Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Wie und auf welche Weise beten?

Die Empfehlungen für das rechte Beten haben alle ihre Berechtigung. Sie widersprechen sich nicht, sondern ergänzen einander.

1. Mängel 2. äußere und innere Vorbereitung 3. mit Zerknirschung 4. Freiheit von Sünde und Egoismus 5. in Verbindung mit guten Werken 6. mit dem Herzen und in Liebe u. Ehrerbietung 7. mit rechter Motivation 8. in Glaube und Vertrauen 9. im Einklang mit dem Willen Gottes 10. in Wahrheit und Schlichtheit 11. mit Beharrlichkeit und Eifer 12. Bitte um den Hl. Geist 13. Verschiedenes

1. Mängel des Gebets: Origenes (BKV I 33-36)

Plappern wie die Heiden: Gregor von Nyssa (BKV 94-102)

Vergleich mit heidnischem Beten: Origenes (BKV III 266f.)

Gutes und schlechtes B: Armenische Väter (BKV II 77-80)

Warnung vor Eitelkeit und Schreien: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 6-8)

2. Körperhaltung: Origenes (BKV I 139f.)

Warnung vor Zerstreuung: Cyprian (BKV I 191f.); Makarios (BKV 62f. 127)

Stille und Sammlung: Makarios (BKV 61-63)

Seelische Vorbereitung: Origenes (BKV I 138f.)

Die Ausführungen über das Gebet des Herrn werden bei Cyprian von Karthago († 258)eingeleitet durch eine allgemeine Aussage über rechtes Beten:

"Wenn wir aber beten, so sollen unsere Worte und unser Flehen in aller Zucht Ruhe und Ehrerbietung vereinigen. Wir müssen bedenken, dass wir vor Gottes Angesicht stehen. Zu gefallen gilt es da den Augen Gottes nicht nur in der Haltung unseres Körpers, sondern auch durch den Ton unserer Stimme. Denn während es die Art eines Unverschämten ist, laut zu schreien und zu lärmen, ziemt es hingegen dem Ehrfurchtsvollen, mit aller Bescheidenheit zu bitten und zu beten. Hat ja doch der Herr in seiner Lehre uns geboten, im Geheimen zu beten, an verborgenen und abgelegenen Orten, ja sogar in unserem Kämmerlein, weil es so dem Glauben besser entspricht. Denn wir sollen wissen, dass Gott überall gegenwärtig ist, dass er alle Menschen hört und sieht und kraft der Fülle seiner Majestät auch in die geheimste Verborgenheit eindringt. … Denn Gott horcht nicht auf die Stimme, sondern auf das Herz, und es ist nicht nötig, ihn, der die Gedanken sieht, erst durch lautes Geschrei zu mahnen."

[domin. orat. 4.32.33: CSEL 3,1; BKV2 34, S. 168f., S. 192f. b]

Johannes Cassianus († um 433):

"In welcher Weise wir beten, das hängt davon ab, in welcher Verfassung wir uns in der Zeit vor unserem Beten befinden. Denn es ist ein fatales Gesetz: Unser innerer Mensch ist zur Zeit des Gebetes vordisponiert von seinem vorherigen Zustand. So lassen ihn die Gedanken, die ihn vor der Gebetszeit beschäftigen, während des Gebetes entweder zu Himmlischem aufsteigen oder zu Irdischem absinken." (II,89)

[Abbas Isaak in: Texte zum Nachdenken: Johannes Cassian; Aufstieg der Seele. Einweisung in das christliche Leben II, hrsg. v. Gertrude und Thomas Sartory, Freiburg i. B. 1982, S. 89]

Barsanuphius († um 540):

"Wenn du zu Gott betest und du spürst, wie dein Geist zerstreut ist, dann musst du mutig deinen Geist sammeln und ihn zwingen, sich zu konzentrieren. Obwohl wir armselige Menschen sind, und die Zerstreuung eine Zeit lang bleiben kann, müssen wir doch schließlich unserem Herzen einen Stoß geben und in Zerknirschung sprechen: ‚Herr erbarme dich meiner und verzeihe mir alle meine Sünden.‛ Er verzeiht dir alle Sünden auch die Zerstreuung, die dich vorher im Gebete bedrängte."

"Das vollkommene Gebet besteht darin, dass wir zu Gott sprechen ohne jede Abschweifung und in vollkommener bewusster Konzentration. Dazu gewinnt der Mensch die richtige Einstellung, wenn er jeder menschlichen Beeinflussung und der Welt und allem, was uns mit ihr verbindet, abstirbt. Wir brauchen Gott im Gebet wirklich nicht mehr zu sagen als: ‚Erlöse uns von allem Bösen‛ oder ‚dein Wille geschehe mit uns‛. Wir dürfen annehmen, dass Gott jedem beisteht, der so zu ihm spricht." [Vom Reichtum des Schweigens. Ein Zeugnis der Ostkirche. Geistliche Antwortbriefe der Schweigemönche Barsanuph und seines Schülers Johannes (6. Jahrh.), ausgew. u. übersetzt von Matthias Dietz, Thomas-Verlag, Zürich usw. 1963]

Walter Hilton († 1396):

"Eine Seele, die im Gebet niemals die innere Ruhe findet, sondern ihr Leben lang gegen ihre Zerstreuungen ankämpft und davon gehemmt und geplagt wird, sich aber trotzdem in Demut und Liebe erhält, wird doch im Himmel reichen Lohn für ihre Bemühungen ernten."

Claudius de la Colombière († 1682):

Welch große Täuschung ist es aber, zu meinen, man habe viel oder wenig Tugend, je nachdem man viel oder wenig Zerstreuungen im Gebete hat! Wenn Sie 24mal im Tag in Entzückung wären und ich während eines Ave Maria 24 Zerstreuungen hätte …, so möchte ich [doch] alle meine unfreiwilligen Zerstreuungen nicht eintauschen für all Ihre verdienstlosen Entzückungen."

Rosa Flesch († 1906):

"Das Stillschweigen ist die Mutter heiliger Gedanken und die Ernährerin des Gebetes."

Eustachius Kugler († 1946):

"Es ist eine große Kunst, gut zu beten, und diese Kunst muss man durch übung lernen."

"Das Gebet, besonders die Betrachtung, ist das hervorragendste Mittel, um zur Vollkommenheit zu gelangen." [Magnus Morhardt, Gottvertrauen und Nächstenliebe. Ein geistliches Profil von Frater Eustachius Kugler, München 2008]

3. Gregorius Palamas († 1359) schreibt über das Gebet und die Reinheit des Herzens:

"Ein wirksames Gebet bewirkt eine heilige und vollkommene Erhebung zu und Einigung mit Gott, indem es die vernunftbegabten Geschöpfe an den Schöpfer bildet, nachdem das Gebet die Leidenschaften und schlechten Gedanken durch eine echte und tiefe Zerknirschung überwunden hat. Denn einem den Leidenschaften ergebenen Geist kann sich Gott nicht verbinden. Deshalb erlangt der Geist nicht die Barmherzigkeit [Gottes], der sich nicht einem solchen Gebet widmet: aber in dem Maß, indem er die Leidenschaften zurückweisen kann, in diesem Maß erwirbt er die Gabe der Zerknirschung; und entsprechend der Zerknirschung erlangt er den Trost der Barmherzigkeit, und nur wenn er darin verharrt, gestaltet er auch die Leidenschaft der Seele um." [De oratione et puritate cordis, in MPG 151, Sp.1117f.; eigene Übersetzung]


4. Johannes Cassianus († um 433):

"Man kann unsere Seele ihrer Natur nach sehr treffend mit einem ganz feinen und leichten Flaumfederchen vergleichen. Sofern es nicht durch Feuchtigkeit verklebt, von Nässe beschwert ist, steigt es durch die ihm eigene Beweglichkeit beim leisesten Lüftchen gleichsam von Natur aus zum höchsten Himmel auf. Wenn es dagegen, von Wasser benetzt, seine Leichtigkeit verloren hat, wird es nicht mehr, wie es ihm von Natur aus eigen wäre, von der Luft nach oben getragen. Im Gegenteil : dann wird es durch die Last der Nässe zu Boden gedrückt.

So ist es auch mit unserem Geist. Nicht beschwert durch ihm anklebende Laster oder Sorgen dieser Welt, nicht verdorben durch die Nässe schädlicher Begier, wird er sich in der Lauterkeit seines natürlichen Wesens beim leichtesten Anhauch geistlicher Meditation nach oben erheben, von aller Erdenschwere losgerissen und zum Himmlischen und Unsichtbaren erhoben. Möchten wir also, dass unser Gebet bis zum Himmel dringt, ja noch über die Himmel hinaus, so müssen wir uns von allen irdischen Lastern reinigen, von jeglicher Hefe der Leidenschaften befreien. Nur dann nämlich kann unser Geist die ihm an sich natürliche Schwerelosigkeit zurückgewinnen und unser Gebet wird, wie von selbst, zu Gott emporsteigen." [Abbas Isaak über das Gebet, in: Johannes Cassian, Aufstieg der Seele. Einweisung in das christliche Leben, ausgew., übertr. u. eingel. v. Gertrude u. Thomas Sartory, Herder Freiburg i. B. 1982, Bd. 2, S. 48 f.]

5. B. und fasten: Johannes „Chrysostomus” (BKV III 216f.)

Rechtes B und seine Frucht: Makarios (BKV 274f. 380-83)

Geschenk an Gott soll vorausgehen: Gregor von Nyssa (BKV 104f.).

Gebete und Danksagungen von Würdigen dargebracht sind vollkommene und Gott wohlgefällige Opfer: Justin (BKV 190); Tertullian (BKV I 27f.).

Cyprian von Karthago († 258):

"Die Betenden aber sollen nicht mit unfruchtbaren und leeren Bitten zu Gott kommen.

Unwirksam ist unser Flehen, wenn unser Gebet zu Gott fruchtlos ist. Denn da jeder Baum, der keine Frucht bringt, ausgehauen und ins Feuer geworfen wird (vgl. Mt 3,10), so können natürlich auch Worte, die keine Frucht tragen, Gottes Gnade nicht erwirken, weil sie nicht ergiebig sind an guten Werken. … Schnell [dagegen] steigen die Gebete zu Gott empor, wenn sie durch das Verdienst unserer guten Werke vor Gott gebracht werden.

[ad Donat. 15: CSEL 3,1; BKV2 34, S. 54f. b]

6. Wichtigkeit der liebenden Hingabe: Augustinus von Hippo (BKV VIII 253)

Verbindung mit Werken der Liebe: Cyprian (BKV I 192-94. 264)

Der Betende soll nicht nur an sich, sondern an alle denken: Cyprian (BKV I 171f.).

G. soll mit Werken der Liebe verbunden sein: Cyprian (BKV 192-94. 264).

Ehrerbietung ist nötig: Cyprian (BKV I 168-71).

Cyprian von Karthago († 258): "Gott horcht nicht auf die Stimme, sondern auf das Herz, und es ist nicht nötig, ihn, der die Gedanken sieht, erst durch lautes Geschrei zu mahnen."

Augustinus von Hippo († 430): "Wenn ihr betet, soll euer Herz schreien."

Benedikt von Nursia († 547 oder um 560)fordert Ehrfurcht beim Gebet":

"Wenn wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wie viel mehr müssen wir zum Herrn, dem Gott des Weltalls, mit aller Demut und lauterer Hingabe flehen.

Wir sollen wissen, dass wir nicht erhört werden, wenn wir viele Worte machen, sondern wenn wir in Lauterkeit des Herzens und mit Tränen der Reue beten.

Deshalb sei das Gebet kurz und lauter; nur wenn die göttliche Gnade uns erfasst und bewegt, soll es länger dauern. In der Gemeinschaft jedoch sei das Gebet auf jeden Fall kurz.

[Regula Benedicti / Die Benediktusregel, Beuron 1992, Kap. 20, S. 137]

Bruder Lorenz († 1691)erklärt, wie es möglich ist, ständig in der Gegenwart Gottes zu wandeln:
"Die heiligste, die einfachste und notwendigste übung im Leben des Geistes ist die Vergegenwärtigung Gottes; du sollst nämlich deine Freude an seiner göttlichen Gesellschaft haben und dich an dieselbe gewöhnen, indem du IHN demütig ansprichst, dich mit liebevoller Neigung des Herzens mit IHM unterredest und zwar zu jeder Zeit, ja alle Augenblicke, ohne dich an eine Regel oder an ein Maß zu binden, besonders aber zur Zeit der Anfechtung, der Widerwärtigkeit, der Dürre, der Betrübnis und Verlassenheit, ja, wohl auch in unseren Sünden und Untreuen. Wir müssen uns zu jeder Zeit befleißen, alle unsere Geschäfte ohne Unterschied in kleine Unterredungen mit Gott zu verwandeln, doch ohne Künstelei, in Einfalt des Herzens."
"Betrachten Sie sich im Gebet wie ein armer Stummer und Gichtbrüchiger vor der Tür eines Reichen!"

"Zu einem so guten und getreuen Freund, der uns weder in dieser noch in jener Welt verlassen wird, können wir nie zuviel Vertrauen haben."

[www.arbeiter-im-weinberg.de/bruder-lorenz www.kleine-spirituelle-seite.de/files/template/pdf/bruder_lorenz. (7.4.2020),

Bruder Lorenz von der Auferstehung. Gesammelte Werke. Deutsche Ausgabe vorb. v. Sr. Ancilla Karl OCD u. P. Antonio Sagardoy, CERF; Paris 1991]

Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé († 1700):

"Man betet auf vier verschiedene Arten zu Gott: durch den Psalmengesang, durch längere Gebet und Betrachtungen, durch kurzgefasste Ausdrücke und Stoßgebete und endlich durch den ganzen [Lebens-]Wandel und alle Handlungen des Lebens. Du magst dich aber zu Gott wenden, auf welche Art du immer willst, so wirst du ihn dir nicht gnädig machen, wenn du nicht vornehmlich mit zwei Zubereitungen vor seinen Augen erscheinst: nämlich mit einer tiefen Demut und gleichen Reinheit des Herzens, wie es die Aussätzigen im Evangelium und die kananäische Frau machen." [Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé, Augsburg, 1782; S. 270; Online-Text der Staatsbibliothek München]

Johannes-Baptist Vianney († 1859): "Es sind nicht die schönen und nicht die langen Gebete, auf die Gott achtet, sondern jene, die aus dem Grunde des Herzens kommen."

Beten ist nach Theresia von Lisieux († 1897) etwas ganz Einfaches:

Wie groß ist doch die Macht des Gebetes! Man könnte es einer Königin vergleichen, die allzeit freien Zutritt hat beim König und alles erlangen kann, worum sie bittet. Es ist durchaus nicht nötig, ein schönes, für den entsprechenden Fall formuliertes Gebet aus einem Buch zu lesen, um Erhörung zu finden; träfe das zu, ach wie wär' ich zu bedauern! Neben dem göttlichen Offizium, das zu beten ich sehr unwürdig bin, habe ich nicht den Mut, mich zum Suchen schöner Gebete in Büchern zu zwingen, das macht mir Kopfweh, es gibt ihrer so viele! Und dann ist ein jedes schöner als das andere. Ich könnte nicht alle beten, und da ich nicht weiß, welches auswählen, mache ich es wie die Kinder, die nicht lesen können, ich sage dem Lieben Gott ganz einfach, was ich ihm sagen will, ohne schöne Phrasen zu machen, und Er versteht mich immer. Für mich ist das Gebet ein Schwung des Herzens, ein einfacher Blick zum Himmel empor, ein Schrei der Dankbarkeit und der Liebe, aus der Mitte der Prüfung wie aus der Mitte der Freude; kurz, es ist etwas Großes, übernatürliches, das mir die Seele ausweitet und mich mit Jesus vereint. [Therese vom Kinde Jesus, Selbstbiographische Schriften / Authentischer Text, übersetzt von O. Iserland u. C. Capol, Einsiedeln 1958, S. 254f.]

Rosa Flesch († 1906): "Die Gebete der Einfältigen erhört der liebe Gott; sie dringen durch die Wolken".

"Gott leitet die Herzen der Menschen wie Wasserbäche! In vertrauensvollem Gebet kann man alles erlangen."

"Das Gebet ist der Schlüssel zur Schatzkammer Gottes".

Charles de Foucauld († 1916): "Das beste Gebet ist jenes, das am meisten Liebe enthält."

Nikolaus Groß († 1945):

"Nur wenn das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommt, dringt es durch bis zu Gott."

7. Nach Johannes vom Kreuz († 1591) ist geistliche Naschhaftigkeit ist schädlich:

[Manche] glauben, dass beim Beten die ganze Beschäftigung darin besteht, Geschmack und spürbare Frömmigkeit zu finden, und bemühen sich, diese - wie man so sagt - mit Gewalt für sich herauszuholen, womit sie ihre Seelenvermögen und ihren Kopf ermüden und plagen. Wenn sie keinen Geschmack gefunden haben, sind sie ganz untröstlich und meinen, sie hätten nichts getan. Durch dieses Bemühen verlieren sie die wahre Frömmigkeit und den wahren Geist, der im geduldigen und demütigen Durchhalten besteht, ohne sich zu viel zuzutrauen, einzig um Gott zu gefallen. Aus diesem Grund empfinden sie große Unlust, wenn sie bei dieser oder jener übung einmal nichts zum Verkosten gefunden haben, und es widerstrebt ihnen sehr, es noch einmal zu tun, ja manchmal unterlassen sie es auch. Letztlich sind sie ja wie die Kinder, die nicht durch die Vernunft motiviert sind oder handeln, sondern durch den Geschmack. [Johannes von Kreuz, Die Dunkle Nacht, 1. Buch, Kap. 6, hrsg., übers., eingel. v. U. Dobhan u. R. Körner, Freiburg-Basel-Wien 1995, S. 53]

Luigi Guanella († 1915):

"Die Hilfe, die Gott dir geben wird, entspricht dem Glauben, mit dem du ihn bittest; wenn du also demütige und glühende Bitten an ihn richtest, dann neigt sich der Himmel dir zu, da er sich dir in seinem Glanz zeigt, und du erreichst, dass Gott Vater dir zur Hilfe eilt."

8. Notwendigkeit des Vertrauens: Apostolische Väter (BKV 216-18)

Wichtigkeit der Werke, um vertrauensvoll beten zu können: Gregor von Nyssa (BKV 137f.)

Voraussetzung ist Glaube an Gott u. seine Vorsehung: Origenes (BKV I 22).

Hermas (2. Jhdt.):

Wirf weg von dir allen Zweifel und jegliches Bedenken, etwas von dem Herrn zu erbitten, indem du bei dir sprichst: Wie kann ich etwas von dem Herrn erbitten und erlangen, da ich so sehr gegen ihn gesündigt habe? Mach dir darüber keine Gedanken, sondern wende dich von ganzem Herzen an deinen Herrn und bitte ihn ohne Bedenken, und du wirst seine Barmherzigkeit kennen lernen, dass er dich gewiss nicht verlässt, sondern die Bitte deines Herzens erfüllen wird. Denn Gott ist nicht wie die Menschen, die Böses nachtragen, vielmehr verzeiht er und erbarmt sich seines Geschöpfes. Reinige also dein Herz von allen Eitelkeiten dieser Welt, auch von den oben erwähnten Bedenken; dann flehe zum Herrn, und du wirst alles erhalten, und keine deiner Bitten wird fehlschlagen, wenn du sie vertrauensvoll an ihn richtest. Wenn du aber zweifelst in deinem Herzen, wirst du keine Bitte erfüllt sehen; denn die an Gott zweifeln, das sind die Zweifler, und diesen wird überhaupt keine ihrer Bitten gewährt. Aber die Vollkommenen im Glauben bitten um alles im Vertrauen auf den Herrn und erhalten es, weil sie mit Vertrauen bitten, frei von allem Zweifel. Denn es wird schwerlich geschehen, dass ein Zweifler sein Heil findet, wenn er sich nicht bekehrt. Reinige also dein Herz vom Misstrauen, gürte dich mit dem Glauben, denn er ist stark, und vertrau zu Gott, dass du alles, um was du ihn bittest, erlangen werdest." [Der Hirte des Hermas, in: Die apostolischen Väter, aus d. Griech. übersetzt von Franz Zeller, BKV Nr. 35, München 1918, S. 216f.]

Laut Alfons von Liguori (†1787) ist Gebet wichtig für den Aufbau einer Beziehung zu Gott:

Eigne dir die Gewohnheit an, mit Gott zu sprechen, der ganz für dich da ist. Sprich vertraulich und mit grenzenlosem Vertrauen wie zu deinem besten Freund, der ganz von Liebe erfüllt ist. Sprich oft mit Gott: von deinem Leben, von deinen Plänen, von deinen Sorgen, von deinen Freuden und deinen Befürchtungen, von allem, was dich bewegt.

Vor allem aber, sprich vertraulich und freimütig mit Gott, denn Er spricht nicht gern mit jemandem, der sich Ihm nicht anvertrauen will. Sprich deine Gedanken voll Vertrauen aus.

Und bedenke, dass Gott nicht wartet, bis du kommst: Er kommt dir immer schon zuvor. Sein Antlitz ist dir stets zugewandt. Und bedenke, dass niemand - Freund oder Verlobte, Vater oder Mutter, Schwester oder Bruder - dich mehr liebt als Gott!

Gott sehnt sich danach, dass du offen mit Ihm Zwiesprache hältst, vertraulich und ohne Hemmungen. Wende dich Ihm mit dem großen Vertrauen zu, dann wird Gott seinerseits zu dir sprechen nicht mit Worten, die in deine Ohren klingen, sondern auf eine Weise, die dein Herz berührt. Du wirst Frieden, Hoffnung, innere Freude und Reue über deine Sünden verspüren, ein sanftes Klopfen an der Türe deines Herzens.
[Alfons von Liguori, Vertrauliche Zwiesprache mit Gott / Gebete, hrsg. v. B. Häring, München-Zürich-Wien 1989, S. 15f.]

Nikodemos († 1809) lehrt, in welcher Gesinnung wir beten sollen:

"Du sollst überdies in dir einen lebendigen Glauben und das feste Vertrauen haben, dass dir Gott all das geben will, dessen du zu seinem Dienst und zu deinem Heile bedarfst. Dieser heilige Glaube und dieses Vertrauen sind das Gefäß, welches die göttliche Barmherzigkeit mit den Schätzen ihrer Gnaden füllt, und je größer und geräumiger dieses Gefäß ist, desto mehr Reichtümer leitet das Gebet in unseren Schoß."

Ulrika Nisch († 1913)betont immer wieder betont die Wichtigkeit des Gebets:

- "Wenn man nicht betet, hat man keinen Segen, nirgends, und die Arbeit geht nicht voran."

Voraussetzung eines guten Gebets ist das Gottvertrauen: - "Vertrauen Sie auf Gott. Misstrauen auf sich selbst und Vertrauen auf Gott ist das beste. Ich kann alles in dem, der mich stärkt." [Benedikt Baur, Erzabt von Beuron 1938-1955, Kein Maß kennt die Liebe / Das Leben der Dienerin Gottes Schwester Ulrika Nisch von Hegne, hrsg. v. P. Maternuns Eckardt OSB, Konstanz/ Bodensee 1965]

Angesichts des Todes sind für Johannes Prassek († 1943)gerade die Kindheitsgebete eine große Hilfe: Diese scheinbar so blöden Worte und Reime, die aber voll sind von kindlichem Vertrauen, sind dann das Einzige, was sich in solchen Stunden aus der Seele zu Ihm herausquält. Bis dann unter seinem Schweigen auch diese Worte versiegt sind, bis alles im Menschen Stille, ruhige, sehnsüchtig verlangende Stille geworden ist, und in diese Stille hinein kann er dann die Worte sprechen, die immer nur Worte einer unsagbaren, oft unverstandenen, aber dann auch unverständlich großen Liebe sind."

9. G. findet Erhörung, wenn es gottgemäß ist: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 294).

Alfons von Liguori († 1787): "Die richtige Motivation für das Gebet liegt darin, allein Gott zu gefallen, das heißt nur auf das zu hören, was Gott von ihm will, und ihn um Hilfe darum zu bitten, diesen seinen Willen auszuführen."

Nikodemos († 1809) lehrt, in welcher Gesinnung wir beten sollen:

"Das Gebet ist das Mittel und das Instrument, um alle die Gnaden zu empfangen, die uns von diesem Quell der Liebe und der Güte, nämlich von Gott selbst, überfließen. Mit dem Gebet legst du das Schwert in Gottes Hand, damit er für dich kämpft und für dich siegt. Damit du dieses Gebet richtig durchführst, ist es notwendig, es immer und gewohnheitsmäßig zu sprechen, und du musst dich bemühen, die folgenden Dinge zu beachten:

Du sollst in dir immer ein lebendiges Verlangen haben, Gott in allem und auf die Art, wie es ihm am besten gefällt, zu dienen. Um dieses Verlangen in dir anzuregen, bedenke wohl, dass Gott wegen seiner über alle Maßen wunderbaren Vorzüge, seiner Güte, Größe, Weisheit, Schönheit und aller seiner unzähligen Vollkommenheiten, es mehr als verdient, von dir einen Dienst zu empfangen und geehrt zu werden …

Du sollst dich dem Gebet mit der geistigen Einstellung nähern, dass du nur seinen

göttlichen Willen und nicht deinen eigenen wünschst. Das soll sowohl beim Ersuchen als auch beim Empfangen geschehen. Das heißt, dass du zum Beten bewegt wirst, weil Gott es so will und dass du wünschst, dass er dein Gebet erhört, weil er es so wünscht. Kurz gesagt, es soll deine Einstellung sein, deinen Willen mit dem Willen Gottes zu vereinigen und nicht den Willen Gottes deinem eigenen Willen zu unterwerfen. Und warum das? Weil dein Wille durch die Selbstsucht verunreinigt ist, oft Fehler begeht und nicht erkennt, worum er bittet. Der Wille Gottes aber ist immer mit unaussprechbarer Güte verbunden und es ist unmöglich, dass er je einen Fehler begeht. Aus diesem Grund ist Gottes Wille der Kanon und der König über jeden anderen Willen und alle vernunftbegabten Geschöpfe müssen ihm folgen und gehorchen." [http://www.deutsch-orthodox.de/hl-nikodemos-von-athos/

Der unsichtbare Krieg (Auszüge aus dem Buch). Wie wir unseren Verstand
trainieren sollen, um ihn vor Ignoranz oder Unkenntnis zu bewahren.]

Rosa Flesch († 1906): "Der Gehorsam ist die Mutter der Wunderwerke".

10. Neilos von Ankyra († um 430):

"Bist du ein Theologe, wirst du in Wahrheit beten.

Und wenn du in Wahrheit betest, bist du ein Theologe."

Ulrika Nisch († 1913)

Ihr Gebetsleben scheint unkompliziert gewesen zu sein. [Mit Maria Magdalena] "bin ich zu den Füßen Jesu und klage und frage alles und auch wirklich, wenn ich oft nur Kleinigkeiten habe; so habe ich immer das Richtige getroffen, wie wenn er es gesagt hätte."

Gefragt, wie man beten soll, antwortete sie: "Man muss die Läden schließen."

11. Eifer im G. und allen Tugenden! Makarios (BKV 182-84)

Nikodemos († 1809): "Weiter ist es notwendig, dass du fortwährend im Gebete verharrst; denn die demütige Beharrlichkeit überwindet alles, bewegt auch Gott zur Barmherzigkeit."

Elisabeth Anna Bailey Seton († 1821): "Wir müssen buchstäblich ohne Unterlass bei jeder Gelegenheit und jeder Beschäftigung unseres Lebens das Herzensgebet beten, das unabhängig ist von Ort und Situation und das eher eine Haltung der Erhebung des Herzens zu Gott ist, gleichsam in einer beständigen Kommunikation mit Ihm."

12. Im G. um die Gnade des Hl. Geistes bitten: Makarios (BKV 174. 176. 178f.)

Wirken des Hl. Geistes: Origenes (BKV I 12-14. 54)

Philipp Neri († 1595):

"Nichts hilft einem Menschen mehr als das Gebet."

"Um gut zu beten, braucht es den ganzen Menschen."

Der Heilige Geist ist der Lehrer des Gebets. Er verleiht uns, in ständigem Frieden und Freude zu leben, die ein Vorgeschmack des Paradieses sind."

"Die Weisheit der Hl. Schrift erlernt man mehr durch Beten als durch Studieren."

In einer Pfingstpredigt spricht Josef Sebastian Pelczar († 1924)über das rechte Beten:

"Der Heilige Geist sollte nicht nur auf die Apostel kommen, sondern auf alle Schüler und Christus Liebenden, auch auf uns. Aber was sollen wir tun, um den Hl. Geist zu erhalten? Apostel und Maria Mutter Gottes nachahmen. Lukas erzählt, dass Apostel von dem Berg heruntergestiegen sind, für eine Weile ihre Häuser und Angelegenheiten verlassen und sich im Saal des letzten Abendmahls eingeschlossen haben. Auch wir benötigen ab und zu im Leben Einsamkeit, weil sie zusammen mit Gottes Gnade die Mutter der frommen Gedanken ist. Es wäre eine rettende Idee, wenn wir ein paar Tage im Jahr den Angelegenheiten der Seele widmen würden, also geistige übungen absolvierten. Wenn das aber zu schwierig wäre, sollte man mindestens sich von [vielem] geistig verabschieden, das bedeutet: das nicht lieben, was die Welt kostbar und liebenswürdig nennt, also weder Wohlstand noch Genuss irdischer Herrlichkeit. Wenn wir diese Güter nicht haben, begehren wir sie nicht fieberhaft, aber wenn wir sie haben, benutzen wir sie nicht gegen Gottes Willen und binden wir nicht an sie unser Herz! Erinnere Dich, dass beladene Schiffe nur schwer vorankommen und leicht versinken! …

Es wäre nicht genug, die Stimmen der Welt aufzugeben, wenn wir nicht auch die innere Stimme zur Ruhe bringen. Leider herrscht so ein Lärm in vielen Seelen, dass Gott mit Recht sich bei einem Heiligen beschwert: ‚Ich rede zu den Seelen, aber sie wollen auf mich nicht hören‛. In einigen herrscht zum Beispiel so ein Lärm, erzeugt von Leidenschaften wie bei wilden Tieren, die laufend nach Nahrung suchen. Andere haben zwar ihre starke Begierde bezähmen können,aber die noch unbesiegte Eigenliebe gibt ihnen keine Ruhe, und wie eine gefräßige Fliege wirft sie sich auf alles, sogar auf Gottes Gnade und die guten Taten, um alles zum eigenen Vorteil zu nutzen. Die anderen wollen mit Gott leben und für Gott tätig sein, aber wenn sie es nach eigener Vorstellung statt nach Gottes Eingebungen tun […], schlagen sie selber vor, was der Heilige Geist zu ihnen sagen und welche Opfer und Taten er von Ihnen fordern soll. In all diesen Seelen ist der Lärm erheblich, doch der Hl. Geist spricht in der Regel leise - wie es in der Bibel steht -, er haucht. Wenn wir die widerspenstigen Bedürfnisse nicht ausmerzen, wenn wir die Eigenliebe nicht zurückhalten, die guten, aber übermäßigen Bedürfnisse nicht beruhigen, werden wir die Stimme des Hl. Geistes überhören … In der Regel denken wir, dass das Gebet nur unsere Sache ist, während es doch die gemeinsame Sache von Gott und uns ist. Der Hl. Geist ist nach den Worten der Bibel ein Geist des Gebets und betet mit seiner Gnade in uns und mit uns. Er hilft unserer Schwachheit, denn wir wissen nicht, wie wir beten sollen, aber der Geist selbst bittet für uns mit unsäglichem Seufzen (Römerbrief 8,26). Er bewegt uns zum Beten, er gibt unserem Gebet Licht, Kraft, Schwung, Wonne … Ohne seine Gnade ist unsere Seele eine Wüste ohne Wasser, in welcher keine Blume wächst, und wenn schon, dann so eine schlechte, welche gleich verwelkt … Bitten wir also um die Gabe des Gebets, damit Gott mit den Strahlen seiner Gnade den Nebel unserer Zerstreutheit auflöst und das Eis unserer Herzen zum Schmelzen bringt, und rufen wir: Komm, Heiliger Geist und erleuchte, was dunkel ist, erwärme, was kalt ist, säubere, was befleckt ist.

Oft haben wir eine falsche Vorstellung von der Vollkommenheit des Gebets. Wir glauben , um gut beten zu können, bräuchten wir die Anstrengung aller Kräfte unseres Geistes, so wollen wir also erhebende Gedanken haben, sie mit schönen Bildern belegen und im Herzen heiße Gefühle wecken … Nur dann sei er mit unserem Gebet zufrieden, wenn aus unserem Mund schöne Worte kommen, wir inbrünstig seufzen und aus den Augen Tränen fließen. Doch gefällt es uns nicht, wenn die Seele wie ein Fels ist, aus dem kein Tropfen der Rührung kommt und das Gebet uns nicht schmeckt. Aber Gott, unser allwissender Vater, welcher die Verschlossenheit der Herzen durchdringt und von welchem keiner unserer Seufzer sich verstecken kann, ist doch der gute Vater, der sehr wohl unsere Liebe erkennt, auch wenn sie nur mit einfachen Wörtern ausgedrückt wird, er erbarmt sich unserer Schwäche. Lassen wir uns also nicht entmutigen, mag uns unser Gebet auch noch so kalt erscheinen: Wenn es mit Gottes Willen übereinstimmt, dann verbindet es sich mit dem Gebet unseres Herrn Jesus Christus im Garten am ölberg." [Seliger Josef Sebastian Pelczar, Reden und Predigten 1877 - 1899, Verlag des Hl. Stanislawa Krakau 1998, S. 226]

13. G. wendet sich an Gott durch Christus: Origenes (BKV III 313. 329f.)

Christi Lehre: Augustinus von Hippo (BKV VI 246f.)

Laurentius von Brindisi († 1619) erklärt, was es heißt, im Namen Christi beten:

"Es ist dies jedenfalls eine große und universale, aber doch eine bedingte Zusage. Denn er [Christus] sagt nicht einfach und absolut: Alles, was ihr erbittet, werdet ihr erhalten, sondern: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er euch es geben (Joh 15,16). … In meinem Namen: das bedeutet: durch meine Verdienste. … Im Namen Christi bitten heißt mit der Kraft lebendigen Glaubens bitten, mit dem Glauben, wie ich sagte, an die Verdienste Christi bei Gott.

Die alten Propheten und Gerechten baten Gott durch die Verdienste der heiligen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob; wir müssen Gott wegen der Verdienste Christi bitten, denn diese sind bei Gott die höchsten und unbegrenzten. … Christi Name ist wie ein Schlüssel zum öffnen eines Riegels. Es gibt nämlich keine künstlich verfertigten Riegel, die ohne Schlüssel nur durch die Nennung des Namens geöffnet werden können.

In Christi Namen aber bittet der, der Christus wahrhaft ehrt. Deshalb sagt er: … Wenn ihr meine Gebote haltet und meine Worte in euch bleiben, dann bittet, um was ihr wollt, und es wird euch zuteil (vgl. Joh 15,7).

Der Herr lehrte aber [auch], dass Glauben beim Gebet nötig sei und ebenso Demut, weswegen der Zöllner vom Tempel hinabstieg in sein Haus, mehr gerechtfertigt als der Pharisäer (Lukasevangelium 18,9-14), und außerdem Beharrlichkeit. Diese lehrte er im Gleichnis des Mannes, der von seinem Freund drei Brote erbat (Lukasevangelium 11,5-8), und im Gleichnis von der Witwe und dem ungerechten Richter (Lukasevangelium 18,1-8).

Zu erbitten ist wohl besonders Geistliches, denn er sagte: Wenn ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern nur gute Gaben gebt, um wie viel mehr wird der himmlische Vater vom Himmel her den guten Geist denen geben, die ihn darum bitten (Lukasevangelium 11,9-13). Das aber ist der Grund dafür, dass er sagte: damit eure Freude vollkommen sei (Joh 15,11); denn Zeitliches bringt nicht die volle Freude, sondern Geistliches und Göttliches. Wenn ihr den Vater in meinem Namen bittet: Das ist so, wie wenn jemand einem Fürsten eine Bittschrift überreicht und dabei vom Fürsten etwas im Namen seines Vaters erbittet, der sich um den Fürsten sehr verdient gemacht hat, und der ihm überaus treu und bei ihm überaus beliebt ist, besonders aber dann, wenn er wie ein Erbe mit dem Recht einer Erbschaft einen Geldbeitrag erbittet, der dem Vater von dem Fürsten geschuldet wird, denn die Verdienste des Vaters bei dem Fürsten, der ansonsten bester Gesinnung und Absicht ist, machen jene Bitte um Hilfe wirksam, so dass er leicht und baldmöglichst seine Forderungen erhält." [S. Laurentii a Brundisio, Opera omnia, v. 10, p. 2, Patavii 1956, S. 266f.; eigene Übersetzung]

Anna Katharina Emmerich († 1824)berichtet von einer Vision, die ihr zeigte, wie und warum Gebete unterschiedlich erhört oder nicht erhört werden:

"Ich war in einem großen, leuchtenden Raume, der sich, je länger ich in die Runde sah, um so mehr erweiterte. Mir wurde gezeigt, wie es mit unseren Gebeten vor Gott beschaffen ist. Sie wurden wie auf große weiße Tafeln aufgezeichnet, und sie schienen in vier Klassen abgeteilt. Einige Gebete wurden mit prächtigen goldenen Buchstaben aufgeschrieben, andere mit silberglänzender Farbe, andere mit dunkler, und wieder andere mit schwarzer Farbe, und durch diese wurde ein Strich gezogen. Ich sah dies mit Freude an; doch war mir bang, dass ich dies zu schauen nicht würdig sei, und wagte kaum, meinen Führer zu fragen, was dies alles bedeute. Er gab mir zur Antwort: ‚Was aufgezeichnet ist mit goldenen Buchstaben, ist das Gebet derjenigen, die ihre guten Werke ein für allemal mit den Verdiensten Jesu Christi vereinigt haben und diese Vereinigung öfter erneuern; die dabei aber auch sich sehr angelegen sein lassen, seine Gebote zu halten und sein Beispiel nachzuahmen. Was aufgezeichnet ist mit Silberglanz, ist das Gebet jener, die an diese Vereinigung mit den Verdiensten Jesu Christi nicht denken, die aber doch fromm sind und in der Einfalt des Herzens beten. Was mit dunkler Farbe aufgeschrieben ist, ist das Gebet derer, die nicht ruhig sind, wenn sie nicht oft beichten und kommunizieren und täglich gewisse Gebete verrichten, die dabei aber doch lau sind und das Gute nur aus Gewohnheit tun. Was endlich mit schwarzer Farbe geschrieben und wieder durchstrichen wird, ist das Gebet solcher, die ihr ganzes Vertrauen auf mündliche Gebete und auf ihre vermeintlich guten Werke setzen, aber die Gebote Gottes nicht achten und ihren bösen Begierden keine Gewalt antun. Dies Gebet hat kein Verdienst vor Gott, darum wird es durchstrichen. So werden auch die guten Werke jener durchstrichen, die sich zwar viele Mühe geben, etwas Gutes zu stiften, dabei aber ihre Ehre und zeitliche Vorteile im Auge haben.‛" [Anna Katharina Emmerich, Geheimnisse des Alten und des Neuen Bundes. Aus den Tagebüchern des Clemens Brentano zusammengestellt von P. Karl Erhard Schmöger, Stein am Rhein, 131993, S. 254-56]

14. Nikodemos († 1809)lehrt, in welcher Gesinnung wir beten sollen:

In diesem Gebet musst du jene vier Punkte beachten, worüber der hl. Basilios der Große schreibt: Erstens sollst du Gott verherrlichen und lobpreisen. Zweitens sollst du ihm für die Wohltaten danken, die er dir gegenüber gewirkt hat. Drittens sollst du ihm das Bekenntnis ablegen, dass du ein Sünder bist und ein übertreter seiner Gebote. Viertens sollst du darum bitten, dass es zu deiner Rettung gereicht …

Schließlich höre nicht auf, Gott stets zu danken, und erkenne seine Güte, Weisheit und Liebe ebenso an, wenn dir etwas abgeschlagen wird, wie wenn es dir gestattet worden wäre, indem du, was immer geschehen mag, dich mit unwandelbarer Zufriedenheit seiner göttlichen Vorsehung demütig unterwirfst."
[Hl. Nikodemus vom Berg Athos: Der unsichtbare Krieg. Wie wir unseren Verstand trainieren sollen, um ihn vor Ignoranz oder Unkenntnis zu bewahren. auf der Webseite der Deutschsprachigen russisch-orthodoxe Kirchengemeinde der Hll. Kyrill und Method in Hamburg - https://www.deutsch-orthodox.de/hl-nikodemos-von-athos/]

Ein sehr wichtiges Thema war für Franz Xaver Seelos († 1867) das Gebet:

"Als Christen sind wir verpflichtet, im Namen Jesu zu beten … Es bedeutet, dass wir beten müssen, wie unser Heiland an unserer Stelle gebetet hätte. Unser Heiland war es gewohnt, in der Einsamkeit zu beten, in der Wüste, auf einem Berg, weit weg von den Menschen, während der Nacht, wenn um ihn herum alles ruhig war."


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 10.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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