Ökumenisches Heiligenlexikon

Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn

Vorbemerkungen

Gott lieben

Auf die Frage eines Schriftgelehrten nach dem ersten Gebot antwortet Jesus gemäß Dtn 6,4f. mit dem Hinweis auf die Liebe zu Gott (Mk 12,30).

1. Was heißt Gott lieben 2. Notwendigkeit und Pflicht der G. 3. Motivation 4. Wirkung 5. Ziel der Gottesliebe 6. Gottesliebe und Selbst-, Nächsten- und Weltliebe

1. Was heißt Gott lieben aus ganzer Seele?: Origenes (BKV I 155f.)

Gottesliebe ist Erfüllung des ganzen Gesetzes: Ambrosius (BKV III 403-06).

G. lieben offenbart sich im Halten der Gebote: Augustinus von Hippo (BKV VI 98f. 126f.).

G. lieben ist Hunger und Durst nach Gerechtigkeit: Leo (BKV II 297f.).

Augustinus von Hippo († 430)stellt die Frage: Was heißt: Gott lieben?

"Was aber liebe ich, wenn ich dich liebe [mein Gott]? Nicht Wohlgestalt eines Körpers, die Schönheit einer Zeit, nicht den Glanz eines Lichtes, das den Augen so lieb ist, nicht die lieblichen Melodien des ganzen Reiches der Töne, nicht den Duft von Blumen, Salben und Gewürzen, nicht Manna und Honig, nicht Glieder, die so angenehm sind in der körperlichen Umarmung. Nicht das liebe ich, wenn ich meinen Gott liebe.

Und doch liebe ich eine Art von Licht und Klang und Geruch und Speise und Umarmung, wenn ich meinen Gott liebe: das Licht, den Klang, den Duft, die Speise, die Umarmung meines inneren Menschen. Dort leuchtet meiner Seele, was kein Raum fasst, dort erklingt, was keine Zeit hinwegrafft, dort duftet, was kein Wind verweht, dort schmeckt, was keine Sattheit mindert, dort bleibt vereint, was kein überdruss auseinander reißt. Das ist, was ich liebe, wenn ich meinen Gott liebe." [conf. 10,6,8: CSEL 33; BKV2 7, S. 220f. b]

Leo († 461): "Wer Gott liebt, sieht nur darauf, dem zu gefallen, den er liebt." [BKV II 284]

Aus dem Werk Capita de caritate des Maximus „der Bekenner” († 662), das 4 mal 100 asketisch-mystische Sentenzen enthält:

"Die Liebe ist die gute Verfassung der Seele, auf Grund derer sie der Erkenntnis Gottes kein anderes Seiendes vorzieht. Unmöglich kann man zur Haltung einer solchen Liebe gelangen, wenn man noch durch eine Leidenschaft zu etwas Irdischem gebunden ist.

Liebe wird hervorgebracht durch Leidenschaftslosigkeit, Leidenschaftslosigkeit durch die Hoffnung auf Gott, die Hoffnung durch Geduld und Langmut, diese durch umfassende Enthaltsamkeit, die Enthaltsamkeit durch die Gottesfurcht, die Gottesfurcht aber durch den Glauben an den Herrn.

Wer an den Herrn glaubt, fürchtet die Bestrafung; wer aber die Bestrafung fürchtet, enthält sich der Begierden; wer sich der Begierden enthält, erträgt Bedrängnisse; wer aber Bedrängnisse erträgt, wird Hoffnung auf Gott setzen; wer aber auf Gott seine Hoffnung setzt, trennt seinen Sinn von jeder irdischen Begierde; wenn der Sinn aber davon getrennt ist, wird er die Liebe zu Gott erlangen.

Wer Gott liebt, zieht dessen Erkenntnis allem von ihm Geschaffenen vor und wird durch seine Sehnsucht [nach ihm] unablässig dieser Erkenntnis anhangen.

Wenn alles Seiende durch Gott und wegen Gott geschaffen ist, dann ist doch Gott vorzüglicher als das von ihm Geschaffene …

Wer seinen Sinn ganz auf die Liebe zu Gott ausgerichtet hat, der verachtet alles Sichtbare und sogar seinen Leib als etwas Fremdes …

Wenn das Leben der Seele die erleuchtete Erkenntnis ist und wenn diese die Liebe zu Gott hervorbringt, dann ist trefflich ausgesagt, dass nichts größer ist als die göttliche Liebe …

Wenn alle Tugenden dem Geist helfen, zur göttlichen Liebe hinzustreben, dann leistet dies am allermeisten das lautere Gebet. Durch dieses wird sie gleichsam mit Flügeln zu Gott emporgehoben und überschreitet damit alles Seiende …

- "Wer die Liebe erworben hat, hat Gott selbst erworben; denn Gott ist die Liebe." [S. P.N. Maximi abbatis capita de charitate, MPG 90, Sp. 960-1080; eigene Übersetzung]

In seiner Schrift "über das koinobitische bzw. das Gemeinschaftsleben" bezeichnet Balduin von Exeter († 1190) die trinitarische Gemeinschaft als Vorbild für unsere menschliche Gemeinschaft:

"Gott ist das Leben. Dieses Leben der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit aber ist ein Leben. Der Vater hat kein anderes Lebens als der Sohn und der Heilige Geist; vielmehr sind diese drei ein Leben. Und wie ihre gemeinsame Wesenheit und Natur eine ist, so ist auch ihr gemeinsames Leben eines. Gott ist nicht ein vereinzelter Einsiedler, denn Gott ist dreifaltig und einer zugleich. So ist das Leben Gottes ein gemeinsames, weil es eines in drei Personen ist, unteilbar und ungeschieden … Gott aber ist die Liebe. Und - wie der Apostel sagt - seine Liebe ist in unseren Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Römerbrief 5,5). Die Liebe aber, die gnadenhaft in uns ist, bringt uns auch gewissermaßen nahe, wie jene unbegreifliche Liebe - Gott - ist. Gottes Natur ist ja Liebe und Güte. Es gehört zur Natur der Liebe, dass wir durch ein inneres Empfinden angeregt werden, zu lieben und geliebt zu werden. Wie das Feuer nicht nicht brennen kann, so kann auch die Liebe nicht nicht lieben. Denn die Liebe ist ein Feuer, und lieben bedeutet brennen. Und wie das Feuer nicht auf sich beschränkt bleibt, sondern immer darauf ausgerichtet ist, etwas zu erreichen, was es zu entzünden vermag, damit es nicht in sich allein bleibt, sondern seine Wärme anderen mitteilt, so sucht auch die Liebe, sich in sinnenfälliger Weise mitzuteilen und das Gute, das sie hat, dem geliebten Anderen zu übermitteln. So wird dieses Gute zum gemeinsamen Besitz von beiden. In allem Guten, das dem Liebenden und dem ganz Geliebten zu genügen vermag, liebt die Liebe die Gemeinschaft. Sie besitzt das Gute lieber mit dem Geliebten gemeinsam als allein, dann, wenn das Gute für beide ausreichend ist. Wo dies aber nicht der Fall ist, zieht es die Liebe oft vor, etwas nicht zu haben, damit der Freund nicht etwas entbehren muss, von dem sie weiß, dass er dieses Gutes bedarf. Im Erweis von Wohltaten handelt die Liebe immer so, dass der, der geliebt wird, wieder lieben kann und er nicht nur geliebt wird. Denn immer strebt die Liebe danach - wie schon zuvor erwähnt -, geliebt zu werden: Dem Liebenden genügt nicht die Liebe der Gemeinschaft, wenn keine Gemeinschaft der Liebe vorhanden ist. Da sie ja will, dass alles Gute gemeinsam ist, will sie dies von der Liebe selbst umso mehr. Die Liebe kann nicht nicht gütig sein; sie lehnt es ab, allein zu sein. In der übergroßen Hingabe sucht sie, durch die Liebe zur Gemeinschaft die Gemeinschaft der Liebe zu erreichen. Was wäre das für eine Hingabe der Liebe, wenn sie ihre Güter für sich allein behalten wollte und nicht bereit wäre, daran Anteil zu geben? Oder was wäre das für ein Trost für den Liebenden, wenn er nur liebte und nicht geliebt würde? Es steht ja geschrieben: Wehe dem, der allein ist! (Koh 4,10). Die einsame Liebe ist sich selbst eine Qual, sie hasst sich selbst in gewisser Weise, da sie grundsätzlich nicht für sich bestehen will, sondern auf Gegenseitigkeit ausgerichtet ist. Und wie sie sich nicht ihrer Güte und ihrer Natur begeben kann, so kann sie die Gemeinschaft des Guten und die Gemeinschaft mit sich selbst nicht nicht lieben. Das Verlangen der Liebe, das wir in uns tragen, schließt ein Zweifaches in sich: die Liebe zur Gemeinschaft und die Gemeinschaft der Liebe. Wenn eines von beiden fehlt, dann ist es noch nicht die selige Liebe, die ihre selige Erfüllung findet in der Gemeinschaft des Guten und in der Gemeinschaft ihrer selbst … So verhält es sich mit unserer Liebe, die in uns und zwischen uns ist. Durch diese Liebe sind wir noch nicht in Fülle selig, aber wir werden in Zukunft selig sein in der Gemeinschaft mit dem höchsten Gut, das allen zu genügen vermag, und in der Gemeinschaft gegenseitiger Liebe, durch die uns alles gemeinsam sein wird."

."Auch Gott liebt den, der ihm wesensgleich ist, teilhaftig der göttlichen Natur (vgl. 2 Petr 1,4). Deshalb kann er dem Menschen antworten: Handle du genauso! (Lukasevangelium 10,37).

Liebe den, der an deiner Natur teilhat, den künftigen Gefährten der dir verheißenen Herrlichkeit! Liebe deine Natur, liebe das, was genau so wie du geboren ist! Wenn du im Anderen die menschliche Natur nicht liebst, die doch auch in dir ist, dann liebst du dich nicht! Den zu lieben, der unsere Natur teilt, wird uns daher durch das Beispiel Gottes selbst nahegelegt und durch seine Autorität gefordert. Es ist die Gemeinsamkeit der Natur, die dieser Forderung zugrunde liegt." [Quellen des geistlichen Lebens, Bd. 2, hrsg. v. Gisbert Greshake u. Josef Weismayer. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2008, S. 87-94]

Das "Buch vom Freunde und vom Geliebten" gilt als Raimundus Lullus von Palmas († 1315/6) berühmtestes Werk, als "Juwel christlicher Mystik". Es ist eigentlich Teil des umfangreichen Romans "Blaquerna". Hier führt der Glaubende ("Freund") einen Dialog mit Gott (dem "Geliebten"):

"In Ewigkeit beginnt mein Geliebter, hat er begonnen und wird er beginnen. Und in Ewigkeit ist er ohne Anfang, war ohne Anfang und wird ohne Anfang sein. Beginn und Anfangslosigkeit sind kein Widerspruch in meinem Geliebten, denn ewig ist er und birgt Einheit und Dreiheit in sich."

- "Sprich, Narr: Was ist Liebe? Er antwortete, Liebe sei das, was die Freien versklavt und die Sklaven befreit. Und es erhebt sich die Frage, was mehr zur Liebe gehört: Sklaverei oder Freiheit."

- "Noch nie konnte etwas wahr sein, das meinen Geliebten nicht enthielt. Falsch ist, worin er nicht ist, falsch wird sein, worin er nicht sein wird. Darum ist alles notwendig wahr, was ist, was war und was sein wird, wenn es meinen Geliebten enthält. Und falsch ist alles, was wahrhaft ohne die Anwesenheit des Geliebten ist, woraus sich kein Widerspruch ergibt."

- "Der Freund strebt zum Sein durch die Vollkommenheit seines Geliebten. Und er strebt zum Nichtsein durch seine Sünde. Darum erhebt sich die Frage, welche der beiden Strebungen natürlicherweise im Freunde mächtiger ist."

- "Theologie und Philosophie, Medizin und Rechtswissenschaft trafen den Freund, der sie fragte, ob sie nicht seinen Geliebten gesehen hätten. Theologie weinte, Philosophie zweifelte, Medizin und Rechtswissenschaft freuten sich. Und es erhebt sich die Frage, was eine jede dieser vier Bezeugungen dem Freunde bedeutete, der auf der Suche nach seinem Geliebten war."

- "Wer Gott mehr fürchtet als liebt, liebt sich selbst mehr als Gott."

[Ramon Lull, Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, hrsg. u. aus dem Altkatalanischen übertr. v. Erika Lorenz, Artemis Verlag Zürich 1988]

Katharina von Genua († 1510) unterscheidet drei Weisen der menschlichen Gottesliebe:

"Man sagt, die Werke werden für die Liebe vollbracht, wenn der Mensch alles, was er tut, aus Liebe zu Gott tut, aus jener Liebe, die ihm von Gott gegeben ist mit dem Verlangen, für sein und seines Nächsten Heil zu wirken. In diesem ersten Stadium der Liebe lässt Gott den Menschen viele und verschiedenartige, nützliche und notwendige Werke vollbringen, und zwar werden sie mit einem Gefühl frommer Zuneigung und erbarmender Güte gewirkt.

Die Werke des zweiten Stadiums der Liebe werden in Gott vollbracht. Das sind jene Werke, die ohne Ausblick auf irgendeinen eigenen oder eines Nächsten Nutzen getan werden, die aber in Gott verbleiben ohne irgendeinen anderen Zweck desjenigen, der sie gewirkt hat. [Und wegen der Gewohnheit, die sich der Mensch erworben hat, Gutes zu wirken, verharrt er im Wirken, obwohl ihm Gott seinen eigenen Teil dabei entzogen hat, der ihm früher half und ihn erfreute. Aus diesem Grund ist ein solches Werk vollkommener als die ersteren Werke, weil der Mensch im ersten Stadium noch viele Zwecke verfolgte, die Leib und Seele befriedigten. Die Befriedigung an den eigenen guten Taten wird weggenommen.]

Die Werke endlich, die von der Liebe vollbracht werden, sind noch vollkommener als diejenigen der beiden anderen Arten, denn sie werden ohne eine Beteiligung des Menschen vollbracht. Die Liebe hat den Menschen so sehr überwunden und besiegt, dass er sozusagen ganz untergegangen ist im Meer der Liebe, ohne zu wissen, wo er ist. Er ist in sich selbst ganz vernichtet und nicht imstande, irgend etwas zu wirken. In diesem Falle ist es die Liebe, die in dem Menschen wirkt. Ihre Wirkungen sind Werke der Vollkommenheit, da sie ohne eigenes Dazutun des Menschen vollbracht werden. Es sind Werke der Gnade, die Gott alle entgegennimmt. Diese süße und reine Liebe hat den Menschen genommen und vollständig in sich hineingezogen und ihn ganz von seinem Selbst befreit. Sie hat von ihm vollkommen Besitz ergriffen. [Sie wirkt fortwährend in diesem Menschen und durch diesen Menschen, nur zu seinem Wohl und Nutzen, ohne dass er selbst sich einmischt.]"

[Katharina von Genua - Dialog über die göttliche Liebe; K. 1 u. 5:

http://www.gottliebtuns.com/katharina_von_genua.htm ]

Brief an eine Frau, in der Johannes von Ávila († 1569) ihr mitteilt, was wahre Heiligkeit ausmacht:

"Das Erste, wodurch du große Heiligkeit erlangen kann, ist die überlegung, dass du [selbst] böse bist, Gott aber unendlich gut, und dass es nur durch Seine Gnaden geschieht, dass Sünder zu guten Christen und gute Christen noch besser werden. Du musst also gegenüber unserm Herrn Jesus Christus höchst treu sein, indem du Ihm die Ehre gibst für jegliche Tugenden, die du besitzt. In diesem Punkt ist Er vor allem empfindlich für das Unrecht [nämlich Ihm diese Ehre vorzuenthalten] und Er lässt die, die ihn um diese Seine Ansprüche betrügen, ohne Ehre und Gnaden.

Du musst ihn auch mit glühender Liebe umfangen, wenn du vollkommen sein willst, denn Heiligkeit kommt von der Liebe, und je größer die Liebe, umso größer der Heilige. Der beste Beweis unserer Liebe zu Christus besteht im Gehorsam gegenüber seinen Geboten und in der Bereitschaft für Ihn das Kreuz zu tragen; je größer die Abtötungen und Mühsale sind, die dieses [Kreuz] mit sich bringt, umso mehr zeugt es von der Echtheit unserer Liebe.

Die Verachtung des eigenen Selbst und die Verleugnung unseres Willens sind ebenso Zeichen dieser Liebe, denn unser Herr sagt: ‚Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst!‛ (Mt 16,24). Eine wahrhaft ergebene Seele lebt in Feindschaft mit der Selbstrechtfertigung und ihrem Eigenwillen, und ist dankbar, wenn sie Schmähungen und ärger erfährt, denn sie bieten die Gelegenheit, diese Fehler [der Selbstrechtfertigung und des Eigenwillens] zu besiegen. Solange ein Mensch von Gott die Gnade der Selbstverleugnung noch nicht empfangen hat, so dass er soweit möglich Genugtuung leistet und Buße tut, und solange er noch nicht darüber froh ist, dass andere Menschen an ihm diese Genugtuung vollziehen, ist er noch nicht weit auf dem Weg der vollkommenen Liebe unseres Herrn gelangt; denn diese bringt die Seele dazu, sich selbst zu verleugnen, so dass sie bereit wird für eine echte Gottes- und Selbstliebe."

[Letter XV To a lady, on what constitues true holiness: S. 98

Full text of "Letters of Blessed John of Avila" - Internet Archive

https://archive.org/stream/lettersofblessed00johnuoft/lettersofbles…; eigene Übersetzung]

Aus den Niederschriften von Maria Magdalena von Pazzi († 1607):

Akte der Gottesliebe:

Für Gott alles Gute wollen; ihm Ruhm und Ehre geben, die ihm für alle Zeiten zukommen.

Seine göttlichen Merkmale lieben und an ihnen Gefallen finden: d. h. an seiner Macht, Weisheit, Güte und unbegrenzten Liebe, mit der er sich selbst und seine Geschöpfe liebt.

Sich freuen über die wechselseitigen Beziehungen der drei göttlichen Personen untereinander.

Sich darüber freuen, dass Gott so groß und unendlich ist, dass er von den Geschöpfen nicht erfasst werden kann.

Sich freuen über die unendliche Liebe, mit der Gott sich selbst liebt, sich geliebt hat und in Ewigkeit lieben wird, und daran Gefallen haben, dass alle Geschöpfe und seligen Geister ihn nicht hinreichend lieben können, wie er es geliebt zu werden verdient. Und seiner Majestät zu danken für die Liebe, mit der er sich selbst unendlich liebt.

Sich freuen über all die Schätze und unendlichen Gnaden, die der Ewige Vater dem menschgewordenen Wort mitgeteilt hat, wie über die Gnaden, die er hatte, Wunder zu wirken und die Herzen der Geschöpfe an sich zu ziehen.

Sich darüber freuen, dass der Ewige Vater uns Geschöpfe dem menschgewordenen Wort zum Erbe gegeben hat, und darüber, dass es nun solch ein Erbe besitzt, und am Gefallen, das er an den Seelen der Gerechten hat.

Sich freuen an den Seelen, die das Mensch gewordene Wort zur Jungfräulichkeit geführt hat und immer noch führt und dafür danken.

Sich selbst Gott darbringen zum Dank für allen Ruhm, alle Ehre und Seligkeit, die er besitzt und zum Dank für alle Gaben und Gnaden, die er allen Geschöpfen mitgeteilt hat.

Zum Herrn sagen: Wenn ich allen Ruhm, alle Ehre und alles Lob, das in der Gegenwart alle seligen Geister im Himmel zusammen und alle Gerechten auf der Erde dir geben könnten, würde ich sie dir geben, aber weil ich es nicht kann, nimm meine gute Gesinnung dir gegenüber an! Dieser Akt soll mit innigstem Empfinden vollzogen werden.

Sich Gott darbringen und für sich alle Vollkommenheit wünschen, an der er sein Gefallen hat und wie er sie will.

Den Willen dahin neigen, die Geschöpfe zu lieben, nur weil Gott sie liebt. Und sich freuen an der Liebe, die er zu ihnen trägt, und an der Vollkommenheit, die er ihnen mitteilt. Und nehmen wir an, dass Gott einem Geschöpf, das ihn beleidigt und Widerwillen ihm gegenüber bekundet, alle Vollkommenheit und die Herrlichkeit der Serafine geben möchte: auch wir wollen das für eine Person, die uns beleidigt, dass Gott ihr dies gewährt. So also mit Gott übereinstimmen und nichts anderes wollen als das, was Gott will. [S. Maria Maddalena de Pazzi, Detti e preghiere nella testimonianza delle prime sorelle, a cura di Ch. Vasciaveo, Firenze 2009, S. 107-13; eigene Übersetzung]<(span>>

Franz Sales († 1622): Frömmigkeit und Gottesliebe

Die wahre und lebendige Frömmigkeit setzt die Gottesliebe voraus; ja sie ist nichts anderes als wahre Gottesliebe. Freilich nicht irgendeine Liebe zu Gott; denn die Gottesliebe heißt Gnade, insofern sie unserer Seele Schönheit verleiht und uns der göttlichen Majestät wohlgefällig macht; sie heißt Liebe, insofern sie uns Kraft zu gutem Handeln gibt; wenn sie aber jene Stufe der Vollkommenheit erreicht, dass wir das Gute nicht nur tun, sondern es sorgfältig, häufig und rasch tun, dann heißt sie Frömmigkeit.

Der Strauß fliegt nie; die Hühner können wohl fliegen, aber nur schwerfällig, selten und nicht hoch; der Adler aber, die Tauben und Schwalben fliegen oft, mit Leichtigkeit und erheben sich hoch in die Lüfte. So schwingt sich auch der Sünder nie zu Göttlichem auf; er lebt nur auf der Erde und für die Erde. Gute Menschen erheben sich, ehe sie die Frömmigkeit erreicht haben, wohl zu Gott durch gute Handlungen, aber selten, langsam und schwerfällig. Fromme Menschen dagegen schwingen sich zu stolzen Höhen empor, sie tun es gern, häufig und schnell. Mit einem Wort: Frömmigkeit ist nichts anderes als Gewandtheit und Lebendigkeit im geistlichen Leben. Sie lässt die Liebe in uns oder uns in der Liebe tätig werden mit rascher Bereitschaft und Freude. …

Die Frömmigkeit ist eine höhere Stufe der Liebe; darum lässt sie uns nicht nur die Gebote Gottes eifrig, entschlossen und gewissenhaft beobachten, sondern darüber hinaus noch in liebevollem Eifer viele gute Werke vollbringen, die nicht geboten, sondern nur empfohlen sind oder zu denen wir uns angetrieben fühlen. … So unterscheidet sich die Frömmigkeit von der Gottesliebe nicht anders als die Flamme vom Feuer. Wenn das geistliche Feuer der Liebe hohe Flammen schlägt, dann heißt es Frömmigkeit. Die Frömmigkeit fügt zum Feuer der Liebe nur die lodernde Flamme froher Bereitschaft hinzu, Entschlossenheit und Sorgfalt nicht nur in der Beobachtung der göttlichen Gebote, sondern auch der himmlischen Ratschläge und Einsprechungen.

[Franz von Sales, Philothea / Anleitung zum frommen Leben, Eichstätt 2005, S. 25-27]

Johannes-Baptist de La Salle († 1719):

"Wir können zwar zu Lebzeiten nicht sicher sein, ob wir wahre Liebe zu Gott besitzen, aber es gibt doch verschiedene Zeichen, die uns einige Gewissheit geben können: das erste Zeichen ist, wenn wir leidenschaftlich danach verlangen, in allem den Willen Gottes zu erfüllen. Das zweite ist, wenn wir genau das erfüllen, was nach unserem bestem Wissen und Gewissen Gott von uns verlangt."

Nach Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz († 1942) heißt Liebe heißt Hingabe an den Willen Gottes:

Liebe ist … ihrem letzten Sinne nach Hingabe des eigenen Seins und Einswerden mit dem Geliebten. Den göttlichen Geist, das göttliche Leben, die göttliche Liebe - und das alles heißt nichts anderes als: Gott selbst - lernt kennen, wer den Willen Gottes tut. Denn indem er mit innerster Hingabe tut, was Gott von ihm verlangt, wird das göttliche Leben sein inneres Leben: Er findet Gott in sich, wenn er bei sich einkehrt.

[Endliches und ewiges Sein / Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins, Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuzs Werke, Bd. 2, hrsg. v. L. Gelber u. R. Leuven, Druten-Freiburg 31986, S. 410f.]

Antoine de Saint-Exupéry († 1944) über die wirkliche Liebe:

"Ich habe dir vom Gebet gesprochen, das Ausübung der Liebe ist, dank des Schweigens Gottes. Wenn du Gott gefunden hättest, würdest du in Ihm beruhen und fortan vollendet sein. Und weshalb solltest du dann noch wachsen, um zu werden? …

Verwechsle nicht die Liebe mit dem Rausch des Besitzes, der die schlimmsten Leiden mit sich bringt. Denn du leidest nicht unter der Liebe, wie die Leute meinen, sondern unter dem Besitztrieb, der das Gegenteil der Liebe ist. Aus Liebe zu Gott ziehe ich hinkenden Fußes meinen Weg, um Gott zunächst einmal zu anderen Menschen hinzutragen. Und ich denke nicht daran, mir aus meinem Gott einen Sklaven zu machen. Ich werde durch die Gaben gespeist, die Er anderen gewährt. Und so vermag ich den wahrhaft Liebenden daran zu erkennen, dass er nicht gekränkt werden kann. So kann auch einer, der für das Reich stirbt, nicht durch das Reich gekränkt werden. Du kannst diesen oder jenen undankbar nennen, aber wie könntest du von der Undankbarkeit des Reiches sprechen? Das Reich baut sich auf deinen Geschenken auf, und du führst ein schmutziges Rechnen ein, wenn du um einen Dienst besorgt bist, den es dir gewähren soll. Wenn einer sein Leben für den Tempel Gottes hingibt, so hat er sich als ein wahrhaft Liebender für den Tempel ausgetauscht, aber wodurch könnte er sich durch den Tempel gekränkt fühlen? Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird. Und wenn es darum geht, den Menschen die Menschenliebe zu lehren, kommt der übung des Gebetes vor allem deshalb solche Bedeutung zu, weil das Gebet ohne Antwort bleibt." [übersetzt von Oswalt von Nostiz, Verlag Rauch, Düsseldorf 1951; zitiert nach Einführung in die Mystik. In Quellen und Zeugnissen, hrsg. v. Walther Tritsch. Pattloch Verlag, Augsburg 1990, S. 332]

Madeleine Delbrêl († 1964):

"Gott möchte nicht geliebt werden, wie wir wollen, sondern wie er will."

2. Pflicht der G. um des Leidens Jesu willen: "Wehe mir, wenn ich nicht liebte!" Ambrosius (BKV II 281)

Schlimmer als die Hölle ist es, Jesus, den Geliebten, zu beleidigen: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 78f.).

Der Mensch schuldet sich Gott, darum muss er dem gegeben werden, von dem er das Dasein hat: Augustinus von Hippo (BKV X 6f.).

Der liebende Gedanke an Gott soll das ganze Leben beherrschen: Makarios (BKV 308).

Basilius „der Große” († 379) antwortet auf die Frage, wie wir die Liebe zu Gott erlangen können:

Indem wir seine Wohltaten mit gutem Gewissen und Einsicht annehmen. Das tun sogar die unvernünftigen Tiere. Wir sehen ja, dass die Hunde nur den lieben, der ihnen zu fressen gibt. … Ganz von selbst lieben der Ochs und der Esel ihren Ernährer, weil sie von ihm Gutes empfangen. Wie sollten da nicht auch wir, wenn wir die Wohltaten mit Wertschätzung und Einsicht annehmen, Gott, den Geber so vieler und großer Gaben, lieben, da ja - um es so zu sagen - der gesunden Seele von Natur aus und ohne Belehrung eine solche Haltung angeboren ist? [Basilius von Cäsarea, Die Mönchsregeln / Hinführung und übersetzung von K. S. Frank, St. Ottilien 1981, S. 309, Fr. 212]

Nach Johannes Cassian († nach 432) ist Zielpunkt des christlichen Lebens die Liebe:

"Mit aller Spannkraft seiner Seele muss der Mönch einen einzigen Punkt anpeilen und alle seine Gedanken, so wie sie in seinem Innern entstehen und kreisen, immer wieder auf diesen einen Punkt ausrichten und so auf das Gott-Gedenken konzentrieren.

Er muss es ähnlich machen wie ein Mann, der das Gewölbe einer Kuppel hochziehen und in der Höhe schließen will, denn der muss die ganze Rundung auf dieses Zentrum hoch oben hin entwerfen und ausrichten; dieses Zentrum ist nur ein Punkt, auf den es haargenau ankommt: auf ihn hin muss alles berechnet werden, er muss genau angezielt werden. Wer ein solches Werk vollenden wollte, ohne sich an diesen Zentralpunkt als Prüfstein zu halten, würde niemals eine völlig regelmäßige Rundung zuwege bringen; er würde auch nicht durch bloßen Augenschein feststellen können, in welchem Ausmaß sein Irrtum jene Schönheit beeinträchtigt, die das Ergebnis einer vollkommenen Rundung ist. Deshalb muss er sich beharrlich auf jenen Fixpunkt beziehen, nach dem er allein seine Maße berechnen und ihre Richtigkeit beurteilen kann. In dem Licht, das er von daher empfängt, muss er genau die innere und äußere Rundung seines Bauwerks bestimmen. Nur in einem einzigen Punkt wird eine so gewaltige Konstruktion ihren vollendenden Schluss-Punkt finden können.

ähnlich ist es mit unserer Seele: Wenn der Mönch nicht die Liebe des Herrn zum unverrückbaren Zentrum werden lässt, von dem alle seine Werke wie Strahlen ausgehen; wenn er nicht alle seine Gedanken nach diesem sicheren Kompass der Liebe ausrichtet - dann wird er niemals jenes geistliche Gebäude errichten können, das der Apostel Paulus entworfen hat; und er wird dann auch nichts von der Schönheit jenes inwendigen Tempels wissen, den der selige David dem Herrn in seinem Herzen anbieten wollte, da er sagt: Herr, ich liebe die Schönheit deiner Wohnung und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt (Ps 25, 8).

Er wird dann stattdessen in seinem Herzen ein Haus errichten, das jeder Schönheit bar ist und des Heiligen Geistes unwürdig, und das jeden Augenblick vom Einsturz bedroht ist. Weit entfernt von der Herrlichkeit, einen solchen Gast zum Mitbewohner zu haben, wird er von den

Ruinen des zusammenbrechenden Baues elend erschlagen werden." [Abbas Abraham über das sanfte Joch Christi, coll. 14,6 nach: Johannes Cassian, Ruhe der Seele. Einweisung in das christliche Leben III, übertr. v. Gertrude u. Thomas Sartory, Freiburg i. B. 1984, S. 165-67]

Theodor Studites († 826):

"Wenn wir noch einen Rat geben sollen, dann den, Gott über alles zu lieben. Was wird es nämlich einem Menschen nützen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er aber an seiner Seele Schaden erleidet? Das wollen wir fliehen: um am Tag des Gerichts Barmherzigkeit zu finden und bei Gott zu sein in unaussprechlicher Freude in Ewigkeit." [Epistolarum lib 2, ep. 122, Theodoro hospitalario, MPG, Sp. 1399-1402; eigene Übersetzung]

Laut Johannes von Gott († 1550)ist dreierlei für unser geistliches Leben zu beherzigen:

Drei Dinge schulden wir Gott: Liebe, Dienst und Ehrfurcht. Liebe, dass wir Ihn als himmlischen Vater über alle Dinge der Welt lieben; Dienst, dass wir Ihm als Herrn dienen, nicht im Hinblick auf die Seligkeit, die Er denen geben wird, die Ihm dienen, sondern allein um Seiner Güte willen; Ehrfurcht als dem Schöpfer, und wir sollen Seinen heiligen Namen nur im Munde führen, um Ihm Dank zu sagen und Seinen heiligen Namen zu preisen.

In drei Dingen sollt Ihr täglich die Zeit verwenden, gute Herzogin: im Gebet, in der Arbeit und im Unterhalt für den Leib. Im Gebet, indem Ihr Jesus Christus Dank sagt, wenn Ihr am Morgen aufsteht, für die Güter und Gnaden, die Er uns allezeit gibt, dadurch, dass Er uns nach Seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat und uns die Gnade gab, Christen zu sein, und (indem Ihr) Jesus Christus um Barmherzigkeit bittet, dass Er uns verzeihe, und zu Gott für die ganze Welt betet. In der Arbeit, dass wir körperlich arbeiten, indem wir einer tugendhaften Beschäftigung nachgehen, damit wir verdienen, was wir essen, denn (auch)

Jesus Christus arbeitete bis zu Seinem Tod; bringt doch nichts mehr Sünden hervor als der Müßiggang. Im Unterhalt unseres Leibes, denn so wie der Maultiertreiber sein Tier pflegt und erhält, um sich seiner zu bedienen, so ziemt es sich, dass wir unserem Leib geben, was er braucht, damit wir durch ihn Kräfte haben, um Jesus Christus zu dienen.

Meine vielgeliebte und geschätzte Schwester, um Jesu Christi Liebe willen bitte ich Euch, drei Dinge im Gedächtnis zu behalten, und zwar: die Stunde des Todes, der niemand entrinnen kann, die Qualen der Hölle und die Herrlichkeit und Seligkeit des Paradieses. Zum Ersten: Daran denken, wie der Tod alles, was diese elende Welt uns gibt, verzehrt und beendet und er uns nichts mitnehmen lässt als ein Stück zerrissener und schlecht genähter Leinwand. Zum Zweiten: Bedenken, wie wir die so kurzen Freuden und Vergnügungen, die bald dahin sind, bezahlen werden müssen (wenn wir in Todsünde sterben) im Feuer der Hölle, das ewig währt. Zum Dritten: Die Herrlichkeit und Seligkeit betrachten, die Jesus Christus jenen bereitet, die Ihm dienen, und die kein Auge je gesehen, kein Ohr je vernommen, kein Herz je ersonnen hat.

Deshalb denn, meine Schwester in Jesus Christus, lassen wir uns nicht von unseren Feinden, der Welt, dem Teufel und dem Fleisch, besiegen. Vor allem, meine Schwester, habt die Liebe, denn sie ist die Mutter aller Tugenden.

[3. Brief an die Herzogin von Sessa; nach: J. Cruset, Das heilige Abenteuer des Johannes von Gott, Graz-Wien-Köln 21982, S. 197f.]

Nach Antonius von Padua († 1231) will Gott von uns Ganz- nicht Teilhingabe:

"[Gott] ist würdig, von dir geliebt zu werden. Obwohl er der Herr dein Gott ist, wurde er dein Sklave, damit du dich ihm zu eigen gibst und dich nicht schämst, ihm zu dienen. … Dreiunddreißig Jahre hindurch machte sich Gott zu deinem Sklaven, wegen deiner Sünden, um dich von der Sklaverei des Teufels zu befreien. Du sollst also den Herrn deinen Gott lieben (Dtn 6,5), der dich geschaffen hat, er wurde Geschöpf deinetwegen; er gab sich ganz dir hin, damit du dich ihm ganz hingibst. Du sollst also den Herrn deinen Gott lieben. Am Anfang, bevor du existiertest, gab er dich dir; zu einem zweiten Zeitpunkt, als du böse warst, gab er sich dir hin, damit du gut seiest, und als er sich dir hingab, stellte er dich dir wieder her. Gegeben also und wiederhergestellt, verdankst du dich zweimal und du verdankst dich ganz. Du sollst also den Herrn deinen Gott mit deinem ganzen Herzen lieben. Derjenige, der sagte: ganz ließ dir also nicht einen Teil von dir, sondern er befahl, dass du dich ihm ganz hingibst. In der Tat, der hat dich ganz erkauft, damit nur er dich besitze. Du sollst also den Herrn deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen!

Wolle also nicht wie Hananias und Saphira einen Teil für dich reservieren, damit du nicht ganz mit ihnen stirbst. Liebe also ganz, nicht teilweise; denn Gott hat keine Teile, sondern er ist [ganz] in jedem Teil. Deswegen will er in deinem Sein keine Teilung, er, der [selbst] ganz in seinem Sein ist. Wenn du für dich einen Teil von dir zurückbehältst, dann ist es dein, nicht sein [Eigentum]. Willst du alles besitzen? Dann gibt ihm, was du bist, und er wird dir geben, was er ist: Und so wirst du nichts von dir [selbst] besitzen, denn du wirst sein Ganzes besitzen zusammen mit dem Ganzen von dir [selbst]." [H. Pinto Rema (ed.), Sermões de Santo António, Antologia temática, 1. vol., Porto 2000, S. 200; eigene Übersetzung]


Angela von Foligno († 1309) ruft die erste aufmunternde göttliche Ansprache in Erinnerung, wonach alle Gott lieben könnten und sollten:

"Ebenfalls auf jenem Weg nach Sankt Franziskus - bei der erstmaligen Ansprache, als er [Christus] sagte: ‚Meine mir liebe Tochter, liebe mich, denn du bist von mir weit mehr geliebt als du mich liebst‛, und ich meine Sünden und Fehler bekannte und dass ich solch großer Liebesbezeugungen nicht würdig sei -, da sprach er: ‚übergroß ist die Liebe, die ich zu einer Seele habe, die mich ohne Arglist liebt.‛ Und mir schien, dass jede Seele etwas von jener Liebe erhalte, die er selbst uns entgegenbringt, entsprechend ihrer Fassungskraft, das heißt jener der jeweiligen Seele. ‚Und wenn diese nur danach Verlangen hätte, sie zu erhalten, ich selbst würde sie erfüllen.‛

Weil jetzt aber der Guten nur wenige sind und - so wurde in jener Ansprache gesagt - weil an Glauben wenig vorhanden sei, so schien es mir denn, er beklage sich darüber laut bei mir. Und er sprach: : ‚übergroß ist die Liebe, die ich zu einer Seele habe, die mich liebt ohne Arglist! Deshalb erwiese ich ihr und jedwedem, der wahrhaftige Liebe zu mir trägt, jetzt auch viel größere Gnade, als ich sie den Heiligen in der vergangenen Zeit zukommen ließ, von denen überliefert wird, Gott habe an ihnen viel Großes getan.‛

Und es gibt niemanden, der sich entschuldigen könnte, denn jeder Mensch vermag ihn zu lieben. Und er verlangt nichts weiter, als dass die Seele ihn liebe. Denn er liebt sie, und er selbst ist die Liebe der Seele." Und sie [Angela] sagte zu mir, dem Bruder Schreiber: "Wie dunkel, das heißt wie abgründig ist das eben ausgesprochene Wort! Dass Gott nämlich von der Seele nichts weiter verlangt, als dass sie ihn liebe." Und danach fügte sie eine Erklärung bei, indem sie sagte: "Wer wäre, der etwas zurückzuhalten vermöchte für sich, wenn er liebt?"

Und darauf, das andere Wort erläuternd, nämlich dass Gott die Liebe der Seele ist, sagte sie: "Dass Gott die Seele liebt und dass er selbst die Liebe der Seele ist, dies zeigt er mir in lebendiger Weise durch seine Ankunft und durch das Kreuz, und dies, obschon er so erhaben war! Und er selbst erklärte alles, seine Ankunft und sein Leiden am Kreuz, und dies, obschon er so erhaben war! Und in lebendiger Darstellung zeigte er dies, indem er danach beifügte: ‚Sieh zu, ob es in mir etwas anderes gibt als Liebe!‛ Und indem er zuerst darlegte, von wem er gesandt wurde und warum er kam und wie, erhaben er selbst war, offenbarte er mir auch deutlich sein Leiden und das Kreuz und all das Genannte. Und schließlich sah und begriff die Seele auf das Allergewisseste, dass er nichts als Liebe war."

"Bemüht euch eifrig darum, dass ihr euch gegenseitig liebt und die göttliche Liebe in Wahrheit habt! Denn durch die Liebe [zu Gott] und die Liebe zueinander verdient die Seele das göttliche Gut als Erbe. Und ich hinterlasse kein anderes Testament, außer dass ich euch die Liebe zueinander anempfehle, und ich hinterlasse euch mein ganzes Erbe, die Lebensform Christi nämlich, Armut, Leiden und Verachtung." [Angela von Foligno, Das Memorial und die letzten Worte, hrsg. u.. übersetzt von Louise Gnädinger, St. Ottilien 2012, S. 88f.]

Gregor Palamas († 1359) schreibt zum 1. Gebot des Dekalogs:

"Der Herr, dein Gott, ist ein einziger Herr, der im Vater und im Sohn und im Heiligen Geist erkannt wird: im ungezeugten Vater; im gezeugten Sohn - ursprungslos, zeitlos und leidenschaftslos, als dem Wort … Ihn allein sollst du lieben und ihm allein dienen aus all deinem Denken, aus all deinem Herzen und aus all deiner Kraft. Es sollen seine Worte und seine Anordnungen in deinem Herzen sein, um sie zu tun und über sie zu betrachten und zu reden, wenn du sitzt und gehst, ruhst und aufstehst. Du sollst des Herrn, deines Gottes, immerfort gedenken, ihn allein fürchten und ihn nicht vergessen, noch auch seine Gebote. Dann nämlich wird er dir Kraft geben, seinen Willen zu tun. Er verlangt ja nichts anderes von dir, als ihn zu fürchten und zu lieben und auf all seinen Wegen zu wandeln. Er ist dein Ruhm, und er ist dein Gott." [Decalogus christianae legis, in MPG 151, Sp. 1089-94; eigene Übersetzung]


Johannes von Gott († 1550):

Liebt unseren Herrn Jesus Christus über alles auf der Welt, denn, wie viel Ihr ihn auch liebt, ER liebt Euch mehr, ER übertrifft Eure Liebe. Bleibt immer in der Liebe, denn wo keine Liebe herrscht, ist Gott nicht - wenngleich Gott überall ist."

Habt immer die Liebe; sie ist die Mutter aller Tugenden.

Blaise Pascal († 1662):

"Wenn es einen Gott gibt, darf man nur ihn lieben, nicht die vergänglichen Geschöpfe."

Stanislaus Papczyński († 1701):

"1. Der hl. Paulus, der Lehrer der Heiden, hat einen Diener Gottes, der nicht glüht vor echter Liebe, verglichen mit einer gellenden Glocke und einer klirrenden Zimbel. Denn die Erlangung des ewigen Lebens - und der Wert der verdienstvollen Werke - wurzelt in der Liebe. Deshalb sollte ein jeder von euch versuchen für sich selbst diese Liebe zu erlangen, diese äußerst wertvolle Perle, diesen im Acker verborgenen Schatz. Obwohl Liebe eine Gabe Gotte ist, wird sie erlangt und erhalten durch beständiges Gebet und Abtötung. Lasst deshalb alles, was ihr tut, in Liebe getan sein!

2. Die Gebote Gottes und evangelische Räte, die Gesetze der römisch-katholischen Kirche, ihre Vorschriften, Dekrete, Riten, Gewohnheiten, Dogmas, auch diese gegenwärtige Regel (und sollten zu gewisser Zeit weitere Vorschriften erlassen werden) lasst uns sie alle aus Liebe zu Gott einhalten! Das ist es, was (Jesus Christus] der himmlische Gesetzgeber sagte: ‚Jeder, der mich liebt, wird meinem Wort die Treue halten‛ (Joh 14,23) …

3. Aus Liebe zu Gott wirst du jedes gute Werk vollbringen und jedem übel entrinnen; du wirst jede mögliche Tugend üben und jedes Laster und jede Sünde verabscheuen. Aus Liebe zu Gott wirst du willig und tapfer Demütigungen, Kummer, Tadel, Ungerechtigkeiten, Schmähungen, Leiden, Schmerzen, Mangel, Kargheit und andere Situationen wie diese ertragen. Aus Liebe zu Gott wirst du in höchst vollkommener Weise deine übungen, Pflichten, Aufgaben, die dir aufgetragen sind, und was immer deinen Stand und deine Berufung betrifft, erledigen. Du wirst der göttlichen Liebe dein ganzes Leben, die täglichen Verrichtungen und Leiden, und jeden Augenblick, alle Besonderheiten, Umstände und änderungen weihen. Alles Handeln und Leiden, die aus der Unterordnung entspringen, alle Zuversicht und Frömmigkeit sollen für alle Ewigkeit auf dem Altar der Liebe geweiht werden durch ein reines Herz, das verbunden ist mit den Verdiensten Christi unseres Herrn, seiner Unbefleckten Mutter, von allen Heiligen und der ganzen Kirche.

‚Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft‛ (Lukasevangelium 10,27). Das, was die Göttliche Weisheit in beiden (dem Alten und Neuen) Testamenten nahegelegt hat, sollte eure gemeinsame Regel und der sicherste Weg zum Himmel sein." [Stanislaus Papczynski, The rule of life, Documents of Marian History an Spirituality, Stockbridge, MA 1980, S. 12f.; eigene Übersetzung]


3. Liebe und Freundschaft sind ein verdienstlicheres Motiv als die Furcht vor Strafe: Ambrosius (BKV II 396).

Aufforderung zur Treue gegen Gott aus dankbarer Liebe und nicht bloß um des Lohnes willen: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 80-82)

Gott sollen wir lieben um seiner selbst willen, uns aber und den Nächsten nur für Gott: Augustinus von Hippo (BKV VIII 28f.).

Furcht vor der Hölle und G. als Motive im christlichen Leben: Augustinus von Hippo (BKV VIII 276)

Was nur aus Furcht oder einer nur fleischlichen Absicht geschieht, nicht auf die vom Hl. Geist stammende Liebe abzielt, ist noch nicht recht: Augustinus von Hippo (BKV VIII 50f.).

Motive zur G.: Makarios (BKV 33)

Die wirksame G: Armenische Väter (BKV I 257f.)

Augustinus von Hippo(† 430): "Liebe Gott nicht um Lohn, er selbst sei dein Lohn!" [BKV IV 49f.]

Bernhard von Clairvaux († 1153):

"Wahre Liebe ist nicht ohne Lohn, doch sie liebt nicht für Lohn."

"Aus welchem Grund und mit welchem Maß soll man Gott lieben? Ich sage: Der Grund, weshalb wir Gott lieben sollen, ist ganz einfach Gott, und das Maß ist die Maßlosigkeit."

"Gott wird so viel verstanden, wie er geliebt wird."

"Der Liebe Lohn ist: was sie liebt, und dass sie liebt"

Gertrud von Helfta († 1302):

"Gott ist höher und tiefer als alle Erkenntnis, nur die Liebe erreicht ihn."

Camilla Baptista von Varano († 1524):

"Ich will, mein lieber Freund, dass du ein Freund des heiligen Gebets bist, denn sie [Camilla Baptista] trat, um Gott und sich selbst zu erkennen, durch diese Tür. Dieses Beten hat sie zur Vertrautheit mit dem großen und allmächtigen Gott geführt, zu seinen inneren Geheimnissen, zur Ruhe und zum inneren Frieden, zum trauten Umgang mit den engelhaften Geistern, zum zweifelsfreien Glauben an die Dreifaltigkeit und an die Dinge des Himmels, zur festen und sicheren Hoffnung auf Heil, zu einer beständigen Gottesliebe und zur Sehnsucht nach dem Heil des Nächsten …

Du sollst Gott nicht aus Furcht vor Schmerz oder Strafe wie ein Sklave dienen, auch nicht wie eine Dirne für Geld oder Bezahlung, sondern wie ein echter Sohn, wie eine rechtmäßige Braut. Erwidere Gott Liebe mit Liebe, Herz mit Herz, Schmerz mit Schmerz, Blut mit Blut, Tod mit Tod …

Halte das Herz weit offen, werde großzügig und stark, damit darin der König des ewigen Lebens wandeln und umhergehen kann, denn in einem engen Herzen wird und kann Gott nicht wohnen, denn er ist groß und über alle Götter erhaben. (vgl. Ps 99,2) …

Gehe, laufe, fliege auf dem Weg Gottes! Die Tüchtigen gehen, die Weisen laufen, die Liebenden fliegen. Wenn du im Genuss der Majestät Gottes laufen kannst, so gehe nicht, wenn du fliegen kannst, so laufe nicht, denn die Zeit ist kurz und auf dem Weg Gottes ist ein Nicht-vorwärts-Gehen ein Zurück-Gehen …

Tue alles aus Liebe zu Gott und ertrage aus Liebe zu Gott alles Widerwärtige. Aus Liebe zu Gott lies und singe das Offizium, wasche das Geschirr, fege, verrichte die Liebesdienste sowohl an den Gesunden als auch an den Kranken! …

Halte deinen Geist, soweit es deine Gebrechlichkeit erlaubt und soweit es die göttliche Gnade zulässt, fest auf Gott gerichtet! Das ist die nützlichste und notwendigste Sache, die ein Mensch als Diener Gottes tun kann. Das oftmalige An-Gott-Denken erwärmt das Gefühl, erleuchtet den Verstand und ist ein Zaum gegen die lässlichen Sünden, sowie ein Besen für

die Laster und eine nicht bedachte Vorbereitung für das fromme Gebet." [Unterweisung an den Schüler, in: Es begann mit einer Träne … Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC, hrsg. v. Gottfried Egger, Heiligenkreuz im Wienerwald 2012, S. 240ff.]

Angelus Silesius († 1677):

Die Seele ergibt sich der ewigen Liebe

Liebe, die du mich zum Bilde

Deiner Gottheit hast gemacht,

Liebe, die du mich so milde

Nach dem Fall hast wieder bracht.

Liebe, dir ergeb' ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du mich erkoren,

Eh als ich geschaffen war,

Liebe, die du Mensch geboren

Und mir gleich wardst ganz und

Liebe, dir ergab ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die für mich gelitten

Und gestorben in der Zeit,

Liebe, die mir hat erstritten

Ew'ge Lust und Seligkeit.

Liebe, dir ergeb' ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich hat gebunden

An ihr Joch mit Leib und Sinn,

Liebe, die mich überwunden

Und mein Herze hat dahin,

Liebe, dir ergeb' ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich ewig liebet,

Die für meine Seele bitt,

Liebe, die das Lösgeld gibet

Und mich kräftiglich vertritt.

Liebe, dir ergeb` ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich wird erwecken

Aus dem Grab der Sterblichkeit,

Liebe, die mich wird umstecken

Mit dem Laub der Herrlichkeit,

Liebe, dir ergeb' ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

[Wolf Brixner, Die Mystiker. Leben und Werk. Weltbild Verlag, Augsburg 1987, S. 442f.]

Bruder Lorenz († 1691): "Um zu Gott zu kommen, braucht man weder Klugheit noch Wissenschaft, sondern nur ein Herz, das entschlossen ist, sich um nichts zu kümmern als um ihn und nichts zu lieben außer ihm."

Bekenntnis der hl. Maria Maria Kreszentia Höß († 1744):

Mein Gott, ich liebe dich einzig, weil du bist, und weil du bist das allerhöchste und unendliche Gut. Ich freue mich aufs Höchste, dass ich nichts, du aber alles bist! …

Mein Leben ist Lieben, mein Lieben ist Leiden; denn die Liebe ist keine wahre Liebe, wenn sie nicht gekreuzigt ist. Verfolgen mich auch alle Teufel und alle Menschen und peinigen sie mich auf alle erdenkliche Weise, so wird alles dies nichts anderes sein als ein öl, wodurch das Feuer meiner Liebe in noch größeren Flammen brennen wird. Ich könnte es nicht haben, wenn in meinem Herzen etwas anderes wäre als deine Liebe, mein Gott! Alles äußerliche, so groß es immer sein mag, ist mir nichts, du allein bist mir alles. Ich verlange keine andere Vergeltung für meine Liebe als noch größere Liebe. O göttliche Liebe, ich unterliege der süßen Gewalt, ich kann nicht weiter, mein armes Herz ist zu klein! O großer Gott, liebe du dich selbst statt meiner, wie du es unendlich würdig bist.

[J. Gatz, Leben der sel. Crescentia von Kaufbeuren (1682-1744), München 1930, 31978, S. 63]

Johannes B. Maria Vianney († 1895):

"Solange ihr eueren Gott nicht liebt, werdet ihr nie zufrieden sein. Alles wird euch bedrücken, alles wird euch langweilen."

"Außerhalb Gottes ist nichts von Dauer, nichts, nichts! Das Leben - es vergeht; das Glück - es zerbricht; unser Ansehen - es wird untergraben. Unser Leben vergeht in Windeseile."

"Das einzige das wir auf Erden haben, ist, Gott zu lieben und zu wissen, dass Gott uns liebt."

"Da der Mensch geschaffen ist, um Gott zu lieben, kann er sein Glück nirgendwo finden als nur in Gott."

"Sucht nicht allen zu gefallen. Sucht nicht einigen zu gefallen. Sucht Gott zu gefallen!"

Rosa Flesch († 1906):

"Alles tun aus Liebe zu Gott, für Gott, mit Gott, um zu Gott zu kommen".

Das "Lebensprogramm" von Ulrika Nisch († 1913) war ein Leben in Liebe zu Gott und zum Nächsten:

"Ich will ganz Liebe sein, ganz Deine Braut, die nur den Bräutigam kennt und sonst gar nichts verlangt. Bei jedem Wort und Werk soll Deine Ehre gefördert werden, und bei allem, was ich tue, lass mich an die Liebe denken. Ein jeder Pulsschlag und Gedanke soll Dir zuliebe geschehen."

"Ich will eine Liebe gegen alle haben, die allen alles wird und alle erbaut."

"Kein Maß kennt die Liebe, und wir wollen doch nur in der Liebe und für die Liebe alles leiden und arbeiten."

Columba Marmion († 1923):

"Wir müssen uns … bemühen, dahin zu gelangen, das wir alles nur zur Ehre Gottes tun, um ihm zu gefallen und ihm Freude zu bereiten, auf dass nach den Worten des Herrn ‚der Name des Vaters im Himmel geheiligt werde, dass sein Reich zu uns komme und sein Wille geschehe‛. Eine Seele, die solcherart ganz auf Gott gerichtet ist, wird immer mehr entflammt von Liebe; denn mit jedem Schritt dringt sie tiefer in die göttliche Liebe ein, weil sie nur aus Liebe handelt. Die Liebe wird dann zum Schwergewicht, das die Seele mit ständig wachsender Gewalt zur selbstlosen Treue im Dienst Gottes fortreißt." (vgl. Augustinus von Hippo, conf. 1,13,9) [Abt D. Columba Marmion OSB, Christus das Leben der Seele, übertr. v. M. Benedicta v. Spiegel OSB, 4,5 1931, S. 268]

Fidelis Weiß (†1923):

" Nichts ehrt Gott soviel, als wenn man recht auf ihn vertraut! Wenn nur Du geliebt und verherrlicht wirst! Das ist mein ganzer Himmel."

"Man nähert sich Gott nur so weit, als man sich losschält von den Geschöpfen."

"Die Nächstenliebe steht so hoch wie die Gottesliebe; denn Gott im Nächsten lieben heißt doch Gott selbst lieben."

"Es gibt keine größere Seligkeit, als im Vergessen alles Geschaffenen an Gott zu denken, mit ihm zu verkehren, in ihm zu ruhen, ihn zu lieben und für ihn zu leiden."

[M. Angela Mayer, Gottes Liebe ist mein Glück. Schwester Maria Fidelis Weiß Franziskanerin von Kloster Reutberg. Ein Lebensbild zum 100. Geburtstag. Kempten 1882 - Reutberg 1923, Selbstverlag Reutberg 1982]

4. Die Gottesliebe richtet viel mehr aus als jede andere Liebe: Origenes (BKV I 181).

Gottesliebe verlacht Feuer, Ketten, Armut, Krankheit usw.: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 168f.).

Die unbeschreiblich süße Freude der reinen G.: Johannes Chrystomus (BKV VI 175f.)

Unsere Gottesliebe ist nicht Grund; sondern Wirkung der Liebe Gottes zu uns: Augustinus von Hippo (BKV VI 126. 238f.).

Die rechte übung des kirchlichen Hirtenamtes als Erweis der Liebe zu Christus: Augustinus von Hippo (BKV VI 374)

Die Gottesliebe drängt uns, auch die Mitmenschen zur Gottesliebe zu führen: Augustinus von Hippo (BKV VIII 36f.).

Die rechte Gottesliebe gibt Kraft zum Schwersten: Theodor von Cyrene (BKV I 179-97).

Rechte G.ottesliebe macht Kampf und Leiden leicht: Makarios (BKV 50. 378. 384-86).

Verschiedene Stufen und Auswirkungen der G.: Makarios (BKV 167f.)

Wer die vollkommene Gottesliebe hat, ist gefesselt von der Gnade (Makarios BKV 221) und sicher vor Sünde (ebda. 238f.).


Augustinus von Hippo († 439): "Ist das nicht schon allein große Pein, dich nicht zu lieben?" [BKV VII 4]

Leo († 461): "Eine fromme und reine Seele erfüllt der Besitz des Herrn mit solcher Freude, dass sie nur in ihm ihre Wonne sucht." [BKV II 284]

Isaak der Syrer († um 700): "Der Aufstieg zur Gottesliebe:

Glauben ist das Tor zu den Mysterien. Was die leiblichen Augen sind für die Sinnendinge, das ist der Glaube für die verborgenen Dinge …

Als Gnade nach der Gnade wurde den Menschen nach der Taufe die Umkehr geschenkt. Denn die Umkehr ist eine zweite Wiedergeburt aus Gott. Und das, wovon wir durch die Taufe kraft des Glaubens ein Angeld empfangen hatten, empfangen wir jetzt kraft der Umkehr als Geschenk der Gnade … Die Umkehr ist die zweite Gnadengabe, und sie wird im Herzen geboren kraft des Glaubens und der Furcht, denn die Furcht ist die väterliche Rute, die uns lenkt, bis wir hingelangen zum Paradies der guten Dinge, dem geistigen, und wenn wir dort angelangt sind, verlässt sie uns und kehrt um.

Das Paradies ist die Gottesliebe, worin die Wonne aller Seligkeit ist. Solange wir nicht die Liebe gefunden haben, vollzieht sich unser Werk im Land der Dornen. Wir säen und ernten inmitten der Dornen, selbst wenn unser Same zu einem Samen der Gerechtigkeit wird, und zu jeder Stunde werden wir gestochen von ihnen. Und wie gerecht wir auch werden mögen, wir fristen unser Dasein im Schweiß unseres Angesichts.

Doch wenn wir die Gottesliebe finden, werden wir ernährt mit himmlischem Brot und gestärkt ohne Werke und Mühen. Das himmlische Brot ist der Herr selbst, der herabkam aus dem Himmel und der Welt das Leben schenkte. Dies ist die Nahrung der Engel. Derjenige, der die Gottesliebe gefunden hat, isst Christus jeden Tag und zu jeder Stunde und wird davon unsterblich …

Leben aus Gott erntet mithin jener, der in der Liebe lebt, und während er noch in dieser Welt weilt, atmet er schon jene Luft der Auferstehung, an der sich die Gerechten bei der Auferstehung erfreuen werden … Dies ist ‚der Wein, der das Herz des Menschen erfreut‛ (Ps 103,15). Selig, wer von diesem Wein trinkt! Zügellose tranken davon und wurden sittsam. Sünder tranken davon und vergaßen die Pfade des Unrechts. Trunkenbolde tranken davon und wurden nüchtern. Reiche tranken davon und begehrten die Armut. Armen tranken davon und wurden reich an Hoffnung. Schwache tranken davon und wurden stark. Unwissende tranken davon und wurden Weise.

So wie es unmöglich ist, das große Meer zu überqueren ohne Schiff, so auch vermag keiner hinüberzugelangen zur Liebe ohne die Furcht. Das stinkende Meer, das uns trennt vom geistigen Paradies, können wir nur überqueren mit dem Boot der Umkehr, das als Ruderer die Furcht hat. Wenn aber diese Ruderer der Furcht das Boot der Umkehr, mit dem wir das Meer dieser Welt überqueren zu Gott, nicht richtig steuern, werden wir untergehen im stinkenden Meer. Die Umkehr ist das Boot, die Furcht ist der Steuermann, und die Liebe ist der göttliche Hafen … Wenn wir zur Liebe gelangen, sind wir zu Gott gelangt, und unser Weg ist vollendet. Wir sind auf der Insel gelandet, die jenseits ist von dieser Welt, wo der Vater ist und der Sohn und der Heilige Geist."

[s33939bc9149089cf.jimcontent.com/download/version (23.09.2019)]

Bonaventura († 1274): "Wegen dieser drei Dinge hat Gott die vernünftige Seele geschaffen:

Dass sie Ihn lobe, dass sie Ihm diene, dass sie an Ihm sich erfreue und in Ihm ruhe; und das geschieht durch die Liebe, denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm."

„Meister” Eckart († 1327):

"Der wahrhaft Liebende liebt Gott in allem und findet Gott in allem."

Jan van Ruysbroek († 1382):

"Durch jedes gute Werk, sei es auch noch so klein, das mit Liebe und aufrichtigem, schlichtem Gedanken Gott dargebracht wird, gewinnt man eine größere ähnlichkeit und ewiges Leben in Gott."
"Der Liebende, der gerecht und innerlich ist, den will Gott aus freien Stücken erwählen und erhöhen zu einem überwesentlichen Schauen im göttlichen Lichte […] Mit Kenntnissen und Scharfsinn oder mit irgendwelchen Andachtsübungen kann dazu aber niemand gelangen."

Franz von Paola († 1507): "Wer Gott liebt, dem ist alles möglich."

Angelus Silesius († 1677):

"Mensch, in das, was du liebst, wirst du verwandelt werden,

Gott wirst du, liebst du Gott, und Erde, liebst du Erden."

Franz Reinisch († 1942):

"Wir vermögen die Welt aus der Liebe zu Gott aus den Angeln zu heben."

P. Engelmar Unzeitig († 1945):

"Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh. Es ist wirklich in keines Herz gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Freilich trifft auch sie die raue Diesseitswirklichkeit mit all dem Hasten und Jagen und mit dem ungestümen Wünschen und Fordern, mit ihrer Zwietracht und mit ihrem Hass wie ein beißender Frost, aber die Strahlen der wärmenden Sonne der Liebe des allgütigen Vaters sind doch stärker und werden triumphieren, denn unsterblich ist das Gute und der Sieg muss Gottes bleiben, wenn es uns auch manchmal nutzlos erscheint, die Liebe zu verbreiten in der Welt." (9. Juli 1944) [Pater Andreas Rohring CMM (Hrsg.), Worte der Freiheit / Briefe aus der Haft: Pater Engelmar Unzeitig (1911-1945), München 2011]

5. Was Gott getan hat, um uns an sich zu ziehen: Johannes „Chrysostomus” (BKV V 79f. 81f.)

Gott ist das Zielgut unserer Liebe: Augustinus von Hippo (BKV II 75-77).

Wie die sehnsüchtige G. den Menschen zu Christus zieht: Augustinus von Hippo (BKV V 31f.)

Die liebende Sehnsucht nach der ewigen Vereinigung mit Gott: Augustinus von Hippo (BKV V 103-05. 121. 135. 193f.)

Was liebe ich, wenn ich Gott liebe? Augustinus von Hippo (BKV VII 220f.)

Gott will geliebt werden, nicht als ob er Nutzen davon hätte, sondern um sich uns ewig schenken zu können: Augustinus von Hippo (BKV VIII 36)

Wir sollen Gott lieben mit der Liebe, die er uns selbst eingegossen hat: Augustinus von Hippo (BKV VIII 462).

Gott will mehr geliebt als gefürchtet sein: Petrus „Chrysologus” (BKV 35. 207. 317).

Die G. verlangt Gott zu schauen: Petrus „Chrysologus” (BKV 338f.).

Wir können den Zauber der Weltdinge nicht leicht von uns weisen, "wenn wir nicht in der Schönheit dieser Welt mehr den Schöpfer als das Geschöpf lieben": Leo (BKV II 275f.).

Augustinus von Hippo († 430): "Du hast uns auf dich hin geschaffen und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir." [BKV VII 1]

"Du bist mein Licht, bist der Gegenstand meiner Freude, meiner Liebe und meines Verlangens, und nur in dir will ich dir und mir gefallen." (BKV VII 216)

Petrus „Chrysologus” († 450): "Lieben kann nicht, wer übermäßig fürchtet." [BKV 226]

Gott "wollte, dass das ganze Herz, die ganze Seele, die ganze Kraft des Menschen so von G. erfüllt würden, dass der irdische Mensch nichts habe, was diese Liebe verletze. "[BKV 338]

Eustochia Smeraldo Calfato († 1485):

"Der Herr will mit reinem Herzen geliebt werden; er verdient es geliebt zu werden, ohne dass wir uns um unseren Nutzen kümmern, sondern um die Ehre Gottes und um den Nutzen der Seelen. Alles, was ihr tut, tut es allein aus Liebe und kümmert euch dabei um kein Verdienst! … Denn nichts ist vor Gott angenehmer, da er es schätzt, dass, was jemand macht und denkt, nur aus Liebe zu ihm geschieht und nicht um eines Verdienstes willen, nicht um dafür Ehre zu ernten und nicht aus Furcht vor der Hölle!" [Francesco Terrizzi S. J., Il libro della passione, scritto dalla beata Eustochia Calafato Clarissa messinense, Messina 1975, S. 63f.; eigene Übersetzung]


Maria Angela Astorch († 1665):"Regel und Konstitutionen der göttlichen Liebe für den, der sie einhalten will".

"1. Dem göttlichen Ruf entsprechen, indem man sich mit Entschlossenheit auf den Weg der Nachfolge Christi begibt.

2. Für ihn sein Land und seine Verwandten verlassen, wie Abraham (Gen 12,1), was bedeutet: auszuziehen aus sich selbst und den eigenen selbstsüchtigen Wünschen, sich Gott übergeben, ohne Trost oder seine bange Sorge zu bedenken, ob man auserwählt oder verworfen ist …; und das mit Liebe und aus Liebe, und nicht aus Eigennutz, zufrieden seinen Geliebten aus ganzem Herzen zu besitzen.

3. In die innere Einsamkeit eintreten, losgelöst von allem Eigenen, um völlig in der göttlichen Liebe zu sein.

4. Wenn die Seele sich schon in solch bewundernswerter Einsamkeit befindet, in sein Innerstes eintreten (in seine Tiefe). Und der Herr wird ihr jene heilige Ruhe vermitteln, in der sie, eingehüllt in seine Göttlichkeit, seine ewige Güte genießt, eingesenkt in die Unermesslichkeit, der göttlichen Allmacht übergeben …

5. Das ist der Zeitpunkt der völligen Hingabe an die tiefste Liebe: ‚Gib mir alles, was ich dir gegeben habe!‛ Dies erfordert eine beständige innere und äußere Entsagung; empfinden und suchen nach dem Willen Gottes.

6. Das einzige Ziel all ihrer Handlungen ist die Liebe zum geliebten Gemahl. Wenn sie betet, soll es aus Liebe zum Herrn sein. Wenn sie die Kommunion empfängt, wenn sie das Schweigen einhält, wenn sie das Stundengebet betet, soll es aus derselben Liebe heraus geschehen und weil der Herr es gerne hört. Dasselbe soll geschehen bei der Ausübung der Tugenden: Sie soll die Armut aus Liebe ertragen; aus Liebe demütig sein; und weil sie liebte, wurde sie demütig und arm in derselben Liebe … Der Henker und der Tyrann, welche Christus den Tod brachten, war die Liebe.

7. So als [gilt es], die täglichen Gewohnheiten einzuhalten, am Tod teilzuhaben und die Wunden zu lieben, die die Liebe in derselben Liebe geschlagen hat, und dabei und immer wieder den Gemahl am Kreuz hängend sehen und die Aufmerksamkeit dieser Liebe mitten im Herzen Christi entdecken.

Abschließend [möchte ich sagen]: Wie reich ist die Seele, die mit Christus vermählt ist, der eine so große Glückseligkeit und ein solch liebliches Schicksal zuteil wird, von diesem göttlichen Feuer entzündet und in den Händen der Liebe Gottes zu sterben!"

[eigene Übersetzung aus d. Portug.]

6. Wegen der L. zu Gott und zum Nächsten bedürfen wir nicht des Gesetzes als unseres Erziehers: Irenäus von Lyon (BKV II 645f.).

Nächstenliebe kann nur darin bestehen, dass wir nach Kräften dem Nächsten die Liebe zu Gott ans Herz legen: Augustinus von Hippo (BKV II 77).

Die wesentliche Verbindung der G. mit der Nächstenliebe: Augustinus von Hippo (BKV VI 53f. 131. 145f.)

Gott sollen wir lieben um seiner selbst willen, uns aber und den Nächsten nur für Gott: Augustinus von Hippo (BKV VIII 28f.).

G. ist der Weltliebe entgegengesetzt: Augustinus von Hippo (BKV VI 94).

Liebe zu Gott: der Frommen, zu sich selbst: der Gottlosen: Augustinus von Hippo (BKV II 331. 357f.)

Ohne G: kann es keine wahre Nächstenliebe geben: Makarios (BKV 376f.).

G. bis zur Selbstverachtung hat den Gottesstaat gegründet, Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes den Weltstaat: Augustinus von Hippo (BKV II 357f.).

Die vollkommene G. setzt unbedingte Weltverachtung voraus: Makarios (BKV 79-82).


Augustinus von Hippo († 430): "Selig, wer dich [Gott] liebt und den Freund in dir und den Feind um deinetwillen!" [BKV VII 68. vgl. 71-73]

"Auf eine gewisse unaussprechliche Weise liebt, wer sich, nicht Gott, liebt, [auch] sich selbst nicht; und wer Gott, nicht sich, liebt, der liebt sich selbst." [BKV VI 376]

Leo († 461): "Unsere vernunftbegabte Seele, die nicht ohne Liebe sein kann, liebt entweder Gott oder die Welt. Wenn sie Gott liebt, ist nichts zu viel, wenn sie aber in der Weltliebe aufgeht, ist alles von übel:" [BKV II 275]

Weise "ziehen den Willen Gottes ihrem eigenen vor und lieben sich um so mehr, je mehr sie aus Liebe zu Gott von ihrer Selbstliebe lassen." [BKV II 188]

"Die höchste Stufe aller Tugenden und die vollkommenste Gerechtigkeit erreicht man durch die Liebe zu Gott und zum Nächsten." [BKV II 255]

Unsere "Seele, die nicht ohne Liebe sein kann, liebt entweder Gott oder die Welt."

In dilectione Dei nulla nimia, in dilectione autem mundi cuncta sunt noxia" [BKV II 275]


Diadochus von Photike († vor 486):

"Wer sich selbst gern hat, kann Gott nicht lieben. Doch wer sich um des überströmenden Reichtums der Liebe Gottes selbst nicht gern hat, der liebt Gott. Gerade deshalb sucht ein solcher nie seine eigene Ehre, sondern die Ehre Gottes. Denn wer sich selbst gern hat, sucht seine eigene Ehre; wer aber Gott gern hat, liebt die Ehre dessen, der ihn erschaffen hat. Es ist nämlich einer empfindsamen und Gott liebenden Seele eigen, in allen Geboten, die sie erfüllt, stets die Ehre Gottes zu suchen, doch sich an der Verdemütigung ihrer selbst zu erfreuen. Denn Gott gebührt die Ehre aufgrund seiner Herrlichkeit, doch dem Menschen die Verdemütigung, damit wir durch sie zu Vertrauten Gottes werden."

- "Wenn jemand beginnt, die Liehe Gottes reichlich zu erfahren, dann fängt er an, in der Erfahrung des Geistes auch den Nächsten zu lieben. Denn dies ist die Liebe, von der alle heiligen Schriften sprechen. Die fleischliche Zuneigung nämlich kommt sehr leicht zur Auflösung, nachdem ein geringfügiger Grund gefunden ist. Sie ist ja nicht mit der Erfahrung des Geistes gebunden. Sollte sich aber bei der Seele, die von Gott bewegt wird, eine gewisse Erbitterung eingestellt haben, so wird bei ihr das Band der Liebe nicht gelöst. Denn indem sie sich durch die Glut der Gottesliebe wieder neu belebt, ruft sie sich so schnell wie möglich wieder zum Guten zurück und nimmt mit großer Freude die Liebe des Nächsten entgegen, selbst wenn sie von ihm äußerst hochmütig behandelt und geschädigt wurde. Denn in der Süßigkeit Gottes verzehrt sie ganz und gar die Bitternis des Streites." [Diadochos von Photike, Philokalie, der heiligen Väter Nüchternheit, Bd.1, Würzburg 2 2007, S. 387-451]

Aus dem Werk Capita de caritate, von Maximus „dem Bekenner” († 662) das 4 mal 100 asketisch-mystische Sentenzen enthält:

"Wer Gott liebt, kann nicht anders als seinen Nächsten wie sich selbst lieben."

"‚Wer mich liebt‛ sagt der Herr, ‚wird meine Gebote halten‛ (Joh 14,15). ‚Das ist aber mein Gebot, das ihr einander liebt‛ (Joh 15,12). Wer also den Nächsten nicht liebt, hält nicht sein Gebot. Und wer nicht dies Gebot hält, kann auch den Herrn nicht lieben."

"Selig ein Mensch, der jeden Menschen gleich lieben kann."

"Wer die Liebe erworben hat, hat Gott selbst erworben; denn Gott ist die Liebe." [S. P.N. Maximi abbatis capita de charitate, MPG 90, Sp. 960-1080; eigene Übersetzung]

Der Weg, Liebe zu erlangen gemäß Katharina von Siena († 1380):

Aber Ihr werdet mir sagen: Da ich die Liebe nicht habe und ohne Liebe es nicht vollbringen kann, wie kann ich sie erlangen? Ich sage es Euch. Ich sage Euch, dass Liebe sich nur mit Liebe erlangen lässt. So muss also zuerst lieben, wer Liebe will, das heißt, er muss den Willen zu lieben haben. Hat er diesen Willen, muss er das Auge der Erkenntnis öffnen, um zu sehen, wo und wie man diese Liebe findet. In sich selbst wird er sie finden. Wie denn? Sich selbst als Nichts erkennend. Erkennt er sich in sich selbst als nicht seiend, weist er sein Sein Gott zu und erkennt es als von ihm herstammend, desgleichen jede Gnade, die sich auf dieses Sein gründet, nämlich die Gnadengaben und die geistlichen wie zeitlichen Gaben, die Gott uns verleiht. Wenn wir nicht sind, können wir aber keinerlei Gnade erhalten. So aber bekommt man alles - und man entdeckt, dass man es schon hat - durch die unschätzbare Güte und Liebe Gottes.

Hat die Seele in sich so große Güte von Seiten ihres Schöpfers gesehen und gefunden, erhebt sie sich und weitet sich zu solcher Liebe und solchem Verlangen, dass sie sich, die Welt und all ihre Lustbarkeiten verachtet und demgegenüber insgesamt Missfallen zeigt. Ich verwundere mich weiter nicht, denn jene Güte ist die Ursache der Liebe, und wenn der Mensch sich geliebt sieht, liebt er alsbald auch. Nun da er liebt, wählt er eher den Tod, als den zu beleidigen, den er liebt. Er nährt sich im Feuer der Liebe, weil er sich so sehr geliebt sah, während er sich als den Acker und jenen Fels erkannte, in dem das Banner des heiligsten Kreuzes aufgepflanzt wurde. Denn Ihr wisst wohl, dass weder Erde noch Fels das Kreuz gehalten, weder Nagel noch Kreuz das Wort des eingeborenen Sohnes getragen hatten, wenn die Liebe es nicht festgehalten hätte. Die Liebe, die Gott zu unserer Seele empfand, war jener Fels und jene Nägel, die es hielten.

Nun, dies ist der Weg, zur Liebe zu gelangen. Da wir den Ort fanden, wo die Liebe weilt, in welcher Weise nun sollen wir sie lieben? … Ihr Weg - den sie uns weist, dem wir folgen müssen, wollen wir im Lichte gehen und das Leben der Gnade empfangen - ist, durch Mühsal, durch Schmähungen, Spott, Qual und Beschimpfungen und Verfolgungen zu gehen. Durch diese Mühsal wird man dem gekreuzigten Christus gleichgestaltet. Er war jenes unbefleckte Lamm, das die Reichtümer und Gewalten der Welt verachtete und, obschon er Gott und Mensch war, als unsere Regel und unser Weg, die er uns lehrte, sich zum Beobachter des Gesetzes und nicht zum übertreter machte. …

Ich behaupte, dass die Seele, die in der Hingabe an Christus den Gekreuzigten die Liebe fand, sich schämte, ihm auf einem anderen Wege zu folgen, denn durch Christus, den Gekreuzigten. Er will keine Vergnügungen, weder Standesehren noch Pracht, vielmehr will er in diesem Leben Fremdling und Wanderer bleiben, nur darauf bedacht, sein Ziel zu erlangen. Weder durch Wohlstand, den er auf dem Weg finden konnte, noch durch Widerwärtigkeit verlangsamt er sein Gehen; so ist er ein guter Pilger. Er geht kräftig ausschreitend aus Liebe und Zuneigung zu dem, der ihm sein Ziel setzte und das zu erreichen, er sich bemüht.

[L. Gnädinger (Hrsg.), Caterina von Siena, Olten-Freiburg 1980, S. 54-56]

Antonius Maria Zaccaria († 1539):

"Gott wird dein Geliebter und Sohn und Vater und Mutter zusammen. Er sucht dich, ruft dich an und lädt dich ständig ein. Unselig, die ihn verlassen, und selig, die sich im Abgrund dieser ewigen Süße befinden!"

"Oh, große Güte; oh, unschätzbare Nächstenliebe! Gott macht sich zum Menschen! Und warum? Um den Menschen zu Gott zurückzuführen, ihn den Weg zu lehren und ihm Licht zu geben."

"Das Mittel, um die Liebe zu Gott zu erlangen, ist die Liebe zum Nächsten."

"Gott hat uns ein Gesetz der Liebe gegeben, nicht der Angst, der Freiheit des Geistes, nicht der Knechtschaft; und ein Gesetz, das unseren Herzen innewohnt und das jeder Mensch für sich selbst erkennen kann. Es ist also nicht nötig, den Nächsten zu befragen: Befrage dein Herz, und er wird es dir antworten!" [Sant'Antonio Maria Zaccaria - Preghiere a Gesù e Maria http://www.preghiereagesuemaria.it/santiebeati/sant'antonio maria… (16.11.20199; eigene Übersetzung]

P. Rupert Mayer († 1945):

Die Liebe zu Gott ist eine größere Wirklichkeit als die Liebe zwischen zwei Menschen, und wenn es die edelste wäre, ja sein könnte. Nur wird sie einem nicht einfach in den Schoß gelegt. Das muss man sich erringen wie alles, was mit dem Himmel zusammenhängt. … ‚Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt gebrauchen, reißen es an sich [Mt 11,12]. Mit dem Himmelreich auch die Liebe. Und mit der Liebe auch die Gegenliebe. Da muss man viel beten, ausdauernd und hartnäckig.

[M. I. Grassl, Pater Rupert Mayer / in Selbstzeugnissen, München 1984]


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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 07.08.2025

korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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