Veronika
auch: Verona
Gedenktag katholisch: 4. Februar
Gedenktag orthodox: 12. Juli
Gedenktag armenisch: 16. August
Erinnerung an das Acheiropoieton Christi, das zu König Abgar von Edessa gesandt wurde
Name bedeutet: eigentlich: die Sieg Bringende (griech.)
hier: das wahre Bild (latein. - griech.)
Veronika - oft identifiziert mit der blutflüssigen Frau aus der Heilungsgeschichte im Matthäusevangelium 9, 20 - erzählte nach der in der westlichen Kirche verbreiteten Legende dem Boten des kranken Kaisers Tiberius, dass sie - um immer ein Bild Jesu Christi bei sich zu haben, dem sie nicht von Ort zu Ort habe folgen können - diesen um ein Abbild gebeten habe. Sie hatte ein Tuch dabei, hat ihm dieses gereicht und mit seinem eingedrückten Antlitz zurückerhalten. Veronika fuhr mit dem Boten nach Rom, das Tuch erwies seine Heilkraft: Tiberius, der ein Wespennest im Kopf hatte, wurde gesund.
Um 1300 entstanden erweiterte Fassungen der Legende, die Veronika dem Kreuzweg Christi zuordnen: Veronika stand demnach als eine der vielen Frauen, von denen das Lukasevangelium (23, 27) berichtet, am Kreuzweg; als der Heiland zusammenbrach, reichte sie ihm ihr Schweißtuch, auf dem der Abdruck seines Antlitzes mit der Dornenkrone erhalten blieb.
Die byzantinische Legende erzählt, dass Jesus noch zu Lebzeiten dem König Abgar V. von Edessa ein wunderkräftiges Tuch mit dem Abbild seines Antlitzes zugesandt habe, das dieser am Stadttor von Edessa anbringen ließ; dort habe sich das Bild als Ziegelabdruck erhalten. Jüngere Fassungen dieser Legende berichten, dass nicht Abgar, sondern seine Tochter Berenike das Tuch erhalten habe. Kaiser Konstantin VII. ließ demnach 944 den Abdruck in seine Palastkapelle nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - bringen; nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer 1204 verlor sich seine Spur. Angebliche Kopien sind im Vatikan und kamen nach Dokumenten aus dem 14. Jahrhundert nach Genua als Geschenk des Kaisers von Konstantinopel, wo das Tuch dann ab 1388 in der von Basilianermönchen gegründeten Kirche San Bartolomeo degli Armeni verwahrt wurde.
Das Tuch der Veronika wurde in Rom erst ab dem 12. Jahrhundert verehrt, mit der Eroberung von Konstantinopel wurde es zunehmend interessant. Das im 13. Jahrhundert zunehmende Verlangen nach Sichtbarkeit des Segens wurde mit dem sakralen Charakter bekommenden Veronika-Bild gestillt, es wurde in die Passionsreliquien aufgenommen. Bis ins 16. Jahrhundert wurde das Motiv als Andachtsbild, Buch- und Tafelmalerei weit verbreitet.
Von den verschiedenen Tüchern, die als das ursprüngliche Schweißtuch angesehen werden, war das berühmteste bis zum Jahr 1608 im Petersdom in Rom aufbewahrt. Seit 1638 wird im Kapuzinerkloster von Manoppello in den Abruzzen eine Tuchreliquie mit dem Angesicht Christi gezeigt, das Heinrich Pfeiffer, Professor für christliche Kunstgeschichte an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, für das früher in Rom gezeigte und für das echte Schweißtuch Christi hält; es sei nicht gemäß der Veronika-Legende entstanden, sondern zusammen mit dem - für ihn ebenfalls echten - Grabtuch von Turin benutzt worden, um den Gekreuzigten bei der Grablegung einzuhüllen; auffallend ist die deutliche Identität der Gesichtszüge in den übereinander gelegten Bildern von Turin und Manoppello und das Material des Tuches: Muschelseide - ein in der Antike höchst wertvoller Stoff aus dem Sekret der Byssusdrüse einiger Muscheln, der sich nach der Auffassung einiger Wissenschaftler nicht bemalen lässt. Giulio Fanti, Professor für Messtechnik in Padua, wies dagegen 2007 nach, dass auf beiden Seiten des Tuches Farbpigmente aufgetragen sind. Der Kunsthistoriker Piero Vercelli vertritt deshalb die Ansicht, das Tuch zeige ein Selbstbildnis von Albrecht Dürer, das der bei seinem Aufenthalt in Rom seinem Kollegen Raffael geschenkt habe.
Dieses Tuch sei nach der einen Überlieferung schon 1506 durch einen Unbekannten - womöglich einen
Engel - einem Bewohner des Städtchens übergeben worden; nach Heinrich Pfeiffer wurde
das vatikanische Tuch von einer Römerin einem Adeligen aus
Manoppello verkauft, damit die Frau ihren Mann
aus dem Gefängnis freikaufen konnte. 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. - nach heftigen Widerständen aus dem
Vatikan - im Rahmen einer privaten Pilgerfahrt
Manoppello, kniete und betete
vor dem Tuch und verhalf ihm damit zwar nicht zu offizieller Anerkennung, aber zu gesteigerter Beachtung. Kurz nach seinem
Besuch erhob er die 400 Jahre alte Kirche zur Basilika.
Nur dreimal im Jahr wird das in der Kathedrale
in Oviédo verwahrte Bluttuch
gezeigt, das der Überlieferung nach direkt aus dem leeren Grab
Jesu geborgen wurde. Es sei das Schweißtuch, von dem das Johannesevangelium
berichtet (20, 7). Bischof Pelagius zufolge stammt es aus
Jerusalem und wurde beim Einfall der Perser im
Jahr 614 in Sicherheit gebracht: zunächst nach
Alexandria, dann über
Karthago - den heutigen Vorort von Tunis - nach
Cartagena in Spanien. Bis 711 wurde es in
Toledo verehrt, dann vor dem Ansturm der Mauren
in den Norden gebracht. Auffallend sind auch bei diesem Schweißtuch insbesondere die Parallelen zum
Grabtuch von Turin.
Seit dem 14. Jahrhundert wird in der Kathedrale
in Jaén ein Bild als Santo Rostro
, heiliges Angesicht
- dieser Ausdruck wird nur hier verwendet - verwahrt;
es wird jeden Freitag gezeigt.
Auf den Kreuzwegen ist die Legende der heiligen Veronika als sechste Station dargestellt. Noch heute wird in der Passionszeit im Petersdom in Rom auf dem Reliquienbalkon ein Veronika-Tuch gezeigt.
Veronikas Gebeine ruhen angeblich in der Kirche St-Seurin in Bordeaux.
In der französischen Schweit tragen Les Pleureuses
, die weinenden Frauen
am
Karfreitag die Marterwerkzeuge
Christi und das Schweißtuch der Veronika durch die Straßen.
Patronin der Fotografen, Pfarrhaushälterinnen, Wäscherinnen, Weißnäherinnen, Leinenweber und -händler; bei schweren Verletzungen; gegen Blutfluss; für einen guten Tod
Die heilige Veronika - heilig oder legendär?
Michael Sauer hat eine Homepage zum Volto Santo von Manoppello mit interessanten Informationen.
Der Kreis der Freunde des
wahren Antlitzes Jesu Christi
stellt Informationen und Bilder zum
Volto Santo von Manoppello auf seiner Webseite dar.
Der Bochumer Richter am Landgericht Dr. Markus van den Hövel hat seine Recherchen und Erfahrungen in einem Buch
zusammengetragen: (Link mit Vergütung)
Der Manoppello-Code beschreibt, wie
er zu dem Ergebnis kam: Ich hatte Glaubenszweifel. Jetzt ist für mich eine fassbare Übernatürlichkeit klar.
Die Kirche
San Bartolomeo degli Armeni in Genua ist täglich
von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2022)
Die Kathedrale in Oviedo ist täglich von
10 Uhr bis 14 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr - von März bis Juni und im Oktober abends bis 19 Uhr, von Juli bis September ohne
Mittagspause zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 7 €. (2015)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 14.10.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Bernhard Hülsebusch: Das wahre Antlitz von Jesus wiederentdeckt? Stuttgarter Zeitung, 4. Juni 1999
• http://www.kreuz.net/article.3797.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.vatican-magazin.com/archiv/2007/06-07-2007/titel_essay.pdf
• Dirk Husemann: Portrait auf Muschelseide. zeitzeichen 2/2010
• http://www.theology.de/kirche/kirchenjahr/osterbraeucheeuropaweltweit.php
• https://it.wikipedia.org/wiki/Velo_della_Veronica#Sacro_volto_di_Genova - abgerufen am 04.09.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.