Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Leben angesichts des Todes
Das Bewusstsein der Sterblichkeit wirkt zurück auf die Gestaltung unseres Lebens.
1. Vergänglichkeit
2. Waches Bewusstsein
3. Folgerungen für das Leben
4. Sterben lernen
5. Gebet für die Verstorbenen
6. Gebet für sich selbst
1. Vergänglichkeit
Aus der
Trauerrede des Gregor von Nazianz († um 390) anlässlich
des Todes seines Bruders Cäsarius von Nazianz:
Brüder, so ist
unser Leben. Nur vorübergehend existieren wir. Das ist die
irdische Tragödie: Wir sind nicht und werden geboren, und wir
werden geboren und sind nicht mehr, Wir gleichen dem Traum, der
verfliegt, dem Phantasiegebilde, das keinen Bestand hat, dem
vorbeifliegenden Vogel, dem Schiff, das auf dem Meere keine Spur
hinterlässt, dem Staub, dem Rauch, dem Morgentau, der Blume, die
blüht und verwelkt!
In dichterischer
Sprache beschreibt Ephraem der Syrer († 373)
die Vergänglichkeit des Lebens:
Der Lauf der Welt ist
vergänglich; ihre Sorge, ihr Reichtum und ihr Besitz gehen
vorüber wie ein Hauch … Zeiten verdrängen Zeiten und
gehen dahin; ein Geschlecht löst das andere ab und entschwindet.
Die Jahre, die Monate und die Tage rufen: Die Welt vergeht!
Wer in die Welt
eintritt, ist schon auf dem Wege, aus ihr fortzugehen; ja, wer noch
im Mutterleibe liegt, geht schon dem Grabe zu, um darin zu wohnen.
Wer immer geboren wird, dessen Ziel ist das Land des Todes. Einer
betritt die Welt als seinen Aufenthaltsort und ein anderer zieht aus
ihr fort. …
Wer heute noch fröhlich
ist, weint und wehklagt schon morgen. Wer freudenvoll sein
Hochzeitsfest feiert und sich an der Frau seiner Jugend ergötzt,
über den kommt unerwartet der Tod und trennt das Paar, und die
folgende Trauer ist größer als die vorausgegangene Freude.
Wer in prächtigen
Kleidern prangt und in herrlichen Kleidern einherstolziert, dessen
Putz vergeht gleich einem Traum, und das Grab bekleidet ihn mit
Spinngeweben.
Wer hohe Paläste
erbaut und in ihren Hallen stolz umherwandelt, wird plötzlich
vom Ende seines Lebens überfallen; es wirft ihn aufs Totenbett,
fesselt ihm Hände und Füße und verschließt ihm
den Mund, so dass er nicht mehr zu reden vermag. …
Die Welt gleicht der
Nacht, und alle ihre Ereignisse sind Träume. Die Seele versenkt
sich in dieselben und lässt sich durch das Blendwerk verführen.
Wie der Traum in der Nacht täuscht, so täuscht die Welt
durch ihre Verheißungen. Gleichwie der Traum die Seele durch
Bilder und Gesichte betrügt, ebenso betrügt die Welt durch
ihre Lüste und Güter. …
Die Tage reißen
dein Leben wie eine Mauer ein, und die Stunden zerstören des
Lebens Gebäude, sodass du dem Ende zueilst, der du nur ein Hauch
bist. Die Tage bestatten dein Leben, die Stunden sind seine
Totengräber, in Tagen und Stunden entschwindet dein Leben von
der Erde. …
Von Gott ist dein Leben
gemessen und auf die Erde gestellt; jeder Tag nimmt sein Maß,
um den Strom deines Lebens (allmählich) auszuschöpfen. …
Geleite dein Leben in
Frieden und versieh es mit guter Wegzehrung, damit es zu Gott
versammelt werde! Dort wirst du es nach seinem Ende wiederfinden,
wenn du rechtschaffen lebst. Lebst du aber schlecht, so wird dein
Leben weggerafft und geht verloren, und du wirst es suchen, aber
nicht finden.
[Alles ist Eitelkeit Nr. 1-6: BKV II
37, S. 82 - 87]
2. Waches Bewusstsein
Um sein
Leben im Sinne Gottes zu leben, ist es nach dem Einsiedler
Antonius „dem Großen”
(† 356 ?) sinnvoll, sich täglich den möglichen
Tod vor Augen halten:
Um nicht sorglos
zu werden, ist es nützlich für uns, jenes Wort des Apostels
zu beherzigen, das
Täglich sterbe ich
[1. Korintherbrief
15, 31]. Denn wenn auch wir so leben, als ob wir täglich sterben
sollten, dann werden wir nicht sündigen. Jenes Wort ist gesagt,
auf dass wir, wenn wir jeden Tag erwachen, glauben, nicht bis zum
Abend zu leben, und wiederum damit wir, wenn wir einschlafen,
glauben, nicht mehr zu erwachen; denn von Natur ist unser Leben
unsicher, und es wird uns täglich von der Vorsehung zugemessen.
Wenn wir uns so halten und täglich danach leben, werden wir
nicht in Sünden fallen, wir werden nichts begehren, keinem
zürnen, wir werden keine Schätze sammeln auf Erden.
Vielmehr werden wir, wie wenn wir täglich den Tod erwarteten,
besitzlos sein und allen alles verzeihen.
[Athanasios von Alexandria: Vita des hl. Antonius]
Benedikt von Nursia († 547 oder um 560):
Den
unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben!
[Regula Benedicti 4, 47]
Hugo I. von Cluny (†
1109):
Wir beschwören
euch beim Herrn und wegen des Herrn, dass ihr euch danach sehnt,
dahin eure ganze innere Anspannung richtet, all das, was ihr in der
Welt seht, für nichts und eitel und gleichsam für einen
vorüberziehenden Nebel zu erachten. Und da ihr weder den Tag
noch die Stunde wisst, in der Herr kommt, um euch zu rufen, darum
seid euch nicht sicher, darum seid Tag und Nacht auf der Hut, seid
besorgt um das Heil eurer Seelen und bereitet das Gemach eurer Herzen
zur liebenden Umarmung eures Bräutigams, nämlich jenes
großen Königs, dem ihr Treue versprochen habt, und achtet
mit größerer Aufmerksamkeit darauf, dass er nichts an euch
findet, was seiner Majestät missfallen könnte!
Zieht in
Betracht, wie nichtig das ist, was ihr in der Welt seht. Denkt, mit
welch großer Anstrengung man sich mühen muss, um dem
schrecklichen Gericht [Gottes] zu entgehen und zur niemals endenden
Freude zu gelangen.
[Exhortatio
ad sanctimoniales apud Marciniacum Deo servientes. In: MPL 159, Sp.
947f; eigene Übersetzung]
Heinrich Seuse (†
1366):
Bereite dich
vor auf den Weg allen Fleisches, auf die Stunde des Todes!
Die ewige Weisheit
spricht: Daran, mein Sohn, erinnere dich jederzeit, solange du
jung, gesund und kräftig bist und dein Leben bessern kannst!
Wenn du wirklich aber zu jener Stunde kommst und du dir nicht anders
helfen kannst, bleibt dir nichts, als dich der Barmherzigkeit Gottes
allein anzuvertrauen und meine Passion zwischen dich und mein Gericht
zu stellen, damit du nicht von der Hoffnung ablässt, weil du
meine Gerechtigkeit mehr als nötig fürchtest. Da du in
gewaltige Furcht versetzt bist, sei guten Mutes in dem Wissen, dass
Furcht vor dem Herrn der Anfang der Weisheit ist (vgl. Psalm 111, 10).
Erforsche die Schriften, und du wirst herausfinden, wie viel Gutes es
dem Menschen bringt, des Todes zu gedenken. Der Weise spricht: Wenn
der Mensch viele Jahre lebt und in all den Jahren glücklich ist,
wird er doch der finstern Zeit und der vielen Tage gedenken müssen:
Wenn sie kommen, zeihen sie das Vergangene der Eitelkeit (vgl. Koh
11,8). Gedenke also deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugend,
bevor die Zeit des Leidens kommt und sich die Jahre nähern, von
denen du sagen wirst: Sie gefallen mir nicht; bevor der Staub in Erde
verwandelt wird, woher er war, und der Geist zum Herrn zurückkehrt,
welcher ihn gegeben hat (vgl. Kohelet / Prediger Salomo 12, 1. 7).
Lobpreise den
himmlischen Herrn aus ganzem Herzen und sei dankbar, da es sehr
wenigen gegeben ist, derart durch das Ohr des Herzens die
Unbeständigkeit dieser Zeit, die allzeit auf der Lauer liegende
Verschlagenheit des Todes und die dauernde Glückseligkeit des
künftigen Vaterlandes zu erfassen. Hebe deine Augen, schau dich
aufmerksam um und sieh, wie viele es gibt, die geistig erblindet ihre
Augen verschließen, damit sie nicht das Ende sehen, und die
ihre Ohren bedecken, so dass sie nicht hören, nicht umkehren und
das Heil nicht finden (vgl. Jes 6,10). Ihr Verderben wird nicht auf
sich warten lassen. Erwäge die zahllose Menge derer, welche
durch die Gefahr des unbereiten Todes unwiederbringlich verloren
gegangen sind. Zähle, wenn du kannst, ihre große Menge.
Achte darauf, wie viele
es sind, welche zu deiner Zeit mit dir gelebt haben, starben und aus
der Welt gerissen wurden. Welch große Menge an Brüdern,
Gefährten und anderen Bekannten ging dir voran in so wenigen
Jahren - du bist ja noch jung -, ist entschlafen und lässt dich
für kurze Zeit hinter sich zurück. Schau sie dir an, sprich
sie an und bilde dir ein, dass dein alter Mensch mit ihnen starb.
Befrage alle, frage
jeden Einzelnen, und sie werden dich unterrichten. Unter Weinen und
Stöhnen werden sie dir antworten und dir sagen: O wie glücklich
ist der, welcher um sein Ende bekümmert ist, der sich vor Sünden
hütet, der deinen Rat nicht außer Acht lässt und der
sich zu jeder Zeit auf diese Stunde vorbereitet. Daher bestelle
dein Haus
(Jesaja 38, 1), nachdem du alles hinter dir gelassen
hast, was dich davon abhält. Bereite dich vor auf den Weg allen
Fleisches (vgl. 1. Mose 6, 13), auf die Stunde des Todes, da du nicht
sicher weißt, zu welcher Stunde er kommt und wie nahe er ist.
Siehe, du stehst vor
dem Tor! So wie der Reisende, im Hafen stehend, dem Schiff, welches
schnell vorüberzieht, da es ferne Landesteile anstrebt, von
ferne schon entgegenschaut, damit er es nicht verpasst, so richte du
dein ganzes Leben und Handeln darauf aus, dass dein Hinscheiden
glücklich wird und du an den Ort der Unsterblichkeit und ewigen
Glückseligkeit gelangst.
[Heinrich
Seuse: Stundenbuch der Weisheit / Das Horologium Sapientiae, übersetzt von S. Fenten. Würzburg 2007, S. 167f]
Maria Magdalena von Pazzi († 1607):
Sich selbst
sterben und sich in Gott verlieren ist ein sicherer Einsatz für
die Ewigkeit.
Stellt euch vor,
dass alles, was ihr tut, die letzte Tat eures Lebens ist, die
entscheidend ist für das ewige Heil oder das ewige Unheil!
Als Soldat, besonders auch durch seine schwere Verwundung, wurde
Jakob Kern († 1924) immer wieder mit
dem Tod konfrontiert. Als Mitglied des Dritten Ordens der
Franziskaner kannte er den Sonnengesang
des hl. Franziskus von Assisi. Wie
dieser redet er den Tod vertrauensvoll als seinen Bruder an:
Du großer
Freund der Menschheit, mein lieber Freund und Bruder Tod. Du bist
eigentlich unter uns Soldaten sehr wenig beliebt. Bist nicht gerne
gesehen. Man versteht nämlich nicht, warum du geschaffen
wurdest, und weiß kaum, dass du uns in die selige Ewigkeit
führst.
Aber nur denjenigen
graut vor dir, die in der Liebe zu Gottes Geboten und Gesetzen
erkalten und die vielleicht durch ihr Leben zur Genüge beweisen,
dass nicht die Gnade in ihrem Herzen wohnt, sondern Satan mit seinen
verschiedenen treuen Begleitern, den Untugenden, Lastern und
Verbrechen. Jene aber, die in der Gnade und in der Liebe Gottes stark
wurden und während ihres Lebens hier auf Erden dem lieben
Heiland immer treu nachfolgten, jene lieben dich und nennen dich
Bruder und Freund, weil du sie dort hinführst, worauf immer ihre
Herzensgedanken und ihr ganzes Sehnen gerichtet war: zum lieben
Heiland samt seinem himmlischen Hof. Schau, mein lieber Freund,
dafür, dass wir auf die Welt samt ihren Gütern und auch auf
unseren Leib verzichten müssen, erlangen wir durch dich Güter
ewiger, seliger Eigenschaft, Güter, die uns nicht mehr an das
Irdische binden und fesseln, sondern die uns das Irdische ganz und
gar in der Anschauung und Verherrlichung Gottes vergessen machen.
Dank dir dafür, dass du uns um einen so geringen Preis so viel
gewährst.
Auch ich möchte
dich Freund und Bruder heißen, wenn ich auch ein armseliger
Sünder bin, der vor das Antlitz seines Gottes zu treten sich
eigentlich nicht unterfangen sollte. Aber ich habe ihn nicht nur
beleidigt, deinen und meinen Gott, sondern auch innig geliebt, soweit
es eben mein schwaches Herz tun konnte. Ich habe ihm meine Kräfte
und mein Leben geweiht und mich ihm ganz empfohlen. Vielleicht freut
er sich darüber und schenkt mir seine huldvolle Erbarmung und
Verzeihung. Mein lieber Bruder! Wenn du nun zu mir geschickt wirst,
um mich zur höchsten Audienz zuführen, dann brauchst du mir
nicht lange deine Vorboten senden, um mich auf meinen letzten Gang
aufmerksam zu machen, sondern reiche mir nur unverzüglich deine
Hand. Ich werde sie immer ergreifen und dir freudig zum lieben
Bräutigam meiner Seele folgen, wann immer du kommst. Und wenn es
noch heute und in diesem Augenblick sein müsste. Dies ist meine
Bitte und ich danke dir schon heute für diesen deinen
freundschaftlichen Dienst. Salve Frater! Sei gegrüßt,
Bruder!
[Hermann
Josef Weidinger: Sühnepriester Jakob Kern. Graz/Wien/Köln
1960, S. 24f]
Peter Georg Frassati († 1925):
Da man nicht
weiß, wann der Tod kommt, um uns zu holen, ist es sehr klug,
sich an jedem Tag sich darauf vorzubereiten, als ob man am selben Tag
noch sterben würde; daher werde ich versuchen, alle Tage mich
ein wenig auf den Tod vorzubereiten, um mich in Bezug auf den Tod
nicht unvorbereitet vorfinden zu müssen und um nicht die schönen
Jahre der Jugend bedauern zu müssen, da sie in geistlicher
Hinsicht vergeudet wurden.
[Meditazione con Pier Giorgio (Digitalisat);
eigene Übersetzung)]
3. Folgerungen für das Leben
Unser verkehrtes Hangen am irdischen Leben: Ephraem der Syrer (BKV II 102f)
Die Mühsale des irdischen und die Seligkeit des ewigen Lebens: Augustinus von Hippo (BKV VI 384 - 388)
Das ewige Leben soll ebenso geliebt werden wie von irdisch Gesinnten das zeitliche: Augustinus von Hippo (BKV X 2 - 6).
Aus einer der
Predigten von Kolumban „dem Jüngeren” († 615 ?)
stammt folgender Abschnitt über die Flüchtigkeit
des Lebens:
O du
menschliches Leben, zerbrechlich und sterblich bist du, aber wieviele
Menschen hast du getäuscht, verführt, verblendet?
[Ps.-Aug. Serm. 49] Insofern du auf der Flucht bist, bist ein Nichts,
insofern du dich sehen lässt, bist du ein Schatten, insofern du
dich erhebst, bist Rauch; täglich fliehst du dahin und täglich
kommst du, im Kommen schon fliehst du, im Fliehen kommst du,
unähnlich bist du im Ausgang, ähnlich im Ursprung,
unähnlich im Aufwand, ähnlich im Vergehen, angenehm den
Törichten, bitter den Weisen. Die dich lieben, wissen nicht um
dich und die, die dich verachten, kennen dich. Du bist also nicht
wahrhaftig, sondern trügerisch; du zeigst dich als wahrhaftig,
ziehst dich aber zurück als trügerisch. Was also bist du,
menschliches Leben? Du bist der Weg (via) der Sterblichen und nicht
das Leben (vita), bei der Sünde ihren Ausgang nehmend und bist
zum Tode darin verharrend; ein wahres Leben wärst du, wenn
nicht durch die Sünde der ersten übertretung ein Bruch in
dein Leben gekommen wäre und du dann nichtig und sterblich
wurdest, indem du all deine Wanderer dem Tod überantwortet hast.
Du bist also nur ein Weg zu Leben, nicht das Leben selbst; du bist
nämlich ein wahrer Weg, doch kein [für alle] klarer, denn
für die einen bist lang, für die anderen kurz, für die
einen breit, für die anderen schmal, für die einen ein
froher, für die anderen ein trauriger, für alle aber
ähnlich dahineilend und unwiderruflich. Ein Weg bist, ein Weg,
aber kein für alle offenkundiger; denn viele sehen dich, aber
nur wenige erkennen, dass du nur ein Weg bist. So fein und
verführerisch bist du, dass es nur wenigen vergönnt ist,
dich als Weg zu erkennen. Man muss dich also in Frage stellen, darf
dir aber nicht vertrauen und Anspruch auf dich erheben, du bist ein
übergang, aber keine Wohnstätte, du elendes menschliches
Leben; keiner wohnt nämlich auf einem Weg, sondern er geht
darauf, damit die, die auf ihm gehen, [einst] in ihrer Heimat wohnen
dürfen.
Warum also wird in dir,
sterbliches Leben, Wohnung genommen, warum wirst du geliebt, in
Anspruch genommen von den Toren und Verlorenen, aber verachtet von
den Verständigen, warum nehmen sich die, die gerettet werden
sollen, vor dir in Acht. Fürchten muss man sich also und sehr in
Acht nehmen vor dir, menschliches Leben; denn du bist so flüchtig,
so schlüpfrig, so gefährlich, so kurz, so unsicher, dass du
wie ein Schatten oder ein Bild oder ein Wolke oder ein Nichts oder
eine Leere aufgelöst wirst. … Deshalb lasst uns das uns fremde
Irdische meiden, wenn es auch fröhlich, wenn es auch verlockend,
wenn auch ansehnlich ist, damit wird das uns eigene Ewige nicht
verlieren; wollen wir doch treu in dem uns Fremden erfunden werden,
damit wir in dem uns Eigenen und uns Gehörigen zu Erben gemacht
werden, durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, der lebt und
herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
[Columba: Instructio V, Sermon 5, S. 84. Instructio V
- https://www.ucc.ie/celt/published/L201053/index.html -
vgl. MPL 40, Sp. 1332; eigene Übersetzung]
Simeon der neue Theologe († 1022):
Die Seele kann
nicht leben, außer sie ist unaussprechbar und ohne Verwirrung
vereinigt mit Gott, der in Wirklichkeit das ewige Leben ist (vgl. 1.
Johannesbrief 5, 20).
Wenn wir nicht
gegenüber der Welt und den Dingen in der Welt sterben (1. Johannesbrief
2, 15), wie sollen wir dann
das Leben leben, das in Christus
verborgen ist
(Kolosserbrief 3, 3), wenn wir nicht im Namen Gottes gestorben
sind.
Der Benediktiner und asketische Schriftsteller Johannes von
Kastl († 1426):
Alle Dinge außer
Gott sind Wirkung und Werk des Schöpfers selbst. Sie haben ihr
Können und Sein und alles das, was sie sind und können,
begrenzt. Aus Nichts hervorgerufen, sind sie von Nichtigkeiten
umgeben und streben von sich aus zum Nichts. Notwendigerweise
empfangen sie ihr Dasein, ihre Erhaltung, ihr Wirken, was in ihnen
ist, und so alles in jedem einzelnen Augenblicke von Gott selbst, dem
höchsten Werkmeister.
Durch seine Wesenheit
ist Gott jedem Dinge innerlich näher und gegenwärtiger als
dieses Ding sich selbst. In ihm sind alle Dinge zugleich vereinigt
und leben ewig in ihm.
Wenn wir also auf dem
Wege der Verneinung
zu Gott emporsteigen, so verneinen
wir an ihm zunächst alles, was körperlich, sinnlich
wahrnehmbar und vorstellbar ist; zweitens verneinen wir auch das, was
unserer Vernunfterkenntnis gemäß ist; zuletzt verneinen
wir sogar das Sein, wie es in den Geschöpfen vorhanden ist. Auf
diese Weise werden wir, nach der Lehre des Dionysius, am besten mit
Gott vereinigt, soweit dies dem Zustande der irdischen Wanderschaft
gegeben ist. Dies ist das mystische Dunkel
, in dem, wie
man sagt, Gott wohnt und in das Moses [Ex 19,9] eintrat, und durch
welches man zum unnahbaren Lichte
kommt [1. Timotheusbrief 6,16].
Warum also, o meine
Seele, beschäftigst du dich vergeblich mit überaus vielen
Dingen und leidest doch Mangel dabei? Suche und liebe dies eine beste
Gut, in dem alles Gute beschlossen ist, - und es genügt.
Ferner bemühe
dich nicht viel um augenblickliche Andacht, um süße
Gefühle oder gar Tränen; sondern sei nur dem Geiste nach
durch den guten Willen und in der Vernunft mit dem Gott in dir
vereinigt. Denn über alles liebt Gott eine von Phantasiebildern
freie Seele, d. h. frei von Vorstellungen, Bildern und Eindrücken
der geschaffenen Dinge.
Die Liebe ist der Weg
Gottes zu den Menschen und der Weg des Menschen zu Gott.
Das Wesen der Liebe
hat die Kraft zu vereinigen und umzuwandeln: Sie wandelt den
Liebenden in den Geliebten und den Geliebten in den Liebenden; jedes
der beiden Liebenden ist gegenseitig im anderen, soweit es nur irgend
möglich ist.
[Johannes
von Kastl: Wie man Gott anhangen soll, übertragen vom Wilhelm Oehl. =
Dokumente der Religion, 2. Bd. Ferdinand Schöningh, Paderborn
1923]
Maria Magdalena von Pazzi († 1607):
Sich selbst
sterben und sich in Gott verlieren ist ein sicherer Einsatz für
die Ewigkeit.
Stellt euch vor,
dass alles, was ihr tut, die letzte Tat eures Lebens ist, die
entscheidend ist für das ewige Heil oder das ewige Unheil!
Blaise Pascal (†
1662):
Wir wissen, dass
das Leben, zumal das Leben der Christen, ein beständiges Opfer
ist, welches nur durch den Tod vollendet werden kann. (So wie Jesus
Christus selbst bei seinem Eintritt in die Welt sich als ein
Brandopfer und wahrhaftes Opfertier ansah und so wie seine Geburt,
sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt, seine
Gegenwart in der Eucharistie und sein ewiges Thronen zur Rechten
Gottes ein einziges Opfer sind, so muss - wir wissen es - das, was an
Jesus Christus geschehen ist, auch an allen seinen Gliedern
geschehen. …
So stellt sich das
Ganze bei unserm höchsten Herrn dar. Betrachten wir jetzt, wie
es sich bei uns verhält.) Mit dem Eintritt in die Kirche, den
Lebensraum der Gläubigen und besonders der Erwählten, in
welchen Jesus Christus seit seiner Menschwerdung durch das besondere
Vorrecht des eingeborenen Sohnes Gottes eintrat, werden wir als Opfer
Gott dargebracht und geheiligt. Dieses Opfer setzt sich im Leben fort
und vollendet sich im Tod. Hier verlässt die Seele in Wahrheit
alle Laster und irdischen Anhänglichkeiten, deren Ansteckung sie
während dieses Lebens fortdauernd erleidet. Sie vollendet ihr
Opfer und wird in den Schoß Gottes aufgenommen. Lasst uns also
nicht trauern wie die Heiden, die keine Hoffnung haben.
[Quellen
geistlichen Lebens, Bd. 3, hrsg. von Gisbert Greshake und Josef
Weismayer. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2008, S.
187ff]
Anton Martin Slomšek († 1862):
Unsere Lebenszeit
ist ein leeres, unbeschriebenes Buch, das uns Gott gab, um es mit
guten Werken zu füllen. Jeder Tag bedeutet eine Seite, jede
Stunde einen Absatz und jede Minute eine neue Zeile. Unserer Macht
ist es entzogen, Blätter aus dem Buch des Lebens zu reißen.
Die Buchseite des Tages könnte auch die letzte Seite sein, in
der der Tod vermerkt, es ist soweit.
Johannes Bosco (†
1888):
Man muss
arbeiten, als bräuchte man nicht zu sterben,
(VII, 484)
und leben, als könnte
man jeden Tag sterben.Wie man lebt, so
stirbt man.
(IX, 567)
Denk daran: Die
Dornen des Lebens werden Blumen für die Ewigkeit.
(VIII,
476)
Es gehört zu
deiner Berufung, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht
durch das Wort, sondern durch dein Leben.
Maria Theresia Gräfin Ledóchowska († 1922):
Das Leben ist
kurz und die Ewigkeit ist lang. Hinübernehmen können wir
gar nichts, der Reiche so wenig wie der Arme, aber wiederfinden
können wir alles, nämlich die Almosen, die wir gegeben
haben hier und den Armen drüben [in Afrika], und auch die Zeit,
die wir verwendet haben für Gott und seine Ehre.
Maximilian Maria Kolbe
(† 1941):
Wie kurz ist
doch das Leben, ihr wisst es alle; und wie schnell läuft die
Zeit weg. Verkaufen wir es so teuer wie möglich! Je mehr Leiden,
desto besser, denn dann werden wir nach dem Tode nicht leiden müssen.
Die Zeit ist kurz, um Beweise unserer Liebe zu geben, und wir leben
nur einmal.
Der Medizinstudent und Widerstandskämpfer Christoph Probst
(† 1943):
Mein lieber guter
Dieter!
… Auch im
schlimmsten Wirrwarr kommt es darauf an, dass der Einzelne zu seinem
Lebensziele kommt, zu seinem Heil kommt, welches nicht in einem
äußeren Erreichen
gegeben sein kann, sondern
nur in der inneren Vollendung seiner Person. Denn das Leben fängt
ja nicht mit der Geburt an und endigt im Tod. So ist ja auch das
Leben, als die große Aufgabe der Mensch-Werdung, eine
Vorbereitung für ein Dasein in anderer neuer Form. Und dieser
Aufgabe dienen letzthin alle kleineren und größeren
Aufgaben und Ereignisse des Lebens. Wir erkennen zwar ihren inneren
Zusammenhang noch nicht, wissen aber, dass sie sinnvoll sein müssen.
Später einmal wird erst ein Licht auf alle Dinge unseres Lebens
fallen, das sie uns klar erkennen lässt. Zunächst aber
müssen wir mit unserer Unwissenheit
vorlieb nehmen
und den Weg unter den vielen möglichen aussuchen, der nach oben
geht, und wenn wir ihn finden und auf ihm gehen, erleben wir viele
Freuden, echte Freuden, die uns niemand mehr nehmen kann.
[Robert Volkmann: Wir müssen
es wagen. Christoph Probst (1919 - 1943). Gilching:
Christoph-Probst-Gymnasium 1993, S. 41]
Johann Maier (†
1945):
Wer lächelnd
in den Tod geht, dem glauben wir nicht; denn er betrügt sich
selbst.
Auch auf unserer Stirn wird der Angstschweiß sich
sammeln. … Wen Er [Jesus am Ölberg] als Sohn Gottes
nicht erhört wurde im wörtlichen Sinn, können wir
erwarten, dass es uns besser ginge als Ihm?
[Dompredigt, 5. November 1944 bzw. 4. Fastenpredigt, 15. März 1945]
Oscar Romero (†
1980):
Wir haben gerade
die Worte Christi gehört. Es ist zwecklos, sich selbst zu
lieben, sich vor den Gefahren des Lebens zu hüten. Die
Geschichte stellt die Menschen in diese Gefahren, und wer ihnen
ausweichen will, verliert sein Leben. Wer hingegen aus Liebe zu
Christus sich in den Dienst der anderen stellt, wird leben, wie das
Weizenkorn, das stirbt, aber nur dem Scheine nach. Stirbt es nicht,
so bleibt es allein. Die Ernte setzt das Sterben voraus. Nur was sich
auflöst, trägt Frucht.
Das Evangelium lehrt
uns, dass es dem Menschen nichts nützt, die Welt zu gewinnen,
wenn er sich selbst verliert. Dessen ungeachtet soll man trotz der
Hoffnung auf ein besseres Jenseits nicht aufhören, sich um die
Neugestaltung dieser Erde zu bemühen, die für die Menschen
die Vorstufe für das Leben nach dem Tod ist. Obwohl man den
zeitlichen Fortschritt vom Wachsen des Reiches Jesu Christi
sorgfältig unterscheiden muss, darf man ihn nicht
vernachlässigen, weil er in enger Beziehung zum Reich Gottes
steht.
Das Reich ist bereits
im Keim auf der Erde gegenwärtig. Wenn der Herr kommt, wird es
sich vollkommen verwirklichen. Dies ist die Hoffnung, aus der wir
Christen leben. Wir wissen, dass jedes Bemühen um eine Besserung
der Gesellschaft, besonders wenn sie so sehr wie die unsere in
Ungerechtigkeit und Sünde verstrickt ist, von Gott verlangt und
gesegnet wird.
[Oscar SA. Romero: In meiner Bedrängnis / Tagebuch eines
Märtyrerbischofs 1978 - 1980, hrsg. von Emil L. Stehle.
Herder Verlag, Freiburg i. B. 1993, S. 335f]
4. Sterben lernen
Ambrosius von Mailand († 397):
Alles, was wir aus Liebe den verstorbenen
Gläubigen schenken, wandelt sich in Gnaden für uns; und
nach unserem Tode werden wir das Verdienst davon hundertfach
vervielfältigt finden.
Die folgenden Texte
atmen kartusianische Spiritualität, sie stammen aus Briefen von
Heinrich Egher († 1408) an
dessen Mitbruder Petrus und wurden später in einem Büchlein
geistlicher Ermahnung
(liber exhortationis) zusammengefasst:
LERNE ZU STERBEN!
Schau aufmerksam auf
das Verhalten eines Toten, wie schweigsam, wie geduldig, wie einsam
[er ist]! Wenn über einen Toten gesagt wird: Er ist unzüchtig,
er ist stolz, er war ein Bösewicht
, und alle übrigen
Schmähungen [über ihn ausgestoßen werden], so hört
man von ihm keinen Laut. So sollst auch du sein, wenn man zu dir
sagt: Ach, die Brüder nehmen Ärgernis an deinen
Versuchungen und Demütigungen!
[Dann] denk an Christus, der
gelitten hat und mehr als alle gedemütigt wurde! Wer war denn
über seinen überaus schmählichen Tod erbaut? Es weinte
seine Mutter, es flohen im Glauben zweifelnd seine Jünger, die
Juden verspotteten ihn. Und siehe, welchen Ruhm er [nun] nach einer
so großen Demütigung und Schmach besitzt! Du sollst dich
also selbst verleugnen und Christus nachfolgen bei jedweder Art von
Demütigung und Schmach!
Die Kunst des
Sterbens:
In seinem
Todeskampf und über ihn hinaus bis zu dem Zeitpunkt, an dem die
Seele den Körper verlässt, soll jeder Gläubige
inmitten der Angriffe von Dämonen und aller Feinde das folgende
fest und ständig und inständig in sich tragen:
Zuerst den sicheren und
unerschütterlichen katholischen Glauben.
Zweitens die feste
Hoffnung, die jede Verzweiflung weit von sich weist.
Drittens die Geduld in
Liebe und Treue zu Jesus Christus, die alles in Ausdauer durchstehen
macht.
Viertens möge er
das leere Wohlgefallen des geistigen Hochmuts über eigene
Verdienste immer wieder zurückweisen und verachten; es ist
nämlich eine Versuchung des Satans.
Fünftens soll er
seinen Willen ganz und gar in den göttlichen Willen einsinken
und ihm gleichförmig werden lassen; so als ob der Mensch sich
diese Strafe des drohenden Todes und des Schmerzes aus seinen Sünden
selbst erwählt habe zur Gleichgestaltung mit dem Willen Gottes.
Sechstens soll er sich
bemühen - soweit die göttliche Gnade es ihm schenkt -, dass
er im Leben wie im Tod eher aus Liebe zu Gott und zur Gerechtigkeit
trauere über die Menge seiner Sünden und Bosheiten als aus
Angst vor irgendeiner Strafe, sei es die der körperlichen Qual,
sei es die der inneren Ehre, sei es die des Todes.
Weiterhin: Gut sterben
zu können, ist die Kunst der Künste, der Wissenschaften.
Gut und in Frieden
sterben zu können, heißt fürwahr: sein Herz und seine
Seele jederzeit bereit zu halten für das Jenseitige; dann
nämlich wird, wenn der Tod nach Gottes Willen kommt, er einen
bereitet und frei von allem finden; und dann wird die Seele ohne
angstvolles Zurückweichen den Tod aufnehmen als etwas Gutes und
Ersehntes; dann nämlich wird sie die Ankunft des Boten von
unserem Herrn Jesus Christus erwarten und begrüßen.
Wenn nun dem Sterbenden
in seinem Todeskampf von Gott dem Herrn oder von den Dämonen
seine Sünden vorgehalten werden, wie zahlreich und wie groß
sie seien, dann halte er dem sofort vertrauend und bewusst das
Verdienst des Leidens unseres Herrn Jesus Christus entgegen und das
Blut seiner Wunden, wie groß es sei und welche Genugtuung es
gebracht habe. Und dann sage er: Herr, mein Gott, schau auf das
Antlitz deines Christus, und sei gnädig meinen Sünden ;
zwischen dich und mich, zwischen dein Gericht und meine Sünden
werfe ich die Erlösung unseres Retters Jesus Christus. Er ist
Gott gepriesen über alles, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
[A. P. Orbán (Hrsg.): Die
Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar
(= Analecta Cartusiana, hrsg. von James Hogg, Bd. 3). Universität
Salzburg 1984; Text: VV. 394 - 420, S. 262f]
Karl Borromäus
(† 1584):
Das ganze gegenwärtige
Leben ist ein Gymnasium, worin nichts anderes zu lernen ist als gut
zu sterben. Wie werden aber dies diejenigen können, die es nie
gelernt haben?
Der deutsch-italienische Priester, Jugendseelsorger, Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini
(† 1968):
Der Tag geht zu
Ende; der Mensch rüstet sich, in das Schweigen des Schlafes
einzugehen. Der Morgen war vom Kraftgefühl des erneuerten Lebens
erfüllt; am Abend ist das Leben müde und sucht Ruhe.
Und hindurch klingt das Geheimnis des letzten Endes, des Todes. …
Sterben heißt nicht nur, dass ein Leben zu Ende geht. Sterben
ist das letzte Aufgebot dieses Lebens; seine äußerste,
alles entscheidende Tat. Was Einer tut, ist damit nicht fertig. Immer
kommt es noch darauf an, was er daraus macht. Danach, wie er sich
dazu stellt, schafft er aus dem bereits Geschehenen etwas Neues, zum
Guten oder zum Schlimmen. … So ist der Tod das letzte Wort, das ein
Mensch zu seinem ganzen vergangenen Leben spricht; das endgültige
Antlitz, das er ihm gibt. Da geht es um die letzte Entscheidung: ob
er sein Leben noch einmal vor Gott in die Hand nimmt und seinen Sinn
für die Ewigkeit bestimmt. Die Reue erfasst, was verfehlt war,
und glüht es um; Demut und Dank geben dem Herrn die Ehre für
das Gute, das geschehen ist, und alles wird hineingeworfen in die
rückhaltlose Hingabe an Gott - oder aber der Mensch bleibt
gleichgültig oder verzagt und lässt das Leben in ein Ende
ohne Würde und Kraft entgleiten. Dann hat es überhaupt kein
Ende; es hört bloß auf. Es hat keine Gestalt und kein
Antlitz. Das ist die ars moriendi, hohe
Kunst des Sterbens
,
welche das vergangene Leben zu einem einzigen Ja für Gott macht.
Nun sieh: jeder Abend soll eine übung in dieser hohen Kunst
sein, dem Leben einen wirklichen Beschluss zu geben, der allem
Vergangenen erst end-gültigen Wert und ewiges Antlitz schafft.Die leisen Kräfte
sind es, die das Leben tragen.
[www.evangeliums.net/zitate/romano_guardini.htm, abegerufen am
26.09.2019]
5. Gebet für die Verstorbenen
Niels Stensens († 1686) Gebet vor seinem Tod (Ep.
II, 983):
Mein Gott, ich
leide heftige Schmerzen, und ich hoffe, sie werden Dich bewegen, mir
zu verzeihen, wenn ich nicht beständig an Dich denke. Ich bitte
Dich nicht, mir die Schmerzen zu nehmen, aber gib mir die Geduld, sie
zu ertragen. Wenn wir das Gute aus Deiner Hand angenommen haben,
warum sollen wir da nicht das übel annehmen? Ob Du nun willst,
dass ich weiterlebe oder dass ich sterbe, ich will nur, mein Gott,
was Du willst. Sei gepriesen in Ewigkeit, und Dein heiliger Wille
geschehe. Jesus sei mir Jesus. Jesus sei mir Erlöser!
[Ep.
II, 983]
6. Gebet für sich selbst
Von Viktrizius Weiß († 1924)
im Alter oft
gebetet:
O Gott, der du
uns zum Sterben verurteilt hast, aber die Stunde und den Augenblick
des Todes uns verborgen hast; verleihe, dass ich in Gerechtigkeit und
Heiligkeit alle Tage meines Lebens zubringe und dadurch verdienen
möge, in deiner heiligen Liebe aus dieser Welt zu scheiden:
Durch die Verdienste unseres Herrn Jesus Christus, der mit dir lebt
und regiert in Einigkeit des hl. Geistes. Amen.
zurück zur vorherigen Seite
Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 31.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.