Ökumenisches Heiligenlexikon

Martialis von Limoges

französischer Name: Martial

1 Gedenktag katholisch: 30. Juni
Niederlegung der Gebeine: 18. Februar
bei den Franziskanern in Aquitanien: 7. Juni
Hochfest auf Lanzarote: 7. Juli
Übertragung der Gebeine: 9. Juli, 31. August
in Limoges: Übertragung der Gebeine: 10. Oktober

Name bedeutet: der dem (Gott des Kampfes) Mars Geweihte (latein.)

Glaubensbote, erster Bischof von Limoges (?)
250im 3. Jahrhundert in Limoges in Frankreich


Martialis war der Überlieferung nach der erste Bischof von Limoges.

Mattei Giovannetti: Martialis erhält den Bischofsstab aus der Hand von Petrus, 1344/1345, in der Martialis geweihten Kapelle im Papstpalast in Avignon
Mattei Giovannetti: Martialis erhält den Bischofsstab aus der Hand von Petrus, 1344/1345, in der Martialis geweihten Kapelle im Papstpalast in Avignon

Nach Gregor von Tours war Martialis einer der sieben Missionare, die um 250 als Bischöfe in Gallien wirkten: neben Martial seien das Gatianus von Tours, Trophimus von Arles, Paulus von Narbonne, Saturninus von Toulouse, Dionysius von Paris und Austremonius von Clermont gewesen. Martialis kam nach Augustoritum - dem heutigen Limoges - und soll furchtlos ein Spektakel im damaligen Amphitheater unterbrochen und dort zu predigen begonnen haben. Als verrückt betrachtet wurde er eingesperrt, aber freigelassen, nachdem ein geheimnisvolles Licht über ihm erschienen war. Er zerstörte dann den Venus, Diana, Minerva und Jupiter gewihten römischen Tempel nahe des Fluusses Vienne, errichtete an dessen Stelle - der Stelle der heutigen Kathedrale - ein Oratorium und gewann viele Menschen für das Christentum.

Kopfreliquiar, 1809, in der Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges
Kopfreliquiar, 1809, in der Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges

In Marsat bei Clermont-Ferrand wird erzählt, dass Martialis an der Stelle des später von Calminius von Aquitanien für seine Frau errichteten Klosters eine Marienstatue niedergelegt habe, die auch Gregor von Tours besuchte, wobei er nach seinem Bericht Zeuge eines von ihr bewirkten Wunders wurde.

Nachdem in Limoges eine Epidmie mit der brennenden Krankheit - des Nesselfiebers - ausgebrochen war, der tausende Menschen zum Opfer fielen, pilgerte 994 die Bevölkerung mit den Reliquien von Martialis auf en höchsten Punkt der Stadt - an die Stelle des ehemaligen Amphitheaters, woraufhin die Seuche stoppte. Fortan wurden solche Ostensionen - bis heute, das nächste Mal 2030 - alle sieben Jahre veranstaltet. Adémar de Chabannes - Prediger an Saint-Martial in Limoges - verfasste daraufhin die Legende, die Martial als Schüler von Petrus bezeichnet; demnach war er ein enger Verwandter von Stephanus.

Reliquienschrein in der Basilika Saint-Saturnin in Toulouse
Reliquienschrein, in der Basilika Saint-Sernin in Toulouse

An Martialis' Grab ereigneten sich Wunder, 848 wurde darüber das damalige Kloster Saint-Martial - an der Stelle der heutigen Place de la République - gegründet; von ihm ist nur noch die Krypta übrig. Ende des 10. Jahrhunderts wurde Martialis im Zusammenhang mit der Gottesfriedensbewegung zu einem der wichtigsten Heiligen Galliens. Eine angeblich von einem seiner Schüler verfasste Lebensgeschichte machte ihn zum jüngeren Vetter von Petrus und zum Gefährten Jesu; demnach soll er beim letzten Abendmahl das Handtuch gehalten haben und auch bei der Himmelfahrt Christi und dem Pfingstgeschehen zugegen gewesen sein. Zweifeln von Zeitgenossen wurde mit einer Reihe von Fälschungen entgegengetreten; noch 1854 gestattete die vatikanische Ritenkongregation, Martialis als Apostel zu verehren.

Fresko: die Übertragung der Gebeine von Martialis, 14. Jahrhundert, in der Kirche des ehemaligen Klosters Saint-Junien in Saint-Junien
Fresko: die Übertragung der Gebeine von Martialis, 14. Jahrhundert, in der Kirche des ehemaligen Klosters Saint-Junien in Saint-Junien

1790 wurde die Abtei Saint-Martial in der Französischen Revolution abgerissen, Martialis' Gebeine wurde damals in die Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges übertragen. 1793 wurden diese Gebeine vernichtet, der Schädel und der Unterkiefer konnten gerettet werden. Reliquien von Martialis kamen auch in die ihm geweihte Kapelle in der Basilika Saint-Sernin nach Toulouse.

Liegefigur, 1889, in der Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges
Liegefigur, 1889, in der Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges

1028 wurde eine neue, als Pilgerkirche am Santiago-Weg errichtete Basilika Martialis geweiht. 1336 wurde eine Brüderschaft gegründet, die Martialis' Verehrung bis heute fördert. Im späten Mittelalter entstand der noch heute lebendige Brauch, Martialis' Reliquien alle sieben Jahre in feierlicher Prozession durch Limoges zu führen.

Patron von Limoges

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Krypta des ehemaligen Klosters Saint-Martial in Limoges kann nur im Rahmen gelegentlicher Führungen besichtigt werden; Termine gibt es auf der Webseite Visite Guidée, Voranmeldung ist nötig, der Gebühr für die Führung beträgt 6 €. (2025)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 23.05.2025

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Infotafel in der Kirche Saint-Michel-des-Lions in Limoges
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Martial_de_Limoges - abgerufen am 23.05.2025

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.