Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Das Wort Gottes in der Heiligen Schrift
Die großen Kirchen sehen in der Heiligen Schrift Gottes Wort in Menschenwort. Sie lehnen die Vorstellung einer Verbalinspiration ab. Dennoch wird uns in ihr die Offenbarung Gottes vermittelt.
1. Wirken des Heiligen Geistes
2. Begegnung mit Christus
3. Licht und Nahrung für das Leben
4. Verwirklichung durch das Tun
5. Wörtliches oder / und bildliches Verständnis der Schrift
6. die Autorität der Heiligen Schrift
1. Wirken des Heiligen Geistes
Bei den Kirchenvätern werden die Schriften des Alten TestamentsWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. wie des Neuen Testaments übereinstimmend als Wort des Heiligen Geistes oder als von ihm inspiriert und damit als Wort Gottes oder Christi bezeichnet:
Nach Justinus „dem Märtyrer” († um 165) bediente sich das göttliche Plektron der Verfasser der Heiligen Schrift wie einer Zither oder Leier (BKV 253), nach den Apologeten wie ein Flötenspieler der Flöte (BKV I, 284).
Nach Cyprian von Karthago († 258) redet in der Heiligen Schrift Gott zu uns, im Gebet sprechen wir mit Gott (BKV I, 54).
Makarius der Ägypter († um 390) bezeichnet die Heilige Schrift als einen Brief Gottes an die Menschen (BKV 296).
Vor allem die
Evangelien sind nach Papst Leo „dem Großen” († 461) mit
Gottes Finger geschrieben
. (BKV II, 178).
Die Kirche wäre
gut beraten gewesen, hätte sie in der Auseinandersetzung mit
== Galileo Galilei die Ausführungen des Ambrosius von Mailand
(† 397) über Sinn und Zweck der biblischen Berichte beherzigt:
Die Bibel möchte nicht unsere wissenschaftliche Neugier
befriedigen, sondern uns zu einem guten Leben anleiten:
Sicherlich war
Mose mit der ganzen Weisheit der Ägypter vertraut; doch da er
den Geist Gottes empfangen hatte, stellte er als Diener Gottes jene
eitle und anmaßende Lehre der Philosophie dem höheren
Wahrheitszweck nach und schrieb nur das nieder, was er für
unsere [Heils-] Hoffnung förderlich hielt: nämlich dass
Gott die Erde schuf; dass die Erde auf Geheiß des allmächtigen
Gottes und die Wirksamkeit des Herrn Jesus die Pflanzen aus dem Boden
und jegliches lebende Wesen nach seiner Art hervorbrachte. Doch
darüber glaubte er nicht sprechen zu sollen, wie viel Luftraum
der Erdschatten bedeckt, wenn die Sonne von uns scheidet und den Tag
entführt, um die untere Hemisphäre zu beleuchten; ferner
wie sich die Mondfinsternis erklärt, wenn der Mond in den
Schatten dieser Welt gerät. Denn da diese Vorgänge uns
nichts angehen, überging er sie als belanglos für uns.
Er schaute nämlich
im Heiligen Geiste, wie er nicht den Eitelkeiten der bereits
verblassenden Weltweisheit, die unseren Geist mit unentwirrbaren
Problemen beschäftigen und seiner Anstrengung spotten, folgen,
sondern lieber das niederschreiben soll, was den Fortschritt des
sittlichen Lebens beträfe.
[hex. 6,2,8: CSEL 32; BKV II
17, S. 238f b]
Gemäß
Johannes „Chrysostomus” († 407) bräuchten
wir eigentlich die Heilige Schrift nicht, wenn wir uns vom Heiligen Geist
führen ließen:
Eigentlich sollten wir nicht auf
die Hilfe der Heiligen Schrift angewiesen sein, vielmehr ein so reines
Leben führen, dass die Gnade des Heiligen Geistes in unseren Seelen
die Stelle der Heiligen Schrift verträte, und dass, wie diese mit
Tinte, so unsere Herzen durch den Heiligen Geist beschrieben wären.
Nachdem wir aber einmal diese [erste] Gnade verscherzt haben, so
wollen wir wenigstens mit Freuden den zweiten Weg [über das Meer
unseres Lebens] auf uns nehmen.
[hom. in Mt 1, 1.21: MPG 57, Sp. 13f. 49 f; BKV II
23, S. 12, 74f b]
Hieronymus (†
420 ?):
Bei der Auslegung
der Heiligen Schrift bedürfen wir immer der Hilfe des Hl Geistes.
Thomas von Aquin
(† 1471):
Die ganze Heilige
Schrift muss man in dem Geiste lesen, in dem sie geschrieben ist.
Nikolaus von Kues
(† 1464):
Niemand versteht
die Schrift eines andern, wenn er nicht zur Absicht des Schreibenden
vordringt. Will er aber dieses, um zum Verständnisse zu
gelangen, so muss seine Intention und die des Schreibenden, oder der
beide bewegende Geist einer und derselbe sein. Wer also nicht
denselben Geist wie Jesus hat, kommt nicht zum Verständnisse und
Genusse des Evangeliums.
[Exc. VH, 581]
Die Anziehungskraft der Hl. Schrift rührt nach Baptist Spagnoli († 1516) daher, dass sie Gottes Wort ist. Aber das können nur Menschen erfahren, die von Gott angezogen und erleuchtet werden:
Oft habe ich mir
überlegt: Woher kommt diese überzeugungskraft der Heiligen
Schrift? Warum kann sie so mächtig auf den Leser einwirken?
Woher hat sie die Kraft, dass sie in uns nicht nur eine Meinung
bildet, sondern einen festen Glauben hervorruft? Diese
überzeugungskraft hat sie nicht aus der Einsichtigkeit der
Ursachen, die ja gar nicht vorhanden ist, auch nicht durch
Kunstgriffe oder schöne, uns überzeugende Worte.
Ob nicht die
Überzeugungskraft daher kommt, dass die Schrift Ausfluss der
Ur-Wahrheit ist? Aber woher wissen wir das, wenn nicht durch die
Heilige Schrift selbst? Sie führt uns mit ihrer eigenen
Autorität zum Glauben. Woher hat sie diese Autorität? Gott
können wir ja nicht als Autor wahrnehmen, wir sehen nicht, wie
er schreibt und lehrt. Trotzdem glauben wir, als ob wir ihn sähen,
halten fest, dass vom Heiligen Geist stammt, was wir lesen.
Vielleicht liegt der
Grund unseres Glaubens an die Schrift darin, dass sie von gediegener
Wahrheit ist, auch wenn das nicht immer so vordergründig zum
Ausdruck kommt. Jede Wahrheit hat die Kraft, den Menschen anzuziehen.
Die größere Wahrheit hat die größte Kraft, das
zu vollbringen. Aber warum glauben dann nicht alle an das Evangelium?
Ich meine, weil nicht alle von Gott angezogen werden. Was sollen wir
noch länger reden? Wir glauben deswegen so unerschütterlich
der Heiligen Schrift, weil wir in unserem Inneren göttliche
Erleuchtung erhalten.
[https://www.karmelocd.de/geschichte-und-spiritualitaet/karmelheilige/baptista-spagnoli.html
- abgerufen am 25.10.2019]
Für das Verständnis der Heiligen Schrift stellt
Georg Michael Wittmann († 1833) in seinem Werk Principia
catholica de S. Scriptura
u. a. folgende Grundsätze auf:
Wir verstehen
die Heilige Schrift nur in großer Frömmigkeit und aus
besonderer Gnadengabe Gottes.
Die Heilige Schrift
müssen wir oft und mit Demut des Geistes lesen. - Trefflich ist
der Befehl, den der hl. Hieronymus der Jungfrau Eustochium gibt:
Lies sie öfters, lies sie so oft als möglich; die Schrift
in den Händen überfalle dich der Schlaf und dein sinkendes
Haupt sollen die heiligen Blätter auffassen.
…
Es gibt in der Heiligen
Schrift Dinge, deren Verständnis nur wenigen von Gott
vorbehalten ist. Die Welt, die den Heiligen Geiste nicht empfangen kann
(Johannesevangelium 14, 17), wird die Heilige Schrift nie verstehen. Die aber mit dem Heiligen
Geist ausgerüstet sind, werden umso mehr von der Heiligen Schrift
verstehen, je reiner und gottgefälligere Wohnungen des Heiligen
Geistes sie sein werden.
Die Heilige Schrift ist
eine heilige Sache und soll heilig behandelt werden: zu unserer
heilsamen Belehrung durch eine besondere Vorsehung uns verliehen,
soll sie nur zu diesem Zweck verwendet und immer mit Ehrfurcht und
unter Danksagung gebraucht werden.
Wie in den Pflanzen
und andern Körpern, obschon vom Anbeginn der Welt an zum Heil
der Welt bestimmt und gleich anfangs ersprießlichen Nutzens,
doch alle Jahrhunderte neue heilsame Kräfte entdeckt werden, so
verbarg der barmherzige Gott auch in der Heiligen Schrift sehr vieles, um
zur gelegenen Zeit von jenen, denen es gegeben ist, erkannt zu
werden. …
O, dass wir uns viel
mehr befleißigen möchten, das auszuüben, was wir
lesen, als es klarer und besser zu sagen …
Weder uns noch die
Juden wollte Gott durch bloße Buchstaben lehren; uns gab er die
Apostel und ihre Nachfolger zu Lehrern, denen er bis zum Ende der
Welt seinen Beistand versprochen (Matthäusevangelium 28, 20; 5. Mose 17, 10) …
Die Worte der Heiligen
Schrift sind so fern von der eitlen Schminke der Beredsamkeit und
haben in ihrer Einfalt meistens eine solche Majestät, dass, wer
sich oft ihrer bedient, aufhört, vom Hochmut eitler Beredsamkeit
auszukramen, sondern gleichsam Worte Gottes redet und aus jener
Kraft, die Gott mitteilt, spenden wird, damit in allem Gott geehrt
und verherrlicht werde durch Jesus Christus.
[Michael
Sintzel: Geistige Reliquien des gottseligen Bischofes Georg Michael
Wittmann zu Regensburg. Amberg 1881, S. 20 - 29]
Johannes Gabriel Perboyre († 1840):
Wenn Sie die
Betrachtung anstellen wollen, so legen Sie so viel als möglich
alle Bücher bei Seite; bedienen Sie sich des hl. Evangeliums,
und wenn Sie sich zu verwirrt fühlen, über eine Stelle
nachzudenken, so wenden Sie sich an den Hl. Geist: Er ist
unbestreitbar der beste Ausleger. Auch schien es uns, er erflehe von
Gott vorzüglich die Gabe der Einsicht.
[Franz
Vauris: Leben des ehrwürdigen Joh. Gabriel Perboyre,
Missionspriesters und Martyrers, Deutsch v. Johann Peter Stollenwerk.
Regensburg 1889, S. 285f]
2. Begegnung mit Christus
Nach Justinus „dem Märtyrer” hat die christliche Auslegung gegenüber der jüdischen die Deutungshoheit (BKV 260); ähnlich Irenäus von Lyon (BKV II, 404 - 406).
Denn gemäß Augustinus von Hippo stammt das Alte TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. von Christus und muss daher auch auf ihn hin gedeutet werden (BKV IV, 155; V, 65f) . Es ist nämlich nur geschrieben, um Christi Ankunft und die Kirche vorauszuverkünden (BKV VIII, 239).
Daher muss die Heilige Schrift im Sinne der Kirche erklärt werden (Vinzenz von Lérins (BKV 16f, 68).
Hieronymus (†
420 ?): Die Schrift nicht kennen, heißt
Christus nicht kennen.
Franziskus von Assisi
(† 1126): Die
Heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen.
3. Licht und Nahrung für das Leben
Alexander I. von Alexandria († 328 oder 326) betont
die Fruchtbarkeit der Heiligen Schrift:
Das Wort, das
ohne Missgunst vom Himmel herabgesandt wird, vermag unsere Herzen zu
erquicken, wenn wir für seine Kraft offen und bereit sind, nicht
nur durch Sprechen, sondern auch durch Hören. Denn wie Regen
ohne Erde keine Früchte hervorbringt, so kann auch das Wort
nicht ohne Hören Frucht bringen, aber auch das Hören nicht
ohne das Wort. Das Wort wird ferner erst dann fruchtbar, wenn wir es
aussprechen; in gleicher Weise das Gehör, wenn wir hören.
Wenn also das Wort seine Kraft entfaltet, dann leiht ihm ohne
Missgunst euer Ohr; und wenn ihr zum Hören herantretet, reinigt
auch von aller Missgunst und Ungläubigkeit!
[MPG
18, Sp. 589. 606; eigene Übersetzung]
Ephraem der Syrer († 373)
argumentiert ähnlich:
Vom Acker kommt Erntesegen, vom Weinberg kommen
schmackhafte Früchte und von der Heiligen Schrift belebende Lehre.
Der Acker gewährt nur für eine Zeit die Ernte und der
Weinberg gewährt nur für eine Zeit die Weinlese, aber die
Heilige Schrift sprudelt, so oft sie gelesen wird, belebende Lehre. Ist
der Acker abgeerntet, so hört er auf zu tragen; ist der Weinberg
abgeherbstet, so wird er unfähig; von der Heiligen Schrift aber kann
man täglich ernten, ohne dass die ähren in ihr für die
Ausleger abnehmen, und täglich kann man in ihr Weinlese halten,
ohne dass die Trauben der in ihr hinterlegten Hoffnung ausgehen.
Nähern wir uns also diesem Acker und genießen wir von dem
Ertrag seiner Leben spendenden Furchen.
[Rede über die Verklärung Christi: BKV II 37, S. 184]
Isidor von Pelusium († um 441):
Halte die Lesung der
Heiligen Schriften für eine Wegzehrung [für den Weg] zum
Heil! Denn sie nährt mit trefflichen Beispielen die Liebe zum
Schönen und den Mut derer, die sie mit Eifer hören.
[Sancti
Isidori Pelusiotae, epistolarum libri quinque, MPG
78. Bd. 2, Br. 53, Sp. 515f]
Papst Gregor „der Große”
(† 604):
Die Bibel ist wie ein Strom, der so flach ist, dass ein Lamm daraus
trinken kann, und so tief, dass ein Elefant darin baden kann.
Ildefons von Toledo (†
667):
Es erleuchte uns, die wir in der
Finsternis und im Schatten des Todes sitzen [Lukasevangelium 1,79], das Licht des
Evangeliums, das jeden Menschen, der in diese Welt kommt, erleuchtet;
es gehe uns nicht unter dem Ansturm der Versuchungen, sondern es
leuchte uns immerfort durch die Fülle deiner Erbarmungen!
Petrus Damiani (†
1072):
Vertiefe dich ganz in die Prophetenbücher
und in die Evangelien! Schaffe in deinem Herzen allenthalben Raum für
die verschiedene Aussagen der heiligen Schrift!. Dann wird kein Teil
des Herzens mehr einen Freiraum bieten für Phantasien, die
nutzlosen Gedanken entspringen!
Der Mönch und Erbauungsschriftsteller Ludolf von
Sachsen († 1377/1378):
Sinne darüber
nach, was der gütige Jesus gesagt oder getan hat, ebenso über
die Gleichnisse.
Du aber, wenn du daraus
Frucht zu gewinnen begehrst, dann musst du mit der ganzen
Leidenschaft des Geistes sorgfältig, voller Freude und
hartnäckig alle anderen Sorgen und Kümmernisse und
Bedrängnisse abwerfen und abwehren. Du sollst durch die Tat
erweisen, dass für dich gegenwärtig ist, was durch und um
den Herrn Jesus gesagt und getan worden ist und das berichtet wird -
so, als hättest du es mit eigenen Ohren gehört und mit
eigenen Augen gesehen -; es ist das Herrlichste für den, der
voller Verlangen darüber nachsinnt und noch viel herrlicher aber
für den Schmeckenden, den Schauenden. Deswegen sollst du, obwohl
vieles aus dem Geschehenen als in der Vergangenheit vollbracht
erzählt wird, es dennoch betrachten und im Herzen bedenken, als
ob alles in der Gegenwart geschähe: so wirst du daraus ohne
jeden Zweifel größere Süßigkeit gewinnen und
genießen.
[Mystische
Texte des Mittelalters, hrsg. von Johanna Lanczkowski. Philipp
Reclam jun. Stuttgart 2007, S. 294 - 297]
Josef Maria Tomasi († 1713) rät seinem Neffen,
jeden Tag mindestens eine halbe Stunde damit zu verbringen,
andächtig zu lesen und über die Heilige Schrift zu
meditieren, insbesondere die vier Evangelien, die Apostelgeschichte,
Jesus Sirach und das Buch Tobit, wo man gute Regeln finden wird, um
sich selbst zu regieren.
Laurentius von Brindisi († 1619):
Das Wort Gottes
ist von unschätzbarem Wert. Es ist wie ein Schatz, der alles
Gute enthält. Denn aus ihm kommen Glaube, Hoffnung und Liebe;
alle Tugenden, alle Gaben des Heiligen Geistes, die Seligpreisungen
des Evangeliums; alle guten Taten, alle vorzüglichen Werke des
Lebens und alle Herrlichkeit des Paradieses … Das Wort Gottes ist
Licht für den Verstand und Feuer für den Geist, so dass der
Mensch Gott erkennen und lieben kann. Dem inneren Menschen, der vom
Geist Gottes lebt, ist es Brot und Wasser. Aber das Brot ist süßer
als Honig und Honigwaben, das Wasser besser als Wein und Milch. Es
ist für die Seele ein Schatz geistlicher Werte; deshalb wird es
Gold und kostbarer Edelstein genannt. Gegen das Herz, das sich in der
Sünde verhärtet, ist es wie ein Hammer. Gegen Welt, Fleisch
und Teufel ist es wie ein Schwert, das jede Sünde tötet.
[http://www.kathpedia.com/index.php/Laurentius_von_Brindisi
http://kirchlich.net/pages/spiritualitaet/zitate-von-kirchenlehrern - abgerufen am
21.11.2019]
Jakob Desideratus Laval († 1864):
Dieses Buch [der Heiligen Schrift]
birgt wirklich Nahrung für die Seele. Alle andern Bücher,
die Nachfolge Christi ausgenommen, bedeuten wenig neben ihm. Es ist
das Buch der Bücher. Alles steht darin, wie man braucht.
4. Verwirklichung durch das Tun
Für
das Verständnis der Heiligen Schrift genügt nach
Athanasios von Alexandria
(† 373) nicht ein rein intellektuelles Verstehen.
Sie erschließt sich vielmehr nur dem, der entsprechend lebt:
Aber zum Studium
und wahren Verständnis der Heiligen Schriften hin bedarf es noch eines
guten Lebenswandels, eines reinen Herzens und der christlichen
Tugend, damit der Geist auf diesem Weg erlangen und erfassen kann,
wonach er strebt, soweit überhaupt der Menschennatur ein Wissen
über Gott den Logos erreichbar ist. Denn ohne reinen Sinn und
Nachahmung des Lebens der Heiligen kann wohl niemand die Sprache der
Heiligen verstehen. Denn wie einer, der das Licht der Sonne sehen
möchte, gewiss das Auge abwischt und reinigt und sich durch die
Reinigung dem Sehobjekt fast ähnlich macht, damit das Auge, so
gleichsam Licht geworden, das Sonnenlicht schaue, oder wie einer, der
eine Stadt oder ein Land sehen möchte, notgedrungen an die
Stätte sich begibt, um seine Beobachtung ztz machen, so muß
der, welcher die Gedanken der Gottesgelehrten verstehen will, seine
Seele im Leben zuvor abwaschen und reinigen und durch gleichartige
Handlungen den Heiligen selbst nahe kommen, damit er durch einen
gleichen Lebenswandel mit ihnen verbunden auch das verstehe, was
diesen von Gott geoffenbart worden
[inc. 57: MPG 25, Sp. 195-98; BKVII 31, S. 155f b]
Philipp Neri (†
1595):
Die Weisheit der
Heiligen Schrift erlernt man mehr durch Taten als durch Studieren.
Johann Michael Sailer († 1832)
erteilt Ratschläge an
seine Schüler bei ihrem Abschied von der Universität 1794:
Unter allen
Büchern lasst euch die heilige Schrift und die Werke der
Kirchenväter die liebsten sein, damit euch der Kern und Stern
unseres allerheiligsten Glaubens immer klarer und wichtiger werde.
Auf diese Weise wird
euch der Sinn und Geist der göttlichen Offenbarungen,
Verheißungen, Drohungen, Gaben, Führungen, Segnungen immer
heller in das Auge leuchten, immer mächtiger auf euer Herz
wirken, und immer überzeugender aus euren Reden und Taten
sprechen.
[WW 40, 483-85]
Charles de Foucauld († 1916):
Es gehört zu
deiner Berufung, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht
durch das Wort, sondern durch dein Leben.
Johann Maier (†
1945):
Die einzige Bibel, die die Menschen heute
noch lesen, sind die Christen.
[2. Fastenpredigt, 29. Februar 1945]
Der Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte Karl Rahner (†
1984):
Die Bergpredigt verstehen kann nur ein
Mensch, der den Mut hat, sich selbst radikal in Frage zu stellen -
sich selbst, nicht die anderen, nicht nur dies und das an sich
selbst.
Die Gründerin der Kleinen Schwestern Jesu
, Ordensname Magdeleine von Jesus, Magdeleine Hutin
(† 1989):
Das Evangelium sei Dein Schatz.
Es ist das Buch des Lebens und enthält die Wissenschaft der
Liebe. Lass es Dir in Verstand und Herz eindringen, damit Dein Leben
eine lebendige Predigt des Evangeliums, eine lebendige Frohbotschaft
sein kann.
Papst Johannes Paul II.
(† 2005):
Das Evangelium
verspricht niemanden ein bequemes Leben. Es stellt Ansprüche.
Roger Schutz (†
2005):
Lebe das, was du vom Evangelium
verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist, aber lebe es!
Das Wenige, das wir vom Evangelium begreifen, entfaltet sich in
uns, sobald wir es, und sei es noch so schüchtern, weitergeben.
5. Wörtliches oder / und bildliches Verständnis der Schrift
Vor allem Origenes betont, dass die Heilige Schrift sowohl einen buchstäblichen wie einen tieferen bildlichen, allegorischen Sinn hat; die buchstäbliche Auslegung sei nur für die geistig Unmündigen da (BKV III, 26f) und für die Masse da, die bildliche dagegen für eine gebildete Minderheit (BKV II, 26f und öfter).
Augustinus von Hippo lehnt sowohl eine nur historische wie nur allegorische Schriftauslegung ab (BKV III, 29-32), bricht dennoch ein Lanze für die allegorische Deutung (BKV VII, 110f und öfter).
Dagegen lehnen Basilius „der Große” (BKV II, 57f, 139 - 141) und Hieronymus (BKV I, 225 - 231) eine einseitige allegorische Schriftauslegung ab.
Clemens von Alexandria († 215 ?):
Die Eigenart der
Heiligen Schrift besteht darin, dass sie in Gleichnissen spricht,
weil auch der Herr, obwohl er nicht zu dieser Welt gehörte, wie
ein Geschöpf dieser Welt zu den Menschen kam. Denn er trug auch
alle Tugend an sich und war dazu bestimmt, den in dieser Welt
heimischen Menschen durch die Erkenntnis zu dem Geistigen und allein
Wirklichen emporzuführen, aus dieser Welt in eine andere Welt.
Deshalb verwendet er auch die Schrift in übertragenem Sinn; denn
das ist das Wesen des Gleichnisses; es ist eine Redeform, die von
etwas, was nicht das eigentlich Gemeinte, aber ihm ähnlich ist,
den Verständigen zum Wahren und Eigentlichen emporführt,
oder, wie einige sagen, eine Ausdrucksweise, die das eigentlich
Gemeinte durch anderes mit Nachdruck vor Augen stellt.
[strom 6, c. 15, Nr. 126. In: BKV II 2. R., Bd. 19, S.
324]
Hugo von Saint-Victor († 1141):
Wir lesen in der
Heiligen Schrift, aber wir kleben dabei nicht am Buchstaben. Wir
begnügen uns nicht mit dem Wortsinn; denn was wir suchen und was
wir lehren, das ist der innere, der verborgene, der allegorische
[sinnbildliche] Sinn: die Bedeutung des Ganzen … Natürlich
müssen auch wir es zuerst buchstäblich lesen und zunächst
jedes einzelne Wort verstehen, aber wir begnügen uns eben nicht
mit dem grammatischen Sinn jedes einzelnen Wortes.
[Einführung
in die Mystik / In Quellen und Zeugnissen, hrsg. von Walther Tritsch. Weltbild Verlag, Augsburg 1990, S. 91]
6. die Autorität der Heiligen Schrift
Glaubensgeheimnisse bedürfen eines Rückhalts in der Heiligen Schrift: Cyrill von Jerusalem (BKV 71. 303. 310).
Die Heilige Schrift ist Richtschnur und Gesetz bezüglich aller theologischen Lehrsätze: Gregor von Nyssa (BKV 266).
So ist sie oberste Glaubensquelle: Augustinus von Hippo (BKV IX, 72).
Unser Wissen von Gott kann nicht über Offenbarung in der Heiligen Schrift hinausgehen: Johannes von Damaskus (BKV 3f).
Dabei ist die Sprache der Heiligen Schrift einfach, um von möglichst vielen Menschen verstanden zu werden: Origenes (BKV III, 94f).
Dagegen vergewaltigen Häretiker die Heilige Schrift: Tertullian (BKV II, 322f) , vgl. Ephraem der Syrer (BKV II, 9 - 12 und öfter).
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 30.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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