Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Nächstenliebe


1. Wesen und Pflichten der Nächstenliebe

Apostolische Väter (BKV 6-9: 288) und Armenische Väter (BKV II 145ff.):
• Die Nächstenliebe soll größer sein als die Selbstliebe: Apostolische Väter (BKV 102); == Theodor von Cyrene (BKV I 62f. 86).
• Die Nächstenliebe gleicht manchmal einer bitteren Arznei: Irenäus von Lyon (BKV I 320f.); Ephraem der Syrer (BKV II 1).
• Die Nächstenliebe als Erkennungszeichen der wahren Jünger Jesu: Johannes „Chrysostomus” (BKV I 292)
• Teilnahme an Freud und Leid anderer: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 152); Basilius „der Große” (BKV II 222-5)
• Unterschied zwischen natürlicher und christlicher Liebe: Augustinus von Hippo (BKV VI 132)
• Inhalt des Gebots der Nächstenliebe: die Liebe zu Gott ans Herz legen: Augustinus von Hippo (BKV II 77 u. ö.)

Gregor von Nyssa (nach 394): Keiner von uns ist einzig für sich auf der Welt. Er ist auch für alle anderen da.

Albertus Magnus († 1280): Du darfst niemanden so lieben, dass du ihm zuliebe die Wahrheit aufgäbest.

Heinrich Egher ((† 1408)): Wenn dir irgend jemand innerlich lästig ist, so trachte danach, ihm gegenüber umso gefälliger und freundlicher zu sein, so wirst du schnell verspüren, wie eine solche Krankheit geheilt wird.

Eugen von Mazenod († 1861 ,letzte Worte): Habt untereinander die Liebe, die Liebe, die Liebe und in der Welt Eifer für die Seelen!

Johannes Bosco († 1888): Gott hat uns für andere in diese Welt gesetzt. (VII, 30)
Wer für die Rettung von Seelen arbeitet, rettet seine eigene. (XVIII, 470)

Titus Brandsma († 1942): Unsere Liebe muss sprichwörtlich sein. Wir sollen uns von niemandem an Liebe übertreffen lassen.
Unsere Gegenwart irgendwo muss für die anderen eine Lust, ein Fest, einen Trost bedeuten.

Joseph Müller († 1944): Die Liebe ist doch das höchste Gesetz! Die Liebe, die bewahrend, belehrend, helfend, mitleidend wirken soll. Es muss auch Liebende unter den Menschen in der Welt geben, auch dann, wenn die Liebenden von den Lebenden verlacht und als Narren verachtet werden. Wo bliebe sonst die Liebe ohne die Liebenden? (Oskar Müller: Ein Priesterleben in und für Christus. Leben, Wirken, Leiden und Opfertod des Pfarrers Joseph Müller. Groß-Düngen, Celle 1948, S. 85f)

Adrienne von Speyr (Ärztin, Mystikerin, Schriftstellerin, † 1967): Die Liebe ist doch das höchste Gesetz! Die Liebe, die bewahrend, belehrend, helfend, mitleidend wirken soll. Es muss auch Liebende unter den Menschen in der Welt geben, auch dann, wenn die Liebenden von den Lebenden verlacht und als Narren verachtet werden. Wo bliebe sonst die Liebe ohne die Liebenden? (Barbara Albrecht: Eine Theologie des Katholischen. Einführung in das Werk Adrienne von Speyrs, Bd. 1: Durchblick in Texten. Johannes Verlag, Einsiedeln 1971)

2. Beurteilung

Apostolische Väter:
• Preis der Nächstenliebe wegen ihrer Wirkungen: Apostolische Väter (BKV 58f.)
• Werke der Nächstenliebe sind leicht in Hinblick auf den ewigen Lohn: Johannes „Chrysostomus” (BKV III 169f.)
• Nächstenliebe als Kleinod des christlichen Bekenntnisses: Tertullian (BKV I 53)
• Nächstenliebe ist besser als alle Tugend- und Bußübungen, ja des Martyriums: Johannes „Chrysostomus” (BKV IV 80-3); vgl. Armenische Väter (BKV II 147)
• Zeichen der Gotteskindschaft: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 118-20); vgl. Leo (BKV II 64)
• Das Mitleid ist natürlich in uns angelegt: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 66f.)
• Ohne Nächstenliebe ist alles Gute nichts: Johannes „Chrysostomus” (BKV VII 346f.); Leo I. „der Große” (BKVI 35-7. 38f. u. ö.).
• Das Gebot der Nächstenliebe ist ein neues: Augustinus von Hippo (BKV VI 51f.).
• Nächstenliebe ist wertvoller als Fasten: == Theodor von Cyrene (BKV I 56)

Augustinus von Hippo († 430):: Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem, was er liebt.
Soviel in dir Liebe wächst, soviel wächst die Schönheit in dir. Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.
Man soll die Feinde lieben, nicht weil sie schon Brüder sind, sondern damit sie Brüder werden.
Wer liebt, lebt da, wo er liebt, nicht da, wo er lebt.
Das Gesetz der Freiheit ist das Gesetz der Liebe.
Im Wesentlichen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe

Gregor „der Große” († 604): Nimm das Wohlwollen hinweg und du entfernst die Sonne aus der Welt, du machst den Verkehr unter den Menschen unmöglich.

Birgitta von Schweden († 1373): Der ist wahrhaft weise, der nur ein Wort kennt: Liebe.
Nichts Lieblicheres kann es geben, als sich über des Nächsten Glück zu freuen und ihm zu wünschen, was man sich selbst wünscht

Josef von Calasanz († 1648): Der für seinen Nächsten betet, tut wohl, der ihm aber hilft, tut besser.

Josef von Copertino (†1663) in seinem Gesang über das Gute:
Wer Gutes tut nur aus Angst tut, alles ein wenig schwer.
Wer Gutes tut nur aus Gewohnheit, wird nicht die Zukunft gewinnen.
Wer Gutes tut um als gut zu erscheinen, wird nichts anderes erreichen als Getöse..
Wer Gutes tut mit Fahrlässigkeit, verliert die Frucht und den Samen.
Wer Gutes tut in der Öffentlichkeit, wird ohne Erfolg und Befriedigung bleiben.
Wer Gutes tut nur aus Laune, wird weder heilig noch gerecht.
Wer Gutes tut um sich zu retten, wird, auch wenn er will, nicht Liebe finden.
Wer Gutes tut aus reiner Liebe, gibt Gott die Seele und das Herz und wie ein Sohn und Knecht wird er vereint sein mit dem Herrn.
Jesus, süßer Retter, dich lobe ich zu allen Zeiten, du oberster und großer Beweger, Spender aller Gnaden. Amen. Amen.

(Gottfried Egger OFM: Hingerissen von der Liebe Gottes. Leben und Spiritualität des hl. Josef von Copertino OFMConv. EOS Verla, Sankt Ottilien 2014]

Engelmar Unzeitig († 1945) am 12. Juli 1942 im KZ Dachau: Wahre Bruderliebe überwindet alle Bosheit der Welt.

3. Bestimmung des Nächsten

Apostolische Väter:
• Sich allen zuwenden, die Gott fürchten (BKV 41)
• brüderliche Liebe unter den Christen: Apologeten (BKV I 49-51); vgl. Tertullian (BKV I 53. 243 II 143f. 144); Ambrosius von Mailand (BKV III 92f.); Leo I. „der Große” (BKV II 272)
• Nächster ist jeder, der einen Dienst der Barmherzigkeit braucht bzw. uns einen solchen Dienst leisten soll: Augustinus von Hippo (BKV VIII 37f.)

Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz († 1942): "Der Nächste ist nicht der, den ich mag. Er ist jeder, der mir nahe kommt - ohne Ausnahme.

Johannes Paul II. († 2005): Kein Mensch kann wie Kain behaupten, für das Schicksal seines Bruders nicht verantwortlich zu sein.

Chiara Lubich (Gründerin der Fokolarbewegung, Franziskaner-Tertiarin, † 2008): Die graue Masse wird unter der Liebe Gottes zu lauter Nächsten.
Eine Seele, die liebt, ist für die Welt eine kleine Sonne, die Gott ausstrahlt.

4. Beziehung zu Christus und Gott

Apologetische Väter:
• Lehren Jesu über die Menschenliebe und Geduld (BKV I 80f.)
• Durch Nächstenliebe werden wir Nachahmer Gottes: Apologetische Väter (BKV I 170); Athanasios von Alexandria „der Große” (BKV I 268-73); Johannes „Chrysostomus” (BKV II 279).
• Nächstenliebe das meist eingeschärfte Gebot des Herrn: Cyprian von Karthago (BKV I 324)
• Abwendung von Gottes Strafgericht durch Nächstenliebe: Basilius „der Große” (BKV II 264.269)
• Nächstenliebe als Mittel der Sündenvergebung: Gregor von Nazianz (BKV I 305f.)
• Gott unser aller Vater": Motiv der Nächstenliebe: Johannes „Chrysostomus” (BKV II 10f.)
• Nächstenliebe um Christi willen: Johannes „Chrysostomus” (BKV (VI 15-18); Augustinus (BKV III 422f.)
• Nichts ist Gott angenehmer als Nächstenliebe: Johannes „Chrysostomus” (BKV IV 91. 96).
• Nächstenliebe maßgebend für das Urteil im Gericht: Johannes „Chrysostomus” (BKV IV 97-101; IV P 238f.)
• Liebeswerke Schuldigkeit gegenüber Christus: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 121-7)
• Nächstenliebe als Weg zur Gottesliebe: Augustinus von Hippo (BKV IV 292f.; VI 53f. 131. 145f.)
• Nächstenliebe als Kennzeichen der Jünger Christi: Augustinus von Hippo (BKV VI 54)
• Verbindung von Nächstenliebe und Gottesliebe: Augustinus von Hippo (BKV VIII 338.344)
• Motiv der Nächstenliebe ist Gott der Schöpfer und Gnadenspender: Leo I. „der Große” BKV I 43f. I 73f. II 57).
• wahre Nächstenliebe nicht ohne Gottesliebe: Makarius der Ägypter (BKV 376f.)
• Mahnung zum Gebet um Nächstenliebe: Apostolische Väter (BKV 58f.)

Clemens I. († um 99): Ihm zufolge ist das, was christliche Gemeinde zusammenhält, die Liebe:
Wer Liebe in Christus hat, der erfülle die Gebote Christi. Wer kann das Band der Liebe Gottes beschreiben? Wer ist imstande, seine erhabene Schönheit zu schildern? Die Höhe, zu der die Liebe emporführt, ist unbeschreiblich. Liebe verbindet uns mit Gott. Liebe deckt eine Menge Sünden zu (1. Petrusbrief 4, 8), Liebe erträgt alles, Liebe ist in allem langmütig; nichts Gemeines gibt es in der Liebe, keinerlei Hochmut; Liebe kennt keine Spaltung, Liebe lehnt sich nicht auf, Liebe tut alles in Eintracht; in der Liebe haben alle Auserwählten Gottes ihre Vollkommenheit erlangt, ohne Liebe ist Gott nichts wohlgefällig. In Liebe hat der Herr uns angenommen; wegen der Liebe, die er zu uns trug, hat unser Herr Jesus Christus sein Blut hingegeben für uns nach Gottes Willen, sein Fleisch für unser Fleisch, seine Seele für unsere Seelen.
Geliebte, ihr seht, wie groß und wunderbar die Liebe ist, und ihre Vollkommenheit lässt sich nicht darlegen. Wer ist fähig, in der Liebe erfunden zu werden, außer wen Gott derselben für würdig erachtet? Flehen und erbitten wir daher von seinem Erbarmen, dass wir in Liebe, ohne menschliche Parteiung, frei von Tadel erfunden werden. Alle Geschlechter von Adam bis auf den heutigen Tag sind vergangen; aber die in der Liebe Vollendeten besitzen nach der Gnade Gottes den Platz der Frommen, sie werden offenbar werden bei der Prüfung im Reiche Christi.
(ad Cor. 1,49-50. Die Apostolischen Väter. Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe durch K. Bihlmeyer, 1. Teil, Tübingen 1924, S. 61f; BKVII.35, S. 58f]

Antonius „der Große” um 356 [?]): Ihm zufolge ist Nächstenliebe heilsbedeutsam:
Ein andermal sagte er: Vom Nächsten her kommen uns Leben und Tod. Gewinnen wir nämlich den Bruder, so gewinnen wir Gott. Geben wir hingegen dem Bruder Ärgernis, so sündigen wir gegen Christus. (Weisung der Väter, eingeleitet und übersetzt von B. Miller. In: Sophia. Quellen östlicher Theologie, Bd. 6. Freiburg i. Br. 1965, Nr. 9, S. 16)

Nilos „der Faster” († um 430): Selig der Mönch, welcher nach Gott alle Menschen als Gott betrachtet.

Johannes Gualbertus († 1073): In seinem Brief an die Mitbrüder über die Liebe bestimmt er auch seinen Nachfolger Rudolf:
Abt Johannes grüßt und segnet alle Brüder, die mit ihm in brüderlicher Liebe verbunden sind.
Da ich schon lange an einer schweren Krankheit leide, warte ich täglich darauf, dass Gott meine Seele zu sich nimmt und dass mein Körper zum Staub zurückkehrt, woher er genommen ist. Ich dachte, gleichsam stillschweigend von hier hinüberzugehen; aber wenn ich an meine Stellung und meinen Namen dachte, den ich auf dieser vergänglichen Welt getragen habe, hielt ich es für nützlich, euch etwas über das Band der Liebe zu sagen.
Sicherlich ist sie jene Kraft, die den Schöpfer aller Dinge drängte, die Welt zu erschaffen. Sie hat er selbst anstelle aller seiner Gebote den Aposteln aufgetragen: Ein neues Gebot gebe ich euch: liebet einander! (Johannesevangelium 13, 34) Über sie spricht der Apostel Jakobus: Wer das ganze Gesetz hält und nur gegen ein einziges Gebot verstößt, hat sich gegen alle verfehlt (Jakobusbrief 2, 10). Von ihr sagt der heilige Apostel Petrus: Die Liebe deckt viele Sünden zu (1. Petrusbrief 4, 8). Wenn dies ein hochmütiger und ungehorsamer Mensch hört, denkt er, er besitze die Liebe wirklich, wenn er sieht, dass er rein äußerlich in einer Gemeinschaft von Brüdern lebt. Von dieser falschen Vorstellung hält der heilige Gregor jeden fern, indem er auf das wirkliche Ziel hinweist: Der liebt Gott vollkommen, der von dem Seinen nichts für sich zurückbehält.
Was ich im einzelnen über die Liebe sagen soll, weiß ich nicht, weil meines Wissens alle Gebote von dieser Wurzel ausgehen. Denn es gibt viele Zweige eines guten Werkes, aber nur eine Wurzel der Liebe. In dieser Glut der Liebe können es schlechte Menschen keineswegs lange aushalten, da unser Herr und Heiland sagt: Die Liebe wird bei vielen erkalten (Matthäusevangelium 24, 12). Wenn man die Liebe unversehrt bewahren will, ist die Einheit unter den Brüdern sehr nützlich, die sich unter der Sorge eines einzigen Mannes behutsam bildet. Wie ein Fluss in seinem Bett vertrocknet, wenn er sich in viele Rinnsale verteilt, so richtet die Einheit der Brüder im einzelnen weniger aus, wenn sie sich in verschiedene Richtungen zerstreuen. Deshalb ist es mein Wille, dass nach meinem Tode eure Sorge und Planung sich auf den Herrn Rudolf stütze, wie sie während meines Lebens in meiner Hand waren, damit diese Liebe lange unverletzt bei euch bleibt. Lebt wohl!
(Johannes Gualbertus: Epistula de caritate, MPL 146, Sp. 804f. In: Monastisches Lektionar für die Benediktiner des deutschen Sprachgebietes, 1,2 Bd., S. 937f)

Balduin von Exeter (†1190): In seiner Schrift Über das koinobitische bzw. das Gemeinschaftsleben bezeichnet er die trinitarische Gemeinschaft als Vorbild für unsere menschliche Gemeinschaft:
Gott ist das Leben. Dieses Leben der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit aber ist ein Leben. Der Vater hat kein anderes Lebens als der Sohn und der Heilige Geist; vielmehr sind diese drei ein Leben. Und wie ihre gemeinsame Wesenheit und Natur eine ist, so ist auch ihr gemeinsames Leben eines. Gott ist nicht ein vereinzelter Einsiedler, denn Gott ist dreifaltig und einer zugleich. So ist das Leben Gottes ein gemeinsames, weil es eines in drei Personen ist, unteilbar und ungeschieden. … Gott aber ist die Liebe. Und - wie der Apostel sagt - seine Liebe ist in unseren Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Römerbrief 5, 5). Die Liebe aber, die gnadenhaft in uns ist, bringt uns auch gewissermaßen nahe, wie jene unbegreifliche Liebe - Gott - ist. Gottes Natur ist ja Liebe und Güte. Es gehört zur Natur der Liebe, dass wir durch ein inneres Empfinden angeregt werden, zu lieben und geliebt zu werden. Wie das Feuer nicht nicht brennen kann, so kann auch die Liebe nicht nicht lieben. Denn die Liebe ist ein Feuer, und lieben bedeutet brennen. Und wie das Feuer nicht auf sich beschränkt bleibt, sondern immer darauf ausgerichtet ist, etwas zu erreichen, was es zu entzünden vermag, damit es nicht in sich allein bleibt, sondern seine Wärme anderen mitteilt, so sucht auch die Liebe, sich in sinnenfälliger Weise mitzuteilen und das Gute, das sie hat, dem geliebten Anderen zu übermitteln. So wird dieses Gute zum gemeinsamen Besitz von beiden. In allem Guten, das dem Liebenden und dem ganz Geliebten zu genügen vermag, liebt die Liebe die Gemeinschaft. Sie besitzt das Gute lieber mit dem Geliebten gemeinsam als allein, dann, wenn das Gute für beide ausreichend ist. Wo dies aber nicht der Fall ist, zieht es die Liebe oft vor, etwas nicht zu haben, damit der Freund nicht etwas entbehren muss, von dem sie weiß, dass er dieses Gutes bedarf. Im Erweis von Wohltaten handelt die Liebe immer so, dass der, der geliebt wird, wieder lieben kann und er nicht nur geliebt wird. Denn immer strebt die Liebe danach - wie schon zuvor erwähnt -, geliebt zu werden: Dem Liebenden genügt nicht die Liebe der Gemeinschaft, wenn keine Gemeinschaft der Liebe vorhanden ist. Da sie ja will, dass alles Gute gemeinsam ist, will sie dies von der Liebe selbst umso mehr. Die Liebe kann nicht nicht gütig sein; sie lehnt es ab, allein zu sein. In der übergroßen Hingabe sucht sie, durch die Liebe zur Gemeinschaft die Gemeinschaft der Liebe zu erreichen. Was wäre das für eine Hingabe der Liebe, wenn sie ihre Güter für sich allein behalten wollte und nicht bereit wäre, daran Anteil zu geben? Oder was wäre das für ein Trost für den Liebenden, wenn er nur liebte und nicht geliebt würde? Es steht ja geschrieben: Wehe dem, der allein ist! (Kohelet / Prediger Salomo (4, 10). Die einsame Liebe ist sich selbst eine Qual, sie hasst sich selbst in gewisser Weise, da sie grundsätzlich nicht für sich bestehen will, sondern auf Gegenseitigkeit ausgerichtet ist. Und wie sie sich nicht ihrer Güte und ihrer Natur begeben kann, so kann sie die Gemeinschaft des Guten und die Gemeinschaft mit sich selbst nicht nicht lieben. Das Verlangen der Liebe, das wir in uns tragen, schließt ein Zweifaches in sich: die Liebe zur Gemeinschaft und die Gemeinschaft der Liebe. Wenn eines von beiden fehlt, dann ist es noch nicht die selige Liebe, die ihre selige Erfüllung findet in der Gemeinschaft des Guten und in der Gemeinschaft ihrer selbst. … So verhält es sich mit unserer Liebe, die in uns und zwischen uns ist. Durch diese Liebe sind wir noch nicht in Fülle selig, aber wir werden in Zukunft selig sein in der Gemeinschaft mit dem höchsten Gut, das allen zu genügen vermag, und in der Gemeinschaft gegenseitiger Liebe, durch die uns alles gemeinsam sein wird.
Auch Gott liebt den, der ihm wesensgleich ist, »teilhaftig der göttlichen Natur (vgl. 2. Petrusbrief 1, 4). Deshalb kann er dem Menschen antworten: Handle du genauso! (Lukasevangelium 10, 37).
Liebe den, der an deiner Natur teilhat, den künftigen Gefährten der dir verheißenen Herrlichkeit! Liebe deine Natur, liebe das, was genau so wie du geboren ist! Wenn du im Anderen die menschliche Natur nicht liebst, die doch auch in dir ist, dann liebst du dich nicht! Den zu lieben, der unsere Natur teilt, wird uns daher durch das Beispiel Gottes selbst nahegelegt und durch seine Autorität gefordert. Es ist die Gemeinsamkeit der Natur, die dieser Forderung zugrunde liegt. (Quellen des geistlichen Lebens, Bd. 2, hg. von Gisbert Greshake und Josef Weismayer. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2008, S. 87 - 94)

Angela von Foligno († 1309): Bemüht euch eifrig darum, dass ihr euch gegenseitig liebt und die göttliche Liebe in Wahrheit habt! Denn durch die Liebe [zu Gott] und die Liebe zueinander verdient die Seele das göttliche Gut als Erbe. Und ich hinterlasse kein anderes Testament, außer dass ich euch die Liebe zueinander anempfehle, und ich hinterlasse euch mein ganzes Erbe, die Lebensform Christi nämlich, Armut, Leiden und Verachtung.

Nikolaus von Kues(† 1464): Den Nächsten lieben heißt Gott in seinem Bilde lieben.

Antonius Maria Zaccaria († 1539: Das Mittel, um die Liebe zu Gott zu erlangen, ist die Liebe zum Nächsten.

Johannes von Gott († 1550): Das Erbarmen Gottes fordert ihm zufolge unsere Barmherzigkeit heraus:
Wenn wir betrachteten, wie groß das Erbarmen Gottes ist, würden wir es nie unterlassen, Gutes zu tun, solange wir es vermögen; denn wenn wir um Seiner Liebe willen den Armen geben, geben wir nur das, was Er selbst uns gibt, und Er verspricht uns das Hundertfache in der Seligkeit (o glücklicher Gewinn und Wucher!). Wer wird nicht alles, was er besitzt, diesem gebenedeiten Kaufmann geben, bietet Er uns doch einen so guten Handel und bittet uns mit offenen Armen, wir mögen uns bekehren und über unsere Sünden weinen und Nächstenliebe üben, zunächst gegen unsere eigenen Seelen und dann gegen die Mitmenschen. Denn so wie das Wasser das Feuer tötet, so (tötet) die Nächstenliebe die Sünde. (1. Brief an die Herzogin von Sessa. Nach: J. Cruset: Das heilige Abenteuer des Johannes von Gott, 2. Aufl. Graz-Wien-Köln 1982, S. 181)

Theresa von Ávila „die Große” († 1582): Wer den Nächsten nicht liebt, der liebt auch Dich nicht, Herr.

Karl Borromäus († 1584): Wer keinen Frieden mit seinem Nächsten hat, hat ihn auch mit Gott nicht.

Aloisius von Gonzaga († 1591): Wer es versäumt, der Seele seines Nächsten zu helfen, der weiß nicht Gott zu lieben, denn er sucht nicht die Ehre Gottes zu mehren.

Philipp Neri(† 1595): Wie gern möchte ich von Dir [Herr] wissen, wie es denn gemacht ist - jenes Netz der Liebe, das so viele einfängt.

Kamillus von Lellis († 1614): Eine Frömmigkeit, die die Werke der Nächstenliebe vernachlässigt, ist falsch. Für mich gibt es eine Frömmigkeit der Tat, die die Arbeit zum Gebet macht. … Der Herr will von uns Werke der Liebe. Mir ist es lieber, wenn sich ein Ordensmann bereithält für den Ruf zu einem Sterbenden, als wenn er in Verzückung in seiner Zelle sitzt.
Denke gut, sprich gut, handle gut: Diese drei öffnen - mit der Gnade Gottes - dem Menschen den Himmel. (de.wikipedia.org/wiki/Kamillus_von_Lellis, abgerufen am 29.07.2009)

Stanislaus Papczyński(† 1701): Was die wechselseitige Liebe betrifft: wisse, wer sich in der gegenseitigen Liebe auszeichnet, der ist der Göttlichen Majestät lieber. … Und so wird er diese ansteckende Krankheit vermeiden, die der Liebe entgegengesetzt ist: Missgunst, Hass, Groll, Rivalität, Argwohn, Verleumdung, eine andere ausschließende Zuneigung, Antipathie, Eifersucht, geheime Anschuldigung, Verhöhnung, Getuschel, Beschimpfung, Ärgernis, Ehrgeiz, Verachtung anderer, Aufruhr, Hetzerei, Klagen, Streit. Da er die Ruhe des eigenen Geistes wahren wird, wird der eifrige Hüter der Liebe auch große Sorge darauf verwenden, die Ruhe der anderen und des ganzen Hauses zu wahren. … Gedenke der Liebe der frühen Kirche, über die der Verfasser der Apostelgeschichte sagt: Die Gemeinde der Gläubigen war eine Herz und eine Seele. (Apostelgeschichte 4, 32)
Du solltest immer bedacht sein auf die Werkle der Gnade, die, wenn sie den Gliedern erwiesen werden, Christus dem Haupt erwiesen werden. Bei allen Gelegenheiten sollst du es nicht vernachlässigen, auch den Außenstehenden jede nur mögliche Liebe zu erweisen. Du sollst nicht nur diejenigen, die dir gegenüber wohlwollen sind, mit ergebener Liebe begegnen, sondern ebenso den Gegnern und Feinden, die zu lieben, der Her uns geboten hat). Nur diese Werke werden beim Endgericht triumphieren.
(Stanislaus Papczynski: The rule of life. Documents of Marian History an Spirituality. Stockbridge, MA 1980, S. 12f, eigene Übersetzung)

Theodosius Florentini(† 1865): Was geht uns dieser und jener an? möchte wohl einer sagen. Darauf antworte ich: Das alles geht dich an. Bilden wir nicht alle eine Familie? Sind wir nicht alle geeinigt dadurch, dass Gott unser Vater ist, dass er für alle gesorgt hat dadurch, dass er uns vereinigen will im Jenseits zu einer großen Familie? … Lasst uns [auch] hinübergehen auf den christlichen Standpunkt und betrachten, dass wir alle erlöst sind durch einen Heiland; für uns alle ist er gestorben ohne Ausnahme. Er hat nicht gesagt: Ich sterbe für den, für diese Familie, für dieses Volk, für diese Nation, sondern er hat gelebt und gelitten, er ist gestorben für alle. (Sr. Zoe Maria Isenring: P. Theodosius Florentini 1808 - 1865. Den Strom nicht stauen, sondern ihm ein Bett anweisen. Academic Press, Fribourg 2016)

Ulrika Nisch († 1913): Ihr Lebensprogramm war ein Leben in Liebe zu Gott und zum Nächsten:
Ich will ganz Liebe sein, ganz Deine Braut, die nur den Bräutigam kennt und sonst gar nichts verlangt. Bei jedem Wort und Werk soll Deine Ehre gefördert werden, und bei allem, was ich tue, lass mich an die Liebe denken. Ein jeder Pulsschlag und Gedanke soll Dir zuliebe geschehen.
Ich will eine Liebe gegen alle haben, die allen alles wird und alle erbaut.
Kein Maß kennt die Liebe, und wir wollen doch nur in der Liebe und für die Liebe alles leiden und arbeiten.

Maria Fidelis Weiß († 1923): Die Nächstenliebe steht so hoch wie die Gottesliebe; denn Gott im Nächsten lieben heißt doch Gott selbst lieben.

Viktrizius Weiß († 1924) am 12. Oktober 1872 in seinem geistlichen Tagebuch:
Du musst alle Menschen lieben wegen Gott, auch deine Eltern und Geschwister, insofern sie dir von Gott empfohlen sind. Das muss der Grund, das Maß der Liebe sein. Wenn jemand eine hohe Stelle hat oder sonst Vorzüge besitzt, natürliche Liebenswürdigkeit usw., so musst du dich dadurch nicht zur Liebe bestimmen lassen, denn das wäre eine sinnliche oder eigennützige Liebe des Nächsten. Darum musst du ebenso freundlich, ja noch freundlicher diejenigen behandeln, welche diese Vorzüge nicht besitzen, und dich ja überwinden, wenn etwa natürlicher Ekel oder Abneigung dich anfällt oder Ungeduld. … Bedenke, dass auf diese Leute ein freundliches Wort denselben günstigen Einfluss macht und sie zum Guten ermuntert wie auf dich.
Einen Tag später schrieb er: Ein Hindernis der Liebe Gottes bilden die Menschen, insofern ich ihre Liebe suche und wünsche. Nur eine Liebe, die übernatürlich um Gottes willen ist, darf ich verlangen. Das ist aber keine sinnliche und sentimentale, sondern der Wille, mein wahrhaft Bestes zu fördern oder nicht zu hindern. Diese Liebe wirst du stets in deiner Umgebung finden. Eine Unaufmerksamkeit, ja selbst eine Zurücksetzung würde nicht den Mangel jener Liebe konstatieren, eher das Gegenteil, da ja auch Gott diejenigen züchtigt, die er liebt. Sei daher nicht so empfindlich! Bei den Untergebenen kannst du wohl Liebe anstreben, insofern du auf diese Weise eher gehört wirst und deine Wirksamkeit erleichtert wird. Es muss das aber nur ein Mittel sein für den Dienst Gottes, nicht etwa eine Befriedigung deiner Eigenliebe und Sentimentalität. Bedenke, dass du besonders dazu geneigt bist, weil du selbst nichts hast, worauf deine Eigenliebe sich stützen kann, so dass sie wohl in diesem Wohlwollen gegen dich ruhen möchte. Du musst deshalb erstens nicht traurig werden, wenn dein Bemühen oder freundliches Entgegenkommen nicht gewürdigt wird, sondern auf Kälte stößt. Zweitens nie etwas Unerlaubtes tun, um die Liebe nicht zu verlieren, also keine Unwahrheit und Ummäntelung der Wahrheit, wenn auch Schonung. Bedenke immer, dass es viel besser für dich ist, wenn dich Gott liebt, als wenn du bei den Menschen in Gunst stehst und bei Gott nur geringe oder gar keine Verdienste hast.

Dominikus Ringeisen (Priester, Begründer der Ursberger Anstalt, dem heutigen Dominikus-Ringeisen-Werk, † 1904): Liebe ist das Erste und das Letzte für unseren Beruf, die Caritas.
Jeder sei uns Bruder, Schwester, hier vor allem der geringste, verlassenste, hilfloseste, der an den Rand geschobene Mensch. Die Liebe Christi drängt uns: Dies ist das Losungswort zu all unseren Bemühungen.

Eustachius Kugler († 1946): Ich muss Christus in jedem Menschen und in jedem Kranken sehen.

Frank Duff († 1980): Die Nächstenliebe beginnt ihm zufolge mit der Achtung vor dem Mitmenschen:
Den Legionären wird gesagt: Das Geheimnis des Einflusses ist die Liebe. Man wiederholt ihnen den packenden Ausspruch des heiligen Augustinus: Liebe, und dann tue, was du willst. … Einer von den Gegenständen dieser Liebe soll unser Mitmensch sein. Wir müssen ihn lieben um Gottes willen; denn Gott hat es befohlen. Wir müssen ihn sogar auch lieben um unserer selbst willen: denn wenn wir es daran fehlen lassen, tun wir unserer eigenen Seele schweren Schaden an. Wir müssen unseren Nebenmenschen schließlich auch um seiner selbst willen lieben; denn unser Glaube sagt uns, dass er ein wundervolles Geschöpf ist, mehr wert als die ganze stoffliche Welt; ja, ein Wesen, das ans Unendliche grenzt, geschaffen nach dem Bild und Gleichnis Gottes; und tatsächlich lebt Gott in ihm, so dass alles, was wir ihm tun, Gott getan ist.
Jeder Christ wird diese Pflicht der Liebe zugeben. Das ist ein erster, wesentlicher Schritt. Es genügt jedoch nicht, sie lediglich in unserem Herzen oder in unserer Rede anzuerkennen. … Darum müssen wir alle vom Glauben zur Liebe kommen, von der Theorie zur Praxis, vom Wort zur Tat. Achtung ist das Kennzeichen der Liebe.
Wie aber können wir erkennen, was echtes Gold ist? Ich gebe die Antwort in einem einzigen Wort - Achtung. Achtung ist die erste Frucht der Nächstenliebe. Sie ist darum das Zeichen der Echtheit für das, was Liebe heißt. Achtung ist die Begriffsbestimmung der Liebe, die sich sonst nicht bestimmen lässt. Achtung kann nur aus der Überzeugung entspringen, dass unser Mitmensch an und für sich unserer Achtung würdig ist und wir sie ihm darum zollen müssen. Sie darf nicht davon abhängig sein, dass wir gerade dazu aufgelegt sind, denn in zehn Minuten können wir schon anders aufgelegt sein. Auch darf sie nicht davon abhängen, dass dieser Mensch gewisse Eigenschaften und Vorzüge besitzt, denn es kann sein, dass diese Eigenschaften uns schon morgen nicht mehr beeindrucken und dass die Vorzüge dahin sind. … Christliche Achtung ist keines von diesen Gefühlen, sondern die Erkenntnis der hohen Würde unseres Nebenmenschen als einer Seele, in der Gott lebt. Wenn wir das wirklich begreifen, dann stellt sich jene Feinheit des Betragens, die ich als Achtung bezeichne, von selbst ein. Achtung ist geradezu der Kern unserer Liebe, der lebendige Keim unseres Dienstes an den anderen. In diesem Lichte sieht Gott sie an, aus diesem Grunde besteht er darauf. Aber selbst das größte Weltkind schätzt sie über alles. Sie ist die gesunde Bindung aller menschlichen Beziehungen. Sie ist die Würze, die alle guten Dinge des Lebens erst schmackhaft macht. Unter diesen ist sie, wie ein Schriftsteller in anderem Zusammenhang sagt, »wie das Feuer unter den Elementen oder das Gold unter den Metallen, wie die Nelke unter den Blumen oder der Diamant unter den Edelsteinen«. … Die eigentliche Grundlage der christlichen Achtung ist es, dass wir in unserem Nebenmenschen Christus erkennen.
(Frank Duff: Der Geist der Legion Mariens. Fribuurg / Konstanz / München 1960, S. 135 - 41)

Teresia Gonxhe Bojaxhiu - „Mutter” Teresa († 1997): Anfangs glaubte ich, bekehren zu müssen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es meine Aufgabe ist zu lieben. Und die Liebe bekehrt, wen sie will.
Ich kümmere mich nie um Menschenscharen, sondern nur um eine Person. Würde ich die Scharen ansehen, würde ich nie beginnen.
Am meisten schenkt, wer Freude schenkt.
Trenne niemals Jesus in der Eucharistie und Jesus in den Armen!

Chiara Lubich (Gründerin der Fokolarbewegung, Franziskaner-Tertiarin, † 2008): Die graue Masse wird unter der Liebe Gottes zu lauter Nächsten.
Eine Seele, die liebt, ist für die Welt eine kleine Sonne, die Gott ausstrahlt.

5. Mangel an Nächstenliebe

Apologetische Väter:
• Klagen über die Lieblosigkeit in der Kirche: Gregor von Nazianz (BKV I 48-53); Johannes „Chrysostomus” (BKV V 149-54)
• Selbstsüchtige Benachteiligung anderer ist unchristlich: Ambrosius von Mailand (BKV III 210-17)
• Warnung vor Lieblosigkeit gegen Arme: Johannes „Chrysostomus” (BKV VI 144-49)
• Lieblose sind Leuchter ohne Licht, Augen ohne Sehkraft, Quellen ohne Wasser, verdorrte Bäume: Armenische Väter (BKV II 96)

Armand Jean Le Bouthillier de Rancé († 1700): Ein Geistlicher, der seine Brüder wahrhaft liebt, muss mit ihren Fehlern Geduld tragen, an allen ihren Bedürfnissen Anteil nehmen, von dem Guten ebenso als von dem Bösen, das ihnen begegnet, gerührt werden, als wenn es ihn selbst in eigener Person anginge. Kränkt es ihn nicht, wenn er sie sündigen sieht; empfindet er wegen der Gnaden, die sie von Gott empfangen, nicht eben eine solche Freude, als wenn Gott sie ihm selbst erwiesen hätte, so ist seine Liebe nicht wahrhaftig. (Armand Jean Le Bouthillier de Rancé: Betrachtungen über die Regel des heiligen Vaters Benedicti. Augsburg, 1782; Online-Text der Staatsbibliothek München)

6. Feindesliebe

Augustinus von Hippo († 430): Man soll die Feinde lieben, nicht weil sie schon Brüder sind, sondern damit sie Brüder werden.

Franziskus von Assisi († 1226): Wir sollen auch unsere Feinde lieben und denen Gutes erweisen, die uns hassen. (vgl. Matthäusevangelium 5, 44; Lukasevangelium 6, 27)


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 05.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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