Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Spiritualität der Heiligen - Vorbemerkungen

Der Mensch als Tätiger

Immer wieder betonen die geistlichen Autoren, dass neben der Gnade Gottes und dem Glauben des Menschen auch dessen Werke von Bedeutung sind:

1. Notwendigkeit der Werke
2. Werke und Gnade
3. Werke und Glaube
4. Vorrang der Liebe
5. Verschiedenes

1. Notwendigkeit der Werke

Notwendigkeit und Segen der guten Werke: Apostolische Väter (BKV 47-49).

Die Christen erkannt man an den Werke: Apostolische Väter (BKV 123).

Notwendigkeit der Werke: Irenäus von Lyon (BKV II 451. 454).

Taufe und Eucharistie genügen nicht ohne Werke: Cyprian von Karthago (BKV I 340).

Der Name "Christ" nützt nichts ohne seine Werke: Cyrill von Jerusalem (BKV 127f).

Heilsnotwenigkeit guter Werke: Augustinus von Hippo (BKV VIII 350-53. 454f); vgl. Armenische Väter (BKV I 282 - 295).

Ambrosius von Mailand († 397):
Es ist nicht genug, jemandem wohlwollend gesinnt zu sein, man muss auch wohl tun.
Deine Absicht erst gibt deinem Werk einen Namen.

Isidor von Pelusium († um 441):
Man beschreitet den Weg des geistlichen Lebens eher durch das Handeln als durch das Reden. Wenn dir also ungeschmälerter Lohn am Herzen liegt, dann schätze das Schön-Reden für gering ein und kümmere dich um das Recht-Handeln!
[B.1, Br. 14, Sp. 189f]

Radbod von Utrecht († 917) leitet seine Ansprache über den hl. Suitbert von Kaiserswerth ein mit der Aufforderung: Vom Wort zur Tat!
Liebste Brüder, wir wollen den besonders erfreulichen Tag begehen, an dem das ganz heilige Gedächtnis unseres Schutzpatrons des seligsten Switbert zu begehen ist; da müssen auch wir bereit sein zu jedem guten Werk und unsere Herz bereiten, zuerst dafür, die Gebote des göttlichen Gesetzes zu hören, dann aber dafür, dass wir, soweit wir können, uns mühen, das Gehörte in Taten umzusetzen, um so auch andere belehren zu können. Das nämlich tat unser Herr Jesus Christus, von dem geschrieben steht: Jesus begann zu wirken und zu lehren (Apostelgeschichte 1,1). Sonst ist unsere Lehre leer und eitel, wenn wir das, was wir verkündet haben, durch Nichtstun zerstören. Denn was nützt es einem, wenn er zwar gut zuhört, aber schlecht handelt? Oder was hat einer davon, wenn er einem anderen den Weg für seine Füße zeigt, selbst aber nicht aufhört, auf dem Weg seiner Sittlichkeit zu irren? Lasst uns also den Spuren unseres Erlösers folgen und sehr gerne alles Gute [das er vollbracht hat] hören, das Gehörte aber mit den gebührenden Taten erfüllen und lasst uns so ordnungsgemäß die Unterweisung der Nächsten beginnen und sie beraten in gleicher Weise durch die Lehren und das Beispiel des Guten!
[MPL 132, Sp. 547. 549 - 551 eigene Übersetzung]

Claudius de la Colombière († 1682): Will man viel für Gott tun, muss man ihm ganz gehören.
Nie etwas, wenigstens überlegt, tun, was nicht zur Ehre Gottes ist; und nie etwas aus Menschenrücksicht unterlassen!

Margareta Maria Alacoque († 1690):
Wir müssen die Echtheit unserer Absichten mehr durch Werke als durch Worte zu erkennen geben.

Philippina Duchesne († 1852):
Predigt eher durch euer Leben als durch eure Worte! Denn das Beispiel ist die beste Predigt.

John Henry Newman († 1890):
Wissen ist nichts im Vergleich zum Tun.

Franziska Xaviera Cabrini († 1917):
Das Beispiel vermag mehr als Worte. (am 19.10.1889)

2. Werke und Gnade

Mahnung zur Mitwirkung mit der Gnade. Cyprian von Karthago (BKV I 54); vgl. Johannes „Chrysostomus” (BKV III 329f; VI 45f, 238, 293, VII 19f)

Unsere guten Werke sind mehr Gottes als die eigenen Werke: Augustinus von Hippo (BKV III 52; VII 378).

Die Werke kommen von der Gnade, nicht die Gnade von den Werken: Augustinus von Hippo (BKV X 149).

Die Taufgnade wird durch unseren Wandel vermindert oder vermehrt: Cyprian von Karthago (BKV II 320).

Wir müssen durch unsere Werke das Recht verdienen, vertrauensvoll zu bitten: Gregor von Nyssa (BKV 137f)

Augustinus von Hippo († 430):
Gott hat dich geschaffen ohne dich, aber er rettet dich nicht ohne dich. (sermo 169,13)

Ignatius von Loyola († 1556):
In allen Angelegenheit handle, wie wenn du alles und Gott nicht täte; vertraue, als wenn du nichts und Gott alles täte.

3. Werke und Glaube

Rechtfertigung nicht durch Werke, sondern durch Glauben: Apostolische Väter (BKV 46).

Gerettet werden, die Gott lieben, seinen Verheißungen glauben und in Bezug auf das Böse kleine Kinder geworden sind: Irenäus von Lyon (BKV II 417).

Rechter Glaube und gute Werke sind wesentlich: Cyrill von Jerusalem (BKV 62).

Nur in Beziehung zu Christus sind Werke gut: Augustinus von Hippo (BKV V 18).

Sinn der paulinischen Lehre über die Rechtfertigung nur durch den Glauben: Augustinus von Hippo (BKV VIII 345).

Papst Leo „der Große” († 461):
Wie im Glauben der Grund zu guten Werke liegt, so liegt auch in den guten Werke die Kraft des Glaubens. [BKV I 37]

4. Vorrang der Liebe

Gott schaut weniger auf die äußeren Werke als auf die Gesinnung: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 38).

Mechthild von Magdeburg († 1282 oder 1285 oder 1294):
Mich reuen alle guten Werke, die ich aus Liebe zu meinem Fleisch ohne wahre Not versäumt habe.
Gott lehrte mich dies, dass ich nie ein Werk so gut getan habe, als dass ich es nicht noch besser hätte tun können.

Johannes von Ruysbroek († 1382):
Durch jedes gute Werk, sei es auch noch so klein, das mit Liebe und aufrichtigem, schlichtem Gedanken Gott dargebracht wird, gewinnt man eine größere ähnlichkeit und ewiges Leben in Gott.

Theresa von Ávila († 1582):
Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden.

Alfons Maria von Liguori († 1787):
Eines der sichersten Zeichen, um zu erkennen, ob man ein Werk wirklich mit einer reinen Absicht verrichtet habe, ist dies, dass man sich gar nicht beunruhige, wenn es nicht den erwünschten Erfolg hat.

5. Verschiedenes

Wenn wir Wunder tun, sind wir Gottes Schuldner, wenn wir Gutes tun, ist Gott unser Schuldner: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 99).

Gute Werke sind besser als Wunder: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 230f; III 47 - 52).

Philippina Duchesne († 1852):
Lerne es, andere zur Arbeitsteilung anzuhalten: Dann werden die Dinge vielleicht weniger gut getan, aber du wirst mehr Frieden im Herzen haben und gesünder leben.

Josef Kentenich († 1968):
Alle unsere Werke werden fruchtbarer, wenn wir sie mit frohem Herzen verrichten.


zurück zur vorherigen Seite

Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 15.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.