Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Lieben
(siehe Gottes Liebe; Nächstenliebe)
Paulus bemerkt zu
den drei theologischen Tugenden: doch am größten
unter ihnen ist die Liebe
(1. Korintherbrief 13, 13).
1. Wesen und Bedeutung
2. Grund und Ursache
3. Folgerungen und Wirkungen
4. Beurteilung
5. Pflicht der Liebe
1. Wesen und Bedeutung
Die Liebe geht allen guten Werken, auch dem Martyrium, voraus: Cyprian von Karthago (BKV I 302).
Die Liebe ist die Wurzel alles Guten: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 19; III 51).
Sinn der Ausdrücke amor, dilectio, caritas: Augustinus von Hippo (BKV II 309 - 311).
Die Tugend kann kurz und gut definiert werden als die rechte Ordnung der Liebe: Augustinus von Hippo (BKV II 414).
Grundsätze für die rechte Ordnung der Liebe: Augustinus von Hippo (BKV VIII 35)
Gregor „Thaumaturgos” († um 272) liefert einen Kommentar zu
folgendem Schriftwort:
Die Leuchte
des Körpers ist das Auge. Wenn also dein Auge einfach [d. h.
gesund] gesund ist, wird dein ganzer Leib erleuchtet sein. Wenn aber
dein Auge schlecht ist, wird dein ganzer Köper dunkel sein. Wenn
aber das Licht in dir, Finsternis ist, wie groß wird dann die
Finsternis sein!
(Matthäusevangelium 11, 34)
Ein einfaches
[gesundes] Auge ist die aufrichtige Liebe, durch die der ganze Leib
erleuchtet wird, es bringt nicht anders seine inneren Gedanken zum
Ausdruck, wie durch die äußeren Teile des Leibes [z. B.
durch den Mund]. Ein schlechtes Auge ist die erheuchelte Liebe, die
auch Heuchelei genannt wird: Durch sie wird der ganze Leib des
Menschen dunkel. Werke der Dunkelheit ersinnen wir im Inneren, aber
durch die äußeren Glieder bringen wir derartige Worte
hervor, die des Lichts zu sein scheinen. Es sind nämlich in
Wirklichkeit Wölfe, die mit einem Schafsfell bekleidet sind: Sie
waschen das äußere von Becher und Schüssel ab, sehen
aber nicht, dass, wenn nicht ihr Inneres gereinigt wird, auch das
äußere nicht rein sein kann. Diese entlarvt der Erlöser
offenkundig, wenn er sagt. Wenn das Licht in dir Finsternis
ist, wie groß muss dann die Finsternis sein?
D. h. wenn
dir die Liebe Licht zu sein scheint, aber dein Tun wegen der in dir
verborgenen Heuchelei Finsternis genannt zu werden verdient, was
werden dann erst deine offenkundigen Verfehlungen sein?
[MPG
10, Sp.1201-04; fragm. Sp. 1189f; eigene Übersetzung]
Augustinus von Hippo (†
430):
Der Mensch ist
nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem,
was er liebt.
Soviel in dir
Liebe wächst, soviel wächst die Schönheit in dir. Denn
die Liebe ist die Schönheit der Seele.
Wer liebt, lebt
da, wo er liebt, nicht da, wo er lebt.
Das Gesetz der
Freiheit ist das Gesetz der Liebe.
Im Wesentlichen
Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe.
[https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=257 - abgerufen am 22.08.2025
Der Augustiner-Chorherr und Theologe Richard von St.
Viktor († 1173):
Liebe heißt
sehen.
Die Seele ist
schön oder unschön aufgrund des eigenen Willens.
Die Erfüllung
des Gesetzes ist die Liebe: Sie richtet das Gefallene wieder auf, sie
erneuert das Verbrauchte, unaufhörlich ist sie dabei zu
erfüllen; sie kennt nicht den Begriff Schwierigkeit.
Vermögen,
Weisheit, Güte oder Liebe: ein Bild der Dreifaltigkeit.
[Richard
of Saint Vicor, Benjamin Minor. Ansbach 1960, S. 9 - 11; eigene Übersetzung]
Johannes Duns Skotus († 1308):
Ich liebe
[bedeutet]: Ich will, dass du bist. (
Amo: volo ut sis.
)
Und wie diese
liebende Zuwendung, diese Liebe [die im Sakrament der Eucharistie zum
Ausdruck kommt] am Anfang von allem steht, so wird auch unsere
Glückseligkeit allein in liebender Zuwendung und Liebe bestehen:
Das Wollen in Form der Liebe ist das ewige, seligmachende und
vollkommene Leben.
[In:
IV Sent., d. 8, q. 1, n. 3]
Raimundus Lullus von Palma (†
1315/6):
Sprich, Narr: Was ist Liebe? Er antwortete,
Liebe sei das, was die Freien versklavt und die Sklaven befreit. Und
es erhebt sich die Frage, was mehr zur Liebe gehört: Sklaverei
oder Freiheit.
Die drei Stufen der
Liebe und ihre Unterstufen nach Petrus Faber (†
1546):
Gebe Gott mir und
allen meinen Brüdern und allen Lebenden, Männern wie
Frauen, so hohe Liebe! Ich gestehe, dass ich noch weit von ihr
entfernt bin - wenigstens von einer so hohen Liebe; denn ich glaube,
nicht jeder Liebe bar zu sein, noch jeder Gnade Christi unseres
Herrn. Aber es ist ein anderes, Christus zum Weg, Christus zur
Wahrheit und Christus zum Leben zu haben; wieder ein anderes ist der
Weg der Reinigung, ein anderes der Weg der Erleuchtung, ein anderes
der Weg der Vervollkommnung; und so gibt es Anfänger,
Fortschreitende und Vollkommene, die doch alle in der einen Liebe
sein können - aber es ist eben etwas anderes, möchte ich
sagen, in der Liebe
zu sein
, etwas anderes in der Liebe zu
leben
, etwas anderes in der Liebe bewegt zu werden
[vgl.
Apostelgeschichte 17, 28].
Die Anfänger haben
die Liebe in der Erkenntnis, dem Abscheu vor ihren Sünden und im
Streben, hier durch fromme Wünsche Fortschritte zu machen und
sich von den Fehlern zu reinigen. Auch die Fortschreitenden haben die
Liebe: in der Form von Einsicht und von frommen Wünschen nach
dem Göttlichen, d. h. nach den christlichen Tugenden, in denen
sie täglich höher steigen und wachsen möchten. Die
Vollkommenen aber haben und leben die Liebe in ihrer eigentlichen
Form, sofern sie von der Liebe angeregt werden, nach der Erkenntnis
Gottes und Seines Willens zu forschen, um diesen so gut sie können
zu erfüllen. Bei den Erstgenannten bewirkt die Liebe also, dass
sie wider ihre Sünden angehen und sie ausrotten; bei den
Zweiten, dass sie sich inständig um die Erlangung der Tugenden
bemühen; bei den Letzten, dass sie nach Wachstum an
unmittelbarer Erkenntnis und Gottesliebe verlangen, damit all ihr
Tun, Reden und Denken von der Liebe als dem Urquell ausgehe.
Die Anfänger
dagegen haben zum Quell all ihrer guten Taten die Abscheu vor der
Sünde, und die Fortschreitenden das Verlangen nach dem Schmuck
der Tugenden. Die Ersten, d. h. die Anfänger, befleißigen
sich, den alten Menschen auszuziehen, die Fortschreitenden wollen
sozusagen ein Alltagsgewand anziehen, die Vollkommenen dagegen
möchten im hochzeitlichen Kleid
[Matthäusevangelium 22, 11]
erscheinen.
Schließlich ist
hier noch zu vermerken, dass es in jeder dieser drei Menschenklassen
drei Stufen gibt, so dass wir auch sagen können, es gäbe
unter den Vollkommenen Anfänger, Fortgeschrittene und
Vollkommene; und das gilt entsprechend auch von den beiden anderen
Klassen. In jeder von ihnen gibt es einen Anfang, eine Mitte und ein
Ende.
[Peter
Faber: Memoriale / Das geistliche Tagebuch des ersten Jesuiten in
Deutschland, übersetzt von Peter Henrici (= Christliche Meister 38).
Johannes Verlag Einsiedeln - Trier 1963, Nr. 67, S. 82f]
Ignatius von Loyola († 1556):
Das Gewicht der
Seele - das ist die Liebe.
Die Liebe besteht
in der Kommunikation von beiden Seiten, nämlich darin, dass der
Liebende dem Geliebten gibt und mitteilt, was er hat, oder von dem,
was er hat oder kann; und genauso umgekehrt der Geliebte dem
Liebenden.
Margareta Maria Alacoque († 1690):
Wer reine Liebe
sagt, der sagt Ja zum reinen Leiden.
Der französische Karmeliter und Mystiker Bruder Lorenz († 1691):
Gott sieht nicht
die Größe des Werks an, sondern die Liebe, aus der es
kommt.
Maria Bernhardine Soubirous († 1879):
Liebe heißt
allein: leiden, in Verbindung mit Jesus und Maria.
Sie müssen das Tun
zur Sühne, zuerst für Ihre Sünden und dann für so
viele andere!
Klara Fietz (†
1937):
Ich sterbe,
weil ich nicht sterben kann.
Wie wahr das ist! Wer die Liebe nicht
kennt, was weiß der! Ruhe ist sie und lohendes, drängendes
Feuer zugleich, Leben ist sie und Tod.
[Tagebuch,
8. Dezember 1935]
Joseph Müller († 1944):
Die Liebe ist
doch das höchste Gesetz! Die Liebe, die bewahrend, belehrend,
helfend, mitleidend wirken soll. Es muss auch Liebende unter den
Menschen in der Welt geben, auch dann, wenn die Liebenden von den
Lebenden verlacht und als Narren verachtet werden. Wo bliebe sonst
die Liebe ohne die Liebenden?
Gott will uns
nicht zu Puppen, er will uns zu Helden erziehen. Nicht der ist groß,
der nie unter den Leiden seufzte, sondern der darin stark bleibt.
Werden wir jetzt nicht mutlos wegen der Drangsale. Alles, alles geht
vorüber. Am Abend des Lebens bleibt allein die Liebe!
[Oskar
Müller: Ein Priesterleben in und für Christus. Leben,
Wirken, Leiden und Opfertod des Pfarrers Joseph Müller.
Groß-Düngen, Celle 1948, S. 85f, 48]
Der Ordensmann, Schriftsteller und Mystiker Carlo Carretto (†
1988):
Die Liebe ist die Vollendung des Gesetzes
und die Regel für jedes Leben, die Lösung für jedes
Problem, der Ansporn für jede Heiligkeit.
2. Grund und Ursache
Christus ist gekommen, um uns Gottes Liebe zu offenbaren und uns zur Liebe zu entflammen: Augustinus von Hippo (BKV VIII 241 - 244).
Gott will seine Liebe in uns wiederfinden: Papst Leo „der Große” (BKV I 42 - 44).
3. Folgerungen und Wirkungen
Wenn du Gott liebst, so wirst du auch ein Nachahmer seiner Güte sein: Apologeten (BKV I 170).
Wen das geistige Feuer der Liebe erfasst hat, der ist zu allem bereit, auch zur Lebenshingabe: Johannes „Chrysostomus” (BKV I 108).
Wenn die Liebe von der Seele eines gottglühenden Menschen Besitz ergriffen hat, schlägt sie jede andere Flamme zurück: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 21).
Die Kraft der Liebe muss die Furcht vor dem Tod überwinden: Augustinus von Hippo (BKV VI 377f).
Bernhard von Clairvaux († 1153):
Wahre Liebe ist
nicht ohne Lohn, doch sie liebt nicht für Lohn.
Der Liebe Lohn
ist: was sie liebt, und dass sie liebt.
Johannes Tauler
(† 1361):
Unsere Seligkeit
liegt nicht an unseren Werken, sondern an der Größe der
Liebe.
Thomas von Kempen
(† 1471):
Viel bewirkt, wer viel liebt.
Ulrika Nisch (†
1913):
Kein Maß kennt die Liebe, und wir
wollen doch nur in der Liebe und für die Liebe alles leiden und
arbeiten.
Engelmar Unzeitig
(1944):
Liebe verdoppelt
die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und
froh.
4. Beurteilung
Die Liebe nimmt unter allen Tugenden den ersten Platz ein: Gregor von Nyssa (BKV 199).
Kein Geschöpf kann uns trennen von der Liebe Christi: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 10 - 18).
Die Liebe scheidet die Heiligen von der Welt: Augustinus von Hippo (BKV VI 100f).
Dann erst ist ein Werk gut, wenn der Wille von der Liebe vorwärtsgetrieben wird und, zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrend, in der Liebe wieder seine Ruhe findet: Augustinus von Hippo (BKV VIII 260).
Die Liebe ist Endzweck aller Gebote: Augustinus von Hippo (BKV VIII 500 - 502).
Einheit der Kardinaltugenden in der Liebe: Augustinus von Hippo (BKV X 114f, 117).
Wer der Liebe dient, hört auf ein Sklave der Furcht zu sein: Petrus „Chrysologus” (BKV 343).
Wenn der Mensch liebt, was Gott liebt, steigt er zum Reich dessen empor, dessen Liebe er teilt: Papst Leo „der Große” (BKV I 30).
Nach Clemens I. († um 99) ist das, was christliche
Gemeinde zusammenhält, die Liebe:
Wer Liebe in
Christus hat, der erfülle die Gebote Christi. Wer kann das Band
der Liebe Gottes beschreiben? Wer ist imstande, seine erhabene
Schönheit zu schildern? Die Höhe, zu der die Liebe
emporführt, ist unbeschreiblich. Liebe verbindet uns mit Gott.
Liebe deckt eine Menge Sünden zu.
(1. Petrusbrief 4, 8).
Liebe erträgt alles, Liebe ist in allem langmütig; nichts
Gemeines gibt es in der Liebe, keinerlei Hochmut; Liebe kennt keine
Spaltung, Liebe lehnt sich nicht auf, Liebe tut alles in Eintracht;
in der Liebe haben alle Auserwählten Gottes ihre Vollkommenheit
erlangt, ohne Liebe ist Gott nichts wohlgefällig. In Liebe hat
der Herr uns angenommen; wegen der Liebe, die er zu uns trug, hat
unser Herr Jesus Christus sein Blut hingegeben für uns nach
Gottes Willen, sein Fleisch für unser Fleisch, seine Seele für
unsere Seelen.
Geliebte, ihr seht, wie
groß und wunderbar die Liebe ist, und ihre Vollkommenheit lässt
sich nicht darlegen. Wer ist fähig, in der Liebe erfunden zu
werden, außer wen Gott derselben für würdig erachtet?
Flehen und erbitten wir daher von seinem Erbarmen, dass wir in Liebe,
ohne menschliche Parteiung, frei von Tadel erfunden werden. Alle
Geschlechter von Adam bis auf den heutigen Tag sind vergangen; aber
die in der Liebe Vollendeten besitzen nach der Gnade Gottes den Platz
der Frommen, sie werden offenbar werden bei der Prüfung im
Reiche Christi.
[ad Cor.
1, 49 - 50. In: Die Apostolischen Väter, Neubearbeitung der Funkschen
Ausgabe durch K. Bihlmeyer, 1. Teil. Tübingen 1924, S. 61f;
BKV II 35, S. 58f b]
In einem Traktat
über die drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und
Liebe hebt Zeno von Verona († um 380) letztere als deren Gipfel hervor:
Die Liebe
hat kein Ende
, sie wächst jeden Augenblick und je mehr
die Liebenden einander Liebe erweisen, desto größer wird
ihre gegenseitige Liebesschuld. Sie liebt auch niemanden aus
Rücksicht auf ihre eigene Persönlichkeit, denn sie versteht
es nicht zu schmeicheln. Sie liebt nicht um der Ehre willen, denn sie
ist nicht ehrgeizig. Sie liebt nicht um des Geschlechtes willen, für
sie sind beide Geschlechter nur eines. Sie liebt nicht nur eine
Zeitlang, denn sie ist nicht wankelmütig. Sie ist nicht
eifersüchtig, denn sie weiß nicht, was Neid ist. Sie wird
nicht aufgeblasen, denn sie hegt die Demut. Sie denkt nichts Arges,
denn sie ist einfältig.
Sie zürnt nicht, denn sie erträgt auch gern das Unrecht.
Sie täuscht nicht, denn sie hält getreu ihr gegebenes Wort.
Sie verlangt nichts, denn sie hat nichts notwendig als ihr Sein.
Die Liebe ist es, die
das flache Land, die Städte und Völker bis zur Stunde in
Ruhe und Frieden erhält. Die Liebe ist es, die in der Umgebung
der Könige die Schwerter für sie gefahrlos macht. Die Liebe
ist es, die Kriege unterdrückt, Streitigkeiten aus der Welt
schafft, Rechte auf ihre Ansprüche verzichten lässt,
Gerichtshöfe milde stimmt, den Hass ausrottet, den Zorn
erstickt. Die Liebe ist es, die das Meer durchschifft, den Erdkreis
umwandert, durch den Handel den Nationen das Notwendige vermittelt.
Und- Brüder - ein kurzes Wort über ihre Macht: Alles, was
die Natur einem Ort versagt hat, übermittelt ihm die Liebe. Sie
ist es, die als eheliche Liebe zwei Menschen durch das ehrwürdige
Sakrament vereinigt zu einem Fleisch. Sie ist es, die der Menschheit
durch die Geburt das Sein ermöglicht. Ihr ist es zu danken, dass
die Gattin teuer ist, die Kinder gut geartet, die Väter wahre
Väter sind. Ihr ist es zu danken, dass andere uns wie wir uns
selbst, ja noch mehr als wir uns selbst, nahestehen, ja unsere
Freunde sind. Ihr ist es zu danken, dass wir unsere Sklaven wie
Kinder lieben und umgekehrt sie uns gern als ihre Herren verehren.
Ihr ist es zu danken, dass wir nicht nur Bekannten oder Freunden,
sondern oftmals auch solchen, die wir niemals gesehen, Liebe
erweisen.
O Liebe, wie
gütig bist du! Wie reich! Wie mächtig! Nichts hat, wer dich
nicht hat! … Du erhältst dem für den Himmel bestimmten
Volk das Leben, wenn du Frieden gewährest, den Glauben behütest,
die Unschuld schützest, die Wahrheit förderst, die Geduld
liebst, die Hoffnung vor Augen hältst. Du schaffst aus Menschen,
die in ihrem Charakter, ihrem Lebensalter, ihrem Untertanenverhältnis
verschieden sind, nur die eine Natur ihr eigen nennen, auch einen
Geist, einen Leib. Du duldest es nicht, dass die glorreichen Märtyrer
sich von dem Bekenntnis des christlichen Namens abbringen lassen. …
Du gibst dich zufrieden, nackt zu sein, um Nackte bekleiden zu
können. Für dich wird der Hunger zur Sättigung, wenn
dein Brot ein hungriger Armer isst. Deine Vermögensanlage
besteht darin, dass das, was du hast, ganz der Barmherzigkeit gehört.
Du allein weißt nicht, was es heißt, sich bitten zu
lassen. Du reichst den Unterdrückten oder in irgendeiner Not
sich Befindlichen, auch mit Opfern für dich selbst, die rettende
Hand. Du bist das Auge der Blinden. Du bist der Fuß der Lahmen.
Du bist der verlässigste Schild der Witwen. Du vertrittst an
Waisen die Stelle der Eltern, besser als diese selbst. Deine Augen
werden niemals trocken, weil entweder Barmherzigkeit oder Freude es
nicht zulassen. Du liebst auch deine Feinde in einer Art, dass
niemand unterscheiden kann, was für dich noch für ein
Unterschied besteht zwischen ihnen und deinen Freunden. Du verbindest
himmlische Geheimnisse mit menschlichen Dingen, menschliche
Geheimnisse mit himmlischen Dingen.
[Des
heiligen Bischofs Zeno von Verona Traktate, aus dem Lateinischen übersetzt von Andreas Bigelmair. In:
BKV, 2. R. Bd. 10. München 1934, S. 71f, 78f]
Ambrosius von Mailand († 397):
Nimm den Menschen
die Liebe, und du hast der Welt die Sonne genommen.
Wo die Liebe ist,
was kann da noch fehlen? Wo sie aber nicht ist, was kann da nützen!
[BKV VI 131, 146]
Franziskus von Assisi
(† 1226):
Liebe ist unter den Tugenden, was die Sonne unter den Sternen: Sie
gibt ihnen Glanz und Schönheit
[https://www.aphorismen.de/zitat/770]
Theresa von Ávila († 1582):
Der
Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf
die Liebe, mit der sie getan werden.
Der Liebe ist es
nicht möglich, irgendwo stehen zu bleiben. Wer nicht wächst,
schrumpft.
[https://www.aphorismen.de/zitat/19404]
Birgitta von Schweden († 1373):
Der ist wahrhaft
weise, der nur ein Wort kennt: Liebe.
Katharina von Siena († 1380):
Hefte
deine Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen,
der zum Heile führt.
Der Benediktiner und asketische Schriftsteller
Johannes von Kastl († nach 1426):
Die Liebe ist der
Weg Gottes zu den Menschen und der Weg des Menschen zu Gott.
Das Wesen der
Liebe hat die Kraft zu vereinigen und umzuwandeln: Sie wandelt den
Liebenden in den Geliebten und den Geliebten in den Liebenden; jedes
der beiden Liebenden ist gegenseitig im anderen, soweit es nur irgend
möglich ist.
Johannes von Gott
(† 1550):
Habt immer die Liebe; sie ist
die Mutter aller Tugenden.
Der Lebensregel
von Stanislaus Papczyński
(† 1701) entstammt die folgender Text:
Der hl. Paulus,
der Lehrer der Heiden, hat einen Diener Gottes, der nicht glüht
vor echter Liebe, verglichen mit einer gellenden Glocke und einer
klirrenden Zimbel. Denn die Erlangung des ewigen Lebens - und der
Wert der verdienstvollen Werke - wurzelt in der Liebe. Deshalb sollte
ein jeder von euch versuchen für sich selbst diese Liebe zu
erlangen, diese äußerst wertvolle Perle, diesen im Acker
verborgenen Schatz. Obwohl Liebe eine Gabe Gotte ist, wird sie
erlangt und erhalten durch beständiges Gebet und Abtötung.
Lasst deshalb alles, was ihr tut, in Liebe getan sein!
Der französische Dominikaner und
Apostel der Gefängnisse
Jean Joseph Lataste (1869):
Gott wiegt die Seelen nur nach dem
Gewicht ihrer Liebe.
Theresia von Lisieux († 1897):
Die Liebe gab mir
den Schlüssel meiner Berufung. Ich begriff, dass, wenn die
Kirche einen aus verschiedenen Gliedern bestehenden Leib hat, ihr
auch das notwendigste, das edelste von allen nicht fehlt; ich
begriff, dass die Kirche ein Herz hat, und dass dieses Herz von Liebe
brennt. Ich erkannte, dass die Liebe allein die Glieder der Kirche in
Tätigkeit setzt, und würde die Liebe erlöschen, so
würden die Apostel das Evangelium nicht mehr verkünden, die
Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen. Ich begriff,
dass die Liebe alle Berufungen in sich schließt, dass die Liebe
alles ist, dass sie alle Zeiten und Orte umspannt …, mit einem
Wort, dass sie ewig ist!
[Therese
vom Kinde Jesus: Selbstbiographische Schriften / Authentischer Text,
übersetzt von O. Iserland u. C. Capol. Einsiedeln 1958, S. 199 - 201]
Der Wahlspruch von
Josef Freinademetz († 1908):
Die einzige
Sprache, die jeder versteht, ist die Liebe.
Alfred Delp (†
1945):
Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr
Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt
war, hat sein Leben einen Sinn gehabt.
Der französische Schriftsteller Georges Bernanos
(†1948): Nichts lieben, das ist die
Hölle.
Ildefons Schuster († 1954):
Das Christentum ist
Liebe; und alles, was nicht Liebe ist, ist Egoismus und deshalb dem
Christentum entgegen.
Josef Kentenich
(† 1968):
Liebe ist die größte
Großmacht.
Papst Johannes Paul II.
(† 2005):
Die Zukunft hängt an der
Liebe.
5. Pflicht der Liebe
Antonius Maria Zaccaria († 1539):
Gott hat
uns ein Gesetz der Liebe gegeben, nicht der Angst, der Freiheit des
Geistes, nicht der Knechtschaft; und ein Gesetz, das unseren Herzen
innewohnt und das jeder Mensch für sich selbst erkennen kann. Es
ist also nicht nötig, den Nächsten zu befragen: Befrage
dein Herz, und er wird es dir antworten!
Teresa Margareta vom Heiligen Herzen Jesu Redi († 1770) über
Gottes- und Nächstenliebe:
Wir sollten uns
nicht beunruhigen lassen, in welche Umstände uns Gott auch immer
versetzen mag, sondern lasst uns Ihm erlauben zu handeln, indem wir
uns mit Seinen Absichten vereinen; auf diese Weise werden wir mit
reiner Liebe lieben.
Lasst uns alles
aus Liebe tun und nichts wird uns schwierig erscheinen, wenn wir
bedenken, dass Liebe nach nichts anderem als nach Liebe verlangt.
Unser guter Gott
hat den brennenden Wunsch, uns den großen Schatz Seiner Liebe
zu geben; aber er will, dass wir Ihn inständig darum bitten und
dass wir so handeln, dass jedes Werk, das wir verrichten, eine Bitte
um diese Liebe ist.
[Excerpts
from the Florilegio of St. Teresa Margaret - stteresamargaret.org/florilegio.html
- abgefrufen am 10.04.2020; eigene Übersetzung]
Paul Josef Nardini († 1862):
Liebe ist unser Leben.
Liebe ist unsere Bestimmung. Liebe ist das einzige, was Gott von uns
fordert, denn die Erfüllung aller Pflichten fließt aus
ihr.
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 03.09.2025
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