Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Lieben
(s. Liebe Gottes; Nächstenliebe)
Paulus bemerkt zu den drei theologischen Tugenden: "doch am größten unter ihnen ist die Liebe" (1. Korintherbrief 13,13).
1. Wesen und Bedeutung 2. Grund und Ursache 3. Folgerungen und Wirkungen 4. Beurteilung 5. Pflicht der L.
1. Die Liebe geht allen guten Werken, auch dem Martyrium, voraus: Cyprian (BKV I 302).
Die Liebe ist die Wurzel alles Guten: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 19, III 51).
Sinn der Ausdrücke amor, dilectio, caritas: Augustinus von Hippo (BKV II 309-11)
Die Tugend kann kurz und gut definiert werden als die rechte Ordnung der Liebe: Augustinus von Hippo (BKV II 414).
Grundsätze für die rechte Ordnung der Liebe: Augustinus von Hippo (BKV VIII 35)
Gregor Thaumaturgus († um 272) liefert einen Kommentar zu folgendem Schriftwort:
"Die Leuchte des Körpers ist das Auge. Wenn also dein Auge einfach [d. h. gesund] gesund ist, wird dein ganzer Leib erleuchtet sein. Wenn aber dein Auge schlecht ist, wird dein ganzer Köper dunkel sein. Wenn aber das Licht in dir, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!"(Mt 11,34)
"Ein einfaches [gesundes] Auge ist die aufrichtige Liebe, durch die der ganze Leib erleuchtet wird, es bringt nicht anders seine inneren Gedanken zum Ausdruck, wie durch die äußeren Teile des Leibes [z. B. durch den Mund]. Ein schlechtes Auge ist die erheuchelte Liebe, die auch Heuchelei genannt wird: Durch sie wird der ganze Leib des Menschen dunkel. Werke der Dunkelheit ersinnen wir im Inneren, aber durch die äußeren Glieder bringen wir derartige Worte hervor, die des Lichts zu sein scheinen. Es sind nämlich in Wirklichkeit Wölfe, die mit einem Schafsfell bekleidet sind: Sie waschen das äußere von Becher und Schüssel ab, sehen aber nicht, dass, wenn nicht ihr Inneres gereinigt wird, auch das äußere nicht rein sein kann. Diese entlarvt der Erlöser offenkundig, wenn er sagt. ‚Wenn das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein?‛ D. h. wenn dir die Liebe Licht zu sein scheint, aber dein Tun wegen der in dir verborgenen Heuchelei Finsternis genannt zu werden verdient, was werden dann erst deine offenkundigen Verfehlungen sein?"
[MPG 10, Sp.1201-04; fragm. Sp. 1189f.; eigene Übersetzung]
Augustinus von Hippo († 430):
"Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem, was er liebt."
"Soviel in dir Liebe wächst, soviel wächst die Schönheit in dir. Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele."
"Wer liebt, lebt da, wo er liebt, nicht da, wo er lebt."
"Das Gesetz der Freiheit ist das Gesetz der Liebe."
"Im Wesentlichen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe."
[Zitate: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=257_Augustinus von Hippo+Aurelius]
Richard von St. Viktor († 1173):
"Liebe heißt sehen."
"Die Seele ist schön oder unschön aufgrund des eigenen Willens."
"Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe: Sie richtet das Gefallene wieder auf, sie erneuert das Verbrauchte, unaufhörlich ist sie dabei zu erfüllen; sie kennt nicht den Begriff Schwierigkeit."
"Vermögen, Weisheit, Güte oder Liebe: ein Bild der Dreifaltigkeit."
[Richard of Saint Vicor, Benjamin Minor, Ansbach 1960, S. 9-11; eigene Übersetzung]
Johannes Duns Skotus († 1308):
"Ich liebe [bedeutet]: Ich will, dass du bist." ("Amo: volo ut sis.")
Und wie diese
liebende Zuwendung, diese Liebe [die im Sakrament der Eucharistie zum
Ausdruck kommt] am Anfang von allem steht, so wird auch unsere
Glückseligkeit allein in liebender Zuwendung und Liebe bestehen:
‚Das Wollen in Form der Liebe ist das ewige, seligmachende und
vollkommene Leben‘." [in:
IV Sent., d. 8, q. 1, n. 3]
Raimundus Lullus von Palma († 1315/6): "Sprich, Narr: Was ist Liebe? Er antwortete, Liebe sei das, was die Freien versklavt und die Sklaven befreit. Und es erhebt sich die Frage, was mehr zur Liebe gehört: Sklaverei oder Freiheit."
Die drei Stufen der Liebe und ihre Unterstufen nach Petrus Faber († 1546):
"Gebe Gott mir und allen meinen Brüdern und allen Lebenden, Männern wie Frauen, so hohe Liebe! Ich gestehe, dass ich noch weit von ihr entfernt bin - wenigstens von einer so hohen Liebe; denn ich glaube, nicht jeder Liebe bar zu sein, noch jeder Gnade Christi unseres Herrn. Aber es ist ein anderes, Christus zum Weg, Christus zur Wahrheit und Christus zum Leben zu haben; wieder ein anderes ist der Weg der Reinigung, ein anderes der Weg der Erleuchtung, ein anderes der Weg der Vervollkommnung; und so gibt es Anfänger, Fortschreitende und Vollkommene, die doch alle in der einen Liebe sein können - aber es ist eben etwas anderes, möchte ich sagen, in der Liebe zu sein, etwas anderes in der Liebe zu leben , etwas anderes in der Liebe bewegt zu werden [vgl. Apostelgeschichte 17, 28].
Die Anfänger haben die Liebe in der Erkenntnis, dem Abscheu vor ihren Sünden und im Streben, hier durch fromme Wünsche Fortschritte zu machen und sich von den Fehlern zu reinigen. Auch die Fortschreitenden haben die Liebe: in der Form von Einsicht und von frommen Wünschen nach dem Göttlichen, d. h. nach den christlichen Tugenden, in denen sie täglich höher steigen und wachsen möchten. Die Vollkommenen aber haben und leben die Liebe in ihrer eigentlichen Form, sofern sie von der Liebe angeregt werden, nach der Erkenntnis Gottes und Seines Willens zu forschen, um diesen so gut sie können zu erfüllen. Bei den Erstgenannten bewirkt die Liebe also, dass sie wider ihre Sünden angehen und sie ausrotten; bei den Zweiten, dass sie sich inständig um die Erlangung der Tugenden bemühen; bei den Letzten, dass sie nach Wachstum an unmittelbarer Erkenntnis und Gottesliebe verlangen, damit all ihr Tun, Reden und Denken von der Liebe als dem Urquell ausgehe.
Die Anfänger dagegen haben zum Quell all ihrer guten Taten die Abscheu vor der Sünde, und die Fortschreitenden das Verlangen nach dem Schmuck der Tugenden. Die Ersten, d. h. die Anfänger, befleißigen sich, den alten Menschen auszuziehen, die Fortschreitenden wollen sozusagen ein Alltagsgewand anziehen, die Vollkommenen dagegen möchten im ‚hochzeitlichen Kleid‛ [Mt 22,11] erscheinen.
Schließlich ist hier noch zu vermerken, dass es in jeder dieser drei Menschenklassen drei Stufen gibt, so dass wir auch sagen können, es gäbe unter den Vollkommenen Anfänger, Fortgeschrittene und Vollkommene; und das gilt entsprechend auch von den beiden anderen Klassen. In jeder von ihnen gibt es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende."
[Peter Faber, Memoriale / Das geistliche Tagebuch des ersten Jesuiten in Deutschland, übersetzt von Peter Henrici (Christliche Meister 38) © Johannes Verlag Einsiedeln - Trier 1963: Nr. 67, S. 82f.]
Ignatius von Loyola († 1556):
"Das Gewicht der Seele - das ist die Liebe."
"Die Liebe besteht in der Kommunikation von beiden Seiten, nämlich darin, dass der Liebende dem Geliebten gibt und mitteilt, was er hat, oder von dem, was er hat oder kann; und genauso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden."
Margareta Maria Alacoque († 1690): "Wer reine Liebe sagt, der sagt Ja zum reinen Leiden."
Bruder Lorenz († 1691):
"Gott sieht nicht die Größe des Werks an, sondern die Liebe, aus der es kommt."
Maria Bernhardine Soubirous († 1879):
"Liebe heißt allein: leiden, in Verbindung mit Jesus und Maria.
Sie müssen das Tun zur Sühne, zuerst für Ihre Sünden und dann für so viele andere!"
Klara Fietz († 1937):
'Ich sterbe,
weil ich nicht sterben kann.' Wie wahr das ist! Wer die Liebe nicht
kennt, was weiß der! Ruhe ist sie und lohendes, drängendes
Feuer zugleich, Leben ist sie und Tod." [Tagebuch:
8.12.1935]
Joseph Müller († 1944):
"Die Liebe ist doch das höchste Gesetz! Die Liebe, die bewahrend, belehrend, helfend, mitleidend wirken soll. Es muss auch Liebende unter den Menschen in der Welt geben, auch dann, wenn die Liebenden von den Lebenden verlacht und als Narren verachtet werden. Wo bliebe sonst die Liebe ohne die Liebenden?"
"Gott will uns nicht zu Puppen, er will uns zu Helden erziehen. Nicht der ist groß, der nie unter den Leiden seufzte, sondern der darin stark bleibt. Werden wir jetzt nicht mutlos wegen der Drangsale. Alles, alles geht vorüber. Am Abend des Lebens bleibt allein die Liebe!"
[Oskar Müller, Ein Priesterleben in und für Christus. Leben, Wirken, Leiden und Opfertod des Pfarrers Joseph Müller, Groß-Düngen, Celle 1948, S. 85f. 48]
Carlo Carretto († 1988): "Die Liebe ist die Vollendung des Gesetzes und die Regel für jedes Leben, die Lösung für jedes Problem, der Ansporn für jede Heiligkeit."
2. Christus ist gekommen, um uns Gottes Liebe zu offenbaren und uns zur Liebe zu entflammen: Augustinus von Hippo (BKV VIII 241-44).
Gott will seine L. in uns wiederfinden: Leo (BKV I 42-44).
3. Wenn du Gott liebst, so wirst du auch ein Nachahmer seiner Güte sein: Apologeten (BKV I 170).
Wen das geistige Feuer der L. erfasst hat, der ist zu allem bereit, auch zur Lebenshingabe: Johannes „Chrysostomus” (BKV I 108).
Wenn die L. von der Seele eines gottglühenden Menschen Besitz ergriffen hat, schlägt sie jede andere Flamme zurück: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 21).
Die Kraft der L. muss die Furcht vor dem Tod überwinden: Augustinus von Hippo (BKV VI 377f.).
Bernhard von Clairvaux († 1153):
"Wahre Liebe ist nicht ohne Lohn, doch sie liebt nicht für Lohn."
"Der Liebe Lohn ist: was sie liebt, und dass sie liebt."
Johannes Tauler († 1361):
"Unsere Seligkeit liegt nicht an unseren Werken, sondern an der Größe der Liebe."
Thomas von Kempen († 1471): "Viel bewirkt, wer viel liebt."
Ulrika Nisch († 1913): "Kein Maß kennt die Liebe, und wir wollen doch nur in der Liebe und für die Liebe alles leiden und arbeiten."
Engelmar Unzeitig (1944):
"Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh."
4. Die L. nimmt unter allen Tugenden den ersten Platz ein: Gregor von Nyssa (BKV 199).
Kein Geschöpf kann uns trennen von der L. Christi: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 10-18).
Die L. scheidet die Heiligen von der Welt: Augustinus von Hippo (BKV VI 100f.).
Dann erst ist ein Werk gut, wenn der Wille von der L. vorwärtsgetrieben wird und, zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrend, in der L. wieder seine Ruhe findet: Augustinus von Hippo (BKV VIII 260).
Die L. ist Endzweck aller Gebote: Augustinus von Hippo (BKV VIII 500-02).
Einheit der Kardinaltugenden in der L.: Augustinus von Hippo (BKV X 114f. 117)
Wer der L. dient, hört auf ein Sklave der Furcht zu sein: Petrus „Chrysologus” (BKV 343).
Wenn der Mensch liebt, was Gott liebt, steigt er zum Reich dessen empor, dessen Liebe er teilt: Leo (BKV I 30).
Nach Clemens I. († um 99)ist das, was christliche Gemeinde zusammenhält, die Liebe:
"Wer Liebe in
Christus hat, der erfülle die Gebote Christi. Wer kann das Band
der Liebe Gottes beschreiben? Wer ist imstande, seine erhabene
Schönheit zu schildern? Die Höhe, zu der die Liebe
emporführt, ist unbeschreiblich. Liebe verbindet uns mit Gott.
Liebe deckt eine Menge Sünden zu
(1 Petr 4,8),
Liebe erträgt alles, Liebe ist in allem langmütig; nichts
Gemeines gibt es in der Liebe, keinerlei Hochmut; Liebe kennt keine
Spaltung, Liebe lehnt sich nicht auf, Liebe tut alles in Eintracht;
in der Liebe haben alle Auserwählten Gottes ihre Vollkommenheit
erlangt, ohne Liebe ist Gott nichts wohlgefällig. In Liebe hat
der Herr uns angenommen; wegen der Liebe, die er zu uns trug, hat
unser Herr Jesus Christus sein Blut hingegeben für uns nach
Gottes Willen, sein Fleisch für unser Fleisch, seine Seele für
unsere Seelen.
Geliebte, ihr seht, wie groß und wunderbar die Liebe ist, und ihre Vollkommenheit lässt sich nicht darlegen. Wer ist fähig, in der Liebe erfunden zu werden, außer wen Gott derselben für würdig erachtet? Flehen und erbitten wir daher von seinem Erbarmen, dass wir in Liebe, ohne menschliche Parteiung, frei von Tadel erfunden werden. Alle Geschlechter von Adam bis auf den heutigen Tag sind vergangen; aber die in der Liebe Vollendeten besitzen nach der Gnade Gottes den Platz der Frommen, sie werden offenbar werden bei der Prüfung im Reiche Christi." [ad Cor. 1,49-50: Die Apostolischen Väter, Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe durch K. Bihlmeyer, 1. Teil, Tübingen 1924, S. 61f.; BKV2 .35, S. 58f. b]
In einem Traktat über die drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe hebtZeno von Verona († um 380) letztere als deren Gipfel hervor:
"‚Die Liebe hat kein Ende‛, sie wächst jeden Augenblick und je mehr die Liebenden einander Liebe erweisen, desto größer wird ihre gegenseitige Liebesschuld. Sie liebt auch niemanden aus Rücksicht auf ihre eigene Persönlichkeit, denn sie versteht es nicht zu schmeicheln. Sie liebt nicht um der Ehre willen, denn sie ist nicht ehrgeizig. Sie liebt nicht um des Geschlechtes willen, für sie sind beide Geschlechter nur eines. Sie liebt nicht nur eine Zeitlang, denn sie ist nicht wankelmütig. Sie ist nicht eifersüchtig, denn sie weiß nicht, was Neid ist. Sie wird nicht aufgeblasen, denn sie hegt die Demut. Sie denkt nichts Arges, denn
sie ist einfältig. Sie zürnt nicht, denn sie erträgt auch gern das Unrecht. Sie täuscht nicht, denn sie hält getreu ihr gegebenes Wort. Sie verlangt nichts, denn sie hat nichts notwendig als ihr Sein.
Die Liebe ist es, die das flache Land, die Städte und Völker bis zur Stunde in Ruhe und Frieden erhält. Die Liebe ist es, die in der Umgebung der Könige die Schwerter für sie gefahrlos macht. Die Liebe ist es, die Kriege unterdrückt, Streitigkeiten aus der Welt schafft, Rechte auf ihre Ansprüche verzichten lässt, Gerichtshöfe milde stimmt, den Hass ausrottet, den Zorn erstickt. Die Liebe ist es, die das Meer durchschifft, den Erdkreis umwandert, durch den Handel den Nationen das Notwendige vermittelt. Und- Brüder - ein kurzes Wort über ihre Macht: Alles, was die Natur einem Ort versagt hat, übermittelt ihm die Liebe. Sie ist es, die als eheliche Liebe zwei Menschen durch das ehrwürdige Sakrament vereinigt zu einem Fleisch. Sie ist es, die der Menschheit durch die Geburt das Sein ermöglicht. Ihr ist es zu danken, dass die Gattin teuer ist, die Kinder gut geartet, die Väter wahre Väter sind. Ihr ist es zu danken, dass andere uns wie wir uns selbst, ja noch mehr als wir uns selbst, nahestehen, ja unsere Freunde sind. Ihr ist es zu danken, dass wir unsere Sklaven wie Kinder lieben und umgekehrt sie uns gern als ihre Herren verehren. Ihr ist es zu danken, dass wir nicht nur Bekannten oder Freunden, sondern oftmals auch solchen, die wir niemals gesehen, Liebe erweisen."
"O Liebe, wie gütig bist du! Wie reich! Wie mächtig! Nichts hat, wer dich nicht hat! … Du erhältst dem für den Himmel bestimmten VoLukasevangelium das Leben, wenn du Frieden gewährest, den Glauben behütest, die Unschuld schützest, die Wahrheit förderst, die Geduld liebst, die Hoffnung vor Augen hältst. Du schaffst aus Menschen, die in ihrem Charakter, ihrem Lebensalter, ihrem Untertanenverhältnis verschieden sind, nur die eine Natur ihr eigen nennen, auch einen Geist, einen Leib. Du duldest es nicht, dass die glorreichen Märtyrer sich von dem Bekenntnis des christlichen Namens abbringen lassen … Du gibst dich zufrieden, nackt zu sein, um Nackte bekleiden zu können. Für dich wird der Hunger zur Sättigung, wenn dein Brot ein hungriger Armer isst. Deine Vermögensanlage besteht darin, dass das, was du hast, ganz der Barmherzigkeit gehört. Du allein weißt nicht, was es heißt, sich bitten zu lassen. Du reichst den Unterdrückten oder in irgendeiner Not sich Befindlichen, auch mit Opfern für dich selbst, die rettende Hand. Du bist das Auge der Blinden. Du bist der Fuß der Lahmen. Du bist der verlässigste Schild der Witwen. Du vertrittst an Waisen die Stelle der Eltern, besser als diese selbst. Deine Augen werden niemals trocken, weil entweder Barmherzigkeit oder Freude es nicht zulassen. Du liebst auch deine Feinde in einer Art, dass niemand unterscheiden kann, was für dich noch für ein Unterschied besteht zwischen ihnen und deinen Freunden. Du verbindest himmlische Geheimnisse mit menschlichen Dingen, menschliche Geheimnisse mit himmlischen Dingen." [Des heiligen Bischofs Zeno von Verona Traktate, aus d. Lat. übersetzt von Andreas Bigelmair, BKV, 2. R. Bd. 10, München 1934, S. 71f. 78f.]
Ambrosius von Mailand († 397):
"Nimm den Menschen die Liebe, und du hast der Welt die Sonne genommen."
"Wo die L. ist, was kann da noch fehlen? Wo sie aber nicht ist, was kann da nützen!" Augustinus von Hippo (BKV VI 131.146)
Franziskus von Assisi († 1226): "Die Liebe ist unter den Tugenden, was die Sonne unter den Sternen: Sie gibt ihnen Glanz und Schönheit."
Teresa von Avila († 1582):
"Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden."
"Der Liebe ist es nicht möglich, irgendwo stehen zu bleiben. Wer nicht wächst, schrumpft."
Birgitta von Schweden († 1373): "Der ist wahrhaft weise, der nur ein Wort kennt: Liebe."
Katharina von Siena († 1380):
"Hefte deine Liebe an das Kreuz Jesu; es ist die Barke, es ist der Hafen, der zum Heile führt.
Johannes von Kastl († nach 1426):
"Die Liebe ist der Weg Gottes zu den Menschen und der Weg des Menschen zu Gott."
"Das Wesen der Liebe hat die Kraft zu vereinigen und umzuwandeln: Sie wandelt den Liebenden in den Geliebten und den Geliebten in den Liebenden; jedes der beiden Liebenden ist gegenseitig im anderen, soweit es nur irgend möglich ist."
Johannes von Gott
(† 1550): Habt immer die Liebe; sie ist
die Mutter aller Tugenden.
Der "Lebensregel" von Stanislaus Papczyński († 1701)entstammt die folgender Text:
"Der hl. Paulus, der Lehrer der Heiden, hat einen Diener Gottes, der nicht glüht vor echter Liebe, verglichen mit einer gellenden Glocke und einer klirrenden Zimbel. Denn die Erlangung des ewigen Lebens - und der Wert der verdienstvollen Werke - wurzelt in der Liebe. Deshalb sollte ein jeder von euch versuchen für sich selbst diese Liebe zu erlangen, diese äußerst wertvolle Perle, diesen im Acker verborgenen Schatz. Obwohl Liebe eine Gabe Gotte ist, wird sie erlangt und erhalten durch beständiges Gebet und Abtötung. Lasst deshalb alles, was ihr tut, in Liebe getan sein!"
Jean Joseph Lataste (1869): "Gott wiegt die Seelen nur nach dem Gewicht ihrer Liebe."
Therese von Lisieux († 1897):
"Die Liebe gab mir den Schlüssel meiner Berufung. Ich begriff, dass, wenn die Kirche einen aus verschiedenen Gliedern bestehenden Leib hat, ihr auch das notwendigste, das edelste von allen nicht fehlt; ich begriff, dass die Kirche ein Herz hat, und dass dieses Herz von Liebe brennt. Ich erkannte, dass die Liebe allein die Glieder der Kirche in Tätigkeit setzt, und würde die Liebe erlöschen, so würden die Apostel das Evangelium nicht mehr verkünden, die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen. Ich begriff, dass die Liebe alle Berufungen in sich schließt, dass die Liebe alles ist, dass sie alle Zeiten und Orte umspannt …, mit einem Wort, dass sie ewig ist!" [Therese vom Kinde Jesus, Selbstbiographische Schriften / Authentischer Text, übersetzt von O. Iserland u. C. Capol, Einsiedeln 1958, S. 199-201]
Der Wahlspruch von Joseph Freinademetz († 1908):
"Die einzige Sprache, die jeder versteht, ist die Liebe."
Alfred Delp († 1945): "Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt."
Georges Bernanos (†1948): "Nichts lieben, das ist die Hölle."
Ildefons Schuster († 1954): "Das Christentum ist Liebe; und alles, was nicht Liebe ist, ist Egoismus und deshalb dem Christentum entgegen."
Josef Kentenich († 1968): "Liebe ist die größte Großmacht."
Johannes Paul II. († 2005): "Die Zukunft hängt an der Liebe."
5. Antonius Maria Zaccaria († 1539):
"Gott hat uns ein Gesetz der Liebe gegeben, nicht der Angst, der Freiheit des Geistes, nicht der Knechtschaft; und ein Gesetz, das unseren Herzen innewohnt und das jeder Mensch für sich selbst erkennen kann. Es ist also nicht nötig, den Nächsten zu befragen: Befrage dein Herz, und er wird es dir antworten!"
Teresa Margareta vom Heiligen Herzen Jesu Redi († 1770) über Gottes- und Nächstenliebe:
"Wir sollten uns nicht beunruhigen lassen, in welche Umstände uns Gott auch immer versetzen mag, sondern lasst uns Ihm erlauben zu handeln, indem wir uns mit Seinen Absichten vereinen; auf diese Weise werden wir mit reiner Liebe lieben."
"Lasst uns alles aus Liebe tun und nichts wird uns schwierig erscheinen, wenn wir bedenken, dass Liebe nach nichts anderem als nach Liebe verlangt."
"Unser guter Gott hat den brennenden Wunsch, uns den großen Schatz Seiner Liebe zu geben; aber er will, dass wir Ihn inständig darum bitten und dass wir so handeln, dass jedes Werk, das wir verrichten, eine Bitte um diese Liebe ist." [Excerpts from the Florilegio of St. Teresa Margaret, stteresamargaret.org/florilegio.html (10.04.2020); eig. übers.]
Paul Josef Nardini († 1862): "Liebe ist unser Leben. Liebe ist unsere Bestimmung. Liebe ist das einzige, was Gott von uns fordert, denn die Erfüllung aller Pflichten fließt aus ihr."
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 07.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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