Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Trost

"Trost" ist ein wichtiger biblischer Begriff: Nach Jes 51,12; 66,13 ist Gott selbst der Tröster für sein VoLukasevangelium , Jesus preist die Trauernden selig, weil sie getröstet werden (Mt 5,4) und er verheißt vor seinem Tod den Hl. Geist als Tröster (Joh 14,16.26), Paulus sieht im Trösten ein Charisma (Römerbrief 12,8) im Umgang miteinander (1 Thess 4,18).

1. Irdischer Trost 2. Trost bei Gott 3. Trost im Leiden

1. Ohne Gottes Trost liegt in allen irdischen Tröstungen mehr Trostlosigkeit als Stärkung: Augustinus von Hippo (BKV X 13f.).

2.: Gott ist der Trost des bekehrten Sünders: Augustinus von Hippo (BKV VII 83).

Gertrud von Helfta († 1302): "Je mehr ein Mensch von anderen Menschen verlassen ist, desto mehr wird er durch göttliches Erbarmen getröstet."

Vinzenz Ferrer († 1419):

"Im Hinblick auf die Versuchungen oder Skrupel, die im Geist frommer Personen wegen der Erhabenheit des christlichen Glaubens auftauchen, kommen mir derzeit neun Gedanken in den Sinn, die sie aufrichten und trösten können: Drei, die den Glauben bestärken seitens des Königs, der uns regiert; drei, die den Glauben trösten bei dem Knecht, der sie zu ertragen hat; drei endlich, durch die der Glaube verherrlicht wird dem Feind gegenüber, der ihn anficht:"

Trost im Blick auf Gott:

"Als erstes wird also der katholische Glaube im Herzen des Menschen mit Recht gestärkt durch die unendliche Allmacht dessen, der unser König ist: Jesus Christus." "Der zweite tröstliche Gedanke ist der an die unfehlbare Wahrheit, vermag doch die erste Wahrheit - Gott - weder getäuscht werden noch zu täuschen." "Der dritte trostvolle Gedanke ist der an das unbegreifliche Gutsein Gottes."

Trost im Blick auf den Gläubigen:

"Was nun den Diener Gottes, der die Versuchungen zu ertragen hat, angeht, so besteht der erste Gedanke, der ihn trösten soll, darin, dass der dank ihrer von der Sünde gereinigt wird."

"Dass der Mensch sich auf diese Weise im Glauben festigt, ist der zweite tröstliche Gedanke."

"Der dritte Trostgedanke beruht drauf, das Leben inmitten dieser Versuchungen geadelt wird."

Trost im Blick auf den bösen Feind:

"Dem bösen Feind gegenüber, der uns angreift, wird der wahre Glaube verherrlicht. Erstens, weil er vom bösen Feind nicht leicht erschüttert wird."

"Der Glaube wird zweitens verherrlicht, weil er sich schwung- und kraftvoll wider den Feind zur Wehr setzt."

"An dritter Stelle wird der Glaube verherrlicht, weil er sozusagen dem Feind selber einen Streich spielt zu dessen großer Schande."

[Vinzenz Ferrer, Traktat über den Trost in den Versuchungen wider den Glauben, in: Societé Saint-Thomas d'Aquin, in: Sedes Sapientiae Nr. 44, 1993, übersetzung von A. Schönberger]

Ignatius von Loyola († 1556) über Trost und Trostlosigkeit:

Die Lektion, die Gott selbst uns erteilt, besteht in innerer Tröstung, die jegliche Verwirrung aus der Seele hinaustreibt und sie mächtig zur Liebe Gottes hinzieht; einige erleuchtet er mit solcher Tröstung, anderen enthüllt er viele Geheimnisse usw. Mit dieser göttlichen Tröstung gibt es sich schließlich, dass alle Mühe eine Freude und alle Ermüdung Ruhe wird. Wer mit diesem Eifer, dieser Glut und innerlichen Tröstung seinen Weg dahineilt, für den ist keine Last so groß, dass sie ihm nicht leicht dünkte, und keine Buße noch ein anderes hartes Werk so schwer, dass es ihm nicht sehr süß wäre. Diese [Tröstung] zeigt und bahnt den Weg dorthin, wohin wir streben sollen und dessen Gegenrichtung wir fliehen müssen. So eine Tröstung ist nicht allezeit in uns, sondern kommt und geht nach bestimmten, von Gott festgesetzten Gezeiten: all dies zu unserem Fortschritt.

Bleiben wir ohne solche Tröstung, dann beginnt sofort die zweite Lektion. Sie besteht in Folgendem: Unser alter Feind setzt uns jetzt alle nur ausdenkbaren Hindernisse in den Weg, um uns von der eingeschlagenen Richtung abzubringen. [Jetzt] quält er uns heftig, und zwar stets mit dem Gegenstück zur ersten Lektion: da sind wir dann oft traurig, ohne dass wir merken, dass er uns traurig macht; da können wir nicht mehr mit Andacht mündlich beten oder betrachten, wir können nicht mehr von den Dingen Gottes des Herrn mit ein bisschen innerer Freude sprechen oder reden hören, alles ist in uns ohne irgendein süßes Schmecken oder Kosten. Aber nicht genug damit. Wenn uns der Feind in dieser Stimmung findet, so schwach geworden, so ganz unterworfen diesen schädlichen Gedanken, dann flüstert er uns ein, wir seien überhaupt ganz und gar von Gott dem Herrn vergessen worden - und damit sind wir zur eigenen überzeugung gekommen, dass wir von unserem Herrn ganz und gar getrennt seien; nichts habe es genützt, dass wir jemals Gutes getan, nichts sei es wert, was wir Gutes zu tun wünschten. So legt er alles darauf an, uns in die Stimmung eines alles umfassenden Misstrauens hineinzuziehen.

So werden wir erleben, dass in uns eine große Furcht und Angst aufsteht, wenn wir in einer solchen Zeit allzu sehr unser eigenes Elend betrachten und uns seinen trügerischen Gedankengängen ganz unterwerfen.

Darum heißt es wohl zusehen, wer unser Kampfgegner ist. Sind wir in Tröstung, dann müssen wir uns klein machen und verdemütigen in dem Gedanken, dass sofort wieder die Erprobung komme und die Versuchung; sind wir dagegen inmitten dieser Versuchung, im Dunkel und in der Traurigkeit, dann heißt es dagegen ankämpfen, ohne es uns verdrießen zu lassen, dann muss man mit Geduld auf die [kommende] Tröstung des Herrn harren, die alle Verwirrung und Finsternis wieder aus unserem Inneren vertreiben wird. [Brief an Teresa Rejadella am 15.11.1543; bei: H. Rahner, Ignatius von Loyola / Briefwechsel mit Frauen, Freiburg 1956, S. 386f.]

Philippina Duchesne († 1852): "Wenn du keinen irdischen Trost hast, warum suchst du dann nicht Trost im Herzen Jesu? Ihn zu lieben ist die echteste Freude."

Marcel Callo († 1945) äußert sich vor seiner Verpflichtung zur Zwangsarbeit in Zella-Mehlis: "Ich gehe nicht als Arbeiter dorthin - ich fahre als Missionar. Glücklicherweise gibt es einen Freund, der mich nicht einen einzigen Augenblick verlässt und der versteht, mich in notvollen und niederdrückenden Stunden aufrecht zu halten. Mit IHM erträgt man alles. Wie dankbar bin ich Christus, dass er mir den Weg, auf dem ich mich gegenwärtig befinde, durch sein Beispiel vorgezeichnet hat!"

Maria Euthymia üffing († 1955):

"Wenn du Jesus besitzt, besitzt du dann nicht alles?

Bist du krank, so ist er dir Arzt und zugleich Arznei, bist du hungrig, so ist er dir Trank,

bist du schwach, so kannst du bei ihm Kraft suchen, bist du mutlos, so ist er dir Trost,

brauchst du Hilfe in deinem Alltag, so begegnet er dir und reicht dir seine Hand,

bist du verlassen von allen, so ist er dir Freund.

Suchst du jemanden, der das Leid mit dir teilt, so steht er neben dir und hilft dir tragen.

Gehe nur, wohin du willst, suche, solange du willst, du findest keinen besseren Beistand in allen Lebenslagen, als unseren Herrn und Heiland.

O selig, wenn du auf deinem Kreuzweg Jesus nachgehst, wie Maria ihrem göttlichen Sohn nachgegangen ist: … In Jesus wirst du Trost und Kraft finden."…

[Eine ihrer letzten Aufzeichnungen, in: Maria Euhymia üffing, Neun-Tage-Andacht]

Alfons Maria Wachsmann († 1944):

"Gott tröstet oft so wunderbar und gerade dann, wenn man es gar nicht erwartet."

3. Christen haben den Trost des Geistes auch unter Tränen: Makarios (BKV 135. 137).

Trostbrief des Basilius auf den Tod eines Sohnes (BKV I 20-24), an den Vater eines verstorbenen Studenten ( (I 322-4), nach dem Tod der Gattin (I 325f), beim Tod von Angehörigen (II 207f. 216-20; vgl. Johannes „Chrysostomus” (BKV II 203-09)

Augustinus von Hippo († 430): "Das Glück ist ein Geschenk des tröstenden, das Unglück ein Geschenk des mahnenden Gottes." [BKV X 267]

Petrus Damiani († 1072):Nach der Trauer erwarte froh das Glück!

Lieber Freund, du hast mich um brieflichen Trost gebeten, und ich soll die Bitterkeit, die dein Geist unter den vielen Schicksalsschlägen erleidet, durch gute Anregungen erträglicher machen.

Das Wort Gottes will dich ohne Zweifel lehren, wie ein Sohn das Erbe in Besitz zu nehmen. Denn was ist deutlicher als das Wort: ‚Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann steh fest in Gerechtigkeit und (Gottes-) Furcht und mach dich auf Prüfungen gefasst! (Sir 2,1).

Wo Furcht und Gerechtigkeit herrschen, dort ist die Anfechtung durch irgendwelche Widrigkeiten nicht Züchtigung eines Sklaven, sondern väterliche Zucht. Gerade die Züchtigung durch Gott ist seinen Auserwählten ein Trost. Denn die augenblickliche Geißel, die sie ertragen müssen, macht sie stark für den Weg einer Hoffnung auf den Glanz der überirdischen Seligkeit.

So glättet der Hammer das Gold, damit der Schmied die Schlacken herausschlägt. Deswegen schleift die Feile es immer wieder ab, damit die Ader des erzitternden Metalls umso strahlender glänzt. ‚Töpferware wird nach der Brennhitze des Ofens eingeschätzt, der gerechte Mensch wird durch Versuchung und Not geprüft (Sir 27,5). Darum schreibt Jakobus: ‚Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet (Jak 1,2).

Mit Recht darf sich freuen, wem hier für seine Sünden zeitliche Not widerfährt und für das Gute, das er getan hat, im Himmel ewiger Lohn bereitsteht. Lieber Bruder, keine Hoffnungslosigkeit soll deinen Geist bedrücken, wenn du gegeißelt wirst und Schläge heiliger Zucht dich treffen. Kein Klagen und Murren komme über deine Lippen. Betrübnis und Trauer sollen dich nicht überwältigen und Kleinmut mache dich nicht ungeduldig. Vielmehr strahle dein Gesicht frohen Mut aus, Heiterkeit herrsche in deinem Gemüt und aus deinem Mund erklinge Dankgesang. Die Hoffnung richte dich auf und erfreue dich, die Liebe entzünde ihre Glut, damit der Geist in heiliger Trunkenheit vergisst, was er im äußeren leidet, und damit sein Wachsen und Streben auf das gerichtet ist, was er im Innern schaut.

[Petrus Damiani, Epistolae, Lib. 8,6: MPL 144, Sp. 473 ff.; zitiert nach: Mon. Lekt. zum 21.2.]

Stephan Harding (1134):

"Ansprache des heiligen Stephanus anlässlich des Heimgangs seines Vorgängers:

Wenn uns [alle] beim Verlust eines so bedeutenden guten Menschen die Trauer gleichermaßen betroffen hat, dann wird der ein schwacher Tröster sein, der selbst des Trostes bedarf. Ihr habt einen verehrungswürdigen Vater und Lenker eurer Seelen verloren, ich habe nicht nur einen Vater und Lenker verloren, sondern auch eine Gefährten und Kampfgenossen, und in den Kämpfen für Gott einen einzigartigen Athleten; denn mich hat Vater Robert von den ersten Anfängen meines Mönchseins in einem einzigartigen Haus mit außerordentlicher Gelehrsamkeit und gleicher Frömmigkeit aufgezogen.

Er fehlt nun uns, aber nicht Gott; und wenn er Gott nicht fehlt, wird er auch uns nicht fehlen. Dies ist nämlich die eigentümliche Besonderheit der Heiligen, dass sie, wenn sie aus dem Leben scheiden, ihren Leib den Freunden zurücklassen und dass die Freunde nun den armseligen Leib im Geiste [zu Grabe] geleiten; und wir haben [nun in ihm] ein einzigartiges Unterpfand des überaus geliebten Vaters, und er selbst hat uns alle mit inniger Liebe im Geist begleitet. Und wenn er selbst zu Gott geleitet wurde, ist er in untrennbarer Liebe mit Ihm verbunden; und auch uns, die wir in Ihm sind, hat er in ähnlicher Weise [mit sich] verbunden. Was sollen wir uns also weiter betrüben? Ein glückliches Los, noch glücklicher ist der, dem es solchermaßen zuteil wurde, am glücklichsten aber sind wir, die wir zu einer solchen Gegenwart erhoben wurden; es kann nämlich den Athleten Christi nichts Erfreulicheres zuteil geworden sein als das Gewand des Fleisches zurückzulassen und zu dem aufzusteigen, für den sie aus Liebe so viele Strapazen erduldet haben.

Nun hat der Kämpfer den Siegespreis erhalten, der Läufer den Lohn, der Sieger den Siegeskranz, nun fordert ihr Besitzer für uns den Siegespreis. Was sollen wir also betrübt sein? Warum sollten wir den, der sich freut, betrauern? Warum sollten wir uns über den betrüben, der Beifall spendet? Warum werfen wir uns mit trauriger Stimme klagend vor dem Herrn nieder, wenn der, der zu den Gestirnen emporgehoben ist, über das [war wir jetzt hier tun] Schmerz empfindet (wen Selige überhaupt Schmerz empfinden können), er, der in unablässiger Sehnsicht für uns ein ähnliches Ende erfleht.

Lasst uns also nicht über einen Soldaten, der in Sicherheit ist, trauern, vielmehr trauern über uns selbst, die wir noch mitten im Kampf stehen und lasst uns unsere traurigen und betrübten Worte in Gebete umwandeln und den triumphierenden Vater bitten, er möge nicht zulassen, dass der brüllende Löwe und der grimmige Widersacher über uns triumphiert."

[MPL 166, Sp.1375f. 1377-79; eig. übers]

Johannes von Gott († 1550): Wenn Ihr Euch im Leid befindet, nehmt Eure Zuflucht zum Leiden des Herrn und seinen kostbaren Wunden, und Ihr werdet Trost erfahren.

Anlässlich des Todes seines Vaters am 24. September 1651 schrieb Blaise Pascal († 1662) einen Brief an Schwester und Schwager, in dem er grundsätzlich die Sichtweise des Todes im christlichen Glauben bedenkt:

"Trost für unsere Leiden sollen wir nicht in uns selbst suchen, nicht im Menschen noch in irgendeiner Kreatur, sondern in Gott. Der Grund liegt darin beschlossen, dass nicht etwas Geschaffenes die erste und eigentliche Ursache jener Ereignisse ist, die wir Leiden nennen. Vielmehr ist die Vorsehung Gottes deren einzige und wahre, entscheidende und alles beherrschende Ursache. Eben deshalb ist es unbedingt nötig, direkt auf die Quelle und den Ursprung zurückzugehen, um wahrhaften Trost zu finden. Wenn wir uns daran halten, werden wir dies Ereignis nicht als ein Werk des Zufalls, nicht als ein Verhängnis natürlicher Notwendigkeiten, nicht als ein Spiel der Elemente und der Teile, aus denen der Mensch zusammengesetzt ist, ansehen. (Denn Gott hat seine Erwählten nicht der Laune, dem Zufall überlassen.) Nein, es ist vielmehr eine unerlässliche, unvermeidliche, gerechte und heilige Folge des Ratschlusses der göttlichen Vorsehung, die dem Wohl der Kirche sowie der Verherrlichung des Namens und der Größe Gottes dient …

Wenn wir mit Hilfe der Gnade dieses traurige Ereignis nicht in sich selbst und abgesehen von Gott betrachten, sondern umgekehrt: abgesehen von dem, was es in sich ist, aber im Hinblick auf den inneren Zusammenhang mit dem Willen Gottes, auf die Gerechtigkeit seines Ratschlusses, auf die Anordnung seiner Vorsehung, der eigentlichen Ursache (ohne die es nicht geschehen wäre, durch die es allein geschehen ist, und zwar in der Weise, wie es geschehen ist), dann werden wir in demütigem Schweigen die unerforschliche Größe der Geheimnisse Gottes anbeten, die Heiligkeit seiner Ratschlüsse verehren und die Führung seiner Vorsehung preisen …

Wir wissen, dass das Leben, zumal das Leben der Christen, ein beständiges Opfer ist, welches nur durch den Tod vollendet werden kann. (So wie Jesus Christus selbst bei seinem Eintritt in die Welt sich als ein Brandopfer und wahrhaftes Opfertier ansah und so wie seine Geburt, sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt, seine Gegenwart in der Eucharistie und sein ewiges Thronen zur Rechten Gottes ein einziges Opfer sind, so muss - wir wissen es - das, was an Jesus Christus geschehen ist, auch an allen seinen Gliedern geschehen …

So stellt sich das Ganze bei unserm höchsten Herrn dar. Betrachten wir jetzt, wie es sich bei uns verhält.) Mit dem Eintritt in die Kirche, den Lebensraum der Gläubigen und besonders der Erwählten, in welchen Jesus Christus seit seiner Menschwerdung durch das besondere Vorrecht des eingeborenen Sohnes Gottes eintrat, werden wir als Opfer Gott dargebracht und geheiligt. Dieses Opfer setzt sich im Leben fort und vollendet sich im Tod. Hier verlässt die Seele in Wahrheit alle Laster und irdischen Anhänglichkeiten, deren Ansteckung sie während dieses Lebens fortdauernd erleidet. Sie vollendet ihr Opfer und wird in den Schoß Gottes aufgenommen. Lasst uns also nicht trauern wie die Heiden, die keine Hoffnung haben."

[Quellen geistlichen Lebens, Bd. 3, hrsg. v. Gisbert Greshake u. Josef Weismayer. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2008, S. 187ff.]

Alfons von Liguori († 1787): Vertraue, dass dich Gott in Zeiten des Leidens trösten wird. Er wird dir zumindest die Kraft schenken, geduldig zu sein. Es missfällt Gott nicht, wenn du bei Freunden Trost suchst. Gott aber will der tiefste Grund des Trostes für dich sein."

Am 1. Januar 1858 schreibt Franz Xaver Seelos († 1867) an eine Frau, die von einem schweren Leid betroffen ist:

"Liebste Dame, welchen Stab gebe ich Ihnen für die Reise auf dem engen und steilen Pfad, der zu der schmalen Pforte führt, durch die wir in das Haus des Lebens und des Friedens eintreten? Der Stab ist nichts anderes als das heilige Kreuz, das wir jeden Tag zu tragen haben. Es trägt uns jeden Tag, bis es uns als Brücke dient, die über den Abgrund des Todes ins ewige Leben führt. Wenn es aussieht, als habe uns Gott verlassen, wenn wir von den anderen abgewiesen werden, wo können wir Frieden finden, wohin sollen wir unser Haupt legen? Unser einziger Trost kommt von einem Blick auf unser Vorbild Jesus, der ohne Trost blieb, und auf die Mutter der Schmerzen. Nur diese können uns aufrichten."

[Carl W. Hoegerl, Alicia von Stamwitz, Ein fröhlicher Heiliger Franz Xaver Seelos, aus d. Engl. übersetzt von Hermann Wagner, Bonn 2000, S. 126f.]

Ihrer eigenen Erfahrung entsprechend rätAnna Schäffer († 1925) auch anderen, ihr Leid anzunehmen:

"Führt uns der Herr in diesem Leben durch viele Demütigungen und lässt er uns so manche Geistesdürre, Trockenheit und dergleichen verkosten, o so danken wir dem Herrn; denn dieses ist das Tal der Demut, dass wir gewürdigt werden, dasselbe zu durchschreiten! Die Geistesdürre und Trockenheit kommt mir vor als eine weite große Wüste, deren Erdreich ganz ausgetrocknet zu sein scheint, es aber in Wirklichkeit nicht ist und uns der Herr nur diese Stufen hinabsteigen heißt, damit wir die Tugend der hl. Demut besser erfassen können. 'Mein Gott ich liebe Dich', so möchten wir ganz besonders in jenen dunklen Stunden rufen, und es wird uns der Trost von oben nicht versagt sein. Kein Buch, oder sonst jemand kann uns in jenen Stunden solch großen Trost geben, als wenn wir uns mit erneuter Hingabe, mit all' unserer Armseligkeit dem heiligsten Herzen Jesu schenken und an diesem liebevollen Herzen desto inbrünstiger rufen: 'Mein Gott ich liebe Dich, ja mein Gott ich liebe Dich!'"

["Im Leiden habe ich Dich lieben gelernt!" Die Schriften Anna Schäffers, dokumentiert v. Emmeram H. Ritter, Verlag Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse für das Bistum Regensburg, Regensburg 1998, S. 145]

Engelmar Unzeitig († 1945): "Wie viel Trost gibt uns doch das Wort der Schrift: Die Leiden dieser Zeit sind gar nicht zu vergleichen mit der Himmelsseligkeit, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben und mit dem Frieden eines guten Gewissens." (20. Mai 1942)


zurück zur vorherigen Seite

Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 06.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.