Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Eucharistie
Im N. T. wurden für die Eucharistie verschiedene Namen verwendet: Laut Apostelgeschichte (2,42.46; 20,7; 27,35) sprachen die ersten Christen vom "Brot-Brechen" (klasis tou artou). Paulus (1. Korintherbrief 11,20) bezeichnet sie als "Herrenmahl" (kyriakon deipnon). In den reformatorischen Kirchen ist in Erinnerung an das Abschiedsmahl Jesu von seinen Jüngern vom "Abendmahl" die Rede. Die Bezeichnung "Eucharistie" wurde wohl vom "Dank" Jesu bei diesem Mahl (eucharistesas: vgl. Lukasevangelium 22,17.19; 1. Korintherbrief 1,24) angeregt.
1. E. als Leib und Blut Jesu Christi 2. E. als Opfer 3. E. als Sakrament 4.Ritus der E. 5. Voraussetzung 6. Wirkung und Sinn 7. Häufigkeit 8. eucharistische Anbetung 9. Teilnahme aus der Ferne
1. Bei den Kirchenvätern herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass es sich bei den eucharistischen Gaben um Leib und Blut Jesu Christi handelt, der Fleisch geworden, gelitten hat und von den Toten auferstand: vgl. z. B. Apostolische Väter (BKV 150); Origenes (BKV I 97f.); Cyprian (BKV I 93. 105f. 112); Cyrill v. Jerusalem (BKV 365. 374); Johannes von Damaskus (BKV 209-12).
Bei folgenden Zitaten ist die Urheberschaft von Papst Hilarus (5. Jhdt.) unsicher:
"Wo nur ein Teil des Leibes ist, da ist auch der ganze. Mit dem Leib des Herrn verhält e sich ebenso wie mit dem Manna, das dem Leib des Herrn als Sinnbild vorausging. Vom Manna heißt es nämlich: 'Wer mehr gesammelt hatte, hatte nicht mehr und wer sich weniger verschafft hatte, hatte nicht weniger' (Ex 16). Denn bei diesem Geheimnis kommt es nicht auf die sichtbare Quantität an, sondern auf die geistliche Wirkung des Sakraments."
[Hilarus, ep. 11, MPL 58, Sp. 31f.]
"Der Leib Christi, der vom Altar genommen wird ist äußerlich gesehen ein Bild, in dem Brot und Wein erscheinen, innerlich gesehen, eine wahre Wirklichkeit, wenn man wahrhaftig an Leib und Blut Christi glaubt." [Die Briefe der Päpste, BKV1 Bd. 6, übersetzt von Severin Wenzlowsky, Kempten 1879, S. 93]
Anastasius von Cluny († 1086)schreibt an Abt Gerald über die wahrhafte Präsenz von Leib und Blut des Herrn Jesus Christus in der Eucharistie:
"Ich glaube, dass der heilige Leib des Herrn, der täglich auf dem Altar, wie es Pflicht des Priesters ist, konsekriert wird, unzweifelhaft sein wahres Fleisch ist, das am Kreuz gelitten hat; und dass es sein wahres Blut ist, das aus seiner Seite floss, wie die Wahrheit es selbst bezeugt; denn sie sagt: Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Und wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm (Joh 6,55f; Mt 26,26ff; Mk 14,22ff). Mit diesen und derartige Worten des Herrn bestätige ich meinen Glauben und ich weiß, dass kein anderer Leib zu unserem Heil überliefert wurde außer seinem, so glaube ich, wie ich vorher sagte, dass es kein anderes Fleisch zur Vergebung der Sünden gegessen wird als das, das aus der Jungfrau Maria geboren wurde und das aus dem Grabe auferstand, und ich zweifle nicht, dass kein anderes Blut getrunken wird als das, das aus seiner Seite geflossen ist.
Die aber, die behaupten, dies sei nach der Konsekration von der Materie her (materialiter) nur Brot und Leib des Herrn nur sinnbildlich (figuraliter) und nicht tatsächlich (veraciter), denken als fleischliche Menschen nur fleischlich, vertreten gegenüber dem Glauben eine ganz törichte Meinung, weil sie mehr ihren leiblichen Augen als den Bezeugungen der Wahrheit glauben. Dass aber die konsekrierten Gaben (consecratio) ‚Brot‛ und ‚Fleisch‛ ‚Sakrament‛ oder ‚Sinnbild‛ (figura) genannt werden, verwerfe ich nicht nur nicht, sondern folgere es mit der Vernunft des Glaubens und nehme es in katholischem Glauben an und billige es. Dass es nämlich rechtgläubig ‚Brot‛ genannt werden kann, bezweifelt niemand, der recht bei Verstand ist; denn die nämliche Wahrheit spricht: Ich bin das lebendige Brot, der ich vom Himmel herabgestiegen bin. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt (Joh 6,51). ‚Sakrament‛ aber [wird es genannt], weil unter der sichtbaren Gestalt dieser Gaben ganz im Verborgenen mit göttlicher Kraft das Fleisch konsekriert wird… ‚Sinnbild‛ (figura) aber [wird es genannt], weil etwas anderes darunter verstanden wird, als was mit dem körperlichen Sehsinn und Geschmack wahrgenommen wird. Denn das Lamm Gottes, Christus, der in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters sitzt und der nicht mehr stirbt - denn der Tod hat keine Macht mehr über ihn - wird wegen des Gedächtnisses seines Leidens im Geheimnis dieses so bedeutsamen Opfers geopfert. So glaube ich also, dass ich nach der Konsekration dieses so großen Geheimnisses die wahre Eucharistie des Leibes des Herrn so zu mir nehme, dass ich doch keineswegs leugne, dass dies [allerdings nicht in körperlicher Wirklichkeit, sondern] im Sinnbild (figura) und Sakrament geschieht. Sonst würde ich, wenn ich ohne die Annahme des Sakraments oder des Sinnbilds, das Lamm Gottes mit meinen Zähnen verzehre, nach Aussage unseres Vaters Augustinus von Hippo, eine schlimme Untat begehen."
[MPL 149, Sp. 433f.; eigene Übersetzung]
Nach Hildegard von Bingen († 1179)soll man die mystischen
Geheimnisse des Leibes und Blutes des Herrn nicht zu ergrübeln
suchen: Doch wenn du, o Mensch, dich in der
Unbeständigkeit deines Herzens fragst, wie diese Opfergabe auf
dem Altar zum Leib und Blut meines Sohnes wird, dann will ich dir
antworten: Warum, o Mensch, fragst du danach und warum suchst du das
zu erfahren? Verlange ich das etwa von dir? Was erforschst du meine
Geheimnisse bezüglich des Leibes und Blutes meines Sohnes? Du
sollst das nicht untersuchen, sondern es nur in großer Furcht
und Ehrfurcht annehmen und sorgsam bewahren. Und zweifle nicht länger
an diesem Geheimnis. Denn du darfst mich nicht so verwegen versuchen.
Und was geht dich das an? Suche mich vielmehr in entschiedenem
Glauben. Ich schaue nämlich auf deinen ganzen Glauben und
befrage dich nicht, woraus der Leib und das Blut meines Sohnes
bestehen, oder wie dieses Sakrament auf dem Altar konsekriert wird.
Und wer sucht dich, o Mensch, im Feuer und erfährt nicht die
Glut des Feuers? Keiner. So suche auch mich nicht verwegen in meinen
Geheimnissen, damit du dich nicht daran verletzt. Doch willst du sie
mit ergebener Seele erforschen, dann erforsche sie sorgsam in Gebet,
Weinen und Fasten. So haben sie gewiss auch unsere Väter
erforscht und so und so oft sind sie ihnen enthüllt worden. Wenn
du sie auf diese Weise gesucht und gefunden hast, dann wirst du das
übrige dem Heiligen Geist überlassen.
[Hildegard von Bingen, Scivias, hrsg. v. W. Storch, Augsburg 1990, S. 260f.]
2. Häufig wird die E. auch als Opfer bezeichnet: z. B. Justin (BKV 189f.); Irenäus von Lyon (BKV II 375. 379-81); Cyprian (BKV II 257f. 267f.); Eusebius (BKV I 173); Cyrill v. Jerusalem (BKV 385-87. 390)
Nach Gregor v. Nazianz (BKV I 101) ist die Eucharistiefeier das "unblutige Opfer, durch das wir an Christus, seinen Leiden und seiner Gottheit Anteil haben",
nach Augustinus von Hippo (BKV IX 78; IX 403) das einmalige persönliche Opfer Christi und seine tägliche Opferung im Sakrament.
3. Bei Tertullian, Cyprian, Ambrosius, Augustinus von Hippo wird die E. als Sakrament bezeichnet:
Augustinus von Hippo (†
354): Diese Dinge, meine Brüder, heißen
deshalb Sakramente, weil wir etwas an ihnen sehen, aber etwas anderes
an ihnen einsehen. Was wir sehen, hat körperliche Gestalt. Was
wir einsehen, birgt in sich geistliche Frucht."
4. Justin († um 165)verdanken wir eine detaillierte Schilderung des frühchristlichen Sonntagsgottesdienstes:
"An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Zusammenkunft aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen; dabei werden die Aufzeichnungen der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht. Hat der Vorleser aufgehört, so gibt der Vorsteher in einer Ansprache eine Ermahnung und Aufforderung zur Nachahmung all dieses Guten. Darauf erheben wir uns alle zusammen und senden Gebete empor. Und … wenn wir mit dem Gebet zu Ende sind, werden Brot, Wein und Wasser herbeigebracht, der Vorsteher spricht gleichermaßen Gebete und Danksagungen mit aller Kraft, und das VoLukasevangelium stimmt ein, indem es das Amen sagt. Darauf findet die Ausspendung statt, jeder erhält seinen Teil von dem Konsekrierten; den Abwesenden aber wird er durch die Diakone gebracht. Wer aber die Mittel und guten Willen hat, gibt nach seinem Ermessen, was er will, und das, was da zusammenkommt, wird bei dem Vorsteher hinterlegt; dieser kommt damit Waisen und Witwen zu Hilfe, solchen, die wegen Krankheit oder aus sonst einem Grunde bedürftig sind, den Gefangenen und den anwesenden Fremden, kurz, er ist allen, die in der Stadt sind, ein Fürsorger. Am Sonntag aber halten wir alle gemeinsam die Zusammenkunft, weil er der erste Tag ist, an welchem Gott durch Umwandlung der Finsternis und des Urstoffes die Welt schuf und weil Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tag von den Toten auferstanden ist. Denn am Tag vor dem Kronostag [d. h. am Freitag] kreuzigte man ihn und am Tag nach dem Kronostag, d. h. am Sonntag, erschien er seinen Aposteln und Jüngern und lehrte sie das, was wir auch euch zur Erwägung vorgelegt haben."
[1 Apol 67: MPG 6, Sp. 430-32; BKV2 12, S. 82f.]
Cyrill von Jerusalem († 386/7)äußert sich über den rechten Empfang der hl. Kommunion:
Trittst du vor,
dann darfst du nicht die Hände flach ausstrecken und nicht die
Finger spreizen, Da die rechte Hand den König in Empfang nehmen
soll, so mache die linke Hand zum Throne für denselben! Nimm den
Leib Christi mit hohler Hand entgegen und erwidere: Amen! Berühre
behutsam mit dem heiligen Leib deine Augen, um sie zu heiligen! Dann
genieße ihn, doch habe Acht, dass dir nichts davon auf den
Boden falle Was du davon fallen ließest, wäre natürlich
so viel als Verlust eines deiner eigenen Glieder. Sage mir doch:
Würdest du nicht, wenn dir jemand Goldstaub gäbe, denselben
recht sorgfältig aufheben, damit ja nichts verloren gehe und du
keinen Schaden erleidest! Solltest du also nicht viel mehr darauf
bedacht sein, dass dir kein Brosamen von dem verloren gehe, was
kostbarer ist als Gold und Edelstein? Nach der Kommunion des Leibes
Christi gehe auch zum Kelche des Blutes, nicht jedoch mit
ausgestreckten Händen! Verbeuge dich, sprich zur Anbetung und
Verehrung das Amen und genieße, um dich zu heiligen, auch vom
Blute Christi! Solange noch Feuchtigkeit auf deinen Lippen ist,
berühre sie mit den Fingern und heilige (mit jener Feuchtigkeit)
Augen, Stirne und die übrigen Sinne Alsdann warte das Gebet ab,
um Gott zu danken, da er dich solcher Geheimnisse gewürdigt
hat!
[Myst. Kat. 21-23)
Pirmin († 753)gibt in der Frühzeit des alemannischen Christentums Anweisungen, die Einblick geben in das damalige christliche Leben:
Bringt zur
heiligen Kirche als Opfer Kerzen, öl und Weihrauch, die
Erstlinge und den Zehnten, Almosen und alle eure guten Versprechen.
Dorthin sollt ihr kommen an den hohen Festen und sonntags, an den
Festen heiliger Märtyrer und Bekenner; kommt zu den Vigilien und
Tagzeiten, zum Hören der heiligen Messe und zum Empfang des
Opfers, wie es die Heilige Schrift lehrt.
Keiner soll wagen, in der Kirche selbst oder wo sonst die heilige Lesung vorgetragen wird, zu schwatzen, vielmehr sollt ihr gern die heiligen Lesungen hören. Sagt doch der Herr durch Moses: ‚Höre, Israel, und schweige (Dtn 27,9).
Verachtet nicht den Herrentag, haltet ihn mit Ehrfurcht. Knechtliches Werk, wie das Arbeiten auf dem Acker, auf der Wiese, im Weinberg oder was sonst schwere Arbeiten sind, sollt ihr nicht verrichten. Auch sollt ihr an den Herrentagen keine Rechtshändel oder Anklagen untereinander verhandeln außer der Arbeit, die zum Kochen einer Speise für die Erquickung des Leibes notwendig ist. Denn der Herrentag wurde als erster geschaffen, an ihm wurde die Finsternis vertrieben, es erschien das Licht, an ihm sind die Grundfesten der Welt gebildet und die Engel geschaffen worden. An diesem Tag wurde das VoLukasevangelium aus ägypten durch das Rote Meer befreit so, wie durch das Wasser der Taufe aus dem Dunkel der Sünde. Am gleichen Tag wurde den Menschen als himmlische Speise das Manna erstmals gegeben. Zu diesem Tag befahl Moses dem VoLukasevangelium : ‚Den Tag sollt ihr als den ersten und wichtigsten halten [vgl. Ex 12,14]. Und der Prophet sagt darüber: ‚Diesen Tag hat der Herr gemacht; an ihm wollen wir jubeln und fröhlich sein (Ps 118,24).
An diesem Tag ist auch Christus von den Toten auferstanden; an ihm ist der Heilige Geist vom Himmel auf die Apostel herabgekommen. Deswegen heißt er Herrentag, damit wir an ihm nur dem göttlichen Kult dienen und uns irdischer Arbeiten und weltlicher Vergnügen enthalten. So bitten wir euch also, diesen Tag nach so großen und heiligen Zeugnissen, wie oben geschrieben ist, in aller Ehrfurcht und aller Hingabe, wie es sich für Christen ziemt, zur ewigen Vergeltung zu halten.
[U. Engelmann (übers.), Der heilige Pirmin und sein Pastoralbüchlein, Sigmaringen 1976, S. 53-55]
5. Die Kirchenväter nennen verschiedene Voraussetzungen für den Empfang der eucharistischen Gaben:
Nur Getaufte dürfen sie empfangen (Apostolische Väter, BKV 12), und zwar in Nüchternheit (Tertullian, BKV I 80; Augustinus von Hippo, BKV IX 214-16) und in würdiger Disposition (Johannes „Chrysostomus”, BKV IV 146-49; Augustinus von Hippo; BKV VI 133; Johannes von Damaskus; BKV 213), mit Furcht und Ehrerbietung (Cyprian, BKV I 343). Vor unwürdigem Empfang wird gewarnt (Augustinus von Hippo, BKV V 37)
Rupert von Deutz († 1130): "Zu dem, dem der Glaube fehlt, gelangt [bei der Kommunion] außer den sichtbaren Gestalten des Brotes und des Weines nichts von dem Opfer, gleichwie der Esel, wenn er beim Ton der Leier seine unverständigen Ohren spitzt, zwar diesen hört, aber den Sinn des Liedes nicht erfasst."
Johannes B. Maria Vianney († 1859): "Wenn unser Herr an unsere Würdigkeit gedacht hätte, hätte er nie das Sakrament seiner Liebe eingesetzt. Denn niemand in der Welt ist dessen würdig. Aber er dachte an unsere Bedürftigkeit und wir haben ihn alle nötig."
6. Franz Reinisch († 1942):
"Das heilige [Mess-]Opfer ist eine weltumspannende Tat, die uns fähig macht, über uns selbst hinauszuwachsen und alle Menschen aller Länder ins heilige Geheimnis hineinzuziehen."
P. Pio Pietrelcina († 1968):
"Eher könnte die Welt ohne Sonne bestehen als ohne das heilige Messopfer."
6.1. Sie hat verschiedene Wirkungen:
Aus desPaschasius Radbertus († um 859)bekanntestem Werk "über Leib und Blut des Herrn" stammt folgende Frage: "Warum muss das einmal vollbrachte Opfer Christi täglich dargebracht werden? Welchen Nutzen bringen diese Mysterien denen, die sie würdig empfangen?" Seine Antwort lautet:
"Christus hat zwar einmal im Fleisch gelitten und durch sein einmaliges Todesleiden die Welt ein für allemal erlöst. Er ist aus dem Tod wieder zum Leben ‚erstanden‛ [Hebräerbrief 9,12], und ‚der Tod hat über ihn keine Gewalt mehr‛ [Römerbrief 6,9]. Trotzdem wird dieses Opfer täglich erneuert, weil die Weisheit Gottes des Vaters dies aus vielen Gründen für uns als notwendig erachtet hat:
Erstens deswegen, weil wir täglich Sünden begehen, wenigstens solche, die der schwache Mensch nicht vermeiden kann. Zwar wird in der Taufe alle Schuld nachgelassen, aber es bleibt im Fleische die Neigung zur Sünde. Daher sagt der Psalmist [Ps 102,1.3]: ‚Preise meine Seele den Herrn, der alle deine Sünden vergibt, der alle deine Gebrechen heilt‛. Weil wir also täglich fallen, wird auch täglich Christus sakramental für uns geopfert und das Leiden Christi im Mysterium überliefert, damit er, der einmal durch sein Sterben den Tod besiegt hat, täglich durch diese Geheimnisse seines Leibes und Blutes die Rückfälle in die Sünde wiedergutmache …
Zweitens wird es gefeiert, damit wie im Paradies ‚der Baum des Lebens‛ stand, so die heilige Kirche Gottes, die im Hohenlied [4,13] das ‚Paradies der Wonne‛ genannt wird, in sich das Mysterium des Lebens besitze, das dieser Baum vorbildete. Wer davon isst und die Gebote des Lebens hält, kann auf ewig nicht sterben.
Der dritte Grund ist, dass alle Wiedergeborenen, die würdig dieses Leben empfangen, eins werden, wenn Christus, den sie schon in der Taufe angezogen haben, durch dieses Sakrament in ihnen leibhaft bleibt, so dass sie als Gläubige in Christus eins sind und er in ihnen verharrt. So soll jenes Wort in Erfüllung gehen, das er selber zum Vater betet: ‚Doch nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für jene, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien wie Du, Vater, in mir und ich in Dir, auf dass auch sie in uns eins seien.‛ [Joh 17,20f] …
Das also sind die Wirkungen der beiden Sakramente. Durch die Taufe werden wir in Christus wiedergeboren, und durch das Sakrament des Leibes und Blutes bleibt Christus nicht nur durch den Glauben, sondern auch durch die Einheit des Fleisches und Blutes unleugbar in uns. So sind wir nunmehr Glieder Christi und nähren uns von seinem Fleisch, so dass wir nichts anderes sind als sein Fleisch und Blut, wovon wir leben."
- "Nichts Größeres hat nämlich Christus seiner Kirche im Mysterium hinterlassen als dieses Sakrament [der Eucharistie] und die Taufe und die Heiligen Schriften. In allen dreien wirkt der Heilige Geist, das Unterpfand der ganzen Kirche, unter der äußeren Hülle geheimnisvoll unser Heil im Hinblick auf das unsterbliche Leben."
- "Dazu also ist ‚das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt‛ [Joh 1,14], damit durch das fleischgewordene göttliche Wort das Fleisch zum göttlichen Wort aufsteige, da ja das Fleisch des Wortes in diesem Mysterium Nahrung und Speise der Gläubigen wird."
- "Dieses Sakrament … wird deshalb mit Brot gefeiert, weil Christus ‚das Brot ist, das vom Himmel herabkam‛ [Joh 6,51]. Doch wie Brot hier etwas ganz anderes bedeutet als unser Brot, so ist sein Fleisch von unserem jetzigen sterblichen Fleisch gar sehr verschieden. Sein Fleisch vollbringt durch Leiden die Erlösung der Menschheit, und zwar als wirkliches Fleisch, als Brot aber gewährt es den für die Ewigkeit Wiedergeborenen die Nahrung der Unsterblichkeit. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn schon das (irdische) Fleisch Christi Brot genannt wird, da auch das Fleisch, das unter der sichtbaren Gestalt von Brot dargereicht wird, nichts anderes ist als sein Fleisch, und zwar jenes, von dem der Glaube bekennt, dass Christus wahrhaft im gleichen Fleisch gelitten hat, und zugleich Brot ist, weil das Weizenkorn in die Erde gefallen ist und uns aus sich durch den Glauben als reinen Weizen erzeugt hat. So schenkte er sich selbst seinen aus ihm geborenen Gliedern als das Leben und war damit für uns nichts anderes als das ewige Brot." [Paschasius Radbert, Vom Leib und Blut des Herrn, Christliche Meister 34, Trier 1988, S. 42-45. 16f. 48]
Aus einem Brief von Dorothea von Montau († 1394)an ihre Tochter Gertrud, die Benediktinerin geworden ist:
"Wenn du die Kommunion empfangen hast, bitte Gott um Kräfte für dich, damit du den Willen Gottes erfüllen kannst: Der Herr möge dich die göttlichen Ermahnungen und Einsprechungen hören lasse. Er lasse dir sein Licht leuchten, damit du den Herrn in deiner eigenen Seele schauen kannst. Dazu verleihe er dir die göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe, dazu die Kardinaltugenden von Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Er schenke dir die sieben Gaben des Hl. Geistes, er würdige dich der acht Seligkeiten. Er gebe dir den Sinn des Geruchs, damit du Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Tugend und Untugend unterscheiden lernst, er gebe dir auch den Sinn des Geschmacks, damit du die geistlichen und heiligen Güter verschmecken kannst, und er schenke dir den Sinn des Fühlens, damit du Ungemach und Schaden für deine Seele erkennen kannst."
[Petra Hörner, Dorothea von Montau / überlieferung - Interpretation / Dorothea und die osteuropäische Mystik (Information und Interpretation Bd. 7). Peter Lang, Frankfurt a. M./Berlin/ New York/Wien 1993, S. 264f. 320f.]
6.2 geistig-geistliche Nahrung:
E. als himmlische Speise und geistige Nahrung: Athanasios von Alexandria (BKV I 491f.)
Gaudentius von Brescia († nach 406) schreibtüber den Sinn der Eucharistie:
"Das himmlische,
von Christus eingesetzte Opfer ist in Wahrheit Erbgut des Neuen
Bundes, das er uns in der Nacht, als er zur Kreuzigung ausgeliefert
wurde, als Pfand seiner Gegenwart hinterließ. Es ist unsere
Wegzehrung, mit der wir uns auf diesem Lebensweg ernähren, bis
wir beim Scheiden aus dieser Welt zu ihm aufbrechen. Darum sagt der
Herr: ‚Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und
sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.‛
[Joh 6,53]
Er wollte, dass seine Wohltaten bei uns bleiben und
dass die durch sein Blut Erlösten allzeit nach dem Vorbild
seines eigenen Leidens geheiligt werden. Darum gibt er seinen treuen
Jüngern, die er als erste Priester seiner Kirche einsetzte, den
Auftrag, ohne Unterlass dieses Mysterium des ewigen Lebens zu feiern.
Es soll von allen Priestern in den einzelnen Kirchen des ganzen
Erdkreises begangen werden, bis Christus vom Himmel wiederkommt.
Dadurch sollen wir Priester und das ganze VoLukasevangelium der Gläubigen das
Bild des Leidens Christi täglich vor Augen haben. Wir sollen es
in den Händen halten und mit Mund und Herz empfangen, um so die
Erinnerung an unsere Erlösung unauslöschlich in uns zu
tragen.
Das Brot muss aus vielen Weizenkörnern hergestellt
werden. Sie werden zu feinem Mehl gemahlen, mit Wasser vermischt und
schließlich durch das Feuer fertig gebacken. Deswegen sehen wir
zurecht darin ein Bild des mystischen Leibes Christi, von dem wir
wissen, dass er aus den vielen Gliedern des ganzen
Menschengeschlechtes zu e i n e m Leib gefügt und durch das
Feuer des Heiligen Geistes vollendet wird …
ähnlich wird auch der Wein für sein Blut aus vielen Beeren oder Trauben des von ihm gepflanzten Weinbergs gewonnen und in der Kelter des Kreuzes ausgepresst. Aus vollen Kelchen trinkt ihn das gläubige Herz und erglüht in der diesem Wein eigenen Kraft. Ihr alle, die ihr aus der Gewalt ägyptens und des Pharao, das heißt des Teufels, auszieht, empfangt Opferspeise und Trank des heilbringenden Pascha zusammen mit uns in einem starken Verlangen des liebenden Herzens. Unser Herr Jesus Christus, an dessen Gegenwart im Ewigkeit." [aus: Gaudentius, sermo 2, MPL 20, Sp. 858-61; eigene Übersetzung]
Johannes B. Maria Vianney († 1859): "Es ist ein großes Unglück, wenn man durch die Wüste dieses Lebens geht, ohne zu dieser göttlichen Speise zu eilen. Das ist so, als wenn einer vor Hunger stirbt neben einem wohl gedeckten Tisch."
Damian de Veuster († 1889):
"Ohne das heiligste Sakrament wäre die Lage, in der ich mich befinde, nicht zu ertragen."
6.3 Nach Columba Marmion († 1923)ist die Eucharistie "Quelle des Lebens":
"Die Hauptquellen unseres geistigen Wachstums sind die Sakramente. Sie wirken in uns durch die ihnen innewohnende Kraft, ex opere operato, ähnlich wie die Sonne von selbst Licht und Wärme spendet; nur dürfen wir ihrer Wirksamkeit kein Hindernis entgegenstellen. Vor allen anderen Sakramenten ist es die hl. Eucharistie, die in besonderer Weise das göttliche Leben in uns fördert. Wir empfangen ja Christus selbst und trinken an der Quelle lebendigen Wassers."
ähnlich Ivan Merz († 1928): "Die beiden Sakramente der Hl. Kommunion und der Hl. Beichte sind die Quellen einer beständigen und erfolgreichen Reform des inneren Lebens eines jeden Katholiken."
6.4 überwindung der Leidenschaften: Johannes „Chrysostomus” (BKV I 76)
6.5 Verwandlung in das, was wir empfangen:
Die E. ist Teilhabe an Christus: Armenische Väter (BKV II 239f.).
Papst Leo I. „der Große” († 461): "Die Teilnahme am Leibe und Blute Christi will nichts anderes, als dass wir uns in das verwandeln, was wir empfangen."
6.6 Freundschaft mit Christus / Zeichen der Liebe:
Fleisch und Blut genießen heißt in Christus bleiben: Augustinus von Hippo (BKV V 431).
LautThomas von Aquin († 1274)ist die Eucharistie Zeichen der Freundschaft Christi:
Der Freundschaft
ist es im höchsten Maße eigen, mit den Freunden zu leben
…, aus diesem Grunde hat Christus uns seine körperliche
Anwesenheit als Lohn versprochen. Damit uns aber in der Zwischenzeit
während der Pilgerschaft seine körperliche Anwesenheit
nicht fehlt, verbindet er sich mit uns durch die Wahrheit des Körpers
und des Blutes in diesem Sakrament. Deswegen ist dieses Sakrament
Zeichen der größten Liebe und Stärkung unserer
Hoffnung aufgrund dieser derart innigen Verbindung mit Christus.
[ST IIIa q.75 a. 1: zitiert nach: J. - P. Torrell, Magister Thomas / Leben und Werk des Thomas von Aquin, Freiburg-Basel-Wien 1995, S. 130]
Bernhardin von Siena († 1444): "Freunde hinterlassen ein Zeichen, vielleicht einen Ring, aber Christus hinterlässt uns Seinen Leib und Sein Blut, Seine Seele und Seine Gottheit, sich Selbst, ohne etwas zurückzubehalten."
Nach Franziskus Antonius Fasani († 1742)ist die Eucharistie ein Geschenk der göttlichen Liebe: "Das transsubstanzielle Brot, Mensch, ist das Sakrament der Eucharistie, in der unter der Gestalt des Brotes wirklich der Leib unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig ist, dies kraft des Sakraments, durch das zugleich auch das Blut, die Seele und die Gottheit des Eingeborenen Sohnes Gottes gegenwärtig sind. Unter des Gestalt des Weines ist, kraft des Sakramentes gegenwärtig das Blut, aber gleichzeitig ist real gegenwärtig auch Leib und Seele, d. h. dasselbe Mensch gewordene Wort des Vaters. Aus diesem Grund wird es in Wirklichkeit transsubstanzielles Brot genannt: insofern es himmlisches Brot, göttliches Brot, Gottesbrot genannt wird. Er wollte sich aufgrund der unermesslichen Liebe, mit der er uns geliebt hat, sich selbst darbringen: mit der Menschwerdung zur Unterstützung unserer Menschheit; mit seinem Leiden als Preis für unsere Erlösung; und mit diesem außerordentlichen Sakrament zu unserer Nahrung." [San Francesco Antonio Fasani apostolo francescano e cultore dell' Immacolata. Atti del Convegno Nazionale. Lucera 15-16 dicembre 2006, a cura di E. Galignano, Città del Vaticano 2007; eigene Übersetzung]
Blandina Merten († 1918): "Die heilige Eucharistie ist das Sakrament der Liebe. Wenn irgendwo, dann dürstet hier der Heiland nach unserer Liebe. Wer verstände das besser und fühlte es tiefer als die Ihm geweihte Seele! Mit elementarer Gewalt zieht es sie hin zu seinen Füßen. Sie will lieben, wieder lieben, lieben ohne Maß, lieben wie die Heiligen, lieben für und statt der Menschen, die Ihn nicht lieben." [Dienerin Gottes Schwester Blandina Merten OSU / Ursuline von Calvarienberg, Aus ihren Schriften, Ahrweiler 4 1985, S. 30f.]
6.7 Heilmittel zur Unsterblichkeit: Apostolische Väter (BKV 125)
6.8 Im Gedenken an die Verstorbenen: Armenische Väter (BKV 125); Syrische Didache (BKV 305-15)
7. Häufigkeit:
Apostolische Väter (BKV 122): Mahnung zur häufigen Feier;
Cyprian (BKV II 20) empfiehlt die tägliche Feier, ähnlich: Gaudentius († 410); Paschasius R. († 859); Gregor VII. (†1085); Franz v. S. (†1622); Marcel Callo († 1945).
Nach Augustinus von Hippo (BKV V 41) wird die E. mancherorts täglich, anderswo nur an bestimmten Tagen gefeiert (BKV IX 209f.).
a href="../BiographienI/Ignatius_von_Antiochien.htm">Ignatius von Antiochia († vor 117):
"Befleißigt euch, dass ihr häufiger zusammenkommt zur Eucharistie Gottes und zum Lobe: Denn wenn ihr euch oft versammelt, wird die Macht des Satans gebrochen."
8. Pierre-Julien Eymard ( † 1868)empfiehlt mit Nachdruck die eucharistische Anbetung:
"Anbeten heißt: die Gottheit Jesu Christi, seine Erhabenheit und Macht in der hl. Hostie anerkennen. Die Anbetung ist ein Glaubensbekenntnis.
Anbetung ist die Erweckung eines Aktes der Unterwerfung unter das Wort Jesu Christi und unter die Abhängigkeit von seiner Autorität.
Anbetung ist ein Akt der Danksagung für seine Güte, ein Akt der Liebe für seine Liebe, des Lobes und Preises für seine unendliche Barmherzigkeit.
Die Anbetung ist die erhabenste Tätigkeit des Christen; sie schließt alles in sich ein. So warf sich der Blindgeborene, als er Jesus Christus erkannte, ihm zu Füßen und betete ihn an; es wird nicht erwähnt, dass er dabei etwas gesprochen oder etwas anderes getan hätte.
Wer ist zur Anbetung berufen?
Gegenstand der
eucharistischen Anbetung ist die göttliche Person unseres Herrn
Jesus Christus, der im Altarsakrament gegenwärtig ist. Dort lebt
er und will, dass wir mit ihm sprechen, und er wird zu uns sprechen.
Jeder kann mit unserem Herrn sprechen. Ist er nicht da für alle?
Ruft er uns nicht zu: ‚Kommt alle zu mir
(Mt 11,28)?
Diese Zwiesprache, welche sich zwischen dem Menschen und unserem
Herrn abwickelt, das ist die wahre Betrachtung und Anbetung. Jeder
hat dafür seine Gnade.
Was gilt es, bei der Anbetung zu beachten?
Geht daher zu
unserem Herrn so, wie ihr seid: pflegt eine natürliche
Betrachtung; schöpft zuerst eure eigenen Mittel der Frömmigkeit
und Liebe aus, bevor ihr zu Büchern greift; liebt das
unausschöpfbare Buch der bescheidenen Liebe!
Ihr könnt aber dann, wenn sich der Geist verirrt oder die Sinne ermüden, ein Andachtsbuch zur Hand nehmen, um euch wieder zu sammeln und auf den rechten Weg zu eurem guten Meister zurückzuführen; ihr sollt aber wissen, dass er die Armut unseres Herzens den erhabensten Gedanken und Erwägungen anderer vorzieht. Wisset wohl, dass Gott unser Herz und nicht jenes der anderen, sowie den Gedanken und das Gebet eures Herzens als natürlichen Ausdruck unserer Liebe zu ihm wünscht.
Nicht selten sind Eigenliebe, Ungeduld und Trägheit die Ursache, dass sich der Mensch weigert, mit seiner eigenen Gebrechlichkeit und gedemütigten Armseligkeit zu Gott zu gehen. Aber gerade diese zieht unser Herr allem anderen vor; diese liebt und segnet er.
Ihr befindet euch in einem Zustand geistiger Trockenheit? Preist dennoch die Gnade Gottes, ohne die ihr nichts tun könnt. Erhebt euer Herz zum Himmel, wie die Blume am Morgen ihren Kelch öffnet, um den wohltuenden Tau zu empfangen.
Ihr befindet euch vielleicht in einer vollständigen Ohnmacht, euer Geist ist umnachtet, eure Seelenstimmung ist niedergeschlagen und euer Körper leidend? Dann macht eine Anbetung der Armen, geht heraus aus eurer Bedürftigkeit, um bei unserem Herrn zu verweilen; oder opfert ihm eure Armut auf, damit er euch bereichere: das ist ein Meisterwerk und seiner Ehre würdig.
Oder ihr befindet euch im Zustand der Versuchung: alles widersetzt sich in euch, alles drängt euch, die Anbetung aufzugeben unter dem Vorwand, dass ihr in dieser Weise Gott beleidigt oder dass ihr ihn mehr entehrt als ihm dient. Hört nicht auf diese trügerische Versuchung: das ist eine Anbetung des Kampfes und der Treue zu Jesus gegen euch selbst. Nein, nein: ihr missfallt ihm nicht! Ihr erfreut vielmehr euren Meister, der euch ansieht und dem Satan erlaubt hat, euch zu verwirren. Er erwartet von euch die huldigende Ausdauer bis zur letzten Minute der Zeit, die ihr ihm schenken sollt.
Erinnert euch zu eurem Trost und für euer inneres Verhalten, dass der Seelenzustand beim Gebet nicht von euch, sondern von Gott abhängt. Er verändert ihn, um in den Akten der Liebe Abwechslung hineinzubringen und euch teilnehmen zu lassen an einer der Befindlichkeiten seines sterblichen Lebens, damit ihr ihn anbetet und ihm dient, wie er seinen himmlischen Vater angebetet und ihm gedient hat. …
Beginnt alle eure Anbetungen mit einem Akt der Liebe und so öffnet ihr behutsam eure Seele für sein göttliches Werk. Wenn ihr mit euch selber anfangt, bleibt ihr am Weg stehen. Wenn ihr aber mit einer anderen Tugend als jener der Liebe beginnt, so steht ihr erst in der Vorbereitung: umarmt nicht zuerst das Kind seine Mutter, bevor es ihr gehorcht? Die Liebe ist die einzige Tür zum Herzen.
[P.-J. Eymard, Die Heilige Eucharistie, 1. Bd., Die reale Gegenwart, La Sainte Eucharistie - La Présence Réelle, Paris-Montreal-Brüssel 1950, übersetzt von P. W. Marzari, Bozen 1990; zitiert nach: http://www.eucharistie.cz/deutsch/Eucharist/eeuch 1_1.html (12.05.2010)]
"Ein Jahrhundert schreitet voran oder geht zurück in dem Maß, in welchem das allerheiligste Sakrament verehrt wird."
Ich habe oft
darüber nachgedacht, was die weltweite Abgestumpftheit der
Katholiken heilen könnte, und ich finde nur ein einziges
Heilmittel: die Eucharistie, die Liebe zum eucharistischen Jesus. Der
Verlust des Glaubens kommt vom Verlust der Liebe.
Jetzt muss man
an die Arbeit gehen, durch die göttliche
Eucharistie
Seelen
retten und Frankreich
und ganz Europa
aufwecken, die sich in einem Schlaf der Gleichgültigkeit
befinden, weil sie Jesus nicht kennen. Er ist das Geschenk Gottes,
der eucharistische Emmanuel. Die Fackel der Liebe muss zu den
lauwarmen Seelen getragen werden, die von sich denken, dass sie fromm
sind. Sie sind es aber nicht, weil sie ihr Leben nicht auf den
eucharistischen Jesus ausgerichtet haben.
[http://kathpedia.com/index.php/Pierre-Julien_Eymard (23.11.2019)]
9. Mechthild von Hackeborn († 1299)gibt indirekt auch eine Antwort auf die Frage, ob eine Teilnahme am Gottesdienst über Radio oder Fernsehen sinnvoll ist:
"Vom Kreuzgang aus anhörte, seufzte sie, von Gott soweit entfernt zu sein. Der Herr erwiderte ihr sogleich: 'Wo immer du bist, da bin ich auch.' Da fragte sie, ob es von Schaden sei, wenn die Menschen die Messe aus der Entfernung anhörten. Der Herr darauf: 'Gut ist es, wenn der Mensch anwesend ist; kann er es in keiner Weise, so sei er doch so nah, dass er wenigstens die Worte vernehmen kann; denn der Apostel sagt ja: Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und durchdringend. Ist aber jemand durch Krankheit oder Gehorsam oder sonst einem vernünftigen Grund verhindert, so mag er sich aufhalten wo er will, ich bin dort und ihm gegenwärtig."
[https://www.marienstern.de/de/zisterzienser/spiritualitaet (3.12.2019)]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 07.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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