Odilia vom Elsass
auch: Ottilia, Otilia
französischer Vorname: Odile
neudeutsch: Ottilie
Gedenktag katholisch: 13. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Freiburg i. Br.
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Gedenktag evangelisch: 13. Dezember
Gedenktag orthodox: 13. Dezember
Name bedeutet: die Kleines Besitzende (althochdt.)

Odilia war eine Tochter des Herzogs Eticho (auch: Attich, Adalric, Chatic) vom Elsass und der Berswinde (auch: Berwinde, Berchinde, Bruswinde, Bethsvinda), die eine Nichte von Leodegar von Autun und deshalb wohl Tochter der Frau von Sigebert III., des Königs von Austrasien, war. Eticho war wohl auch ein Vorfahr der Habsburger, der Grafen von Egisheim / Eguisheim und damit von Papst Leo IX., zudem der Grafen von Baden, von Lothringen und von Flandern. Im Zuge seiner Machtpolitik ließ er u. a. Germanus von Granfelden ermorden. Er ließ für Odilia um 690 das Kloster Hohenberg auf dem später nach ihr benannten Odilienberg - heute Mont Sainte-Odile - errichten auf Resten einer frühen Burg des Adelsgeschlechts und an der Stelle eines ehemaligen keltischen Heiligtums. Odilie wurde Äbtissin des neuen Klosters. Zehn Jahre später erfolgte eine zweite Klostergründung am Fuß des Berges: das Kloster Niedermünster mit einem Spital und unweit der heilkräftigen Quelle; den Platz dieses Klosters hatte ihr nach der Überlieferung Johannes der Täufer in einer Vision gezeigt; erste Äbtissin wurde Odilias Nichte Gundelinde.

Die Legende berichtet, dass ihr Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte, die Mutter Berswinde sie
aber retten konnte und durch eine Amme in das Kloster Palma
- wohl das heutige
Baume-les-Dames am Doubs - bringen ließ. Dort
wurde Odilia das Augenlicht geschenkt, als der durch einen Engel zu ihr gewiesene
Wanderbischof Erhard von Regensburg sie im Alter von zwölf Jahren.
Ihr jüngerer Bruder ließ sie nach Jahren wieder nach Hause holen, der unzugänglich zornige Vater schlug seinen Sohn so,
dass der tot niederstürzte; Odilia erweckte ihn wieder zum Leben und musste nun abermals vor dem Vater fliehen. Der Vater
verfolgte seine Tochter, da tat sich nahe der heutigen Kapelle
St. Ottilien bei Freiburg im Breisgau ein
Felsspalt auf, in dem sie sich verstecken konnte; herabstürzende Steine verwundeten den Vater schwer. Nach Jahren besuchte
Odilia den inzwischen schwerkranken Vater, der sich mit ihr versöhnen wollte; sie erhielt von ihm den Platz auf dem
Mont Sainte-Odile, wo sie ihr Frauenkloster
gründete und dessen erste Äbtissin wurde. Dort pflegte sie auch ihre Eltern bis zu deren Tod.


Kircheauf dem Tier mit den vier Köpfen der Evangelistensymbole, Maria und Longinus (links), Stephanus und Johannes (rechts), Fresko, 20. Jahrhundert, im Kloster Mont Sainte-Odile
Die Überlieferung berichtet auch, wie die sterbende Odilia ihre Schwestern zum
Gebet in die Kirche des Klosters sandte. Als sie
zurückkamen, fanden sie Odilia tot. Von ihren inständigen Gebeten ins Leben zurückgerufen, erklärte Odilia: Warum
beunruhigt ihr euch? Lucia war bei mir und ich sah und hörte, was man mit Augen
nicht sehen, mit Ohren nicht hören, sondern nur mit dem Herzen wahrnehmen kann.
Dann ergriff sie selbst den Kelch, nahm
die Kommunion und starb. Dieser Kelch wurde noch 1546 auf dem Odilienberg gezeigt, lange Zeit gab man den Pilgern aus ihm
zu trinken.

Buch der Klostersatzungenund Augenpaar, 15. Jahrhundert, im Dom in Arlesheim
Odilias Nachfolgerin im Kloster Odilienberg wurde ihre Nichte Eugenia von Odilienberg. Odilia wurde im Kloster Odilienberg bestattet. Ihre Lebensgeschichte wurde im 10. Jahrhundert verfasst. Papst Pius VII. erklärte 1807 Odilia zur Patronin des Elsass.

Mehrmals wurde das Kloster auf dem Odilienberg
zerstört, dann wieder aufgebaut und schließlich als
Augustiner-Chorfrauenstift geführt. Seine Blütezeit war im 12. Jahrhundert,
damals verfasste Äbtissin Herrad von Landsberg die Enzyklopädie Hortus Delicarum
, in der das Wissen des Mittelalters
zusammengefaßt wurde. Während des Bauernkrieges 1521 wurde es geplündert. Ein Brand verwüstete 1546 die Gebäude, das
Nonnenkloster wurde aufgelöst. Prämonstratensermönche wachten dann über das
Grab von Odilia und machten den Odilienberg zu einem sehr bekannten Wallfahrtsort,
besonders für Augenkranke, die Heilung erfolgte an der
Quelle unterhalb des Klosters, die in mancher
Überlieferung auch als Ort der Heilung ihrer Blindheit bezeichnet wird. Die Französische Revolution von 1789 vertrieb die
Mönche. 1853 wurde das Kloster aus Privatbesitz zurückgekauft und dem Bischof von
Straßburg geschenkt, die Wallfahrt erfuhr einen
neuen Auftrieb. Heute beherbergt es ein Hotel und einen Konvent der Schwestern vom Heiligen Kreuz.

Odilias Gebeine ruhen noch heute in einem steinernen Sarkophag in der Grabkapelle
neben der Kirche. Reliquien liegen auch in
Prag,
Lissabon,
Verona,
Corbie und in
Taing, einem Ortsteil von Pastetten bei Erding in
Bayern. Der Odilienberg gilt als der heilige
Berg des Elsass
, Odilia wurde im Mittelalter zu einer der am
meisten verehrten Heiligen. Ihr Grab ist noch immer einer der bedeutendsten
Wallfahrtsorte in Frankreich. Heute besuchen jedes Jahr an die zwei Millionen
Menschen den Odilienberg, die Quelle gilt als
hilfreich bei Augenleiden. Auch mehrere andere Kirchen, meist an als heilbringend geltenden Quellen, sind Odilia geweiht.
Von Arlesheim ist sie Patronin, weil sie den Ort
708 ihrem Kloster zu Besitz gab.

In Bayern gibt es in St. Ottilien bei Landsberg am Lech die 1884 benediktinische Männerkongregation, die sich der Odilia geweiht hat und die 2010 21 selbständige Klöster und elf weitere Häuser in Europa und Übersee besitzt und sich von Anfang an besonders der Mission widmet. Das Kloster in St. Ottilien gilt auch als eine wichtige Stätte des Dialogs zwischen Christentum und Buddhismus. Die Kirche des Klosters Mont Sainte-Odile wurde 2006 von Papst Benedikt XVI. zur Basilika erhoben.
Attribute:
als Augustinernonne, zwei Augen in Händen, mit einem Kelch, Hahn, Krebsschere
Patronin
des Elsass, von
Arlesheim in der Schweiz und
St. Ottilien bei Landsberg am Lech; der Blinden;
der Winzer; gegen Augen-, Ohren- und Kopfleiden
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Das Hotel auf dem Odilienberg informiert auf seiner Homepage - leider nur noch auf Französisch - auch über die Geschichte des Klosters.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 26.08.2020
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.kath-dormagen.de/odilia.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Etichon-Adalric_d%27Alsace
• http://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/Erstaunlicher-Weg-einer-Blinden-id35078257.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.