Ökumenisches Heiligenlexikon

Ludger von Münster

auch: Liudger, Luitger, Luitgar

1 Gedenktag katholisch: 26. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Hochfest im Bistum Münster
Fest im Bistum Essen
Diözesankalender Hildesheim, Osnabrück
Bestattung in Werden: 24. April
Übertragung der Gebeine: 2. Oktober, 3. Oktober

1 Gedenktag evangelisch: 26. März

Name bedeutet: der Speer des Volkes (althochdt.)

Mönch, Glaubensbote bei den Friesen, erster Bischof von Münster
* 742 in Zweesen, heute Zuilen, ein Stadtteil von Utrecht in den Niederlanden
26. März 809 in Billerbeck in Nordrhein-Westfalen


Rasmus Brunn: Reliquienstatue, 1880, im Dom in Münster
Rasmus Brunn: Reliquienstatue, 1880, im Dom in Münster

Nach der Missionierung Frieslands durch Iroschotten und Angelsachsen mussten Thiadgrim und Liafburg, die vornehmen Eltern von Ludger, zunächst aus ihrer Heimat ins Frankenreich fliehen. Ludger hatte als elfjähriger Junge noch den greisen Bonifatius erlebt, besuchte dann die Domschule in Utrecht als Schüler bei Gregor, wurde Mönch und studierte von 767 bis 772 bei Alkuin in York, wo er zum Diakon geweiht wurde. Dann war er zum Abschluss seiner theologischen Ausbildung wieder in Utrecht bis zum Tod von Gregor, dessen Lebensbeschreibung er dann verfasste. Ab 776 missionierte er in Friesland, dabei baute er die von Heiden zerstörte Kirche über dem Grab von Lebuinus in Deventer wieder auf und zerstörte seinerseits heidnische Kultstätten in Friesland.

Ludger wurde 777 in Köln zum Priester geweiht, um nun nach der Eroberung Frieslands durch die Franken im Auftrag von Karl Martell als Missionar nach Friesland zurückzukehren. Er baute verschiedene Kirchen, u. a. die in Dokkum zum Andenken an Bonifatius. Von den einfallenden Sachsen unter Widukind im Jahr 784 vertrieben, unternahm er zusammen mit seinem Bruder Hildegrim von Châlons-sur-Marne eine Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom und lebte dann noch zwei Jahre bei den Benediktinern im Kloster Montecassino; dort hat er wohl auch Kaiser Karl den Großen persönlich kennengelernt.

Krypta der ehemaligen Kirche St. Liudger auf dem reformierten Friedhof in Leer
Krypta der ehemaligen Kirche St. Liudger auf dem reformierten Friedhof in Leer
Statue in der Abteikirche St. Ludgerus in Essen-Werden
Statue in der Abteikirche St. Ludgerus in Essen-Werden

787, nach der Bekehrung der Sachsen, erhielt Ludger von Karl dem Großen den Missionsauftrag in Friesland, wo er nun zum dritten Mal tätig wurde. Um 791 gründete er in Leer die erste Kapelle im ostfriesischen Raum - an der Stelle der Reste der Krypta der ehemaligen Kirche St. Liudger auf dem reformierten Friedhof. Reisen führten ihn auch bis nach Helgoland.

Ab 792 war Ludger Missionar in Westsachsen, der Gegend um die heutige Stadt Münster; es entstand ein Missionsbistum mit ausgedehntem Pfarrsystem, der Kaiser hatte ihm fünf Gaue als Missionsgebiet gegeben. Ludger konnte als Einheimischer den neuen Glauben in den Herzen der Menschen verankern. Sein Missionsgebiet habe er auf wunderbare Weise von der Plage der Wildgänse befreit, die den Bauern die keimende Saat aufgefressen haben. In Meppen im Emsland - dort entstand schon um 780 eine kleine Kirche an der Stelle der heutigen Propsteikirche St. Vitus - habe er einen Erhängten wieder zum Leben erweckt.

Statue am historischen Rathaus in Münster
Statue am historischen Rathaus in Münster

793 gründete Ludger in Mimigernaford das Benediktinerordenkloster Monasterium - dem die daraus gewachsene Stadt Münster ihren Namen verdankt - und den Paulus geweihten Dom. Noch vor 796 soll er - unzuverlässiger Überlieferung zufolge - ein zweites Mal Rom besucht haben und dort von Papst Leo III. verschiedende Reliquien des Erlösers, der Maria und von Aposteln erhalten haben. 797 erfolgte die Gründung eines Konvents für Kanoniker, basierend auf der Regel von Chrodegang von Metz.

In Helmstedt errichtete Ludger 798 an der Stelle eines altgermanischen Quellheiligtums die Missionszelle, aus der sich dann das Kloster St. Ludgeri der Benediktiner entwickelte. 799 folgte die Gründung des Klosters in Werden an der Ruhr - dem heutigen Stadtteil von Essen. 805 wurde Ludger zum ersten Bischof von Münster geweiht und das Bistum der Kölner Kirchenprovinz angegliedert.

Ludger und die Gänse
Einst kam Ludgerus zu einem Bauernhof nahe Billerbeck. Ein Bauer klagte ihm sein Leid: Ach Herr, ich bin ein arbeitsamer Mann. Tag für Tag bestelle ich meine Äcker, doch es gelingt mir nicht, die Ernte einzubringen. Die Gänse verwüsten immer wieder die wohlbebauten Felder. Was ich auch säe, sie fressen es gleich wieder auf. Auch die sprossenden Gräser reißen sie ab. Ich bin unglücklich über den bösen Fluch, der von meinen Tieren ausgeht. Ludger antwortete: Warum befiehlst du den Tieren nicht, in ihren Stall zu gehen und sperrst sie dort solange ein, bis sie Besserung versprechen?
Der Bauer glaubte zuerst, der Bischof habe nur Spaß gemacht. Dann aber versuchte er, den Rat wörtlich zu nehmen. Als er die Gänse wieder auf dem Acker sah, rief er ihnen zu: Kommt alle in den Stall, Ludger befiehlt es euch! Als die Gänse diese Worte hörten, hoben sie ihre Köpfe, als ob sie den Befehl verstehen konnten und watschelten eine nach der anderen in den Stall. Als Ludgerus am folgenden Tag wiederkam, begrüßte ihn der Bauer voll Dankbarkeit. Der Bischof ging in den Gänsestall, segnete die Tiere und trug ihnen auf, nie wieder die Äcker zu zerstören.
Einige Zeit später klagte der Bauer über Wassermangel. Da ergriff Ludger zwei Gänse, steckte sie mit den Köpfen in die Erde und befahl, dort zu graben. Der Bauer fand reichlich Wasser. Die Gänse aber verschwanden in der Erde und kamen erst am Fuße des Berges in Billerbeck wieder heraus. An dieser Stelle entspringt seitdem eine klare Quelle.

Ludger starb auf einer Visitationsreise, nachdem er am vorletzten Sonntag vor Ostern 809 in Billerbeck in der von ihm gegründeten Kirche Johannes Baptista den Gottesdienst gefeiert hatte. Seinen Leichnam überführten Ordensbrüder nach Münster und bahrten ihn dort auf. Ludgers Wunsch entsprechend wurde er anschließend in das vom ihm gegründeten Kloster Werden - gebracht und in der dortigen Krypta bestattet.

An seinem Sterbeort Billerbeck entstand im 11. Jahrhundert eine Ludger geweihte Kapelle, die im 15. Jahrhundert erweitert wurde; die heutige Propsteikirche Sankt Ludgerus ist ein Neubau aus dem Jahr 1898. Auch zur Ludger geweihten Abteikirche des 1802 in der Säkularisation aufgehobenen Klosters Werden, deren Grundmauern auf das Jahr 799 zurückgehen, unternehmen alljährlich Tausende eine Wallfahrt.

Seit 1128 werden die Gebeine Ludgers - ursprünglich am Vorabend des Bartholomäus-Festes, inzwischen jeweils am ersten Sonntag im September - in einer Prozession durch Werden getragen; das zugrundeliegende Gelübde geht zurück auf die Bewahrung vor einer Hungersnot durch seine Fürbitte. Ludgers Kelch mit Inschrift von 788 repräsentiert eine der ersten deutschen Kelchformen, er wird heute im Kirchenschatz der Ludger-Basilika in Werden verwahrt.

Buchmalerei: Bischofsweihe des heiligen Ludger, um 1100, in der Staatsbibliothek in Berlin
Buchmalerei: Bischofsweihe des heiligen Ludger, um 1100, in der Staatsbibliothek in Berlin

Die erste Lebensgeschichte über Ludger verfasste 840 sein Neffe und zweiter Nachfolger als Bischof von Münster, Altfrid. Bis 875 folgten zwei weitere Ludger-Viten. Sein Attribut Gänse verdankt Ludger der Idee, in unruhigen Zeiten Gänse zu züchten, die man dann in Notzeiten als Essens-Reserve nutzen kann.

Das Kloster St. Ludgeri in Helmstedt wurde 1802 nach den napoleonischen Kriegen säkularisiert.

Attribute: Wildgänse
Patron der Stadt Helmstedt; zweiter Patron des Bistums Essen
Bauernregel: Ist es um Ludger draußen feucht, / dann bleiben auch die Kornböden leicht.

Catholic Encyclopedia

Umfangreiche Informationen über Ludger hält die Internetseite der Kirchengemeinde St. Johann / St. Liudger in Billerbeck bereit.

Der Dom in Münster ist täglich von 6.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.bauernregeln.net/maerz.html nicht mehr erreichbar
• http://www.domradio.de/aktuell/artikel_51667.html nicht mehr erreichbar
• http://www.ludgerus2009.kirche-vor-ort.de/fileadmin/Pfarrei/Leben_im_Aufbruch/Subnavi/Dokumente/Mit_Liudger_im_Glauben_unterwegs_Woche_6.pdf - abgerufen am 18.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Adriaan Breukelaar. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. V, Herzberg 1993
• http://wp.alme-online.de/wp-content/uploads/2010/06/neu.alme-online.de_images_pdf_ludgerus_in_alme.pdf nicht mehr erreichbar
• http://neuesruhrwort.de/2018/09/01/versprechen-eingehalten-essen-feiert-den-heiligen-ludgerus-zum-890-mal-mit-einer-reliquienprozession - abgerufen am 18.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.