Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Warum und wozu beten?
1. Allgemeine Antworten
2. für die Seele
3. Förderung der Tugenden
4. vielfältiger Segen
5. Macht des Gebets
6. Verbindung mit Gott
7. Heil
1. Allgemeine Antworten
Das Gebet der Christen erhält die Welt: Apologeten (BKV I 53).
Art und Weise der Erhörung: Origenes (BKV I 42f).
Vielfache Wirkungen: Gregor von Nyssa (BKV 93f).
Warum und wie: Augustinus von Hippo (BKV X 23 - 27).
Wert und Notwendigkeit: Armenische Väter (BKV II 77-80).
Sinn und Zweck des Gebets Christi: Johannes von Damaskus (BKV 180f).
Bernhard von Clairvaux († 1153) stellt die Frage, warum uns
unser Beten oft so wirkungslos erscheint:
Wie kommt es
denn, dass kaum einmal einer von uns, selbst wenn wir niemals
aufhören zu beten, erfahren zu haben scheint, dass sein Gebet
etwas bringt?
Wie wir an das Gebet
herangehen, so gehen wir wieder weg, wie uns scheint; niemand
erwidert uns ein Wort, niemand schenkt uns etwas, sondern wir
scheinen uns vergeblich bemüht zu haben. Doch was sagt der Herr
im Evangelium? Urteilt nicht nach dem Augenschein, sondern
urteilt gerecht!
(Johannesevangelium 7, 24). Was ist aber ein gerechtes
Urteil, wenn nicht das Urteil des Glaubens? Denn der Gerechte lebt
aus dem Glauben. Folge darum dem Urteil des Glaubens und nicht deiner
Erfahrung, denn der Glaube ist wahrhaft, die Erfahrung aber
trügerisch. Der Gottessohn selbst verheißt uns ja:
Glaubt, alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr
empfangen, und es wird euch zuteil werden
(Markusevangelium 11, 24). Niemand
von euch, Brüder, achte das Gebet für gering, denn ich sage
euch, auch der, zu dem wir beten, achtet es nicht für gering.
Ehe es noch aus unserem Mund gekommen ist, lässt er es in seinem
Buch aufschreiben. Eine von zwei Gaben können wir unzweifelhaft
erhoffen: Entweder wird er uns das geben, worum wir bitten, oder das,
was uns nach seiner Erkenntnis noch nützlicher ist. Wir wissen
ja nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen. Gott aber erbarmt
sich unserer Unwissenheit und nimmt unser Gebet immer gütig an.
Allerdings gibt er uns nicht, was uns schädlich ist oder was er
uns erst später schenken will. Dennoch wird unser Gebet niemals
fruchtlos sein.
[Bernhard von Clairvaux: Über das Beten. Zisterziensische Spiritualität
für den Alltag, Heft 3. Regensburg 2003, S. 7f]
Der deutsch-italienische Priester, Jugendseelsorger, Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini
(† 1968):
Man kann auf die Dauer kein guter
Christ sein ohne zu beten - sowenig man leben kann, ohne zu atmen.
2. für die Seele
Psychologischer Wert des Betens: Origenes (BKV I 33-35)
Nilos „der Faster” von Ankyra
(† um 430):
Wie das Brot Nahrung für
den Leib und die Tugend Nahrung für die Seele ist, so ist auch
das geistige Gebet Nahrung des Geistes.
Mechthild von Magdeburg († 1282 oder 1285 oder 1294):
Das
Gebet hat große Macht, das ein Mensch verrichtet mit seiner
ganzen Kraft. Es macht ein bitteres Herz süß, ein
trauriges Herz froh, ein armes Herz reich, ein törichtes Herz
weise, ein zaghaftes Herz kühn, ein schwaches Herz stark, ein
blindes Herz sehend, eine kalte Seele brennend. Es zieht den großen
Gott in ein kleines Herz, es treibt die hungrige Seele hinauf zu dem
Gott der Fülle.
Franz Xaver Seelos († 1867):
Ist es möglich
für uns, immer zu beten, dauernd in der Kirche zu sein, den
Rosenkranz und andere Gebete den lieben langen Tag zu beten? …
Damit ich richtig verstanden werde, will ich hier einen Vergleich
bringen. Wie das Essen die Nahrung für den Körper ist, so
ist das Gebet die Nahrung für die Seele. Wir essen jeden Tag, um
unser Leben aufrecht zu erhalten, und wir müssen täglich
beten, um das Leben unserer Seele, welches die Gnade Gottes ist, zu
bewahren. Aber man isst nicht nur einmal am Tag, sondern mehrere
Male, und wenn man besonders erschöpft und schwach ist, nimmt
man ein paar zusätzliche Erfrischungen zu sich. Das Gleiche gilt
im Bezug auf das Gebet. Deine Seele braucht mehrmals am Tag eine
Erfrischung, und wenn du ernsthaft in Versuchung gerätst und
wenn du die Schwäche des Fleisches spürst, brauchst du umso
mehr die Gnade Gottes.
[Carl
W. Hoegerl, Alicia von Stamwitz: Ein fröhlicher Heiliger Franz Xaver Seelos,
aus dem Englischen übersetzt von Hermann Wagner. Bonn 2000,
S. 134 - 138]
Maximilian Maria Kolbe
(† 1941):
Napoleon wurde einmal gefragt,
was dazu gehöre, um eine Schlacht zu gewinnen. Er antwortete:
Geld, Geld und nochmals Geld!
Wenn es um die Heiligung
der Seelen geht, müsste man sagen: Man braucht das Gebet, das
Gebet und nochmals das Gebet! Ohne das Gebet wird die Seele schwach.
Je mehr man aber aus diesem Gnadenschatz schöpft, desto mehr
wird man Gnaden besitzen.
[Maximilian Maria Kolbe: Jedem ist der Weg gewiesen / Texte eines Märtyrers.
Ostfildern 1977, S. 92f]
3. Förderung der Tugenden
Das Gebet wäscht die Sünden ab: Ephraem der Syrer (BKV I 253f), überwindet den Satan: Ephraem der Syrer (BKV II 66); Makarius der Ägypter (BKV 352f).
Schutz gegen die Sünden: Gregor von Nyssa (BKV 90 - 92).
Die stärkste Wehr im sittlichen Kampf: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 144).
Die Einsiedlerin
Theodora († 304 ?) sagte:
Die
Selbstlosigkeit, die Stille, das Schweigen und die verborgene
Weisheit gebären die Gottesfurcht und Keuschheit. Die verborgene
Weisheit ist das im Herzen unaufhörliche Gebet:
Herr, Jesus
Christus, erbarme dich meiner!
und Sohn Gottes! Komm mir zu Hilfe!
[Meterikon. Die Weisheit der
Wüstenmütter, hrsg. u. übersetzt von Martirij Bagin und
Andreas-Abraham Thiermeyer. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg
2004, Nr. 42]
Gregor Palamas
(† 1359) über das Gebet und die
Reinheit des Herzens:
Ein wirksames
Gebet bewirkt eine heilige und vollkommene Erhebung zu und Einigung
mit Gott, indem es die vernunftbegabten Geschöpfe an den
Schöpfer bildet, nachdem das Gebet die Leidenschaften und
schlechten Gedanken durch eine echte und tiefe Zerknirschung
überwunden hat. Denn einem den Leidenschaften ergebenen Geist
kann sich Gott nicht verbinden. Deshalb erlangt der Geist nicht die
Barmherzigkeit [Gottes], der sich nicht einem solchen Gebet widmet:
aber in dem Maß, indem er die Leidenschaften zurückweisen
kann, in diesem Maß erwirbt er die Gabe der Zerknirschung; und
entsprechend der Zerknirschung erlangt er den Trost der
Barmherzigkeit, und nur wenn er darin verharrt, gestaltet er auch die
Leidenschaft der Seele um.
[De
oratione et puritate cordis. In: MPG 151, Sp.1117f; eigene Übersetzung]
Baptista von Varano († 1524):
Halte deinen
Geist, soweit es deine Gebrechlichkeit erlaubt und soweit es die
göttliche Gnade zulässt, fest auf Gott gerichtet! Das ist
die nützlichste und notwendigste Sache, die ein Mensch als
Diener Gottes tun kann. Das oftmalige An-Gott-Denken erwärmt das
Gefühl, erleuchtet den Verstand und ist ein Zaum gegen die
lässlichen Sünden, sowie ein Besen für die Laster und eine
nicht bedachte Vorbereitung für das fromme Gebet.
[Unterweisung an den Schüler,
in: Es begann mit einer Träne …. Leben und Schriften der
heiligen Camilla Battista von Varano OSC, hrsg. von Gottfried Egger.
Heiligenkreuz im Wienerwald 2012, S. 240ff]
Johannes-Baptist de La Salle († 1719):
Schätzt das Gebet hoch:
Es ist die Grundlage aller guten Eigenschaften und die Quelle der
Gnade, die erforderlich ist, um uns selbst zu heiligen und die
Pflichten unserer Tätigkeit zu erfüllen.
4. vielfältiger Segen
Gregor von Nyssa († nach 394) erläutert,
welch Segen auf seinem Gebet ruht:
Wenn der Mensch
alles mit Gebet unternimmt, so wird er, auch wenn er noch so
ernstlich nach seinem irdischen Ziel strebt, doch von der Sünde
abgehalten, da ihm nichts begegnen kann, was imstande wäre, ihn
zur Leidenschaftlichkeit hinzureißen. … Das Gebet ist der
Schutz der Mäßigung, die Zügelung des Zorns, die
Unterdrückung des Hochmuts, die Befreiung von Rachsucht, die
Ausrottung des Neids, die Vernichtung der Ungerechtigkeit, die
Errettung aus der Gottlosigkeit. Gebet ist Stärke des Leibes,
Gedeihen der Familie, Gesetzlichkeit im Staat, Stütze der
Herrschaft, Sieg im Krieg, Bürgschaft des Friedens, Versöhnung
der Feinde, Bewahrung der Freundschaft. Das Gebet ist das Siegel der
Jungfräulichkeit, die Treue in der Ehe, die Wehr der Wanderer,
der Wächter der Schlafenden, die Zuversicht der Wachenden, die
Bürgschaft der Ernte für die Landwirte, die Rettung der
Seefahrer. Gebet ist der Anwalt der Angeklagten, die Erlösung
der Gefangenen, die Erholung der Müden, die Wonne der
Fröhlichen, die Aufrichtung der Gedrückten, der Trost der
Trauernden, der Kranz der Brautleute, die Verherrlichung der
Geburtsfeier, das Sterbegewand der Verscheidenden. Das Gebet ist
Umgang mit Gott, Schauen der unsichtbaren Dinge, Erfüllung der
Sehnsucht, Verähnlichung mit den Engeln, Fortschritt im Guten,
Zerstörung des Bösen, Bekehrung der Sünder, Genuss der
Gegenwart, Zuversicht auf die Zukunft.
[BKV 92]
Johannes „Klimakos”
(† um 650):
Gebet ist
hinsichtlich seiner Beschaffenheit Zusammensein und Vereinigung des
Menschen mit Gott; hinsichtlich seiner Wirkung aber Bestand der Welt,
Versöhnung Gottes, Mutter und außerdem Tochter der Tränen,
Sühne der Sünden, Damm wider die Versuchungen, Scheidewand
zur Bedrängnis, Vernichtung der Kriege, Werk der Engel, Speise
aller Leiblosen, die künftige Freude, endlose Tätigkeit,
Quelle der Tugenden, Vermittler der Gnadengaben, unsichtbarer
Fortschritt, Speise der Seele, Erleuchtung des Geistes, Gegengift der
Verzweiflung, Aufweis der Hoffnung, Lösung von Traurigkeit, der
Reichtum der Mönche, der Schatz der Hesychasten [die das Gebet
der Ruhe üben], Minderung des Zornes, Spiegel des Fortschritts,
Offenbarung des (erlangten) Maßes, Sichtbarmachung des
Zustands, Enthüllung der künftigen Dinge, Anzeichen des
Ruhmes. Das Gebet ist für den wirklich Betenden das Gericht, der
Gerichtsort und Richterstuhl des Herrn vor dem künftigen
Gericht.
[Philokalie
/ der heiligen Väter Nüchternheit, Bd. 5. Verlag Der Christliche Osten,
Würzburg 22007, S. 54f]
Petrus von Alcántara († 1562):
Das Gebet ist die
Nahrung der Liebe, die Stärkung des Glaubens, die Festigung der
Hoffnung und Freude für das Herz. Es hilft, die Wahrheit zu
entdecken, Versuchungen zu überwinden, den Schmerz in den Griff
zu bekommen, die Vorsätze zu erneuern und die Mittelmäßigkeit
zu überwinden. Das Gebet verzehrt den Rost der Sünde und
entflammt das Feuer der Liebe. Das Gebet vermag den Himmel zu
öffnen.
[Peter
Dyckhoff, über die Brücke gehen / Exerzitien im Alltag nach
Petrus von Alcántara. Don Bosco Verlag, München 2001, S. 313 - 316]
Immer wieder betont
Ulrika Nisch († 1913) die Wichtigkeit des
Gebets:
Wenn man nicht
betet, hat man keinen Segen, nirgends, und die Arbeit geht nicht voran.
5. Macht des Gebets
Karl Borromäus († 1584):
Es gibt nichts
Gutes, nichts Großes, was das Gebet nicht fertigbrächte.
Das Gebet ist für Theresia von Lisieux († 1897)
der archimedischer Punkt:
Ein Gelehrter
hat gesagt:
Gebt mir einen Hebel, einen Stützpunkt, und
ich werde die Welt aus den Angeln heben.
Was Archimedes nicht
erreichen konnte, weil seine Forderung sich nicht an Gott richtete
und nur das Stoffliche betraf, das erlangten die Heiligen in seiner
ganzen Fülle. Der Allmächtige gab ihnen als Stützpunkt:
GOTT SELBST und GOTT ALLEIN, [und] als Hebel: das Gebet, das mit
einem Liebesfeuer entflammt, und auf diese Art haben sie die Welt aus
den Angeln gehoben; und auf diese Art heben die heute streitenden
Heiligen sie aus den Angeln, und bis zum Ende der Welt werden es die
künftigen Heiligen ebenfalls tun.
.
[Therese vom Kinde Jesus: Selbstbiographische Schriften /
Authentischer Text, übersetzt von O. Iserland und C. Capol.
Einsiedeln 1958, S. 274]
Rupert Mayer (†
1946):
Das Gebet ist die Allmacht des
ohnmächtigen Menschen
und die Ohnmacht des
allmächtigen Gottes.
Petrus Pavliček († 1982):
Im Gebet finde
ich das Geheimnis aller Heiligen, dass sie immer erhört werden,
weil sie niemals um etwas bitten, was gegen den Willen Gottes wäre.
Das Geheimnis der
großen Erfolge mancher Heiliger liegt darin, dass sie die Macht
des Gebetes erkannt haben. Wer die Allmacht hinter sich hat, dem
gelingen die wunderbarsten Werke, weil man nichts sich selbst,
sondern alles Gott zuschreibt, was man Gutes tun darf.
Der Ordensmann, Schriftsteller und Mystiker Carlo Carretto (†
1988):
Wie kann ich noch
zweifeln an der Kraft meines Gebets, wenn es - obschon so gebrochen
und lahm - in seinem Aufschwung vom Geist, dem Welten erschaffenden
Geist, getragen ist?
6. Verbindung mit Gott
Durch das rechte Beten wird Gott besiegt: Tertullian (BKV I 271 - 273).
Das gute Gebet bewirkt, dass wir Gott in lebendiger Erinnerung behalten: Basilius „der Große” (BKV I 15).
Rechter Gegenstand des Gebets ist das Himmlische: Origenes (BKV I 48-51 und öfter) und nicht das Irdische: Gregor von Nyssa (BKV 96f, 100 - 102); Augustinus von Hippo (BKV X 18 - 23)
Isaak von Ninive
der Syrer († um 700):
Such dir einen
Arzt, noch bevor du krank wirst. Bete, noch bevor dich die Drangsal
trifft. Und zur Zeit der Drangsal wirst du ihn [Gott] finden und er
wird dir antworten.
Angela von Foligno († 1309):
Je mehr du
betest, desto mehr wirst du erleuchtet werden; je mehr du erleuchtet
wirst, desto gründlicher und klarer wirst du das höchste
Gut erkennen, das in höchstem Maße gute Sein; je
gründlicher und klarer du ihn erkennen wirst, desto mehr wirst
du ihn lieben; je mehr du ihn lieben wirst, desto mehr wird er dich
erfreuen; und je mehr er dich erfreuen wird, desto besser wirst du
ihn erfassen und in der Lage sein, ihn zu verstehen. Danach wirst du
zur Fülle des Lichts gelangen, weil du verstehen wirst, dass du
ihn nicht erfassen kannst
.
[Angela von Foligno: Ansprache von Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 13. Oktober
2010 - https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/audiences/2010/documents/hf_ben-xvi_aud_20101013.html -
abgerufen am 23.08.2025]
Katharina de'Ricci († 1590):
Das Gebet lässt uns
eins werden mit Gott und ihn liebgewinnen, es macht uns seinem
Willen gleichförmig.
(16. Oktober 1554)
Vinzenz Pallotti
(† 1850):
Wenn wir nicht beten oder
nicht recht beten, bauen wir vor der Güte Gottes, die uns
überfluten will, einen Staudamm auf.
Johannes-Baptist Vianney († 1859):
Ja, mit einem
guten Gebet können wir Himmel und Erde befehlen. Alles wird uns
gehorchen.
Gott liebt es, belästigt zu werden.
Es sind nicht die
schönen und nicht die langen Gebete, auf die Gott achtet,
sondern jene, die aus dem Grunde des Herzens kommen.
Pio da Pietrelcina († 1968):
Das Gebet ist ein
mächtiges Werkzeug, ein Schlüssel, der das Herz Gottes
öffnet.
Gott ist jedes
Gebet wohlgefällig, das in rechter Intention und gutem Willen
gesprochen wird.
7. Heil
Nach Alfons Maria von Liguori († 1787) ist beten
heilsnotwendig:
Meistens lehren
die Theologen in Übereinstimmung mit den Heiligen …, dass
es gemäß dem Laufe der Vorsehung gerade für einen
Gläubigen unmöglich ist, sein Heil zu finden, wenn er sich
nicht durch das Gebet immer wieder Gott anvertraut und wenn er nicht
immer wieder die zum Heil notwendigen Gnaden erbittet. … Um
sich zu retten, muss man also kämpfen und siegen, denn ohne
Gottes Hilfe können wir den Anfechtungen und den Kräften
unserer Feinde niemals widerstehen; diese sind ja mächtiger als
wir. Und solcher Beistand ist eben nur durch das Gebet zu erlangen.
Gott will, dass alle
gerettet werden, und bietet allen die Gnaden, die nötig sind, um
ihr Heil zu erwirken. Denn wenn Gott uns nicht genügend Gnaden
schenkt, um unser Heil schon von vornherein zu sichern, dann schenkt
er uns doch Gnaden genug, damit wir beten können.
Die richtige
Motivation für das Gebet liegt darin, allein Gott zu gefallen,
das heißt nur auf das zu hören, was Gott von ihm will, und
ihn um Hilfe darum zu bitten, diesen seinen Willen auszuführen.
[Alfons de Liguori, zitiert nach: Walther Tritsch: Einführung in
die Mystik / In Quellen und Zeugnissen. Weltbild Verlag,
Augsburg 1990, S. 315]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 03.09.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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