Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Gottes Barmherzigkeit
Barmherzigkeit Gottes ist die von Gott ungeschuldete und von uns Menschen unverdiente Zuwendung Gottes zu uns, die sich vor allem in seiner vergebenden Liebe äußert. Gott ist barmherzig: Das ist die schon im AT (vgl. 2. Mose 34, 6; Hosea 11; Jesaja 54, 6 - 10) und im NT von Jesus (Lukasevangelium 15; 19, 1 - 10, Johannesevangelium 8, 1 - 11; vgl. 1. Johannesbrief 4, 7 - 16) nicht nur verkündete, sondern auch praktizierte Botschaft.
1. Wesen Gottes
2. Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
3. Vertrauen
4. Jesus Christus als Mittler der göttlichen Barmherzigkeit
5. menschliche Barmherzigkeit: siehe Barmherzigkeit
1. Wesen Gottes
Gottes Wesen: Güte; sein Wille: Macht; sein Werk: Erbarmen: Papst Leo „der Große” (BKV I 79)
Nach Vinzenz von Paul († 1660)ist Barmherzigkeit das
innerste Geheimnis Gottes
.
Maria Bernarda Bütler
(† 1924) teilt folgende Erfahrung mit: Du ließest
mich, o Heiliger Geist, ohne Betrachten, ohne mein Zutun, einen
hellen, scharfen Blick in das Meer Deiner unerschöpflichen
Barmherzigkeit werfen. Du sagtest zu mir: Seele, schau in die Höhe,
Tiefe, Breite und Länge und suche Meine Barmherzigkeit zu
ermessen! Ich schaute in die Höhe und sah, dass über der
Höhe der Barmherzigkeit kein Gipfel und keine Abgrenzung zu
erspähen war. Ich blickte in die Tiefe und fand darin keinen
Grund. Ich schaute nach der Länge und erkannte eine Bahn, die,
von der Ewigkeit ausgegangen, fortläuft bis ans Ende der Welt.
[Agnes
Juen, Von Gottes Nähe ergriffen / Maria Bernardas spirituelle
Erfahrungen in Bildern, Tyrolia-Verlag Innsbruck/Wien 1996, S. 77]
2. Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Gott ist barmherzig, aber auch gerecht: so Cyprian von Karthago sowie der Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lactantius († um 325):.
Gott ist preiswürdig in seiner Gerechtigkeit wie in seiner Barmherzigkeit: Augustinus von Hippo (BKV VIII 279).
Doch seine
Gerechtigkeit fällt nach Isaak von Ninive († um
700) nicht ins Gewicht gegenüber seiner
Barmherzigkeit:
So wie ein
Sandkorn nichts wiegt im Vergleich zu einer großen Menge Gold,
so fällt die Gerechtigkeit Gottes nicht ins Gewicht im Vergleich
zu seiner Barmherzigkeit.
Michael Sopoćko (†
1975):
Gottes Güte
ist Barmherzigkeit, die erschafft und gibt. Gottes Großzügigkeit
ist wachende Barmherzigkeit. Gerechtigkeit Gottes ist Barmherzigkeit,
die uns für unsere Taten mehr belohnt und für unsere
Vergehen weniger bestraft als wir verdient haben.
3. Vertrauen
Wir alle sind auf Gottes B. angewiesen: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 67-69).
Allgemeinheit des göttlichen Heilswillens: Gregor von Nyssa (BKV 60f.) u. Augustinus von Hippo (BKV VIII 478f. 486-88)
Die Nachsicht Gottes darf aber nicht zur Vermessenheit führen: so Tertullian und Johannes „Chrysostomus”, sowie der Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lactantius († um 325)
Chromatius von Aquileia (†
um 407) rät zu einem vertrauensvollen Beten um
die Barmherzigkeit Gottes:
Beten wir zum
Herrn von ganzem Herzen und bitten wir ihn voller Glauben, uns von
jedem überfall der Feinde zu bewahren und uns vor jeder Furcht
vor dem Gegner zu befreien, nicht aufgrund unserer Verdienste,
sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit, der Barmherzigkeit dessen,
der sich auch in der Vergangenheit dazu herabgelassen hat, die Kinder
Israels nicht aufgrund ihrer Verdienste, sondern aufgrund seiner
Barmherzigkeit zu befreien. Er möge uns mit seiner barmherzigen
Liebe schützen und das für uns bewirken, was der heilige
Mose den Kindern Israels gesagt hat:
Der Herr kämpft für
euch, ihr aber könnt ruhig abwarten
[2. Mose 14, 14]. Er ist
es, der kämpft, er ist es, der den Sieg herbeiführt …
Und damit er sich dazu herablässt, das zu tun, müssen wir
so viel wie möglich beten. Er selbst sagt ja durch den Mund des
Propheten: Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich,
und du wirst mich ehren
[Psalm 50, 15].
[Chromatii
Aquileiensis sermones, cura J. Lemarié (Scriptores circa
Ambrosium) Medioloani-Romae 1989, sermo 11,1; Zitat: 16,4; eigene Übersetzung]
Papst Coelestin I. († 432)
ruft die Beichtväter zu
einem barmherzigen Umgang mit Sterbenden auf:
Wir haben
erfahren, dass Sterbenden die Möglichkeit zur Beichte verweigert
und nicht den Wünschen jener entsprochen wird, die wünschen,
dass zur Zeit ihres Abscheidens ihnen mit diesem Heilmittel für
ihre Seele geholfen wird. Wir sind entsetzt, so gestehe ich, dass
jemand so unbarmherzig sein kann, dass er an der Barmherzigkeit
Gottes verzweifelt: als ob Gott einem, der bei ihm zu einer
beliebigen Zeit Zuflucht sucht, nicht helfen, und einen Menschen, der
unter der Last der Sünden zusammenzubrechen droht und davon
befreit zu werden wünscht, nicht befreien könnte.
[MPL 50, Sp. 531-36; Zitate: c.
II,3, Sp. 432; eigene Übersetzung]
Im Vertrauen auf die
unergründliche Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes führt
Benedikt von Nursia († 547 oder um 560)
als letztes Werkzeug der geistlichen Kunst
an:
An Gottes
Barmherzigkeit niemals verzweifeln!
(Reg.
Ben. c. 4,74)
Ägidius von Assisi (†
1262) verdeutlicht diese Weisung mit einem Vergleich:
Niemals darf ein Sünder, solange er auf Erden weilt,
an Gottes Barmherzigkeit verzweifeln. Gibt es doch wohl keinen Baum,
der so knorrig und verkrüppelt wäre, dass Menschenhand ihn
nicht schön glatt und stattlich machen und veredeln könnte.
Erst recht gibt es keinen solch schweren Sünder auf der Welt,
dass Gott nicht durch Gnade und Tugend einen ungeahnten Edelmenschen
aus ihm zu machen vermöchte.
[Leben
und goldene Worte
des Bruders ägidius. Aus d. Lat.
übertr. v. Paul Alfred Schlüter, Franziskanische
Quellenschriften Bd. 3, Werl Westf. 1953]
Der französische Dominikaner und
Apostel der Gefängnisse
Jean-Joseph
Lataste († 1869) spricht strafgefangenen
Frauen Mut zu und Vertrauen in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes:
Unter Euch gibt
es welche, die starke Gewissensbisse wegen ihres bisherigen Lebens
empfinden, die sich ganz aufrichtig mit ihrer ganzen Seele mit Gott
versöhnen möchten, die aber das für unmöglich
halten, sich selbst entmutigen und sich sagen:
Wozu ist das noch
gut, ich habe zu viel gesündigt, um noch Vergebung zu finden,
ich war zu undankbar, als dass sich der gütige Gott noch an mich
erinnern könnte. Ich bin nichts mehr für ihn. Er hat mich
vergessen, er hat mich aufgegeben, er hat mich verflucht. Es ist
vorbei. Es ist vorbei.
Nein, es ist nicht
vorbei, nein, er hat Euch nicht verflucht, er hat Euch nicht
aufgegeben, er hat Euch nicht vergessen, wer immer Ihr auch seid, im
Gegenteil. Er liebt Euch, und die größte Beleidigung, die
Ihr ihm antun könnt, und die gröbste Undankbarkeit wäre,
wenn Ihr Euch darauf versteifen würdet, an seiner Barmherzigkeit
zu zweifeln und an seiner Vergebung zu verzweifeln. Vertraut Euch ihm
an, und er wird Euch auf keinen Fall täuschen. Werft Euch
beherzt in seine Arme, und er wird sich nicht von Euch abwenden, um
Euch im Stich zu lassen, sondern er nimmt Euch auf, er drückt
Euch an sein Herz, er wird auf Eure Stirn den Kuss des Friedens
drücken, er wird Euch seine Freundschaft und Eure Unschuld
wiedergeben, er wird Euch segnen …
Folgt Magdalenas
Beispiel und widmet Gott von nun an alles, was Ihr an Leben habt,
alles, was Ihr an Gutem in Euch habt: alles, was Ihr bisher dem
Dienst Eurer Leidenschaften und Sünden gewidmet habt! Und was
wird sich ereignen, wenn Ihr so handelt? Dies wird sich ereignen:
Ihr, die die anderen Menschen verschmähen, … Ihr werdet die
besonders geliebten Frauen Gottes sein, die Kinder seiner Vorliebe,
die vom Heiland zärtlich geliebten Seelen. Die anderen Menschen
wollten Eure Freundschaft nicht, und Gott nimmt sie an und gibt Euch
dafür auch seine. Bei Eurem Anblick könnten die anderen
Menschen sagen: Arme Frauen, arme Mädchen, von der Gesellschaft
verachtet, Abfall und Abschaum des Volkes: Wenn aber Eure Schutzengel
Euch mit Liebe anschauen, werden sie sagen: Selige Seelen, arm,
leidend und erniedrigt nach dem Urteil der Welt, so besitzen sie doch
im Verborgenen und im Geheimnis ihres Herzens den größten
der Schätze; die herrlichste aller Herrlichkeiten, die
köstlichste aller Freuden: Sie werden von ihrem Gott geliebt.
Man hält sie für beschmutzt, aber nein, sie haben in den
Reuetränen eine zweite Unschuld wiedererlangt. Man glaubt, dass
sie keine guten Werke vorweisen können, aber jedes Leiden, das
sie im Geist der Liebe und der Buße ertragen, ist im Buch des
Lebens aufgeschrieben und wird ihnen eines Tages hundertfach
angerechnet … Die Welt verachtet sie, aber sie werden von Gott
geliebt. Jesus liebt sie mit einer besonderen Liebe. Ja, zweifelt
nicht daran, es ist eine bevorzugte Liebe.
(17. September 1864
im Gefängnis von Cadillac)
[In:
Gottes Barmherzigkeit verschmelzen. Die Dominikanerinnen von
Bethanien und ihr Gründer Jean Joseph Lataste, in: Hirschberg
Nr. 3, 2014, S. 156ff.]
Mit Vorliebe
predigte Franz Xaver Seelos († 1867) über
die Vergebungsbereitschaft Gottes:
Ja, meine lieben
Leute, Gott ist gnädig und seine Gnade ist, wie der Prophet
sagt, über allen seinen Werken … Oh Sünder, betrachte
die Gnade Gottes. Nachdem du ihn beleidigt hast, nachdem du ihn
verlassen hast, nachdem du es vorgezogen hast, dich gegen ihn zu
versündigen, hat er dich doch nicht gänzlich aufgegeben,
denn er spricht zu dir, er wendet sich dir zu, er lädt dich ein
zur Umkehr und bietet dir seine Gnade:
Siehe, ich stehe vor
der Tür und klopfe an!
Menschen, sagt der
heilige Chrysostomus, sind langsam im Aufbauen und schnell im
Abreißen … Ganz anders ist das bei Gott: Er war sehr
schnell, als er das gesamte Universum aufbaute, und es brauchte nur
ein Wort, und die Welten waren geschaffen … Aber die gleiche
Schnelligkeit des Aufbauens finden wir bei Gott [auch] in seiner
Gnade. Der heilige Daniel, der heilige Paul, die heilige Magdalena,
der reuige Schächer am Kreuz: nur ein Augenblick war nötig,
sie zu Heiligen zu machen und sie aus dem tiefsten Stand der Sünde
und Leidenschaft in einen sehr hohen Grad der Vollkommenheit und
Heiligkeit zu heben.
[Carl
W. Hoegerl, Alicia von Stamwitz, Ein fröhlicher Heiliger Franz Xaver Seelos, aus dem Englischen übersetzt von Hermann Wagner, Bonn 2000,
S. 134 - 38]
Maria von der heiligen Cäcilia von Rom Dina Bélanger
(† 1929):
Seine
Barmherzigkeit ist unendlich. Unser Erlöser dürstet danach,
zu vergeben und zu vergessen. Er wartet oft nur auf eine Geste oder
einen Gedanken der Liebe von unserer Seite, um diesem oder jenem
Sünder die außerordentliche Gnade zu gewähren, die
ihn den Händen Satans entreißt. …
Die
Dreifaltigkeit der Liebe sucht Seelen, um sich ihnen zu schenken mit
Ihren göttlichen Schätzen. Schenken, sich schenken, das ist
Bedürfnis für die unendliche Güte. Seelen, die sich
vollkommen dem höchsten Willen überlassen, sind selten.
Damit Gott Seine Gnaden verschwenderisch in eine Seele ergießen
kann, muss Er Jesus in ihr lebend finden. Das Fassungsvermögen
der Seele ist zu eng begrenzt, um den Ozean der unendlichen Wohltaten
aufzunehmen. Aber Jesus, die Unermesslichkeit, setzt sich an Stelle
der Begrenztheit und kann so gewissermaßen das unendliche
Verlangen seines himmlischen Vaters befriedigen.
Um ein Abgrund zu
werden, der fähig ist, vom Unendlichen überschüttet zu
werden, bedarf es vor allem im geistlichen Bereich einer
vollständigen Vernichtung des menschlichen Seins, hierauf des
Eintretens Jesu an dessen Stelle sowie vollkommener und ständiger
Hingabe der Seele an den Willen des Göttlich-Wirkenden. Die
anbetungswürdige Dreifaltigkeit will Ihre Reichtümer der
Barmherzigkeit und Liebe in Jesus ausgießen, der die Stelle
meines Seins einnimmt.
[Das
Lied der Liebe / Autobiographie der Seligen Dina Bélanger,
Mutter Maria von der heiligen Cäcilia von Rom RJM (1897-1929),
übersetzt von M. Raphaela Schlichtner OSB. Theresia Verlag,
Lauerz 1998, S. 133. 199]
Michael Sopoćko (†
1975): Gottes Liebe ist Barmherzigkeit, die
Mitleid mit dem Elend des Menschen hat und uns an sich heranzieht.
Anders gesagt ist die Barmherzigkeit Gottes Hauptmotiv göttlichen
Wirkens nach außen. Sie ist Grundlage jeden Werkes des
Schöpfers.
Aus diesem Grund
sollen wir Zuversicht haben und auf den barmherzigen Gott vertrauen:
Die Zuversicht ebnet den Weg für alle Tugenden. Es
gibt eine Legende, in der alle Tugenden beschlossen haben, die mit
zahlreichen Verbrechen befleckte Erde zu verlassen und zum Himmel
zurückzukehren. Als sie sich der Himmelspforte genähert
haben, ließ der Pförtner sie alle - bis auf die Zuversicht
- ein. Sie sollte auf der Erde bleiben, damit die in so viele
Versuchungen und Leiden verwickelten Menschen nicht in Verzweiflung
geraten. Das ist der Grund, warum die Zuversicht zurückkehren
musste und alle anderen Tugenden mitgenommen hat. Die Zuversicht
tröstet besonders den sterbenden Menschen, denn im letzten
Moment erinnert er sich an alle Sünden seines ganzen Lebens, die
ihn zur Verzweiflung führen. Deshalb soll man den Sterbenden
Vertrauen geben, auf das nicht mehr entfernte Vaterland hinweisen, wo
der König der Barmherzigkeit mit Freude die auf seine
Barmherzigkeit Vertrauenden erwartet.
[Michael
Sopocko: Die Barmherzigkeit Gottes in seinen Werken. London 1958
4. Jesus Christus als Mittler der göttlichen Barmherzigkeit
Für Maria Faustyna vom allerheiligsten
Sakrament Kowalska († 1938) ist Jesus Christus
Mittler der Barmherzigkeit Gottes. Von ihm hörte sie die an sie
gerichteten Worte:
Künde der
Welt von Meiner Barmherzigkeit, von Meiner Liebe. Die Strahlen der
Barmherzigkeit brennen Mich; Ich will sie über die Seelen der
Menschen ergießen … Sage der leidenden Menschheit, sie möge
sich an Mein barmherziges Herz schmiegen und Ich will sie mit Frieden
erfüllen. Sage, Meine Tochter, dass Ich ganz Liebe und
Barmherzigkeit bin. Wenn sich Mir eine Seele mit Vertrauen naht,
erfülle Ich sie mit so gewaltiger Gnade, dass sie diese Gnade in
sich selbst nicht fassen kann und sie auf andere Seelen ausstrahlen
wird. Seelen, die den Ruhm Meiner Barmherzigkeit verbreiten,
beschütze Ich ihr Leben lang, wie eine zärtliche Mutter
ihren Säugling beschützt, und in der Stunde des Todes werde
Ich ihnen nicht Richter, sondern barmherziger Erlöser sein. In
dieser letzten Stunde hat die Seele nichts zu ihrer eigenen
Verteidigung als Meine Barmherzigkeit. Glücklich die Seele, die
sich im Leben in die Quelle der Barmherzigkeit versenkte, denn die
Gerechtigkeit wird sie nicht erreichen. Schreibe: Alles, was
existiert, ist im Innern Meiner Barmherzigkeit tiefer verborgen, als
das Kind im Schoße der Mutter.
[Mögen] die
größten Sünder ihre Hoffnung in Meine Barmherzigkeit
[legen.]. Sie haben vor allen anderen das Recht, auf den Abgrund
Meiner Barmherzigkeit zu vertrauen. Meine Tochter, schreibe für
die geplagten Seelen von Meiner Barmherzigkeit. Seelen, die sich auf
Meine Barmherzigkeit berufen, bereiten Mir Freude. Solchen Seelen
erteile Ich mehr Gnaden, als sie sich wünschen. Ich kann nicht
strafen, auch wenn es den größten Sünder beträfe;
wenn er sich auf Mein Erbarmen beruft, rechtfertige Ich ihn in Meiner
unergründlichen und unerforschten Barmherzigkeit. Schreibe: Ehe
Ich als gerechter Richter komme, öffne ich weit die Tür
Meiner Barmherzigkeit. Wer durch die Tür der Barmherzigkeit
nicht eingehen will, muss durch die Tür Meiner Gerechtigkeit.
[Menschliche
Seele,] meine Barmherzigkeit ist größer als dein Elend und
das Elend der ganzen Welt. Wer kann Meine Güte ermessen? Für
dich bin Ich vom Himmel auf die Erde herabgekommen; für dich
habe Ich mich an das Kreuz nageln lassen; für dich ließ
Ich mit der Lanze Mein Heiligstes Herz öffnen und somit öffnete
ich für dich die Quelle der Barmherzigkeit. Komme und schöpfe
mit dem Gefäß des Vertrauens Gnaden aus dieser Quelle. Ein
demütiges Herz weise Ich niemals zurück. Dein Elend versank
im Abgrund Meiner Barmherzigkeit. Weshalb solltest du um dein Elend
mit Mir streiten? Komme Mir entgegen und gib Mir alle deine Not und
dein Elend und Ich werde dich mit Meinen Schätzen erfüllen.
Die Menschheit
wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an
Meine Barmherzigkeit wendet.
Verkünde,
dass Barmherzigkeit die größte Eigenschaft Gottes ist.
Alle Werke Meiner Hände sind durch Barmherzigkeit gekrönt.
Mit den Seelen,
die sich zu Meiner Barmherzigkeit flüchten und mit denen, die
anderen von Meiner großen Barmherzigkeit künden und sie
rühmen, werde Ich in der Todesstunde nach Meiner unendlichen
Barmherzigkeit verfahren.
Je größer
der Sünder, desto größer sein Anrecht auf Meine
Barmherzigkeit.
[Tagebuch
der Schwester Maria Faustyna Kowalska. Parvis-Verlag.
Hauteville 82009]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 08.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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