste Herz Jesu, um sie mit dem seinen zu vereinigen; da
werden Sie einen Schatz der Freude finden, der Sie unterwürfig
macht gegen alles, was er mit Ihnen tun will, und Sie werden alles
schweigend leiden, ohne zu klagen.
Versenken Sie sich oft
in die Liebe dieses liebenswürdigen Herzens, damit Sie dem
Nächsten nichts tun, was nur irgendwie diese Tugend verletzt,
und tun Sie den anderen nichts, was Sie nicht wollten, dass man Ihnen
tue.
Sie können sich in
dasselbe auch versenken als in einen Abgrund der Reinheit und der
Vollendung, um Ihre Absichten zu reinigen und Ihre Wünsche und
Bestrebungen zu vollenden, Ihr Leben der Sünde und der
Unvollkommenheit abzuschließen und jenes der Gnade, der Liebe
und der Vollkommenheit zu finden, zu dem es Sie bestimmt.
O verlieren Sie sich in
diesem heiligen Abgrund und verlassen Sie denselben nicht mehr, denn
er wird Ihr verhärtetes Herz erweichen und es empfindlich machen
für seine Gnaden und seine Liebe.
[M.
Breig, Leben und Werke der heiligen Margareta Maria Alacoque,
Unterweisungen, Leutesdorf 1993, S. 148-51]
Emilie Schneider
(† 1859) berichtet in einem Brief vom 8.
März 1857 von einer inneren Schau, die ihr Leben entscheidend
prägen sollte:
Als ich eines
Tages gleich beim Anfang der heiligen Messe tief durchdrungen war von
diesem wunderbaren Geheimnis göttlicher Liebe, sah ich gleich
nach der Wandlung meinen geliebten Heiland. Aus seinen heiligen
Wunden strömten im reichlichem Maße Strahlen von
wunderbarem Glanze. Bei diesem Anblick ward meine Seele von Wonne
erfüllt. Ich wollte mich ihm nahen, um von diesen Strahlen
überströmt zu werden. Da sah ich, wie dieselben sich über
die Anwesenden, doch nicht über alle, verbreiteten und ergossen;
dann bemerkte ich, wie der Raum sich ausdehnte, bis er unübersehbar
und die Zahl der Anwesenden unzählbar war. Die Strahlen
verbreiteten sich in einem Augenblick über alle und teilten sich
ihnen in der ungleichem Maße mit. Auch ich hatte Anteil an den
Gnadenstrahlen meines geliebten Heilandes, und meine Seele wurde
davon in ein Meer von Seligkeit versenkt. Als ich mich wieder im
natürlichen Zustand befand, war mein Herz von einer so großen
Glut entzündet, dass ich nicht weiß, wie es nicht ganz
davon verzehr wurde. Ich hatte ein so großes Verlangen, alle
Menschen von recht lebendigem Glauben in Betreff dieses Geheimnisses
der Liebe belebt und von glühender Liebe zu meinem geliebten
Heiland entzündet zu sehen, dass ich, um dies zu erlangen, für
alle und für jeden einzelnen mein Leben hätte hingeben
wollen. Wenige Tage später sah ich wieder nach der Wandlung [bei
der Eucharistie] meinen geliebten Heiland von unbeschreiblichem
Glanze umgeben. Aus seinen heiligen Wunden, besonders aus seiner
Herzenswunde, sah ich in wunderbaren Gestalten die Gnaden fließen.
Bei diesem Anblick versank ich in heiliges Staunen. Da sagte mein
geliebter Heiland:
Was du hier siehst und nicht verstehst, sind die
Früchte meiner Liebe zu den Menschen. Vergiss nimmer, was du
gesehen, und suche hier, wessen du bedarfst.
[Karl
Richstätter SJ, Eine moderne deutsche Mystikerin / Leben und
Briefe der Schwester Emilie Schneider, Freiburg i. B. 1924, S. 200]
Maria Bernhardine Soubirous
(† 1879)
Eine gute
Ordensfrau soll Gott bitten um: Mehr Demut als Erniedrigungen,
mehr Geduld als Leiden, mehr Willen als gute Werke, mehr Liebe als
Taten, mehr Hingabe als Befehle, mehr Wirken als Worte, mehr Streben
nach Heiligkeit als nach Gesundheit. Hingabe ohne Grenzen, Liebe und
Treue zu Jesus, meinem Bräutigam bis in den Tod. Jesu Herz mit
allen seinen Schätzen ist mein Teil; dort lebe ich, dort sterbe
ich in Freuden inmitten der Leiden.
Ludwig von Casoria
(† 1885) schreibt an eine
Franziskanerin anlässlich der Herz-Jesu-Festes 1878 über
die wahre Herz-Jesu-Verehrung:
Weder du noch ich
sind [bis jetzt wahre] Freunde des Herzens Jesu. Wir haben gute
Vorsätze in schöne Worte gepackt; aber wir wollen tun, was
uns gut scheint und gefällt, um Trost, Vergnügen und
Geschmack an Jesus Christus zu empfinden. Dies gefiel mir in meiner
Jugendzeit, als mein Geist es liebte, sich an den Wonnen der Liebe
und Zuneigung, wozu wir von unserer Natur aus geneigt sind, zu
erquicken und sie zu verkosten; wenn unsere Natur aber nicht von der
Liebe Christi, vom Leiden Jesu Christi und von den Schmerzen des
geduldigen Jesus gedemütigt wird, wenn wir nicht die Wunden
Christi in unserer Seele und in unserem Leib tragen, lieben wir das
Herz Jesu nicht. Wenn wir nicht in das Herz Jesu eintreten, wenn wir
nicht mit Ihm ans Kreuz steigen, und wir nicht weinend danach
verlangen, wie Er aus Liebe und aus Schmerz am Kreuz gequält zu
sein, ohne irgend einen Trost, ohne irgend ein Geschöpf, das uns
tröstet, uns hilft, mit uns leidet, das uns statt frischem
Wasser Galle, Bitterkeit und Undank reicht und eine Lanze ins Herz
sticht, [wahrhaftig] nur so werden wird wahre Verehrer des Herzens
Jesu sein, nur dann werden wir sagen können: Ich bin ein Kind
des Herzens Gottes; ich komme vom Herzen und ich kenne das Herz
meines Gottes Jesus.
Wo sind diese großen
Seelen? Es ist besser, sich immer in der Wunde Christi aufzuhalten
als im heiligen Paradies, weil die höchste Liebe keine Ruhe
sucht, ihre Ruhe ist der Gekreuzigte Christus. Solange die Seele
nicht eintritt und sich nicht umbildet in den Gekreuzigten Jesus,
findet sie keinen Frieden, ist ihr Genuss kein Genuss; ihr [wahrer]
Genuss ist vielmehr die Verlassenheit, die Missachtung, die
serafische Armut [des hl Franziskus]. Das Herz Jesu ist angenehme
Wonne für die schwachen jugendlichen Seelen, für die
Anfänger auf dem Weg des Herrn. Aber diejenigen, die aufsteigen,
einen großen Schritt nach oben machen wollen, müssen ihr
Fleisch und ihren Geist kreuzigen; sie müssen den hl. Franziskus
mit seinen Wundmalen lieben und nachahmen; sie müssen dem
inneren Stolz, ihren Skrupeln und geistlichen Fantasien entsagen.
[P. Ludovico
(Palmentieri) da Casoria, Epistolario, a cura di P. Giocchino
(Francesco) d'Andrea, vol. 2, Napoli 1989, S. 977; eigene Übersetzung]
Johannes Bosco (†
1888): Die Quelle aller Gnaden ist das
heiligste Herz Jesu.
(XVII, 214)
Damian de Veuster
(† 1889): Wie schön ist es, als Kind der
heiligste Herzen zu sterben.
Am 6. Januar 1899
schrieb Maria vom göttlichen Herzen Jesu
Gräfin Droste zu Vischering (†
1899) zum zweiten Mal an Papst Leo XIII. und äußerte
die Bitte, er möge die Welt dem göttlichen Herzen Jesu
weihen:
An der Vigil des
Festes der Unbefleckten Empfängnis ließ mich der Heiland
erkennen, dass Er durch diesen neuen Aufschwung, den die Verehrung
Seines Göttlichen Herzens nehmen soll, ein neues Licht über
die ganze Welt leuchten lassen will, und die Worte der dritten
Weihnachtsmesse drangen mir ins Herz: Quia hodie descendit lux magna
super terram [Heute stieg ein großes Licht auf die Erde
herab.]. Ich glaubte, dieses Licht zu schauen, das Herz Jesu, diese
anbetungswürdige Sonne, welche ihre Strahlen auf die Erde
herabsandte, zuerst auf einen engeren Kreis, dann sie ausbreitend und
endlich die ganze Welt erleuchtend. Und Er sagte:
Vom Glanze dieses
Lichtes werden die Völker und Nationen erleuchtet und von seiner
Glut wieder erwärmt werden.
Ich erkannte das sehnlichste
Verlangen, das Er hat, Sein anbetungswürdigstes Herz mehr und
mehr verherrlicht und erkannt zu sehen und Seine Gaben und Segnungen
über die ganze Welt auszugießen. Und Er erwählte Eure
Heiligkeit, indem Er Ihre Tage verlängerte, damit Sie Ihm diese
Ehre zu erweisen vermöchten, Sein beleidigtes Herz zu trösten
und auf Ihre Seele erlesene Gnaden herabzuziehen, welche diesem
Göttlichen Herzen entströmen, der Quelle jeglicher Gnade,
der Stätte des Friedens und des Glückes. Ich fühle
mich unwürdig, alles dies Eurer Heiligkeit mitzuteilen. Aber
nachdem mich der Heiland mehr und mehr von meinem Elende hatte
durchdringen und mich die Hingabe meiner selbst als Opfer und Braut
Seines Herzens erneuern lassen, indem ich gern jede Art von Leiden,
Verdemütigung und Missachtung annahm, gab Er mir den gemessenen
Befehl für Eure Heiligkeit, abermals an Euch über diesen
Gegenstand zu schreiben.
Es könnte
befremden, dass der Heiland diese Weihe der ganzen Welt verlangt und
Sich nicht an der Weihe der katholischen Kirche genügen lässt.
Aber so glühend ist Sein Wunsch, zu herrschen, geliebt und
verherrlicht zu werden und alle Herzen mit Seiner Liebe und
Barmherzigkeit zu entzünden, dass Er wünscht, Eure
Heiligkeit möchte Ihm die Herzen aller jener darbringen, welche
Ihm durch die heilige Taufe gehören, um ihnen die Rückkehr
zur wahren Kirche zu erleichtern, ebenso die Herzen aller jener,
welche das geistliche Leben noch nicht durch die Taufe empfangen
haben, für die Er aber auch Sein Leben und Blut hingegeben hat
und die auch berufen sind, eines Tages Kinder der heiligen Kirche zu
werden, um durch dieses Mittel ihre geistliche Geburt zu
beschleunigen.
[Max
Bierbaum, Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering. Ein
Lebensbild. Herder, Freiburg-Basel-Wien 1966, S. 205f.]
Blandina Merten
(† 1918):
Das Herz Jesu
ist der Spiegel der Gott liebenden Seele, in dem sie sich täglich
schauen und ihre ähnlichkeit und Unähnlichkeit mit Ihm
feststellen kann. Es ist der Seele das beste Betrachtungsbuch, der
weiseste und liebenswürdigste Lehrer und Berater, höchste
Quelle des Trostes und süßester Ort der Ruhe. Wenn wir es
verständen, immer in der rechten Weise das göttliche Herz
zu befragen und zu verstehen, wir hätten nichts anderes mehr
nötig, wir fänden alles in Ihm.
[Dienerin
Gottes Schwester Blandina Merten OSU / Ursuline von Calvarienberg,
Aus ihren Schriften, Ahrweiler 4
1985, S. 30f.]
Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit Catez († 1906):
Mein
Lieblingsbuch: die Seele Christi, sie offenbart mir alle Geheimnisse
des himmlischen Vaters.
Guido Maria Conforti von Parma (†
1931):
Ein Leben der
Liebe war das Leben Christi auf dieser Erde und ein Leben der Liebe
ist jenes, das er weiter in unserer Mitte führt im
verehrungswürdigen Sakrament des Altares, wo er fortfährt,
Wohltaten zu spenden und zu heilen, wie er es schon tat in der Zeit
seiner [irdischen] Sendung; hier hat er überdies den Grund
gelegt für alle Schätze seiner Güte; hier offenbart
sich vorzugsweise die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen; hier
sollen wir mit den Augen des Glaubens das Herz Christi betrachten und
verehren, das ununterbrochen für uns schlägt, in Sehnsucht
nach unserer Heiligung und unserer Glückseligkeit.
[Lettera
Pastorale, 10 Febbraio 1917; eigene Übersetzung]
Alois Andritzki
(† 1943):
Es sinnt sein
Herz von Geschlecht zu Geschlecht, dem Tode ihre Seelen zu entreißen
und sie in Hungersnot zu nähren. Dieser Gedanke erfüllt uns
mit großer Hoffnung. Mag es auch noch so schwere Zeiten geben,
nie sind wir verlassen. Wir sollen uns jetzt läutern, besonders
jetzt bemühen, unser Herz Seinem Herzen gleich zu bilden - auch
wir sollen im Gedanken der Generationen denken und leben und opfern:
das Samenkorn, das stirbt, bringt neues Leben. Mit dem Worte Pauli:
täglich lasst uns der Welt absterben
wird ernst
gemacht. Darum wissen wir auch, dass daraus neues Leben erblüht.
So können wir mit innerer Ruhe die künftigen Tage erwarten.
So ist uns das Herz Jesu, in dem die Glut der Liebe zu uns nie
erlischt, wahrlich eine Stätte der Ruhe, aber auch uns Büssenden
die rettende Zuflucht. Darum lasst uns nicht aufhören, dem
dreieinigen Gott Dank zu sagen: Alleluja.
[Brief
aus dem KZ Dachau vom 14. Juni 1942]
Eustachius Kugler
(† 1946):
Das heiligste
Herz Jesu soll mein Lehrer sein in der Vollkommenheit; ich will mich
in allem fragen: Wie Jesus gehandelt hätte, so will auch ich
handeln.
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 09.08.2025
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