Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Kampf
In Antike und Mittelalter war das Bild vom Kampf bzw. Kriegsdienst (militia) für das Leben des Christen ein beliebtes Bild, das die hohen Herausforderungen an ein christliches Leben zum Ausdruck bringt.
1. Christliches Leben als Kampf 2. Gegner im Kampf 3. Waffen im K. 4. Siegespreis
1. Mahnung zum Kampf für Gott als Kriegsherrn: Apostolische Väter (BKV 155)
Mutige Zuversicht für den sittlichen K.: Apostolische Väter (BKV 225)
Eifer im geistlichen Kampf gewinnt Gottes Gnade: Makarios (BKV 21-25 u. ö.).
Vergleich zwischen geistlichem u. irdischem Krieg: Syrische Didache (BKV 188-94. 196. 199)
Arsenius († um 440): "Kämpfe, soweit die Kraft reicht, dass dein innerliches Wirken Gott entspricht! Dann wirst du auch die Schwierigkeiten von außen überwinden."
Isidor von Pelusium († um 441)"an den Priester Archontios:
Wenn solche, die von den scharfen Stacheln des irdischen Ruhms angetrieben werden, aus freien Stücken gewaltige Mühen auf sich nehmen, wäre es dann nicht recht, dass die, die von den Pfeilen des überirdischen Ruhms verwundet wurden, viel mehr noch von Jugend an sich zum mühevollen Kampf bereit machen?" ." [Sancti Isidori Pelusiotae, epistolarum libri quinque, MPG 78: B. 5, Br. 27, Sp. 1339f.]
Brief des Papstes Symmachus († 514) an die Bischöfe, die durch die Vandalen von Nordafrika nach Sardinien und zu anderen Inseln deportiert wurden:
"Symmachus an die geliebten bischöflichen Brüder aus Afrika,
Der Feind würde es vielleicht als Gewinn betrachten, wenn er unter den Gefahren, die er den Christen angekündigt hat, die Seelen der Gläubigen unterworfen hätte und, nachdem die Herde des Herrn in verschiedene Richtungen zerstreut ist, wohl unter nur noch wenigen nicht siegreich bliebe, von denen er durch den beharrlichen Glauben mit Füßen getreten werden könnte. Es herrscht ja noch unter euch der, der sein Wohlgefallen nicht so sehr an der Menge als an der inneren Ergebung bekundet hat …
Es kam unter euch das Schwert der Ungläubigen, das die schlaffen Glieder der Kirche ausschneiden und die gesunden zur himmlischen Herrlichkeit führen sollte. Welche Soldaten Christus hat, das zeigt der Kampf: Wer [unter ihnen] den Triumph verdient, das erkennt man [nur] in Kriegen. Habt keine Furcht, weil sie euch die bischöflichen Kopfbedeckungen weggenommen haben. Für euch ist ja der Priester und Opfergabe, der sich nicht so sehr an Ehrenstellungen als an der inneren Gesinnung zu freuen pflegt [d. h. Christus]. Größer ist der Lohn für das Bekennertum als die Gaben der erwähnten Würdestellung: Zu letzteren führt meist menschliche Gunst auch Personen, die weniger Verdienste aufweisen, ersteres teilt nur die überirdische Gnade zu. Er selbst hat nämlich in euch gekämpft und gesiegt, mit dem vereint zu werden der Glaube verdient auch unter menschlichen Foltern.
[ep. 11, MPL 62, Sp. 71; eig. übers.]
Heinrich Eg(h)er von Kalkar († 1408):
"Lasst uns [also] in Geduld in dem für uns bestimmten Wettkampf laufen und dabei Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens vor Augen haben, ihn, der angesichts der ihm in Aussicht gestellten Freude die Schmach verachtete und das Kreuz auf sich nahm. Ahme also den Herrn Jesus nach! Kümmere dich nicht darum, wenn andere dir schmeicheln und dich loben oder wenn sie etwa an dir deine Anmut bewundern. Sei immer bereit und mit gottergebenem Glauben gerüstet gegenüber Schmähungen, Widerwärtigkeiten, Vorwürfen, Spott, Anfechtungen, Versuchungen, Krankheiten und anderem mehr."
[A. P. Orbán (Hrsg.), Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar (Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd. 3), Universität Salzburg 1984; Text: VV. 394-420, S. 262f.; eigene Übersetzung]
Maria vom göttlichen Herzen Jesu Gräfin Droste zu Vischering († 1899):
Durch nichts
wird die Seele so reif, als durch Kampf und Entsagung, dabei aber
wirst Du auch finden, dass das Glück, der Welt entsagt zu haben
und dem lieben Heiland allein anzugehören, alle Begriffe
übersteigt und einen Frieden mit sich bringt, der durch nichts
gestört werden kann."
2. Christliches Leben ist K. gegen Weltlust u. Satan: Makarios (BKV 17-19 u. ö.).
Aufruf zu K. wider die Sünde: Syrische Didache (BKV 156-68)
Synkletika († um 400): "Je mehr Fortschritte die Wettkämpfer machen, desto stärker müssen die Gegenspieler sein, mit denen sie kämpfen."
Isidor von Pelusium († um 441) "an den Lektor Timotheus:
Was die Wettkämpfe betrifft, in die du, Bewundernswerter, verwickelt bist, so sei überzeugt: Das gegenwärtig Anstehende gleicht einem unsichtbares Sportstadium, in dem wir nicht mir sinnlich wahrnehmbaren Tieren, sondern mit geistigen Begierden zu kämpfen haben. Wenn diese nun unsere innere Kraft besiegen, dann gefährden sie nicht nur unseren Körper, sondern sie bringen selbst unserer Seele den Tod. Wenn sie aber besiegt und in die Flucht geschlagen werden, werden wir in aller öffentlichkeit ruhmvolle Siegeskränze erlangen, und zwar hier [auf Erden] recht häufig, danach aber [im kommenden Leben] auf jeden Fall, Denn dem künftigen äon [Zeitalter] sind die Siegespreise anvertraut, so wie dem hiesigen äon die Kampfplätze." [Sancti Isidori Pelusiotae, epistolarum libri quinque, MPG 78: B. 1, Br. 4, Sp. 181f.; eigene Übersetzung]
Quodvultdeus († 454):
"Den schon Getauften bleibt der mühevolle Krieg gegen die Laster nicht erspart: …
Keiner glaube, ein Christ sei so erhaben, dass er, weil er eingetaucht in die Mysterien [der Taufe] aus Wasser und Geist wiedergeboren wird, danach Abstand nimmt von den verschiedenen Lüsten; er sei nun abgesichert, da er durch das Sakrament der Taufe seine Seele in eine sicheren Zustand gebracht habe, und er brauche sie nun nicht [mehr] gegen die Listen des Feindes zu schützen. Im Gegenteil, er soll sie, so gut er kann, schützen und zu schützen suchen, damit er nicht in den gewaltigen Stürmen dieser Welt zugrunde gehe. Es ist einer getauft, das Schiff ist wieder hergestellt, von unter her verpicht. auf das hohe Meer geschickt; es braucht eine Steuerung, bis es in den ersehnten Hafen gelangt. Das Meer, nämlich dieses Weltzeitalter, ist gefährlich nicht nur aufgrund der Stürme und Riffe, sondern auch überreich am Ungetier der Leidenschaften, die [dir] nachstellen. Mit aller Aufmerksamkeit, aller Sorge, allem Fleiß sollen die Seeleute nunmehr wachen: Auch soll Christus häufig als Lenker angerufen werden, dass er das Schiff so großen Gefahren entreiße und es zum sichern Hafen geleite.
Du bist getauft, du bist mit dem königlichen Prägemal gesiegelt, du bekommst schon Nahrung vom Tisch deines Königs: Sei kein Deserteur und gib dich auch nicht wie ein verwöhnter Soldat den Lüsten hin, der teuflische Widersacher soll dich nicht unbewaffnet und in Saus und Braus lebend antreffen, sondern sei wie ein tapferer Soldat, kämpfe in diesem Krieg, so gut du kannst, so dass Christus, deine Kraft, dich nicht nur schütze, sondern auch andere Fortschritte zum Heil machen können. Fordere von deinem König geistliche Waffen. Krieg wird dir erklärt, so sagt er, in dem du dich durch Kämpfen auszeichnen sollst, damit du triumphierend zum vollständigen Frieden gelangst. Du wirst nicht nur gegen einen einzigen kämpfen; viele Gegner nämlich werden gegen dich ausziehen: Du wirst nämlich mit den Lastern kämpfen …
Aber fürchte dich nicht, du hast die Mittel zum Handeln. Rufe den Herrn der Heerscharen an, er möge dich von der Höhe her mit Kraft ausstatten, so dass du ausrufen kannst: >Auch wenn sie gegen mich ein Lager aufschlagen, mein Herz wird nicht verzagen; und wenn gegen mich der Kampf entbrennt, ich werde auf Ihn hoffen< (Ps 26,3). Er ist es, der Herr der Heerscharen, der erwartet, das sein Soldat so kämpft, dass er ihm in seiner Mühe beistehe." [Quodvultdeus, de cataclysmo 1-2, MPL 40, Sp. 693f.; eigene Übersetzung]
In seinem Büchlein "über den Kampf der Laster gegen die Tugenden" stellt Leo IX. († 1054) die Frage, wie das Wort des Apostels zu verstehen ist: "Alle, die fromm in Christus Jesus leben wollen, werden Verfolgung erleiden" (1. Timotheusbrief 3), da doch zu seiner Zeit niemand mehr wegen des Glaubens eingesperrt, geprügelt und gefoltert und gekreuzigt wird. Nach Leos Ansicht ist nach Ende der Verfolgungszeit Verfolgung im übertragenen Sinn zu verstehen:
"Darunter ist eine andere Art von Verfolgung zu verstehen, die noch unmenschlicher und noch schädlicher ist, die nicht eine handfeste Grausamkeit verursacht, die die Gegnerschaft der Laster hervorbringt: Wenn nämlich der Hochmut gegen die Demut, die eitle Ruhmsucht gegen die Gottesfurcht, die Heuchelei gegen die wahre Frömmigkeit, die Haltung der Verachtung gegen die Bereitschaft, sich unterzuordnen, kämpft, wenn sich der Neid gegen die brüderliche Mitfreude, der Hass gegen die Liebe, die Ablehnung gerechtfertigter Zurechtweisung gegen die Freimütigkeit, der Zorn gegen die Geduld, aufgeblasener Stolz gegen die Bereitschaft zur Genugtuung, weltliches Leben gegen die geistliche Freude, Lethargie oder Trägheit gegen die übung der Tugend, gegen feste Beständigkeit zügelloses Umherschweifen, gegen die zuversichtliche Hoffnung die Verzweiflung, gegen die Verachtung der Welt die Begierlichkeit, gegen die Barmherzigkeit die Verhärtung, gegen die Uneigennützigkeit Betrug und Diebstahl, gegen die Wahrheitsliebe Lug und Trug, gegen die Enthaltsamkeit gegenüber den Speisen die Gefräßigkeit des Magens, gegen maßvolle Trauer unpassende Fröhlichkeit, gegen die diskrete Schweigsamkeit die Geschwätzigkeit, gegen die die Keuschheit des Fleisches Unreinheit und Ausschweifung, gegen die Reinheit des Herzens die Unzucht des Geistes, gegen die Liebe zum himmlischen Vaterland das gierige Verlangen zur gegenwärtigen Welt richtet und mit sich ziehen will, was ist das anderes als eine grausame Verfolgung der in Frömmigkeit Lebenden, die sich gegen die vereinten Schlachtreihen der Tugenden richtet? O wie hart, wie bitter ist der Aufmarsch des Hochmuts, der die Engel aus dem Himmel und die Menschen aus dem Paradies ausgeschlossen hat; deren Heere und Waffengänge sind die Laster, die wir kurz gestreift haben."
[Leo IX., De conflictu vitiorum atque virtutum, MPL 143, Sp. 559-61; eig. übers.]
Pio da Pietrelcina († 1968): "Das Christenleben ist nichts anderes, als ein ununterbrochener Kampf gegen sich selbst."
3. Die hl. Theodora fragte die hl. Einsiedlerin Sarra († um 400):
Sag mir, was
soll ich tun? Eine Menge böser Gedanken überwältigt
mich." Die Heilige antwortete ihr:
Du musst den Kampf
nicht gegen alle, sondern gegen den einen führen, denn alle
bösen Gedanken unterstehen einem bösen Gedanken, der ist
deren Haupt und Fundament. Kämpfe gegen diesen Hauptgedanken,
und dann werden alle anderen Gedanken besiegt. Der Kampf gegen diesen
Hauptgedanken aller bösen Gedanken besteht im folgenden: Es ist
das Schweigen, das Fasten, das Niederfallen, der Durst, die
Nachtwache, die Bekämpfung des Schlafs, das Lesen der Heiligen
Schrift, die Zerknirschung des Herzen, eine Menge Metanien [tiefe
Verbeugungen, bei denen man spricht: ,Herr, sei mir Sünder
gnädig‛], das Schlagen an die Brust, die Demut. All diese
übungen zusammen sind der Kampf und die Waffe, die man gegen den
Hauptgedanken aller bösen Gedanken anwenden soll. Dadurch und
durch die Gnade Christi kannst du die bösen Gedanken überwinden.
Es gibt keine andere Möglichkeit, sie zu überwinden."
[Meterikon. Die Weisheit der
Wüstenmütter. hrsg. u. übersetzt von Martirij Bagin u.
Andreas-Abraham Thiermeyer, Sankt Ulrich Verl. © Augsburg 2004,
Nr. 66]
Johannes „Chrysostomus” († 407)sieht im Training der Sportler ein Vorbild für geistliches Streben:
"Wenn niemand sich auf dem Exerzierplatz übt, wie soll er sich da im Kampf bewähren? Welcher Athlet, der nichts von der Gymnastik versteht, wird bei den olympischen Spielen sich dann dem Gegner gegenüber großartig behaupten können? Muss man sich da nicht jeden Tag im Ring- und Faustkampf üben und im Laufen? Seht ihr nicht, wie es die sogenannten Fünfkämpfer machen, wenn sie keinen haben, mit dem sie sich messen können? Wie sie einen schweren Sack voll Sand aufhängen und an ihm ihre ganze Kraft üben? Wie die Jüngeren unter ihnen sich mit ihren Altersgenossen auf den Kampf mit ihren Gegnern einüben? Ahme diese Athleten nach und übe dich in den geistigen Wettkämpfen!"
[hom. in Mt 33,6: MPG 57, Sp. 395; BKV2 25, S. 246]
Chromatius von Aquileia († um 407):
Beten wir zum
Herrn von ganzem Herzen und bitten wir ihn voller Glauben, uns von
jedem überfall der Feinde zu bewahren und uns vor jeder Furcht
vor dem Gegner zu befreien, nicht aufgrund unserer Verdienste,
sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit, der Barmherzigkeit dessen,
der sich auch in der Vergangenheit dazu herabgelassen hat, die Kinder
Israels nicht aufgrund ihrer Verdienste, sondern aufgrund seiner
Barmherzigkeit zu befreien. Er möge uns mit seiner barmherzigen
Liebe schützen und das für uns bewirken, was der heilige
Mose den Kindern Israels gesagt hat: ‚Der Herr kämpft für
euch, ihr aber könnt ruhig abwarten‛ [Ex 14,14]. Er ist
es, der kämpft, er ist es, der den Sieg herbeiführt …
Und damit er sich dazu herablässt, das zu tun, müssen wir
so viel wie möglich beten. Er selbst sagt ja durch den Mund des
Propheten: ‚Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich,
und du wirst mich ehren‛ [Ps 50,15]. "
[Chromatii
Aquileiensis sermones, cura J. Lemarié (Scriptores circa
Ambrosium) Mediolani-Romae 1989, sermo 16,4; eigene Übersetzung]
Paulinus von Nola († 431):
Der Verzicht auf
weltliche Güter, die in dieser Welt besessen werden, oder ihr
Verkauf stellt nicht das Ende, sondern erst den Beginn des Laufs im
Stadion dar; er ist, um es einmal so zu sagen, nicht das Ziel,
sondern der Start. Der Athlet gewinnt nicht, wenn er sich entkleidet,
denn er legt seine Kleider ja gerade deswegen ab, um mit dem Kampf zu
beginnen, während er erst dann würdig ist, als Sieger
gekrönt zu werden, wenn er gebührend gekämpft hat.
[Benedikt XVI., Generalaudienz 12.12.2007 zu Paulinus von Nola]
Isidor von Pelusium († um 441) "an den Priester Aphrasios:
Auch wenn unser Kampf sich nicht gegen Fleisch und Blut richtet, soll man doch von denen, die gegen Fleisch und Blut kämpfen, [inspiriert,] die Gesetze des Wettkampfs lehren. Wie also die Wettkämpfer nicht nur ihre Kleider ausziehen - das Ausziehen der Kleider geht nämlich dem Wettkampf voraus -, sondern auch ihre Haare abschneiden und den Körper mit öl einreiben, um nicht an den Haaren gepackt zu werden und um durch das öl die Hände des Gegners abgleiten zu lassen, und sie erst dann zum Wettkampf schreiten, so sollen auch wir, wenn wir den Siegeskranz erringen wollen, zuerst den alten Menschen zusammen mit seiner ganzen Aktivität ausziehen, die äußeren Dinge abschneiden und für Almosen verwenden und so aller Sorge und Kleidung ledig in die Arena der Tugend treten, um den olympischen Wettkampf um diese Seele auszufechten. Wenn wir aber nichts Derartiges tun und uns trotzdem einbilden zu kämpfen und uns dieser Bezeichnung auch rühmen, dann werden wir erstens im Diesseits von klugen Leuten ausgelacht werden; nachher [im Jenseits] aber werden wir mit Sicherheit erfahren, dass wir von uns selbst getäuscht worden sind, dann nämlich wenn wir ohne Siegeskränze bleiben und sogar noch zur Abbüßung der Strafen abgeführt werden." [Sancti Isidori Pelusiotae epistolarum libri quinque, MPG 78; B. 2, Br. 161, Sp. 615f.; eigene Übersetzung]
Diadochus von Photice († vor 486):
"Die Kämpfer (im geistlichen Leben) müssen ihr Denken stets frei von jeder [Zornes-] Wallung bewahren. So kann der Geist die Gedanken scheiden, welche an ihm vorbei auf das Denken zueilen, die guten und gottgesandten in den Vorratskammern des Gedächtnisses aufbewahren und die verkehrten und dämonischen aus den Scheunen der Natur irgendwohin werfen. Denn wenn das Meer windstill ist, lässt es sich von jenen, die nach Fischen jagen, bis hin zu jeder Bewegung durchschauen, selbst in seiner Tiefe abspielt … Wird es aber von den Winden aufgewühlt, verbirgt es in der Finsternis der stürmischen Bewegung, was es während der Heiterkeit der Windstille gerne sehen lässt." [Diadochos von Photike, Philokalie, der heiligen Väter Nüchternheit, Bd.1, Würzburg 2 2007, S. 387-451]
In seinem "Buch über den Weg durch die Wüste" vergleicht Ildefons († 667)den Lebensweg der Getauften mit dem Zug des Volkes Israel durch die Wüste:
"Betrachten wir nun diesen glücklichen Weg, der von den Heiligen in der Wüste beschritten wird, und lassen wir uns zusammen mit ihnen führen, indem wir sie in gleicher Weise nachahmen! Es ist hier von denen die Rede, die nachdem sie das Rote Meer durchschritten haben, durch die Wüste zogen und darauf vertrauten, dass sie gemäß der wahrhaften Verheißung Gottes in das verheißene Land gelangen würden. Wenn auch das ganze VoLukasevangelium , bestehend aus der Menge der Heiligen und der Rotte der Frevler, in gleicher Weise unter dem Schutz Gottes einher zog, so wählt dennoch die Heilige Schrift nur den besseren Teil, nämlich den der Heiligen aus, von denen es heißt: Die Augen des Herrn [ruhen] über den Gerechten" [Ps 33,16], und schweigt über die Ungerechten, und er zählt nur vom Handeln, das zur Seligkeit führt. Schreiten also auch wir zusammen mit diesen Gerechten einher, von denen es heißt: Sie zogen durch die unbewohnte Wüste, sicherlich durch jene Wüste, wo die [verderbliche] Lüste keinen Platz haben, wo kein irdisches Glück zum Untergang verlockt, wo keinerlei Anreize die Pilger, die zum Land der Lebenden unterwegs sind, behindern; diese haben sich an abgeschiedenen Plätzen ihr Hütten gebaut, da sie in der Verborgenheit der Kontemplation eine Ruhe für ihre Seele suchten, nicht in unbedachter Verbohrtheit sich den Feinden entgegenwarfen, sondern in heilsamer Voraussicht umsichtig auf den Kampf vorbereiteten, indem sie in der Abgeschiedenheit Schutz suchten; dort würde sie nicht eitler Ruhm dem Verderben aussetzen, sondern wahre Demut zur Vernichtung der Stolzen ausrücken lasen: sie hielten stand gegen die Feinde, denn sie boten eine unbeugsame Geisteskraft gegen den Ansturm der Versuchungen auf, da sie jegliche Verweichlichung ihres gegenwärtigen Lebens vermieden, niemals im geistlichen Kampf angesichts des Ansturms der [bösen] Macht der Lüfte vom Zustand geistlicher Anspannung abwichen: und darum haben sie sich an den Feinden gerächt [Zitate aus Weish 11,2f], da sie zur Rechten und zur Linken durch die Waffen der Gerechtigkeit geschützt, nicht durch den Ruhm des Glücks erhoben und nicht durch die Wucht der Gegner sich nicht erdrücken ließen. Daher hielten sie dem Angriff der Feinde stand und erlangten ihre eigene Rettung; und da die Feindschaft der Laster besiegt zugrunde ging, hatte, ihr entrissen, das Heil der heiligen Soldaten Bestand." [S. Hildefonsi episcopi Toletani liber de itinere deserti, c. 15, Sp. 175; eigene Übersetzung]
Stefan I. von Ungarn († 1038) an seinen Sohn:
"Wenn du das Schild des Glaubens behältst, besitzt du auch den Helm des Heils. Denn mit diesen Waffen wirst du recht gegen die unsichtbaren und sichtbaren Feinde kämpfen können."
"Durch Einholung von Rat werden Könige eingesetzt, Königreiche regiert, die Heimat verteidigt, Kämpfe beigelegt, der Sieg errungen, Feinde abgewehrt, Gemeinwesen errichtet und die Lager der Gegner zerstört. Denn Beratung bringt Nutzen."
[Stephan von Ungarn, Monita ad filium, c. 1.2.10: MPL 151, Sp. 1235-44; eig. übers.]
Laurentius von Brindisi († 1408):
"Christus lässt die Kirche bekämpft, aber nicht erkämpft werden: >Die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen< (Mt 16,18). In den größten Gefahren, wo die Lage menschlich gesehen verzweifelt ist, ist von Gott aus gesehen Christus in seiner Kirche anwesend.
"Die Waffen, mit denen der Glaube verteidigt sein will, sind: das heilige Leben derer, die den Glauben predigen und lehren, und die Geduld in Leiden und Verfolgung."
Nikodemos der Hagiorit († 1809):
"Auf welche Art und Weise der Soldat Christi bei Tagesanbruch ins Schlachtfeld ziehen sollte, um Krieg zu führen: Nachdem du aufgestanden bist und einige Zeit gebetet hast: ‚Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner‛, ist das erste, woran du zu denken hast, folgendes: Du sollst dich selbst an einen Ort oder in eine Arena versetzt sehen, die nichts anderes ist als dein eigenes Herz und der ganze innere Mensch. Und du sollst daran denken, dass derjenige, der dort nicht kämpft, den Kampfplatz nicht lebend verlässt … Fang also an, im Namen Gottes zu kämpfen - mit den Waffen der Selbstaufopferung (des Misstrauens gegen dich selbst) und der ganzen Hoffnung und des Vertrauens auf Gott, mit dem Gebet und der übung, besonders mit der Waffe des Herzensgebets und des geistigen Gebets, mit dem göttlichen Namen ‚Herr Jesus Christus‛, der ein so furchtgebietender Name ist, dass er wie ein zweischneidiges Schwert in unserem Herzen kreist und die Dämonen und die Leidenschaften geißelt und vernichtet."
"Was wir zu tun haben, wenn wir im Kampfe verwundet worden sind: Wenn du verwundet daliegst, weil du wegen deiner Schwäche, manchmal auch mit überlegung und aus Bosheit irgendeinen Fehler begangen hast, so beunruhige dich deshalb nicht, sondern wende dich sofort zu Gott und sprich zu ihm: ‚Sieh her, mein Herr, ich habe gehandelt, so wie ich bin, man könnte von mir, der ich so böse und schwach bin, auch nichts anderes erwarten außer den Fall und die Niederlage.‛ … Obwohl er von dir Schaden erlitten, bietet er dir seine rechte Hand an und hilft dir, damit du nicht wieder in Sünden verfällst …
Solltest du wegen deiner Schwäche öfter am Tag Niederlagen erleiden und mehrere Wunden erhalten, dann handle so, wie ich es dir erklärt habe, jedes Mal mit der gleichen Hoffnung auf Gott … Dann zur Zeit der Beichte, die du oft ablegen sollst, erinnere dich an all deine Sünden, an die Schmerzen und die Traurigkeit wegen des Schadens, den du Gott angerichtet hast und fasse den Entschluss, ihm nicht weiterhin zu schaden. Offenbare deinem Geistlichen alle deine Sünden und verrichte bereitwillig die Buße, die er dir auferlegt."
[http://www.deutsch-orthodox.de/hl-nikodemos-von-athos/
Der
unsichtbare Krieg (Auszüge aus dem Buch)]
Ludwig von Casoria († 1885):
"Glaube, Mut und Liebe sind die Waffen, mit denen wir die Teufel und ihr Gefolge bekämpfen können. Je mehr wir kämpfen, um so mehr wird sich das Werk des Herrn ausbreiten. Wer weniger kämpft, bewirkt weniger; wer mehr kämpft, gefällt Jesus Christus mehr, für den wir leben und sterben sollen."
Ingbert (Karl) Naab († 1935):
"Es ist keine Verletzung der christlichen Liebe, offensichtliche Schädlinge des öffentlichen Wohles und Feinde des christlichen Glaubens mit den Waffen der Wahrheit und Gerechtigkeit zu bekämpfen, wir müsse den Kampf vielmehr führen aus Liebe zu unseren Volksgenossen und Mitchristen, um sie vor Schaden zu bewahren."
Jerzy Popiełuszko († 1984):
"Dort, wo die menschlichen Rechte, Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit nicht beachtet werden, gibt es keinen Frieden."
"Die Bekämpfung Gottes und des Göttlichen ist zugleich ein Kampf gegen die Größe und Würde des Menschen."
"Kämpfe nicht gegen die Gewalt. Gewalt ist ein Zeichen von Schwäche, nicht von Kraft. Eine Idee, die Waffen braucht, um am Leben zu bleiben, stirbt rasch ab. Eine Idee, die nur durch Anwendung von Gewalt aufrechterhalten bleibt, ist entstellt. Einer Idee, die lebensfähig ist, folgen spontan Millionen Menschen." [Jerzy Popieluszko, An das VoLukasevangelium . Predigten und überlegungen 1982-1984, hrsg. . Franciszek Blachnicki, übersetzt von Michael Kirch, Düsseldorf 1985]
4. Preis für den K.: die Himmelskrone: Basilius (BKV II 313f.); Petrus „Chrysologus” (BKV 176f. 285f.)
Aufforderung zum tapferen K.: Christus ist Kampfrichter und Siegespreis: Gregor von Nyssa (BKV 240).
Kurz u. leicht ist der K., ewig der Lohn: Johannes „Chrysostomus” (BKV IV 62f.).
Ansprache des heiligen Stephan Harding († 1134)anlässlich des Heimgangs seines Vorgängers:
"Wenn uns [alle] beim Verlust eines so bedeutenden guten Menschen die Trauer gleichermaßen betroffen hat, dann wird der ein schwacher Tröster sein, der selbst des Trostes bedarf. Ihr habt einen verehrungswürdigen Vater und Lenker eurer Seelen verloren, ich habe nicht nur einen Vater und Lenker verloren, sondern auch eine Gefährten und Kampfgenossen, und in den Kämpfen für Gott einen einzigartigen Athleten; denn mich hat Vater Robert von den ersten Anfängen meines Mönchseins in einem einzigartigen Haus mit außerordentlicher Gelehrsamkeit und gleicher Frömmigkeit aufgezogen.
Er fehlt nun uns, aber nicht Gott; und wenn er Gott nicht fehlt, wird er auch uns nicht fehlen. Dies ist nämlich die eigentümliche Besonderheit der Heiligen, dass sie, wenn sie aus dem Leben scheiden, ihren Leib den Freunden zurücklassen und dass die Freunde nun den armseligen Leib im Geiste [zu Grabe] geleiten; und wir haben [nun in ihm] ein einzigartiges Unterpfand des überaus geliebten Vaters, und er selbst hat uns alle mit inniger Liebe im Geist begleitet. Und wenn er selbst zu Gott geleitet wurde, ist er in untrennbarer Liebe mit Ihm verbunden; und auch uns, die wir in Ihm sind, hat er in ähnlicher Weise [mit sich] verbunden. Was sollen wir uns also weiter betrüben? Ein glückliches Los, noch glücklicher ist der, dem es solchermaßen zuteil wurde, am glücklichsten aber sind wir, die wir zu einer solchen Gegenwart erhoben wurden; es kann nämlich den Athleten Christi nichts Erfreulicheres zuteil geworden sein als das Gewand des Fleisches zurückzulassen und zu dem aufzusteigen, für den sie aus Liebe so viele Strapazen erduldet haben.
Nun hat der Kämpfer den Siegespreis erhalten, der Läufer den Lohn, der Sieger den Siegeskranz, nun fordert ihr Besitzer für uns den Siegespreis. Was sollen wir also betrübt sein? Warum sollten wir den, der sich freut, betrauern? Warum sollten wir uns über den betrüben, der Beifall spendet? Warum werfen wir uns mit trauriger Stimme klagend vor dem Herrn nieder, wenn der, der zu den Gestirnen emporgehoben ist, über das [war wir jetzt hier tun] Schmerz empfindet (wen Selige überhaupt Schmerz empfinden können), er, der in unablässiger Sehnsicht für uns ein ähnliches Ende erfleht.
Lasst uns also nicht über einen Soldaten, der in Sicherheit ist, trauern, vielmehr trauern über uns selbst, die wir noch mitten im Kampf stehen und lasst uns unsere traurigen und betrübten Worte in Gebete umwandeln und den triumphierenden Vater bitten, er möge nicht zulassen, dass der brüllende Löwe und der grimmige Widersacher über uns triumphiert."
[MPL 166, Sp.1375-79; eigene Übersetzung]
Nach Franz von Sales († 1622) ist der Kampf gegen Fehler, Nachlässigkeiten und Sünden ist ein lebenslanger:
Das Bemühen
um die Reinigung unserer Seele kann und soll nur mit unserem Leben
ein Ende finden. Regen wir uns also nicht auf über unsere
Unvollkommenheiten: Unsere Vollkommenheit besteht eben darin, dass
wir die Unvollkommenheiten bekämpfen. Wir können sie aber
nicht bekämpfen, wenn wir sie nicht sehen; wir können sie
nicht überwinden, wenn wir ihnen nicht begegnen. Unser Sieg
besteht nicht darin, dass wir sie nicht wahrnehmen, sondern darin,
dass wir uns ihnen nicht beugen. Der aber beugt sich ihnen nicht, der
sie als unangenehm empfindet. Zur übung der Demut müssen
wir wohl manchmal in diesem geistlichen Kampf verwundet werden;
besiegt wären wir aber erst dann, wenn wir das Leben oder den
Mut verloren hätten. Unvollkommenheiten und lässliche
Sünden zerstören nicht das geistliche Leben; es geht nur
durch die Todsünde verloren. Eines ist also notwendig: den Mut
nicht verlieren! ‚Befreie mich, Herr, von Feigheit und
Mutlosigkeit
[vgl. Ps 55,17.19], betete David. Es ist ein
Glück für uns, dass wir in diesem Krieg immer Sieger sind,
solange wir nur kämpfen wollen.
[Franz von Sales, Philothea / Anleitung zum frommen Leben, Eichstätt 2005, S. 36f.]
zurück zur vorherigen Seite
Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 07.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.