Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Demut

Das griechische Wort für Demut tapeinótes und das lateinische Wort humilitas betonen den Aspekt der Niedrigkeit bzw. der Bodennähe (humus), also das Nicht-Abgehoben-Sein von der Wirklichkeit. Das deutsche Wort bedeutete ursprünglich Dienstwilligkeit, also die Bereitschaft Gott und den Menschen zu dienen. In diesem Sinn galt die Demut vor allem im alten Mönchtum als Fundament aller übrigen Tugenden. Ihr Gegensatz ist der Hochmut.

1. Wesen der Demut 2. D. und Tugend 3. Jesus Christus als Vorbild 4. D. in der Beziehung zu Gott 5. Notwendigkeit und Wert der D. 6. Verschiedenes

1. D. bedeutet "Armut im Geist": Gregor von Nyssa (BKV 158f.); Johannes „Chrysostomus” (BKV I 239; VI 129); Makarios (BKV 101).

Wesen der D.: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 87)

D. ist Selbsterkenntnis: Augustinus von Hippo (BKV V 23); vgl. Johannes „Chrysostomus” (BKV II 118).

Wesen der D.: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 87)

Anastasios von Sinai († nach 700):

"Frage: Was ist wahre Demut? Und wie können wir sie mit Gottes Hilfe üben?

Antwort: … Wahre Demut besteht darin, gute Werke zu vollbringen, und sich dabei für unrein und der Gnade Gottes für unwürdig zu halten und der festen überzeugung zu sein, dass wir nur durch die Menschenfreundlichkeit Gottes gerettet werden. Was immer wir an guten Werken tun, damit können wir uns vor Gott nicht rechtfertigen, allein schon wegen der Luft, die wir atmen. Mögen wir ihm auch alles, was wir haben, als Opfer darbringen, er schuldet uns keinen Lohn. Alles ist ja sein … Wenn wir also so viel schuldig sind und nicht zurückgeben können, in welcher Demut und welcher Zerknirschung des Herzens sollen wir dann beständig leben? So, dass wir uns niemandem voranstellen, keinen verurteilen, von keinem schlecht reden, keinem Böses nachtragen, vielmehr alle lieben, mit allen Mitleid haben. [Und] sehnen wir uns nach Gott, so wie viele sich nach ihrer Freundin sehnen."

[MPG 89, quaestiones 135, Sp. 311ff.; eigene Übersetzung]

In der Ansprache über den Zöllner und Pharisäer hebt Andreas von Kreta († 767 ?) die Bedeutung der Demut für das christliche Leben hervor:

"Der Erzählstoff vom Zöllner und Pharisäer ist gleichsam eine Vorübung und Vorbereitung für die, die sich an die heilige Demut halten wollen, die alle Tugenden umfasst, durch die man wahrhaft das Himmelreich erlangt, und die sich zugleich vom Hochmut abkehren wollen,

der Gott verhasst ist und den Menschen von allen Tugenden abwendet …

Die Demut ist die Erzieherin zu den Tugenden, Haupt, Ursprung und Ziel der Frömmigkeit, in der die Schönheit des Christen besteht. Sie ist die Abtötung der Leidenschaften, Hinwegnahme der Sünde, sie bewahrt die [fruchtbare] Feuchtigkeit in der Wurzel des Glaubens …

Der Zöllner steigt zum Tempel empor, indem er im Geist durch Demut absteigt; der Pharisäer aber steigt ab, indem er im Geist durch überhebung aufsteigt …

Denn der Hochmütige bleibt nicht in der Liebe; und wer nicht in der Liebe bleibt, bleibt nach Johannes nicht in Gott. Wer aber in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm, und er ist nach Paulus ein Tempel Gottes … Es verliert wahrhaft die Liebe, wer sich nicht demütigt, es verachtet, wer nicht liebt. So ist also der Hochmut der Anfang einer jeden Art von Sünde. Ihr folgt Hass, dem Hass der Mord …

Lernen wir also, Brüder, und lassen wir uns belehren und erfüllen wir unsere großen Verpflichtungen. Doch erheben wir uns nicht ihretwegen. Wenn wir auch gut sind, gerecht und sanftmütig, menschlich und barmherzig, demütigen wir uns dennoch, überlassen wir uns nicht der Verachtung und dem Hochmut, um nicht einmal unsere Mühen und Anstrengungen zunichte zu machen. ‚Wenn ihr dies alles getan habt,‛ sagt der Herr, ‚sagt: Wir sind unnütze Knechte. Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.‛ Es ist nämlich unsere notwendige und unvermeidliche Schuldigkeit, dem, der Gott ist über allen, dienstbereite Demut, Geduld, Unterwerfung, Gehorsam, Willfährigkeit und Dankbarkeit darzubringen und seinen heiligsten †auch, welche Verurteilung, Strafe und Vernichtung die überhebung mit sich bringt."

"Eine demütige Gesinnung reinigt von allen Sünden; doch der Hochmut vernichtet alle Tugenden, da er ein größeres und schlimmeres übel darstellt als jedwede Sünde und Verfehlung. So ist es besser, als Sünder umzukehren und sich zu demütigen, als das Rechte tuend hochmütig zu werden." [S. Andreae Cretensis oratio XX: In argumento Publicani et Pharisaei, MPG 97, Sp. 1255ff.; eigene Übersetzung]


Ignatius von Loyola († 1556)äußert sich über die Weisen der Demut:

"Die erste Weise der Demut ist notwendig zum ewigen Heil. Ich muss mich nämlich so weit herabsetzen und erniedrigen, als es mir möglich ist, dazu hin, dass ich in allem dem Gesetz Gottes unseres Herrn gehorche, derart dass ich - auch wenn man mich zum Herrn aller geschaffenen Dinge auf dieser Welt machte oder wenn es um mein eigenes zeitliches Leben ginge - nicht einmal in Erwägung ziehe, ein Gebot zu übertreten, sei es ein göttliches oder ein menschliches, das mich unter Todsünde verpflichtet.

Die zweite Weise der Demut ist vollkommener als die erste: Wenn ich mich nämlich in solcher Verfassung befinde, dass ich nicht mehr wünsche noch Neigung habe, in Reichtum als in Armut zu leben, nach Ehre zu verlangen als nach Schmach, ein langes Leben zu wünschen als ein kurzes, wenn dabei der Dienst Gottes unseres Herrn und das Heil meiner Seele gleich bleibt, und dass ich ferner weder um aller geschaffenen Dinge willen noch deshalb, weil man mir das Leben nehmen wollte, es auch nur in Erwägung ziehe, eine lässliche Sünde zu begehen.

Die dritte Weise der Demut ist die vollkommenste: Wenn ich nämlich - die erste und zweite Weise vorausgesetzt und sofern das Lob und die Ehre der Göttlichen Majestät gleich bleibt -, um Christus unserem Herrn je mehr nachzufolgen und ihm je mehr in der Tat ähnlich zu werden, eher mit dem armen Christus Armut will und erwähle als Reichtum, mit dem schmacherfüllten Christus Schmach als Ehren und je mehr danach verlange, für einfältig und töricht gehalten zu werden als für weise und klug in dieser Welt - um Christi willen, der zuerst als solcher angesehen wurde. [Ignatius von Loyola, Geistliche übungen, übertr. v. A. Haas. Verlag Herder, Freiburg 1999, S. 60f.]

Contardo Ferrini († 1902):

"Demut ist Wahrheit, nichts als Wahrheit … Die Demut beruht in der Erkenntnis unseres Elends, unserer Gebrechlichkeit. Die Demut besteht nicht im Verzweifeln; denn wir sind in guten Händen."

Franziska Xaviera Cabrini († 1917):

"Das Sakrament der Buße ist einer der größten Schätze durch die Demut, die mir ihr einhergeht, indem sie unsere Armseligkeiten offenbar macht. Und, oh, wie kostbar ist vor Gott unsere Demütigung!. Ein Akt der Demut ist mehr wert als die Ausübung der auffälligsten Tugenden. Die Demut ist Wahrheit, sie versetzt uns in unseren wahrheitsgemäßen Zustand; denn in der Tat, was sind wir denn vor Gott?"

[http://www.preghiereagesuemaria.it/santiebeati/san francesca sa…; eigene Übersetzung]

P. Pio Pietrelcina († 1968): "Die Demut ist Wahrheit und Wahrheit ist Demut."

2. Vorzug des reuigen und demütigen Sünders vor dem hochmütigen Gerechten: Origenes (BKV II 278)

D. bezüglich der guten Werke: Basilius (BKV II 335-38); Hieronymus (BKV I 163f.); Leo (BKV II 20f. u. ö.)

D. ist Grundlage der Sanftmut: Gregor von Nyssa (BKV 171f.).

Ohne D. kommen Gerechte zu Fall: Ambrosius (BKV II 479f.).

D. heißt, seine Verdienste sich nicht selber zuschreiben: Johannes „Chrysostomus” (BKV I 54).

D. ist die Mutter aller Tugenden (Johannes „Chrysostomus”, BKV I 241) und das Fundament des geistlichen Baues (ders., I 241), Grundlage des Tugendlebens (ders., VI 129-34. 153f.).

D. macht groß, Hochmut erniedrigt: Johannes „Chrysostomus” (BKV III 333-38).

D. ist der Beginn der Frömmigkeit: Augustinus von Hippo (BKV I 87).

D. des wahrhaft Tugendhaften: Augustinus von Hippo (BKV I 282.285)

Rechte Stellung zum Menschenlob: Augustinus von Hippo (BKV IX 49-51); vgl. Petrus „Chrysologus” (BKV 70-75)

Der Gerechte soll sich trotz aller Fortschritte für nichts halten: Makarios (BKV 101f. 218).

Dem Hochmütigen wird die Gnade entzogen: Makarios (BKV 135f. u. ö.).

Die gläubige Seele schreibt dem Herrn all ihre Gerechtigkeit zu: Makarios (BKV 264. 303).

Cäsarius von Arles († 542):

" Demut und Nächstenliebe sind die beiden Beine, auf denen wir uns rasch fortbewegen können. Alle werden von der Erhabenheit der Nächstenliebe angezogen, aber Demut ist die erste Stufe, die es zu erklimmen gilt. Warum hebst du deinen Fuß höher als du selber stehst? Willst du denn fallen anstatt zu steigen? Beginne mit der ersten Stufe, also mit der Demut; sie bringt dich schon voran." [Predigt 159: CCL 104, 650: "Er folge mir nach"]

Nach Hildegard von Bingen († 1179)stehen Demut und Liebe an der Spitze der Wertehierarchie:

Die Demut bewirkte nämlich die Geburt des Gottessohnes aus der Jungfrau. Nicht in unersättlicher Umarmung, nicht in leiblicher Schönheit, nicht in irdischem Reichtum, in goldenem Schmuck oder in weltlicher Ehre erwies sich die Demut. Sondern der Sohn Gottes lag in der Krippe, weil seine Mutter eine arme Frau war. Seufzt und weint auch die Demut immer, sie macht allen Lastern ein Ende, das ist ihre Aufgabe. Wer immer also den Teufel besiegen will, schütze und bewaffne sich mit der Demut; denn Luzifer flieht sie vor allem und verbirgt sich vor ihr wie eine Schlange in der Höhle; wo sie ihn aber erwischt, zerreißt sie ihn schnell wie einen morschen Faden. Die Liebe ergriff den einzigen Sohn Gottes im Schoß des himmlischen Vaters und legte ihn in den Schoß der irdischen Mutter, denn sie verachtete weder Sünder noch Zöllner, sondern erstrebte die Erlösung aller. Deshalb entlockt sie auch oft den Augen der Gläubigen einen Tränenquell und erweicht ihre Hartherzigkeit.

Dadurch erstrahlen Demut und Liebe mehr als die anderen Tugenden. Denn Demut und Liebe sind wie Seele und Leib, die zusammen mehr Gewalt besitzen als die übrigen Kräfte der Seele und die Glieder des Leibes. Wie ist das zu erklären? Die Demut ist gleichsam die Seele und die Liebe wie der Leib; sie können nicht voneinander getrennt werden, sondern arbeiten zusammen, wie auch Seele und Leib verbunden bleiben und miteinander wirken, solange der Mensch im Körper lebt. Und wie die verschiedenen Glieder des Leibes gemäß ihrer Kraft von Seele und Leib abhängig sind, so leisten auch die übrigen Tugendkräfte ihren gerechten Beitrag zugunsten der Demut und Liebe. Deshalb, ihr Menschen, bemüht euch zur Ehre Gottes und zu euerm Heil um Demut und Liebe. So ausgerüstet werdet ihr die Nachstellungen des Teufels nicht zu fürchten brauchen, sondern unvergängliches Leben besitzen.

[Hildegard von Bingen, Scivias, hrsg. v. W. Storch, Augsburg 1990, S. 36f.]

Johannes-Baptist Vianney († 1859): "Die Demut ist wie die Kette im Rosenkranz: Wenn die Kette reißt, fallen die Perlen weg; wenn die Demut weicht, verschwinden alle Tugenden."

3. Christus selbst hat D. verkündet: Origenes (BKV II 15).

Christus als Lehrer der D: Augustinus von Hippo (BKV V 22f. 25f.; VI 6)

Freiwillige D. nach dem Beispiel Christi: Leo (BKV I 181-84)

Christus als Vorbild der D.: Basilius (BKV II 339); Gregor von Nyssa (BKV 159f.)

Nach Karl Borromäus († 1584)sind die dreifache Demut und die Liebe des Herrn Vorbild für uns Menschen:

Hier nun, geliebte Brüder, müssen wir … die bewundernswerte Demut unseres Erlösers nicht nur aufmerksam betrachten, sondern auch mit großem Eifer nachahmen. Es gibt drei Stufen von Demut, von denen die erste Stufe ausreichend ist, die zweite überströmend, auf der dritten Stufe aber alle Gerechtigkeit erfüllt wird.

Auf der ersten Stufe befinden sich die, die ihren Oberen gehorchen, auf der zweiten, welche sich um Gottes willen auch ihresgleichen unterordnen, zur dritten sind die zu zählen, die es nicht für unter ihrer Würde halten, auch ihren Unterstellten zu dienen.

In all diesen drei Stufen hat sich Christus unser Herr eindeutig als der Demütigste und Gehorsamste erwiesen. Er war dem über ihm stehenden Vater, wenn du seine Menschheit ins Auge fasst, unterworfen; in seiner Gottheit war er ihm gleich. Er gehorchte so sehr und unterwarf sich ihm so, dass er, wie er bezeugte, nichts anderes tat, als den Willen seines Vaters. Wie sehr er sich aber durch Demut und Gehorsam gegenüber den weit unter ihm stehenden Menschen auszeichnete, steht fest, sowohl durch sein eigenes Zeugnis als auch durch die Beschreibung der Evangelien: ‚Denn, so sagt er, ‚ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mt 20,28). Wenn ihr aber mit mir jene Stelle des Evangeliums betrachten wollt, die erzählt, was er bei der Fußwaschung tat und sprach - all das, was ich jetzt zusammenfasste - werdet ihr klar erkennen: ‚Es war vor dem Osterfest.

Alles im Geheimnis der Menschwerdung Christi lehrt die äußerste Demut und offenbart unendliche Liebe. Aus Liebe stieg er vom Himmel. Aus Liebe zu uns wurde er getauft; aus Liebe zu uns fastete er, erlitt er die Versuchung, Trübsale und Beschimpfungen und zuletzt hat er den Tod erlitten. Diese seine bewundernswerte Liebe bewies er auch beim letzten Abendmahl, als er das allerheiligste Sakrament seines Leibes und die übrigen heiligen Geheimnisse und Dienste der Gottesverehrung einsetzte. Darüber hinaus auch die Fußwaschung. … Durch sie hat er seine Liebe den Seinen anvertraut und seinen Dienern Bescheidenheit des Herzens gelehrt.

[Predigt des Karl Borromäus, Zum Herrenmahl bei der Fußwaschung über das 13. Kapitel bei Johannes: Es war vor dem Osterfest, 27. März 1567, nach: H. Bach, Karl Borromäus, Köln 1985]

Teresa Margareta vom Heiligen Herzen Jesu Redi († 1770):

"Da die Liebe die Liebenden gleichförmig macht, daher sollten wir demütig werden wie Jesus, sanftmütig wie Jesus, und Seine Demut wird uns lehren, uns zu freuen, wenn wir verachtet werden, und stumm zu bleiben, wenn die Natur uns dazu führen möchte, uns zu entschuldigen."

4. Notwendigkeit der D. gegenüber Gott: Origenes (BKV II 278)

D. beim Gebet: Cyprian (BKV I 170f.)

Pflicht der D vor Gott: Ambrosius (BKV II 479f.)

D. ist nötig zum Glauben: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 36-38).

Mit D. beginnt die Frömmigkeit: Augustinus von Hippo (BKVI 87).

Niemand darf auf seine eigene Gerechtigkeit pochen und an Gottes Barmherzigkeit zweifeln: Leo (BKV I, 4).

D. der Gott liebenden Seele: Makarios (BKV 85f.)

Eucherius von Lyon († 449/50):

"Der Demut sollen wir uns besonders befleißigen; denn sie stellt uns den Gerechten gleich, sie verbindet uns mit den Engeln, sie lässt uns Gott nahekommen. Sie ist es, die keinen Sturz, keinen Abgrund und kein Fallen zu fürchten braucht; denn die Demut kann nirgendwohin fallen: Willst du also nicht fallen? Dann erhebe dich nicht! "

[Exhortatio ad monachos 2, MPL 50, Sp. 865f.; eigene Übersetzung]


ägidius († 1262): "Keiner kann zur Erkenntnis Gottes kommen außer durch Demut: Der Weg zum Aufstieg heißt Abstieg."

Franz Xaver († 1552)weist hin auf die Macht der Demut:

Ich bitte Sie, Brüder: Geben Sie sich ohne Grenzen Gott, unserem Herrn, hin, legen Sie all das Ihre in seine Hand, ohne auf Ihr Wissen und Können zu vertrauen und auf die Meinung der Menschen. Dann werden Sie wohl bereitet sein, auch die größten Prüfungen an Leib und Seele zu bestehen, denn Gott tröstet und stärkt die Demütigen, besonders die, welche ihre eigenen Schwächen in all den vielen kleinen Armseligkeiten des Lebens wiederfinden, als spiegelten sie sich dort auf sehr klarem Grund, sie, die den Sieg über sich erringen. Wenn solche Menschen dann von Bedrängnissen umklammert werden - und seien es auch die schwersten, die sie jemals erlebt - sie wissen: Weder der böse Feind noch das Heer seiner Diener, weder die Stürme des Meeres noch die barbarischen Völker und tückische Menschen zu Wasser und Land, noch irgendeine geschaffene Kreatur können sie erschüttern; in ihrem Vertrauen auf Gott ist ihr sicheres Wissen beschlossen, dass nichts ihnen schaden kann ohne Gottes Zulassung und seine waltende Macht! Und weil ihr Verlangen und Sehnen, Gott zu dienen, offenbar ist, weil alle Kreatur unter Gottes Botmäßigkeit steht und ihr Vertrauen tief in ihm ruht, darum kennen sie nur eine einzige Furcht - die Furcht, gegen Gott zu sündigen. Sie wissen: Wenn Gott dem bösen Feinde erlaubt, sein Werk zu wirken, und wenn die Geschöpfe sie verfolgen, so widerfährt ihnen dies zu ihrer Erprobung, auf dass sie innerlich klarer erkennen, oder es kommt über sie als Strafe für ihre Sünden, oder um ihnen Verdienste erringen zu helfen oder auch, auf dass sie demütig würden. Darum bringen sie Gott einen Hochgesang ihres Dankes dar, sie preisen ihn, weil ihr Nächster ihnen die Gnade der Verfolgung erweist, sie lieben ihre Feinde als Werkzeuge, von denen ihnen das Gute kommt; und weil sie den Undank fürchten und doch nicht wissen, wie sie so große Gunst vergelten können, so beten sie voller Inbrunst für ihre Verfolger."

[E. Vitzthum (Hrsg.), Die Briefe des Francisco de Xavier, Leipzig 1941, S. 147f.]

Teresa Margareta vom Heiligen Herzen Jesu Redi (†1770):

"Je ärmer und elender ich bin, umso reicher und stärker bin ich in Gott."

Johannes-Baptist Vianney († 1859): "Die Demut entwaffnet die Gerechtigkeit Gottes."

Rosa Flesch († 1906):

"Vom Stolzen entfernt sich Gott, er vollbringt nichts Großes für Gott. Dem Demütigen nähert er sich und befähigt ihn, Großes zu seiner Ehre und zum Wohl des Nächsten zu vollbringen."

5. Predigt über die D: Basilius (BKV II 330-41)

Wenn uns D. und Einfalt fehlen, fehlt uns das Wichtigste: Johannes „Chrysostomus” (BKV III 227).

Wert u. Notwendigkeit der D: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 74-78)

Grundlegende Bedeutung (Augustinus von Hippo, BKV II 331) und Notwendigkeit der D. (ders., IV 206f.)

D als Kennzeichen des wahren Christen: Makarios (BKV 142f. 218)

Sie gehört zur Natur der Vollkommenheit: Makarios (BKV 160. 231f.).

Antonius († 356 ?) über die Bedeutsamkeit der Demut:

Ausspruch des Altvaters Antonios: ‚Ich sah alle Schlingen des Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sprach: ‚Wer kann ihnen denn entgehen? und ich hörte, wie eine Stimme zu mir sagte: ‚Die Demut!

Makarios der ägypter († um 390):

Teufel: "Du fastest - ich auch. Du hältst Nachtwachen - ich schlafe überhaupt nicht. In einem jedoch besiegst du mich!" Makarios: "Wodurch?" Teufel: "Durch deine Demut."

Synkletika († um 400):

"So wie es unmöglich ist, ein Schiff zu bauen ohne Nägel, so kann auch ein Mensch ohne Demut nicht selig werden."

Benedikt von Nursia († 547oder um 560) über die Demut:

"Laut ruft uns, Brüder, die Heilige Schrift zu: ‚Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden (Lukasevangelium 18,14). Mit diesen Worten zeigt sie uns also, dass jede Selbsterhöhung aus dem Stolz hervorgeht. Davor hütet sich der Prophet und sagt: ‚Herr, mein Herz ist nicht überheblich, und meine Augen schauen nicht hochmütig; ich ergehe mich nicht in Dingen, die für mich zu hoch und zu wunderbar sind. Wenn ich nicht demütig gesinnt bin und mich selbst erhöhe, was dann? Du behandelst mich wie ein Kind, das die Mutter nicht mehr an die Brust nimmt (Ps 131,1 f.).

Brüder, wenn wir also den höchsten Gipfel der Demut erreichen und rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen wollen, zu der wir durch die Demut in diesem Leben aufsteigen, dann ist durch Taten, die uns nach oben führen, jene Leiter zu errichten, die Jakob im Traum erschienen ist. Auf ihr sah er Engel herab- und hinaufsteigen. Ganz sicher haben wir dieses Herab- und Hinaufsteigen so zu verstehen: Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch Demut hinauf.

Die so errichtete Leiter ist unser irdisches Leben. Der Herr richtet sie zum Himmel auf, wenn unser Herz demütig geworden ist. Als Holme der Leiter bezeichnen wir unseren Leib und unsere Seele. In diese Holme hat Gottes Anruf verschiedene Sprossen der Demut und Zucht eingefügt, die wir hinaufsteigen sollen.

[Regula Benedicti / Die Benediktusregel, Beuron 1992, Kap. 7, S. 101]

Elisabeth A. B. Seton († 1821):

"Das Tor zum Himmel ist sehr niedrig, nur der Demütige kann durch es eintreten."

Johannes-Baptist Vianney († 1859): "Mit der Demut ist es wie mit einer Waage: Je mehr man sich an der einen Seite erniedrigt, desto mehr wird man an der anderen erhöht."

Johannes Bosco († 1888):

"Wer auf der Höhe steht, hat umso mehr Demut nötig." (X. 1086)

6. Philippina Duchesne († 1852):

"Die Demut ist die Haltung, die die größte Anstrengung erfordert."

Arsenius († um 440):

"Einmal fragte der Altvater Arsenios einen ägyptischen Alten über seine eigenen Gedanken. Ein anderer, der das sah, sagte zu ihm: ‚Altvater Arsenios, nachdem du so große griechische und römische Bildung besitzest, wie kannst du da diesen Bauern über seine Gedanken befragen?‛ Er aber antwortete ihm: ‚Die römische und griechische Bildung habe ich in mir, aber das Alphabet dieses Bauern habe ich noch nicht gelernt.‛"

[Weisung der Väter / Apophthegmata Patrum, übersetzt von Bonifaz Miller, Freiburg i. B. 1965, Nr. 43]


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 05.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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