Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Mönchs- und Ordensleben

Das Ordensleben hat sich aus dem Mönchtum entwickelt. Mónachos ist ursprünglich der Alleinlebende, der Eremit (der in Einsamkeit Lebende) bzw. Anachoret (der zurückgezogen Lebende). Dagegen leitet sich "Orden" von ordo ab. Jede Gemeinschaft braucht eine Ordnung.

1. Wertschätzung 2. Verhaltensregeln für Ordensleute 3. Verhaltensregeln für Obere

1. Der Stand des Mönchtums wird bei den Kirchenvätern bzw. -müttern sehr positiv gesehen:

Synkletika (†um 400): Das Leben des Mönchs ähnelt dem Garten Eden, es muss durch die Flamme des zuckenden Schwertes (vgl. Gen 5,24) bewacht werden; und zwar durch die Gebete und Gedanken an Gott."

Johannes „Chrysostomus” († 407): Die Mönchsgemeinschaften sind Engelchöre, die das himmlische Leben auf Erden verwirklichen. [BKV I, 22f]

Die Mönche sind "die Leuchten, die über die ganze Erde hinstrahlen, sie sind die Mauern, welche die Städte umwallen." [BKV IV 11].

Neilos († um 430): "Ein Mönch ist, wer von allen getrennt und mit allen vereint ist."

Doch gibt es auch differenziertere Aussagen, wie z. B. beiGregor von Nazianz († um 390): So beglückend die Einsamkeit des Mönchslebens ist, so ist es doch besser, für die ganze Kirche zu arbeiten als nur für sich selbst. [BKV I, 267]

Augustinus von Hippo († 430) gibt seine Erfahrung wieder:

"Wie ich, seit ich anfing Gott zu dienen, nicht leicht bessere Menschen gefunden habe als jene, die in Klöstern sich vervollkommnet haben; so habe ich auch keine schlechteren Menschen kennen gelernt als jene, die in Klöstern gefallen sind:." [Brief an den Klerus 9]

Aloisius von Gonzaga († 1591) beschreibt, wodurch sich wahre Ordensleute auszeichnen:

Die wahren Religiosen sind die, welche nach ihrem Gewissen leben und sich nicht von den Sinnen oder den Leidenschaften beherrschen lassen. Sie suchen nicht nach Ehren, sie jagen nicht nach irdischen und vergänglichen Gütern, sie sind nicht streberisch und begehren nicht neidisch nach den Gütern anderer, ihnen ist ganz allein genug, Gott zu dienen, dem zu dienen herrschen ist.

Was Wunders, dass sie immer fröhlich und zufrieden sind und weder Tod noch Gericht noch Hölle fürchten? Denn sie leben mit einem Gewissen, das frei ist von Sünden. Ja, Tag und Nacht gehen sie auf neue Errungenschaften aus und immer widmen sie sich heiligen Dingen mit Gott oder für Gott. Das Zeugnis des ruhigen Gewissens bewahrt sie in jenem Frieden und jener inneren Ruhe, aus der eine Freude und Gelöstheit quillt, die ihnen im Gesicht geschrieben steht. Mit gutem Grunde hoffen sie auf die himmlischen Güter und das Gedenken an den, dem sie dienen, und zu dessen Hof sie gehören, wen würde es nicht trösten?

[Briefe und Schriften des Hl. Aloysius Gonzaga, nach der italienischen Ausgabe v. E. Rosa, übertr. v. J. Leufkens, München 1928, S. 50]

Maria Maria Kreszentia Höß († 1744)schreibt an eine Ordensschwester, die sich in einer Berufskrise befindet:

Wohlehrwürdige in Gott geistliche ehrwürdige Schwester M. Augustine!

Aus Ihren Zeilen habe ich das Vertrauen zu mir ersehen, wie Sie sich in Ihren Beschwerden eröffnen. Mein in Gott geliebtes Kind, es ist dies eine Anfechtung vom bösen Feind. Lassen Sie sich nicht betrügen, die Sicherheit des Ordenslebens auf die Seite zu legen und in die gefährliche Welt zurückzugehen.

Was ist das doch für eine Gnade, die Ihnen Gott gegeben hat, dass Sie in den heiligen Orden aufgenommen worden sind. Wie viele Tausende sind in der Welt, die diese Gnade wünschen, aber nicht haben können, und Sie wollen sie aus den Händen lassen. Soll es Ihnen schwer fallen, bei dem göttlichen Bräutigam zu sein, wo können Sie besser und ruhiger leben als bei Ihm? Keine Zeit kann einer Ordensperson langweilig werden, wenn alles ordentlich ausgeteilt ist. Also sucht der böse Feind Ihnen die Beständigkeit des Ortes schwer zu machen, die gewiss eine große Glückseligkeit ist. Wie vielen Gefahren, wie vielen bösen Gelegenheiten ist man enthoben und welche schöne Gelegenheit hat man, Gott zu dienen, zu lieben, zu loben allda.

Der Eigenwille, den zu verleugnen Ihnen schwer fällt, wie ist er vielen Seelen zu ihrem ewigen Untergang geworden. Welch schädliche Freiheit ist dies und wie sicher ist es hingegen, ihn abzulegen und nach dem Willen der Oberen zu leben. Hier sind Sie sicher, dass Sie nach dem göttlichen Willen leben, denn der Wille der Oberen ist der Wille Gottes. Glauben Sie dies und halten Sie sich daran. Die Worte Christi sind: ‚Wer euch hört, der hört mich und wer euch verachtet, der verachtet mich (vgl. Lukasevangelium 10,16). Vergessen Sie dieses nicht, wenn Sie einmal keinen Eifer, keine Andacht haben, wenn Ihnen einmal das geistliche Leben schwer wird und alles lauter Schwermut ist, dass alles vom bösen Feind kommt, damit er Ihnen den geistlichen Stand verleide und Sie aus den Händen des himmlischen Bräutigams herausreißen möge.

Verlassen Sie nicht den so schönen und getreuen Bräutigam, der Sie mit der ewigen Glorie belohnen wird. Wenn Sie einen seinesgleichen finden, dann können Sie davon Gebrauch machen, sonst aber nicht. Schlagen Sie alles aus, machen Sie einen rechten Vorsatz: Hier will ich Gott dienen und von der Liebe Christi, meines mir erwählten göttlichen Bräutigams, wird mich niemand absondern.

Es wird schon besser werden. Streiten Sie und überwinden Sie. Ich will Gott für Sie bitten, bitten auch Sie Ihre heiligen Fürsprecher …

[Brief an Schwester Augustine am 10.9.1740: J. Gatz (Hrsg.), Briefe von, an und über Crescentia von Kaufbeuren / aus der Zeit 1714-1750, Kaufbeuren 1961, S. 130f.]

Franz Pfanner († 1909):

"Ein Trappistenkloster ist eine Welt im Kleinen, wie ein Bienenstock … Der Obere ist die Königin, ohne die der Stock zugrunde geht. Alles arbeitet im heiligen Stillschweigen wie die Bienen, die nur leise summend das Lob Gottes singen. Nur das Rasseln der Maschinen, das Geräusch der Werkzeuge in den verschiedenen Werkstätten unterbricht wie Bienengesumme das Stillschweigen der Mönche, unter denen es aber keine faulenzenden Drohnen, sondern lauter Arbeitsbienen gibt. Alle bereiten sie sorgfältig im Schweiß des Angesichts ihr eigenes und noch vieler anderer Brot, aber die haben es wie Bienen, den wenigsten und schlechtesten Teil genießen sie selbst, das Beste, gleichsam den Honig, bereiten sie für ihre kranken Mitbrüder, Arme und Gäste … Weil sie aber so genügsam sind und so wenige Bedürfnisse haben, ganz in Gemeinschaft leben, sich mit einem Speisesaal, einem Schlafsaal, einem Studier- und einem Lesezimmer begnügen, können so viele einen Bienenstock respektive Kloster anfüllen, … wie auch ein zahlreiches BienenvoLukasevangelium nur einen einzigen Korb anfüllt."

[P. Franz (Pfanner), Die Trappisten in Südafrika, Selbstverlag 1881, S. 6f.]

2. Folgende Punkte hält Lanfrank von Bec († 1089) im klösterlichen Leben für wesentlich:

"Acht Punkte sind es, die von Ordensleuten sorgsam beobachtet werden sollen, damit sie von denen, die ein gesundes Urteil besitzen, ohne weiteres als eifrige Hüter ihres Ordensstandes beurteilt werden können:

1. dass sie ihre Klausur einhalten und das Kloster auf keinen Fall ohne Erlaubnis verlassen, auch dann nicht, wenn sie einen vernünftigen Grund dafür haben.

2. dass sie streng ihr Stillschweigen einhalten und es um nichts in der Welt leichthin brechen, wenn sich nicht ein vernünftiger und unvermeidlicher Anlass ergibt.

3. dass sie kein persönliches Eigentum haben und dies auch nicht durch eine Erlaubnis, mehr als die Notwendigkeit erfordert, begehren.

4. dass sie ihren Vorgesetzten in allem gehorchen, es sei denn - was ferne sei! - dass sie etwas gegen den Willen Gottes befehlen; denn - so sagt der selige Gregor [der Große] Böses darf niemals aus Gehorsamsgründen geschehen; Gutes kann aber zeitweilig ausgesetzt werden.

5. dass sie aus keinem Grund, auch wenn er ihnen gerechtfertigt erscheint, zu murren oder [jemanden] herabzusetzen wagen, damit sie nicht alles Gute, wenn sie ein solches zu vollbringen scheinen, durch dieses schlechte Verhalten außer Kraft setzen.

6. dass sie sich nach Gott gegenseitig lieben und alles Gute, das jeder einzelne von anderen erwartet, selbst anderes froh und mit Freude erweisen.

7. dass sie den gemäß dem Brauch ihrer Kirche festgesetzten Dienst, falls sie ihn leisten können, nicht vernachlässigen und dabei voll Konzentration und nicht unstet verharren, um nicht durch ihre Unbeständigkeit die Augen der göttlichen Majestät, vor dessen Angesicht sie zu stehen scheinen, zu beleidigen.

8. dass sie in lauterer Gesinnung über all ihre Sünden Beichte ablegen: Doch diese Beichte sollen sie nicht ohne Unterschied vor allen, wie es einem beliebt, sondern nur vor ihren Vorgesetzten oder denen, welchen dieselben Vorgesetzten die Vollmacht erteilen, ablegen.

Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen heißt die Güter der himmlischen Heimat zu ersehnen und unablässig zu suchen, mit welchen Verdiensten der Gerechtigkeit man dorthin gelangen soll. Dabei sollen wir die Unkundigen belehren und nicht ihnen Vorwürfe machen, so wie wir Blinden keine Vorwürfe machen, sondern sie an der Hand führen. Je mehr wir vom lauten Lärm fleischlicher Gedanken bedrängt werden, umso glühender sollen wir dem Gebet obliegen. Der Lobgesang ist unserem Gott dann angenehm, wenn wir das, was wir mit dem Mund singen, durch unser Handeln nicht Lügens strafen. Wenn du einen Psalm betest, dann besinne dich drauf, wessen Worte du sprichst, und freue dich mehr an der Zerknirschung der Seele als an den lieblichen Schwingungen deiner Stimme: denn Gott hat mehr Gefallen an den Tränen des Psalmbeters als an deinem Geplapper!"

[Beati Lanfranci sermo sive sententiae, in: MPL 150, Sp. 637-40; eigene Übersetzung]

Franziskus von Assisi († 1126) rät zu:

Hass gegenüber den sinnlichen Gelüsten:

Hingegen sollen wir den Leib mit seinen Lastern und Sünden hassen, weil er fleischlich leben und uns die Liebe unseres Herrn Jesus Christus und das ewige Leben rauben und sich selbst mit allen in die Hölle stürzen will; denn durch unsere Schuld sind wir eklig, elend und dem Guten abhold, zum Bösen jedoch geneigt, wie der Herr im Evangelium sagt (vgl. Mk 7,21-23). …

Wohlgefallen am Willen Gottes:

Jetzt aber, nachdem wir die Welt verlassen haben, haben wir nichts anderes zu tun, als besorgt zu sein, den Willen des Herrn zu befolgen und ihm zu gefallen. Hüten wir uns sehr davor, dass wir nicht ein Erdreich seien, das am Wege liegt oder steinig oder voll Dornen sei, wie der Herr im Evangelium sagt (vgl. Mt 13,19-23 ).

Achtsamkeit vor den Listen Satans:

Und darum, Brüder, lasst, wie der Herr sagt (Mt 8,22), ‚die Toten ihre Toten begraben. Und wir müssen uns sehr hüten vor der Bosheit und Schlauheit des Teufels, der verhindern will, dass der Mensch seinen Geist und das Herz zu Gott, dem Herrn, erhebe; und umhergehend sucht er unter dem Schein eines Gewinnes oder Vorteils das Wort und die Vorschriften des Herrn aus dem Gedächtnis zu entfernen und zu vernichten und das Herz durch weltliche Geschäfte und Sorgen zu verblenden und sich dort einzunisten, wie der Herr sagt (vgl. Mt 12,43-45). …. Darum, Brüder, hüten wir uns sorgfältig, dass wir nicht unter dem Schein eines Gewinnes, Werkes oder einer Erleichterung Geist und Herz verlieren oder von Gott abwenden. [H. U. von Balthasar (Hrsg.), Die großen Ordensregeln, Lectio spiritualis 12, Einsiedeln 71994, S. 306-08]

David von Augsburg († 1272 ?)ruft die Novizen zur Einhaltung der rechten Mitte auf:

Bei jedem Opfer gebe auch Salz bei, nämlich das Salz der Klugheit. Du sollst weder nach rechts vom königlichen Wege abweichen durch überanstrengung noch nach links durch zu große Lauheit. Die Seele ist freilich unsterblich und kann nicht zugrunde gehen, der Leib aber ist vergänglich und ein zerbrechliches Gefäß; er kann darum nicht mit ihr gleichmäßig den Wettlauf aufnehmen und die nämliche Anstrengung ertragen, die sie, von einem feurigen Willen beherrscht, aushalten kann. Ein Betrunkener treibt manchmal das Pferd rasch an, auf dem er sitzt, und beachtet nicht, dass das arme Tier nicht genug Heu erhalten hat, während ihm selbst vom Wein ganz heiß geworden ist. So kommt es, dass das Pferd, über sein Können angestrengt, unter dem Reiter zusammenbricht und ihn später an das Ziel kommen lässt, als wenn es langsamer gelaufen wäre … Der fruchtbare Erdboden verwildert, wenn er lange unbebaut bleibt; nützt man ihn zu sehr aus, so wird er mager; hält man die goldene Mitte ein, so bleibt er fruchtbar. Ebenso ist auch mit dem Acker des Körpers umzugehen, auf dass er nicht ob allzu reichlicher Erholung oder allzu großer Weichlichkeit ausarte oder im Gegenteil durch übermaß im Fasten und in der Abtötung geschwächt werde." [Dagobert Stöckerl, Bruder David von Augsburg. Ein deutscher Mystiker aus dem Franziskanerorden, München 1914, S. 27f.]

Nikolaus von Kues († 1464)unterscheidet zwischen einem wahren und einem falschen Ordensmann:

"Der wahre Ordensmann geht in das Kloster, um nicht hintergangen zu werden und um Buße zu tun. Dem falschen Ordensmann ist alles schwer, dem wahren alles leicht. Es ist daher leicht zu erproben, welches die wahren und die falschen Ordensleute sind. Der Gehorsam zeigt es. Der wahre bestrebt sich auf das Eifrigste, den Befehlen der Oberen ebenso, als wären es Befehle Gottes, zu gehorchen; er wird wie ein Lasttier, dem eine Last aufgelegt wird; er sagt nie: es ist genug, solange er nicht unter der Last erliegt. Der falsche Ordensmann will im Orden weniger tun, als er in der Welt hätte tun müssen; er meint, durch den Orden sei er ein Herr, und dürfe sich dem Müßiggang und Wohlleben hingeben; denn deswegen hat er den Namen eines Religiosen angenommen, um die fleischlichen Begierden besser befriedigen zu können. Wird ihm etwas auferlegt, was hart ist und Bezähmung des Fleisches bezweckt, so vermag er sogleich seinen Widerwillen nicht zu verbergen." [Exc. V, 496.]

Franz von Paola († 1507)schreibt an seine Ordensbrüder:Bekehrt euch mit aufrichtigem Herzen!

Unser Herr Jesus Christus, der mit höchstem Großmut vergilt, belohne euch für eure Arbeit. Flieht das Böse, überwindet die Gefahren! Wir und alle unsere Brüder bitten, obwohl wir dessen nicht wert sind, Gott den Vater, seinen Sohn Jesus Christus und die jungfräuliche Mutter unablässig, dass sie euch im Streben nach Heil von Leib und Seele nicht ohne Hilfe lassen.

Ich ermahne euch eindringlich, liebe Brüder, dass ihr euch klug und fleißig um euer Seelenheil bemüht. Der Tod ist sicher, das Leben ist kurz und vergeht wie Rauch.

Darum richtet euren Geist auf das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, der, von Liebe zu uns entzündet, vom Himmel kam, uns zu erlösen. Er trug für uns jede Pein der Seele und des Leibes und wich keinem Urteil aus. Er gab uns das Beispiel vollendeter Geduld und Liebe. Wir müssen im Unglück geduldig sein.

Legt Hass und Feindschaft ab, seid sparsam mit harten Worten, die aus eurem Mund kommen. Er hat Wunden geschlagen und soll auch Mittel zur Heilung hervorbringen. Verzeiht einander, damit ihr nicht weiterhin an das Unrecht denkt, das ihr einander zugefügt habt.

An die Bosheit zurückdenken bedeutet neues Unrecht, ist die Vollendung des Zorns, Festhalten an der Sünde, Hass gegen die Gerechtigkeit, Zerstörung der Tugend, Verwirrung im Gebet, Zerrissenheit beim Bitten, das wir vor Gott bringen, Entfremdung von der Liebe, Nagel, der in der Seele steckt, niemals schlafende Bosheit, nie endende Sünde, täglicher Tod.

Liebt den Frieden! Er ist ein Schatz, den wir uns am meisten wünschen sollen. Ihr wisst, dass unsere Sünden Gott zum Zorn reizen. Ihr müsst also Buße tun, damit Gott euch in seinem Erbarmen verschont. Was wir Menschen verbergen, für Gott liegt es offen; bekehrt euch also mit aufrichtigem Herzen! Lebt so, dass ihr den Segen des Herrn erntet, und der Friede Gottes, unseres Vaters, sei allezeit mit euch. [A. Galucci, Origini dell' ordine dei Minimi, Rom 1967, epistola, S. 121f., nach Mon. Lekt. zum 2.4]

Worte vonCamilla Baptista von Varano († 1524)an einen geistlichen Sohn im Ordensstand:

"Ich will, mein lieber Freund, dass du ein Freund des heiligen Gebets bist, denn sie [Camilla Baptista] trat, um Gott und sich selbst zu erkennen, durch diese Tür. Dieses Beten hat sie zur Vertrautheit mit dem großen und allmächtigen Gott geführt, zu seinen inneren Geheimnissen, zur Ruhe und zum inneren Frieden, zum trauten Umgang mit den engelhaften Geistern, zum zweifelsfreien Glauben an die Dreifaltigkeit und an die Dinge des Himmels, zur festen und sicheren Hoffnung auf Heil, zu einer beständigen Gottesliebe und zur Sehnsucht nach dem Heil des Nächsten …

Du sollst Gott nicht aus Furcht vor Schmerz oder Strafe wie ein Sklave dienen, auch nicht wie eine Dirne für Geld oder Bezahlung, sondern wie ein echter Sohn, wie eine rechtmäßige Braut. Erwidere Gott Liebe mit Liebe, Herz mit Herz, Schmerz mit Schmerz, Blut mit Blut, Tod mit Tod …

Halte das Herz weit offen, werde großzügig und stark, damit darin der König des ewigen Lebens wandeln und umhergehen kann, denn in einem engen Herzen wird und kann Gott nicht wohnen, denn er ist groß und über alle Götter erhaben. (vgl. Ps 99,2) …

Gehe, laufe, fliege auf dem Weg Gottes! Die Tüchtigen gehen, die Weisen laufen, die Liebenden fliegen. Wenn du im Genuss der Majestät Gottes laufen kannst, so gehe nicht, wenn du fliegen kannst, so laufe nicht, denn die Zeit ist kurz und auf dem Weg Gottes ist ein Nicht-vorwärts-Gehen ein Zurück-Gehen …

Tue alles aus Liebe zu Gott und ertrage aus Liebe zu Gott alles Widerwärtige. Aus Liebe zu Gott lies und singe das Offizium, wasche das Geschirr, fege, verrichte die Liebesdienste sowohl an den Gesunden als auch an den Kranken! …

Halte deinen Geist, soweit es deine Gebrechlichkeit erlaubt und soweit es die göttliche Gnade zulässt, fest auf Gott gerichtet! Das ist die nützlichste und notwendigste Sache, die ein Mensch als Diener Gottes tun kann. Das oftmalige An-Gott-Denken erwärmt das Gefühl, erleuchtet den Verstand und ist ein Zaum gegen die lässlichen Sünden, sowie ein Besen für

die Laster und eine nicht bedachte Vorbereitung für das fromme Gebet."

[Ermahnungen Jesu, in: Es begann mit einer Träne … Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC, hrsg. v. Gottfried Egger, Heiligenkreuz im Wienerwald 2012, S. 240ff.]

Angela Merici († 1540)gibt Oberinnen Anweisungen, wie sie mit ihren Mitschwestern umgehen sollen. Mit beschwörenden Worten ruft sie zum Schluss ihre Gemeinschaft zur Wahrung der Einheit auf:

Bedenkt also, dass ihr sie [die Einheit] wert halten müsst wie einen kostbaren Schatz. Je höher ihr sie schätzt, desto mehr werdet ihr sie lieben, und je mehr ihr sie liebt, desto wachsamer wird eure Sorge für sie sein. Und es wird euch unmöglich sein, sie nicht Tag und Nacht alle und jede einzelne unauslöschlich im Herzen zu tragen, denn so handelt und wirkt die wahre Liebe. …

Verliert nicht den Mut und glaubt nicht, euer Wissen und Können reiche für diese einzigartige Aufgabe nicht aus. Habt Zuversicht und das feste Vertrauen auf Gott, dass er euch in allem helfen wird; betet zu ihm und demütigt euch unter Seine gewaltige Macht. Da Er euch dieses Werk anvertraut hat, wird Er euch auch gewiss die Kraft geben, es zu vollbringen, wenn nur ihr es an nichts fehlen lasst. Handelt, seid rührig und glaubt; müht euch und vertraut; ruft zu Ihm aus ganzem Herzen, und ihr werdet ganz sicher Wunderbares erleben, da Gott alles zum Lobe und Ruhme Seiner Herrlichkeit und zum Heile der Seelen lenken wird. …

Mit der letzten Kraft meiner Stimme bitte ich euch aus innerstem Herzen: Seid einig und einträchtig untereinander, alle ein Herz und ein Wollen. Lasst das Band der Liebe euch fest zusammenschließen. Schätzt einander, helft einander, ertragt einander in Jesus Christus. Wenn ihr euch darum bemüht, wird Gott, der Herr, gewiss in eurer Mitte sein. Die Gottesmutter, die Apostel, alle Heiligen, die Engel, der ganze Himmel und alle Geschöpfe der Erde werden euch lieben; denn Gott hat von Ewigkeit her angeordnet, dass die, die zu Seiner Ehre im Guten einträchtig verbunden sind, in allem gesegnet seien. Und was sie unternehmen, geht gut aus, denn sie stehen bei Gott selbst und all seiner Kreatur in Gunst."

[K. Seibek-Royer, Die heilige Angela Merici / Gründerin des ersten weltlichen Säkularinstituts, Graz-Wien-Köln 1966, S. 133-43]

Veronika Giuliani († 1727)gibt ihren drei leiblichen Schwestern, die in das Klarissinnenkloster S. Chiara in Mercatello eingetreten sind, Ratschläge zur Fastenzeit. Dabei ermutigt sie ihre Schwestern zu einer Radikalität, die selbst lebt:

"Schwestern, in dieser kurzen Lebenszeit, die uns noch verbleibt, wollen wir einen Wettstreit machen, wer [von uns] die demütigste und ergebenste ist, wir wollen uns selbst und alles, was vorübergeht, vergessen. Lasst uns unser Herz in Gott hineinlegen, unseren Geist in Gott, unsere Zuneigung in Gott, lasst uns ganz Gottes Eigentum sein, überlassen wir unser Denken Gott und denken wir immer das, was wir tun können, um ihm zu gefallen, um ganz nach dem Herzen Gottes zu sein!

Es sei unsere übung, den Willen Gottes zu tun, das häufige Gebet zu üben, die beständige Abtötung [der schädlichen Begierden], die glühende Liebe zusammen mit all den übrigen Tugenden. Lassen wir unsere Neigungen und Befriedigungen los, lasst uns in allem jeder eigenen Lust absagen und auf ihre Befriedigung verzichten. In allem wollen wir Abscheu vor uns selbst haben; immer weniger wollen wir unsere eigen Befriedigung suchen, sondern immer Verleugnung von uns selbst. Wo wir aber Geringschätzung und Erniedrigung finden, da sollen wir uns freuen und sie seien für uns kostbare Gastmähler.

Aber vor allem sollen wir uns beständig der Heiligsten Passion widmen; dort werden wir die Regelungen für unser Leben in der Nachfolge Jesu finden. Er wird uns gut belehren, aber es kommt alles darauf an, dass wir von ihm lernen wollen; seien wir ihm treu, weil [auch] er uns gegenüber überaus treu ist. Unser ganzes Tun und Leiden sei vereint mit dem Wirken Jesu, mit den Leiden Jesu. Ich lasse euch im Herzen Jesu und grüße euch alle,

Eure unwürdige Schwester Veronica." [Lettere di Santa Veronika Giuliani, Monastero delle Cappuccine, Città di Castello 1965, S. 20; eigene Übersetzung]

Johann Baptist Scalabrini († 1905)schreibt an die italienischen Missionare in Lateinamerika. Er lobt ihren erfolgreichen Beginn, fährt dann aber fort:

"Es genügt nicht, gut begonnen zu haben; es ist nötig, weiterzumachen, weiterzumachen 'bis ans Ende' (Mt 24,13). es steht noch viel mehr an, meine Lieben! Ich weiß, ihr seid angesichts der Notwendigkeit nur wenige. Aber trotz eurer geringen Zahl vermögt ihr viel, wenn ihr alle vom selben Geist beseelt seid wie die Apostel und wenn ihr tief durchdrungen seid von der Wichtigkeit und Erhabenheit eurer Berufung."

Damit ihr Wirken erfolgreich sein brauchen sie vor allem die Einheit mit Christus:

"Solange ihr in Ihm bleibt, werdet ihr euch gestärkt fühlen von einer Kraft, die nicht mehr menschlich ist, und die Frucht, die ihr dann bringen werdet, wird dann überreich und dauernd sein. Alles wird euch leicht sein auch angesichts der größten Widerstände. Andernfalls, wenn ihr von Ihm getrennt seid, werdet ihr zu einem Körper ohne Seele werden, unfruchtbar an jeglichem guten Werk."

Die Einheit mit Christus führt auch zur Einheit untereinander:

"Frucht dieser Einheit [mit Christus] wird die Einheit unter euch selbst sein, jene Einheit, die Jesus Christus unentwegt für seine Jünger erflehte und die immer so notwendig ist. Keine Gruppe von Personen, so reich sie auch an individuellen Kräften ist, wird großer Dinge fähig sein, wenn sie sich nicht dem großen Gesetz der Einheit unterwirft, das gilt umso mehr von den Missionaren … Darum, meine Lieben, bitte ich euch und flehe ich euch bei der Liebe Christi und beim Wohl eurer Brüder an, dass ihr eure Kräfte nicht spaltet, indem jeder sie auf eigene Rechnung verwendet, ohne einen anderen Führer als den eigenen Willen. Seid, im Gegenteil, alle eins wie eine einzige Sache, "damit alle eins seien' (Joh 17,11).

Der Bischof ruft sie weiter auf zur Einheit mit den übrigen Priestern ihres neuen Wirkungskreises auf, zur Einheit mit der dortigen Hierarchie und zur Einheit innerhalb ihrer eigenen Kongregation und schließt mit dem Appell:

"Seid Männer wie Karl, der ein wunderbares Beispiel zäher Beständigkeit, großmütiger Geduld, glühender Liebe, erleuchteten Eifers, unermüdlich, hochherzig war und sämtliche Eigenschaften besaß, die einen Menschen zu einem wahrhaften Apostel Christi machen!" [João Batista Scalabrini, A emigração Italiana na América, 1979, S.147-49. 155; eigene Übersetzung]

3. Pachomius († 346) gibt einige Verhaltensregeln für Obere:

- "Er soll nicht den Gedanken seines Herzens folgen, sondern dem Gesetz Gottes."

- "Er soll sein Herz nicht von denen gefangen nehmen lassen, die nichtige Schmeichelreden führen."

- "Er soll sich nicht durch Bestechungsgeschenke gewinnen lassen."

- "Er soll in Trübsal sich nicht niederdrücken lassen."

- "Er soll nicht den Tod fürchten, sondern Gott."

- "Er soll nicht unentschieden und schwankend sein in seinem Handeln."

- "Er soll vertraut sein mit dem Wandel der Heiligen und nicht blind für ihre Weisheit."

- "Er soll nicht aus Furcht die Wahrheit preisgeben."

- "Er soll diejenigen nicht verachten, die des Erbarmens bedürfen."

- "Wenn er urteilt, soll er sich nach den Weisungen der Alten und dem Gesetz Gottes richten, das auf der ganzen Erde verkündet wird."

- "Wenn er eines von diesen [Geboten] übertritt, soll man ihm mit dem Maß vergelten, mit dem er gemessen hat." [Pachomius, Klosterregeln / Gebote / übersetzt von Heinrich Bacht SJ. EOS Verlag St. Ottilien 2010, S.114-21]

Nach Aurelianus von Arles († 551) ist die Hauptaufgabe eines Klostervorstehers ist es, für die Zufriedenheit der Klostermitglieder Sorge zu tragen:

"Und weil durch die Gnade Gottes für euer Kloster ein angemessenes und ausreichendes Vermögen zur Verfügung steht, ermahne und beschwöre ich dich, heiliger Bruder Abt: Ihr möget der heiligen Gemeinschaft, die auf Eingebung und Geheiß Gottes hin gemäß unseren Anordnungen der Regel gemäß lebt, alles in Bezug auf Kleidung und Lebensunterhalt Notwendige hinreichend zuteilen. Wenn ihr dies vernachlässigt und jene aufgrund einer Notlage über etwas zu murren oder etwas zu benötigen beginnen, dann sollt ihr wissen, dass ihr euch vor dem Richterstuhl Christi zusammen mit mir verantworten müsst."
[S. Aureliani Regula ad monachos, MPL 68, Sp. 385-98; eigene Übersetzung]


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 07.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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