Ökumenisches Heiligenlexikon

Johannes von Damaskus

auch: Damascenus

1 Gedenktag katholisch: 4. Dezember
nicht gebotener Gedenktag
27. März, Todestag: 6. Mai

1 Gedenktag evangelisch: 4. Dezember (ELCA, LCMS)

1 Gedenktag anglikanisch: 4. Dezember

1 Gedenktag orthodox: 4. Dezember

1 Gedenktag armenisch: 4. Dezember

1 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 4. Dezember

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Mönch, Kirchenlehrer
* um 650 in Damaskus in Syrien
4. Dezember vor 754 im Kloster Mār Saba bei Jerusalem in Israel


Johannes entstammte der einflussreichen, vornehmen Familie Manṣūr, die üblicherweise Ämter im staatlichen Finanzsektor innehatte. Johannes' Großvater war Stadtpräfekt von Damaskus und übergab 635 die Stadt den Arabern; Johannes' Vater war Finanzminister bei Kalif Mu'awija I. Johannes war Spielgefährte des Sohnes des Kalifen und erhielt eine standesgemäß gute Ausbildung als Schriftsteller und Dichter. Mit dem Regierungsantritt des neuen Kalifen Abd el Malek 685 brach für die Christen eine Zeit der Diskriminierung und Entfernung aus ihren Ämtern an. Die Legende berichtet, dass ihm auf Befehl des Kalifen wegen angeblichem Landesverrat die Hand abgschlagen wurde, diese aber durch die Gottesmutter wieder angefügt wurde.

Zusammen mit seinem Stiefbruder Cosmas zog Johannes sich noch vor 700 ins Kloster Mār Saba bei Jerusalem zurück, wohin ihm sein Ruf als Dichter und Gelehrter schon vorausgeeilt war. Dort erhielt er seine theologische Ausbildung durch Patriarch Johannes V. von Jerusalem, der Johannes auch - gegen seinen Willen - zum Priester weihte und dem er dann oft als Berater zur Seite stand, v. a. im Bilderstreit um die Frage der Verehrung von Ikonen. Auch im Dienst anderer Bischöfe war Johannes tätig, viele seiner Werke resultierten aus solchen Aufgaben. In Jerusalem war er immer wieder als Prediger tätig.

Johannes erwarb sich bei der Nachwelt einen Namen als Gelehrter, Theologe, Prediger und Dichter, besonders seine Gedichte und seine Werke der Kirchenmusik werden noch heute beachtet. Sein großes Redetalent brachte ihm den Beinamen Χρυσορρόας, goldener Strom, ein, wie Theophanes bezeugt. Er verfasste eines der ersten Standardwerke der ostkirchlichen Theologie, die Πηγή Γνώσεως, Quelle der Erkenntnis. Dieser Text besteht aus den philosophischen Kapiteln der Dialektik über die Erkenntnisse der heidnischen Philosophen, dem Buch über die Irrlehren mit der Darstellung von 100 Häresien seiner Zeit sowie der Darstellung des orthodoxen Glaubens mit 100 Kapiteln über grundlegende Lehren des Christentums wie Gott und Schöpfung, Lehre vom Menschen, über Christus und Maria, Heiligen- und Ikonenverehrung. Dieser dritte und wichtigste Abschnitt lieferte eine vollständige Dogmatik, welche die Lehren der altgriechischen Kirchenväter und die Ergebnisse der SynodenSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. des 4. bis 7. Jahrhunderts zusammenfasst. Einige nannten ihn deshalb den Thomas von Aquin des Ostens.

Im Bilderstreit stand Johannes entschieden auf der Seite der Befürworter der Ikonographie; für die Entwicklung der Theologie der Ikonen, die für die Orthodoxie kennzeichnend werden sollte, gab Johannes' Schrift Drei Reden an die Schmäher der heiligen Ikonen die entscheidenden Impulse. Demgemäß bekämpfte er auch die Edikte des byzantinischen Kaisers Leo III., der sich gegen die Verehrung von Statuen und bildlichen Darstellungen aussprach.

Zu Fragen von Ethik und Askese verfasste Johannes die Schrift Über das Fasten und die Sacra parallela, Heilige Parallelen, eine nach Themen geordnete Sammlung von Zitaten anderer Kirchenschriftsteller, woraus sich der Name "Parallelen" erklärt. Eine Auslegung der Briefe von Paulus ist das einzige exegetische Werk. Bedeutsam sind seine Heiligengeschichten über Barbara, Johannes „Chrysostomus”, die Leidensgeschichte des Artemius und der Roman über Barlaam und Josaphat. Schließlich sind auch einige seiner Predigten überliefert.

Johannes kann als konsequenter Vertreter der Lehren des Konzils von Chalkedon, als treuer Interpret der Kirchenväter und somit als maßgeblicher Interpret der orthodoxen Lehre gelten. Im Westen wurden seine Werke nur zögernd aufgenommen, bis Petrus Lombardus' Trinitätslehre auf dem 4. Konzil im Lateran das Verständnis öffnete. Johannes' Πηγή Γνώσεως, Quelle der Erkenntnis wurde übersetzt, als Sententiae Damasceni, Damaszenische Lehrsätze verbreitet und ab 1507 oft gedruckt. Großen Einfluss hatte das Werk von Johannes im slawischen Raum bis in die Neuzeit.

In hohem Alter hat Johannes nach eigenen Angaben seine Schriften noch einmal redigiert. Er starb angeblich im Alter von 104 Jahren.

Auf der bilderfeindlichen Synode in Hiereia - heute der Stadtteil Kadıköy in Istanbul - im Jahr 754 wurde Johannes als verstorben bezeichnet und ob seiner Positition im Streit um die Ikonen verurteilt; Kaiser Konstantin habe dabei mit einem Wortspiel aus seinem Namen ihn als Bastard bezeichnet. Johannes wurde aber schon beim 2. Konzil von Nicäa rehabilitiert.

Johannes' Verehrung ist schon in den ältesten Verzeichnissen belegt. Bis ins 12. Jahrhundert wurden seine Gebeine im Kloster Mār Saba aufbewahrt, dann wurden sie offenbar ins Kecharitomene-Kloster nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - überführt.

Kanonisation: Papst Leo XIII ernannte Johannes 1890 zum Kirchenlehrer und Patron der Theologiestudenten des Ostens.
Attribute: oft mit Turban wegen seiner orientalischen Herkunft
Patron der Apotheker, Ikonenmaler, Theologiestudenten

Worte des Heiligen

Johannes betont die Unbegreiflichkeit und Unaussprechlichkeit Gottes. Er schreibt:

Die Gottheit ist unbegreifbar – und so wird Sie sicherlich auch ohne Namen sein. Da wir Ihr Wesen nicht kennen können, so hätte es auch keinen Sinn, nach dem Namen Ihres Wesens zu forschen. Und überdies bezeichnen die Namen ja immer nur Sachen, Geschöpfe, Seiendes. Gott ist freilich gütig und hat uns in Seiner Güte aus dem Nichtsein ins Sein berufen, und um uns Seine Güte mitzuteilen, hat Er uns auch mit Erkenntnis ausgestattet. Allein die Erkenntnis Seines Wesens hat Er uns nicht mitgeteilt, so wenig wie Sein Wesen selbst. Denn es ist ja unmöglich, dass endliche Natur jemals die unendliche Übernatur vollkommen erkenne. Mögen wir auch das Seiende kennen – wie könnten wir je an das Überseiende heranreichen? Und doch gefiel es Gott in Seiner unaussprechlichen Güte, Sich von uns nach dem nennen zu lassen, was eben uns entspricht; und so sind wir trotz allem nicht völlig bar Seiner Erkenntnis, und so haben wir dennoch ein – wenn auch sehr dunkles – Verständnis für das, was Sein Wesen sein könnte. Zwar ist uns Sein Unbegreifliches auch unnennbar – da Er aber die Ursache aller Dinge ist und da Er alle Begriffe und alle Ursachen von allem Geschaffenen in Sich trägt, wird Er auch nach allem Geschaffenen benannt, nach dem Seienden wie nach dessem Gegenseienden, wie zum Beispiel nach dem Licht und nach der Finsternis, nach dem Wasser und nach dem Feuer. Wir sollten aber daran nur erkennen, dass Er dieses alles dem Wesen nach gar nicht sein kann. Doch als überwesentlich und als unbenennbar bedeutet Er dies alles und kann als die schöpferische Ursache von allem auch nach allem von Ihm Geschaffenen und Verursachten genannt werden.
Die verneinenden Namen Gottes sind alle jene, die Sein Überwesentliches bedeuten sollen – wie zum Beispiel wesenlos, anfanglos, zeitlos, unsichtbar, nicht als ob Er geringer wäre als irgendetwas oder als ob Ihm irgendetwas fehlen könnte – alles ist ja das Seine, und aus Ihm und durch Ihn ist alles geworden und hat nur durch Ihn Bestand –, sondern weil Er unfassbar erhaben über alle Wesen ist. Die anderen, die bejahenden Aussagen von Gott dagegen bedeuten im Munde der Aussagenden immer nur, dass Er als schöpferische Ursache von diesem allen auch darin stets gegenwärtig ist. Auch in diesem Sinne ist Gott also allgegenwärtig: Alles bedeutet nur Ihn.

Quelle: Johannes von Damaskus: Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens, c. 12, zitiert nach: Walther Tritsch: Einführung in die Mystik. In Quellen und Zeugnissen. Augsburg 1990, S. 78f

Zitate von von Johannes von Damaskus:

Gott kann und darf nicht in Bildern dargestellt werden. Aber sein Sohn ist Mensch geworden und kann daher auch bildlich dargestellt werden:
Da aber nicht alle die Buchstaben kennen und sich mit dem Lesen beschäftigen, schien es den Vätern geraten, diese Begebenheiten wie Heldentaten in Bildern darstellen zu lassen, um sich daran kurz zu erinnern. Gewiss erinnern wir uns oft, wo wir nicht an das Leiden des Herrn denken, beim Anblick des Bildes der Kreuzigung Christi, des heilbringenden Leidens, und fallen nieder und beten an, nicht den Stoff, sondern den Abgebildeten, gleichwie wir auch nicht den Stoff des Evangeliums und den Stoff des Kreuzes, sondern das dadurch Ausgedrückte anbeten.

Darum bin ich mutig und bilde den unsichtbaren Gott nicht als einen unsichtbaren ab, sondern als einen, der um unseretwillen sichtbar geworden ist durch die Teilhabe an Fleisch und Blut. Nicht die unsichtbare Gottheit bilde ich ab, sondern das sichtbar gewordene Fleisch Gottes. Denn wenn es unmöglich ist, eine Seele abzubilden, um wie viel weniger Gott, der auch der Seele das Nichtstoffliche gegeben hat.

Quellen: Johannes von Damaskus: Expositio fidei 4, 16. In. Migne Patrologia Graeca 94, Sp. 1169 - 1172 = BKV2, Bd. 44, S. 228f; bearbeitet
Johannes von Damaskus: Drei Verteidigungsschriften gegen diejenigen, welche die heiligen Bilder verwerfen 1, 4. Hrsg. von G. Feige, übersetzt von W. Hradsky, 2. Aufl. Leipzig 1996, S. 29

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Catholic Encyclopedia

Die Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

weitere Schriften von Johannes und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.10.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Karl-Heinz Uthemann: In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. III, Herzberg 1992
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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