Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Das Kreuz Jesu
Die Kreuzigung war im römischen Reich die schändlichste Todesart, die über Menschen verhängt wurde. Schon die frühen Christen mussten sich mit der Frage auseinandersetzen, warum Jesus von Nazareth diese Todesart erleiden musste. Die Schriften des Neuen Testaments legen davon Zeugnis ab. Auch bei den christlichen Autoren der vergangenen zwei Jahrtausende ist das Kreuz Jesu ein häufig aufgegriffenes Thema.
1. Mehrfache Bedeutung des Kreuzes Jesu
2. Ausdruck der Liebe
3. Vernunftgründe für die Sinnhaftigkeit
4. Wirkungen des Kreuzes Jesu
5. Sinnbilder für das Kreuz
6. Kreuzzeichen
7. Kreuzpartikel
8. weitere Quellen
1. Mehrfache Bedeutung des Kreuzes Jesu
Bernhard von Clairvaux († 1153)
unterscheidet ein vierfaches
Kreuz:
Vier
Kreuze gibt es, für deren Verdienste verschiedene Belohnungen
ausgesetzt sind.
Das
erste ist das Kreuz Christi,
nicht jenes hölzerne, an dem er hing, sondern
das Kreuz der Liebe, auf dem er einst und jetzt ausgespannt ist, als
wollte er uns umarmen mit den
ausgebreiteten Armen der Liebe. Als man von dem
bereits Sterbenden nichts anderes erwartete als ein hervorbrechendes
Stöhnen, da sprach er
unmittelbar vor seinem Tod als Mensch: Mich dürstet.
(Johannesevangelium 19, 28) Wonach dürstest
du, Herr? Nach dem Heil der Menschen, spricht er, und eben
deswegen habe ich mich ganz für sie hingegeben, weil ich sie,
als ich sie liebte, bis zum
Ende liebte. Und mit einem lauten Schrei hauchte er den Geist
aus.
(Matthäusevangelium 27, 50) Was
bedeutet der laute Schrei? Die unvorstellbare Liebe, die keine
Worte auszudrücken vermochten, durch die er uns Gott dem Vater
anempfahl. Und mit einem
lauten Schrei gab er seinen Geist auf, weil er eben bei diesem
Schrei der Versöhnung den Geist, den er für uns angenommen
hatte, für uns in die
Hand Gottes des Vaters übergab mit den Worten: Vater, in
deine Hände empfehle ich
meinen Geist.
(Lukasevangelium 23, 46) Auf diesem Kreuz der Liebe einst und
jetzt ausgespannt, wie ich
sagte, wartet er und sehnt sich danach, dass wir mit ihm
gekreuzigt werden, damit jeder von uns mit dem Apostel sagen kann:
Ich bin mit Christus
gekreuzigt
(Galaterbrief 2, 19), damit wir von nun an nicht mehr der Sünde
dienen
(Römerbrief 6, 6), sondern ihm, der für uns starb.
(2. Korintherbrief
5, 15) Dies ist das Kreuz der
Liebe, das wir seinem Kreuz schulden, das heißt, dass wir ihm
dienen sollen durch
Nachtwachen, durch Fasten und durch ungeheuchelte Liebe.
2. Korntherbrief 6, 5f.) Dies ist das Kreuz, dessen Tragen der Herr von seinen
Jüngern ver langt.
Nach Bernhard ist das zweite
Kreuz das der Buße, das Kreuz jenes Räubers, der zur
Rechten des Herrn aufgehangt war.
Wenn man die Sache recht bedenkt, beweist
dieser Räuber eine reiche Fülle an Buße, Demut,
Bekenntnis, Glaube, Hoffnung,
Liebe und den übrigen Tugenden. Er steht im voraus für die,
die ihre Ungerechtigkeit
und Gottes Gerechtigkeit in der Buße anerkennen und sich am
Kreuz
der Buße als wohlgefälliges und reiches Ganzopfer in
freiwilliger Hingabe Gott
darbringen.
Es
gibt auch noch ein
anderes Kreuz, nämlich das des linken Räubers
ohne Buße,
ohne Hoffnung, ohne Trost, auf dem jener hing, selbst ganz unselig,
und dasselbe
erduldete wie der rechte, doch nicht auf gleiche Weise, sondern voll
Murren,
voll Schmähung, voll Neid und voll Stolz; er stellt jene dar,
die im Dienste Gottes dieselben Leiden ertragen wie die wahrhaft
Bußfertigen, jedoch unwillig und stöhnend, well sic nicht
wahrhaft Buß tun. Ihr Ende ist der Tod.
Es gibt noch ein anderes widerwillig
geschlepptes Kreuz, das jener tragt, der Simon
heißt,
das heißt der Gehorsame. Dieser trägt tatsachlich alle
Mühen des Gehorsams
ganz beharrlich, er trägt wie das Kreuz des Herrn alles, was ein
Kreuz
ist. Er läuft und quält sich ab, denn er hat harte
Zwingherren, den Stolz und
die eitle Ruhmsucht, doch am Ende entgeht ihm die Frucht des
Gehorsams, da
er nicht nach dem Gehorsam beurteilt wird, sondern nach der Absicht
und der Gesinnung des Gehorsams.
[Sentenzen III, 1-2: Bd. IV?]
2. Ausdruck der Liebe
Mit der Liebe Gottes bzw. Jesu begründen auch andere Autoren, weshalb Jesus den Tod am Kreuz auf sich genommen hat:
Alexander I. von Alexandria († 328 oder 326):
Christus hat
durch seinen Tod die Schuld des Todes, dem der Mensch verfallen war,
gelöst. Welch neues / unerhörtes und unsagbares Geheimnis!
Der Richter wurde gerichtet.: der, der von Sünden befreite,
wurde gefesselt; es wurde verspottet, der die Welt geschaffen hatte;
er wurde ausgespannt (am Kreuz), der den Himmel ausgespannt hatte;
mit Galle gespeist wurde der, der Manna als Speise gereicht hat; es
starb, der lebendig macht; er wurde in ein Grab gelegt, der die Toten
auferweckt. Es erstaunten die Mächte, es zitterten die Elemente,
die ganze Schöpfung wurde erschüttert, die Erde bebte und
ihre Fundamente schwankten: Die Sonne entzog sich, die Elemente
wurden umgewälzt, das Tageslicht zog sich zurück; denn sie
ertrugen es nicht, ihren Herrn gekreuzigt zu sehen.
Bestürzt sprach
die Schöpfung: Was ist das für ein neues Geheimnis? Der
Richter wird gerichtet und schweigt; der Unsichtbare lässt sich
sehen und wird nicht aus der Fassung gebracht; der Unbegreifbare
lässt sich fassen und ist nicht ungehalten; der Unermessliche
lässt sich messen und wehrt sich nicht dagegen; der
Leidensunfähige leidet und rächt nicht das ihm angetane
Unrecht; es stirbt der Unsterbliche und er beklagt sich nicht; der
Himmlische wird bestattet und erträgt dies mit Gleichmut. Was
ist das, sage ich, für ein großes Geheimnis! Ganz sicher
erstarrt die Schöpfung vor Staunen!
Als unser Herr vom Tode
erstand und diesen mit Füßen trat, als er den Starken
fesselte und den Menschen befreite, da staunte die ganze Schöpfung
über den Richter, der wegen Adam gerichtet wurde, über den
Unsichtbaren, der sichtbar wurde, den zum Leiden Unfähigen, der
gelitten hat, den Unsterblichen, der gestorben ist, den Himmlischen,
der in der Erde bestattet wurde. Denn unser Herr wurde Mensch; er
wurde verurteilt, um Barmherzigkeit zu erweisen; gebunden, um zu
lösen; gefangengenommen, um zu befreien, gestorben, um uns neues
Leben zu geben; bestattet, um uns aufzuerwecken. Denn als der Her
litt, litt seine Menschheit, die er dem Menschen ähnlich hatte;
er, der Menschen ähnlich war, löste das Leiden auf; und
durch sein Sterben beseitigte er den Tod. Er stieg darum auf die Erde
herab, um den Tod, den aufständischen Mörder der Menschen,
zu töten. Ein einziger nämlich unterwarf sich dem Gericht,
aber Myriaden wurden befreit; einer wurde bestattet, Myriaden standen
von den Toten auf. Dies ist der Mittler zwischen Gott und den
Menschen; dieser ist die Auferstehung und das Heil aller; dieser ist
der Führer der Irrenden, der Hirte der befreiten Menschen, das
Leben der Toten, der Lenker der Cherubine, der Vorkämpfer der
Engel, der König der Könige; ihm sei Ehre in alle Ewigkeit.
Amen.
[MPG 18, Sp. 589.
606; eigene Übersetzung]
Katharina von Siena († 1380):
Ihr wisst wohl,
dass weder Erde noch Fels das Kreuz gehalten, weder Nagel noch Kreuz
das Wort des eingeborenen Sohnes getragen hatten, wenn die Liebe es
nicht festgehalten hätte. Die Liebe, die Gott zu unserer Seele
empfand, war jener Fels und jene Nägel, die es hielten.
Nun, dies ist der Weg,
zur Liebe zu gelangen. Da wir den Ort fanden, wo die Liebe weilt, in
welcher Weise nun sollen wir sie lieben? … Ihr Weg - den sie uns
weist, dem wir folgen müssen, wollen wir im Lichte gehen und das
Leben der Gnade empfangen - ist, durch Mühsal, durch
Schmähungen, Spott, Qual und Beschimpfungen und Verfolgungen zu
gehen. Durch diese Mühsal wird man dem gekreuzigten Christus
gleichgestaltet. Er war jenes unbefleckte Lamm, das die Reichtümer
und Gewalten der Welt verachtete und, obschon er Gott und Mensch war,
als unsere Regel und unser Weg, die er uns lehrte, sich zum
Beobachter des Gesetzes und nicht zum übertreter machte. …
Ich behaupte, dass die
Seele, die in der Hingabe an Christus den Gekreuzigten die Liebe
fand, sich schämte, ihm auf einem anderen Wege zu folgen, denn
durch Christus, den Gekreuzigten. Er will keine Vergnügungen,
weder Standesehren noch Pracht, vielmehr will er in diesem Leben
Fremdling und Wanderer bleiben, nur darauf bedacht, sein Ziel zu
erlangen. Weder durch Wohlstand, den er auf dem Weg finden konnte,
noch durch Widerwärtigkeit verlangsamt er sein Gehen; so ist er
ein guter Pilger. Er geht kräftig ausschreitend aus Liebe und
Zuneigung zu dem, der ihm sein Ziel setzte und das zu erreichen, er
sich bemüht.
[L.
Gnädinger (Hrsg.), Caterina von Siena, Olten-Freiburg 1980, S.
54 - 56]
3. Vernunftgründe für die Sinnhaftigkeit
Thomas von Aquin († 1274) sucht sich auch Glaubenswahrheiten mit der Vernunft zu nähern. Ein Beispiel dafür ist die Beantwortung der Frage, warum Jesus Christus Leid und Tod auf sich genommen hat:
Ein Mittel ist
umso angemessener für ein zu erreichendes Ziel, je mehr Nutzen
für das Ziel es hervorbringt. Dadurch aber, dass der Mensch
gerade durch das Leiden Christi befreit worden ist, gibt es neben der
Befreiung von der Sünde großen Nutzen:
1. Durch das Leiden
Christi erfährt der Mensch, wie sehr Gott ihn liebt, und dies
ist für ihn ein Ansporn, Gott zu lieben, und darin besteht die
Vollendung des Heils für den Menschen. Daher sagt Paulus (Römerbrief
5, 8): Gott aber erweist seine Liebe zu uns dadurch, dass
Christus, als wir noch Sünder waren, für uns starb.
2. Durch das Leiden hat Christus uns ein Beispiel des Gehorsams, der
Demut, der Standhaftigkeit, der Gerechtigkeit und der anderen für
das Heil notwendigen Tugenden gegeben, wie Petrus (1. Petrusbrief 2,21) sagt:
Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel
gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.
<
3. Christus hat durch
sein Leiden den Menschen nicht nur von der Sünde befreit,
sondern ihm ebenfalls die rechtfertigende Gnade und die Ehre der
Glückseligkeit versprochen …
4. Durch das Leiden
Christi versteht der Mensch besser, dass er verpflichtet ist, sich
vor jeder Sünde zu bewahren, gemäß 1. Korintherbrief 6, 20: Um
einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in
eurem Leib.
5. Das Leiden Christi
verleiht dem Menschen eine größere Würde. Der
besiegte und durch den Teufel getäuschte Mensch musste ihn
seinerseits besiegen; und wie der Mensch den Tod verdiente, musste er
im Sterben den Tod besiegen. So sagt Paulus
(1. Korintherbrief 15,57): Gott
aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus,
unseren Herrn.
Wegen all dieser Gründe
ist es angemessen, dass wir eher durch das Leiden Christi als durch
den alleinigen Willen Gottes befreit wurden.
[ST
IIIa q.46 a. 3: zitiert nach: J. - P. Torrell, Magister Thomas /
Leben und Werk des Thomas von Aquin, Freiburg-Basel-Wien 1995, S.
277f.]
4. Wirkungen des Kreuzes Jesu
Vor allem im ersten Jahrtausend wird die Wirkung des Kreuzestodes Jesu beschrieben:
Das Ärgernis des Kreuzes und die Erlösung durch das Kreuz: Papst Leo „der Große” (BKV II 184f.)
Warum der Tod am Kreuz? Laktanz (BKV 184); Athanasios von Alexandria (BKVII 629-36)
Sieg durch die Schmach des Kreuzes: Syrische Didache (BKV 417-23)
Wirkungen des Kreuzes Christi, das bewundernswerter ist als alle Wunder: Johannes von Damaskus (BKV 203f.)
Cyrill von Jerusalem († 386 ?):
Der Heiland hat
durch sein Leiden, durch das Blut am Kreuz, was im Himmel und auf
Erden ist, versöhnt. Durch die Sünde waren wir nämlich
Feinde Gottes, und Gott bestimmte für den Sünder den Tod.
Eines von beiden war nun notwendig: Entweder musste Gott als der
Wahrhaftige alle vernichten, oder er musste als der Freund der
Menschen das Urteil aufheben. Doch siehe Gottes Weisheit! Durch sein
Urteil blieb er seiner Wahrhaftigkeit treu, ohne seine Liebe zu den
Menschen wirkungslos zu machen. Christus
nahm die Sünden
mit seinem Leibe an das Holz
(1. Petrusbrief 2, 24), damit wir durch
seinen Tod den Sünden ersterben und der Gerechtigkeit leben.
Kein Geringer war der, welcher für uns gestorben ist. Er war
kein unvernünftiges Lamm. Er war kein einfacher Mensch. Er war
nicht nur ein Engel. Er war vielmehr der Mensch gewordene Gott. Die
Ungerechtigkeit der Sünder war nicht so groß wie die
Gerechtigkeit dessen, der für uns gestorben ist. Wir haben nicht
so viel gesündigt, als derjenige Gerechtigkeit geübt hat,
welcher sein Leben für uns hingegeben hat. Er gab es hin, als er
wollte, und er nahm es wieder, als er wollte.
[catech. 13,33: MPG 33, Sp.
811-16; BKV2 41, S. 228 - 231 b]
Aus der Predigt des
Maximus von Turin († um 415) über
den Satz Jesu im Johannesevangelium: Wenn ihr den Menschensohn
erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin
(Johannesevangelium 8, 28):
Da wir in Jesus
einen Herrn haben, der uns durch seine Passion freigesetzt hat,
halten wir unsere Augen ständig auf ihn gerichtet und hoffen,
dadurch Heilung unserer Wunden zu finden. Wenn das Gift des Geizes
sich in uns ausbreiten will, schauen wir aufs Kreuz, und es wird uns
befreien. Wenn der Skorpion Begierde uns sticht, flehen wir das Kreuz
an, und es wird uns heilen. Wenn die Bisse der irdischen Gedanken uns
zu zermalmen drohen, lasst uns ans Kreuz denken und bitten, und wir
werden am Leben bleiben! Das sind die geistigen Schlangen unserer
Seelen; um sie zu zertreten, ist der Herr gekreuzigt worden. Er
selber sagt zu uns:
Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben,
auf Schlangen und Skorpionen zu treten, und nichts wird euch schaden
können
(Lukasevangelium 10, 19).
[Predigt
57, MPL 57, Sp. 339; eigene Übersetzung]
Nach Jakob von Sarug († 521)
siegt der
Gekreuzigte siegt in seiner Ohnmacht über die Macht der
heidnischen Götter:
Johannes von Damaskus († vor 754):
Für das
Kreuz Jesu werden verschiedene Sinnbilder verwendet, um seine
Bedeutung für uns Menschen hevorzuheben: Das K. ist Zeichen des
Heils, Altar der Welt, Richterstuhl Christi: Papst Leo „der Große”
(BKV II 120-23) Methodios von Olympos und Patara
(† 251 ? oder 312):
Theodor Studites
(† 826):
Für Methodios I. von Konstantinopel
(† 847) ist das Kreuz
Siegeszeichen:
Katharina von Siena († 1380)
verwendet verschiedene Sinnbilder
für das Kreuz Jesu:
Verschiedene Autoren
bezeichnen das Kreuz Jesu als "Lehrstuhl" bzw.
"Lehrkanzel" oder als "Buch", in dem wir lesen
können und sollen: Leonhard von Porto Maurizio († 1751):
Kaspar del Bufalo
(† 1837):
Johannes-Baptist Vianney
(† 1859): Guido Maria Conforti von Parma
(† 1931):
Empfehlung des Kreuzzeichens: Cyrill von Jerusalem († 386/7):
Nach Johannes „Chrysostomus”
(† 407)birgt das Kreuzzeichen
birgt in sich eine große Kraft:
Johannes von Damaskus († 754):
Gertrud von Helfta († 1302) sehnte sich nach einem
Kreuzpartikel
19 Predigten:
Papst Leo „der Große” (BKV II 79-189) Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB
- zuletzt aktualisiert am 09.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Das
Kreuz ist wahrhaftig für die Welt ein großes, wunderbares
Schauspiel! Wenn man es mit den Augen des Geistes betrachtet, kann
man es nur bewundern! Während die Götter mit Gold, die
Göttinnen mit Silber überzogen sind, tritt ihnen der
Auserwählte ganz entblößt gegenüber! Während
die Riesen in der Gefolgschaft des Herkules gewaltig stark sind, ist
er schwach und tritt in ihre Mitte wie eine Erscheinung. Die
griechischen Philosophen glänzen durch ihr Wissen, er aber ist
wie ein Idiot und ein verächtlicher Mensch und so tritt er den
Weisen gegenüber. Während die Machthaber sich prachtvoller
Wagen bedienen, nimmt er ein verstümmeltes Holz zu seinem
Gefährte und beginnt so seinen Weg. Und trotz all der Armut, die
ihn bedeckt, wagt er sich an das Gold der Götzen und zermalmt
es. Auf ihm lastet alles Leid, alle Krankheiten, und doch überwindet
er die Staunen erregenden Riesen und reißt sie nieder. Während
er in tiefster Unwissenheit befangen zu sein scheint, erliegen die
Weisen und Philosophen aus Schrecken vor ihm. Auf dem Holzstumpfe,
auf welchem er Platz genommen hat, erfüllt er selbst die Eiligen
mit Staunen und lässt sie mit ihren Gefährten weit hinter
sich … Er macht zuschanden und beschämt die Mächtigen,
denn er verurteilt sie in ihrer Nichtigkeit trotz ihrer Machtmittel,
die ihnen zur Verfügung stehen. Obwohl selbst tot, besiegt er
doch Riesen und wirft sie zu Boden und sie werden zum Gespötte,
da ein Leichnam sie in Ketten gelegt hat.
Aber
nicht, weil er besonders groß ist, hat er gesiegt, denn er ist
tatsächlich nicht groß, sondern mit Rücksicht auf die
Art und Weise und auf die Mittel, mit welchen er die Starken bekämpft
hat. Denn wenn er sie als der Große, der er wirklich ist,
niedergeworfen hätte, dann wäre es nicht seine Weisheit,
welche gesiegt hat, sondern seine Stärke. Darum ist er klein
geworden und hat sich erniedrigt, damit seine Weisheit siege und
nicht seine Macht. Und gerade das ist das Großartige, dass ein
niedriges Wesen die Mächtigen besiegt hat. Die Armut stellte er
dem Reichtum gegenüber und gegen die Weisheit bot er die
Unwissenheit auf … Arm und elend, gedemütigt und erniedrigt,
verachtet und verhöhnt, unscheinbar, verhasst, vergewaltigt,
verrufen, zum Schweigen verurteilt und verspottet, gefoltert,
gepeinigt, gefesselt, verkannt, nackt und entblößt,
gekreuzigt und zerschunden, durchbohrt und gelästert,
einbalsamiert, wird er behandelt, als ob er nichts wäre. Man
nimmt ihn fest und richtet ihn hin, man begräbt ihn und richtet
ihn her, gerade wie einen Toten, dessen Licht ausgegangen, der
ausgerungen und aufgehört hat zu leben, dessen Ende nun vorüber
ist. Aber auf einmal erhebt sich dieser Schlafende, stürzt die
Götter und zermalmt die Götzen, zertrümmert die
Statuen und wirft die Standbilder zu Boden, zerstört die
gemalten Bilder, zerstäubt die gegossenen und vernichtet die
Werke von Menschenhand. Er triumphiert über jene, die bisher
angebetet wurden, versammelt die Völker und ruft die Nationen
herbei, baut Kirchen, errichtet Gotteshäuser, weiht Altäre
und erwirbt Anbeter … Er bestellt sich Priester, reinigt die
Unreinen und heiligt die Sünder; er ruft diejenigen herbei,
welche in der Ferne weilen, nimmt wohlwollend auf die Nahen und
rechtfertigt die Zöllner.
Er richtet auf die Verlorenen, bewahrt die Wiedergefundenen und
sammelt die Zerstreuten; er heilt, was gebrochen ist, und erneuert so
die Erde und erleuchtet den Erdkreis.
[Jakob von Sarug, in: Ausgewählte Schriften der syrischen Dichter,
übersetzt von S. Landersdorfer. BKV2 6,
S. 417-19]
Wohl ist jede
Handlung und Wundertat Christi überaus groß und göttlich
und wunderbar, aber bewundernswerter als alle ist sein kostbares
Kreuz. Denn durch nichts anderes ist der Tod vernichtet, die Sünde
des Stammvaters nachgelassen, die Hölle beraubt, die
Auferstehung geschenkt, die Kraft uns gegeben, das Gegenwärtige,
ja selbst den Tod zu verachten, die Rückkehr zur ursprünglichen
Seligkeit vollführt, sind die Tore zum Paradies geöffnet,
hat sich unsere Natur zur Rechten Gottes gesetzt, [durch nichts
anderes] sind wir Gotteskinder und Erben geworden als durch das Kreuz
unseres Herrn Jesus Christus. Durch das Kreuz ward ja alles
vollbracht.
[fid. orth.
4,11: MPG 94, Sp. 1129-32; BKV2
44, S. 203-05 b]
5. Sinnbilder für das Kreuz
Das Kreuz ist,
wenn man es näher bestimmen will, eine Stärkung für
den Sieg, der Weg, auf dem Gott zum Menschen herabsteigt, ein
Siegeszeichen gegen die unreinen Geister, die Beseitigung des Todes,
ein Fundament zum Aufstieg zum wahren Tag, eine Leiter derer, die
unverzüglich das dort erstrahlende Licht genießen wollen,
ein Mittel, durch welches diejenigen, die für die Gebäude
der Kirche die passende Form erhielten, gleich wie ein quadratischer
Stein von untern nach oben gezogen werden, um dem göttlichen
Wort gleichförmig zu werden.
[Methodii
fragmenta; MPG 18, Sp. 399f.]Das Kreuz ist ein
kostbareres Geld als alle Geldmittel. Das Kreuz ist die sicherste
Zuflucht der Christen. Das Kreuz der Jünger Christi ist die
leichteste Last, die auf die Schultern gelegt wird. Das Kreuz ist der
süßeste Trost betrübter Seelen. Das Kreuz ist der
Weggeleiter zum Himmel, dem kein Hindernis entgegengestellt werden
kann … Des Kreuzes Kraft und Macht ist das Ende jeder gegnerischen
Macht … Das Kreuz stiftet Frieden und versöhnt Himmel und
Erde. Der Name des Kreuzes ist Heiligung, besonders wenn er mit der
Zunge ausgesprochen und mit den Ohren vernommen wird. Durch das Kreuz
wurde der Tod getötet und Adam das Leben wiedergegeben. Des
Kreuzes rühmte sich jeder Apostel, und damit wurde jeder
Martyrer gekrönt und jeder Heilige geheiligt. Durch das Kreuz
haben wir Christus an- und den alten Menschen ausgezogen. Durch das
Kreuz wurden wir, die Schafe Christi, in einem Schafstall versammelt
und für die überirdischen Pferche bestimmt. Durch das Kreuz
werden wir unsere Feinde wegstoßen und das Horn des Heils
aufrichten. Durch das Kreuz vertreiben wir die Begierden und wählen
wir das überirdische Leben. Wer das Kreuz auf seinen Schultern
trägt, wird Nachahmer Christi und erlangt zusammen mit Christus
vor aller Augen Ruhm … Wer ein Kreuz macht, löst die Furch
auf und erlangt Frieden … Wer das Kreuz liebt, der hasst die Welt
und wird ein Liebhaber Christi. Kreuz Christi, du höchster Ruhm
der Christen, Kreuz Christi, du besonderer Gegenstand der Predigt der
Apostel. Kreuz Christi, du königliches Diadem der Martyrer.
Kreuz Christi du wertvollster Schmuck der Propheten.. Kreuz Christi
du hellster Glanz bis an die Enden der Erde.
[Oratio
2, in adorationem crucis; MPG 99, Sp. 697-700; eigene Übersetzung]Das Kreuz ist
nämlich, wenn du es [näher] bestimmen willst, Stütze
des Sieges, der Weg, auf dem Gott zum Menschen herabsteigt, das
Siegeszeichen gegen die unreinen Geister, der Aufstieg zum wahren
Tag, die Leiter derer, die dorthin eilen, jenes Licht, das dort ist,
zu genießen, die Maschine, durch die, die in das Gebäude
der Kirche eingepasst sind, gleich dem viereckigen Stein im
Untergrund [des Gebäudes] nach oben gezogen werden, um dem
göttlichen Wort eingepasst zu werden. Daher haben unsere Könige,
um jedes übel zu beseitigen, geglaubt, die Gestalt des Kreuzes
nehmen zu müssen und stellten [dem entsprechend] Fahnen her,
vexilla, wie sie auf Lateinisch heißen. Daher erweist sich das
Meer, dieser Gestalt weichend, für die Menschen als schiffbar.
Die ganze Schöpfung ist nämlich sozusagen der Befreiung
wegen mit diesem Zeichen bezeichnet. Denn auch die Vögel die in
die Höhe steigen, bilden bei der Ausbreitung ihrer Flügel
die Gestalt des Kreuzes nach; und ebenso stellt der Mensch mit seinen
ausgebreiteten Armen das Kreuz dar. Daher verband der Herr den
Menschen, der mit eben derselben Gestalt, mit der er ihn von Anfang
an ausgestattet hatte, gleichgestaltet hatte mit der Gottheit, damit
er von da an ein Gott heiliges Instrument sei ohne jede Dissonanz und
Unstimmigkeit. Denn der Mensch kann, nachdem er zum Gottesdienst
herangebildet wurde und gleichsam den reinen Gesang der Wahrheit
angestimmt hat und durch ihn der Gottheit fähig wurde, wie Leier
und Seiten mit dem Holz des Lebens vereinigt, nicht mehr zu Missklang
zurückkehren.
[MPG
18, hom. de cruce Domini, Sp. 399-402; eigene Übersetzung]
Ergreife die Waffen des heiligsten Kreuzes
:
Jesus ist ein
süßer Meister, der uns in seiner Lehre unterrichtet, indem
er den Lehrstuhl des heiligsten Kreuzes besteigt.
Um
allen Versuchungen zu widerstehen, nehmt mutvoll die Waffen des
heiligsten Kreuzes.
[Wenn der Geist mit] dem Blute des
gekreuzigten Jesus [erfüllt ist, sieht die Seele, was es] um das
Feuer der göttlichen Liebe ist, um diese unaussprechliche, mit
dem Blute ganz und gar durchtränkte Liebe.
Ich
will, dass der Baum des Kreuzes in deinem Herzen gepflanzt sei und du
dem gekreuzigten Jesus ähnlich werdest.
Hefte deine
Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen, der zum
Heile führt.
[J.
Leclercq u. A. Kaufmann (übers.), Die Mystikerin des Apostolates
St. Katharina v. Siena, Vechta i. O. 1929, S. 220-23]Sehr hier einen
Gott, der seine Lehrkanzel an einem Kreuz errichtet, und mit all
seinen Wunden wie mit ebenso vielen Zungen heute ein Gesetz der Liebe
verkündet und laut ausruft: Ich aber sage euch, liebt
[einander]!
Wenn wir uns das
bitterste Leiden Christi lebendig vor die Augen unseres Geistes
halten, so als wäre es in Tafeln eingraviert, können wir,
kraft der Erleuchtung durch ein so intensives Licht, nicht umhin, die
Armseligkeiten und Schwächen unseres Lebens zu verabscheuen;
aber noch vielmehr werden wir uns hingerissen fühlen, mit großer
Liebe auf die Liebe Christi zu antworten, und freudig die
unvermeidlichen Widrigkeiten des Lebens hinzunehmen.
Der Kreuzweg ist
ein Gegengift gegen die Laster, Heilung von den unbändigen
Lüsten, ein unwiderstehlicher Anreiz zur Tugend und zu einem
heiligen Leben.
[Leonard
da Porto Maurizio, Geistliche übungen, 1. Teil, Regensburg 1890,
S. 252-59]Das große
Buch des Kreuzes: Jesus, der Erlöser … lädt uns ein, das
große Buch des Kreuzes zu lesen, damit wir zu unserer und der
Mitmenschen Heiligung die himmlische Weisheit erlangen. In den Wunden
Jesu, des Gekreuzigten, können wir lesen, dass Jesus der
mystische Felsen ist, da er mit dem Stab des Kreuzes geschlagen
wurde. Wir lesen im Psalm:
Da er den Felsen schlug, strömten
die Wasser und die Bäche füllten sich
. Damit sind die
überfließenden Gnaden gemeint, die uns durch die
Verdienste des Kostbaren Blutes zuteil werden. Sie sollen uns zu
einem reinen, unbescholtenen Leben führen und im Nächsten
den Glanz guter Sitten hervorbringen. Ach, hören wir doch auf
die eindringliche Stimme des Erlösers, der uns seine Leiden
zeigt und uns auffordert, uns für die Seelen einzusetzen. Sie
kosten den unschätzbaren Preis unserer heiligen Erlösung:
Denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden
.
[8.
Brief an seine Mitbrüder 1834]Das Kreuz ist das
weiseste Buch, das wir lesen können.
(ähnlich
Konrad von Parzham, † 1894)Der Gekreuzigte
ist das große Buch, unter dem sich die Heiligen haben formen
lassen und unter dem auch wir uns formen lassen sollen. Alle Lehren,
die im hl. Evangelium enthalten sind, sind im Gekreuzigten
zusammengefasst … Er ist das erhabenste Buch, unter dem wir
beständig meditieren sollen, um den zureichenden Grund für
alle Fragen der moralischen Lebensordnung zu finden. Kein anderes
Buch kann mit größerer Wirkung zu unserem Geist und zu
unserem Herzen sprechen; kein anderes Buch kann edlere Vorsätze
fassen lassen und in uns alle nötigen Energien entfachen, um sie
in die Tat umzusetzen auch auf Kosten der größten
Entsagungen und der härtesten Opfer.
[L'Esemplarità
di Cristo negli insegnamenti del Santo Guido Maria Conforti da Parma; p. 8]
6. Kreuzzeichen
Schämen wir
uns also nicht, den Gekreuzigten zu bekennen! Besiegeln wir mit
Zuversicht mit den Fingern die Stirn, machen wir das Kreuzzeichen auf
alles: auf das Brot, das wir essen, über den Becher, aus dem wir
trinken! Machen wir es beim Kommen und Gehen, vor dem Schlafe beim
Niederlegen und Aufstehen, beim Gehen und Ruhen! Groß ist
dieses Schutzmittel. Unentgeltlich ist es der Armen wegen; der
Schwachen wegen kostet es keine Mühe, von Gott kommt ja die
Gnade. Das Kreuz ist das Kennzeichen der Gläubigen, der Schrecken der Dämonen.
Durch das Kreuz hat Christus
nämlich über sie triumphiert, offen sie bloßstellend
(Kolosserbrief 2, 15). Sooft sie das Kreuz sehen, erinnern sie sich des
Gekreuzigten. Sie fürchten sich vor dem, der dem Drachen die
Köpfe zertreten hat. Schätze das Siegel nicht deshalb
gering ein, weil es unentgeltlich gegeben worden ist, vielmehr ehre
gerade deshalb umso mehr den Wohltäter!
[catech.
13,33: MPG 33, Sp. 811-16; BKV2
41, S. 228-31 b]Niemand schäme
sich also der ehrwürdigen Zeichen unserer Erlösung und des
Hauptgrunds alles Guten, wodurch wir leben, wodurch wir sind. Wir
wollen vielmehr das Kreuz Christi wie eine Krone tragen. Denn durch
das Kreuz wird ja unser ganzes Heil vollendet. So oft jemand
wiedergeboren werden soll, ist das Kreuz dabei; so oft er mit jener
geheimnisvollen Speise genährt werden soll, so oft jemand die
Hand aufgelegt werden soll, so oft irgendeine andere Handlung
vorgenommen werden soll, überall steht dieses Zeichen des Sieges
uns zur Seite. Deshalb zeichnen wir es voll Eifer auf die Häuser,
Wände und Fenster, auf die Stirn und auf den Ort unseres
Denkens. Ist es ja doch das Sinnbild unserer Erlösung, unserer
gemeinsamen Befreiung, sowie der Güte unseres Herrn.
Wie
ein Lamm wurde er zum Schlachten geführt
(Jesaja 53, 7). So
oft du dich also mit dem Kreuz bezeichnest, beherzige allen Sinn des
Kreuzes, lösche die Glut des Zorns und aller übrigen
Leidenschaften. Wenn du dich bekreuzigst, erfülle deine Stirn
mit Zuversicht, mache deine Seele frei. …
Man darf das Kreuz aber
nicht einfach nur mit dem Finger machen, sondern zuerst in der
Gesinnung mit starkem Glauben. Wenn du es in dieser Weise auf dein
Antlitz zeichnest, dann wird dir kein unreiner Geist nahen, denn er
sieht die Waffe, die ihm die Wunde geschlagen hat, das Schwert, das
ihm den tödlichen Streich versetzte. Wenn wir beim Anblick der
Richtstätten erschaudern, was wird wohl der Teufel empfinden
beim Anblick der Waffe, mit der Christus seine ganze Macht gebrochen
und dem Drachen den Kopf abgehauen hat?
[hom.
in Mt 54,4: MPG 58, Sp. 337; BKV2
26, S. 165f. b]Dieses [Kreuz]
ist uns als Zeichen auf die Stirn gegeben, wie Israel die
Beschneidung. Denn durch dasselbe unterscheiden wir Gläubige uns
von den Ungläubigen und werden wir [als solche] erkannt. Dieses
ist Schild und Waffe und Siegeszeichen gegen den Teufel. Dieses ist
ein Siegel, dass uns der Verderber nicht berühre, wie die
Schrift (vgl. Hebräerbrief 11,28) sagt. Dieses ist Aufrichtung der Liegenden,
Stütze der Stehenden, Stock der Schwachen, Stab derer, die
geweidet werden, Leitung der Umkehrenden, Vollendung der
Fortschreitenden, Heil von Seele und Leib, Abwehr aller übel,
Geber aller Güter, Tilgung der Sünde, Spross der
Auferstehung, Baum ewigen Lebens. Dieses wirklich kostbare und
verehrungswürdige Holz nun, an dem sich Christus selbst für
uns zum Opfer gebracht hat, ist zu verehren, da es durch die
Berührung des heiligen Leibes und Blutes geheiligt ist. …
Deshalb ist das Zeichen Christi zu verehren. Denn wo das Zeichen ist,
da wird auch er selbst sein.
[fid.
orth. 4,11: MPG
94, Sp. 1129-32; BKV2
44, S. 203-05 b]
7. Kreuzpartikel
Hierauf begehrte
sie sehnsüchtig, eine Partikel von dem Herrn so teuren Holz zu
erwerben, um durch die Verehrung für dieselbe vom Herrn umso
gnädiger angesehen zu werden. Er antwortete ihr:
Willst
du Reliquien haben, die mein Herz zu dem Besitzer wirksam hinziehen
können, dann lies den Text meiner Leidensgeschichte und erwäge
dabei sorgfältig, welche Worte ich mit größerer Liebe
gesprochen habe. Diese schreibe ab, bewahre sie, überdenke sie
oftmals und sei versichert, dass du hierdurch meine Gnade mehr als
durch andere Reliquien verdienen wirst.
[Gertrud von Helfta, Gesandter der göttlichen Liebe, 4. Buch, 50.
Kap., übersetzt von J. Weißbrot, Freiburg-Basel-Wien 2001, S.
384f.]
8. weitere Quellen
zurück zur vorherigen Seite
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.