Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Das Kreuz Jesu und unser Kreuz

Der synoptische Jesus betont, dass seine Nachfolge Kreuzesnachfolge bedeutet (vgl. Markusevangelium 8, 34 und Parallelen; Matthäusevangelium 10, 38)

1. Christi Wille für uns
2. Nachfolge des leidenden Christus
3. Kreuz tragen

1. Christi Wille für uns

Gertrud von Helfta († 1302) erklärt, wie das Kreuz angemessen verehrt werden kann:
In der Messe sodann wurde sie vom Herrn durch folgende Worte belehrt: ‚Betrachte, welches Beispiel ich meinen Auserwählten durch diese Verherrlichung des Kreuzes gebe. Denn den Gegenständen, welche mir zu körperlichen Erquickungen dienten, wie z. B. dem Gefäß, worin ich in meiner Kindheit gebadet wurde, und ähnlichem, habe ich keine so hohe Ehre erteilt wie meinem Kreuze, der Dornenkrone, der Lanze und den Nägeln, welche dazu dienten, mir Leiden zu bereiten. Deshalb wünsche ich, dass auch meine Freunde mich hierin nachahmen, und zwar dadurch, dass sie meiner Ehre und ihres eigenen Heiles wegen eine größere Liebe ihren Feinden als ihren Wohltätern erweisen, weil sie hieraus einen unvergleichlich größeren Gewinn ziehen können. Unterlassen sie es aber aus menschlicher Schwachheit, die erlittenen Unbilden sogleich durch Wohltaten zu vergelten, so würde es mir hierbei doch ein angenehmes Opfer sein, wenn sie wenigstens eine Weile nachher sich bemühten, den Unbilden durch Wohltaten zu entsprechen, gleichwie das Kreuz meines Leidens eine Zeitlang in der Erde verborgen lag und nachher erhöht wurde.
… Hierauf begehrte sie sehnsüchtig, eine Partikel von dem Herrn so teuren Holz zu erwerben, um durch die Verehrung für dieselbe vom Herrn umso gnädiger angesehen zu werden. Er antwortete ihr: Willst du Reliquien haben, die mein Herz zu dem Besitzer wirksam hinziehen können, dann lies den Text meiner Leidensgeschichte und erwäge dabei sorgfältig, welche Worte ich mit größerer Liebe gesprochen habe. Diese schreibe ab, bewahre sie, überdenke sie oftmals und sei versichert, dass du hierdurch meine Gnade mehr als durch andere Reliquien verdienen wirst.

[Gertrud von Helfta, Gesandter der göttlichen Liebe, 4. Buch, 50. Kap., übersetzt von J. Weißbrot, Freiburg-Basel-Wien 2001, S. 384f.]

Katharina von Siena († 1380) empfiehlt: Ergreife die Waffen des heiligsten Kreuzes!
Jesus ist ein süßer Meister, der uns in seiner Lehre unterrichtet, indem er den Lehrstuhl des heiligsten Kreuzes besteigt.
Um allen Versuchungen zu widerstehen, nehmt mutvoll die Waffen des heiligsten Kreuzes.
[Wenn der Geist mit] dem Blute des gekreuzigten Jesus [erfüllt ist, sieht die Seele, was es] um das Feuer der göttlichen Liebe ist, um diese unaussprechliche, mit dem Blute ganz und gar durchtränkte Liebe. Dann ertränkt sich die Seele in dem Blute, d. h., sie ertränkt jeden schlechten und sinnlichen Willen; … sie bekleidet sich mit dem ewigen Willen Gottes, den sie in dem Blute findet und verkostet … Deshalb habe ich euch gesagt, ich wünschte euch in dem Blute des gekreuzigten Jesus gebadet und ertränkt zu sehen.
Ich will, dass der Baum des Kreuzes in deinem Herzen gepflanzt sei und du dem gekreuzigten Jesus ähnlich werdest. Verbirg dich in den Wunden des gekreuzigten Jesus; bade dich in dem Blute des gekreuzigten Jesus; berausche dich in dem gekreuzigten Jesus und bekleide dich mit ihm; sättige dich mit Schmach, mit Schmähungen und Beschimpfungen, indem du sie aus Liebe zum gekreuzigten Jesus erduldest; hefte deine Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen, der zum Heile führt.
Der Herr selbst sagte zu seiner Dienerin: Damit die Frucht eurer Handlungen reichlicher und köstlicher sei, bearbeite ich euch durch zahllose Trübsale, Beschimpfungen, Beleidigungen, Schmach, Verachtung und Vorwürfe, durch Worte und Handlungen, durch Hunger und Durst, so wie es meiner Güte gefällt und nach Maßgabe dessen, was jeder zu tragen fähig ist. Das Leiden ist die Probe, nach der sich die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Seele beurteilen lässt.
[J. Leclercq u. A. Kaufmann (übers.), Die Mystikerin des Apostolates St. Katharina v. Siena, Vechta i. O. 1929, S. 220-23]

Rosa von Lima († 1617):
Der Herr und Heiland erhob seine Stimme und sprach mit unvergleichlicher Hoheit: ‚Alle sollen wissen, dass auf die Anfechtung die Gnade folgt; sie sollen einsehen, dass die Größe der Gnadengaben in dem gleichen Maß wächst, wie die Mühsale zunehmen; sie sollen erkennen, dass wir ohne die Last der Bedrängnis nicht zum Gipfel der Gnade gelangen können. Die Menschen sollen sich vor Spiritualität der Heiligen - Die theologischen TugendenIrrtum und Selbsttäuschung hüten. Das ist die einzige Leiter zum Paradies, ohne Kreuz findet niemand den Aufstieg zum Himmel.
[Epistula ad medicum Castillio: La patrona de America, Madrid 1928, S. 54f.; zit. nach: Monastisches Lektionar zum 23.8.]

Jesus zu Columba Schonath († 1787):
Wer in meiner Liebe leben will, der muss am Kreuz leben; wer da sagt, er liebe mich und hasst das Kreuz und Leiden, der sagt es mit dem Mund, aber das Herz ist kalt.
Der mich lieben will, der muss auch mit mir leiden.
Auf dem Weg des Kreuzes ist die reine Liebe zu finden.
Mein Herz ist verwundet mit Liebe und Schmerz. Willst du mir gleichförmig werden, so musst du auch diesem gleich werden.
Sei getrost in deinen Schmerzen! Wann du mir folgst in Leiden, wirst du mir auch folgen in den Freuden.
[Markus Huck, Die Passionsmystik der Schwester Columba Schonath OP (11.12.1730 - 3.3.1787), o. O., o. J., S. 16. 60. 30. 36f.]

Maria Bernhardine Soubirous († 1879) über den Trost, den Jesus spendet:
Mut, meine Tochter, das Kreuz ist das Erbteil meiner nächsten Freunde
Auf Erden das Leid, im Himmel das wahre Glück.
Liebe heißt allein: leiden, in Verbindung mit Jesus und Maria.
Sie müssen das Tun zur Sühne, zuerst für Ihre Sünden und dann für so viele andere!
Wo ist ein Freund zu finden, der mitzuleiden und zugleich unsere Schmerzen zu lindern versteht wie Jesus. Es [das Kreuz] gehört nur Jesus und Jesus allein.
Lieben wir ihn und halten wir uns an ihm fest von ganzem Herzen!

Gebet einer armen Bettlerin zu Jesus:
O Jesus, gib mir, ich bitte dich, das Brot der Demut, das Brot des Gehorsams, das Brot der Liebe, das Brot der Kraft, meinen Willen zu brechen und ihn mit deinem zu vereinen, das Brot der inneren Abtötung, das Brot der Loslösung von den Kreaturen, das Brot der Geduld, die Schmerzen zu ertragen, die mein Herz erleidet; o Jesus, du willst, dass ich gekreuzigt sei, fiat, das Brot der Kraft, gut zu leiden, das Brot, nur dich allein in allem und immer Jesus, Maria, das Kreuz zu sehen, ich will keine anderen Freunde als diese.
[Bernadette von Lourdes / Ich habe das Glück, zur Grotte zu gehen / Briefe und Bekenntnisse, hrsg. v. André Ravier. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1979, S. 102-104. 124]

Nach Ulrika Nisch († 1913) bewährt sich Liebe vor allem in der Annahme des Leids:
Würden wir den Wert des Leidens erkennen, dann würde unser Herz aufgehen vor Verlangen nach Kreuz und Leiden.
Unser größter Trost wird es sein, für Gott und seine Ehre zu leiden. Wenn wir ruhig und still, ergeben in Gottes heiligen Willen, die kleinen Leiden tragen, dann werden wir bald die Wirkung der Gnade fühlen, die uns zu größeren Opfern bereit macht. Ja, mag kommen, was kommen will, es ist der Seele zu wenig: Sie dürstet und schmachtet nach Arbeit, Opfer und Leiden.
[Benedikt Baur, Erzabt von Beuron 1938-1955, Kein Maß kennt die Liebe / Das Leben der Dienerin Gottes Schwester Ulrika Nisch von Hegne, hrsg. v. P. Maternuns Eckardt OSB, Vicepostulator im Selig- und Heiligsprechungsprozess der Dienerin Gottes. Konstanz/ Bodensee 1965]

Franziska Xaviera Cabrini († 1917):
Eine große Gnade ist das Kreuz. Wir wollen nicht schauen, aus welchem Holz es verfertigt ist, es genügt uns zu wissen, dass es uns von Jesus her zukommt. (19. Oktober 1889)

2. Nachfolge des leidenden Christus

In einer Predigt erklärt Cäsarius von Arles († 542), was es heißt, Christus nachzufolgen:
Durch den Sündenfall hatte der Mensch auf seinem Weg eine Menge Hindernisse aufgebaut. Sie wurden aber abgebaut, als Christus auferstand, seinen Fuß auf den Weg setzte und aus einem schmalen Pfad eine Straße machte, die eines Königs würdig war. Demut und Nächstenliebe sind die beiden Beine, auf denen wir uns rasch fortbewegen können. Alle werden von der Erhabenheit der Nächstenliebe angezogen, aber Demut ist die erste Stufe, die es zu erklimmen gilt. Warum hebst du deinen Fuß höher als du selber stehst? Willst du denn fallen anstatt zu steigen? Beginne mit der ersten Stufe, also mit der Demut; sie bringt dich schon voran.
Deshalb hat unser Herr und Retter sich nicht damit begnügt zu sagen: Er verleugne sich selbst, sondern hinzugefügt: Er nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Was bedeutet: er nehme sein Kreuz auf sich? Es bedeutet, dass er alles erträgt, was für ihn mühsam ist; dadurch geht er an meiner Seite. Sobald er beginnt mir nachzufolgen und sein Leben nach meinem Leben und meinen Geboten auszurichten, begegnet er auf seinem Weg vielen Menschen, die ihm widersprechen, die versuchen, ihn von diesem Weg abzubringen, die sich nicht nur über ihn lustig machen, sondern ihn verfolgen. Solche Leute finden sich nicht ausschließlich unter den Heiden, die der Kirche fern sind; es gibt sie sogar unter denen, die, von außen betrachtet, innerhalb der Kirche zu sein scheinen.
Wenn du also Christus nachfolgen willst, dann nimm sein Kreuz unverzüglich auf dich und ertrage die Bösartigen, ohne dich entmutigen zu lassen … Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Wenn wir dieses Wort in die Tat umsetzen wollen, dann müssen wir uns darum bemühen, uns, mit Gottes Hilfe, das Wort des Apostels Paulus zu eigen zu machen: Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so soll uns das genügen. Eines steht zu befürchten: Wenn wir mehr irdische Güter haben wollen als wir brauchen und reich werden wollen, geraten wir in Versuchungen und verfallen in sinnlose und schädliche Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen (1. Timotheusbrief 6,8-9). Der Herr möge uns seinen Schutz zuteil werden lassen und uns von dieser Versuchung befreien.

[Predigt 159: CCL 104, 650: Er folge mir nach]

Petrus Damiani († 1072): Wer das Kreuz Christi nicht liebt, liebt Christus nicht.

Bernhard von Clairvaux († 1153):
Es wäre eine Schande, ein wehleidiges Glied zu sein unter einem dornengekrönten Haupt.

Der Kaufmann und geistliche Schriftsteller im Umfeld der Mystik des 14. Jahrhunderts Rulmann Merswin († 1382):
Ich weiß sehr wohl von der Gnade Gottes, dass es keinen Christenmenschen geben soll, der ihrer begehrt und der ohne Leiden befunden würde: Er soll freiwillig und gern sein Kreuz tragen wollen bis zu seinem Tod, wenn Gott es so von ihm haben will.;

Heinrich Egher († 1408):
LERNE ZU STERBEN!
Schau aufmerksam auf das Verhalten eines Toten, wie schweigsam, wie geduldig, wie einsam [er ist]! Wenn über einen Toten gesagt wird: Er ist unzüchtig, er ist stolz, er war ein Bösewicht, und alle übrigen Schmähungen [über ihn ausgestoßen werden], so hört man von ihm keinen Laut. So sollst auch du sein, wenn man zu dir sagt: Ach, die Brüder nehmen ärgernis an deinen Versuchungen und Demütigungen! [Dann] denk an Christus, der gelitten hat und mehr als alle gedemütigt wurde! Wer war denn über seinen überaus schmählichen Tod erbaut? Es weinte seine Mutter, es flohen im Glauben zweifelnd seine Jünger, die Juden verspotteten ihn. Und siehe, welchen Ruhm er [nun] nach einer so großen Demütigung und Schmach besitzt! Du sollst dich also selbst verleugnen und Christus nachfolgen bei jedweder Art von Demütigung und Schmach!
Lasst uns [also] in Geduld in dem für uns bestimmten Wettkampf laufen und dabei Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens vor Augen haben, ihn, der angesichts der ihm in Aussicht gestellten Freude die Schmach verachtete und das Kreuz auf sich nahm. Ahme also den Herrn Jesus nach! Kümmere dich nicht darum, wenn andere dir schmeicheln und dich loben oder wenn sie etwa an dir deine Anmut bewundern. Sei immer bereit und mit gottergebenem Glauben gerüstet gegenüber Schmähungen, Widerwärtigkeiten, Vorwürfen, Spott, Anfechtungen, Versuchungen, Krankheiten und anderem mehr.

[A. P. Orbán (Hrsg.), Die Korrespondenz und der Liber exhortationis des Heinrich von Kalkar (Analecta Cartusiana, hrsg. v. James Hogg, Bd. 3), Universität Salzburg 1984, VV. 394-420, S. 262f.]

Vinzenz Ferrer († 1419): Trage den Gekreuzigten immer in deinem Herzen, damit er dich in seine ewige Herrlichkeit einführe!

Thomas von Kempen († 1471): Viele folgen Jesus nach bis zum Brotbrechen beim Abendmahle, aber wenige bis zum Trinken aus dem Leidenskelche.

Petrus Canisius († 1597) über sein Selbstverständnis als Jesuit in einem Brief vom 5. Februar 1545 an Fürst Oswald Graf von S'Heerenbergh:
Wir halten treu an unseren Ordenssatzungen fest, die wir als Gefolgsleute Christi erwählt haben; allerdings verfolgen uns manche mit Hass und Feindschaft, und dies hat uns den Namen Jesuiten eingetragen. Wir denken jedoch nicht daran, jenen heiligsten Namen für uns allein in Beschlag zu nehmen, die wir ja kaum seine Jünger, sondern höchstens seine Knechte sind, dem Kriegsdienst des Kreuzes verschrieben. Mit Verachtung aller anderen Dinge haben wir uns das Kreuz als einziges Ziel vor Augen gestellt; und wir haben es überall aufzurichten versucht, sicher nicht ganz ohne Erfolg. Dass wir arbeiten für das Seelenheil der anderen Menschen, ist unser Gewinn und Nutzen. Das ist das Ziel, auf das hin unsere Studien ausgerichtet sind, darauf verwenden wir unsere Kraft und danach streben wir. Wir bezweifeln nicht, dass uns der allmächtige Gott seinen Schutz leihen wird, der uns zu dieser Art des Dienstes berufen hat und der die sichere Verheißung gab, dass denen, die das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen, nichts fehlen wird, sondern alles ihnen dazu gegeben wird (vgl. Matthäusevangelium 6, 33), was zu Nutzen des irdischen Leibs und der für den Himmel bestimmten Seele ist, was sie stärkt, schützt und vor Gefahren bewahrt. Wir wissen wohl, ja, wir haben es selbst schon erfahren, dass wir im Dienst des Kreuzes Christi wie alle seine Getreuen Gefahren, Unannehmlichkeiten und Unglück zu ertragen haben, besonders in diesem verwilderten Jahrhundert, das alle Frömmigkeit verachtet, voll Aberglauben ist und die Ehre des Kreuzes Christi als Schande verschmäht. Aber um so fester ist unser Entschluss, und wir wappnen uns gegen alle Gefahren dieses Lebens, damit der Herr des Weinbergs, wenn er einmal Arbeiter zur Lese senden will, geeignete Arbeiter an uns finde (vgl. Matthäusevangelium 9, 38). Und nach dem Wort des heiligen Paulus wollen wir uns als Vorbild erweisen im rechten Tun, in der Lehre, Lauterkeit und Würde, damit der Widersacher beschämt werde, wenn er uns nichts Böses vorwerfen kann (Titusbrief 2, 8 f.). Ich sehe zwar nicht ein, was einem Christen hart oder schwer erscheinen könnte, da doch das Kreuz seine Freude sein muss; er weiß ja, dass der Siegespreis seines Dienstes nicht mit Prunk, sondern durch Leiden errungen wird. Nichts anderes war ja das Leben der Heiligen als ein ständiger Kreuzweg und tägliche Abtötung. Deshalb liefen sie darbend, geängstigt und misshandelt voller Ausdauer in dem Wettkampf, der ihnen aufgegeben war; sie blickten auf zum Begründer und Vollender ihres Glaubens, zu Jesus; Freude war vor ihn hingestellt, er aber erduldete das Kreuz und achtete nicht der Schmach (vgl. Hebräerbrief 12, 1 f.). Wir aber haben noch nicht bis aufs Blut widerstanden (ebd. V. 4). Wir sollen nach diesem höchsten Glück streben, das man zwar in diesem Leben schmerzlich empfindet, um so in den Schwierigkeiten, die der Herr uns schickt, zu beweisen, dass wir nicht ganz unechte Kinder Gottes sind. Denn durch beständige Trübsal hindurch müssen wir uns um die Nachfolge des gekreuzigten Christus bemühen, in dem schließlich und endlich alle Ehre zu gründen ist. Wir schulden denen großen Dank, die uns offen oder im verborgenen verfolgen und verleumden; denn sie nützen ja unserer Sache - gegen ihren Willen - mehr, als sie schaden, sie beschleunigen eher unseren Lauf, als dass sie ihn aufzuhalten vermöchten.
[Briefe des hl. Petrus Canisius, ausgew. u. bearb. v. Siegfried Seifert, Leipzig 1983, S. 97 - 99, zitiert nach https://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/scheuerer/ausstell/cani5.htm - abgerufen am 14.04.2018)

Veronika Giuliani († 1727):
Aber vor allem sollen wir uns beständig der Heiligsten Passion widmen; dort werden wir die Regelungen für unser Leben in der Nachfolge Jesu finden. Er wird uns gut belehren, aber es kommt alles darauf an, dass wir von ihm lernen wollen; seien wir ihm treu, weil [auch] er uns gegenüber überaus treu ist. Unser ganzes Tun und Leiden sei vereint mit dem Wirken Jesu, mit den Leiden Jesu. Ich lasse euch im Herzen Jesu und grüße euch alle,
Eure unwürdige Schwester Veronica.

Der wahre Meister ist der gekreuzigte Jesus und das genügt; wenn wir dabei bleiben, beständig sein Leben zu betrachten, dann werden wir sicher eine neue Lebensweise aneignen.
[Lettere di Santa Veronika Giuliani, Monastero delle Cappuccine, Città di Castello 1965, S. 20; eigene Übersetzung]

In inneren Ansprachen sprach Jesus zu Gemma Galgani († 1903):
Jesus versicherte mir, dass ich nicht Liebe, sondern Hass und Verachtung zu erwarten habe. Um das Maß zu vollenden, würde sogar Er selbst mich verlassen. Das sei dann aber noch nicht das Ende von allem. Vielmehr stünden mir dann noch weitere Kreuze bevor, die ich mutig tragen soll. So sprach Jesus zu mir: Meine Tochter, weißt du, warum ich gerade jenen Seelen, die mir besonders lieb sind, viele Kreuze schicke? - Ich möchte ihr Herz besitzen. Aber ich will es ganz und ungeteilt haben. Darum werden jene von Kreuzen gleichsam umgeben. Ich schließe sie in Bedrängnisse ein und hindere sie so daran, meinen Händen zu entkommen. Ich bestreue ihren Weg mit Dornen, damit sie ohne jede menschliche Stütze, allein in MIR ihren ganzen Trost findet. Mein Kind, würdest du das Kreuz nicht fühlen, dann könnte doch wirklich nicht von einem Kreuz die Rede sein! Sei jedoch gewiss, unter dem Kreuz kannst du dich niemals verirren. Satan hat keinerlei Macht über jene, die es tragen um meiner Liebe willen. Meine Tochter, wie viele Menschen hätten mich längst verlassen, wenn ich sie nicht gekreuzigt hätte! Deswegen ist mein Kreuz wirklich eine kostbare Gabe, es ist die Schule vieler Tugenden.
[Jean-François Villepelée, Die Torheit des Kreuzes / Die heilige Gemma Galgani 1878 - 1903, Bd. III, überströmende Liebe, Parvis-Verlag, Hautville 1994, S. 11. 29f.]

In seinem Brief auf diesem Gefängnis vom 30. März 1941 sieht Alois Andritzki († 1943) sich in der Rolle des Simon von Cyrene:
Passionszeit! Christus ruft uns auf, ihm zu folgen … Nicht mehr Knechte nenne ich euch, sondern Freunde! Dem Freunde gebührt es aber, mit dem Freund Freud und Leid zu teilen. Christus trägt das Kreuz für die Kirche, da können wir als seine Freunde nicht müßig zusehen - sondern mittragen. Simon von Cyrene durfte damals wirklich handgreiflich das Kreuz dem Herrn tragen helfen, ihm wurde es ungefragt aufgebürdet - da half kein Sträuben - und er trug es! Nun, mir ist es ähnlich ergangen. Die Natur, der Freiheitsdrang will [sich] aufbäumen, aber schon lastet die Schwere des Kreuzes auf der Schulter. So will ich es tragen, da ich doch sehe, dass ich nur Freundschaftsdienst erfüllen darf. So wird es mir leichter, ja man wird froh. Man trägt es ja nicht allein - Christus trägt es ja mit. Da braucht man nicht zu verzagen. Ich habe Mut, es zu tragen bis auf Golgotha - alles mit Christus auskosten. Dann aber wird desto größer der Friede die Unruhe des Herzens beseligen, und das Kreuz wird einen zur Herrlichkeit der Auferstehung führen. So erweist sich die Bejahung des Willens Gottes als das Beste; gerade das Schlimmste, was die Welt fürchtet - das Leid, das Kreuz führt zur ewigen Herrlichkeit.
[Benno Schäffel (Hg.), Alojs Andritzki. Ein Lebensbild, Leipzig 2010; Alojs Andritzki, Briefe, Ratibor 2011]

Klemens Maria Hofbauer († 1820):
Wer nicht mit Christus leiden will, kann nicht mit ihm im Himmel sich freuen.

Wilhelm-Joseph Chaminade († 1850):
Als Christen sind wir alle dem Kreuz geweiht. Der Name Christen verpflichtet uns wesentlich, nicht nur das Kreuz Christi zu tragen, sondern sogar es mit Freude zu umfassen. Denn von einem Christen zu sprechen heißt von einem Wesen zu sprechen, dessen Berufung es ist, dem Haupt zu folgen, das Jesus Christus ist, und zwar auf seinem schmerzvollen Weg der Leiden und Demütigungen. Und das wird für ihn nicht nur eine Pflicht, sondern eine Ehre und Ruhm.
[Thomas Stanley, S. M., The mystical body of Christ according to the writings of father William Joseph Chaminade. A study of his spiritual doctrine, St. Paul's Press, Fribourg, Switzerland 1952, S.232 - 238; eigene Übersetzung]

Philippina Duchesne († 1852): Der gütige Herr hat uns die Gnade geschenkt, Anteil an seinem Kreuz zu haben. Das größte und zweifellos härteste Kreuz, das es zu tragen gilt, ist der Mangel an Erfolg bei unserer Arbeit.

Johannes Eudes († 1680):
Die geringsten Schwierigkeiten schlagen uns nieder, die kleinsten Schmerzen entmutigen uns, die schwächste Versuchung überwältigt uns, Mücken werden zu Elefanten; wir sind traurig, wo wir uns freuen sollten, wir zittern, wo gar kein Grund zur Angst gegeben ist! Wir wollen uns sehr wohl der Vorteile der heiligen Religion erfreuen, aber wir wollen nicht die Kreuze! Wollt ihr, dass man ein neues Evangelium für euch schafft? Oder wünscht ihr, dass Gott einen anderen Messias für euch sendet, einen Messias aus Zucker und Rosen?
[Die mystische Gegenwart Christi beim Unterricht; zit. nach: Walther Tritsch (Hrsg.), Einführung in die Mystik. In Quellen und Zeugnissen, Pattloch Verlag 1990, S. 314]

Maria Kreszentia Höß († 1744): in einem Brief an Franz Ahorner in Venedig, der ein schweres Leid durchzustehen hatte:
Hochwürdiger in Gott geistlicher in Christo hoch geehrter Herr!
Des Herrn an mich erlassenes Schreiben habe ich recht erhalten und daraus mitleidig ersehen, wie Sie mit so vielem Kreuz und Trübsal beladen sind. Aber in diesem Zeichen können Sie sehen, dass der liebe Gott Sie lieb hat; denn er gibt nur seinen Geliebten Kreuz und Leiden, und ohne seinen Willen wird uns kein Haar auf dem Haupte gekrümmt werden.
Ich werde in meinem armen Gebet fleißig für Sie beten, dass Gott, der Allmächtige, Ihr Kreuz mindern wolle nach seinem allerheiligsten Willen und wie es Ihrem Seelenheil nützlich ist. Wenn es aber zu seiner göttlichen Ehre und Glorie gereicht, so wolle er Ihnen Kraft und Stärke verleihen, alles mit Geduld und Gott zuliebe zu leiden.
Wenn wir bedenken, was für schreckliche Marter der liebe Gott wegen uns gelitten hat, so werden unsere Kreuze recht leicht zu tragen, sie kommen uns jetzt zwar ganz bitter und sauer vor, aber wir werden einst eine rechte Süßigkeit darin finden und nur wünschen, viel gelitten zu haben; denn wer hier viel zu leiden hat, der hat eine große Glorie im Himmel zu erwarten. Hier ist kurz, aber dort …!
[J. Gatz (Hrsg.), Briefe von, an und über Crescentia von Kaufbeuren / aus der Zeit 1714 - 1750, Kaufbeuren 1961, S. 167: Brief an Franz Ahorner]

Nach Paul vom Kreuz († 1775) drängt die Liebe zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten, auch uns, in unserem Inneren ein Fest des Kreuzes zu feiern: Es ist gut und heilig, an das Leiden des Herrn zu denken und es zu betrachten; denn so gelangen wir zur Vereinigung mit Gott. In dieser heiligen Schule lernen wir die wahre Weisheit, dort haben alle Heiligen sie gelernt. Wenn das Kreuz Jesu seine Wurzeln tiefer in eure Herzen senkt, werdet ihr rufen: Leiden, nicht sterben! oder: Entweder leiden oder sterben! oder noch besser: Weder leiden noch sterben, sondern volle Bekehrung zum Willen Gottes!
Die Liebe ist eine einigende Kraft, sie macht sich die Qualen des Geliebten zu eigen. Dieses Feuer dringt bis ins Mark, es verwandelt den Liebenden in den Geliebten. Auf erhabene Weise mischt sich die Liebe mit dem Schmerz und der Schmerz mit der Liebe. Es entsteht eine Verbindung von Liebe und Schmerz, die so eng ist, dass man die Liebe nicht mehr vom Schmerz und den Schmerz nicht mehr von der Liebe trennen kann. Darum freut sich die liebende Seele in ihrem Schmerz und jubelt in ihrer schmerzenden Liebe.
Seid standhaft in der übung aller Tugenden, besonders darin, dass ihr Jesus in seinem Leiden nachahmt; denn das ist der Höhepunkt der Liebe. Euer Handeln lasse alle erkennen, dass ihr nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich ein Abbild des gekreuzigten Christus seid, des Beispiels aller Güte und Sanftmut. Wer nämlich in seinem Innern mit dem Sohn Gottes vereint ist, der ist auch äußerlich sein Abbild durch die dauernde übung heroischer Tugend, besonders durch kraftvolle Geduld, die weder geheim noch öffentlich klagt. Bergt euch also in dem gekreuzigten Jesus und wünscht nichts anderes, als dass sich alle Menschen in allen Dingen zu seinem Willen bekehren.
Wenn ihr den Gekreuzigten wirklich liebt, dann werdet ihr im Tempel eures Innern stets das Fest des Kreuzes feiern, indem ihr schweigend duldet und euch keinem Geschöpf anvertraut. Weil Feste aber in Freude gefeiert werden, müssen alle, die den Gekreuzigten lieben, das Fest des Kreuzes in schweigendem Dulden begehen, mit heiterer und froher Miene, so dass das Leiden den Menschen verborgen und nur dem Höchsten bekannt ist. Bei diesem Fest werden Gastmähler gehalten, bei denen der Wille Gottes die Speise ist nach dem Beispiel unserer gekreuzigten Liebe.

Ich möchte der ganzen Welt sagen, dass man doch erkenne, welch große Gnade Gott in seinem Erbarmen erweist, wenn er Leiden schickt, vor allem, wenn das Leiden ohne Trost ist. Denn dadurch wird die Seele wie Gold im Feuer gereinigt. Sie wird schön und leicht, um so den Höhenflug zu ihrem Höchsten Gut anzutreten, das heißt, zur seligen Umformung zu gelangen, ohne es jedoch wahrzunehmen. Sie trägt das Kreuz zusammen mit Jesus und weiß es nicht.

;Man muss sich davor hüten, zu solchen Zeiten des Leidens das Gebet zu unterbrechen; denn dadurch würde das Leiden nicht geringer werden, ja die Seele würde sogar - ohne jeglichen Nutzen - noch mehr betrübt sein; denn sie würde sehen, dass sie der Lauheit zum Opfer gefallen ist. Indes weiß ich, dass Gott mir diese Erkenntnis gibt: Wen Gott durch das Gebet zu einer hohen Einheit mit Ihm führen will, der muss auf der Straße des Leidens im Gebet gehen; ich sage: Leiden ohne jeglichen erfahrbaren Trost, sodass die Seele sozusagen nicht mehr weiß, wo sie steht.
[Lettere di Paolo della Croce, Hg. Amedea della Madre del Buon Pastore, Rom 1924, Bd. 1, S. 43; Bd. 2, S. 440. 825, zitiert nach Monastisches Lektionar zum 19.10]

Peter Friedhofen († 1860):
Es ist nötig, dass Eure Augen immer geheftet sind auf das Leben, Leiden und Sterben Jesu … denn in der Betrachtung des Gekreuzigten wächst die Liebe und wird groß. (Brief 24)

Johannes Bosco († 1888):
Wer sich mit Christus freuen will, muss mit ihm gekreuzigt werden. (XI, 513)

Anna Schäffer († 1925):
Niemals können wir unser eigenes Leiden verstehen, wenn wir nicht Jesu Leiden zu betrachten und zu verstehen gelernt haben.

Aus eigener beglückender Erfahrung heraus wirbt Maria von der heiligen Cäcilia von Rom Belanger († 1929) für die Bereitschaft, mit Jesus Christus mitzuleiden:
Wert des Kreuzes!
Oh, ich möcht ihn doch allen, besonders den gottgeweihten Seelen erklären! Seelischer oder körperlicher Schmerz ist eine ewige Goldmine; er ist ein Glutpfeil, den die Liebe aus dem Herzen des Unendlichen schnellen lässt, um das Menschenherz zu verzehren und in das göttliche Leben einzutauchen … Wüssten wir, welch göttliche Liebeslast ein jedes unserer Kreuze in sich schließt, wir würden diesen unendlichen Schatz so sehr hochschätzen, dass wir nicht aufhören könnten, weder bei Tag noch bei Nacht, Gott glühenden Herzens anzuflehen, damit wir ihn erlangten, und voller Begeisterung dafür zu danken. Verstünden wir den Wert unserer Kreuze, wir wären starr vor Freude und Glück bei ihrem Empfang. Prüfungen, Trübsale, ängste aller Art würden uns ein Lied des Jubels und Entzückens entlocken und unwillkürlich stimmten wir das Te Deum an.
Der Herr wird nicht verstanden! Nein, das Herz des anbetungswürdigen Bräutigams, so zart, so gut, wird nicht erkannt! Jesus hat sich das Kreuz erwählt als heiliges Gut, er hat es mit Leidenschaft umfangen, es bis zur Torheit geliebt - und das für uns! Und wenn er uns ein Teilchen dieses mystischen Reichtums anbietet, dann zögern wir, ihm … die Hand zu reichen. Ach, die gefallene Menschennatur ist ein Abgrund von Finsternis! Gott weiß es. Deshalb hat Seine Barmherzigkeit stets Mitleid mit unserer Blindheit, und trotz unseres natürlichen Widerstrebens bietet Er uns die unschätzbaren Wohltaten des Kreuzes an, ja nötigt uns sogar, sie anzunehmen. Oh, wie freut es den göttlichen Meister, ein erkenntliches Dankeswort zu hören, wenn er uns einen Dorn aus seiner Krone oder einen Tropfen aus seinem bitteren Kelch reicht! Oh, wie frohlockt sein heiligstes Herz, wenn die verwundete und gekreuzigte Seele in Liebe die Geißeln, die Lanze und die kostbaren Nägel küsst! Oh, dass die Gabe Gottes doch verstanden würde! Alle Leiden, alle Qualen, alle Martern zusammengenommen erscheinen meiner Seele süß, wenn ich damit der milden göttlichen Vorsehung auch nur für die geringste Trübsal danken könnte. Oh, dass doch das Herz des Bräutigams wahrhaft erkannt würde! Geist der Wahrheit, oh, ich flehe dich durch Jesu Verdienste an, schenke den Seelen Licht, lehre sie, die wahren Güter zu werten und der unendlichen Güte zu danken für Stunden der Prüfung und Verdemütigung.

[Das Lied der Liebe / Autobiographie der Seligen Dina Bélanger, Mutter Maria von der heiligen Cäcilia von Rom RJM (1897-1929), übersetzt von M. Raphaela Schlichtner OSB. Theresia Verlag, Lauerz 1998, S. 218f.]

Franz Jägerstätter († 1943):
Wer nicht mit Christus leiden will, wird auch nicht mit Christus auferstehen.

Der Priester und Widerstandskämpfer Alfons Maria Wachsmann († 1944):
Nur in der Schule des Kreuzes, erfahren im selbstdurchlittenen Leid und nur in der übung heißen Gebetes, wird die Erkenntnis Christi gewonnen, die kein Studium erschließt.
Mein Leben liegt in Gottes Hand. Meine Existenz ist: geborgen in der Gnade dessen, der am Kreuz hingerichtet worden ist. Die Form meines Lebens: zu hoffen auf die Barmherzigkeit und Treue Gottes. Die Passion ist die Weise, wie der Mensch von der geistigen Einsicht zur Realisierung Christi gnadenvoll geführt wird: ein schmerzlicher, aber doch süßer Weg.

[Franz Herberhold, A. M. Wachsmann. Ein Opfer des Faschismus. Leben und Tod des Greifswalder Pfarrers, hingerichtet am 21. Februar 1944, St. Benno-Verlag Leipzig 1963, S. 139]

Eustachius Kugler († 1946):
Das Kreuz und das Leiden Christi sind der sicherste Weg zum Himmel.

Der Priester und als Einsiedler in Marokko lebende Albert Peyriguère († 1959):
Suchen Sie den Erleuchtungen nicht allzu sehr entgegenzugehen durch anstrengendes Nachdenken. Sprechen Sie mit sich nicht viel von all dem. überlassen Sie sich still und großmütig Christus, damit er es Ihnen selbst sage und vor allem in Ihnen lebe. Wie gut war Christus doch, Sie bis zum Eingang des großen Mysteriums seines Leidens zu führen! Wie viel schneller kommt die Seele voran, wenn sie von ihm weggetragen wird, als wenn sie auf den armen Krücken ihrer großen Gedanken und Worte geht!

Leiden und Schweigen, das ist die ganze Lehre des heiligen Johannes vom Kreuz, im Grunde die Lehre des Evangeliums. Christus wollte nicht eine Menge von Worten, er wollte den Verzicht. Schweigen und Entsagen schaffen die Leere in uns und von uns, und anstelle dieser Leere ist Gott in uns. Man verliert dabei nichts.
[Albert Peyriguère, in: Quellen geistlichen Lebens, Bd. 5, hrsg. v. Gisbert Greshake u. Josef Weismayer. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2008, S. 55-63]

Pio da Pietrelcina († 1968) über seine Bereitschaft zum Mitleiden mit Jesus:
Ja, ich liebe das Kreuz, das reine Kreuz. Ich liebe es, weil ich es immer auf Jesu Schultern sehe. Nunmehr sieht Jesus bestens, dass mein ganzes Leben, mein ganzes Herz seinen Leiden geweiht ist.
Jesus allein kann es begreifen, welch ein Leid es für mich ist, wenn sich in mir die schmerzvolle Szene des Kalvarienbergs abspielt. In gleicher Weise ist es unbegreiflich, welchen Trost man Jesus schenkt, wenn man ihn nicht in seinen Schmerzen bemitleidet, sondern wenn er eine Seele findet, die aus Liebe zu ihm nicht nur Tröstungen erbittet, sondern eher darum, dass sie an seinen Schmerzen Anteil bekommt.
Wenn Jesus mir zu verstehen geben will, dass er mich liebt, lässt er mich seine Passion verkosten, die Wunden, die Dornen, die ängste. Wenn er will, dass ich mich freue, füllt er mir das Herz mit jenem Geist aus, der ganz Feuer ist und spricht mir von seinen Freuden. Aber wenn er selbst erfreut sein will, spricht er mir von seinen Leiden und lädt mich dazu ein mit einer Stimme, die zugleich Bitte und Befehl ist, meinen Körper stellvertretend darzubieten, ihm die Leiden zu erleichtern. Wer wird ihm widerstehen?
[Ferdinand Ritzel, Pater Pio / Sein Leben, Lieben und Leiden, Gröbenzell 1976, Brief 335, S. 80]

3. Kreuz tragen

Johannes-Baptist Vianney († 1859):
Man braucht nie darüber nachzudenken, woher die Kreuze kommen. Sie kommen von Gott. Immer ist es Gott, der uns dieses Mittel gibt, unsere Liebe zu prüfen.

Man muss um Liebe zum Kreuz bitten, dann wird es süß. Ich habe Erfahrung darin. Vier oder fünf Jahre wurde ich verleumdet, man hat viel gegen mich geredet und Verwirrung angestiftet. Das war ein Kreuz! Es war fast mehr, als ich ertragen konnte. Dann fing ich an, um die Liebe zum Kreuz zu beten, und ich war glücklich. Ich sage das im Ernst: Da findet man das Glück und sonst nirgends.

Wenn man das Kreuz liebt, hat man keins, wenn man es nicht will, wird man von ihm erdrückt.
[G. Rossé, Der Pfarrer von Ars / Lebensweg - Gedanken - Predigten, übersetzt von H. Beyrink, München-Zürich-Wien 91999, S. 56-95. 121-25]

Konrad von Parzham († 1894):
Das Mittel, das ich gebrauche, mich in der Demut und Sanftmut zu üben, ist kein anderes als das Kreuz. Dieses ist mein Buch. Nur ein Blick auf das Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich zu verhalten habe. Da lerne ich Geduld und Demut, Sanftmut und jedes Kreuz mit Geduld zu ertragen. Ja, es wird mir süß und leicht.
[Brief vom 28.4.1872: G. Bergmann, Bruder zwischen gestern und morgen / Konrad von Parzham, Passau 1974, S. 212]

Franz Reinisch († 1942):
Das Kreuz steht, ob die Menschen es wollen oder nicht, als Zeichen der Scheidung der Geister bis ans Ende der Zeiten.

Wer freiwillig sein Kreuz trägt, den trägt das Kreuz, wer es aber flieht, den drückt das Kreuz.

Bernhard Lichtenberg († 1943):
Eine Religiosität, die keine Opfer bringt, ist keinen Pfennig wert.

P. Rupert Mayer († 1945):
Am Kreuz kommt niemand vorbei, sei es nun groß oder klein, und die es nicht tragen wollen, sind unglückliche Menschen.

Sr. Maria Restituta Kafka († 1943):
Das Kreuz ist wohl der beste Lehrmeister. (29. August 1942)

Joseph Müller († 1944):

Das Kreuz! - Das Kreuz, das mich als Knabe schon so tief beeindruckt hat, wenn es daheim am Karfreitag hoch oben im Scheine der roten Lampen aufleuchtete. Das Kreuz, das ich auf dem Gipfel der Berge vorfand. Wenn nach ganz mühe- und gefahrvollem Aufstieg endlich das Ziel in die Nähe gerückt war, dann rücktest Du mit Deinem heiligen Zeichen an mich heran und entlocktest mir den Jubelruf: Ave Crux! Das Kreuz, unter dessen Zeichen ich Gottes Kind, Streiter Christi, Priester Christi geworden war. Das Kreuz, das den mir gelassenen Winkel der Welt, meine Wohnung, mit Inhalt erfüllte. Das Kreuz, das als Opferzeichen am Altare mich Priester an den opfernden Hohenpriester heranführte. Das Kreuz, von dem Du gesagt hast: Wenn ich erhöht sein werde, will ich alle an mich ziehen. Das Kreuz, in dessen Schutz ich arbeitete am Tage und ruhte in der Nacht und am Morgen wieder neuen Mut schöpfte! Das hattest Du mir nun auf meinen vielseitigen Wunsch hin gebracht.

Zum Kreuz gehört - wie bei Jesus- auch die Erfahrung der Gottverlassenheit:

Ewiger Gott, Du bist doch wirklich in der Seele Deines Kindes, wohnst dort: Vater, Sohn und Geist. Aber selbst mein innigstes Abba-Rufen dringt nicht zu Dir. O komm doch! Ich klage, Ewiger, über Deine Ferne. Vater, ich möchte nach Deiner Hand greifen in meiner Angst, Hilflosigkeit und Liebebedürftigkeit, aber nicht einmal die Hand eines Deiner Menschenkinder schenkst Du mir. Ewiger, vergiss doch Deines Kindes nicht!
Vater, ich bin in blutender Angst; in ganz verzweifelter Not schreie ich aus übervollem Herzen zu Dir. Bist Du denn überhaupt je dagewesen: Ich schaue so fest zu Dir hin, aber ich sehe Dich nicht. Ich laufe zu Dir hin, aber Du gehst zurück. Ich schaue fest hin, aber Du verschwindest. Ich strecke meine Hand aus, Dich zu fassen, aber ich greife ins Leere. Bist Du denn niemals da, wenn man Dich braucht? Vater, nun hast Du mir auch noch den Liebenden am Kreuze ausgelöscht: Er hat Dir selbst seine Verlassenheit zugeschrien. Jetzt ist er bei Dir und bittet für mich. Sieh: Du hängst Dich schon an mich!

[Oskar Müller, Ein Priesterleben in und für Christus. Leben, Wirken, Leiden und Opfertod des Pfarrers Joseph Müller, Groß-Düngen, Celle 1948, S. 98. 58]

Pio da Pietrelcina († 1968):
Die Liebe ist gekreuzigt und man findet sie nur am Kreuz.

Das Kreuz wird euch nicht zermalmen. Wenn es auch lastet, so gibt es Kraft und hält aufrecht.

Die deutsche Schriftstellerin Gertrud von le Fort († 1971):
Es sind nicht die Gottlosen, es sind die Frommen seiner Zeit gewesen, die Christus ans Kreuz schlugen.

Der Gekreuzigte, der Verlassene, ist für die Gründerin der Fokolarbewegung Chiara Lubich († 2008) der Weg der Einheit zwischen Gott und den Menschen (Brief 1948):
Jesus der Verlassene ist nicht nur der Schlüssel zur Einheit unserer Seele mit Gott, er ist auch der Schlüssel zur Einheit mit den Brüdern. Er zeigt uns die richtige Art und Weise, die Menschen zu lieben und einander wie Brüder zu begegnen. …
Das Zweite Vatikanisches Konzil erklärt das Gebot der Liebe zum Gesetz für das neue GottesvoLukasevangelium . Die Liebe enthält nicht einfach ein Gesetz Jesu, sondern sein ganzes Gesetz. Wer den anderen liebt, erklärt die Schrift, hat das Gesetz erfüllt (Römerbrief 13, 8). Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Galaterbrief 5, 14). Die Liebe, die christliche Liebe, ist ein Teilhaben an der Agape, am Leben Gottes (Gott ist Liebe [Agape]: 1. Johannesbrief 4,8). Sie ist das besondere Kennzeichen des Christentums, ja in ihr besteht unser ganzer Glaube. …
Die Liebe zu den Brüdern, die Jesus will, der Dienst, den er verlangt, besteht nicht in einer Abfolge von einzelnen Handlungen, sondern ein Christ muss danach streben, Liebe zu sein; so erreicht er seine Vollkommenheit. …
Das ist mein Gebot: Liebt einander! Jesus hat diese Worte nicht nur gesprochen, er hat uns auch ein Vorbild für diese Liebe gegeben; denn er fügt hinzu: wie ich euch geliebt habe. Und er hat dazu erläutert: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Johannesevangelium 15, 12). Im gekreuzigten und verlassenen Jesus finden wir den Weg, um unsere Brüder zu lieben. In seinem Sterben am Kreuz, in der Verlassenheit, zeigt uns Jesus auf seine einzigartige und göttliche Weise, was Liebe ist. …
Lieben bedeutet dienen; es gibt keine bessere Art zu dienen, als sich mit den Mitmenschen eins zu machen. Da sich niemand mit den Menschen so eins gemacht hat wie Jesus der Verlassene, ist er das Vorbild eines jeden Menschen, der liebt; er ist der Weg, der Schlüssel zur Einheit mit den Nächsten. …
Sich einsmachen setzt voraus, dass wir innerlich arm sind, arm im Geist. Das Evangelium sagt, dass diese Armut das Reich Gottes schafft, das Reich der Liebe, dass sie die Seele mit Liebe erfüllt. Nur so wird Einheit möglich. Und auf wen schauen wir, von wem können wir die große Kunst der Armut im Geist lernen? Keiner ist ärmer als Jesus, der Verlassene. Nachdem er fast alle seine Jünger verloren und nachdem er uns die Mutter geschenkt hat, gibt er das Leben für uns und gewinnt den schrecklichen Eindruck, dass selbst der Vater ihn verlässt. Wenn wir auf ihn schauen, verstehen wir, dass wir aus Liebe zu den Brüdern alles hintanstellen, auf alles verzichten müssen. …
Der verlassene Jesus ist auch auf eine andere Weise Weg zur Einheit mit den Brüdern: Ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit (Johannesevangelium 17, 23). Jesus, der in jedem Christen gegenwärtig ist, macht uns vollkommen in der Einheit. Wie Jesus dieses ich in ihnen verwirklichen wird, sehen wir in Jesus dem Verlassenen, dem Schlüssel zur Einheit des Menschen mit Gott. Wir müssen ihn immer großzügig und ohne Zögern umarmen, wenn er auf uns zukommt in den Schmerzen eines jeden Tages, in den Entsagungen, die das christliche Leben und das Leben nach den Tugenden mit sich bringen. Der Auferstandene, von dem wir hoffen, dass er durch die Gnade bereits in uns lebt, schenkt uns dann seinen ganzen Reichtum, die Gaben des Geistes erfüllen unsere Seele; jedes Mal neu ist Ostern. …
Schließlich ist der verlassene Jesus Ursache der Einheit mit den Brüdern, weil wir in allen Leidenden ihn, seine Züge, entdecken … Wir finden ihn in den Betrübten, den Trauernden, in den Verlassenen, in den Gescheiterten, Verratenen, Ausgestoßenen, in den Erfolglosen und in denen, die sich in ausweglosen Situationen befinden, in den Orientierungslosen, den Schutzlosen, Verzweifelten und in denen, die Angst haben … Wir entdecken ihn auch in denen, die Schuld auf sich geladen haben, denn er ist für uns zur Sünde, zum Fluch geworden (vgl. Galaterbrief 3, 13) … Wenn diese Menschen sich geliebt fühlen, beginnen auch sie zu lieben, und neue Einheit entsteht.

[Chiara Lubich und die Fokolar-Bewegung, in: Quellen geistlichen Lebens, Bd. 4, hrsg. v. Gisbert Greshake u. Josef Weismayer. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2008, S. 259-65]

P. Rupert Mayer († 1945):
Am Kreuz kommt niemand vorbei, sei es nun groß oder klein, und die es nicht tragen wollen, sind unglückliche Menschen.

Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz († 1942):
Eine scientia crucis [Kreuzeswissenschaft] kann man nur gewinnen, wenn man das Kreuz gründlich zu spüren bekommt. Davon war ich vom ersten Augenblick an überzeugt und habe von Herzen: Ave, Crux, spes unica! [Sei gegrüßt, Kreuz, einzige Hoffnung] gesagt.
Wirksamer als die Abtötung, die man nach eigener Wahl übt, ist das Kreuz, das Gott einem auflegt, äußerlich und innerlich.
Die Predigt vom Kreuz wäre eitel, wenn sie nicht Ausdruck eines Lebens in Vereinigung mit dem Gekreuzigten wäre.
(Zit. nach Emmeram Kränkl, Worte der Heiligen, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2011, S. 263]

Pio da Pietrelcina († 1968):
Die Liebe ist keine wahre Liebe, wenn sie nicht gekreuzigt ist.


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 09.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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